Wie Kitas durch die nächste Corona-Welle kommen könnten

Kontinuierliche Testungen von asymptomatischen Kita-Kindern sind nur in Ausnahmefällen nötig

Die Auswertungen haben selbst das Studienteam von Universitätsklinikum und Universität Würzburg überrascht. Von den knapp 6800 Spucktests und mehr als 3900 Nasenabstrichen, die von Mai bis Juli 2021 von 452 Kindergartenkindern im Alter von zwei bis sechs Jahren und 139 Erzieherinnen und Erziehern zuhause durchgeführt wurden, war ein einziger Corona-Test positiv. „Diese niedrige Nachweisrate von SARS-CoV-2-Infektionen belegt eindrücklich die geringe Bedeutung von Kindertagesstätten und KiTa-Kindern für die Ausbreitung der Pandemie zum damaligen Zeitpunkt, also vor dem Auftauchen der höher ansteckenden Omikron-Variante“, kommentiert Prof. Dr. Johannes Liese. Der Oberarzt an der Kinderklinik und Poliklinik und Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie hat gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie die WüKiTaCoV 2.0 Studie an neun Würzburger Kitas geleitet.

Tests nur bei sehr hoher Inzidenz oder gefährlicherer Variante nötig

Ihr Fazit: In Phasen mit niedriger Inzidenz sind kontinuierliche SARS-CoV-2 Teststrategien bei KiTa-Kindern zur Offenhaltung der Kitas zu aufwendig und daher nicht sinnvoll, auch unter dem Gesichtspunkt einer verminderten Pathogenität des Pandemie-Virus wie es bei der derzeit vorherrschenden Variante Omikron der Fall ist, die mit einer geringen Krankheitslast einhergeht. Derzeit habe sich das Virus so geändert, dass wir nicht mehr mit der Forderung nach Reihentestungen bei asymptomatischen Kindern in den Herbst hineingehen müssen. „Wenn wir jedoch hohe Inzidenzen haben oder wieder eine pathogenere Variante, also ein Virus, das schwerere Krankheitsverläufe verursacht, dann haben wir nun ein Instrument zur Verfügung, mit dem wir kontinuierlich in Kitas testen und somit rechtzeitig Fälle entdecken können, um das Feuer im Keim zu ersticken, bevor es einen großen Ausbruch gibt“, erklärt Oliver Kurzai. Zum einen haben sich die zuhause durchgeführten Teststrategien bewährt, wobei die Mundspülproben die größte Akzeptanz erfahren haben. Zum anderen lässt sich das Auftreten von Infektionen in KiTas mithilfe eines im Rahmen der Studie entwickelten Modells gut abschätzen.

Mathematisches Modell hilft bei der Einschätzung von Infektionen in KiTas

Mittels mathematischer Modellierung, die am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, Hans-Knöll-Institut, in Jena erfolgte, konnte das Studienteam zeigen, ab welcher altersbezogenen Inzidenz in Kitas ein vermehrtes Auftreten von SARS-CoV-2-Infektionen zu erwarten ist und eine kontinuierliche Testung erwägt werden sollte. Konkret: Ab welcher Inzidenz können wir ein Kind aufspüren das keine Symptome aber Corona hat? Dr. Johannes Forster vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie erklärt das Rechenmodell: „Bei einer Siebentagesinzidenz von 143 liegt in einer KiTa mit 50 Kindern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit Corona Infektion mittels Testung gefunden wird, bei 5 Prozent. Bei einer KiTa mit 100 Kindern liegt die Wahrscheinlichkeit schon bereits bei fast 10 Prozent.“ Johannes Forster ist gemeinsam mit Dr. Géraldine Engels von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg Erstautor der Studie Wü-KiTa-CoV, die jetzt im Journal JAMA Network Open veröffentlicht wurde. Beide waren bereits an der ersten Kindergartenstudie Wü-KiTa-CoV 1.0 beteiligt, in der die kontinuierliche Durchführung und Akzeptanz von verschiedenen Methoden zur Probeentnahme bei Kindern und ihren Betreuerinnen und Betreuerin untersucht wurde.

