GEW: „Digitale Spaltung zwischen Schulen überwinden“

Bildungsgewerkschaft zur Studie „Digitalisierung im Schulsystem 2021“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt eine Strategie- und Qualitätsoffensive für Medienkompetenz an den Schulen an. „Nach dem Digitalisierungsschub durch die Coronakrise brauchen die Schulen dringend mehr zeitliche und personelle Ressourcen, um gute Rahmenkonzepte für eine digitale Lehr- und Lernstrategie zu entwickeln und diese auch umzusetzen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, mit Blick auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie „Digitalisierung im Schulsystem 2021“. Sonst drohe die Weiterentwicklung der Medienkompetenz der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler „im Technikstress unterzugehen“.

Offensive für mehr Medienkompetenz nötig

„Wir dürfen die Digitalisierung an der Schule nicht auf Ausstattungsfragen reduzieren. Drei Balken im W-LAN-Symbol bedeuten nicht automatisch gute Bildung“, betonte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung. Er machte deutlich, dass digitale Ausstattung und Infrastruktur wichtig seien, weil sie die Grundlage bilden, damit alle Schulen digitale Tools und Technik gleichberechtigt nutzen können. „Digitalisierung an Schulen ist aber eben auch eine Qualitäts- und Zeitfrage. Der pädagogisch-sinnvolle Einsatz digitaler Technik und Formate im Unterricht erfordert Zeit sowie Ressourcen für Fort- und Weiterbildung ebenso wie für die Anpassung analoger an digitale Formate, wenn dies möglich ist. Lehrkräfte dürfen nicht mit zusätzlichen IT-Aufgaben belastet werden, sondern sollen sich in ihrer Arbeitszeit auf den Lehrberuf konzentrieren können“, sagte Becker. Die Digitalpaktmittel für IT-Administratorinnen und -Administratoren müssten endlich an den Schulen ankommen.

Digitale Kluft zwischen den Schulen

„Die Untersuchung zeigt die große digitale Kluft zwischen den Schulen in Deutschland“, unterstrichen Studienleiter Frank Mußmann und Co-Autor Thomas Hardwig, Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen. „Die Unterschiede zwischen digitalen Vorreiter- und Nachzügler-Schulen beim Lehren und Lernen mit digitalen Medien und Tools sowie der digitalen Infrastruktur sind gewaltig. Diese Spaltung ist besorgniserregend, denn die empirischen Ergebnisse der Studie machen deutlich: Medienkompetenzen entwickeln sich bei Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern dann besonders gut, wenn es praxistaugliche Medien und Techniken gibt und diese in eine entwickelte digitale Schulstrategie eingebettet sind.“

Zusätzliche Kapazitäten schaffen

Diese Strategie erfordere zeitliche Kapazitäten und personelle Ressourcen der Schulen, sagte Mußmann. Genau hier gebe es jedoch ein Problem: „Die Lehrkräfte arbeiten am Limit. Ihre Belastung war auch während der Ad-hoc Digitalisierung in der Pandemie sehr hoch und hat die ohnehin angespannte Arbeitssituation an Schulen sowie die Entgrenzungserfahrungen der Lehrkräfte noch einmal verschärft“, hob der Studienleiter hervor. „Ausgelöst durch Coronakrise und Digitalisierungsschub ist die wöchentliche Arbeitszeit der Lehrkräfte um rund 30 bis 60 Minuten gestiegen. Dabei überschritt die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit der Lehrkräfte schon vor der Pandemie die Normarbeitszeit deutlich. Von einem Viertel sehr stark belasteter Lehrkräfte wird sogar die gesetzliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden in der Woche überschritten. Das ist eine sehr hohe Arbeitsbelastung und gefährdet die Gesundheit.“

Mehr institutionelle Unterstützung

Lehrkräfte und Schulen hätten während der Coronakrise vielfach in Eigeninitiative pragmatische Lösungen gefunden, um digitale Medien und Techniken einzusetzen sowie digitale Lehr- und Lernkonzepte zu entwickeln und mit diesen zu arbeiten, hob Mußmann hervor. Seit der Pandemie würden digitale Medien häufiger genutzt als in der Vor-Corona-Zeit, Lehrkräfte hätten ihre digitalen Kompetenzen an gestiegene Anforderungen angepasst. Der Studienleiter bemängelte aber die meist unzureichende institutionelle Unterstützung. „Eine fehlende systematische Schulentwicklung gefährdet die Zukunft der Digitalisierung“, sagte er.

Nachzügler Schulen im „Technikstress“

An den so genannten digitalen Nachzügler-Schulen sei der „Technikstress“ besonders hoch. An den gut ausgestatteten digitalen Vorreiter-Schulen, an denen die Rahmenkonzepte weit entwickelt sind, litten die Lehrkräfte weniger unter diesem Stress, seien zufriedener mit ihrer Arbeit und hätten insgesamt bessere berufliche Chancen. „Die digitale Spaltung zwischen Vorreiter- und Nachzügler Schulen muss überwunden werden. Die Möglichkeiten der Lehrkräfte, einen zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Medien und Techniken umzusetzen, sind extrem ungleich verteilt. Das wirkt sich auch negativ auf die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler aus. Die Folge: Die soziale Spaltung in der Gesellschaft vertieft sich“, sagte Bensinger-Stolze. „Das akzeptieren wir nicht.“

