Kostenlos: Das Trenn-Bär-Magazin für Grundschulen

trennbaer

Das Magazin kann über die Webseite der Initiative „Mülltrennung wirkt” bestellt werden

Das Trenn-Bär-Magazin entführt GrundschülerInnen auf 28 Seiten in eine Welt der Abenteuer und Geheimnisse. Mit spannenden Comics und interaktiven Rätselseiten erzählt es die Geschichte des Trenn-Bären als Spezialagent für Mülltrennung, der sich auf eine Geheimmission begibt. „Diese Mission kann nur erfolgreich abgeschlossen werden, wenn die Kinder lernen, wie man Verpackungen richtig trennt und in Gelbe Tonnen beziehungsweise Gelbe Säcke, ins Altpapier oder Altglas entsorgt“, erklärt Axel Subklew, Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt”. „Durch diese spielerische Darstellung wollen wir das Bewusstsein für die Bedeutung der richtigen Mülltrennung auf unterhaltsame Weise schärfen.“

Kinder sind die Zukunft

Etwa 30 Prozent der in den Gelben Tonnen und Gelben Säcken gesammelten Abfälle gehören dort nicht hinein. Diese „Fehlwürfe“ erschweren das Recycling erheblich und machen es teilweise sogar unmöglich. Umgekehrt gehen falsch in den Restmüll geworfene Verpackungen als Wertstoffe verloren. „Richtige Mülltrennung und Recycling spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz unserer Ressourcen und des Klimas. Indem wir Kindern vermitteln, wie sie durch korrekte Mülltrennung einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können, ermutigen wir sie, aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken“, sagt Axel Subklew.

Das Magazin enthält unter anderem ein Kreuzworträtsel, eine Glassortiermaschine und Experimentieranleitungen, etwa zum Schöpfen von Papier. Zum Schluss können die jungen LeserInnen ihr neu erworbenes Wissen über Mülltrennung in einem Quiz testen. Danach können sie sich einen Ausweis fürs Trenn-Bär-Team ausschneiden.

Trenn-Bär als Identifikationsfigur und Vorbild

Als stets gut gelaunter Eisbär in der Arbeitskleidung eines Müllwerkers in den Farben der Initiative „Mülltrennung wirkt” – Gelb und Magenta – fungiert der Trenn-Bär seit vergangenem Jahr als Identifikationsfigur. Er lädt Kinder auf Augenhöhe dazu ein, mehr über Mülltrennung zu erfahren und ermutigt sie als Vorbild, selbst aktiv zu werden.

Ebenso wie die Trenn-Bär-Box, die von Kindergärten bestellt werden kann, ist auch das Magazin kostenlos erhältlich. Ausgeliefert werden jeweils 30 Exemplare an Grundschulklassen, deren Lehrkräfte das Formular unter www.mülltrennung-wirkt.de/trennbaer-magazin ausfüllen. Die Bearbeitung des Magazins setzt ausreichende Lesefähigkeiten voraus.

Quelle Pressemitteilung: Pressebüro „Mülltrennung wirkt“                 




Lehrkräftemangel an Grundschulen bald überwunden?

Berechnungen der Bertelsmann Stiftung sagen Entspannung an Grundschulen voraus

Seit Jahren leiden die Grundschulen in Deutschland unter dem Mangel an Lehrkräften, doch einer neuen Prognose zufolge wird sich dieser Trend bis Mitte des Jahrzehnts umkehren. Wie der Bildungsforscher Klaus Klemm gemeinsam mit dem Bildungsexperten der Bertelsmann Stiftung, Dirk Zorn, berechnete, dürften von 2023 bis 2035 insgesamt rund 96.250 fertig ausgebildete Lehrkräfte fürs Grundschullehramt zur Verfügung stehen. Der Bedarf an neuen Einstellungen im selben Zeitraum wird jedoch voraussichtlich nur etwas mehr als 50.000 Personen umfassen. Bis zum Jahr 2035 werden also zusammengenommen 45.800 Grundschullehrer:innen mehr bereitstehen, als erforderlich wären, um den Unterricht abzudecken. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte in ihrer Prognose aus dem vergangenen Monat noch einen Gesamtüberschuss von nur 6.300 Absolvent:innen ermittelt.

Verantwortlich für diese Abweichung ist die Trendwende in der demografischen Entwicklung: Während 2021 in Deutschland noch 795.500 Kinder geboren wurden, waren es 2022 noch 738.800 und 2023 hochgerechnet nur noch 689.300. Dieser deutliche Rückgang um mehr als 100.000 Geburten führt dazu, dass auch die Anzahl der Schüler:innen ab 2028 stärker zurückgehen wird, als in der KMK-Prognose angenommen. Auch für die Folgejahre gehen die Studienautoren von geringeren Geburtenzahlen aus. Laut den Berechnungen wird der Bedarf an Grundschullehrkräften im Jahr 2025 mit mehr als 213.000 seinen Höchststand erreichen und dann bis 2035 auf rund 180.000 abnehmen. Der Bedarf an Neueinstellungen wird voraussichtlich in den Jahren 2029 bis 2032 besonders stark sinken, danach allerdings wieder etwas ansteigen, da mehr Lehrkräfte in den Ruhestand eintreten.

Mehrangebot an Lehrkräften bedeutet pädagogische Chance und politische Verantwortung

„Der Lehrkräftemangel in der Grundschule wird schon bald vielerorts überwunden sein. Angesichts der schlechten Nachrichten für das deutsche Bildungssystem in den vergangenen Monaten, vom IQB-Bildungstrend bis PISA, ist das eindeutig ein Lichtblick“, sagt Dirk Zorn, Director Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann Stiftung. Allerdings bleibe die Lage in anderen Schulstufen und in bestimmten Fächern weiterhin angespannt, merkt der Experte an. Vor allem in den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen sowie in den MINT-Fächern herrscht noch auf absehbare Zeit ein großer Mangel an Lehrkräften.

