Elternprogramme verhindern kein Übergewicht bei Kleinkindern

Internationale Studie zeigt: Frühprävention muss stärker auf Lebenswelten statt auf individuelles Verhalten setzen – großangelegte Analyse mit fast 29.000 Kindern

Eine im Fachjournal The Lancet veröffentlichte internationale Studie zeigt: Elternbasierte Präventionsprogramme sind wirkungslos, wenn es darum geht, Übergewicht bei Kleinkindern vorzubeugen. Analysiert wurden Daten aus 31 Interventionsstudien mit knapp 29.000 Kindern aus zehn Ländern. Die Programme setzten zwischen Schwangerschaft und dem ersten Geburtstag an und sollten Eltern dabei unterstützen, ihre Kinder zu gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und mehr Bewegung anzuleiten.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Der Body-Mass-Index der Kinder unterschied sich im Alter von zwei Jahren nicht messbar zwischen Familien, die an den Programmen teilnahmen, und jenen ohne Teilnahme.

Wissenschaftliche Leitung in Rostock

Die Forschungskooperation TOPCHILD wurde von Prof. Dr. Anna Lene Seidler, Universitätsmedizin Rostock, geleitet. Sie wechselte im November von der University of Sydney nach Rostock und schloss die Arbeiten dort ab. Erstautorin ist Dr. Kylie Hunter von der University of Sydney.

„Die erste Lebensphase ist für viele Familien enorm herausfordernd. Zeit, Ressourcen und stabile Rahmenbedingungen fehlen oft, um gesundheitsförderliche Verhaltensweisen konsequent umzusetzen“, erklärt Prof. Seidler. Besonders Familien mit geringem Einkommen würden von solchen Programmen seltener erreicht – was bestehende soziale Ungleichheiten sogar verschärfen könne.

Strukturelle Lösungen statt Appelle an Eltern

Die Forschenden fordern daher ein Umdenken in der Adipositasprävention: Statt allein auf elterliches Verhalten zu setzen, müsse die Gestaltung der Lebenswelten von Kindern in den Fokus rücken. Entscheidend seien der Zugang zu Grünflächen, sichere Spielumgebungen, bezahlbares gesundes Schulessen und eine gute Verfügbarkeit frischer Lebensmittel.

„Eltern leisten viel, aber sie können Übergewicht bei Kindern nicht im Alleingang verhindern“, betont Dr. Kylie Hunter. „Wir müssen die Umgebungen verbessern, in denen Kinder essen, lernen und spielen. Gesunde Entscheidungen müssen für alle einfacher werden – unabhängig vom Wohnort.“

Internationale Kooperation stärkt Forschungsstandort Rostock

An der Studie waren mehr als 70 Forschende aus 47 Institutionen beteiligt. Für die Universitätsmedizin Rostock ist die Leitung dieser größten Datensammlung zur frühkindlichen Adipositasprävention ein wichtiger Schritt, betont Prof. Dr. Bernd Krause, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand: „Diese Kooperation ist ein starkes Zeichen für den wissenschaftlichen Austausch über Ländergrenzen hinweg und stärkt den Forschungsstandort Rostock im internationalen Raum sichtbar.“

Die Professur von Prof. Seidler ist zudem ein zentraler Baustein für das entstehende Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) in Greifswald/Rostock. Dort soll die Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheiten bei Kindern und Jugendlichen künftig weiter intensiviert werden.




Erstmals mehr Kinder und Jugendliche fettleibig als untergewichtig

UNICEF-Report warnt vor wachsendem Gesundheitsrisiko

Zum ersten Mal in der Geschichte sind weltweit mehr Kinder und Jugendliche fettleibig als untergewichtig. Das geht aus dem aktuellen UNICEF-Report „Feeding Profit: How Food Environments are Failing Children“ hervor. Demnach ist jedes fünfte Kind im Alter von fünf bis 19 Jahren übergewichtig, jedes zehnte sogar fettleibig. Damit hat starkes Übergewicht Untergewicht als häufigste Form von Fehlernährung abgelöst.

Globale Entwicklung

Die Analyse stützt sich auf Daten aus über 190 Ländern. Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil untergewichtiger Kinder von 13 Prozent auf 9,2 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat sich der Anteil fettleibiger Kinder mehr als verdreifacht – von 3 Prozent auf 9,4 Prozent.

