Infizierte Schwangere können ihren Nachwuchs schädigen

Forscher der Slovak Academy of Sciences weisen Veränderungen der Gehirnaktivitäten nach

Infektionen der Mütter während der Schwangerschaft können nachhaltige Auswirkungen auf die Gehirnfunktion des Kindes haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Slovak Academy of Sciences. Die Forscher haben bei neugeborenen Ratten die Folgen der mütterlichen Immunaktivierung auf die Pyramidenzellen des Hippocampus untersucht.

Neuronale Erregbarkeit leidet

Den Experten nach beeinträchtigt eine pränatale Infektion die neuronale Erregbarkeit erheblich. Diesen Veränderungen der Gehirnfunktion dürfte das erhöhte Risiko von neurologischen Entwicklungsstörungen bei Infektionen der Mütter zugrunde liegen, glauben die Experten. Laut dem korrespondierenden Autor Eliyahu Dremencov gelten Infektionen der Mütter bereits als Risikofaktoren für Erkrankungen wie Autismus, Schizophrenie und Depressionen.

Während der Schwangerschaft lösen Infektionen eine Immunreaktion aus, die Zytokine freisetzt. Dabei handelt es sich um chemische Botenstoffe, die in die Plazenta gelangen können und sich auf die Hirnentwicklung des Fötus auswirken. Mittels eines gut etablierten Tiermodells haben die Forscher bei trächtigen Ratten mit Lipopolysacchariden (LPS) Infektionen ausgelöst. Danach wurden die Neuronen des Hippocampus der neugeborenen Tiere auf ihre Erregbarkeit hin untersucht.

Neurotransmission beeinträchtigt

Forschungsleiterin Lucia Moravcikova zufolge verfügt dieser Nachwuchs bei der Aktivierung der Neuronen über eine deutlich höhere Schwelle, langsamere Reaktionszeiten und verringerte Feuerungsraten. „Das weist auf eine Störung der glutamatergen Neurotransmission hin. Sie spielt eine entscheidende Rolle beim Lernen, dem Gedächtnis und der Regulation der Emotionen.“ Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin „Brain Medicine“ veröffentlicht.

Moritz Bergmann/pressetext.redaktion




„Sich für Qualität in der frühen Bildung stark machen!“

Bündnis für Kita-Qualität richtet Appell an Beteiligte der Koalitionsverhandlungen

Investitionen in die heranwachsende Generation legen den Grundstein für eine bessere Zukunft. Eine gute und bedarfsgerechte Kindertagesbetreuung stärkt die Gesellschaft. „Eine neue Bundesregierung muss sich für Qualität in der frühen Bildung stark machen und die dafür notwendigen Finanzmittel dauerhaft zusichern und ausbauen – auch nach 2026“, fordert daher das Kita-Qualitätsbündnis aus Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Katholischer Tageseinrichtungen (KTK) – Bundesverband in einem gemeinsamen Appell an die Beteiligten der Koalitionsverhandlungen, der von einer Vielzahl von weiteren Organisationen unterzeichnet wurde.

Maike Finnern, GEW-Vorsitzende: „Bildung von Anfang an ist der Schlüssel zu einer gerechten und inklusiven Gesellschaft. Eine neue Bundesregierung muss schnell handeln, denn wir brauchen dringend bundesweit gute Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung und die dafür notwendigen Finanzmittel. Hier muss der Bund Verantwortung übernehmen und sich für die frühe Bildung stark machen.“

Marvin Deversi, Vorstand im AWO-Bundesverband: „Als Bündnis halten wir an unseren bekannten Forderungen wie etwa einem angemessenen Personalschlüssel, dem Anspruch auf Fort- und Weiterbildung und dem Anspruch auf Fachberatung fest. Wir wissen genau: Das Kita-System ist bereits hochkompetent, es braucht aber dringend passgenaue Unterstützung vom Bund. Die allseits bekannten Schwachstellen müssen jetzt in Angriff genommen werden.“

Mirja Wolfs, Vorsitzende des KTK-Bundesverbandes: „Es ist ein wichtiges Signal, dass die Verhandelnden gerechte und gleiche Bildungschancen für alle Kinder als Ziel benannt und die gemeinsame Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen für die Kitas betont haben. Entscheidend wird nun sein, dass diesen Worten Taten folgen. Wir werden die Umsetzung der zugesagten Maßnahmen in den nächsten vier Jahren intensiv verfolgen und die Verantwortlichen daran messen.“

Info: Die Bereitschaft zu einer Kooperation haben Bund und Länder in der vergangenen Legislaturperiode im gemeinsamen „Letter of Intent zwischen der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ vom 27. März 2024 klar festgehalten. Darin heißt es: „In gemeinsamer Verantwortung von Bund und Ländern werden wir den gemeinsam begonnenen Prozess zur Weiterentwicklung der Qualität in den Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege nahtlos weiterführen.“

Seit mehr als zehn Jahren setzt sich das Bündnis für Kita-Qualität aus AWO, GEW und KTK-Bundesverband für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung ein. Kernforderungen sind bundesweit verbindliche Standards, u.a. gute Personalschlüssel, Leitungsfreistellung sowie mehr Zeit für Fort- und Weiterbildung, Fachberatung und die Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeitszeit.