Das zu erwartende Mehrangebot an Lehrkräften im Grundschulbereich – schon für das laufende Jahr 2024 rechnen die Studienautoren mit einem Überschuss von rund 2.300 Personen – stellt an die Schulpolitik aber zugleich die Herausforderung, den Absolvent:innen verlässliche Perspektiven zu bieten. Zorn: „Durch die zusätzlichen ausgebildeten Lehrkräfte besteht eine große Chance, in die pädagogische Qualität an den Grundschulen zu investieren, was aufgrund des Personalmangels lange Zeit kaum möglich war. Dieses Potenzial sollte die Politik unbedingt nutzen.“

Einsatzmöglichkeiten für die zusätzlichen Lehrkräfte

Die Studienautoren empfehlen, drei Bereiche besonders in den Blick zu nehmen: Erstens könnten die zusätzlichen Lehrkräfte das ab dem Schuljahr 2024/2025 von Bund und Ländern geplante Startchancen-Programm verstärken. Es soll dazu dienen, 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler:innen gezielter zu fördern, davon ca. 2.400 Grundschulen. Die Experten raten dazu, zusätzliche Lehrkräftestellen für das Programm einzurichten, die aktuell nicht vorgesehen sind. „Es besteht die seltene Gelegenheit, die Schulen mit den größten Bedarfen personell deutlich besser auszustatten“, betont Zorn.

Zweitens könnten die Lehrkräfte im Grundschul-Ganztag zum Einsatz kommen. Hier besteht Handlungsdruck, da ab 2026 der Rechtsanspruch auf eine ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter greift. Im Rahmen multiprofessioneller Teams könnten die Lehrer:innen den großen Zusatzbedarf an pädagogischen Fachkräften zumindest teilweise abfedern. Drittens erscheint es sinnvoll, einen Teil der Lehrkräfte in den Jahrgangsstufen fünf und sechs einzusetzen, wo weiterhin viele Lehrer:innen fehlen. Dazu bedarf es allerdings einer zusätzlichen Qualifizierung, etwa bereits im Zuge des Lehramtsstudiums. 

Angesichts des zu erwartenden Mehrangebots an regulär ausgebildeten Lehrkräften stellt sich auch die Frage, welche Rolle Quereinsteiger:innen an Grundschulen künftig spielen. Dirk Zorn geht davon aus, dass sie punktuell nach wie vor benötigt werden. Das gelte etwa für Grundschulen in Regionen, in denen weiterhin mit einem Mangel an Lehrkräften zu rechnen ist.

Den Zyklus aus Mangel und Überschuss durchbrechen

Grundsätzlich regen die Studienautoren an, die Geburtenentwicklung aktueller zu berücksichtigen, um belastbarere Prognosen zur Schüler:innenzahl und damit auch den künftigen Bedarf an Lehrkräften zu treffen. Ausbildungswege sollten so flexibel gestaltet sein, dass sie besser auf demografische Schwankungen reagieren können, etwa durch Quereinstiegs-Masterstudiengänge. Solche Maßnahmen könnten dazu beitragen, den schon oft beobachteten Zyklus aus Mangel- und Überschussphasen in der Ausbildung von Lehrer:innen zu durchbrechen.

Hier geht es zur Studie: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/weniger-geburten-mehr-lehrkraefte

Quelle: Bertelsmann Stiftung




Schwaches Klassenniveau beeinträchtigt Leistung von Zuwandererkindern

Schwache wie starke Schüler profitieren von einer stärkeren Durchmischung

Die Leistungen von Zuwandererkindern leiden besonders, wenn viele leistungsschwache Mitschüler in einer Klasse sind. Das gilt für Schüler, die aus einem benachteiligten Umfeld kommen, die ein geringeres schulisches Leistungsniveau aufweisen, die zu Hause nicht die Sprache des Einwanderungslandes sprechen, oder deren Eltern beide im Ausland geboren wurden. Auf besser gestellte Schüler mit Migrationshintergrund hat der Anteil der leistungsschwachen Mitschüler keinen Effekt. Das haben Forscherinnen vom ifo Institut und der Universität Mailand-Bicocca anhand von Daten aus Italien herausgefunden. „Zur besseren Förderung der Schüler mit Migrationshintergrund schlagen wir vor, Klassen stärker in Hinblick auf das Leistungsniveau zu durchmischen“, sagen Vera Freundl und Caterina Pavese vom ifo Institut.

„Vor dem Hintergrund der gestiegenen Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund ist es wichtig, Maßnahmen zu deren schulischer Förderung und Integration zu ergreifen“, fügt Pavese hinzu. Ein Anstieg an leistungsschwachen Mitschülern in der Klasse um 10 Prozentpunkte – das sind zwei Schüler in einer durchschnittlichen Klasse mit 20 Kindern – verschlechtert die Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund um etwa 0,75 Punkte. Sozioökonomisch besser gestellte Schüler mit Migrationshintergrund werden umgekehrt durch den Anteil der leistungsstärksten Klassenkameraden positiv beeinflusst.

Für einheimische Schüler haben die Forscherinnen andere Effekte beobachtet: Der Anteil leistungsschwacher Mitschüler beeinträchtigt ihre Leistungen nicht. Einheimische Schüler profitieren hingegen von einer hohen durchschnittlichen Testleistung in der Klasse. Interessanterweise werden diese Schulkinder auch nur von anderen einheimischen Schülern beeinflusst, die Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund sind dagegen unerheblich für ihre Testleistungen.