Partizipation und Medienmündigkeit im Zentrum

Becker forderte ein Umdenken in der Digitalisierungsstrategie: „Wir brauchen eine Strategieoffensive, die die Kompetenzentwicklung im Sinne von Partizipation und Medienmündigkeit ins Zentrum stellt – und Digitalisierung nicht als Selbstzweck sieht. Medienkompetenz ist ein wesentlicher Schlüssel zu politischer, kultureller und gleichberechtigter Teilhabe der Menschen an der Gesellschaft im digitalen Zeitalter.“

Lehrkräfte in allen Bundesländnern befragt

Info: In der Studie „Digitalisierung im Schulsystem 2021. Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Rahmenbedingungen und Perspektiven von Lehrkräften in Deutschland“ wurden im Januar und Februar 2021 Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II aus allen Bundesländern befragt. Die Studie erlaubt bundesweit repräsentative Befunde. Sie wurde an der Georg-August-Universität in Göttingen unter der Leitung von Dr. Frank Mußmann, Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften, in Zusammenarbeit mit dem Umfragezentrum Bonn durchgeführt. Das Konsortium hat untersucht, wie Schulen und Lehrkräfte auf die Herausforderungen der Digitalisierung in Pandemie-Zeiten reagieren, wie sich ihre Arbeit, ihre Arbeitszeit und ihre Belastungen verändert haben und welche Chancen und Risiken digitale Arbeitsformen für die Lehrkräfte bergen. Die Studie zeigt zudem zentrale Entwicklungs- und Gestaltungsbedarfe auf und gibt Empfehlungen für die Zukunft.




Bilderbuchkino: Herr Rock, eine Burg und ein überraschendes Happy End

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Der Künstler und Illustrator Boris Zatko hat sein Bilderbuch verfilmt – Hier das Video

Boris Zatkos Bilderbuch „Die Festung des Herrn Rock“ ist ein lustiges und bezauberndes Plädoyer für eine bunte, lebendige Gesellschaft. Dabei will Herr Rock doch endlich einmal seine Ruhe haben. Darum beschließt er, sich eine eigene Burg mit dicken Wänden zu bauen. Das kann er natürlich nicht alleine. So holt er sich notgedrungen Hilfe von Frau Tasar, der Architektin, die ihm zu großen Fenstern rät, Herrn Batir, dem Bauunternehmer, der ihm bunte Farben für die Wände vorschlägt und vielen anderen. Am Ende kommt alles anders, als es sich Herr Rock ausgedacht hatte.

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Der Schweizer Künstler, Autor und Illustrator hat sein Bilderbuch nun selbst „verfilmt“. Der richtige Ort dafür ist selbstverständlich die Ruine einer mittelalterlichen Burg, genauer auf der Burg Pfeffingen im Baselland. Hier liest er seine lustige Geschichte und illustriert sie mit seinen bezaubernden Bildern. Wir wünschen allen kleinen und großen Zuschauern viel Spaß dabei.

Das Bilderbuch

Das Bilderbuch „Die Festung des Herrn Rock“ von Boris Zatko ist im Oberstebrink Verlag erschienen. Das Buch gibt es im Buchhandel oder direkt beim Verlag versandkostenfrei.

Boris Zatko
Die Festung des Herrn Rock
28 Seiten, gebundenes Buch
Oberstebrink Verlag 2016
ISBN: 978-3-934333-68-0
12,95 €




Der Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik geht in eine neue Runde

Kreative und nachhaltige Projekte und Handlungsideen gesucht

Was hat der Klimawandel mit mir zu tun? Welchen Einfluss hat mein Konsumverhalten auf Menschen in anderen Teilen der Welt? Und wie kann ich selbst einen Beitrag dazu leisten, die Zukunft unserer EINEN WELT nachhaltiger und gerecht zu gestalten? Fragen, auf die es Antworten zu finden gilt, und globale Herausforderungen, die Tatendrang erfordern! Genau das können Schülerinnen und Schüler ab sofort beim Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik „alle für EINE WELT für alle“ entwickeln. Einsendeschluss ist der 9. März 2022.

Mit dem Thema „Der Countdown läuft: Es ist Zeit für Action!“ ruft der Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik in seiner zehnten Runde Schülerinnen und Schüler dazu auf, mehr über die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, deren Inhalte und globale Zusammenhänge zu erfahren, aber vor allem auch den eigenen Handlungsspielraum auszuloten. Denn: Nicht nur jeder Gedanke zur EINEN WELT zählt, sondern auch jede Aktion!

Engagieren, mitmachen und gewinnen

Jede und kann dazu beitragen, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Deshalb richtet sich der Schulwettbewerb an Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen, Schulformen und -fächer in ganz Deutschland sowie an die offiziellen Deutschen Auslandsschulen (DAS). Gesucht werden kreative und nachhaltige Projekte und Handlungsideen. Egal, ob Texte, Fotos, Filme, Kunstwerke, Plakate oder digitale Arbeiten – wichtig ist, dass die Teilnehmenden sich mit dem Thema der Runde auseinandergesetzt haben und sich der Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung der globalen Entwicklung bewusst sind.

Zu gewinnen gibt es über 100 Preise im Gesamtwert von über 50.000 Euro. Außerdem erhalten alle Teilnehmenden eine namentliche Urkunde. Delegationen der Gewinnerteams werden eingeladen, bei einer großen Preisverleihung ihre Auszeichnungen persönlich entgegenzunehmen.

Digitale Auftaktaktion #ZeitFürAction aktiviert zum Einsatz für die EINE WELT

Der Startschuss für die neue Runde fiel am 16. September 2021 mit dem Beginn einer digitalen Auftaktaktion. Unter dem Hashtag #ZeitFürAction sind Menschen rund um den Globus aufgefordert, ihr Statement zu einem der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in den Sozialen Netzwerken zu posten. Auch einige prominente Unterstützerinnen und Unterstützer des Schulwettbewerbs haben sich bereits an der Aktion beteiligt, so beispielsweise die Moderatoren Ralph Caspers und Willi Weitzel, die Musiker Philipp Lenk (Kafvka) und Albert N’sanda sowie Rapper und Artist Coach Riccardo Montero.

