Noch immer viel zu viel Zucker in der Ernährung

Studie der Uni Bonn untersucht Ernährung von Kindern und Jugendlichen und sieht weiteren Handlungsbedarf

Hohe Mengen an Zucker in unserer Ernährung werden als einer der Risikofaktoren für Übergewicht und chronische Erkrankungen diskutiert. Forscherinnen der Universität Bonn haben die Zuckerzufuhr von Kindern und Jugendlichen im Rahmen einer Langzeitstudie ausgewertet. Das Ergebnis: Die Zuckerzufuhr sinkt seit 2010 kontinuierlich, liegt aber immer noch über der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Menge. Die Studie wird im European Journal of Nutrition veröffentlicht; sie ist bereits vorab online zugänglich.

„Unsere Analyse konzentriert sich auf die Aufnahme von freiem Zucker“, sagt Dr. Ines Perrar, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn und Erstautorin der Studie. „Es wird diskutiert, ob Zucker, ebenso wie Salz und Fette, mit der Entstehung von chronischen Erkrankungen in Verbindung steht.“ Als freien Zucker definiert die WHO jeglichen Zucker einschließlich Honig, Sirup und Fruchtsaftkonzentraten, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung von Speisen oder Getränken im Haushalt zugesetzt wird. Auch Zucker, der von Natur aus in Säften enthalten ist, zählt dazu.

Detaillierte Informationen zu Ernährung, Stoffwechsel, Entwicklung und Gesundheit

Für ihre Analyse nutzten die Forscherinnen des IEL die Daten der „Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed“ Kohortenstudie (DONALD). Seit 1985 sammelt die DONALD Studie detaillierte Informationen zu Ernährung, Stoffwechsel, Entwicklung und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Die Teilnehmenden wiegen und dokumentieren einmal jährlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen alles, was sie essen und trinken“, erklärt Prof. Dr. Ute Nöthlings, Inhaberin der Professur für Ernährungsepidemiologie am IEL. „Mithilfe unserer institutseigenen Nährstoffdatenbank können wir daraus die Zufuhr bestimmter Nährstoffe, unter anderem freien Zucker, schätzen.“

Besonders Jugendliche konsumieren zu viel Zucker

Die Autorinnen werteten nun 4.218 dieser Drei-Tage-Wiegeprotokolle von 751 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren aus, die zwischen 2010 und 2023 erfasst worden waren. „Wir konnten feststellen, dass die Zufuhr an freiem Zucker weiterhin rückläufig ist“, sagt Ines Perrar. „Dennoch liegt die tägliche Aufnahme im Schnitt noch immer über der Empfehlung der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr pro Tag empfehlen.“

Bewusstsein in der Bevölkerung wächst

Bereits 2019 hatte eine Auswertung der DONALD-Daten gezeigt, dass die Zufuhr an freiem Zucker seit 2005 abnimmt und 2016 im Median bei rund 16 Prozent der Tagesenergieaufnahme lag. Dieser Wert hat sich nun nochmals auf 11,7 Prozent verringert. Als möglichen Grund für diesen Trend vermuten die Forscherinnen ein gestiegenes Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen des Verzehrs einer zu großen Menge bestimmter zuckerhaltiger Lebensmittel, etwa mit Zucker gesüßter Getränke.

Ohne Zweifel ein Erfolg, aber die Forscherinnen verweisen auf Unterschiede in den Altersgruppen: „Wir sehen im Beobachtungszeitraum insbesondere bei Jugendlichen im Alter von sechs bis 14 Jahren eine relativ hohe Aufnahme von freiem Zucker um 15 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufuhr dann deutlich ab“, sagt Ute Nöthlings, die nicht nur Leiterin der DONALD Studie, sondern auch Sprecherin des Transdisziplinären Forschungsbereichs (TRA) „Sustainable Futures“ sowie Mitglied im TRA „Life and Health“ der Universität Bonn ist.