„Im Gegensatz zur ersten Studie, bei der die Tests im Kindergarten durchgeführt wurden, haben wir in der 2.0-Studie die Testung zuhause untersucht. Und es hat wirklich gut funktioniert. Die Eltern konnten die Testung ganz unkompliziert in die Morgenroutine integrieren. Das zeigt uns: Die Tests zuhause sind sicher und machbar!“, freut sich Géraldine Engels und bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten – Groß und Klein – für ihr reges Mitwirken.

Spül- und Spucktest, Nasenabstrich oder beides

Viele – 54 Prozent der Kinder und 73 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher –wollten einen Beitrag leisten, haben an der Studie teilgenommen und drei Monate lang zweimal pro Woche zuhause getestet. Jeder hatte die Wahl zwischen einer Mundspülprobe, auch Spucktest genannt, oder einen Antigen-Schnelltests über Nasenabstrich oder beide Verfahren in paralleler Durchführung. Bei den Kindern haben sich 48 Prozent für die Kombination aus PCR-Spül- und Spuck-Test und Antigenschnelltest entschieden, 38 Prozent für den Spuck-Test und 14 Prozent für den Antigenschnelltest. In der Betreuungsgruppe haben 69 Prozent beide Tests daheim gemacht, 21 Prozent nur den Spül-Spuck-Test und 10 Prozent nur den Antigenschnelltest. Die langfristige Beteiligung war am höchsten in der Gruppe mit den alleinigen Spucktests, hier lag die wöchentliche Beteiligung bei den Kindern im Schnitt bei 64 Prozent, bei den Erwachsenen bei 62 Prozent.

Eine Infektion bei einem Kind – keine weitere Infektion übersehen

Von den 5306 untersuchten PCR-Tests der asymptomatischen Kinder fiel eine einzige Probe positiv aus, bei den 2896 Antigenschnelltests keine einzige. Nach zwölf Wochen wurden die Ergebnisse mittels Antikörpertests validiert: Bei sechs von 278 Kindern wurden Antikörper gefunden (2,2 Prozent). Fünf von diesen Kindern hatten bereits Antikörper in der ersten Woche. Bei den Betreuerinnen und Betreuern waren sämtliche 1491 PCR- Spuck-Tests und 1022 Antikörperschnelltests negativ. Drei von 105 (2,9 Prozent) hatten zu Beginn der Testphase Antikörper, und am Ende. Das heißt, sie hatten vor Studienbeginn irgendwann einmal Corona, aber nicht während der Studie, es wurde also keine Infektion übersehen.

Psychische Belastung und Sicherheitsempfinden der Eltern

Ein weiteres wichtiges Ergebnis sei, dass die Tests den Eltern ein sehr hohes Sicherheitsgefühl gegeben haben. In der Pandemie war die Unsicherheit extrem groß. Die Reihentestungen in beiden Studien haben gezeigt, dass während des gesamten Beobachtungszeitraums KiTa-Kinder nur sehr selten von Covid-19 betroffen waren und somit ein sicherer KiTa Betrieb möglich war. Bei steigenden Inzidenzen kann durch Tests eine kontinuierliche Betreuung und Offenhaltung von Kitas, die für die Entwicklung und Gesundheit von Kindern essentiell sind, gewährleistet werden.

In einem nächsten Schritt soll nun die aktuelle Immunität nach der Omikron-Welle und insbesondere die psychische Belastung und das Sicherheitsempfinden von Eltern, KiTa-Personal und Kindern im Verlauf der Pandemie ausgewertet werden. Hierzu werden die Daten aus Wü-KiTa-CoV 2.0 mit den Daten der Vorgängerstudie und einer nachfolgenden Erhebung in denselben Kitas miteinander verknüpft.

Hintergrund

Finanziert wurde „Wü-KiTa-CoV 2.0“ durch das Land Bayern über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Studie ist eng verknüpft mit weiteren umfassenden Arbeiten zu COVID-19 in Kitas, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm InfectControl und den Freistaat Bayern gefördert wurden.