In den meisten Regionen der Welt tritt Fettleibigkeit inzwischen häufiger auf als Untergewicht, mit Ausnahme von Subsahara-Afrika und Südasien. Besonders hoch sind die Werte in Ländern mit hohem Einkommen: In Chile gelten 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen als adipös, in den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten jeweils 21 Prozent. In Deutschland ist ein Viertel der Fünf- bis 19-Jährigen übergewichtig, davon 8 Prozent adipös.

Ursachen und Einflussfaktoren

UNICEF sieht die Hauptursache in der allgegenwärtigen Verfügbarkeit und Vermarktung stark verarbeiteter Lebensmittel. Produkte mit hohem Gehalt an Zucker, Salz, ungesunden Fetten und Zusatzstoffen prägen zunehmend die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Sie sind billig, leicht zugänglich und werden – in Schulen, Geschäften wie auch über digitale Kanäle – intensiv beworben.

Besonders drastisch zeigt sich diese Entwicklung in den pazifischen Inselstaaten. Dort haben sich die Adipositas-Raten seit 2000 verdoppelt und erreichen Werte von bis zu 38 Prozent, etwa in Niue. Grund sei die Verdrängung traditioneller Ernährungsweisen durch importierte, energiereiche Fertigprodukte.

Folgen für Kinder und Gesellschaft

UNICEF warnt, dass Übergewicht im Kindes- und Jugendalter schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Betroffene Kinder haben ein höheres Risiko, an Bluthochdruck, Insulinresistenz und später an Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zu erkranken.

Darüber hinaus kommt es häufiger zu schulischen Problemen, geringem Selbstwertgefühl und Ausgrenzung durch Mobbing. Einmal entstandene Fettleibigkeit bleibt oft bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Die weltweiten Auswirkungen betreffen auch ganze Volkswirtschaften: Steigende Gesundheitskosten und sinkende Arbeitsproduktivität gelten als direkte Folge der zunehmenden Verbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit.

Politische Maßnahmen

Der Report verweist auf positive Beispiele staatlicher Interventionen. In Mexiko etwa ist der Verkauf von stark verarbeiteten Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken in öffentlichen Schulen verboten. Über 34 Millionen Kinder profitieren dort von strengeren Vorgaben, die ihre tägliche Ernährung schützen sollen.




EU will Kinder besser vor sozialen Medien schützen

Ursula von der Leyen bringt mögliche Altersgrenzen ins Gespräch – Umfragen zeigen breite Zustimmung

Immer mehr Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres Alltags in sozialen Netzwerken. Doch die Diskussion um Risiken wie Suchtverhalten, Cybermobbing oder den Druck durch Schönheitsideale wird lauter. Jetzt hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt, mögliche Altersgrenzen für die Nutzung sozialer Medien prüfen zu lassen.

„Zu meiner Zeit haben wir als Gesellschaft unseren Kindern beigebracht, dass sie bis zu einem bestimmten Alter nicht rauchen, trinken und Inhalte für Erwachsene ansehen dürfen“, sagte von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir dasselbe für soziale Medien in Betracht ziehen.“

Ein Expert*innengremium soll Empfehlungen erarbeiten

Um das Thema fundiert anzugehen, will die EU-Kommission noch in diesem Jahr eine Gruppe von Fachleuten einsetzen. Diese soll bis Ende 2025 Leitlinien vorlegen, wie soziale Medien für Kinder sicherer gestaltet werden können. Dazu gehört auch die Frage, ab welchem Alter ein Zugang überhaupt sinnvoll ist.

Blick nach Australien

Als Vorbild verweist die EU auf Australien. Dort wird bereits an einer Altersgrenze von 16 Jahren für die Nutzung von Plattformen wie TikTok, Instagram oder Snapchat gearbeitet. Die europäischen Fachleute wollen genau beobachten, welche Erfahrungen dort gemacht werden – und ob sich ähnliche Regeln auch hier bewähren könnten.