Tatsächliche Zuckeraufnahme wahrscheinlich noch höher

Die Ergebnisse stützen die aktuelle Initiative der Bundespolitik, bis 2025 den Zuckergehalt von Frühstückszerealien, gesüßten Milchprodukten, Erfrischungsgetränken und Fruchtgetränken um mindestens 15 Prozent zu reduzieren. Die Forscherinnen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Zuckerkonsum wahrscheinlich höher ist, als die Daten der Studie nahelegen. Zum einen besteht die Gefahr einer Untererfassung aufgrund des Selbstberichts der Ernährung durch die Probandinnen und Probanden. Zum anderen ist die Studie nicht repräsentativ, da aufgrund des umfangreichen Studiendesigns eher Familien mit höherem sozio-ökonomischem Status teilnehmen und hier ein tendenziell stärkeres Bewusstsein für Ernährungs- und Gesundheitsfragen zu erwarten ist.

Publikation  

Ines Perrar, Ute Alexy, Ute Nöthlings. “Intake of free sugar among children and adolescents in Germany declines – current results of the DONALD study”. European Journal of Nutrition, 2024, ISSN 1436-6215, https://link.springer.com/article/10.1007/s00394-024-03456-1

Quelle: Information der Uni Bonn




US-Pädagogen wollen Handy-Verbot an Schulen

Psychische Gesundheit der Kinder ist laut NEA-Umfrage durch die Nutzung von Mobiltelefonen in Gefahr

Fast 3000 befragte US-amerikanische Pädagogen der Primar- und Sekundarstufe (erste bis zwölfte Klasse) schlagen Alarm: Mobiltelefone gefährden laut aktueller Umfrage der National Education Association (NEA) die psychische Gesundheit, zwischenmenschliche Fähigkeiten und das Lernverhalten von Schülern. Menschen, die beruflich mit Kindern zu tun haben, von Schulleitern bis zu Kinderärzten, äußern sich schon länger besorgt über negativen Folgen von Smartphones und sozialen Medien auf Schüler – insbesondere seit der Pandemie. Aber dass sich so viele Pädagogen einhellig in dieser Weise äußern, hat laut NEA, der größten Lehrergewerkschaft der USA, eine neue Qualität.

Sicheres Lernumfeld gefährdet

„Die psychische Gesundheit von Schülern ist ein ernstes und wachsendes Problem für Eltern und Pädagogen, das durch die Nutzung sozialer Medien und privater Geräte in Schulen noch verschlimmert wird“, so die NEA-Vorsitzende Becky Pringle. „Jeder Schüler, ob schwarz oder weiß, asiatisch oder lateinamerikanisch, einheimisch oder neu zugewandert, hat ein einladendes und sicheres Lernumfeld verdient. Dieses Umfeld kann beeinträchtigt werden, wenn die sozialen Medien die Schüler in die Schule begleiten. Um das Wohlergehen der Schüler bestmöglich zu unterstützen, sind strenge, schulweite und lokal ausgearbeitete Richtlinien unerlässlich, die den Zugang zu persönlichen Geräten während des Schultages einschränken.“

Dazu ist offenbar eine Mehrheit der Pädagogen bereit. So äußern sich jedenfalls 90 Prozent der Befragten. Ebenso viele halten die Gefährdung der psychischen Gesundheit von Schülern für ein ernstes Problem. 75 Prozent zeigen sich besorgt über schädliche Auswirkungen wie Cybermobbing, die Störung der Entwicklung sozialer Fähigkeiten und den Verlust an Unterrichtszeit. Nur 31 Prozent sind der Meinung, dass die Nutzung von Mobiltelefonen den einzelnen Lehrkräften überlassen werden sollte.

Meinung der Pädagogen hat sich geändert

Die NEA-Umfrage spiegelt die veränderte Einstellung der Lehrer zur Handynutzung in der Schule wider. In einer Umfrage des Schulforschungsinstituts EdWeek Research Center, die vor etwas mehr als einem Jahr durchgeführt wurde, waren nur 24 Prozent der Lehrer der Meinung, dass Handys auf dem Schulgelände gänzlich verboten werden sollten. Jetzt scheint es so, als seien die meisten Pädagogen umgeschwenkt.

Im Juli dieses Jahres schrieb die unabhängige Gymnasialdirektorin Jody Passanisi in der „Education Week“ einen Artikel, laut dem sie ihren vor elf Jahren mit einem Kollegen vertretenen Standpunkt zur Handynutzung in Klassenzimmern zurückzog. Damals hatten sie den Nutzen von Smartphones im Klassenzimmer gepriesen. Heute lässt Passanisi keine Handys im Unterricht mehr zu.

