Kita-Fachkräfteverband Bayern mahnt mehr Qualität in der Bildung an

Mit der Publikation des Wiff-Fachkräftebarometers stellt der Verband zahlreiche Mängel im System fest

Der Verband der Kita-Fachkräfte in Bayern nimmt das von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (Wiff) publizierte „Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023“ zum Anlass, um die Ernsthaftigkeit der Bayerischen Staatsregierung bezüglich ihrer Bildungs- und Kitapolitik zu hinterfragen. Die Staatsregierung beteuere immer wieder, dass das Wohl der Kinder an erster Stelle stehen müsse, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Erst jüngt habe die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf mitgeteilt: „Kinder sind das wertvollste Gut unserer Gesellschaft“. Doch die Ergebnisse des vor Kurzem Fachkräftebarometers ließen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage zu.

Niedrigstes Qualitätsniveau bundesweit

Die Studie des Wiff zeige, dass Bayern im Vergleich mit den anderen Bundesländern das geringste Qualifikationsniveau beim pädagogischen Personal habe. Die bayerische Staatsregierung führe mit dem modularen Weiterbildungskonzept eine Möglichkeit ein, um auf schnellerem Weg mit weniger Wissensvermittlung und Praxisbegleitung kurzfristig Personal zu gewinnen, beklagt der Verband. Das Konzept beinhalte Weiterbildungen, die nicht dem DQR-Level zugeordnet werden könnten, keine zentral gestellten Prüfungen hätten, außerhalb des zertifizierten und erfahrenen Schulwesens stattfänden und nur in Bayern mit Zustimmung der jeweiligen Aufsichtsbehörde zum Einsatz kommen dürften. Dadurch werde das Qualifikationsniveau in den kommenden Jahren noch weiter sinken. Dramatisch seien auch die Zahlen zur Leitungsfreistellung in Bayern, das eines der drei Bundesländer wäre, in denen die Leitungsfreistellung nicht verbindlich geregelt sei. Dies zeige sich auch an der mangelhaften Umsetzung.

80 Prozent der Leitungen verfügen über keine ausreichenden Leitungsressourcen

In diesem Zusammenhang verweist der bayrische Fachkräfte Verband darauf, dass laut Barometer, fast 80 Prozent der Leitungen in Bayern über keine ausreichenden Leitungsressourcen verfügen. Auch bei diesem Qualitätsindikator sei Bayern bundesweit das Schlusslicht. In Bayern habe das pädagogische und Leitende Personal im Schnitt lediglich 0,9 Stunden pro Person Leitungsfreistellung, während diese deutschlandweit 2,2 Stunden betrage. Man könne den Eindruck gewinnen, dass Ausbau und Betreuung statt Bildung bei der Bayrischen Staatsregierung an erster Stelle stehe.

Beim Personalschlüssel im Mittelfeld

Beim Personalschlüssel könne Bayern immerhin Ergebnisse im Mittelfeld verzeichnen, auch wenn diese noch lange nicht den wissenschaftlichen und fachpraktischen Empfehlungen genügen würden und in den nächsten Jahren unbedingt weiterentwickelt werden müssten, so der Verband. So liege Bayern bei den unter Dreijährigen Kindern gemeinsam mit Schleswig-Holstein auf Rang vier, bei den Kindergartenkindern jedoch nur auf Rang acht. Hingegen bei den altersübergreifenden Kindern auf Rang drei und im Bereich für Schulkinder sogar auf Rang zwei.

„Staatsregierung entzieht sich der Verantwortung“

Im Austausch mit der Staatsregierung höre der Verband immer wieder das Argument, dass die Träger und Kommunen für gute Bedingungen sorgen müssten. Die Staatsregierung entziehe sich hier der Verantwortung. Träger und Kommunen könnten nur insoweit gute Bedingungen schaffen, wie sie diese auch finanzieren könnten. Da der Freistaat maßgeblich an der Finanzierung beteiligt sei, müsste diese intensiviert werden um für qualitative Verbesserungen zu sorgen.