Über den Schulwettbewerb

Der Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik „alle für EINE WELT für alle“ wird von Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten durchgeführt. Seit dem Schuljahr 2003/2004 findet der Wettbewerb alle zwei Jahre statt und verfolgt das Ziel, den Lernbereich Globale Entwicklung im Unterricht aller Jahrgangsstufen und Schulformen zu verankern und Kinder und Jugendliche für die Themen der EINEN WELT zu sensibilisieren und zu aktivieren.

Weitere Informationen zum Schulwettbewerb sowie zur Teilnahme unter www.eineweltfueralle.de.

Weitere Informationen zur Auftaktaktion #ZeitFürAction sowie zur Teilnahme unter https://www.eineweltfueralle.de/zeit-fuer-action




Schulen sollen Nachhaltigkeit stärker in Bildungspläne aufnehmen

Greenpeace-Analyse: Jungen Menschen fehlt Vertrauen in Politik für nachhaltige Zukunft

Die große Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland misstraut der Politik hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung. Von der Schule fühlen sie sich nicht ausreichend auf die Zukunft vorbereitet. Großes Vertrauen hat die Jugend in Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen. Das sind die zentralen Ergebnisse des Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometers 2021 (online https://act.gp/GPNachhaltigkeitsbarometer).

Im Juli befragte die Aris Umfrageforschung repräsentativ 1508 Menschen zwischen 15 und 24 Jahren im Auftrag von Greenpeace und der Leuphana Universität Lüneburg. „Die Ergebnisse des Barometers sind ein Weckruf für die Politik und verlangen Lösungen, wie eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland zu erreichen ist“, sagt Greenpeace-Bildungsexperte Dietmar Kress. „Nachhaltigkeit muss zudem in den Lehrplänen über das rein textbasierte Lernen hinaus gegenwartsbezogen und praktisch vermittelt werden.“

71 Prozent fühlen sich von der Politik im Stich gelassen

In der Umfrage stimmten 71 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Ich fühle mich von der Politik beim Thema Umgang mit der Umwelt im Stich gelassen“.

Laut Antworten auf die Frage „Wie sehr vertraust Du/Sie den jeweiligen Gruppen, dass sie etwas für eine nachhaltige zukünftige Entwicklung tun können?“ trauen sie dies hingegen NGOs wie Greenpeace (80 Prozent), Wissenschaft und Forschungseinrichtungen (79 Prozent) und Initiativen von Bürgerinnen und Bürger wie Fridays for Future (76 Prozent) zu.

Nachhaltigkeitsthemen in der Schulbildung Mangelware

Versäumnisse sehen die Befragten in der Vermittlung von Nachhaltigkeitsthemen in der Schulbildung. So antworteten 60 Prozent der befragen Schülerinnen und Schüler auf die Frage „Wie gut siehst du Dich/Sie sich durch Ihre schulische Bildung auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet?“, dass diese sie nicht gut auf die Zukunft vorbereite.

Ausgeprägtes Nachhaltigkeitsbewusstsein, große Ängste

Laut Umfrage machen dem Großteil der Jugendlichen die Veränderungen in der Umwelt, Angst.  68 Prozent der Befragten stimmen der Aussage „Die Veränderungen in der Umwelt wie bspw. Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und neue durch Tiere übertragene Krankheiten machen mir große Angst“ sehr oder eher zu. 68 Prozent stimmen der Aussage „Ich habe das Gefühl wir jungen Menschen müssen die Fehler der Älteren im Umgang mit der Umwelt ausbaden“ eher und sehr zu. Der Aussage „Der Schutz von Ökosystemen muss Vorrang vor menschlicher Nutzung haben“ stimmen 71 Prozent stark bis sehr stark zu. 80 Prozent unter ihnen stimmen zu, dass unser heutiges Verhalten auch nachfolgenden Generationen Chancen und Ressourcen lassen muss.

Greenpeace sieht die Bildungspolitik in der Pflicht

Greenpeace sieht die Bildungspolitik in der Pflicht, den Ängsten der Schülerinnen und Schülern Lösungsansätze entgegenzusetzen. „Alleine das Wissen um die Probleme der Umwelt ohne Auswege führt zu Resignation. Was wir jetzt brauchen sind positive Szenarien für eine nachhaltige Zukunft, die breit an Schulen und in Betrieben entwickelt und eingeübt werden“, so Kress. Diese bietet Greenpeace im bundesweiten Projekt „Schools for Earth“ (online hier: Schools for Earth | Greenpeace) an.




Ärmere Familien durch Schulschließungen stärker finanziell belastet

Leibnitz-Institut: Fast zwei Drittel der Eltern fühlten sich durch Schließungen gestresst

Mehr als 60 Prozent der Eltern haben sich durch den Distanzunterricht infolge der Corona-Pandemie immer oder sehr häufig gestresst gefühlt. Das ergab eine Befragung des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Dabei wurden im Juni und Juli 2021 knapp 6.000 Eltern von Grundschulkindern in Nordrhein-Westfalen zur Lern- und Alltagssituation während der zweiten Phase der Pandemie befragt. Für die Analyse wurden die Befragungsergebnisse durch kleinräumige Daten etwa zum Einkommen in den jeweiligen Stadtvierteln der Schulen ergänzt.  