Quelle: Pressemitteilung AWO, GEW, KTK




Was für eine Ferkelei!

Greta Wagener: Viele freche Ferkel. Ein Jahreszeiten-Wimmelbuch

Frech sind sie, die Ferkel. Viele auch. Seeehr viele! Auf mancher Seite bis zu hundert! (Da ist der Autor schon fast mit dem Zählen überfordert…) Sie spielen, turnen und tanzen durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Draußen bei bestem Wetter, in den Häusern ebenso.

Im Frühling werden die Beete bepflanzt, ein Frosch spielt auf der Quetschkommode, ein Ferkel saust mit dem Fahrrad bergab, zwei fliegen im Ballon – und eins rteitet sogar auf dem Besen! Schweinchen Eddi ist immer am Futtern, mal Eis, mal Torte. Und Punkerin Wilma mit dem grünen Kamm-Haarschnitt zieht mit dem Alpaka – nein, nicht um die Häuser, die kommen erst auf dem nächsten Bild.

Da kann man zuschauen, wie die Ferkel die Waschmaschine aus dem Möbelwagen schleppen, die Kartons stapeln, den Boden fegen und es sich in ihrer neuen Wohnung gemütlich machen. Wilma schaut indessen einer blauen Blume beim Wachsen zu. Und Eddi? Klar, der leckt an einem riesigen braunen Schokoladen-Lutscher.

So wimmeln sich die Ferkel fröhlich durch alle Jahreszeiten, meist draußen, aber auch im Haus ist eine Menge los, vor allem im Winter. Da werden Kekse gebacken, der Weihnachtsbaum geschmückt – und auf einer Insel mit zwei Bergen fährt eine Lokomotive durch Tunnel auf Geleisen. Wo waren übrigens noch die beiden, die sich als Petterson und Findus verkleidet haben?

So gibt es viele Anspielungen auf Geschichten und Figuren, die Kinder kennen. Das inspiriert zu eigenen Geschichten, zum Wiedererkennen eigener Erlebnisse – denn wer ist nicht schon einmal vor einem Toilettenhäuschen von einem Bein aufs andere getrippelt, wie der süße Ringelschwanzträger im Herbst? Und wer hat sich nicht schon einmal vor einem – huhuu – weißen Gespenst so richtig wohlig gegruselt?

Ein tolles Wimmelbuch, das immer wieder mit viel Spaß angeschaut wird – nur müssen die Vorleseeltern daran denken, dass doch die Kinder die Ferkel entdecken und die Geschichten erzählen wollen!

Ralf Ruhl

Greta Wagener
Viele freche Ferkel
Ein Jahreszeiten-Wimmelbuch
20 Seiten
ab 2 Jahre
ISBN 978-3-219-12062-2
15,00 Euro




Manche App zur Kindersicherung gefährdet die Privatsphäre der Kinder

Bis zu 80 Prozent der Eltern verwenden Apps, um die Sicherheit und Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen

Bis zu 80 Prozent der Eltern verwenden Apps, um die Sicherheit und Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen. Die Apps bieten verschiedene Funktionen: von der Beschränkung der Online-Zeit der Kinder und der Inhalte, die sie sehen können, bis hin zur Aktivitätsüberwachung und Standortverfolgung.

Eine Studie hat nun „offizielle“ Apps zur Kindersicherung, die im Google Play Store verfügbar sind, mit „sideloaded“ oder „inoffiziellen“ Apps zur Kindersicherung verglichen, die aus anderen Quellen erhältlich sind.

Die Studie verglich 20 sideloaded Apps zur Kindersicherung mit 20 aus dem Google Play Store und untersuchte dabei Datenschutzrichtlinien, Android-Package-Kit-Dateien (die zum Verteilen und Installieren von Android-Apps verwendet werden), Anwendungsverhalten, Netzwerkverkehr und Funktionen.

Heimliches Ausspionieren

Das Team stellte fest, dass sideloaded Apps ihre Präsenz vor den Telefonbenutzer*innen eher verbergen – eine Vorgehensweise, die bei offiziellen Store-Apps verboten ist. Sie erforderten auch übermäßige Berechtigungen – Regeln, die festlegen, worauf Apps auf dem Telefon zugreifen können, darunter „gefährliche“ Berechtigungen wie den jederzeitigen Zugriff auf persönliche Daten, wie zum Beispiel den genauen Standort.

Darüber hinaus übertrugen drei sideloaded Apps vertrauliche Daten unverschlüsselt. Die Hälfte hatte keine Datenschutzrichtlinie. Acht von 20 Apps wurden als potenzielle Stalkerware identifiziert.