Hier geht es zum Zeitungsartikel: https://www.ifo.de/publikationen/2023/aufsatz-zeitschrift/kinder-mit-migrationshintergrund-leistungsniveau-schulklasse




Immer mehr Teilzeitkräfte an den Schulen beschäftigt

Über ein Drittel der Lehrkräfte ist über 50 Jahre alt – weniger Studenten

Angesichts des steigenden Lehrkräftebedarfs an Schulen wird häufig auch über den Beschäftigungsumfang von Lehrerinnen und Lehrern diskutiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren im Schuljahr 2022/2023 rund 724 800 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland tätig – davon 42,3 % in Teilzeit. Damit lag die Teilzeitquote bei Lehrkräften etwas höher als im Schuljahr zuvor (40,6 %) und wieder auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Besonders Frauen reduzieren häufig ihre Arbeitszeit: Im Schuljahr 2022/2023 war die Teilzeitquote bei Lehrerinnen (49,9 %) mehr als doppelt so hoch wie bei Lehrern (21,8 %). 

Teilzeitquote bei Lehrkräften überdurchschnittlich hoch 

Im Vergleich zu anderen abhängig Beschäftigten ist die Teilzeitquote bei Lehrkräften mit 42,3 % überdurchschnittlich hoch. So arbeiteten im Jahr 2022 über alle Wirtschaftsbereiche hinweg 30,2 % der abhängig Beschäftigten in Teilzeit. Ein Grund für die höhere Teilzeitquote von Lehrerinnen und Lehrern ist der vergleichsweise hohe Frauenanteil: Während Frauen im Schuljahr 2022/2023 fast drei Viertel (73,1 %) des Lehrpersonals an allgemeinbildenden Schulen ausmachten, lag der Frauenanteil bei den abhängig Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche im Jahr 2022 bei 48,0 %. 

Rund die Hälfte der Lehrkräfte in Bremen und Hamburg arbeiten in Teilzeit 

Im Hinblick auf den Anteil der Teilzeitkräfte unter den Lehrerinnen und Lehrern zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während in Hamburg (54,4 %) und Bremen (49,9 %) im Schuljahr 2022/2023 rund die Hälfte des Lehrpersonals an allgemeinbildenden Schulen einer Teilzeitbeschäftigung nachging, traf dies nur auf fast jede vierte Lehrkraft in Thüringen (24,1 %) sowie gute jede fünfte (21,4 %) in Sachsen-Anhalt zu.

Mehr als ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer ist 50 Jahre und älter 

Wichtig zur Einschätzung des künftigen Bedarfs an neuen Lehrkräften ist die Altersstruktur innerhalb der Berufsgruppe. Gut ein Viertel (25,6 %) der Lehrkräfte im Schuljahr 2022/2023 war zwischen 50 und 59 Jahre alt, 10,6 % waren 60 Jahre und älter. Mehr als jede dritte Lehrkraft (36,2 %) war demnach 50 Jahre und älter. Demgegenüber fällt der Anteil der jüngeren Berufseinsteigerinnen und -einsteiger geringer aus: Die unter 35-Jährigen machten 21,1 % des Lehrpersonals an allgemeinbildenden Schulen aus. 

Auch hinsichtlich der Altersstruktur bestehen große Unterschiede zwischen den Bundesländern: In Sachsen-Anhalt waren 57,1 % der Lehrkräfte 50 Jahre alt und älter, in Thüringen 53,5 %. Am niedrigsten war dieser Anteil im Saarland (28,2 %) und in Bremen (30,4 %).

Erneuter Rückgang bei Studienanfängerinnen und -anfängern in Lehramtsstudiengängen 

Der Weg zum Beruf der Lehrerin und des Lehrers führt in der Regel über ein Lehramtsstudium. Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger (1. Fachsemester), die ein Lehramtsstudium im Bachelor- oder Staatsexamensstudium beginnen, ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge gesunken. Im Studienjahr 2022 begannen knapp 45 400 Personen ein Lehramtsstudium (1. Fachsemester Bachelor oder Staatsexamen) – das waren 3,2 % weniger als im Vorjahr und 7,0 % weniger als zehn Jahre zuvor.

Zahl der Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums rückläufig 

Die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen mit Master- oder Staatsexamensabschluss war ebenfalls rückläufig: Im Prüfungsjahr 2022 haben rund 28 700 Lehramtsstudierende entsprechende Abschlussprüfungen bestanden. Das waren zwar nur 0,7 % weniger Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums mit einem Masterabschluss oder dem 1. Staatsexamen als im Jahr zuvor (rund 28 900). Im Zehnjahresvergleich sank die entsprechende Zahl allerdings um 10,5 %.

Quelle: Statistisches Bundesamt




Welche Bücher Jungen Lust aufs Lesen machen

Jury des Leseförderprojekts boys & books hat 180 Bücher ausgewählt

Welche Bücher sind besonders geeignet, um Jungen Lust auf Lesen zu machen? Welche sind besonders empfehlenswert? Das bundesweite Leseförderprojekt boys & books, das an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) angesiedelt ist, hat die Neuerscheinungen des deutschsprachigen Büchermarkts – März bis September 2023 – gesichtet und diese Woche seine neuen Leseempfehlungen auf www.boysandbooks.de online gestellt. Insgesamt 20 Top-Titel samt Inhaltsangaben, Rezensionen und Ideen für die Unterrichtspraxis gibt es hier zu entdecken. Ausgewählt hat die Buchtipps (nicht nur) für Jungen zwischen 8 und 18 eine Fachjury aus Wissenschaftler:innen, Lehrer:innen, Bibliothekar:innen und Literaturpädagog:innen. Profitieren von den Leseempfehlungen können alle, die in der Leseförderung aktiv sind – sei es in der Schule, in Bibliotheken, im Buchhandel oder im privaten Umfeld.