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Corona-Pandemie hat die Familien in Nordrhein-Westfalen stark getroffen. Dabei ergeben sich aus der RWI-Befragung insgesamt nur wenige Unterschiede zwischen Familien aus wohlhabenderen und ärmeren Stadtvierteln.
  • Die Mehrheit der Eltern von Grundschulkindern hatte Probleme, die Kinder zu Hause zum Lernen zu motivieren. Diese Motivationsschwierigkeiten traten besonders häufig bei Kindern auf, denen von der Schule keine oder kaum digitale Lernmittel zur Verfügung gestellt wurden.
  • Während des Distanzlernens verbrachten die Grundschulkinder täglich durchschnittlich nur drei Zeitstunden mit ihren Aufgaben.
  • 62 Prozent der befragten Eltern fühlten sich durch das Distanzlernen immer oder sehr häufig gestresst. Dies galt besonders für Familien, in denen die Mütter mehr als 25 Stunden pro Woche arbeiteten. Auch tägliches oder fast tägliches Homeoffice wirkte sich negativ auf das Stressempfinden aus.
  • Insgesamt fühlte sich die Mehrheit der Eltern sehr gut von den Schulen unterstützt. In den meisten Klassen wurden digitale Lerninhalte angeboten. Allerdings haben 13 Prozent der Grundschulkinder im Frühjahr 2021 keine digitalen Möglichkeiten wie Videounterricht, Apps oder Lernvideos regelmäßig genutzt. Dies gilt besonders für Schulen in ärmeren Stadtvierteln: Dort wurden durchschnittlich weniger (digitale) Lernmittel regelmäßig eingesetzt.
  • Viele Familien haben sich speziell für das Distanzlernen digitale Endgeräte angeschafft. Familien in Vierteln mit geringerem Einkommen mussten sich häufiger Geräte anschaffen als andere Familien. Dies führte zu stärkeren finanziellen Belastungen – zusätzlich zu möglichen pandemiebedingten finanziellen Einbußen, von denen insbesondere Familien von Kindern mit Migrationshintergrund häufiger betroffen waren.  
  • In ärmeren Stadtvierteln wurden außerdem häufiger Mobiltelefone für das Distanzlernen genutzt. Durch das kleinere Display wurde eine aktive Teilnehme am Distanzunterricht erschwert.

Weitere Schulschließungen vermeiden!

„Die Studie zeigt, wie stark Eltern und ihre Kinder durch die Schulschließungen belastet waren“, sagt Studienautorin Sandra Schaffner, Leiterin des Forschungsdatenzentrums Ruhr am RWI. „Weitere Schulschließungen sollten unbedingt vermieden werden. Zudem braucht es nach wie vor höhere Investitionen in die digitale Ausstattung von Schulen, insbesondere in ärmeren Stadtvierteln.“

(Dieser Pressemitteilung liegt der RWI-Projektbericht „Grundschulunterricht in Zeiten von Corona – Auswertungen einer Elternbefragung in NRW“ von Philipp Breidenbach, Friederike Hertweck, Lisa Höckel, Lukas Hörnig, Sandra Schaffner und Michael Schweitzer zugrunde.)




Janusz Korczaks Pädagogik der Achtung

korczak

Schon das Neugeborene ist eine Person, über die keiner nach Gutdünken verfügen darf

Schon als junger Mensch interessierte sich Korczak für Kinder der Elendsviertel in Warschau. Er betreute sie in den Semesterferien in den sogenannten Sommerkolonien. Seine Erlebnisse (Enttäuschungen und Freuden, Misserfolge und Erfolge) verarbeitete er in Büchern und Aufsätzen. Mit dreißig Jahren fasste der junge Arzt den Entschluss den Kampf für das Wohl des benachteiligten Kindes zu seiner Lebensaufgabe zu machen. 1912 wurde er Direktor des Warschauer Waisenhauses „Dom Sierot“, das er zu einer demokratischen Gemeinschaft aufbaute. Er schrieb Bücher, hielt Vorlesungen über Erziehung, arbeitete als Gutachter für Jugendgerichte, sprach regelmäßig im polnischen Rundfunk und setzte sich für die Rechte der Kinder ein. Bald wurde er in ganz Polen bekannt.

Das Recht auf Achtung bis zuletzt leben

Als die Nazis Polen besetzten wurde in Warschau ein Ghetto errichtet, in das auch Korczak, seine Mitarbeiterinnen und 200 jüdische Waisenkinder einziehen mussten.

Korczak ist bemüht das Gegebene, also das, was wahrgenommen wird, unter den Bedingungen der Zeit zum Guten zu wandeln – ohne Illusionen. Mit „Weisheit des Herzens“ findet er im „Lachen des Kindes“ einen Anker:

„Was uns […] innigst
mit dem Leben verbindet,
ist ein Kinderlachen,
strahlend und klar.“

Korczak-Bulletin 2015, S. 2

Die Kinderrechte, die Korczak an vielen Beispielen – in oft dichterischer Sprache – facettenreich erläutert, nehmen der pädagogischen Fachkraft die Verfügungsmacht über das Kind aus der Hand. Korczak erkannte als feinfühlender Seelenarzt, dass schon das neugeborene Kind eine Person ist, das ein Ich oder Selbst hat, über das keiner nach eigenem Gutdünken verfügen darf. Das Recht des Kindes, „so zu sein, wie es ist“, muss der Erwachsene ganz ernst nehmen. Es schließt ein