Schmaler Grad zwischen Schutz und Überwachung

Leonie Tanczer, leitende Autorin der Studie von der UCL: „Apps zur Kindersicherung sind ein beliebtes Mittel, um die Sicherheit von Kindern online und persönlich zu gewährleisten, und können nützliche Werkzeuge für Eltern sein, um die Gefahren zu meistern, denen Kinder in der heutigen Welt ausgesetzt sind. Aber die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass viele sideloaded Apps ernsthafte Probleme in Bezug auf Datenschutz, Zustimmung und sogar Sicherheit haben. Wenn eine App beispielsweise versucht, ihre Präsenz auf dem Gerät zu verbergen, ist das nichts anderes als Stalkerware. Sobald man beginnt, die Sicherheitsvorkehrungen zu entfernen, die offizielle Store-Apps haben müssen, ist es ein schmaler Grat zwischen legitimer Nutzung und unethischer Überwachung oder in extremen Fällen häuslicher Gewalt.“

Heimliche Screenshots und Abhören von Anrufen

Die Forscher*innen beobachteten mehrere besorgniserregende Verhaltensweisen von sideloaded Apps zur Kindersicherung, die ihrer Meinung nach für Apps, die als Kindersicherheitstools vermarktet werden, ungeeignet sind. Beispielsweise enthielten die Apps Funktionen zum Abfangen von Nachrichten von Dating-Apps wie Tinder.

Viele sideloaded Apps enthielten auch die Möglichkeit, Screenshots aus der Ferne zu machen, Anrufprotokolle anzuzeigen, Nachrichten zu lesen und sogar Anrufe abzuhören.

Die Forscher*innen stellten fest, dass Entwickler*innen aufgrund einer Gegenreaktion auf Apps, die beispielsweise zum Erwischen untreuer Ehepartner*innen vermarktet werden, stattdessen dazu übergegangen sind, Apps als Tools zur Kindersicherung zu vermarkten.

Fehlende Einwilligung der Kinder

Eva-Maria Maier, Erstautorin der Studie, die die Arbeiten im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Studiengang IT Security an der FH St. Pölten verfasst hat, sagt dazu: „Das Hauptproblem bei der umfangreichen Funktionalität dieser inoffiziellen Apps ist die Einwilligung. Wenn Eltern eine offene, transparente Beziehung zu ihrem Kind haben, sollten sie diese Apps nicht auf dem Telefon ihres Kindes verstecken oder auf so viele private Informationen zugreifen müssen. Das wirft ernsthafte Fragen darüber auf, ob Kinder wissen, wie sie verfolgt werden und wie sich dies auf ihre Privatsphäre und Rechte auswirkt. Auch wenn Eltern glauben, dass ihnen das Wohl ihres Kindes am Herzen liegt, birgt das Sammeln so vieler persönlicher Informationen Risiken, da es häufig zu Massendatenlecks kommt.“

Datenleak von Überwachungsapp

Im Jahr 2015 wurde der Entwickler der mSpy-App gehackt und zehntausende Kundendatensätze wurden online geleakt, darunter auch die persönlichen Daten von Kindern. Im Jahr 2024 wurden Kundendienstunterlagen von mSpy online geleakt, was Aufschluss darüber gab, wie Kund*innen die Apps nutzten, darunter das Ausspionieren von Partner*innen, die des Fremdgehens verdächtigt wurden. mSpy ist eine sideloaded App und wird derzeit als Überwachungssoftware für Eltern vermarktet.

Lukas Daniel Klausner, Forscher am Institut für IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten: „Die Rechte von Kindern sind von Land zu Land unterschiedlich, aber in der Europäischen Union müssen Kinder unter 16 Jahren nicht ihre Zustimmung geben, wenn ein Elternteil eine Kindersicherungs-App auf ihrem Gerät installiert. Obwohl Kinder über 16 Jahren ihre Zustimmung geben müssen, sind es in Wirklichkeit oft die Eltern, die Geräte und Apps kaufen und einrichten. Daher vermute ich, dass die Zustimmung nicht immer erteilt wird. Diese Situation bedeutet auch, dass Kinder häufig keinen Zugriff auf ihre von Überwachungs-Apps gesammelten Daten und keine Autonomie darüber haben. Diese Apps und viele Aspekte der Online-Kultur sind relativ neu – es sind keine Probleme, mit denen sich Eltern vor einer Generation herumschlagen mussten. Ich denke, es besteht dringender Bedarf an einer öffentlichen Diskussion über die Verfügbarkeit dieser Apps, wie sie verwendet werden und wie sie aus ethischer Sicht verwendet werden sollten.“

Studie zum Thema

Eva-Maria Maier et al. „Surveillance Disguised as Protection: A Comparative Analysis of Sideloaded and In-Store Parental Control Apps“, Proceedings on Privacy Enhancing Technologies.

https://petsymposium.org/popets/2025/popets-2025-0052.php
https://doi.org/10.56553/popets-2025-0052

Über die FH St. Pölten – University of Applied Sciences

Die Fachhochschule St. Pölten steht für angewandte Forschung und internationale Vernetzung. Knapp 4.000 Studierende erhalten in zahlreichen Bachelor- und Master-Studiengängen sowie berufsbegleitenden Weiterbildungsprogrammen eine praxisorientierte Ausbildung in den Themenbereichen Medien, Kommunikation, Management, Digitale Technologien, Informatik & KI, Security, Bahntechnologie, Gesundheit und Soziales. Lehre und Forschung sind dabei eng verzahnt: Als forschungsstarke Hochschule kooperiert die FH St. Pölten mit nationalen und internationalen Partner*innen in anwendungsbezogenen Projekten. Zudem leitet sie die europäische Hochschulallianz E³UDRES² (Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions) und entwickelt zusammen mit Hochschulen aus neun Partnerländern zukunftsweisende Konzepte für die Hochschule der Zukunft sowie für smarte und nachhaltige europäische Regionen.