Neben der Kinderklinik und Poliklinik und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie waren das Institut für Allgemeinmedizin und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Würzburg sowie das Institut für Virologie und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg an der Studie beteiligt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner

Johannes Liese, liese_j(at)ukw.de
Oliver Kurzai, kurzai_o(at)ukw.de

Originalpublikation

Publikation in JAMA Network Open:
Acceptance of Different Self-sampling Methods for Semiweekly SARS-CoV-2 Testing in Asymptomatic Children and Childcare Workers at German Day Care Centers – A Nonrandomized Controlled Trial (Doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.31798)
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2796275

Kirstin Linkamp/Universität Würzburg




Weltkindertag: „Gewalt ist mehr, als Du denkst!“

Der Kinderschutzbund stellt seine Kampagne zum Thema „Gewalt gegen Kinder“ vor

„Wer sein Kind tagelang ignoriert, es von seinen Freundinnen oder Freunden isoliert oder es demütigt, der übt Gewalt aus. Vielen Menschen ist das nicht bewusst, aber: Das Recht auf gewaltfreie Erziehung erschöpft sich eben nicht im Verzicht auf körperliche Bestrafungen“, so Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbunds.

Der Kinderschutzbund wird deshalb in diesem und im Jahr 2023 seinen Schwerpunkt auf die Aufklärung über psychische Gewalt legen.

„Seelische Verletzungen gehören leider für viele Kinder zum Alltag, sei es im Elternhaus, aber auch in Kita oder Schule. Gewalt schafft aber keine Einsicht bei Kindern, sondern demonstriert, wer der Stärkere ist“, so Hilgers weiter.

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung – so steht es seit 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch. Die Bundesregierung möchte noch einen Schritt weitergehen und die Kinderrechte in die Verfassung schreiben. 

Bundesfamilienministerin Lisa Paus : „Kinderrechte müssen immer im Vordergrund stehen, an jedem Tag im Jahr. Das gilt erst recht für Krisenzeiten. Leider haben wir während der Pandemie gerade erst erlebt, dass dies nicht automatisch der Fall ist. Deshalb ist es unser Ziel als Ampelregierung, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und uns dabei maßgeblich an den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention zu orientieren. Es geht dabei um eine umfassende Stärkung der Interessen von Kindern gegen entgegenstehende staatliche Interessen. Kinder dürfen beispielsweise in der Bau- und Verkehrsplanung oder in der Haushaltspolitik nicht einfach hinten herunterfallen. Kinderrechte sind kein nice-to-have: sie zu achten und bestmöglich zu verteidigen, ist für mich nicht verhandelbar.“

Alle Informationen zur Kampagne des Kinderschutzbundes finden Sie auf kinderschutzbund.de.




Kita und Familie als sichere Orte für Kinder

Drei Workshops zu Elternarbeit, Förderung der Emotionsregulation und Stärkung der kindlichen Persönlichkeit

Die Deutsche Liga für das Kind setzt sich für die Chancen und Rechte von Kindern in Deutschland ein. Mit Kindergarten plus und START ab 2 hat sie wirksame und erfolgreiche Bildungs- und Präventions-Programme für die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern in der Kindertagesbetreuung entwickelt. Die Online-Live-Workshopreihe plus! Kinderrechte bietet darüber hinaus aktuelle Informationen und fachlichen Austausch zum Jahresthema der Liga: „Familien und Kindertagesbetreuung als sichere Orte für Kinder.“

Am 21.09.2022 wird Prof. Dr. Jörg Maywald (Mitglied im Vorstand der Liga, Kinderrechtsexperte und Honorarprofessor an der Fachhochschule Potsdam) mit dem Thema „Eltern für Kinderrechte begeistern. Kinderrechtsbasierte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“ einsteigen. Kinder haben von Beginn an umfangreiche Rechte auf Beteiligung, Förderung und Schutz. Ebenso wie pädagogische Fachkräfte sind Eltern aufgefordert, ihr Handeln am Wohl und an den Rechten ihres Kindes zu orientieren. Wie aber kann dies gelingen? Auf welche Weise können Eltern unterstützt und für Kinderrechte begeistert werden? Wie ist eine an den Rechten der Kinder orientierte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zu erreichen? Und was tun, wenn Eltern die Rechte ihrer Kinder verletzen?