Aktuelle gesellschaftliche Diskurse, Bandenliteratur und Heldenreisen

„Aktuelle gesellschaftliche Diskurse werden seit den 1970er Jahren in der Kinder- und Jugendliteratur verhandelt“, sagt Dominik Achtermeier, Projektkoordinator von boys & books und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur der PHKA. Bedeutsame Themen der Gegenwart seien Robotik und Künstliche Intelligenz. Deshalb empfiehlt die Jury für Leserinnen und Leser ab acht Jahren unter anderem den Reihenauftakt „Die Robot Kids – Rettung von MOTO-5“. Auch sogenannte Bandenliteratur habe nach wie vor Konjunktur. In „Der Basilisk – Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff“ beispielswiese verfolgen vier Kinder im Untergrund von Wien die Spur einer 2000 Jahre alten Sagengestalt. Geeignet ist das Buch für die Altersgruppe 10+. Achtermeier stellt weiter fest: „Die Mitglieder der literarischen Banden von heute zeichnen sich durch größere gesellschaftliche Vielfalt aus.“ Davon zeuge etwa „Ein Fall für die ForscherKids – Rettet die Wale!“, eine der Leseempfehlungen (nicht nur) für Jungen ab acht Jahren.

jungen buch

„Die Fantasyliteratur für Heranwachsende“, so Achtermeier, „setzt weiterhin auf ein charakteristisches Erzählprinzip, das bereits in der mittelalterlichen Heldenepik geprägt wurde: Die Figuren begeben sich auf Abenteuerfahrt, um zu beweisen, dass sie ‚richtige‘ Held:innen sind.“ Repräsentativ für eine visuell ansprechend gestaltete Heldenreise steht der Comicroman „Quest Kids – (K)ein Auftrag für Anfänger“, den boys & books für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfiehlt. Für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet ist beispielsweise „Über den Dächern von Jerusalem“. Der Roman schildert Erwartungen und Enttäuschungen auf beiden Seiten des Nahostkonflikts. In Jerusalem begegnen sich die Jüdin Tessa und der Palästinenser Mo. Und 70 Jahre später trifft die israelische Soldatin Anat auf den Palästinenser Karim. Vier Schicksale, geprägt von Terror, Wut und Verzweiflung – aber auch ein Stück Hoffnung.

Wie werden die Top-Titel ausgewählt?

Rund 20 Juror:innen haben ihre Expertise bei der Auswahl der Leseempfehlungen eingebracht. Sie lesen und bewerten die Bücher ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Viele waren am 6. und 7. Oktober zur 14. Redaktionskonferenz an die PHKA gekommen, andere nahmen online teil. In vier Gruppen, die je ein spezifisches Lesealter in den Blick nahmen, tauschten sie sich bei der Redaktionskonferenz über ihre Bewertungen aus und bestimmten die Top-Titel. Insgesamt wurden rund 180 Neuerscheinungen berücksichtigt. Bei der Auswahl der Top-Titel ging es unter anderem darum, ob die Bücher spannend sind, ob Länge, Thematik und Komplexität für die jeweilige Altersgruppe (8+, 10+, 12+ oder 14+) passen oder ob die Figuren authentisch sind. In die Bewertung floss außerdem beispielsweise ein, wie die Cover gestaltet sind, wie hoch der Preis ist und ob es in den Büchern eine Verbindung zu den Interessen von Heranwachsenden gibt.

Weitere Informationen: http://www.boysandbooks.de

Regina Thelen, Pädagogische Hochschule Karlsruhe




Bundesweit fehlen über 500.000 Ganztagsplätze an Grundschulen

In Nordrhein-Westfalen und Bayern fehlen die meisten Ganztagsplätze für Grundschulkinder

529.000 Ganztagsplätze fehlten im Jahr 2022 an deutschen Grundschulen. Das zeigen neue IW-Berechnungen auf Basis von Zahlen des Bundesfamilienministeriums und der Kultusministerkonferenz. So hatten im vergangenen Jahr 73 Prozent der Eltern eines Kinds im Grundschulalter Bedarf für eine Ganztagsbetreuung. Auf diese etwa 2,2 Millionen Kinder kamen im gleichen Schuljahr allerdings nur rund 1,7 Millionen Ganztagsplätze – mehr als jedes sechste Kind ging leer aus.

Hamburg ist am besten aufgestellt

Besonders groß ist die Lücke mit 152.000 Plätzen in Nordrhein-Westfalen und mit 104.000 Plätzen in Bayern. Die größte relative Lücke gibt es in Schleswig-Holstein, hier müsste die Zahl der Plätze um 73 Prozent steigen. Am besten aufgestellt ist Hamburg: Hier bekommen alle Kinder einen Platz, den Anspruch auf Ganztag gibt es in der Hansestadt bereits.

Erst vor zwei Jahren haben Bundestag und Bundesrat einen deutschlandweiten Rechtsanspruch für Ganztagsplätze an Grundschulen beschlossen. Den dürfte die Politik kaum einhalten können. Weil die Geburtenzahlen in den 2010er-Jahren stark gestiegen sind, wächst die Zahl der Grundschüler. 2029 dürfte sie um 8 Prozent höher liegen als heute. Rein rechnerisch müssten am heutigen Bedarf gemessen bis dahin 700.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden – eine Steigerung von 42 Prozent.

Bedarf dürfte noch steigen

Weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger wird und die Nachfrage auch mit dem Stand des Ausbaus zusammenhängt, ist damit zu rechnen, dass der Bedarf bis dahin sogar steigt. Will man bundesweit nur eine Betreuungsquote von 75 Prozent erreichen, braucht es sogar 847.000 neue Plätze.

