Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Kinderkrankheiten
Der Kinderarzt Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen
Was hat das Kratzen im Hals oder der Ausschlag am Bein zu bedeuten? Um solche und ähnliche Fragen zu beantworten, informieren sich viele Menschen zuerst im Internet, bevor sie beschließen, zum Arzt zu gehen. Das Helios Klinikum Berlin-Buch hat in einer Analyse untersucht, welche Krankheiten und Symptome in Deutschland besonders oft im Internet gesucht werden. Scharlach ist laut Ranking die am zweithäufigsten gesuchte Krankheit bei Google. Sie gilt als klassische Kinderkrankheit und gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten in dieser Altersgruppe.
Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch beantwortet die wichtigsten Fragen über Auslöser, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist Scharlach?
Scharlach ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Streptokokken verursacht wird. Diese Krankheit betrifft oft Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, aber auch Erwachsene können sich leicht mit den Streptokokken infizieren und Scharlach bekommen. Der Name „Scharlach“ leitet sich von der Farbe Scharlachrot ab, und dies ist auch das auffälligste Anzeichen für Eltern: ein geröteter Rachen und später eine rote Zunge sowie ein roter Hautausschlag.
Was sind die Anzeichen von Scharlach?
Scharlach beginnt plötzlich. Zu Beginn zeigt Ihr Kind allgemeine Erkältungssymptome wie Fieber, Unwohlsein und insbesondere Halsschmerzen. Oft sind auch die Mandeln bereits geschwollen und entzündet. Wenn Ihr Kind über Schluckbeschwerden klagt und Sie weißliche Beläge auf seiner Zunge bemerken, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lösen sich die Beläge, und darunter kommt eine tiefrote Zunge zum Vorschein – die sogenannte Himbeerzunge.
Zusätzlich entwickelt sich der charakteristische, fleckige, scharlachrote Hautausschlag, der in der Achsel- oder Leistenregion beginnt und dann den gesamten Körper mehr oder weniger bedeckt. Handinnenflächen und Fußsohlen sind ausgespart. Ein blasses Dreieck bildet sich rund um den Mund, was wie ein weißer Fleck oder „Milchbart“ aussieht. Nach wenigen Tagen geht das Fieber zurück, und der Ausschlag verschwindet nach etwa einer Woche. Später schuppt sich die Haut ekzemartig.
Wie entsteht Scharlach?
Scharlach wird durch Bakterien verursacht, eine bestimmte Form der Streptokokken, die meist durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen übertragen werden.
Wie wird Scharlach behandelt?
Scharlach wird in der Regel mit Antibiotika behandelt, auch weil dies die Zeit sehr stark vermindert, in der die Kinder ansteckend sind (1 Tag statt bis zu 3 Wochen). Schon nach dem ersten Tag der Antibiotikatherapie fühlt sich Ihr Kind meist besser. Es ist wichtig, die Einnahme von Antibiotika nicht vorzeitig abzubrechen, selbst wenn die Beschwerden bereits abgeklungen sind, damit es nicht zu Rückfällen kommt, wenn nicht alle Erreger abgetötet werden.
Zusätzlich können Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber durch schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol gelindert werden. Das Lutschen von Bonbons, das Trinken von Tee oder die Anwendung von Hausmitteln wie Halswickeln können ebenfalls erleichternd sein.
Welche Spätfolgen können durch Scharlach entstehen?
Wenn Ihr Kind kein Antibiotikum erhält, erhöht sich das Risiko von akuten Komplikationen wie Ohrentzündungen oder Mandelentzündungen sowie möglichen Spätfolgen. Wenige Wochen nach der Infektion kann sich das sogenannte rheumatische Fieber entwickeln, welches mit Entzündungen der Gelenke, der Nieren und sogar des Herzens (das sogenannte „Scharlachherz“) einhergehen kann. Selbst neuropsychiatrische Symptome wie seltsame Ticks (Tourette-Syndrom) können nach einer Scharlacherkrankung auftreten.
Können sich Erwachsene mit Scharlach anstecken?
Scharlach gehört wie Windpocken, Masern und Röteln zu den Kinderkrankheiten, jedoch können sich auch Babys und Erwachsene infizieren. Grundsätzlich verläuft Scharlach bei Erwachsenen nicht schlimmer als bei Kindern. Allerdings wird die Krankheit bei Erwachsenen oft nicht rechtzeitig erkannt, da die anfänglichen allgemeinen Symptome bei ihnen häufig nicht mit Scharlach in Verbindung gebracht werden. Insgesamt rate ich natürlich von Selbstdiagnostika ab und empfehle, für eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung immer zum Arzt oder zur Ärztin des Vertrauens zu gehen.
Über die Recherche
Das Helios Klinikum Berlin-Buch hat untersucht, welche Krankheiten sowie Symptome in Deutschland innerhalb eines Jahres am häufigsten gegoogelt werden. Für den Zeitraum Mai 2022 bis Mai 2023 wurde per Google Ads das Suchvolumen von insgesamt 141 Krankheiten und Symptomen innerhalb Deutschlands analysiert.
Weitere Informationen zur Untersuchung hier.
Quelle: Presseinformation Helios Klinikum Berlin-Buch