Dringender Appell für qualitativ hochwertige Bildung

Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich zudem ableiten, dass Bundesländer, die mehr Regelungen zur Qualität in ihren Kita-Gesetzen vorgeben, in zentralen Punkten bessere Ergebnisse verzeichneten. „Wir appellieren daher an die neue Staatsregierung ihre Arbeitsweise aus den letzten Legislaturperioden auf ihre Wirksamkeit hin zu überdenken. Wenn Kinder wirklich das wertvollste Gut unserer Gesellschaft sind, sollte es nicht um Betreuung um jeden Preis gehen, sondern um qualitativ hochwertige Bildung in bayerischen Kindertageseinrichtungen, die gute Arbeitsbedingungen für das Personal voraussetzt.“, so der Verband der Kita-Fachkräfte Bayern.

Quelle: Pressemitteilung des Verbands Kita-Fachkräfte Bayern




Erste Schritte in der Sprachentwicklung des Babys

Im Verlauf des ersten Lebensjahres macht ein Kind bereits enorme Schritte in seiner sprachlichen Entwicklung

Babys möchten Sprache hören

Von Geburt an zeigt ein Kind bereits eine besondere Vorliebe für menschliche Stimmen und ist „ganz Ohr“, wenn Mutter oder Vater mit ihm sprechen: Kein Geräusch ist so interessant wie die menschliche Stimme. Dabei kommt es zunächst gar nicht so sehr darauf an, was sondern wie etwas gesagt wird. Ohne dass es Eltern bewusst ist, „verwöhnen“ sie meist bereits ihr Neugeborenes mit Sprache, liebkosen es durch Streicheln wie auch mit ihrer Stimme. Es erfährt auf diese Weise ihre Zuwendung, Nähe und Wärme und kann sich angenommen und willkommen fühlen. Damit ist die Sprache – lange bevor ein Kind selbst sprechen kann – von Geburt an ein wichtiges Bindeglied in der Beziehung zwischen Eltern und ihrem Kind.

Verständigung ist der „Motor“ der Sprachentwicklung

Ihr Kind möchte sich von Anfang an mit Ihnen verständigen, und es kann dies bereits auf vielfältige Weise: 

  • Schreien ist in den ersten Lebensmonaten das stärkste Ausdrucksmittel des Säuglings.
  • Aber auch durch Körpersprache, Gesichtsausdruck und vor allem im Blickkontakt teilt Ihnen Ihr Kind mit, ob es sich wohl oder unbehaglich fühlt, ob es spielen oder seine Ruhe haben möchte.

Als Mutter oder Vater deuten Sie die Äußerungen Ihres Babys vermutlich meist intuitiv richtig und „beantworten“ sie entsprechend:

  • Wenn es Ihren Blick sucht, spielen und sprechen Sie zum Beispiel mit Ihrem Baby.
  • Wenn es weint und unruhig ist, wiegen Sie Ihr Baby auf dem Arm und trösten es mit sanfter Stimme,
  • Wenn Ihr Baby interessiert nach seinem Spielzeug schaut, reichen Sie es ihm.

In diesem wechselseitigen Austausch macht Ihr Kind zunehmend die Erfahrung, dass es sich mitteilen und damit etwas bewirken kann; dass Verständigung Spaß macht und es sich wohl dabei fühlt.

Vertraut werden mit Sprache

Mit jeder „Unterhaltung“ wird Ihr Kind etwas mehr mit „seiner“ Sprache vertraut – wenn sie ihm beispielsweise beim Baden oder Wickeln erzählen, was sie gerade tun, ihm etwas vorsingen oder wenn Sie es mit dem Klang Ihrer Stimme zu beruhigen oder zu ermuntern versuchen. Ihr Kind bekommt hierbei ein immer besseres Ohr für die Laute seiner Muttersprache:

  • Bereits in den ersten Lebenswochen verfeinert es zunehmend seine Fähigkeit, Stimmen und Sprachmelodien – zum Beispiel beruhigend oder Aufmerksamkeit erregend – zu unterscheiden.
  • Mit etwa zwei Monaten weiß Ihr Kind, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen seinem Befinden und der Art und Weise, wie Sie es ansprechen: Wenn es unruhig ist und sich unwohl fühlt, hört es Ihre tröstende Stimme mit gedehnten Worten und einer eher tiefen, fallenden Sprachmelodie; wenn es wach und aufmerksam ist und Sie mit ihm spielen, nimmt es eine eher steigende Sprechmelodie wahr.
  • Wenig später, mit drei, vier Monaten lernt Ihr Kind allmählich, auch die Geschehnisse ringsum mit der gehörten Sprache in Verbindung zu bringen. Es erkennt nun vielleicht schon seinen Namen und versteht – etwa mit vier Monaten – einen freundlichen Gesichtsausdruck und Tonfall von einem ärgerlichen zu unterscheiden.
  • Kaum einen Monat später begreift es, dass ein ärgerlicher Gesichtsausdruck auch mit einer ärgerlichen Stimme, ein lächelndes und freundliches Gesicht dagegen mit einer freundlich klingenden Stimme verbunden ist.

Auf dem Weg zum ersten Wortverständnis

In den ersten sechs Monaten hat Ihr Kind somit schon jede Menge gelernt. Den Inhalt einzelner Wörter oder Sätze kann es zwar noch nicht verstehen, aber viele sind ihm inzwischen bereits ebenso vertraut geworden wie die damit verbundenen tagtäglichen Tätigkeiten.

Jetzt, da es immer beweglicher wird, interessiert sich Ihr Kind mehr und mehr für seine Umwelt, erkundet die Gegenstände mit den Händen, mit dem Mund, mit den Augen. Dabei hört es Ihre ermunternden Worte und wie Sie etwas bezeichnen, mit dem es sich so ausgiebig beschäftigt:

  • Nach und nach begreift Ihr Kind, dass bestimmte Personen mit einem bestimmten Namen, Gegenstände, Situationen und Handlungen mit bestimmten Worten verbunden sind.
  • Ab etwa acht Monaten beginnt Ihr Kind schließlich, erste Worte zu verstehen, auch wenn diese – ebenso wie Form oder Farbe – zunächst noch untrennbar mit einem bestimmten Gegenstand verbunden sind: Nur sein roter Ball ist ein Ball!

Gegen Ende des ersten Lebensjahres kann Ihr Kind wahrscheinlich bereits 50 bis 100 Wörter verstehen. Es versteht nun einfache Aufforderungen, wie zum Beispiel „Gib mir den Ball!“, und reagiert sinngemäß auf Fragen wie „Wo ist denn der Papa?“ Es winkt, wenn es „Auf Wiedersehen“ hört, schüttelt den Kopf bei „Nein“ und klatscht in die Hände, wenn es sich freut.

Über spielerisches Erproben der Stimme zum ersten Wort

So wie das Verständnis von Sprache zusehends zunimmt, so entwickelt ein Kind im Verlauf des ersten Lebensjahres auch enorme Fähigkeiten, Laute zu bilden und zu äußern:

  • Mit etwa zwei Monaten, vielleicht auch schon früher, beginnt Ihr Baby gurrend und schnalzend mit ersten, zunächst zufälligen „Stimmübungen“. Für Sie als Mutter oder Vater sind diese ersten Laute geradezu eine Einladung zu einem „wirklichen Gespräch“. Wahrscheinlich „antworten“ Sie Ihrem Kind, indem Sie seine Laute immer wieder nachahmen, variieren und abwandeln. Dabei beobachtet Ihr Kind mit zunehmender Aufmerksamkeit Ihren Mund und Ihre Lippenbewegungen. Es lernt nun, die anfangs zufälligen Muskelbewegungen in Mund, Hals und Kehlkopf immer besser zu kontrollieren.
  • Schon bald – ab etwa drei Monaten – antwortet Ihr Kind Ihnen quietschend, brummend und juchzend, wenn Sie es ansprechen oder mit ihm spielen. Es erprobt nun mit wachsender Begeisterung seine Stimme, lacht und brabbelt vergnügt vokalartige Laute wie „a“ und „i“ vor sich hin oder versucht, Sie damit zum Spielen aufzufordern.
  • Ab etwa fünf, sechs Monaten plappert Ihr Kind bereits erste Silben, indem es verschiedene Laute miteinander verbindet, sie zu Ketten aneinanderreiht und schließlich verdoppelt: „da-da-da-da“, „da-da“. Es hört sich dabei selbst zu und vermag seine Laute immer mehr der gehörten Sprache in seiner Umgebung anzupassen.
  • Im Rede- und Antwortspiel „antwortet“ Ihnen Ihr Kind nun mit verschiedenen Lauten und Tönen. Es lauscht, wenn Sie die Töne nachahmen und wiederholen, und ist begeistert, wenn es Ihnen erneut plappernd antworten kann.
  • Gegen Ende des ersten Lebensjahres oder etwas später – beginnt Ihr Kind schließlich die ersten Wörter zu plappern; meist sind dies „Mama“ und „Papa“ oder Wörter mit symbolischer Bedeutung, wie zum Beispiel „nam-nam“ für Essen.