Handy-Verbot kein Allheilmittel

Naomi Andrews von der Brock University war vor ein paar Monaten allerdings zu dem Schluss gekommen, dass ein Handy-Verbot in Klassenzimmern kaum etwas bringen würde. Das Verbot würde zwar die Ablenkung im Unterricht verringern, doch viele der zugrundeliegenden Probleme, die sich auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken, würden damit nicht gelöst.

„Wir müssen den Ursachen für diese Probleme mehr Aufmerksamkeit schenken und die Schüler beim Erwerb wichtiger Kompetenzen unterstützen: Beim sozial-emotionalen Lernen, sozialer Medienkompetenz und Beziehungsfähigkeit“, sagt Andrews. Kollege David Hutchison ergänzt, dass Eltern, Lehrer und Sozialdienstleister eine wichtige Rolle bei der Förderung der psychischen Gesundheit junger Menschen spielen sollten. „Schulen sollten sichere Räume für Schüler schaffen, in denen sie darüber diskutieren können, wie sich die Nutzung sozialer Medien und von Mobiltelefonen mit ihrer sozialen Identität und ihrem Selbstwertgefühl überschneidet.“

Wolfgang Kempkens/pressetext.redaktion




Bund stellt vier Milliarden Euro für Kita-Qualität bereit

Kabinett beschließt Entwurf für weiterentwickeltes Kita-Qualitätsgesetz  

Das Bundeskabinett hat das Dritte Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung beschlossen. Es soll am 1. Januar 2025 in Kraft treten. Damit setzt der Bund sein finanzielles Engagement bei der Verbesserung frühkindlicher Bildung und Betreuung fort und unterstützt die Länder auch in den kommenden zwei Jahren mit insgesamt rund vier Milliarden Euro.

Sieben Handlungsfelder für mehr Qualität

Mit dem weiterentwickelten Gesetz können die Länder künftig in sieben prioritäre Handlungsfelder investieren, die für die Qualität der Betreuung von besonderer Bedeutung sind:

  • Bedarfsgerechtes Angebot
  • Fachkraft-Kind-Schlüssel
  • Gewinnung und Sicherung qualifizierter Fachkräfte
  • Stärkung der Leitung
  • Förderung einer bedarfsgerechten, ausgewogenen und nachhaltigen Verpflegung und ausreichender Bewegung
  • Förderung der sprachlichen Bildung
  • Stärkung der Kindertagespflege

Drei der bisherigen Handlungsfelder – räumliche Gestaltung, Verbesserung der Steuerung des Systems und Bewältigung inhaltlicher Herausforderungen – entfallen künftig.

Für die Möglichkeit, Bundesmittel zur Beitragsentlastung zu verwenden, ist eine Übergangszeit bis zum 31. Dezember 2025 vorgesehen. Der Anteil der Bundesmittel, den die Länder für Beitragsentlastung nutzen, ist seit Jahren rückgängig. Aktuell werden dafür rund 15 Prozent verwendet. Es steht den Ländern frei, durch die zusätzlichen Bundesmittel auch umzuschichten. Von einer Erhöhung von Kita-Gebühren geht das BMFSFJ deshalb nicht aus.

Weiterer Schwerpunkt: Fachkräftegewinnung und -sicherung

Fachkräfte sind einer der größten, wenn nicht der größte Engpass für den stabilen Kita-Betrieb. Deshalb führt der Bund die Vorgabe ein, dass jedes Land künftig mindestens eine Maßnahme zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ergreifen muss. Das BMFSFJ setzt damit einen klaren Schwerpunkt bei diesem Handlungsfeld.

Hintergrund

Mit einer stärkeren Konzentration der Bundesmittel auf die Qualität in der frühkindlichen Bildung ist ein klares Ziel verbunden: in den kommenden zwei Jahren soll sich die Angleichung der Kita-Qualität in Deutschland weiter beschleunigen. Das Gesetz ist so ein Zwischenschritt für die Entwicklung nationaler Bildungsstandards in Abstimmung mit den Ländern, sobald die Voraussetzungen dafür vorliegen.  

In einer gemeinsamen Erklärung vom 27. März 2024 hatten die Jugend- und Familienministerinnen und -minister von Bund und Ländern ihr Ziel bekräftigt, die Kita-Qualität gemeinsam weiter voranzubringen und den weiteren Qualitätsprozess skizziert.