Am 05.10.2022 folgt Prof’in Dr. Jeanette Roos (Professorin für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg) mit einem Workshop, in dem entwicklungspsychologisches Wissen auf die Praxis bezogen wird: „Impulskontrolle und Emotionsregulation in der frühen Kindheit stärken. Von der interpersonalen zur Selbstregulation.“ Im Laufe der Entwicklung lernen Kinder, ihr Denken, Fühlen und Handeln zielorientiert zu steuern. Dafür brauchen sie Impulskontrolle und Strategien der Emotionsregulation. Beide Kompetenzen zeigen wichtige Fortschritte in den ersten sechs Lebensjahren. Sie hängen ab von der Hirnreifung und von sozialen Lernprozessen. Die Veranstaltung bietet Hintergrundwissen und die Gelegenheit, sich darüber austauschen, wie die Selbstregulation von Kindern gestärkt werden kann und wie mit Kindern umzugehen ist, die sich in diesem Entwicklungsbereich schwertun.

Am 26.10.2022 setzt Prof’in Dr. Susanne Viernickel (Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit an der Universität Leipzig) mit dem Thema „Hier fühl‘ ich mich wohl! Wohlbefinden von jungen Kindern erkennen und stärken.“ einen wichtigen Fokus. Denn schon Kleinkinder verbringen oftmals viele Stunden am Tag in ihrer Kita oder Kindertagespflege. Woran können pädagogische Fachkräfte erkennen, ob ein Kind sich in dieser Zeit wirklich wohl fühlt, von den Anregungen profitiert und nicht unter Dauerstress steht? Wie können Kinder konkret in ihrem Wohlbefinden gestärkt werden? Das Webinar möchte für die Bedeutung kindlichen Wohlbefindens sensibilisieren und aufzeigen, wie Fachkräfte Anzeichen von Wohlbefinden und Stress im kindlichen Verhalten erkennen und ihr pädagogisches Handeln daran orientieren können.

Die Online-Live-Workshops sind jeweils zwischen 16.00 und 18.00 geplant und können über die Website https://kindergartenplus.de/shop-seminare gebucht werden. Die Teilnehmenden erhalten im Anschluss exklusiv Folien zu den Themen ihres Workshops. Weitere Online-Live-Workshops finden im November und Dezember statt.

Kontakt und Information: E-Mail: info@kindergartenplus.de

Information der Deutschen Liga für das Kind




Beobachtung, Dokumentation – und dann?

Fortbildung vom 23. bis 24.01.2023 in der Akademie im Park, Wiesloch

Viele Teams haben sich im Rahmen der Umsetzung des Orientierungsplans auf den Weg gemacht, ein für die Einrichtung passendes Beobachtungskonzept zu erarbeiten. Dazu wurden die verschiedensten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren erprobt und diskutiert.

Aber wie geht es weiter?

In dieser Fortbildung geht es um Ihre Erfahrungen, um Ihre Fragen und Unsicherheiten, die Ihnen auf Ihrem Weg begegnen, mit einem ressourcenorientierten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren die Bildungs- und Entwicklungsprozesse jedes einzelnen Kindes vertiefend in den Blick nehmen zu können und diese im Alltag zu implementieren.

Ziele / Kompetenzen

Am Ende der Fortbildung

  • haben die Teilnehmer:innen den Nutzen verschiedener ausgewählter Beobachtungskonzepte kennengelernt.
  • haben die Teilnehmer:innen die einzelnen Schritte des Beobachtungskonzepts von der Beobachtung und der Dokumentation über die Reflexion zur pädagogischen Planung und Umsetzung geübt.
  • haben die Teilnehmer:innen ihr Verständnis bezüglich der Notwendigkeit des Dialogs mit dem Kind in diesem Prozess vertieft und können diese Erkenntnisse sinnvoll in die Abläufe integrieren.
  • haben sich die Teilnehmer:innen mit dem Zeitmanagement sowie den Voraussetzungen eines erfolgreich gelingenden Beobachtungskonzepts auseinandergesetzt.