  • sein Recht auf Unwissenheit, weil darin sein Recht auf Neugier enthalten ist;
  • sein Recht Fehler zu machen, weil jedes erfolglose Tun eine wichtige Lernerfahrung einschließt;
  • sein Recht seine Gedanken und Urteile auszusprechen, weil es nur so sein Denken und Urteilen üben kann;
  • sein Recht auf ein Geheimnis, denn wir haben kein Recht, das Kind „in Augenblicken schwerer Gewissenskonflikte zu bedrängen“ oder das Geheimnis gar zu „erzwingen, weder mit Bitten noch mit List oder Drohungen; alle diese Methoden sind gleichermaßen unwürdig, denn sie bringen dich deinem Erziehungsbefohlenen nicht näher, sondern lassen dich von ihnen abrücken“ (Korczak 1978, S. 200);
  • sein Recht nicht ganz ehrlich zu sein und „Rosinen aus dem Kuchen zu klauben und sie heimlich zu naschen“ (ebd., S. 205), nicht weil es allgemein lügen darf, sondern weil wir ihm erlauben müssen, eine übliche Regel zu erproben.

Bedürfnis nach Orientierung

Immer mehr Einrichtungen in der ganzen Welt tragen den Namen Janusz Korczak. Menschen verschiedener Länder finden unter seinem Namen zusammen und studieren seine Pädagogik. Korczaks vitaler Frageimpuls, geschrieben ohne Bibliothek, orientiert an der eigenen Erfahrung und dem Studium der deutschen und französischen medizinischen und pädagogischen Literatur (vor allem der Werke des Schweizer Menschenfreundes Pestalozzi), lädt zum Nachdenken ein.

Offenbar wächst das Bedürfnis nach Orientierung an Vorbildern in dem Maße, wie das Vertrauen in Institutionen und normative Denkstrukturen, die über Jahrzehnte Stabilität garantierten, brüchig geworden ist.Vor allem junge Menschen und jene, die in medizinisch-therapeutischen und pädagogischen Arbeitsfeldern tätig sind, erfahren durch die Begegnung mit Korczak eine motivierende und inspirierende Perspektive.


klein inklusion

Heilpädagogische Grundlagen

Pädagogisches Wirken beginnt bei der pädagogischen Fachkraft. So beginnt auch Prof. Dr. Ferdinand Klein bei seinem eigenen Werdegang als Heilpädagoge und beim Kinderarzt und Pädagogen Janusz Korczak, um sich dem Begriff und der Aufgabe des Heil- und Sonderpädagogen zu nähern. Zudem bietet das Buch vielfältige Fallbeispiele, konkrete Tipps und Hilfestellungen zum Umgang mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen, praxisgerecht, leicht verständlich und direkt umsetzbar.

Prof. Ferdinand Klein, Inklusive Erziehung in der Krippe, Kita und Grundschule, ISBN 978-3-963046-01-8, BurckhardtHaus, 2018, 168 Seiten, 19,95 €.


Den eigenen Weg suchen

Im Gegensatz zu den exakten Naturwissenschaften hat die Wissenschaft Pädagogik ihr eigenes Selbstverständnis, das sich von anderen Wissenschaften grundlegend unterscheidet. Pädagogik ist seit eh und je eine Beziehungswissenschaft mit und für Menschen. Diese Praxiswissenschaft erkennt: Alte pädagogische Einsichten sind nicht an zeitliche Zusammenhänge gebunden, sondern auf das Erziehen und Bilden des Kindes konzentriert.

Darauf müssen uns heute neurobiologische und psychosoziale Forschungen aufmerksam machen: Das Wissen darf dem Kind nicht wie mit dem „Nürnberger Trichter“ eingefüllt werden. Diesem technischen Beherrschen widersetzt sich seine Natur. Das Kind will nicht zum Reagierenden und Konsumierenden herabgewürdigt und fremdbestimmt werden. Diese Herrschaftspädagogik wandelt Korczak in eine Pädagogik, die ohne Vorbedingungen allein dem Kind – und damit der Zukunft der Menschheit – dienen will.

Korczaks Dienstpädagogik sprengt die lebensferne Theorie, an die sich viele um den Preis klammern, ihr eigenes Denken aufzugeben – und „ganz bequem und in aller Ruhe“ der vorgegebenen Theorie zu folgen. Zurecht betont deshalb Hartmut von Hentig, dass der pädagogischen Ausbildung das Wahrnehmen des Lebens fehlt, denn sie findet vorwiegend sitzend, hörend und darüber redend statt. Geboten ist das Erfahren und Reflektieren der Würde der Praxis.

Mit dem Kind in der Begegnung sein

Korczak knüpft an alltägliche Erfahrungen an, die er mit dem Kind macht. Die Erfahrungen werden in die pädagogische Urteilsfindung mit hineingenommen. Damit kehrt er der vorherrschenden Theoriegläubigkeit den Rücken und bringt den lebendigen Menschen, mit dem es nun einmal die Erziehung zu tun hat, ins Spiel. Hart aber fair zieht er gegen die „verknöcherte Theorie“, d. h. das begrifflich (vor-)gefasste Denken, zu Felde, wenn er sagt, dass „Anschauungen fremder Menschen sich im eigenen lebendigen Ich brechen müssen“ (Korczak 1978, S. 14).

Korczak sieht die Perspektive des Kindes und die Perspektive des Erziehers. In seiner Schrift „Wenn ich wieder klein bin“ (1973) versetzt er sich in die Situation eines kleinen Jungen und sieht die Gedanken der Erwachsenen aus der Sicht der Kinder, und die Gedanken der Kinder sieht er aus der Sicht der Erwachsenen. In dieser dialogischen Begegnung erkennt er die Aufgabe der Erziehung: „Ein Erzieher, der nicht einpaukt, sondern etwas freilegt, der […] nicht diktiert, sondern anfragt, der erlebt mit dem Kind manchen bewegenden Augenblick; und er wird manchmal mit Tränen in den Augen den Kampf zwischen Engel und Satan miterleben, bis der lichte Engel den Sieg davonträgt.“(Korczak 1973, S. 35 f.)