„Ein Rechtsanspruch allein bedeutet noch lange nicht, dass alle Familien mit Betreuungsbedarf auch tatsächlich einen Platz bekommen“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Wido Geis-Thöne. Das habe die Erfahrung mit den Unter-Dreijährigen in den vergangenen Jahren schmerzlich gelehrt. „Dabei ist eine gute Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder unbedingt notwendig, damit Mütter und Väter nicht mit Schuleintritt der Kinder bei ihren Erwerbsmöglichkeiten zurückgeworfen werden.“

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW)




IQB-Bildungstrend: Kompetenzrückgänge in Deutsch, Fortschritte in Englisch

Besorgniserregende Entwicklung im Lesen, Zuhören und in der Orthographie im Fach Deutsch

Zum dritten Mal hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Kultusministerkonferenz (KMK) untersucht, inwieweit Jugendliche in Deutschland die bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK in den sprachlichen Fächern am Ende der Sekundarstufe I erreicht haben. Die Erhebung erfolgte zwischen April und Juli 2022 und bildet damit die Lernleistung gegen Ende der Corona-Pandemie ab.

Gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 ist der Anteil der Jugendlichen, die im Jahr 2022 – und damit nach den beiden großen Zuwanderungs- und Flüchtlingswellen ab 2015  – im Fach Deutsch im Lesen, Zuhören und in der Orthografie jeweils den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss (ESA) bzw. den Mittleren Schulabschluss (MSA) verfehlen, gestiegen. Insbesondere im Verstehen der gesprochenen Sprache Deutsch ist das Kompetenzniveau deutlich zurückgegangen. Dies betrifft alle Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe, aber im Besonderen Jugendliche aus sozioökonomisch schwächeren Familien und Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund. Das Institut nennt diese Entwicklung „besorniserregend“.

Umgekehrt sind die Leistungen in Englisch erheblich besser geworden. Für das Fach Englisch waren im Zeitraum zwischen 2009 und 2015 bereits positive Entwicklungen zu verzeichnen. Dieser Trend hat sich zwischen 2015 und 2022 in Deutschland insgesamt sowie in fast allen Ländern fortgesetzt und teilweise weiter verstärkt. Zwischen 2015 und 2022 haben sich insbesondere die Ergebnisse im mittleren und oberen Leistungsbereich deutlich verbessert. Und sie sind im unteren Leistungsbereich weitgehend unverändert geblieben.

GEW sieht Fehler im System

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt mit Blick auf die Befunde des IQB fest: „Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System.“ Um den Abwärtstrend der Schülerleistungen zu stoppen, schlug die Bildungsgewerkschaft höhere Finanz- und Personalressourcen, aber auch eine Abkehr von der frühen Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in unterschiedliche Schulformen vor. „Die Leistungsergebnisse und die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere in der Sekundarstufe I der Schulen sind ernüchternd und besorgniserregend“, sagt Anja Bensinger-Stolze von der GEW.

„Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat – als Reaktion auf die erste PISA-Studie in 2001 – zu sehr auf das Thema Qualitätsentwicklung und Standardisierung fokussiert. Sie hat zu wenig auf andere – nach PISA von der KMK beschlossene – Handlungsfelder wie Leseförderung und Ganztagsschulentwicklung gesetzt“, erläutert Bensinger-Stolze. „Wir brauchen eine durchgängige Lese- und Sprachförderung, die weder nach der Grundschule noch vor dem Schultor aufhört. Und wir brauchen Mindeststandards, die ein Recht auf Bildung für alle begründen und nicht Hürden darstellen, an denen Kinder scheitern,“

Zentrale Ergebnisse der Studie

Ergebnisse im Fach Deutsch

  • Im Fach Deutsch erreichen oder übertreffen 49 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den Mittleren Schulabschluss (MSA) anstreben, den Regelstandard im Lesen für diesen Schulabschluss. Im Zuhören sind es 53 Prozent und in Orthografie 65 Prozent. Das bedeutet gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 im Lesen einen signifikanten Rückgang um 9 Prozentpunkte, im Zuhören um 19 Prozentpunkte und in Orthografie um 12 Prozentpunkte.
  • Betrachtet man die Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, so ergibt sich für das Fach Deutsch mit Blick auf die Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss (ESA) folgendes Bild: Im Fach Deutsch verfehlen etwa 15 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die Mindeststandards für den ESA im Bereich Lesen, fast 18 Prozent im Bereich Zuhören und rund 8 Prozent im Bereich Orthografie. Im Lesen bedeutet das gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 einen signifikanten Anstieg von 6 Prozentpunkten, im Zuhören von 10 Prozentpunkten und in Orthografie von 4 Prozentpunkten.
  • Die Mindeststandards für den MSA werden in der Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch im Lesen von 33 Prozent der Jugendlichen noch nicht erreicht. Im Zuhören sind es 34 Prozent, in Orthografie sind es 22 Prozent. Im Lesen ergibt sich damit gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 ein signifikanter Anstieg von 9 Prozentpunkten, im Zuhören von 16 Prozentpunkten und in Orthografie wiederum von 9 Prozentpunkten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Schülerinnen und Schüler in der neunten Klasse mehr als ein Jahr vor dem MSA-Abschluss getestet wurden und insofern diese Leistungen zum Testzeitpunkt auch noch nicht erbringen konnten.
  • Setzt man die Kompetenzwerte des Vergleichsjahres 2015 jeweils auf einen Mittelwert von 500 Punkten und eine Streuung (Standardabweichung) von 100 Punkten, verlieren die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Jahr 2022 gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 bundesweit betrachtet im Fach Deutsch im Lesen im Schnitt 25 Kompetenzpunkte, im Zuhören 44 Punkte und in Orthografie 31 Punkte. Dies sind statistisch signifikante und im Umfang erhebliche Kompetenzrückgänge im Fach Deutsch.
  • Die jeweiligen Ergebnisse im Fach Deutsch variieren zwischen den Ländern teilweise erheblich. So liegt beispielsweise der Anteil der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die im Fach Deutsch im Lesen den Mindeststandard für den ESA verfehlen, je nach Land bei 8 bis 24 Prozent.