Rückhalt in der Bevölkerung

Nicht nur die Politik treibt das Thema voran – auch in der Bevölkerung ist der Wunsch nach strengeren Regeln groß. Laut dem aktuellen „Bildungsbarometer 2025“ des ifo Instituts sprechen sich 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland für ein Mindestalter von 16 Jahren für die Einrichtung eines eigenen Social-Media-Accounts aus. Selbst unter den 14- bis 17-Jährigen befürwortet mit 47 Prozent fast die Hälfte ein solches Mindestalter.

Die Befragten sehen vor allem Risiken für die psychische Gesundheit und die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen. Fast die Hälfte der Erwachsenen (47 Prozent) würde sogar lieber in einer Welt ohne soziale Medien leben. Unter den Jugendlichen ist es umgekehrt: Zwei Drittel (68 Prozent) wollen auf soziale Medien nicht verzichten.


Bildungsbarometer 2025 – die wichtigsten Zahlen

  • 85 % der Erwachsenen: für Mindestalter 16 Jahre bei Social-Media-Accounts
  • 47 % der Jugendlichen (14–17 Jahre): ebenfalls dafür
  • 78 % der Jugendlichen & 58 % der Erwachsenen: verbringen werktags über eine Stunde täglich in sozialen Medien
  • 47 % der Erwachsenen: würden lieber in einer Welt ohne soziale Medien leben
  • 64 % der Erwachsenen & 57 % der Jugendlichen: für Handy-Verbot im Grundschulunterricht
  • 66 % der Jugendlichen: wünschen sich KI-Unterricht in der Schule

Die Sorge um Kinder im Netz

Die Umfrage macht deutlich: Viele wünschen sich Schutz vor Überforderung, ohne Kinder komplett von digitalen Angeboten auszuschließen. So befürworten 64 Prozent der Erwachsenen und 57 Prozent der Jugendlichen, dass Handys in der Grundschule während des Unterrichts verboten werden. Gleichzeitig sprechen sich 66 Prozent der Jugendlichen dafür aus, den Umgang mit Künstlicher Intelligenz in den Unterricht aufzunehmen.

„Jugendliche wollen klare Grenzen für ablenkende Technik, aber eine gezielte Förderung bei zukunftsrelevanten digitalen Kompetenzen“, erklärt ifo-Co-Autorin Katharina Wedel.

Ein Schritt in eine größere Schutzstrategie

Die Initiative der EU ist Teil einer umfassenderen europäischen Politik, die große Plattformen stärker in die Pflicht nehmen will. Mit dem Digital Services Act wurden bereits Regeln geschaffen, damit gefährliche Inhalte schneller entfernt werden. Altersgrenzen für soziale Medien könnten nun ein weiterer Baustein werden – mit dem klaren Ziel, Kinder und Jugendliche im digitalen Raum besser zu schützen.




Frühkindliche MINT-Bildung? Weniger Förderwahn, bessere Bedingungen!

Fröbels Prinzipien zeigen: MINT wächst im Spiel – wenn Rahmen, Material und Fachkräfte stimmen.

„Zur Förderung von MINT-Kompetenzen sollten die frühkindliche Bildung, Ganztagsangebote sowie die Sprach- und Leseförderung gestärkt werden“, fordert das Nationale MINT-Forum und schlägt zugleich Alarm: Schätzungen zufolge bleiben mehr als 160.000 MINT-Stellen unbesetzt. Diese Zahl erzeugt Erwartungsdruck – auch in Kitas. Und doch bleibt die Frage: Warum schneiden Schüler*innen trotz zahlreicher Initiativen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in Leistungstests Jahr für Jahr immer schlechter ab?

Kindlogik statt Output-Logik: Fröbels Blick

Die reflexhafte Antwort heißt oft „noch früher, noch mehr fördern“. Doch genau hier liegt das Problem. Bildungseinrichtungen orientieren sich nicht selten stärker an den kurzfristigen Bedürfnissen der Wirtschaft als an den langfristigen Entwicklungsbedürfnissen von Kindern. Davor warnten bereits Wilhelm und Alexander von Humboldt – und kaum jemand kann letzterem eine Abneigung gegen Naturwissenschaften unterstellen. Zeitgleich entwarf Friedrich Wilhelm August Fröbel sein Kindergarten-Konzept und gründete 1840 den ersten Kindergarten: nicht als Vorschule, sondern als Raum für Selbsttätigkeit, Beziehung und ganzheitliche Entwicklung.