Inhalte

  • Beobachtungskonzept – kennen und unterscheiden lernen von Bildungs- und Entwicklungsbeobachtung und dem jeweiligen Nutzen im pädagogischen Alltag
  • Beobachtungskonzept – kontinuierlicher Prozess von der Beobachtung und Dokumentation über die Reflexion hin zur Umsetzung im Sinne einer individuellen pädagogischen Beantwortung
  • Beteiligung und Partizipation des Kindes als Grundlage der individuellen pädagogischen Beantwortung
  • Auseinandersetzung mit den strukturellen Rahmenbedingungen für eine gelingende Umsetzung des Beobachtungskonzepts

Methoden

  • Theorie zum „Anfassen“ – Theorie direkt verknüpft mit praktischen Beispielen
  • Kurzinputs, Gesamtdiskussionen, Kleingruppenarbeiten
  • Übungen zum Beobachten, Dokumentieren und Auswerten sowie Planen der pädagogischen Intervention anhand konkreter Videobeispiele

Termin: 23. – 24.01.2023 (09:00 – 16:30 Uhr)
Ort: Akademie im Park
Heidelberger Str. 1 a
69168 Wiesloch
Dozentin: Sylvia Zöller
Seminargebühr: 290,00 € für Mitgliedseinrichtungen, 330,00 € für Nichtmitgliedseinrichtungen
Ansprechpartnerin: Elke Rümenap
Tel.: 06221 4161-190
E-Mail: ruemenap@caritas-dicv-fr.de

Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.




Mit SPIELEN UND LERNEN auf der BUCHBERLIN

Der drittgrößte Literatur-Event findet am 17. und 18. September 2022 in der Arena Berlin statt

Schade, dass in diesem Jahr die Buchmesse in Leipzig ausgefallen ist. Dafür können Sie uns nun vom 17. bis 18. September auf der Buchmesse in Berlin besuchen. Sie findet in der ARENA BERLIN, Eichenstraße 4, 12435 Berlin statt. Hier finden Sie uns mit unseren Buchverlagen Oberstebrink und Burckhardthaus im Jakobsweg 5. Mit dabei haben wir die Zeitschrift „Schule“ sowie zahlreiche Kinder- und Fachbücher aus unserem Buchprogramm.

Die BuchBerlin wirbt in diesem Jahr mit Prominenz. Die Bestsellerautoren Brigitte Riebe, auch bekannt als Teresa Simon, Martin Krist und Thomas Herzsprung werden – neben rund 60 anderen Schriftsteller:innen – aus ihren aktuellen Romanen lesen. Die drei ???-Autoren Cally Stronk und Christian Friedrich bieten ein eigens entwickeltes Live-Escape-Adventure an und wollen so die Buchmesse selbst zur Geschichte machen.

Noch nicht ganz sicher ist, ob unser Kinderbuchautor Christian Kämpf zur Messe kommt. Eben haben wir mit ihm unser Weihnachtsbuch „Karlchen, kleiner Mann aus Schnee – Die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft“ herausgebracht. Ein zweites Buch mit seinen Illustrationen und kleinen Tiergeschichten in Reimform von Armin Krenz mit dem schönen Titel „Vom Warzenschwein und anderen Tieren“ kommt leider erst am 23. September an.

Kultursenator und Bürgermeister Dr. Klaus Lederer ist Schirmherr der BuchBerlin. Das Besondere an der Berliner Buchmesse ist das interaktive Erlebniskonzept: Autorinnen und Autoren wirken als „literarische Reiseführer:innen“ durch die „Winkelgasse“ oder die „Sonnenallee“.

Im Talk-Café von Radioplanet Berlin werden Schauspieler:innen wie Johannes Weikl, Holger Ebert, Olav Dennhoven oder Antje Mies erwartet. Produzenten und Sprecher:innen geben Einblicke in die Hörbuchproduktion und laden zum Mitmach-Hörspiel ein. Autor und Influencer Sorgenboy wird sein Buch „Wird schon. Vergiss deine Sorgen. Nimm meine.“ vorstellen. Das Talk-Café-Programm sowie zahlreiche Lesungen werden als Live-TV-Sendung auf der Internationalen Streaming-Plattform Brightflixx übertragen, deren Gründer ebenfalls vor Ort sind.

Veranstaltungsort ist die ARENA Berlin. Rund 300 unabhängige Verlage und Selfpublisher:innen aus allen Genres stellen aus.