Die pädagogische Kompetenz

Korczaks ganz andere Pädagogik kann in keinem historiografischen Schema einer theoriegeleiteten Erziehungswissenschaft mit ihrer anspruchsvollen Rhetorik untergebracht werden. Von Korczak können wir in Wissenschaft und Praxis lernen, dass für das Erziehen ein einfach, aber gehaltvolle Sprache geboten ist. Bei seiner Erziehungspraxis im Kairos, nämlich im entscheidenden Moment geistesgegenwärtig situationsorientiert zu handeln, versuchte er aus der Perspektive des Kindes seine Sprache zu entwickeln. Sie lädt zum Mitdenken ein, die jeder in einem nicht abschließbaren Prozess weiterentwickeln kann.

Korczak hat das erzieherische Verhältnis radikal verändert. Wir können von einer „kopernikanischen Wende“ in der Pädagogik sprechen, denn er hat die Perspektive der Pädagogik revolutioniert. Er steht mit seiner Theorie mitten im Prozess der Erziehung und entwickelt aus dem Zusammensein mit den Kindern die Methoden, die ihnen Selbstwirksamkeit ermöglichen. Korczak legt nicht fest und schreibt nichts vor, bleibt vielmehr in einer offenen und fragenden Haltung, denn Kinder wollen mit Sehnsucht im Herzen sich das Wissen und Können selbst aneignen.

Einen weiteren Artikel zu Janusz Korczak von Prof. Klein finden Sie hier .

Literatur

Gruen, A. (2003): Wie man ein Kind lieben soll. In: publik-forum, journal nr. 6

Klein, F. (2018): Inklusive Erziehung in Krippe, Kita und Grundschule. Heilpädagogische Grundlagen und praktische Tipps im Geiste Janusz Korczaks. München, BurckhardtHaus

Korczak-Bulletin (2015): 24. Jg., Ausgabe September, S. 2

Korczak, J. (1973): Wenn ich wieder klein bin. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht

Korczak, J. (1978): Wie man ein Kind lieben soll. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht

Klein, F. (2018): Inklusive Erziehung in der Krippe, Kita und Grundschule, München, BurckhardtHaus

Krenz, A. (2018): Der Situationsorientierte Ansatz – auf einem Blick. München, BurckhardtHaus

Krenz, A./Klein, F. (2012): Bildung durch Bindung. Frühpädagogik: inklusiv und beziehungsorientiert. 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen

Neuhäuser, G./Klein, F. (2019): Therapeutische Erziehung. Resiliente Erziehung in Familie, Krippe, Kita und Grundschule. München, BurckhardtHaus

Der Autor

Ferdinand Klein ist Heil- und Sonderpädagoge. Er wirkte und wirkt als Erziehungswissenschaftler im Fachgebiet Heilpädagogik an den Universitäten Würzburg, Mainz, Halle-Wittenberg und an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, sowie als Gastprofessor an der Masaryk-Universität in Brünn, der Comeius-Universität in Bratislava und der Gusztáv-Bárczi-Fakultät für Heil- und Sonderpädagogik an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest.




Ernährung in der Schule: Was Eltern wünschen und Kinder wollen

Umfrage zeigt den Unterscheid zwischen den Wünschen der Eltern und ihrem Nachwuchs

Was Eltern wünschen, dass ihr Nachwuchs isst, hat oftmals nur wenig mit dem zu tun, was sich die Kinder wünschen. Das gilt insbesondere für die Schulverpflegung. Die Ernährungskampagne Snack5 hat sich diesem Thema in einer neuen Studie gewidmet.

Sind die Schulkinder in Bezug auf die Ernährung während ihres Schultags wirklich gut versorgt? Welche Rolle spielt das Snackangebot in und außerhalb der Schule? Wie sehen das die Eltern? Und wie ihre Kinder? Diesen Fragen ist die Ernährungskampagne „Snack5“ nachgegangen. Im Rahmen einer Studie wurden Ende des vergangenen Jahres 1.260 Befragungen von Kindern und ihren Eltern in Deutschland und Österreich durchgeführt. Zu dieser Zeit war das schulische Essensangebot wegen der Pandemie stark eingeschränkt. Die Befragten wurden aber gebeten, sich bei der Beantwortung der Fragen auf die Situation vor der Pandemie zu beziehen. Hier einige Ergebnisse:

Die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder

Am liebsten wäre es den Eltern, wenn ihre Kinder die Zwischenmahlzeiten von zu Hause mitnehmen würden. Das wünschen sich immerhin rund 80 Prozent. Die zweite Präferenz der Eltern lautet, die Kinder mögen sich ihre Snacks in der Schule kaufen. Einkäufe in Supermärkten, Bäckereien oder Imbissstuben im Umfeld der Schule sehen Eltern am wenigsten gern. Sie sorgen sich, dass das Angebot dort ungesünder sein könnte. Verbieten wollen die meisten der Snackkauf außerhalb der Schule aber nicht. Rund 60 Prozent erlauben ihn sogar.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Wenn sich die Kinder Snacks außerhalb der Schule besorgen, wünschen sich Eltern, dass sie belegte Brötchen, frisches Obst oder frisches Gemüse kaufen. Das liest sich wie ein frommer Wunsch angesichts der Tatsache, dass sich die Eltern nach eigenen Aussagen gar nicht sicher sind, ob es ein Angebot an frischem Gemüse oder Obst im Umfeld der Schule überhaupt gibt. Bei belegten Brötchen und süßen Backwaren sind sich um die 80 Prozent der Eltern in Deutschland und Österreich sicher, dass sie schulnah zu kaufen sind, bei frischem Gemüse hingegen sind es nur um die 30 Prozent.