Fröbels Kernidee – überraschend modern

Fröbels Kernidee ist nach wie vor modern: Jedes Kind entwickelt sich im eigenen Tempo und auf eigene Weise. Gute Pädagogik schafft Anlässe, statt anzutreiben. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; die Kindheit ist eine eigenständige Lebensphase mit einem individuellen „Bauplan“. Aus dieser Perspektive sind Fröbels didaktische Materialien – seine Gaben – keine „Tricks“, um Kinder schneller rechnen zu lassen, sondern strukturierte Angebote, in denen sich Denken, Wahrnehmen, Sprechen und Handeln miteinander verschränken und entwickeln.

Legetäfelchen: Geometrie zum Anfassen

Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Legetäfelchen: farbige Plättchen in verschiedenen Formen und Größen – Dreiecke, Quadrate, Rechtecke, Sechsecke. Beim Legen, Zerlegen und Parkettieren entdecken Kinder von selbst zentrale Ideen der Geometrie: Formen und Winkel, Kongruenz und Symmetrie, Spiegelungen, Drehungen und Verschiebungen. Sie erleben Teil-Ganzes-Beziehungen („Zwei Dreiecke ergeben ein Viereck“), vergleichen Flächen und entwickeln frühe Vorstellungen von Brüchen sowie von Multiplikation und Division. Wer Reihen bildet und fortsetzt, lernt Regeln zu erkennen – ein Einstieg in algebraisches Denken, lange bevor Zahlen- oder Buchstabensymbole ins Spiel kommen.

So funktioniert es in der Praxis

Wie sich diese Logik in der Praxis entfaltet, zeigte ein Einsatz in einer Kita. Die Fachkräfte präsentierten das Material zunächst als kleine Enthüllung: unter einer Decke verborgen, Stück für Stück hervorgeholt – begleitet von Gesprächen darüber, woher Formen aus dem Alltag bekannt sind und wie sie entstehen. Viele Legetäfelchen bestehen aus Holz oder Kunststoff; im Kindergartenvertrieb KITA RUNDUM von Carola Piepiorra gibt es sie auch aus Filz. Letzteres erwies sich als Glücksgriff: Die Kinder beschrieben die Täfelchen als hochwertig und angenehm weich, die Farben als einladend – und die Erzieherinnen freuten sich über die Ruhe im Raum.

Kreativität, Ordnung, Inklusion

„Es macht große Freude“, berichtet eine Erzieherin. „Dadurch, dass es so viele Formen gibt, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.“ Eine Integrationskraft arbeitete lange und konzentriert mit einem Kind aus dem Autismus-Spektrum; die Täfelchen erwiesen sich als zugänglich und anschlussfähig. Schnell legten die Kinder – allein oder gemeinsam – freie Formen, Figuren, Fabelwesen und Gegenstände. Ebenso gut funktionierten kleine Aufträge: Passend zum Fingerspiel „Weihnachtsbäume“ entstand ein ganzer Wald. Auffällig war die Sorgfalt: Die Kinder ordneten das Material gern – Farben zu Farben, Formen zu Formen, nach Größen – und gingen achtsam damit um.

Rahmen schaffen, damit Lernen ruhen kann

Aus pädagogischer Sicht lohnt ein einfacher Tipp: ein einfarbiger, ruhiger Untergrund. Zu viele Reize lenken ab, der Blick verliert sich. Ein weiterer, sehr willkommener Effekt der Filz-Täfelchen: Sie sind leise. „Ich kann nebenher vorlesen – es macht keinen Lärm wie Bauklötze“, so eine Erzieherin. Damit entsteht genau jene Atmosphäre, in der Kinder verweilen, variieren, vergleichen und über ihre Lösungen sprechen – also auf die Art forschen, wie es Naturwissenschaften im Kern ausmacht.