Mit dem Kongress „Blätterkohle“ findet parallel zur BuchBerlin eine Fachtagung in der Arena statt. Dabei geht die Berliner Verlagskooperation „Lesen lokal“ der spannenden Frage nach: „Wo steckt das Geld im Buch?“. Eingeladen sind sowohl Verlage und Literaturschaffende als auch interessierte Buchliebhaber:innen.

Weitere Informationen unter https://www.buch-berlin.de/ sowie unter https://lesen-lokal.de/blaetterkohle-kongress/




„Kinder, die jünger als sechs Jahre sind, gehören nicht ins Etagenbett“

Unfälle mit Etagenbetten führen häufig zu Knochenbrüchen bei Kindern

Etagenbetten sind bei vielen Familien im Trend. Eine Studie der Universitätsmedizin Leipzig zeigt, dass Unfälle mit solchen Betten häufig zu Knochenbrüchen bei Kindern führen. „Eltern sollten insbesondere bei Kindern aufpassen, die jünger als zehn Jahre sind. Kinder unter sechs Jahren gehören gar nicht in Etagenbetten“, sagt Studienleiter Prof. Martin Lacher.

Vermeidbare Knochenbrüche

Vor dem Schulalter sollten Kinder keine Hochbetten nutzen. „50 Prozent der Frakturen im Zusammenhang mit Unfällen aus diesen Betten hätte es bei uns gar nicht gegeben, wenn die Nutzung den Kindern unter sechs Jahren verboten worden wäre“, sagt Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.

Prof. Lacher und sein Team behandeln immer häufiger Kinder, die vom Hochbett gestürzt sind und haben deshalb die konkreten Fallzahlen geprüft. Sie untersuchten, wie viele der Kinder nach einem Stürzen aus Hochbetten eine Fraktur erlitten und schlossen dabei alle ein, die jünger als 18 Jahre sind.

162 Patient:innen, die Verletzungen durch ein Etagenbett erlitten, wurden von Januar 2014 bis Dezember 2021 in der Universitätsmedizin Leipzig behandelt. „Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder jünger als sechs Jahre besonders gefährdet sind. Erst ab zehn Jahren werden Brüche unwahrscheinlicher“, sagt Prof. Lacher.

Umso jünger, umso größer die Risiken

Im Durchschnitt waren die behandelten Kinder fünf Jahre alt und 60 Prozent Jungen. Kleinkinder bis drei Jahre erlitten in 45 Prozent der Fälle Knochenbrüche. Im Alter zwischen drei und fünf Jahren waren es 50 Prozent Frakturen, bei den Sechs- bis Neunjährigen 60 Prozent. Erst ab dem Alter von zehn Jahren kam es bei Unfällen im Zusammenhang mit Etagenbetten nur noch in 30 Prozent der Fälle zu Knochenbrüchen.

Teppichboden zur Prävention

Die häufigsten Frakturen erlitten die Betroffenen am Unterarm, gefolgt von Schlüsselbein und Oberarm. In sechs Prozent der Fälle trugen die Kinder sogar Schädelfrakturen davon. 15 Prozent mussten operiert, 26 Prozent der Patient:innen stationär behandelt werden. Es gab keinen Todesfall. Der Leipziger Universitätsmediziner Prof. Lacher empfiehlt: „Wenn man solche Betten nutzt, sollten mindestens zwei Gitterstangen übereinander angebracht sein und Teppichboden im Kinderzimmer liegen.

Originalpublikation:

Originalveröffentlichung in medicina: Bunk-Bed-Related Fractures in Children: Are We Aware of the Risks. https://doi.org/10.3390/medicina58060749

Anne Grimm/Universität Leipzig




Chancen für Jugendliche mit niedriger Schulbildung sinken weiter

Die Qualifikationsanforderungen in Ausbildungsberufen werden in den kommenden Jahren steigen

Die Qualifikationsanforderungen in Ausbildungsberufen werden in den kommenden Jahren steigen. Für Geringqualifizierte verringert sich das Jobangebot. Das ist auch deshalb keine gute Nachricht für den Arbeitsmarkt, weil die Zahl der Ungelernten in Deutschland gleichzeitig zunehmen wird. Das sind zentrale Ergebnisse einer Expert:innen-Befragung zu den Ausbildungsperspektiven von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung im Jahr 2030, die die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung durchgeführt hat.