Ergebnisse im Fach Englisch

  • Im Fach Englisch erreichen oder übertreffen 60 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den MSA anstreben, die Regelstandards im Bereich Leseverstehen. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsjahr 2015. Beim Hörverstehen sind es sogar 63 Prozent der genannten Gruppe und damit 10 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsjahr 2015.
  • In der Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler bleiben im Leseverstehen knapp 9 Prozent der Jugendlichen unter dem Mindeststandard für den ESA (1 Prozentpunkt mehr als 2015). Nicht einmal 2 Prozent verfehlen den Mindeststandard für den ESA im Hörverstehen (unverändert gegenüber 2015).
  • In Englisch erreichen beim Leseverstehen 24 Prozent aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler noch nicht den Mindeststandard für den MSA. Beim Hörverstehen sind es 14 Prozent der Jugendlichen. Das ist ein Rückgang von jeweils 3 Prozentpunkten gegenüber 2015.
  • Betrachtet man die Kompetenzmittelwerte in Englisch, konnten bundesweit im Mittel 22 Kompetenzpunkte im Leseverstehen und 23 Punkte im Hörverstehen dazugewonnen werden. Dies sind statistisch signifikante und deutliche Kompetenzsteigerungen im Fach Englisch.

Soziale Disparitäten

  • Die Kopplung zwischen sozialer Herkunft und erreichtem Kompetenzniveau hat sich weiter verstärkt.
  • Von den Kompetenzrückgängen im Fach Deutsch sind besonders Jugendliche aus sozioökonomisch weniger gut gestellten und bildungsferneren Familien betroffen. Während sich die Kompetenzwerte von Schülerinnen und Schülern, in deren Haushalt es weniger als 100 Bücher gibt, in Deutsch im Lesen in allen Bundesländern erheblich verschlechtert haben, sind die Kompetenzwerte von Heranwachsenden aus Haushalten mit mehr als 100 Büchern in den meisten Ländern nur leicht gesunken.
  • Der positive Trend zwischen 2015 und 2022 in den erreichten Kompetenzen im Fach Englisch ist in der Gruppe der Jugendlichen aus bildungsferneren Familien deutlich geringer ausgeprägt.

Zuwanderungsbezogene Disparitäten

  • Im Jahr 2022 weisen insgesamt 38 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutschland einen Zuwanderungshintergrund auf, wobei dieser Anteil deutlich zwischen den einzelnen Ländern schwankt (von rund 12 Prozent bis über 57 Prozent). Deutschlandweit hat sich der Anteil von Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund seit dem Jahr 2015 um fast 9 Prozentpunkte und seit dem Jahr 2009 um gut 11 Prozentpunkte erhöht.
  • Insbesondere der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nicht in Deutschland geboren wurden (erste Generation), ist deutlich gestiegen. Nahezu ein Zehntel der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler des Jahres 2022 sind selbst nach Deutschland zugewandert (9 Prozent). Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Jahr 2015 von gut 5 Prozentpunkten.
  • Der Anteil der Familien, in denen nie oder nur manchmal Deutsch gesprochen wird, ist deutlich gestiegen auf 32 Prozent im Jahr 2022. Diese Entwicklung hat sich stark beschleunigt; während der Anteil zwischen 2009 und 2015 nur um einen Prozentpunkt gewachsen war, nahm er zwischen 2015 und 2022 um 11 Prozentpunkte zu.
  • Sowohl im Fach Deutsch als auch im Fach Englisch zeigen sich für Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund signifikante Kompetenzrückstände. Diese fallen im Fach Deutsch im Zuhören und im Lesen am stärksten aus. Die Ausprägung dieses Negativtrends unterscheidet sich zwischen den einzelnen Ländern erheblich.
  • Insbesondere unter den selbst zugewanderten Jugendlichen (erste Generation) sind die Kompetenzstände im Fach Deutsch in allen drei Kompetenzbereichen gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 deutlich zurückgegangen
  • (-46 Kompetenzpunkte im Lesen, -62 Punkte im Zuhören, -53 Punkte in Orthografie).
  • Während die Schülerinnen und Schüler der 2. Zuwanderungsgeneration (beide Elternteile im Ausland geboren, selbst in Deutschland geboren) gegenüber dem Jahr 2015 in Englisch ihr Kompetenzniveau signifikant steigern konnten (32 Punkte im Leseverstehen, 35 Punkte im Hörverstehen), gilt dies nicht für die Schülerinnen und Schüler der 1. Generation.
  • Für die zuwanderungsbezogenen Kompetenzunterschiede in den Bereichen Lesen und Zuhören im Fach Deutsch spielt die in der Familie gesprochene Sprache eine besondere Rolle. Jugendliche, die in ihren Familien nur manchmal oder nie Deutsch sprechen, zeigen im Schnitt ein geringeres Kompetenzniveau im Lesen und Zuhören als Jugendliche, die in ihren Familien immer Deutsch sprechen. Damit kommt der Sprachförderung in der Schule eine zunehmend wichtige Rolle zu, um herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen auszugleichen.

Weitere Ergebnisse

  • Die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler sind überwiegend sehr zufrieden mit ihrer Schule und fühlen sich mehrheitlich gut in ihrer Klasse integriert. Dies zeigt sich weitgehend unabhängig vom Zuwanderungshintergrund.
  • Das fachliche Interesse für das Fach Deutsch hat sich etwas verringert und ist deutlich geringer ausgeprägt als für das Fach Englisch. Allerdings geht die von den Schülerinnen und Schülern in ihrem Unterricht wahrgenommene konstruktive Unterstützung mit einem stärker ausgeprägten Interesse am Fach Deutsch einher.
  • Die befragten Deutsch- und Englischlehrkräfte berichten positive Einstellungen zu ihrer Tätigkeit. Ein Großteil der Lehrkräfte ist sehr zufrieden mit ihrer Berufswahl, unterrichten mit hoher Begeisterung und investieren große Anstrengungen in ihren Beruf. Das gilt auch für nicht traditionell ausgebildete Lehrkräfte (Quer- und Seiteneinstiege).
  • Die Befundmuster legen nahe, nahe, dass die negativen Trends im Fach Deutsch zu einem gewissen Teil auf die pandemiebedingten Einschränkungen zurückzuführen sind.