Mag. Mark Hammer, Fachhochschule St. Pölten




Millionen Kinder haben große Probleme durch Medienkonsum

Längsschnittuntersuchung des UKE Hamburg analysiert Gaming, Social Media und Streaming bei Zehn- bis 17-Jährigen

„Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und ernsten Problem geworden. Wenn junge Menschen ohne Ende online sind, dann schadet das häufig der Gesundheit und führt zu sozialen Konflikten“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Bei den zunehmenden Gesundheitsproblemen vieler Schüler ist Mediensucht nur die Spitze des Eisbergs. Um unsere Kinder zu stärken und zu schützen, ist Schule ein wichtiger Ort. Deutschland braucht ein neues Schulfach Gesundheit. Die Kultusminister der Länder sollten dieses Thema offen diskutieren.“ 

Mediensucht deutlich höher als vor fünf Jahren

Laut DAK-Studie hat sich die Problematik der Mediensucht auf hohem Niveau eingependelt und liegt deutlich höher als vor fünf Jahren: Ein Viertel der Zehn- bis 17-Jährigen nutzt soziale Medien problematisch, darunter gelten 4,7 Prozent als abhängig. Jungen sind dabei mit sechs Prozent fast doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (3,2 Prozent). Im Vergleich: Im Jahr 2019 lag der Anteil der problematischen Social-Media-Nutzung nur bei 11,4 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg von 126 Prozent. Weniger dramatisch sind die Ergebnisse beim Gebrauch digitaler Spiele. Demnach nutzten zwölf Prozent aller Kinder und Jugendlichen digitale Spiele problematisch, 3,4 Prozent pathologisch. 2019 waren es 12,7 Prozent problematische Nutzer mit einem Anteil von 2,7 Prozent pathologischer Gamerinnen und Gamern. Neue Entwicklungen zeichnen sich auch beim Streamingverhalten ab, das erst seit 2022 in der Studie erfasst wird. Hier sind die Zahlen konstant hoch: 16 Prozent problematische Nutzer im Jahr 2024 stehen 16,3 Prozent im Jahr 2022 gegenüber. 2,6 Prozent gelten heute als abhängig.

Zweieinhalb Stunden Social Media täglich

An einem typischen Wochentag nutzen die Befragten zweieinhalb Stunden (157 Minuten) Social Media und damit ähnlich lang wie in den beiden Jahren zuvor. Dennoch ist ein deutlicher Anstieg über die insgesamt sieben Messzeitpunkte der Studie sichtbar. So verbrachten Kinder und Jugendliche im Jahr 2019 täglich durchschnittlich eine halbe Stunde weniger mit der Nutzung von sozialen Medien. Beim Gaming liegt die tägliche Nutzungszeit werktags bei 105 Minuten im Vergleich zu 91 Minuten im Jahr 2019. Beim Streaming ist indes ein deutlicher Corona-Peak im Jahr 2021 zu sehen (170 Minuten täglich), während die Nutzungszeiten ansonsten konstant um die 100 Minuten täglich lagen und zuletzt sogar leicht zurückgingen (93 Minuten). 

Soziale Konflikte: Viele erleben „Phubbing“

Erstmalig wurde in der Erhebung des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) das Phänomen „Phubbing“ untersucht: Es setzt sich aus den Wörtern „Snubbing“ (Englisch für „jemanden brüskieren“) und „Phone“ (Telefon) zusammen und beschreibt die unangemessene Nutzung des Smartphones in sozialen Situationen, beispielsweise bei Gesprächen oder am Esstisch. Demnach erleben die befragten Menschen das Phänomen häufig: 35,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert. 25,2 Prozent haben Erfahrungen mit sozialen Konflikten im Kontext mit Phubbing gemacht. Ebenso die Eltern: 29,2 Prozent fühlten sich bereits ignoriert, 28,2 Prozent erlebten entsprechende Konflikte. Insgesamt zeigt sich in diesem Zusammenhang auch, dass Kinder und Jugendliche mit häufigen Phubbing-Erfahrungen nachweislich einsamer, depressiver, ängstlicher und gestresster sind als solche, die selten Phubbing erfahren.

UKE-Suchtexperte Prof. Thomasius sieht Depressionsrisiko

„Es gibt hier eine sichtbare Verbindung zu psychischen Belastungen wie Depressivität“, sagt Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter des DZSKJ. „Wir erleben im klinischen Alltag, dass die digitale Welt zunehmend auch als störend empfunden wird. Gleichzeitig zeigt sich ein fehlender Effekt bei der elterlichen Regulation. Das Handeln der Eltern passt also häufig nicht zum eigentlichen Erziehungsanspruch.“ Laut Studie wird von etwa 40 Prozent der Eltern der zeitliche Umfang der Mediennutzung nicht hinreichend festgelegt. Ein Viertel moderiert die Inhalte nicht. Gleichzeitig wünschten sich Eltern häufig zusätzliche Informationen oder gar Hilfe. „Die in der Studie erhobenen Befunde bilden sich in einem klinischen Zusammenhang ebenfalls ab: Ein Drittel der in unserem Institut behandelten Jugendlichen leidet mittlerweile unter einer medienbezogenen Störung. Diese jungen Menschen tendieren dann auch zu anderen psychischen Problemen oder gar stoffgebundenen Süchten.“