Was Kinder hierbei für MINT lernen

Sie bauen Raumvorstellung auf, erkennen und transformieren Formen, entwickeln Zahl- und Mengenverständnis über Teil-Ganzes-Erfahrungen und verinnerlichen Strukturen, indem sie Muster bilden und Regeln entdecken. Vor allem aber üben sie wissenschaftliche Arbeitsweisen: beobachten, Vermutungen äußern („Was passiert, wenn…?“), ausprobieren, vergleichen, begründen und Ergebnisse kommunizieren. Diese Grundlagen entstehen nicht im Takt von Arbeitsblättern, sondern im vertieften Spiel – und lassen sich später sprachlich, schriftlich und symbolisch ausbauen.

Was Kitas dafür brauchen

Zeit und Ruhe statt Taktung, qualifizierte und engagierte Fachkräfte, anregende, übersichtlich gestaltete Räume mit klaren Zonen, wertige Materialien in ausreichender Menge und Systeme, die Ordnung ermöglichen. Ebenso wichtig ist eine Kultur der Beobachtung und Dokumentation – etwa mit Fotos, Kinderzitaten und kurzen Lerngeschichten –, die Lernwege sichtbar macht und den Dialog mit Eltern stärkt.

Konsequenzen für die MINT-Debatte

Wer wirklich möchte, dass mehr junge Menschen den Weg in naturwissenschaftlich-technische Berufe finden, sollte in der frühen Kindheit nicht die Förderfrequenz erhöhen, sondern die Rahmenbedingungen verbessern. Der Blickwechsel ist entscheidend: weg von Output-Logiken und kurzfristigen Stellenvakanzen, hin zur Kindlogik und zur Qualität der pädagogischen Prozesse. Fröbels Prinzipien bieten dafür eine zeitgemäße Orientierung: Spiel ernst nehmen, Materialqualität sichern, Räume gestalten, Fachkräfte stärken – und gute Praxis teilen.

Kernbotschaft

Frühkindliche MINT-Bildung gelingt, wenn wir kindgerecht, ganzheitlich und materialgestützt arbeiten. Dann wachsen mathematisch-naturwissenschaftliche – und nicht nur diese – Denkweisen heran: leise, konzentriert und nachhaltig.

Gernot Körner




Ausgezeichnet von „spiel gut“: My first Quadro

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Der robuste Großbaukasten bietet Kindern vielseitige Spiel- und Klettermöglichkeiten.

Quadro ist ein Großbaukasten-System, bei dem Rohre durch Kupplungen verbunden und mit Kunststoffschrauben befestigt werden. In das Grundmaß 40 x 40 cm können mitgelieferte Platten geklickt und ebenfalls mit Kunststoffschrauben fixiert werden. Mit „My first Quadro“ können insgesamt zehn verschiedene Modelle nach Bauanleitung gebaut werden. Selbstverständlich lassen sich auch Bauwerke nach eigenen Plänen entwerfen. Die Modelle sind für den Außenbereich geeignet und laden zum Rollenspiel und zum Klettern ein.

Der „My first Quadro“ gibt einen guten Einblick in die vielen Möglichkeiten, die das Quadro-System eröffnet. Jede Packung ist kompatibel mit anderen Baukästen und somit jederzeit erweiterbar. Selbst Möbel können daraus gebaut werden. Einzelteile können nachgekauft werden.

„My first Quadro“ wurde mit dem Siegel spiel gut ausgezeichnet, weil es ein langlebiges, erweiterbares Konstruktions- und Spielmaterial für drinnen und draußen und ein flexibles Gartengerät ist, bei dem die Kleinen unendlich viele Spielmöglichkeiten haben und Kinder wie Erwachsene sich gemeinsam durch Planen und Bauen einbringen können.

„My first Quadro“ ist in vielen Spielzeugfachgeschäften und Fachabteilungen sowie bei zahlreichen Internet-Händlern oder auch direkt über den Online-Shop des Herstellers erhältlich.