Die Kinder folgen jedenfalls in ihrem Einkaufsverhalten eindeutig nicht dem Wunsch der Eltern: Süße Backwaren, belegte Brötchen und Süßigkeiten wie Bonbons oder Schokolade nehmen in Deutschland wie in Österreich die ersten drei Plätze der Snacks ein, für die sich die Kinder entscheiden. Übrigens: Solche Snacks kaufen die Kinder mindestens einmal pro Woche außerhalb der Schule (Deutschland 74 Prozent, Österreich 65 Prozent). Auffällig ist auch die intensive Nutzung von Fast-Food-Angeboten, die zu 37 Prozent schulnah in beiden Ländern vorhanden sind.

Was sich Eltern wünschen und welche Snacks sich Kinder im Schulumfeld kaufen, liegt oft weit auseinander. (© Snack5)

Was sich Kinder wünschen

Bei allen gutgemeinten und fachlich richtigen Ernährungstipps für Kinder lohnt es sich, sich immer wieder vor Augen zu führen, was aus Sicht der Kinder die wichtigste Motivation ist, wenn sie vom Schulgelände losziehen, um sich Snacks zu kaufen. Da geht es nicht um ausgewogene Ernährung, sondern um Coolness, um Zusammengehörigkeit und das Erleben von Autonomie. Eine gewichtige Rolle spielt auch ein als uninteressant empfundenes Snackangebot innerhalb der Schule (rund 80 % der Schüler in Deutschland und Österreich sagen, bestimmte Snacks gebe es nur außerhalb der Schule oder das Angebot in der Schule sei uninteressant).

Was kommt den Kindern in die Tüte?

Woran orientieren sich Schulkinder bei ihrer Kaufentscheidung? Die Antwort ist eindeutig: Es geht darum, was ihnen schmeckt. Das sagen rund 85 Prozent der befragten Kinder in Deutschland und in Österreich. Vorgaben von Eltern oder Empfehlungen von Freunden spielen in der konkreten Kaufentscheidung eine nur untergeordnete Rolle (rund acht Prozent der deutschen Kinder kaufen, was die Eltern erlauben, rund fünf Prozent das, was Freunde empfehlen.)

Betrachtet man die Gruppe der Schulkinder differenziert nach Altersgruppen, ergeben sich interessante Aufschlüsse – und vielleicht sogar wertvolle Hinweise für eine nicht nur kindgerechte Ansprache in der Ernährungsbildung, sondern für eine noch differenziertere altersspezifische Tonalität und Argumentation:

Dass der Snack gesund sein soll, steht insgesamt auf Platz 10, wenn man die Daten aggregiert über alle Altersgruppen hinweg betrachtet. Allerdings bewerten die gesundheitlichen Aspekte Kinder im Alter von fünf bis 10 Jahren sowie Jugendliche ab 15 Jahre höher (jeweils 15,1 Prozent in Deutschland) als die Gruppe der Elf- bis 14-Jährigen.

Wird Fast Food im Schulumfeld angeboten, wird es von den Kindern auch häufig gekauft. (© Snack5)

Die Einsicht wächst mit dem Alter

Eine Erklärung kann sein, dass die Jüngeren offener für die Ratschläge von Eltern und Lehrern sind, während sich die Pubertierenden auch bei der Ernährung von Autoritätspersonen emanzipieren. Ab einem Alter von 15 Jahren wiederum kann ein gerade entwickeltes Körper- und Gesundheitsbewusstsein dazu beitragen, sich auch bei der Wahl der Snacks etwas Gutes zu tun oder, im Extremfall, sich weiter zu „optimieren“.

Diese Ergebnisse ermutigen dazu, weiter für die Vorteile einer ausgewogenen Ernährung zu werben – bei Kindern und Jugendlichen, bei Eltern und bei Lehrern:  Denn die meisten Schulkinder sind dafür offen.

Ein weiterer Aspekt für Kinder, sich für einen bestimmten Snack zu entscheiden, ist, dass es diesen zu Hause so nicht gibt. Über alle Altersgruppen hinweg geben das 24,7 Prozent der befragten Schüler in Deutschland an (28,2 Prozent in Österreich). Dieser Grund ist für die Jüngsten am wichtigsten und verliert an Relevanz mit zunehmendem Alter. Angesichts der Tatsache, dass Kinder mit am häufigsten Süßigkeiten kaufen, bleibt zu überlegen, wie Eltern und Lehrkräfte sich verhalten können.

Die Kriterien, nach denen sich Schulkinder ihre Snacks aussuchen, unterscheiden sich in den verschiedenen Altersgruppen. (© Snack5)

Kaum Chancen gegen den „Coolness-Faktor“

Die Ergebnisse zeigen, dass nicht automatisch alles gut ist, sobald es ein Verpflegungsangebot an den Schulen und ein Schulkiosk oder eine Cafeteria gibt. Gegen den „Coolness-Faktor“, gemeinsam mit den Freunden „draußen“ Snacks zu kaufen, werden es die schulischen Einrichtungen vermutlich immer schwer haben. Dennoch sollte nichts unversucht bleiben, die Auswahl an attraktiven, ausgewogenen Snacks in der Schule zu verbessern. Der Faktor „gesund“ und „frisch“ spielt für die Schulkinder durchaus eine Rolle. Und was spräche dagegen, dass in den Schulen „coole“ Projekte wie das gemeinsame Zubereiten von Snacks etabliert werden? Und Lehrer wie Eltern über Möglichkeiten informiert werden, altersgerechte, passende Argumente zu entwickeln, mit denen sie die Kinder für eine ausgewogene Ernährung am besten mit 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag gewinnen können.