DAK-Chef Storm: Schulen müssen Gesundheitskompetenz fördern

„Im Kampf gegen die Mediensucht brauchen wir den Schulterschluss mit den Schulen“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Er appelliert an die kommende Woche tagende Kultusministerkonferenz der Länder zum gemeinschaftlichen Handeln. „Uns hilft jetzt keine kontroverse Diskussion über ein Handy-Verbot für Schülerinnen und Schüler. Wir sollten offen über ein neues Schulfach Gesundheit diskutieren“, betont Storm. „Gesunde und fitte junge Menschen sind die Basis für die unsere Zukunft.“ Deshalb müsse an den Schulen über ein neues Fach die Gesundheitskompetenz von Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen gestärkt werden, wobei dann auch die gesunde Mediennutzung ein zentrales Thema sei. Es gebe im Ausland zahlreiche Best-Practice-Beispiele zur Anpassung der Lehrpläne.

Dr. Hubmann: Immer häufiger medienbezogene Störungen

„Medien- und Gesundheitskompetenz sind nah beieinander, weshalb deren Vermittlung in der Schule einen viel höheren Stellenwert einnehmen muss“, erklärt Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ). „Wir sehen im Praxisalltag das Problem der psychischen Störungen sowie medienbezogener Störungen immer häufiger. Außerdem sehen wir, dass Eltern überfordert sind und Orientierung suchen. Die Ausweitung des Mediensuchtscreenings mit der DAK-Gesundheit ist hierfür ein wichtiger Schritt. Dadurch können wir Handlungsbedarf erkennen und eine weitere Steuerung vornehmen. Das kann aber nur ein Baustein sein. Wir müssen die Gesamtgesellschaft bei diesem Problem wieder mehr in die Verantwortung nehmen. Und das schließt den Lernort Schule explizit mit ein.“


Medienkompetenz beginnt bei den Erwachsenen

Kinder jeden Alters erleben die vielfältige digitale Mediennutzung überall in ihrem Lebensalltag. Da bleibt es nicht aus, dass sie sich der Faszination digitaler Medien nicht entziehen können. Gleichzeitig gehört es zu den >Lebenskompetenzen< eines Menschen, mit den unübersehbaren und besonders verlockenden Angeboten in einer stark konsumorientierten und digital durchsetzten Welt differenzieren zu können. So dreht sich aktuell vieles um die >digitale Mediennutzung< – und das auch schon für Kinder im Krippen- und in Fortsetzung im Kindergarten- und Grundschulalter. Wenn ‚neue Schwerpunkte‘ in die Elementarpädagogik implantiert werden, bedarf es stets einer sorgsamen Betrachtung, was dabei zu berücksichtigen ist. Darum geht es in dieser Streitschrift.

28 Seiten, ISBN: 9783963046193, 5 Euro


Neues DAK-Mediensuchtscreening für Jugendliche

Als Reaktion auf die Mediensucht-Studie baut die DAK-Gesundheit ihre Präventionsangebote aus. Seit 2020 bietet die Krankenkasse ihren Versicherten in fünf Bundesländern zusätzlich zu den bestehenden Vorsorgeuntersuchungen ein Mediensuchtscreening an. Dieses wird angesichts zunehmender Mediensucht zum 1. April bundesweit ausgeweitet. Im Rahmen der J1- und J2-Vorsorgeuntersuchungen kommt dabei erstmals der Fragenbogen breit in der Praxis zum Einsatz, der im Zuge der gemeinsamen Längsschnittstudie mit der DAK-Gesundheit von Dr. Kerstin Paschke und ihrem Team vom DZSKJ entwickelt wurde. Bei Auffälligkeiten werden gemeinsam mit den Eltern und den Betroffenen Möglichkeiten aufgezeigt, einer beginnenden Mediensucht entgegenzuwirken oder eine bestehende Sucht professionell zu behandeln. Das neue DAK-Angebot gilt für Jungen und Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Dabei werden die Diagnosekriterien für die Mediensucht nach ICD-11 abgefragt. Interessierte Eltern können sich direkt in ihrer teilnehmenden Kinder- und Jugendpraxis in das Programm einschreiben oder die Praxis-App „Meine pädiatrische Praxis“ des BVJK einschreiben. Das Angebot ist für DAK-Versicherte kostenlos. Um Betroffene und Angehörige weiter zu unterstützen, fördert die DAK-Gesundheit eine Online-Anlaufstelle Mediensucht am UKE auf 

www.mediensuchthilfe.info.  

Weltweit einmalige Längsschnittstudie

Die repräsentative Längsschnittstudie zur Mediennutzung im Verlauf der Corona-Pandemie untersucht an rund 1.200 Familien die Häufigkeiten pathologischer und riskanter Gaming- und Social-Media-Nutzung bei Kindern und Jugendlichen nach den neuen ICD-11-Kriterien der WHO und ist damit weltweit einmalig. Die DAK-Gesundheit führte dazu gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in mehreren Wellen Befragungen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa durch. Dafür wurde eine repräsentative Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren mit je einem Elternteil zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt.