Seit 2019 unterstützt der Bund die Länder mit dem Kita-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz (KiQuTG) dabei, die Qualität in Kitas und in der Kindertagespflege sowie die Teilhabe an der frühkindlichen Bildung zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie auf www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/schulterschluss-fuer-mehr-qualitaet-in-der-kindertagesbetreuung–237786

Quelle: Pressemitteilung BMFSFJ




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Alle Jahre wieder: Viele Eltern verzweifeln in der Ferienzeit

Dass Kinder die Ferienzeit pädagogisch sinnvoll verbringen können, gelingt meist nur unzureichend

Die Zeiten, in denen ein einziges Einkommen ausreichte, um eine Familie gut zu ernähren, waren einmal. In immer mehr Familien gehen beide Elternteile einer Erwerbstätigkeit nach. Wer dort wie viel verdient und welcher zeitliche Umfang eingesetzt wird, variiert zwar stark, aber es ist längst die Regel geworden, dass beide Elternteile zur finanziellen Unterhaltung ihrer Familie beitragen.

66 Ferientage 2024 versus 30 Urlaubstage

Doch wenn beide arbeiten müssen, wer kümmert sich dann um die Kinder, wenn Schule und Kindergarten geschlossen sind? Bereits im Kindergarten stellt eine längere Sommer-Schließzeit von drei Wochen schon Flexibilität und Planungskompetenz der Elternteile auf die Probe. Doch mit dem Eintritt in die Grundschule wird das Ganze nicht viel leichter. Schließlich ist es nicht so, dass ein Grundschulkind von sechs oder sieben Jahren plötzlich keine Aufsicht mehr benötigt. Und zudem ist es mit Aufsicht allein ja auch nicht getan…

Doch wie überbrückt man die Ferien, ohne dass sich Youtuber, TikToc & Co die Hände reiben? Allein in Baden-Württemberg sind es 2024 ganze 66 Ferientage, einschließlich der flexiblen Ferientage und den zusätzlichen unterrichtsfreien Tagen. Wochenenden schon ausgenommen. Menschen mit Kindern, die auch an Feiertagen und den Wochenenden arbeiten müssen, haben die Problematik ohnehin unabhängig von den Ferien. Aber ab sofort nur noch getrennt in den Urlaub, weil zwei Elternteile im Idealfall 60 Urlaubstage zusammen haben?

Betreuungsplätze: Viel höherer Bedarf als Angebot

Das Bundesfamilienministerium veröffentlichte im letzten Jahr in der Auswertung „Kindertagesbetreuung Kompakt“ konkrete Zahlen zum Betreuungsbedarf im Land. Schon bei Krippenkindern klafft eine Lücke. Daran hat auch der Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem ersten Lebensjahr noch nicht ausreichend viel geändert. Bezogen auf Kinder im Grundschulalter äußerten 73 Prozent der Eltern einen Betreuungsbedarf. Einen Hort- oder Ganztagsplatz ergatterten 55 Prozent. Der Rest schaut, wie er diese Lücke irgendwie gewuppt bekommt.

Kinder allein daheim, die Oma als Aufsicht, unlimitierte Medienzeit, Ferienbetreuung

Doch wie stemmt man jetzt die Ferien am besten für Kind und Eltern? An den bildungspolitischen Weichen wird sich von heute auf morgen nicht ausreichend stellen lassen, um Familien wirklich zu entlasten. Dr. Rüdiger Wild, Professor für Pädagogik an der SRH Fernhochschule, erklärt, dass ein Kind im Grundschulalter schon mal alleine zuhause bleibne könne. „Natürlich nicht den ganzen Tag. Es hängt auch stark von der Individualität des Kindes ab. Ein bis zwei Stunden ist das, je nach Typ und Charakter des Kindes, schon in Ordnung. Ein längerer Zeitraum ist im Grundschulalter nicht drin. Erst ab der weiterführenden Schule, ab 10, 11 Jahren kann der Zeitraum verlängert werden.“

Ist die Katze aus dem Haus, sitzen die Mäuse vorm PC

Allerdings, so Wild, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass sich der Nachwuchs in dieser Zeit nicht unbedingt pädagogisch sinnvoll beschäftigt. Da würden dann mutmaßlich eher Fernseher und PC bemüht. Und das zu viel und vor allem unkontrollierte Medienzeit gefährlich werden können, ist soweit bekannt. Dazu Wild: „Zuviel Fernsehen behindert die Lust auf die Schule. Es gibt Studien, die besagen, dass Kinder Konzentrationsprobleme bekommen, wenn sie zu lange fernsehen. Es gibt auch das Problem, dass immer mehr Kinder in die Internet-Sucht abgleiten. Das hängt stark vom Charakter des Kindes ab.”