Risiken für die sprachliche Entwicklung frühzeitig erkennen

Damit sich Ihr Kind sprachlich gut entwickeln kann, muss es gut hören können.

  • Auch wenn ein Hörtest keine auffälligen Befunde gezeigt hat, sollten Sie dem Hörvermögen Ihres Kindes besondere Aufmerksamkeit schenken und hin und wieder bewusst darauf achten, ob und wie Ihr Kind zum Beispiel auf Geräusche reagiert.
  • Wenden Sie sich unbedingt an Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin, wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind höre nicht gut oder plappere nach dem ersten Halbjahr für sein Alter zu wenig.
    (Stand: 4.9.2021)

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit-info.de, http://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/beikosteinfuehrung/, CC BY-NC-ND




Veranstaltungsangebote zu „Kinder beteiligen, fördern, schützen“

Die Online-Live-Workshopreihe der Deutschen Liga für das Kind von November bis Januar

Die Online-Live-Workshopreihe der Deutschen Liga für das Kind geht weiter. Von Ende November bis Januar gibt es wieder einige Veranstaltungen. Die Referentinnen und Referenten der Workshops gehören dem interdisziplinären Vorstand der Liga an. Neben kinderärztlicher Expertise, einem entwicklungspsychologischen oder erziehungswissenschaftlichen Blick, bringen diese auch soziologische Sichtweisen ein sowie aktuelles fachliches Wissen in speziellen Bereichen, etwa der Arbeit mit traumatisierten Kindern sowie Ergebnisse neuer Forschungsvorhaben.

29.11.2023, 16.00 – 18.00 Uhr 

„Die Kita als sicherer Ort für Kinder. Grenzverletzendes Verhalten von Fachkräften verhindern.“ mit Bianka Pergande. Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung, selbstverständlich auch in der Kita. Dass das Wohl einzelner Kinder oder auch von Kindergruppen beeinträchtigt wird, kommt in Kindertageseinrichtungen aber gar nicht so selten vor. Thematisiert wird dies jedoch selten. Was aber genau ist grenzverletzendes Verhalten? Wie häufig kommt es im Alltag von Kitas vor? Wie kann solchen Situationen vorgebeugt werden und wie sieht eine wirksame Unterstützung im Team aus, um Grenzverletzungen zu verhindern?

13. Dezember 2023, 16.00 – 18.00 Uhr 

„Zwischen sexueller Bildung und Schutz vor Missbrauch. Sexualpädagogik in der Kita.“ mit Professor Dr. Jörg Maywald. Sinnesfreude und Körperneugier gehören zur gesunden Entwicklung jedes Kindes. Dennoch bestehen bei vielen Fachkräften große Unsicherheiten. Was ist „normal“ und wann muss ich mir Sorgen machen? Wie kann sexualisierter Gewalt wirksam vorgebeugt werden? Was tun, wenn „etwas“ passiert ist?

10. Januar 2024, 16.00 – 18.00 Uhr  

Aufwachsen unter schwierigen Bedingungen: langfristige Hypothek oder vorbereitendes Übungsfeld?
mit Professorin Dr. Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts

Weitere Infomationen

Die Online-Live-Workshops finden jeweils nachmittags zwischen 16.00 und 18.00 statt. Informationen und Buchung: https://fruehe-kindheit-online.de/?cat=c17_Workshops-Workshop.html

Auch Kontingentbuchungen für Kita-Teams oder durch Fachberatungen sind möglich.