My first Quadro
141 Teile
Alter: ab 1 Jahr (Mitspielen) bis Teenageralter
Material: Kunststoff ABS
Tragkraft: bis 100 kg
Hersteller: Quadro Der Großbaukasten GmbH.
Preis: ca. 100,00 €

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Mehr Freude am Unterrichten mit dem lösungsorientierten Ansatz

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Rezension: Ben Furman – Lösungsorientiert Schule machen. Wie Unterrichten wieder mit mehr Freude gelingt

Der lösungsorientierte Ansatz ist keineswegs neu. Ganze Schulen arbeiten bereits seit Jahren danach. Umso erstaunlicher ist es, dass er einem nicht an jeder Schule begegnet. Denn hier stehen Classroom-Management sowie die Zufriedenheit der Lehrkräfte und der Schülerschaft im Vordergrund. Mit einem empathischen Zugang wenden sich Lehrkräfte den Kindern, Jugendlichen und Eltern zu, um gemeinsam herausfordernde Situationen anzugehen. Dabei wird nicht nach Schuld gefragt, sondern heilende Potenziale werden aufgegriffen und gestärkt.

Alltägliche Probleme im Schulalltag

Die Probleme, die Ben Furman in seinem Buch beschreibt, sind in Schulen allgegenwärtig. Regelmäßig hören und lesen wir in den Medien von Klassen, die kaum mehr zu regulieren sind. Übergriffe auf Lehrkräfte, Mobbing im Alltag und im Netz sind keine Seltenheit. Manchmal fragt man sich, wie Kinder unter solchen Umständen überhaupt noch lernen können.

Das Buch zeigt, dass diese Herausforderungen weltweit auftreten – auch in Skandinavien oder Asien. Der lösungsorientierte Ansatz eröffnet jedoch einen besonderen Blick: Störungen sind lösbar!

Der Glaube an den gemeinsamen Lösungswillen

Wesentlich dafür ist das Wissen und der Glaube an einen Lösungswillen auf allen Seiten. Der Ansatz geht davon aus, dass auch Kinder und Jugendliche unter schwierigen Situationen leiden und es bevorzugen, wenn man ihnen eine Hand reicht, um diese zu überwinden.

Mit zahlreichen Beispielen führt uns der Autor vor Augen, dass ganze Klassen – „Meisterklassen“ – oder einzelne Kinder sich aktiv für ein gutes Miteinander einsetzen wollen. Dabei geht es nicht primär um Lerninhalte oder besondere didaktische Angebote. Im Fokus steht die Persönlichkeit des Einzelnen.

Im Mittelpunkt: die Persönlichkeit der Lernenden

In einem mehrschrittigen Ablauf, der identisch mit der „Ich schaff’s“-Methode des Autors ist, wird gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen nach Lösungen gesucht und der Weg beschritten. Im Vordergrund steht dabei stets das gute Miteinander im schulischen Alltag. Umso mehr stellt sich die Frage, warum dieser Ansatz nicht längst an allen Schulen angekommen ist. Mag sein, dass das Einzelkämpfertum vieler Lehrkräfte dies verhindert – oder dass er an den Hochschulen nicht ausreichend vermittelt wird. Dies jedoch ist ein gravierendes Versäumnis, wie sich zeigt, wenn man auf der Internetseite, die über den QR-Code am Ende des Buches erreichbar ist, die Videos und Beispiele betrachtet.

Gefahr der Verkürzung: Methoden ohne Haltung

Dort wird zugleich deutlich, dass Methoden verfälscht werden können, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden. So etwa die „Entschuldigung“, die pervertiert wird, wenn sie ohne echte Empathie nur noch als leeres Pflichtprogramm abgearbeitet wird. Genau das geschieht häufig in Kitas und Schulen, weil Erwachsene nicht verstehen, dass es bei jeder Methode auf die dahinterliegende Haltung ankommt. Ein aufgesetztes Verhalten ist lediglich ein Ausdruck von Adultismus – und hat nichts mit dem lösungsorientierten Ansatz zu tun.

Ein Buch zum Weiterdenken – und Weiterhandeln

Gerade deshalb ist es wichtig, nicht einzelne Methoden isoliert zu betrachten, sondern den gesamten Inhalt dieses Buches gründlich zu durchdringen. Mit seinen rund hundert Seiten ist es schnell gelesen, bietet jedoch reichlich Stoff zum Weiterdenken. Sehr empfehlenswert sind außerdem die ergänzenden Materialien im Netz. Dort finden sich kostenfreie Communities, die Unterstützung bieten und bei denen man weitere Informationen und Austauschmöglichkeiten erhält.