Anstieg der Zahl der Ungelernten

Die beruflichen Perspektiven für Jugendliche mit niedriger Schulbildung werden sich in den nächsten Jahren verschlechtern. Mehr als die Hälfte der rund 100 befragten Berufsbildungsexpert:innen (53 Prozent) rechnet mit steigenden Qualifikationsanforderungen auch in Ausbildungsberufen, die für Jugendliche mit niedriger Schulbildung relevant sind. 42 Prozent gehen davon aus, dass dies zumindest teilweise der Fall sein wird. Die Hälfte der befragten Fachleute erwartet zudem einen weiteren Anstieg der Zahl der Ungelernten bis 2030. Gleichzeitig gehen 61 Prozent davon aus, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten für Geringqualifizierte abnehmen werden. „Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Thema unserer Zeit. Es geht aber auch um die persönliche Zukunft der Jugendlichen. Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, ob wir es uns weiter leisten können und wollen, dass jedes Jahr viele Jugendliche keinen Anschluss finden und gleichzeitig die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt“, sagt Andreas Knoke, Abteilungsleiter Programme bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. „Es braucht endlich entschlossenes Anpacken, um wirklich allen Jugendlichen die Chance auf eine Ausbildung und damit individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.“

Anhaltende Ungleichgewichte auf dem Ausbildungsmarkt

Nahezu alle Expert:innen erwarten zwar, dass die duale Berufsausbildung auch 2030 noch von hoher Bedeutung sein wird (51 Prozent volle und 46 Prozent teilweise Zustimmung). Gleichzeitig werden aber auch die Ungleichgewichte auf dem Ausbildungsmarkt weiter bestehen: Eine große Mehrheit der Befragten (85 Prozent) rechnet damit, dass es auch im Jahr 2030 noch Passungsprobleme geben wird – also das gleichzeitige Auftreten von unbesetzten Ausbildungsstellen und unversorgten Bewerber:innen. Zudem rechnen mehr als 60 Prozent der Expert:innen auch weiterhin damit, dass Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, zunächst Übergangsmaßnahmen durchlaufen müssen.

Berufsorientierung intensivieren und Ausbildung modularisieren

Eine große Mehrheit der Befragten sieht großes Potenzial in der schulischen Berufsorientierung (55 Prozent „hoch“, 25 Prozent „sehr hoch“), um die Übergangschancen von Jugendlichen mit niedrigen Schulabschlüssen zu verbessern. Dazu sollte zum Beispiel Berufsorientierung stärker in der Aus- und Weiterbildung für Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen verankert werden. Mehr als 80 Prozent der Expert:innen (83 Prozent) plädieren zudem für kontinuierliche und individuelle Begleitung von Jugendlichen, um Übergänge von der Schule in Ausbildung besser gelingen zu lassen. Auch eine Flexibilisierung des Ausbildungssystems erachten viele der Expert:innen als sinnvoll: Mehr als 60 Prozent der Befragten halten eine Modularisierung der Ausbildung für „sehr“ oder „eher“ wünschenswert, um gerade junge Menschen mit niedriger Schulbildung schrittweise zu einem vollwertigen Ausbildungsabschluss zu führen.

Bertelsmann Stiftung, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (Hrsg.)

Zukunft ungewiss – Ausbildungsperspektiven von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung

Ergebnisse einer Delphi-Befragung

DOWNLOAD

Quelle: Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung




Zusammenwachsen in der Einwanderungsgesellschaft

Wie denkt die Bevölkerung über Teilhabe, Verbundenheit und Zugehörigkeit?

Deutschland ist ein Einwanderungsland – dies ist heute in Politik und Gesellschaft weitgehend akzeptierte Realität. Das Zusammenleben in kultureller Vielfalt hat in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht, seine weitere Gestaltung bleibt aber eine wichtige Zukunftsaufgabe. Dabei spielen Fragen von Teilhabe, Verbundenheit und Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. In einer Studie hat die Bertelsmann Stiftung feststellen lassen, wo Deutschland bei diesen Themen aktuell steht.