Ferienfreizeit: Was tun, wenn mein Kind nicht will?

Besser also wäre es, professionelle Betreuung in Anspruch zu nehmen, wenn man als Elternteil eben arbeiten muss. In vielen Gemeinden gibt es auch die Option der Ferienbetreuung. So ließe sich zumindest ein Teil der Ferienwochen abdecken, vorausgesetzt man bekäme einen der rar gesäten Plätze. Doch nicht jedes Kind ist begeistert von dieser Option. Was kann man tun, wenn der Nachwuchs lieber allein zu Hause wäre, anstatt an einer organisierten Ferienbetreuung teilzunehmen?

Verständnis: Grundschulkinder verstehen viel

Wild empfiehlt: „Holen Sie Verständnis bei Ihrem Kind ein. Erklären Sie, dass das einfach notwendig ist. Wenn es bei den Eltern nicht anders geht, weil sie arbeiten müssen, dann hilft Verständnis oft schon weiter. Wenn das nicht fruchtet, besteht immer noch die Option, die Betreuung privat zu organisieren. Durch Freunde, Mütternetzwerke, eventuell Leih-Omas falls keine (oder keine verfügbaren) Großeltern vorhanden sind.“

Lücken im Betreuungssystem

Die Betreuungssituation ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich geregelt. In manchen Teilen des Landes gibt es viel mehr Hortplätze als anderswo und doch stehen Eltern überall vor der gleichen Thematik. Wild mahnt: „Da geht die Forderung ganz klar an die Bildungspolitik, sich dieses Thema mal genauer anzuschauen! Es braucht viel mehr gute pädagogisch strukturierte Betreuungsmöglichkeiten. Was passiert eigentlich mit den Kindern? Wenn sie permanent vor dem Bildschirm sitzen, wenn die Eltern eben arbeiten müssen? Es ist nachgewiesen, dass sie psychische Probleme bekommen können, weniger in der Lage sind, soziale Beziehungen aufrecht zu halten. Da muss ein Umdenken stattfinden.“

Mehr Betreuungsplätze, bedeuteten mehr Flexibilität für Eltern. Sie sorgen für die Freiheit, mehr oder anders zu arbeiten, einen Schritt in Richtung der Bekämpfung des Fachkräftemangels und bei guter pädagogisch sinnvoller Betreuung auch für glücklichere, sozialere Kinder. Und bis es so weit ist, heißt es Durchhalten!

Oder beruflich umsatteln, auf einen Job, der besser vereinbar ist mit Kind und Karriere. Vielleicht werden Sie ja bei uns fündig, in einem zeit- und ortsunabhängigen Studium.

Katja Narkprasert, SRH Fernhochschule




Joghurt mit Honig gesünder und stimmungsfördernd

Probiotische Wirkung wird laut UIUC-Experimenten verstärkt und fördert die Verdauung

Probiotische Kulturen in vielen Naturjoghurts entfalten eine positive Wirkung auf das Mikrobiom des Darms, verbessern also die Gesundheit. Wer die positive Wirkung steigern will, fügt noch einen Löffel Honig hinzu. Diese Kombination sorgt für eine gute Verdauung und wirkt sich positiv auf die Stimmung und die kognitiven Fähigkeiten aus, wie ein Forscherteam um Hannah Holscher von der University of Illinois Urbana-Champaign (UIUC) herausgefunden hat.