Quelle: Information der Deutschen Liga für das Kind




Die Sprachentwicklung von Kindern spielerisch unterstützen

Sprachspile

Kinder in ihrer Sprachbildung zu unterstützen ist das Ziel zahlreicher Spiele, die Charmaine Liebertz entwickelt hat

Sprache ist unser wichtigstes Werkzeug für ein harmonisches Zusammenleben. Die Spielekartei Sprachförderung hilft schon den Kleinsten, ihre Sprechmotorik zu trainieren und die Zusammenarbeit im Spiel durch Sprache zu koordinieren. Die spannenden und originellen Spielideen unterstützen die natürliche Sprachentwicklung und helfen Ihnen Schwächen gezielt zu trainieren.

Die drei folgenden Spiele unterstützen Kinder bei der Sprachentwicklung:

So gesehen …

Der Spielleiter zeigt der Gruppe bzw. Klasse ein Bild aus dem Bereich der optischen Täuschungen (z.B. ein doppeldeutiges Bild, in dem sich zugleich eine alte und eine junge Frau verbirgt). Im gemeinsamen Gespräch wird erarbeitet, dass

  • dieselbe Situation je nach persönlichem Blickwinkel unterschiedlich gesehen werden kann.
  • Wahrnehmen, Denken und Interpretieren von unseren individuellen Erfahrungen und Vorlieben beeinflusst werden.
  • ein Sachverhalt mindestens drei Seiten hat: die Seite, die ich sehe, die Seite, die du siehst und (wichtig!) eine Seite, die wir beide nicht sehen

Variante

Die Gruppe bzw. Klasse liest einen Text (z.B. Zeitungsartikel), der ein emotionales Ereignis (z.B. Unfall, Überfall, Lottogewinn) beschreibt. Die kontroversen Sichtweisen (z. B. Opfer, Täter, Lottoboten, Gewinner usw.) werden nun besprochen oder aufgeschrieben. Auch ein Rollenspiel eignet sich, um die unterschiedlichen Positionen und Meinungen herauszuarbeiten.

  • Alter: ab 6 bis 16 Jahre
  • Zeit: 25 bis 40 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: Bilder von optischen Täuschungen, kontroverse Texte

Familie Nolte

Familie Nolte ist geplagt. Jedes Familienmitglied hat eine andere Mundfehlstellung. Bei Oma Nolte steht der Oberkiefer über dem Unterkiefer, bei Opa Nolte ist es umgekehrt – der Unterkiefer ragt hervor. Bei Tante Nolte hängt der rechte Mundwinkel und bei Onkel Nolte der linke Mundwinkel. Der Spielleiter spricht den folgenden Reim

„Oma Nolte (Überbiss)/Opa Nolte (Unterbiss)/ Tante Nolte (rechter Mundwinkel hängt)/Onkel Nolte (linker Mundwinkel hängt) sah und holte einen Wibbelwabbel,
eine Zwiebelzwirbel,
einen roten Luftballon.“

Zeile für Zeile mit den verschiedenen Mundstellungen vor und die Gruppe spricht nach. „Oma Nolte sah und holte …“ spricht er erst mit Überbiss, danach wiederholt er den Text „Opa Nolte sah und holte …“ mit Unterbiss usw.

  • Alter: ab 3 bis 6 Jahre
  • Zeit: 5 bis 10 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel

Hans Nasens Fahrrad

Zunächst sagt der Spielleiter folgendes Gedicht vor, das ihm die Gruppe nachspricht:

„Hans Nasens Fahrrad
hat ’nen Platten.
Oh Schreck!
Und mit Kaugummi
kriegt man’s wieder weg.“

Dann zeigt er die folgenden Bewegungen dazu:

„Hans – sich auf die Brust klopfen
Nasens – an die Nase greifen
Fahrrad – mit den Händen Tretbewegungen machen
hat – auf die Schenkel klopfen
nen Platten. – in die Hände klatschen
Oh Schreck! – Hände neben dem Kopf öffnen und erschrocken gucken
Und mit Kaugummi – symbolisch aus dem Mund ziehen
kriegt man’s wieder weg.“ – mit der rechten Hand etwas symbolisch über die Schulter wegwerfen