Quelle: Pressemitteilung DAK




Mit Korczaks Gedanken die eigene Haltung reflektieren

Ferdinand Klein: Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten

Dr. Janusz Korczaks „Pädagogik der Achtung“ ist in den vergangenen Jahrzehnten ein wenig in den Hintergrund geraten. Dabei ist der Arzt und Pädagoge derjenige gewesen, der auf die Einzigartigkeit eines jeden Kindes hingewiesen und eine entsprechende Förderung gefordert hat. Er war damit der Begründer einer kindzentrierten Pädagogik, die unter anderem die Heilpädagogik stark beeinflusst hat. Deren Nestor, der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Ferdinand Klein ist ein ausgezeichneter Korczak-Kenner. In seinem neuen Buch „Erziehung aus der Begegnung heraus“ lädt er dazu ein, mit Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachzudenken.

Wie zu Zeiten der klassischen Akademien wandelt der Professor mit seinen Leser*innen durch die Hallen der Gedanken- und Erkenntniswelt Korczaks und stellt die aktuellen Bezüge zur heutigen Pädagogik her, die zur Bewältigung ihrer großen Herausforderungen sicher gut daran tut, wenn sie sich auf Korczak besinnt. So geht es darum Erziehung und Bildung neu zu denken, wie man jedem seine individuelle Entwicklung ermöglichen kann, um die Aktualität von Korczaks Pädagogik in Bezug auf Kinderrechte, Menschlichkeit und Demokratische Erziehung, wie wir Kinder in Ehrfurcht sinnorientiert begleiten können, um das Spiel als grundlegende Lernform, aber auch um Freude und Humor in der Pädagogik.

Wie in vielen seiner Bücher gelingt es Klein die tiefgründigen und teils komplexen Gedankenwelten allgemeinverständlich zu vermitteln. Das mag die strengen Wissenschaftler*innen stören, die darin allzu gerne einen Mangel an Wissenschaftlichkeit vermuten. Der alltäglichen Praxis, die nicht danach sucht, sich in wissenschaftlichen Werken zu verlieren, sondern nach dem Input für eine alltagstaugliche Pädagogik und nach Orientierung fragt, kommt das gerade recht.

So bietet Kleins neues Buch pädagogischen Fachkräften die Möglichkeit, ihre eigene Haltung, ihr Denken, Fühlen und Wollen zu reflektieren, um sich weiterzuentwickeln und ihre Professionalität zu vertiefen.

Gernot Körner

Klein, Ferdinand

Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten

Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken

Format: 21,0 x 14,8 cm
ISBN: 9783963046186
22,00 € (inkl. MwSt.)




Digitale Bildungspolitik stoppen und Smartphone-freie Schulen schaffen

Ein Appell von 75 Expertinnen und Experten warnt die neue Bundesregierung eindringlich davor, im Bildungssystem weiter auf Digitalisierung zu setzen

Mit einem Appell warnen 75 Expertinnen und Experten aus Pädagogik und Medizin die neue Bundesregierung davor, im Bildungssystem weiter auf Digitalisierung zu setzen. Sie fordern einen Kurswechsel – zum Wohl der körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

„iPads im Kindergarten sind so etwas wie vorsätzliche Körperverletzung“

„Was ich in meinem Buch Digitale Demenz prognostizierte, ist leider eingetreten. Der übermäßige Umgang mit digitalen Endgeräten schadet der Bildung der Kinder und erhöht damit ihr Risiko, später an Demenz zu erkranken.“, erklärt in diesem Zusammenhang der bekannte Gehirnforscher und Psychiater Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Weitere gesundheitliche Schäden reichen von Kurzsichtigkeit mit Erblindung im Alter über Bewegungsmangel und Übergewicht (mit Herzerkrankungen im Alter) bis zu Depressionen, Aufmerksamkeitsstörungen und Suchterkrankungen. iPads im Kindergarten sind aus medizinischer Sicht so etwas wie vorsätzliche Körperverletzung.“ Denn es sei nachgewiesen, so der Wissenschaftler im Pressegespräch, dass digitale Medien Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter schaden würden. Gehirnschädigungen, Entwicklungsverzögerungen und eine Deformierung des Augapfels seien nur einige der bekannten Folgen.

Dehumanisierung des Unterrichts

„Die Entwicklung des kindlichen Gehirns braucht vielfältige reale Anreize statt einfältiges Wischen,“ so der Grafiker, Philologe und promovierter Kunstpädagoge Prof. Ralf Lankau. „Daher muss sich die Bildungspolitik an den Bedürfnissen der Kinder orientieren und nicht an den Interessen der IT-Industrie.“

„Die Konzepte der sogenannten digitalen Bildung kommen nicht aus der Erziehungswissenschaft, sondern aus der Industrie, die die KiTas und Schulen als Absatzmarkt definiert.“, erklärt Prof. Dr. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik an der Uni Augsburg dazu. „Nicht Bildung, sondern Dehumanisierung des Unterrichts ist eine Folge. Der Tabletwahn, der nachweislich zu schlechterem Lernen führt, muss gestoppt werden. Motivation geht von den Erziehenden aus, nicht von technischen Geräten und Algorithmen. Ich fordere eine Re-Humanisierung im Bildungswesen, zurück zu den Erkenntnissen der Pädagogik für die Zukunft unserer Kinder. Unsere Forschung zeigt: ein begleitetes Smartphoneverbot wirkt sich unmittelbar positiv auf das Schulklima aus und führt zu besserem Lernen.“ Dabei betont er ausdrücklich, dass es beim Verbot ausschießlich um private digitale endgeräte gehe. Diese Verbote müssten mit pädagogischer Begleitung verbunden werden. Mit Blick auf die Gefahren im Internet für Kinder und Jugendliche fordert der Pädagoge: „Medienerziehung muss stattfinden“.