Vorbild mediterrane Ernährung

„Wir waren an der kulinarischen Kombination von Joghurt und Honig interessiert, die in der mediterranen Ernährung üblich ist, und daran, wie sie sich auf das gastrointestinale Mikrobiom auswirkt“, sagt Holscher. „Die Enzyme in Mund, Magen und Darm helfen bei der Verdauung und erleichtern die Nährstoffaufnahme, aber sie reduzieren auch die Lebensfähigkeit von Mikroben. Das ist gut, wenn es sich um Krankheitserreger handelt, aber nicht unbedingt, wenn es nützliche Bakterien sind“, so die Ernährungswissenschaftlerin. „Wir wollten herausfinden, ob Honig das Überleben probiotischer Bakterien im Darm fördert.“

Die Forscher starteten mit einem Laborexperiment, bei dem sie die Wirkung von vier verschiedenen Honigsorten (Luzerne, Buchweizen, Klee und Orangenblüten) auf die Lebensfähigkeit des Bakteriums Bifidobacterium animalis testeten, das die Verdauung fördert. Sie züchteten die Mikroben in Lösungen, die die Zusammensetzung von Speichel, Magensäure, Darmgalle und Enzymen nachahmten.

Am besten klappt es mit Kleehonig

Bei den Speichel- und Magenflüssigkeiten gab es im Ergebnis keine Unterschiede in der Überlebensrate von B. animalis zwischen den Honigsorten und den Kontrollbehandlungen mit Joghurt, der mit Zucker oder Wasser gemischt war. Der Joghurt mit Honig – insbesondere die Kleesorte – förderte jedoch das Überleben der Bakterien im Darm.

Dieses Resultat überprüften die Forscher in einer klinischen Studie. Sie rekrutierten 66 gesunde Erwachsene, die nacheinander je zwei Wochen lang Joghurt mit Kleehonig oder pasteurisierten, wärmebehandelten Joghurt ohne probiotische Wirkung zu sich nahmen. Die Teilnehmer gaben Stuhlproben ab und machten Angaben zu ihrem Stuhlgang. Außerdem füllten sie Fragebögen aus und bewerteten ihre Stimmung, ihre Kognition und ihr allgemeines Wohlbefinden. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass die Kombination von Honig und Joghurt das Überleben der probiotischen Bakterien des Joghurts im Darm förderte, so dass sich die Ergebnisse der Laborstudie auf die reale Anwendung beim Menschen übertragen lassen“, so Holscher.

Wolfgang Kempkens/pressetext.redaktion




Über die Hälfte der Schulkinder sind erschöpft

Studie: Viele Jungen und Mädchen haben Schlafprobleme, Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen und fühlen sich einsam

Erschöpft und einsam: Die Situation der Schulkinder in Deutschland verschlechtert sich. Mehr als die Hälfte berichten von Erschöpfung, fast ein Drittel von erhöhter Einsamkeit. Viele Jungen und Mädchen haben Schlafprobleme, Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen. Der Anteil derjenigen, die unter mindestens zwei Beschwerden pro Woche leiden, ist in den vergangenen sechs Jahren um rund ein Viertel auf 46 Prozent gestiegen. Das zeigt der Präventionsradar 2024 der DAK-Gesundheit. Ein weiteres Ergebnis: Drei Viertel der Schulkinder werden von Krisenängsten geplagt. Die Krankenkasse hat die bundesweit einmalige Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in 14 Bundesländern durchgeführt. Rund 23.000 Schülerinnen und Schüler wurden dafür befragt. DAK-Chef Andreas Storm sieht die seelische Gesundheit der nachwachsenden Generation in Gefahr und fordert mehr Präventionsinitiativen.

„Der aktuelle DAK-Präventionsradar zeigt, wie stark Erschöpfung, Einsamkeit und körperliche Beschwerden in Deutschland bereits unter Kindern verbreitet sind. Diese Ergebnisse sind alarmierend, denn chronische Einsamkeit ist ein Risiko für die mentale Gesundheit der Mädchen und Jungen“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wir müssen verhindern, dass eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und seelischen Leiden heranwächst. Wir müssen offen über die Probleme reden und mit verstärkten Präventionsinitiativen Antworten und Hilfsangebote liefern.“

Viele Schulkinder fühlen sich einsam

Der Präventionsradar der DAK-Gesundheit untersucht seit 2016 das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10. An der aktuellen achten Erhebungswelle haben im Schuljahr 2023/2024 rund 23.000 Mädchen und Jungen aus 1.449 Klassen der Sekundarstufe I teilgenommen. Demnach kennt fast ein Drittel von ihnen (31,5 Prozent) das Gefühl erhöhter Einsamkeit. Die Kinder geben an, sich allein und ausgeschlossen zu fühlen. Es mangelt ihnen an Freundschaften. Etwa acht Prozent fühlen sich oft einsam. Bei den Jungen und Mädchen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sind es sogar 19 Prozent.