Eine große Mehrheit der Befragten fühlt sich mit Deutschland verbunden

Die Ergebnisse zeigen, dass das Zusammenleben in Vielfalt in Deutschland im Großen und Ganzen gut gelingt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten mit und jener ohne Migrationshintergrund äußert sich positiv über ihr Leben in Deutschland: Rund 80 Prozent geben jeweils an, sich in Deutschland zu Hause und mit Deutschland verbunden zu fühlen. Gut 70 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sie mit ihrem Leben in Deutschland heute alles in allem zufrieden sind. Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund sind sich außerdem mit jeweils fast 80 Prozent Zustimmung darüber einig, dass es für die Zugehörigkeit zu Deutschland in erster Linie darauf ankommt, dass jemand schon lange in Deutschland lebt, die Sprache spricht und seinen bzw. ihren Beitrag zur Gesellschaft leistet.

Es gibt Anzeichen für ungleiche Teilhabechancen und Ausgrenzung

Während die Lebenszufriedenheit der Befragten grundsätzlich hoch ist, gibt es dennoch Anzeichen dafür, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland noch immer Ausgrenzung erfahren und schlechtere Teilhabechancen haben. So äußern sie häufiger, manchmal das Gefühl zu haben, in der Gesellschaft nicht richtig dazuzugehören. Weiter geben sie öfter an, es im Vergleich zu den meisten anderen Menschen schwerer zu haben, eine geeignete Wohnung zu bekommen, einen passenden Arbeitsplatz zu finden oder einen guten Bildungsabschluss zu erzielen.

„Dies deutet darauf hin, dass Diskriminierung in vielen Lebensbereichen noch immer stattfindet“, erklärt Kai Unzicker, Experte für gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Daher sollte man die Gesellschaft noch stärker für Diskriminierung sensibilisieren und die Politik sollte Antidiskriminierungsmaßnahmen intensivieren, vor allem in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Bildung“, so Unzicker.

Die Bevölkerung blickt mit Ambivalenz auf Vielfalt

Dass migrationsbedingte Vielfalt in Deutschland mit gemischten Gefühlen betrachtet wird, zeigt die Ambivalenz der Befragten beim Thema „Einwanderung“: Etwas mehr als die Hälfte gibt an, die Vielfalt, die durch Einwanderung entsteht, vor allem als eine Bereicherung des Lebens zu erleben; zugleich sind jedoch auch knapp über 60 Prozent der Ansicht, dass die Politik die Zahl der Einwanderer und Einwanderinnen nach Deutschland deutlich begrenzen solle.

Dass Deutschland alles in allem durch Einwanderung mehr Vorteile als Nachteile habe, meint mit 49 Prozent wiederum knapp die Hälfte der Befragten. „Die Politik sollte Zuwanderung so gestalten, dass die Vorteile und Chancen noch stärker zum Tragen kommen“, erklärt Integrationsexpertin Ulrike Wieland.  Das Leitbild dafür müsse Fairness im Sinne eines ‚Triple Win‘ sein: „Es geht um eine vorteilhafte Gestaltung für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch für die Zugewanderten selbst sowie für die Herkunftsländer“, so Wieland.

Vielfalt könnte in Zukunft noch stärker als Normalität empfunden werden

Dass die Einwanderungsgesellschaft in Zukunft noch stärker als Normalität empfunden werden könnte, macht der Blick auf die Einstellungen der jüngsten Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren deutlich. Sie zeigen sich offener für migrationsbedingte Vielfalt als ältere Menschen – und das unabhängig davon, ob sie einen Migrationshintergrund haben oder nicht. „Die heute jungen Menschen wachsen bereits mit mehr Vielfalt auf, erleben sie als Alltag. Das spricht dafür, dass die Einwanderungsgesellschaft in Zukunft insgesamt mit mehr Gelassenheit betrachtet werden könnte“, erläutert Ulrike Wieland.

Die Studie ist frei zum Download verfügbar: www.bertelsmann-stiftung.de/zusammenwachsen  

Quelle: Mitteilung Bertelsmann Stiftung, Dr. Ulrike Wieland, Dr. Kai Unzicker