Renaissance der Pädagogik und Didaktik

Es brauche eine Renaissance der Pädagogik und Didaktik ergänzt der Schweizer Gymnasiallehrer und Buchautor Dr. Mario Gerwig im Gespräch. „Probleme unzureichender Vermittlung können nur didaktisch gelöst werden, nicht durch den Einsatz von Technik. Politisch Verantwortliche sollten also danach fragen, wo und wie Digitalisierung einen echten Mehrwert bringen kann. Unterricht bedeutet die gemeinsame Verhandlung einer Sache mit dem Ziel, diese umfänglich zu erschließen und zu verstehen. Die Bildung tritt dabei vollkommen in den Hintergrund, wenn alle am Unterricht Beteiligten hinter ihren Geräten verschwinden.“

Initiatoren des Appells sind unter anderem der Medienpädagoge Prof. Ralf Lankau (Hochschule Offenburg), der Ordinarius für Schulpädagogik Prof. Klaus Zierer (Uni Augsburg), der Psychiater Prof. Manfred Spitzer (Uni-Klinik Ulm), der bekannte Kinder- und Jugendarzt Dr. Uwe Büsching sowie der Lehrer und Schulbuchautor Dr. Mario Gerwig (Basel).

Grundlegende Neuorientierung der Bildungspolitik

In ihrem Appell fordern die Experten den Stopp der digitalen Bildungspolitik und Smartphone-freie Schulen. Grund: Die wissenschaftlich umfassend dokumentierten negativen Folgen für Kinder und Jugendliche durch Frühdigitalisierung erfordern eine grundlegende Neuorientierung der Bildungspolitik. Daher schlagen die 75 Expert*innen in ihrem Appell Alternativen zur Nutzung digitaler Geräte und Medien in Kita, Grundschule und Unterstufe vor. Denn die Erziehung zu selbstbewussten Kindern und Jugendlichen gelinge viel besser ohne Digitalisierung. Dann würden die Jugendlichen die digitalen Medien z.B. ab der Mittelstufe reflektiert einsetzen, statt von Tech-Konzernen, Geräten und Anwendungen abhängig zu werden.

Bildungskrise trotz (oder wegen?) Digitalisierung

Angesichts der jahrelangen Digitalisierungsinitiativen an Schulen ziehen die 75 Expert*innen eine ernüchternde Bilanz: „Die schulischen Leistungen in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sinken weiter, ebenso das Bildungsniveau. Unter dem Einfluss sozialer Medien verändern sich – wissenschaftlich belegt – Kommunikations- und Sozialverhalten. Gleichzeitig leiden Kinder und Jugendliche zunehmend unter psychischen Belastungen wie Konzentrationsstörungen, Angstzuständen, Depressionen und Einsamkeit, die von der Wissenschaft mit übermäßiger Mediennutzung in Verbindung gebracht werden.“

„Die Digitalisierung in Schulen hat nicht zu besseren Bildungsergebnissen geführt – im Gegenteil,“ analysiert Lankau. „Kinder geraten immer früher in die Abhängigkeit von digitalen Endgeräten und sozialen Netzwerken. Das beeinträchtigt nicht nur ihre Bildung und das demokratische Bewusstsein, sondern auch ihre Gesundheit und die Sozialkompetenz. So hilfreich Digitaltechnik in vielen Lebensbereichen sein kann, so kritisch muss sie beim Einsatz in Bildungseinrichtungen reflektiert werden: Die Digitalisierung macht unsere Kinder dümmer. Daher fordern wir, dass sich die Bildungspolitik wieder an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientiert.“

Internationale Trendwende – Deutschland hinkt hinterher

Laut dem aktualisierten UNESCO-Bildungsbericht rudern inzwischen 79 Bildungssysteme, also Länder wie Schweden, Spanien, Finnland, Lettland, Dänemark und auch 20 US-Bundesstaaten zurück: Diese Länder schränken die Digitalisierung in Schulen stark ein oder sie verbieten Smartphones mindestens an Grundschulen. Allein im Jahr 2024 haben 24 Länder in Europa und Nordamerika Smartphone-Verbote ausgesprochen! Doch die Ampelregierung beschloss Ende 2024 einen neuen Digitalpaket Schule und dachte sogar über einen Digitalpakt für Kitas nach – trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen von digitalen Endgeräten auf das Lernverhalten von Kindern und Jugendlichen. Deutschland muss sich deshalb aus Sicht der Experten unter der neuen Bundesregierung als achtzigstes Land dieser Trendwende anschließen.

Investitionen in natürliche statt in künstliche Intelligenz!