Erschöpfung, Schlafprobleme und Rückenschmerzen

Mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen sind zudem erschöpft (55 Prozent). Mehr als ein Drittel der Schulkinder schlafen schlecht (37 Prozent). 27 Prozent geben an, jede Woche oder häufiger Rückenschmerzen zu erleben. Ebenso viele berichten von häufigen Kopfschmerzen und ein Fünftel klagt über Bauchweh.

Hanewinkel: Einsamkeit ist kein Phänomen des Alters

„Die Entwicklungen sind besorgniserregend – sowohl was die Zunahme körperlicher Beschwerden als auch den alarmierend hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen angeht, die von Einsamkeit betroffen sind. Einsamkeit ist kein Phänomen des Alters, sondern betrifft auch die junge Generation. Es ist dringend erforderlich, dass Information und Aufklärung in diesem Bereich intensiviert werden“, erklärt Professor Reiner Hanewinkel als Studienleiter beim IFT-Nord in Kiel. Das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung führt die jährlichen Befragungen zum Präventionsradar durch und wertet die Ergebnisse für die DAK-Gesundheit aus. „Unsere Beobachtungen zeigen, dass nicht alle Schulkinder in gleichem Maße von ungünstigen gesundheitlichen Entwicklungen betroffen sind. Es kommt nun darauf an, die weitere Entwicklung des Gesundheitsverhaltens unserer Kinder und Jugendlichen im Blick zu behalten. Die Daten der Studie liefern uns hierzu die nötigen Informationen. Eine fortlaufende Bestandsaufnahme der Situation ist eine wichtige Grundlage, um präventive und intervenierende Maßnahmen insbesondere auf diejenigen auszurichten, die am stärksten darauf angewiesen oder besonders gefährdet sind.“

46 Prozent mit zwei oder mehr Beschwerden wöchentlich

Auffällig ist laut Studie, dass mehr als die Hälfte der Schulkinder von mindestens zwei wöchentlich auftretenden Gesundheitsproblemen betroffen sind. Im Vergleich zur zweiten Erhebungswelle 2017/2018 berichten die Befragten im Schuljahr 2023/2024 deutlich häufiger von multiplen Beschwerden. Vor sechs Jahren lag der Anteil bei 36 Prozent, aktuell liegt er mit 46 Prozent um ein Viertel darüber. Bei den Mädchen ist der Anteil noch stärker gestiegen, nämlich um rund ein Drittel.

Kinder- und Jugendarztpraxen bestätigen steigende Belastung

Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, bestätigt die Studienergebnisse der DAK-Gesundheit: „Die Ergebnisse des DAK-Präventionsradars decken sich mit den Beschwerden, die wir täglich in unseren Praxen sehen. Unsere Arbeitsbelastung hat spürbar zugenommen, da immer mehr Kinder und Jugendliche unter vielfältigen Symptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen und Schmerzen leiden. Auch psychosoziale Beeinträchtigungen wie Einsamkeit und Krisenängste haben merklich zugenommen. Wir müssen im Schnitt mehr Zeit aufwenden, um mit unseren Patientinnen und Patienten über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Viele von ihnen befinden sich in schwierigen Belastungssituationen, die oft noch nicht diagnostiziert werden können, aber bereits erhebliche medizinische Betreuung erfordern. Die veränderte Situation muss künftig auch im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgebildet werden.“

Krisenängste sind verbreitet

Laut DAK-Präventionsradar sind drei Viertel der Schulkinder in Deutschland von Krisenängsten betroffen. Sie befürchten, dass etwa der Ukraine-Krieg oder die Klimakrise noch lange anhalten oder dass sich die finanzielle Situation ihrer Familie verschlechtern wird. Sechs Prozent geben sogar an, solche Krisenängste „oft“ zu haben. Wie bei der Einsamkeit sind auch hier Jungen und Mädchen mit einem sozial schwachen Familienhintergrund stärker betroffen. Die Studie zeigt, dass bei Kindern und Jugendlichen, die häufiger krisenbezogene Ängste erleben, auch häufiger depressive Symptome auftreten. Dazu gehört es etwa, sich unglücklich oder niedergeschlagen zu fühlen oder häufiger weinen zu müssen. Zudem ist die Lebenszufriedenheit bei dieser Gruppe geringer.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

Quelle: Pressemitteilung DAK