Hintergrundinformationen zur Studie

Am IQB-Bildungstrend 2022 haben sich im Fach Deutsch 32.990 Schülerinnen und Schüler aus 1.610 Schulen aus allen 16 Ländern beteiligt. Im Fach Englisch umfasst die Stichprobe 31.159 Schülerinnen und Schüler aus 1.542 Schulen. In den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland wurden darüber hinaus die Kompetenzen im Fach Französisch von insgesamt 2.489 Schülerinnen und Schülern aus 142 Schulen getestet.
Im Fach Deutsch wurden die Kompetenzbereiche Lesen, Zuhören und Orthografie überprüft, im Fach Englisch und Französisch die Kompetenzbereiche Leseverstehen und Hörverstehen.
In den IQB-Bildungstrends der Sekundarstufe I wird am Ende der 9. Jahrgangsstufe das Erreichen der Bildungsstandards sowohl für den Ersten Schulabschluss (ESA) als auch für den Mittleren Schulabschluss (MSA) überprüft. Mit den Bildungsstandards für den MSA werden somit Kompetenzerwartungen überprüft, die erst ein Jahr nach der Testung (am Ende der 10. Jahrgangsstufe) von denjenigen, die den MSA anstreben, erreicht werden sollen.
Die wissenschaftliche Gesamtverantwortung für den IQB-Bildungstrend 2022 liegt beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Petra Stanat.

Den Bericht und eine Zusammenfassung der Ergebnisse/Pressemappe sowie weitere Informationen zum IQB-Bildungstrend 2022 finden Sie unter https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/BT2022/Bericht.

Pressemitteilungen: IQB und GEW. IQB-Studie




Ein schlechtes Zeugnis zum Stand der Inklusion an deutschen Grundschulen

Eine Zusammenfassung des Grundschulverbandes zur Situation an den Grundschulen

2009 hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) unterzeichnet. Seither sind Land und Bundesländer in der Pflicht, diese auch umzusetzen. Art. 24 der BRK fordert das Recht behinderter Menschen auf inklusive Bildung ein. Um dieses Recht umzusetzen, ausgehend vom menschenrechtlichen Prinzip der Gleichberechtigung und Verhinderung von Diskriminierung, ist ein inklusives Bildungssystem zu verwirklichen.

„Dabei ist sicherzustellen, dass behinderte Menschen nicht aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden. Behinderte Kinder dürfen also nicht aufgrund ihrer Behinderung vom Besuch einer Grundschule oder einer weiterführenden Schule ausgeschlossen werden. Vielmehr soll ihnen gleichberechtigt mit anderen – nichtbehinderten – Kindern der Zugang zu einem inklusiven, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht ermöglicht werden. (UN-BRK)“


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Inklusion heißt nicht Integration

Gemäß der OECD geht es in der inklusiven Schule nicht nur um die Integration von Kindern mit Behinderungen allein, vielmehr handele es sich bei inklusiven und gerechten Bildungssystemen um solche, „die sicherstellen, dass das Erreichen des Bildungspotenzials nicht das Ergebnis persönlicher und sozialer Umstände ist, einschließlich der Faktoren wie Geschlecht, ethnische Herkunft, Migrantenstatus, besondere Bildungsbedürfnisse und Begabung“ (OECD 2021, 10).

Fünf Bereiche für eine inklusive Bildung

Entsprechend hat der Grundschulverband einen Standpunkt inklusive Bildung formuliert: „Eine inklusive Grundschule für alle Kinder gestalten: Die Verschiedenheit der Kinder muss Ausgangspunkt für ihre Bildungsprozesse sein!“. Darin werden fünf Bereiche und deren Bedeutung für gelingendes inklusives Lernen benannt:

  • Bereich 1: Da schulische Lerngruppen immer heterogen sind, unabhängig davon, wie diese organisiert sind, muss individualisiertes Lernen immer eingebettet sein in gemeinsames Lernen.
  • Bereich 2: Gerade in inklusiven Settings erweist sich, dass Zensuren durch Lernrückmeldungen ersetzt werden müssen, mit deren Hilfe die individuellen Lernentwicklungen und erreichte Kompetenzen für jedes einzelne Kind lernförderlich dokumentiert werden können.
  • Bereich 3: Die schulische Situation für Kinder und Jugendliche nichtdeutscher Erstsprache und Herkunft, auch mit Fluchterfahrungen oder Asylhintergrund, ist entscheidend zu verbessern. Die Mehrsprachigkeit der Kinder und Jugendlichen ist als kultureller Wert anzuerkennen und im Rahmen des Schulalltags zu fördern.
  • Bereich 4: Inklusive Grundschulen brauchen zusätzliche interdisziplinäre Fachkräfte unterschiedlicher Professionen, die als Teil des Kollegiums zuverlässig zur Verfügung stehen. Sie sind entsprechend den Anforderungen für den inklusiven Unterricht und die individuelle Förderung zu qualifizieren.
  • Bereich 5: Schulbau und Schulgelände müssen barrierefrei, anregend und einer inklusionsorientierten Didaktik angemessen gestaltet sein. Die besonderen Ansprüche einzelner Kinder an die Gestaltung von Lernorten sind zu berücksichtigen.

Dieser Anspruch erfordert eine hochwertige Ausstattung mit analogen und digitalen Medien.