Viel Freude beim Inspirieren des Kollegiums – und beim Abschneiden alter Zöpfe!

Daniela Körner

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Ben Furman
Lösungsorientiert Schule machen
Wie Unterrichten wieder mit mehr Freude gelingt

978-3-8497-0548-0
107 Seiten, Kt, 2024
Erscheinungsdatum 10.09.2024

Carl-Auer Verlag




Deutschland spart an Familien – und riskiert die Zukunft seiner Kinder

Immer mehr Eltern fürchten um Versorgung ihrer Kinder und fordern stärkere politische Maßnahmen

Natürlich geht es nicht immer ums Geld. Manchmal aber eben schon und in diesem Fall besonders. Denn bei der Frage nach dem Grund für die niedrige Geburtenrate in Deutschland zeigt sich deutlich, dass es vor allem die schwache Unterstützung seitens der Gesellschaft ist, die den Wunsch nach einer kinderreichen Familie zum unerfüllbaren Traum werden lässt. Wer sich dennoch in das Abenteuer stürzt, muss nicht nur mit großen finanziellen Einschränkungen in der Familienzeit rechnen, sondern auch im Alter. Schließlich fehlen vielen Eltern aufgrund der hohen Erziehungskosten die notwendigen Mittel zur Vorsorge. Frankreich bietet ein Beispiel dafür, wie es auch anders gehen könnte. Doch eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag von Save the Children zeigt, wie unbelehrbar Politik und Gesellschaft hierzulande doch sind.

Umfrage zeigt wachsende Existenzängste

Eine repräsentative Befragung unter Eltern minderjähriger Kinder verdeutlicht die angespannte Lage: Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) halten die Pläne der Bundesregierung gegen Kinderarmut für unzureichend. Besonders alarmierend ist der Anstieg der finanziellen Sorgen seit Jahresbeginn. Ein Viertel der Eltern befürchtet mittlerweile, die Grundbedürfnisse ihrer Familie – Heizung, Wohnen, Kleidung und Nahrung – künftig nicht mehr decken zu können. Im Januar lag dieser Wert noch bei 15 Prozent.

Familien mit niedrigem Einkommen besonders betroffen

Besonders hart trifft es Haushalte mit weniger als 3.000 Euro Nettoeinkommen im Monat. 57 Prozent von ihnen geben an, dass sie ihre Familie kaum noch mit dem Nötigsten versorgen können – ein Anstieg um 21 Prozentpunkte seit Januar. Fast die Hälfte dieser Familien verzichtet dauerhaft auf Dinge wie Urlaub, Restaurantbesuche oder die Hobbys der Kinder. Bei Alleinerziehenden liegt der Anteil bei einem Drittel. Für die Kinder bedeutet das nicht nur materielle Einschränkungen, sondern auch psychischen Druck: Rund 20 Prozent reagieren mit seelischem Stress auf die angespannte finanzielle Lage.

Kinder leiden unter dem Druck der Eltern

„Die Ergebnisse bestätigen, dass Armut und finanzielle Sorgen große psychische Belastungen für Eltern, aber auch für Kinder und Jugendliche selbst sind“, sagt Prof. Dr. Julian Schmitz, Klinischer Kinder- und Jugendpsychologe an der Universität Leipzig. Studien zeigen, dass Kinder aus finanziell benachteiligten Familien häufiger unter psychischen Störungen leiden und gleichzeitig schwerer Zugang zu Unterstützung finden.

Appell an die Politik

Save the Children fordert von der Bundesregierung ein umfassendes familienpolitisches Konzept, das über Stückwerk hinausgeht. Dazu gehören eine leicht zugängliche Kindergrundsicherung, der Abbau von Bürokratie bei Sozialleistungen sowie Investitionen in Bildung, soziale Infrastruktur und leistbaren Wohnraum. Auch die Stärkung der mentalen Gesundheit von Kindern müsse stärker in den Fokus rücken, etwa durch Schulsozialarbeit, Mental-Health-Coaches und mehr Therapieplätze.