Die 75 Expert*innen fordern ein Umdenken: Schulen sollen sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – die Vermittlung einer ganzheitlichen Bildung, die kritisches Denken, soziale Kompetenzen und kulturelle Bildung in den Mittelpunkt stellt – kurz: natürliche Intelligenz.

Im Anhang zu ihrem Appell schlagen die 75 Expert*innen konkrete Maßnahmen für eine pädagogische Wende vor, darunter:

  • Bildschirmfreie Grundbildung: Kitas, Kindergärten und Grundschulen bleiben in der pädagogischen Arbeit bildschirmfrei. Die negativen Erfahrungen mit Frühdigitalisierung in den skandinavischen Ländern, der fehlende Nutzen, das Ablenkungspotential und sogar negative Auswirkungen von digitalen Endgeräten im Unterricht für Lernprozesse, Aufmerksamkeit, Konzentration begründen den Einsatz analoger und manueller Medien und Techniken (Bücher, Schreiben auf Papier, Zeichnen). Der Digitalpakt Schule wird für Kita und Grundschule ausgesetzt.
  • Smartphone- und Social-Media-Regulierungen: An Kitas und Schulen wird ein bundesweites Verbot privater digitaler Endgeräte (v.a. Smartphones, Tablets, Wearables/Smartwatches) eingeführt. Die Mediennutzung im Unterricht in höheren Klassen wird altersabhängig beschränkt.
    Siehe dazu auch die Empfehlungen zu Bildschirmmedien für Kinder und Jugendliche von den ersten Lebensjahren bis zu Sekundarstufe II, 2024 veröffentlicht im Kinder- und Jugendarzt, dem Verbandsorgan des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands.
  • Mehr Lehrkräfte statt mehr Technik: Notwendig sind für Kitas, Kindergärten und Schulen mehr Erzieher:innen und qualifizierte Lehrkräfte, Psycholog:innen, Schulsozialarbeiter:innen. Das analoge Spiel und Naturerfahrung, der Ausbau von Sport, handwerkliches Lernen, Musik und Theaterspielen müssen schon in der Grundschule im Lehrplan verankert werden.
  • Unabhängigkeit von Tech-Konzernen: Werden digitale Geräte im Unterricht gebraucht, werden ausschließlich von der Schule gestellte Geräte genutzt, der Zugang zu Webdiensten ist zu unterrichtsrelevanten Seiten („White List“) möglich. Nutzung von Open-Source-Software und Datenschutz-konformer IT in Schulen. Die IT-Branche darf keine Sitze in den Beratungsgremien der Bildungspolitik haben.

Literatur und Quellen: https://die-pädagogische-wende.de/wp-content/uploads/2025/02/03-literatur-bildung-2025.pdf

Gernot Körner




Ein Buch für die Kleinsten zum Liebhaben und Kuscheln

Tiermütter und Tierkinder: Die Natur entdecken mit Pastell-Bildern, die Tiermütter und ihre Kinder lebendig werden lassen

Ein süßes Entlein mit ihren Küken, Kätzchen mit ihren Jungen, die Stute mit ihren Fohlen. Die niederländische Malerin Loes Botman kombiniert ihre einzigartigen, detailreichen Pastellzeichnungen mit lustigen Reimen, die schon kleinen Kindern ab 10 Monaten Spaß machen.

Diesmal geht es um ein sehr wichtiges und hochemotionales Thema, das besonders kleine Kinder in seinen Bann zieht: Tiermütter und Tierkinder. Schließlich spielt jede Mutter – ob sie will oder nicht – die zentrale Rolle im Leben ihrer Kinder. Sie ist mit der Geburt die erste Bezugsperson, sie bietet Geborgenheit, Trost und Schutz und fördert durch eine liebevolle Beziehung das Urvertrauen, das für spätere Beziehungen essenziell ist. Sie unterstützt das Selbstvertrauen des Kindes, gibt ihm das Gefühl, geliebt und wertvoll zu sein, und hilft ihm in die Selbstständigkeit. Kinder beobachten ihre Mütter genau, übernehmen oft deren Verhaltensweisen und Einstellungen und lernen durch sie mit Herausforderungen umzugehen.

So ist das auch bei vielen Tieren. Vieles davon findet sich auf den faszinierenden und naturalistischen Bildern der Künstlerin wieder und taucht in den lustigen Reimen von Anja Lusch wieder auf. So geht es diesmal nicht „nur“ um Naturerfahrung und Weltentdecken, sondern auch um Nähe, Schutz, Vertrauen und Beziehung. Jede Zeichnung ist ein Kunstwerk und die Reime laden zum Zuhören und mitsprechen ein.

Loes Botmans „Tiermütter und Tierkinder“ ist ein rundum gelungenes Pappbilderbuch, das Tiermütter und ihre Kinder lebendig werden lässt.

Gernot Körner

Cover-Tiermutter

Botman, Loes

Tiermütter und Tierkinder

Zauberhaftes Pappbilderbuch für Kinder ab 10 Monaten. Unsere liebsten Tiermütter und Tierkinder: Bilderbuch mit schönen Tierbildern und kurzen Reimen. Für Krippe und Kindergarten.

ISBN: 9783963040474
9,00 € (inkl. MwSt.)