Die Studie

Von Dezember 2020 bis Januar 2021 wurden im Auftrag von Snack5 im Rahmen der Online-Studie „Snacks zum Zwischendurchessen im Umkreis von Schulen“ 1260 Eltern und ihre Schulkinder durch das unabhängige Inquest Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie befragt. In Deutschland wurden 379 Eltern- und 379 Schülerinterviews ausgewertet, in Österreich 251 Eltern- und 251 Schülerinterviews. Das Alter der befragten Kinder lag zwischen fünf und 20 Jahren. Die Aufteilung der Schulformen war wie folgt: In Deutschland: Grundschulen (28,8 %), weiterführende Schulen (71,2 %) bzw. Ganztagsschulen (44,9 %) und Halbtagsschulen (55,1 %). In Österreich: Volksschulen (34,34 %), weiterführende Schulen (65,7 %) bzw. Ganztags- (28,3 %) sowie Halbtagsschulen (71,7 %).

Quelle: Pressemitteilung Snack5




Sechs-Punkte-Programm zur Stärkung der Bildung

Maike Finnen ist die neue GEW-Vorsitzende

„Bildung muss krisenfest gemacht werden“, dafür hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) während des 29. Gewerkschaftstages stark gemacht. „Die Corona-Pandemie hat wie unter einem Brennglas die Schwächen des gesamten Bildungssystems in Deutschland gezeigt. Die mangelnde Chancengleichheit ist und bleibt die Achillesferse des Bildungswesens. Es ist absolut inakzeptabel, wenn die Postleitzahl über die Bildungschancen der Menschen entscheidet“, sagte die neue GEW-Vorsitzende Maike Finnern während der virtuellen Abschlusspressekonferenz zum Gewerkschaftstag in Leipzig. Sie stellte ein Sechs-Punkte-Programm zur Stärkung der Bildung vor.

Ende der Unterfinanzierung

„Die Unterfinanzierung des Bildungswesens muss endlich beendet werden. Dafür muss die Einnahmebasis der öffentlichen Hand verbessert werden und das Kooperationsverbot endlich komplett fallen“, betonte Finnern. Sie schlug eine Reform der Steuerpolitik vor, die einkommensschwache Schichten entlaste und einkommensstarke mehr in ihre gesellschaftliche Pflicht nehme. Dazu gehörten die Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine Corona-Abgabe für Superreiche. Zudem müsse die Schuldenbremse ausgesetzt und die Rückzahlung der Corona-Kredite zeitlich erheblich gestreckt werden.

Mehr Fachkräfte

„Das Bildungssystem braucht dringend mehr Fachkräfte, damit den Lernenden qualitativ gute Bildung angeboten werden kann“, unterstrich die GEW-Vorsitzende. „Die Bildungsberufe müssen attraktiver werden.“ Dafür seien die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch die Bezahlung, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher, deutlich zu verbessern. Gleichzeitig seien die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen.

Investitionsstau beenden

„Drittens muss der Investitionsstau endlich aufgelöst werden“, sagte Finnern. Allein gut 50 Milliarden Euro beträgt der Sanierungsbedarf an den Hochschulen, rund 43 Milliarden Euro an den Schulen. „Wir brauchen ein auf zehn Jahre ausgelegtes Bundesprogramm zur Sanierung von Bildungsgebäuden“, hob die Gewerkschafterin hervor.

Ausbau der digitalen Infrastruktur

Gleichzeitig müsse der Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Bildung vorangetrieben werden. Der Digitalpakt Schule sei finanziell deutlich aufzustocken, zu verstetigen und auf andere Bildungsbereiche auszuweiten. „Das darf aber nicht mit einer blinden Technikgläubigkeit geschehen. Es gilt das Primat der Pädagogik! Der Einsatz digitaler Medien hat nur dann einen Mehrwert für die Lernenden, wenn er in ein gutes pädagogisches Konzept eingebunden ist“, stellte Finnern fest.

Rechtsanspruch auf Ganztagsplatz

Sie setzte sich für einen Ausbau des Ganztags ein. „Die schrittweise Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen kann nur gelingen, wenn der Bund Länder und Kommunen verlässlich finanziell unterstützt. Zeitgleich brauchen wir eine Qualitätsoffensive für die Ganztagsangebote“, sagte Finnern. Der Ganztag sei ein wichtiges Instrument, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Mehr politische Bildung

„Demokratie braucht mehr politische Bildung. Gerade die Corona-Pandemie, in der rechtsextreme Parteien und Ideologen sowie Verschwörungstheorien Zulauf erhalten, zeigt die Versäumnisse der Vergangenheit. Wenn man sich anschaut, wie das Thema Demokratiebildung von der Schule bis zur Weiterbildung in den vergangenen Jahren von der Politik vernachlässigt worden ist, so sind deren Krokodilstränen wenig glaubhaft. Es ist höchste Zeit, das Ruder jetzt schnell umzulegen. Eine demokratische, antifaschistische Gesellschaft zu festigen, ist Aufgabe der Bildung und gehört zum Selbstverständnis der GEW“, betonte die Vorsitzende.