Die Erwartungshaltung bleibt hoch: 88 Prozent der Eltern sehen Kinderarmut als drängendes Problem, das die Politik mit Vorrang angehen muss. Besonders die Investition in Bildung und der Ausbau der Kinderbetreuung gelten ihnen als sehr wichtig. Immer größere Teilen der Gesellschaft sind von dieser Problematik ausgenommen, da sie sich selbst gegen ein Leben mit Kindern entschieden haben.

Gernot Körner




84 Prozent der Schulkinder ohne ausreichende Gesundheitskompetenz

DAK-Präventionsradar zeigt alarmierende Defizite und hohe psychische Belastungen bei Jugendlichen

Die Gesundheitskompetenz von Schulkindern in Deutschland ist erschreckend niedrig. Laut dem aktuellen DAK-Präventionsradar verfügen 84 Prozent der befragten Mädchen und Jungen nicht über ausreichende Motivation oder Fähigkeit, gesundheitsbewusst zu handeln. Für die repräsentative Schulstudie untersuchte das IFT-Nord in Kiel im Schuljahr 2024/2025 über 26.500 Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis zehn in 14 Bundesländern.

Nur 16 Prozent der Jugendlichen verfügen über eine hohe Gesundheitskompetenz. Diese Schülerinnen und Schüler interessieren sich für Themen wie gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf oder Bewegung und fühlen sich befähigt, eigenverantwortlich Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen. Besonders Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sind stark benachteiligt: Nur zwölf Prozent erreichen hier eine hohe Kompetenz.

Psychische Belastungen bei Jugendlichen nehmen stark zu

Die Folgen der geringen Gesundheitskompetenz sind gravierend. Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Kenntnisse und Motivation berichten deutlich häufiger von psychischen Belastungen, psychosomatischen Beschwerden und depressiven Symptomen. Fast zwei Drittel aller Befragten fühlen sich erschöpft, ein Drittel klagt über Schlafprobleme und rund jedes sechste Kind leidet regelmäßig unter Kopfschmerzen.

Besonders Mädchen sind betroffen: 27 Prozent zeigen depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit oder häufiges Weinen – fast viermal so viele wie Jungen (sieben Prozent). In der Gruppe der 14- bis 17-jährigen Mädchen mit niedrigem Sozialstatus liegt der Anteil sogar bei 43 Prozent. Auch Einsamkeit bei Kindern ist ein großes Problem: 41 Prozent der Schülerinnen geben an, sich oft allein zu fühlen, im Vergleich zu 25 Prozent der Jungen.

Schule als Schlüssel zur Gesundheitsförderung

DAK-Vorstandschef Andreas Storm sieht dringenden Handlungsbedarf: „Unsere Studie zeigt, dass Mädchen und Jungen ohne eine ausgeprägte Gesundheitskompetenz häufiger erschöpft, traurig oder einsam sind. Wir brauchen jetzt ein Schulfach Gesundheit und Prävention, um Kinder zu befähigen, im Alltag Entscheidungen für eine gesunde Zukunft zu treffen.“

Auch das Bundesbildungs- und Familienministerium will das Thema aufgreifen. Staatssekretärin Mareike Wulf kündigte an, Eltern, Pädagogen und Fachkräfte stärker einzubeziehen. Geplant sind eine gemeinsame Allianz gegen Einsamkeit sowie eine Strategie „Mentale Gesundheit für junge Menschen“.

Warnsignale für langfristige Risiken

Studienleiter Professor Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord betont die Dringlichkeit: „Die Ergebnisse verdeutlichen eine signifikante Belastung durch emotionale Probleme und depressive Symptome. Sie sind frühe Warnsignale für Überforderung, Stress oder unerkannte psychische Erkrankungen.“ Gesundheitsförderung in der Schule sei ein entscheidender Baustein, um mit körperlichen und seelischen Herausforderungen selbstbestimmt umzugehen. Die Schule biete als Lebens- und Lernort zentrale Chancen, Kompetenzen frühzeitig zu fördern.

Hintergrund zur Studie

Der DAK-Präventionsradar ist eine bundesweite Schulstudie zur mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Im aktuellen Erhebungszeitraum (November 2024 bis Februar 2025) nahmen 26.586 Schülerinnen und Schüler aus 1.712 Klassen an 116 Schulen teil. Die Online-Befragung erfasste Gesundheitswissen, Verhalten, psychische Belastung und soziale Faktoren.