Rahmenbedingungen ungenügend umgesetzt

Diese Positionen des Grundschulverbandes umfassen wesentliche Faktoren, um die UN-BRK an Grundschulen umsetzen zu können. Allerdings werden bislang die Rahmenbedingungen für die Transformation zu einem inklusiven Bildungssystem auf der Steuerungsebene nur ungenügend gesetzt.

Am 29. und 30. August 2023 fand die Staatenprüfung durch den UN-Fachausschuss zur BRK statt (auf der Basis eines Berichtes der BR von 2019). Es war bereits die zweite Prüfung nach 2015. Bereits damals waren die Ergebnisse keinesfalls zufriedenstellend. Im eingereichten Staatenbericht von 2019 verwies die Bundesregierung vor allem auf die länderübergreifenden Empfehlungen der KMK zur Bildungsteilhabe, zur Beratung und zur Lehrkräftebildung und sah das Land insgesamt auf einem guten Weg.

Feststellungen des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Ein unabhängiger Parallelbericht (eingereicht im Juli 2023 durch das Deutsche Institut für Menschenrechte), erstellt von Verbänden und VertreterInnen der Zivilgesellschaft, fällt dagegen deutlich kritischer aus. Einige Fakten:

  • Nach wie vor verfügt Deutschland über ein ausdifferenziertes System an Förderschulen (die in den einzelnen Bundesländern durchaus unterschiedliche Bezeichnungen haben). Der Umbau zu einem inklusiven Schulsystem findet nicht statt. Mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler besucht Förderschulen. In einigen Bundesländern steigt der Anteil von Kindern in Förderschulen sogar.
  • Nur in zwei Ländern gibt es einen Rechtsanspruch auf inklusive Beschulung: Bremen und Hamburg. Freies Wahlrecht der Eltern für eine Schulform wird als Begründung für den Erhalt der Förderschulen herangezogen.
  • Viele Schulen sind nicht barrierefrei und kämen deswegen auch nicht für Kinder mit Behinderungen in Frage.
  • Festzuhalten sei auch, dass viel Schülerinnen und Schüler ihre Förderschulen ohne anerkannten Abschluss verlassen.

Dieser Parallelbericht entspricht im Wesentlichen den Erfahrungen, die uns von Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen an Grundschulen zugetragen werden, wenn auch mit durchaus unterschiedlichen Ausprägungen des Standes inklusiver Beschulung sowohl zwischen den einzelnen Bundesländern, als auch innerhalb der Bundesländer selbst.

Abschließende Bemerkungen des UN-Fachausschusses

In den ersten (unredigiert vorab erschienenen) „Abschließenden Bemerkungen“ zur aktuellen Prüfung des Staatenberichtes kommt der UN-Fachausschuss nun im August wenig überraschend zu folgendem Schluss:

„Der Ausschuss ist besorgt über die unzureichende Umsetzung der inklusiven Bildung im gesamten Bildungssystem, das Vorherrschen von Sonderschulen und -klassen sowie die verschiedenen Hindernisse, auf die Kinder mit Behinderungen und ihre Familien stoßen, wenn sie in Regelschulen eingeschult werden und diese besuchen wollen, dazu zählen:

  • das Fehlen klarer Mechanismen zur Förderung der inklusiven Bildung in den Ländern und auf kommunaler Ebene;
  • die falschen Vorstellungen und die negative Wahrnehmung der inklusiven Bildung bei einigen Exekutivorganen, die den Antrag von Eltern, ihre Kinder an einer Regelschule anzumelden, als Hinweis auf die „Unfähigkeit, sich um ihr Kind zu kümmern“ deuten würden;
  • die mangelnde Zugänglichkeit und Unterbringung in öffentlichen Schulen und fehlende Verkehrsanbindung, insbesondere in ländlichen Gebieten;
  • die unzureichende Ausbildung von Lehrkräften und nicht lehrendem Personal in Bezug auf das Recht auf inklusive Bildung sowie die fehlende Entwicklung deren spezifischer Fähigkeiten und Lehrmethoden und der berichtete Druck auf Eltern, Kinder mit Behinderungen in Sonderschulen anzumelden.

Sie erneuern den dringenden Hinweis auf die politische Verantwortung, Meilensteine zu setzen, Strategien zu entwickeln und die inklusive Bildung bundesweit zu entwickeln und zu sichern.

Aufforderung zur Umsetzung eines Menschenrechts

Diese Aufforderungen kommen zu einem Zeitpunkt, in welchem die Grundschulbildung in Deutschland in einem besonderen Maße betroffen ist von krisenhaften Herausforderungen:

  • einem andauernden Mangel an Lehrpersonen und an pädagogisch-didaktisch bestens ausgebildetem Personal
  • einem Mangel an zusätzlichen interdisziplinären Fachkräften unterschiedlicher Professionen (Schulsozialarbeit, Integrationshelfer, SonderpädagogInnen, etc.), die in inklusiven Settings unverzichtbar sind
  • einer notorisch unterfinanzierten Sach- und Personalausstattung vieler Grundschulen

Damit inklusive Bildung gerade in der Grundschule gelingen kann, damit das Gelingen nicht alleine von überdurchschnittlich engagierten Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen abhängt, muss die UN-BRK in ihrer Kernaussage und die Empfehlungen des UN-Fachausschusses ernst genommen werden. Der entsprechende Wille zur inklusiven Bildung muss politisch formuliert und klar kommuniziert, mit Finanzen hinterlegt und zielgerichtet umgesetzt werden. Dies ist in einer Zeit der Erstarkung von rechten Strömungen im Land von besonderer Bedeutung.

Weitere Informationen und Rückfragen beantwortet:

Dipl.-Päd. Edgar Bohn, Vorsitzender Grundschulverband e.V.
Mobil: 0151 67 20 28 35
Mail: edgar.bohn@grundschulverband.de
Internet: www.grundschulverband.de

Quelle: Pressemitteilung Grundschulverband