Am Ende erklärt er die drei Stufen des Spiels: „Zunächst üben wir nur den Text, dann bewegen wir die Hände dazu (siehe oben) und zum Schluss brauchen wir keine Wörter mehr, sondern nur noch die Bewegungen.“

  • Alter: ab 3 bis 8 Jahre
  • Zeit: 10 bis 20 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
kartei sprache

Die Spielekartei Sprachförderung
Charmaine Liebertz

Burckhardthaus
ISBN: 9783944548234
14,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de




GEW ruft den „Streiktag Bildung“ aus

Bildungsgewerkschaft zur Tarifrunde öffentlicher Dienst Länder

Für den 28. November ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den „Streiktag Bildung“ aus. Länderbeschäftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, sollen an vier zentralen Kundgebungsorten mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die laufende Tarifrunde laut artikulieren. Die Bildungsgewerkschaft rechnet in Hamburg, Berlin, Leipzig und Karlsruhe jeweils mit mehreren tausend Beschäftigten, die an diesem Tag die Arbeit niederlegen. Lehrkräfte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Hochschullehrende sowie studentische Beschäftigte sollen sich an den Aktivitäten beteiligen und den Forderungen der Gewerkschaften in der Länderrunde Nachdruck verleihen.

10,5 Prozent Gehaltserhöhung gefordert

Die Gewerkschaften wollen 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll ein Jahr laufen. Die Arbeitgeber hatten auch in der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November kein Angebot vorgelegt. „Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat in vielen Fragen ihren gesellschaftlichen und sozialen Kompass komplett verloren. Die Beschäftigten geben auf der Straße mit Streiks und Aktionen die richtige Antwort auf diesen Konfrontationskurs der Arbeitgeber“, betonte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie erinnerte daran, dass die Inflation noch nicht vorbei sei. Die Beschäftigten hätten aus den vergangenen beiden Jahren einen großen Nachholbedarf beim Gehalt.

Info:

Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst Länder sind drei Verhandlungsrunden geplant. Die dritte Runde findet am 7./8. Dezember in Potsdam statt.

Hier finden Sie die Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kundgebungen sowie alle wichtigen Informationen:

Hamburg:
11:00 Uhr: Kundgebung am Dammtorbahnhof (Dag-Hammarskjöld-Platz) u.a. mit Anja Bensinger-Stolze (Leiterin des OB Schule beim GEW Hauptvorstand)
11:30 Uhr: Demo zur Finanzbehörde
13:20 Uhr: Abschlusskundgebung vor dem Curiohaus
13:30 Uhr: Musik und Kundgebung im Curiohaus
Rückfragen: Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg, 0170/7076933, Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg, 0151/16128471

Berlin:
10 Uhr: Demo-Beginn am Schlossplatz (U Museumsinsel).
12 Uhr: Kundgebung vor dem Brandenburger Tor (Platz des 18. März).
Bei der Kundgebung wird u.a. die GEW-Vorsitzende Maike Finnern sprechen.
Rückfragen: Markus Hanisch, Pressesprecher der GEW Berlin, 030/219993-46

Leipzig:
10:30 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) zusammen mit Kolleg*innen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen
12:30 Uhr: Ende der Abschlusskundgebung auf dem Johannisplatz
Hauptrednerin ist Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit.
Rückfragen: Matthes Blank, Pressesprecher GEW Sachsen, 0173/3927918

Karlsruhe::
13 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Festplatz
13:30 Uhr: Demonstration
14:30 Uhr: Kundgebung auf dem Kronenplatz
Hauptredner: Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied Tarif- und Beamtenpolitik
Rückfragen: Martin Schommer, Referent für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-12, 0152/54084324, Matthias Schneider, Pressesprecher der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-14

Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird beispielsweise für Beschäftigte an Schulen wie Lehrkräfte, im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder wie Erzieherinnen und Schulsozialarbeiter sowie für Hochschullehrende und studentische Beschäftigte verhandelt.

Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Quelle: Pressemitteilung GEW




Wie sich die Sprache eines Kindes entwickelt

Wann und wie schnell ein Kind sprechen lernt, hängt von vielen Faktoren ab

Kinder eignen sich Sprache und Sprechen nach eigenen Regeln und anders als Erwachsene an. Das Sprechenlernen ist ein langer Prozess über viele Etappen, zu denen ein Kind jeweils herangereift und bereit sein muss. Wichtige Voraussetzungen hierfür bringt schon das Neugeborene mit:

  • Die Sprachzentren im Gehirn sind bereits bei der Geburt vorhanden. Sie ermöglichen das Verarbeiten und Verstehen von Sprache sowie das Selbersprechen.
  • Auch die für das Sprechen wichtigen Organe und Muskeln sind bei einem gesunden Neugeborenen bereits ausgebildet. Hierzu gehören zum Beispiel das Zwerchfell, Lippen, Zunge und das Gehör.
  • Schon im Mutterleib hat das Kind zusammen mit den typischen Geräuschen, wie zum Beispiel den Herzschlag der Mutter, auch deren Stimme wahrgenommen und ist mit dem Klang und der Melodie der mütterlichen Stimme vertraut geworden.
  • Bereits das Neugeborene vermag es, Sprachlaute aus einer Fülle an Geräuschen herauszufiltern und zeigt eine besondere Vorliebe hierfür.

Neben diesen biologischen Voraussetzungen bringt ein Kind die angeborene Bereitschaft mit auf die Welt, eine Beziehung mit den Menschen einzugehen, die sich ihm zuwenden und es umsorgen. Es möchte sich mit ihnen verständigen und Sprache erlernen.

Mit einem bis anderthalb Jahren sprechen Kinder die ersten Worte

Kinder eignen sich ihre sprachlichen Fähigkeiten aus eigenem Antrieb an. Die einzelnen Phasen der Sprachentwicklung und ihre Abfolge sind dabei vermutlich bei allen Kindern gleich.
In welchem Alter aber ein Kind zu sprechen beginnt, wie schnell es seinen Wortschatz erweitert und wann es wie gut Sätze bilden und Wörter richtig aussprechen kann, ist von Kind zu Kind ganz verschieden:

  • Die Mehrheit der Kinder spricht zwischen ein- und anderthalb Jahren die ersten Wörter – meist „Mama“, „Papa“.
  • Manche Kinder sprechen bereits mit neun oder zwölf Monaten ihr erstes Wort. Einige wenige lassen sich aber auch bis zum Alter von etwa zweieinhalb Jahren Zeit. Mädchen sind dabei häufig schneller und tun sich leichter als Jungen.
  • Beim Wortschatz zeigen sich ebenfalls große Unterschiede: Der aktive Wortschatz, also das, was ein Kind bereits spricht, kann bei 20 Monate alten, sich normal entwickelnden Kindern in einer Spanne von fünfzig bis etwa 200 Wörtern liegen.

So lernen Kinder Sprechen und Sprache

Kinder lernen Sprache und Sprechen nach eigenen Regeln und anders als Erwachsene. Sie eignen sich nach und nach die Sprache an, die sie in ihrer nächsten Umgebung hören, ihre Mutter- oder Erstsprache. Und sie tun dies aus ihren täglichen Erfahrungen heraus, aus dem, was sie hören, sehen, fühlen und tun. Gleichzeitig ist die Entfaltung seiner sprachlichen Fähigkeiten von großer Bedeutung für die gesamte Entwicklung des Kindes.

Fachleute sprechen von „ungesteuertem Spracherwerb“, oder von „natürlichen Bedingungen“, wie sie vermutlich nur in den ersten Lebensjahren gegeben sind:

  • In den ersten Lebensmonaten entwickeln Kinder ein immer besseres Ohr für die Sprach- und Satzmelodie, die Laute der Muttersprache und die Betonung von Wörtern.
  • Gleichzeitig erproben sie auf spielerische Weise ihre eigene Stimme. Wenn sie die eher zufälligen Muskelbewegungen immer besser kontrollieren können, geben sie gezielt ihre ersten Laute von sich.
  • Schließlich beginnen Kinder, das, was sie sehen, hören oder tun, zu benennen. Dabei meinen sie zunächst meist mehr, als es das bloße Wort besagt: So kann das Wort „Ball“ je nach Situation bedeuten, dass Ihr Kind den Ball haben oder mit ihm spielen möchte. Ebenso gut kann es aber auch heißen, dass der Ball weg ist.
  • Aus der gehörten Sprache ihrer Umgebung erschließen sich Kinder selbstständig die innere Logik und Struktur der Sprache: Nach und nach leiten sie die Regeln über den Gebrauch der Wörter und über den Satzbau ab und wenden sie zunächst konsequent an. Dabei erschaffen sie für uns Erwachsene oft ungewöhnliche Wörter und Satzkonstruktionen, wie zum Beispiel „Mama ist fortgegeht“.

Über solche ganz normalen Phasen in der sprachlichen Entwicklung lernen Kinder selbstständig und auf ihre Weise allmählich die vielfältigen Regeln der Wortbildung und des Satzbaus samt deren Ausnahmen – und das, ohne sich die Regeln je bewusst gemacht zu haben!

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kindergesundheit-info.de, https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/entwicklungsschritte/sprachentwicklung/, CC BY-NC-ND




Welche Bücher Jungen Lust aufs Lesen machen

Jury des Leseförderprojekts boys & books hat 180 Bücher ausgewählt

Welche Bücher sind besonders geeignet, um Jungen Lust auf Lesen zu machen? Welche sind besonders empfehlenswert? Das bundesweite Leseförderprojekt boys & books, das an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) angesiedelt ist, hat die Neuerscheinungen des deutschsprachigen Büchermarkts – März bis September 2023 – gesichtet und diese Woche seine neuen Leseempfehlungen auf www.boysandbooks.de online gestellt. Insgesamt 20 Top-Titel samt Inhaltsangaben, Rezensionen und Ideen für die Unterrichtspraxis gibt es hier zu entdecken. Ausgewählt hat die Buchtipps (nicht nur) für Jungen zwischen 8 und 18 eine Fachjury aus Wissenschaftler:innen, Lehrer:innen, Bibliothekar:innen und Literaturpädagog:innen. Profitieren von den Leseempfehlungen können alle, die in der Leseförderung aktiv sind – sei es in der Schule, in Bibliotheken, im Buchhandel oder im privaten Umfeld.

Aktuelle gesellschaftliche Diskurse, Bandenliteratur und Heldenreisen

„Aktuelle gesellschaftliche Diskurse werden seit den 1970er Jahren in der Kinder- und Jugendliteratur verhandelt“, sagt Dominik Achtermeier, Projektkoordinator von boys & books und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur der PHKA. Bedeutsame Themen der Gegenwart seien Robotik und Künstliche Intelligenz. Deshalb empfiehlt die Jury für Leserinnen und Leser ab acht Jahren unter anderem den Reihenauftakt „Die Robot Kids – Rettung von MOTO-5“. Auch sogenannte Bandenliteratur habe nach wie vor Konjunktur. In „Der Basilisk – Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff“ beispielswiese verfolgen vier Kinder im Untergrund von Wien die Spur einer 2000 Jahre alten Sagengestalt. Geeignet ist das Buch für die Altersgruppe 10+. Achtermeier stellt weiter fest: „Die Mitglieder der literarischen Banden von heute zeichnen sich durch größere gesellschaftliche Vielfalt aus.“ Davon zeuge etwa „Ein Fall für die ForscherKids – Rettet die Wale!“, eine der Leseempfehlungen (nicht nur) für Jungen ab acht Jahren.

jungen buch

„Die Fantasyliteratur für Heranwachsende“, so Achtermeier, „setzt weiterhin auf ein charakteristisches Erzählprinzip, das bereits in der mittelalterlichen Heldenepik geprägt wurde: Die Figuren begeben sich auf Abenteuerfahrt, um zu beweisen, dass sie ‚richtige‘ Held:innen sind.“ Repräsentativ für eine visuell ansprechend gestaltete Heldenreise steht der Comicroman „Quest Kids – (K)ein Auftrag für Anfänger“, den boys & books für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfiehlt. Für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet ist beispielsweise „Über den Dächern von Jerusalem“. Der Roman schildert Erwartungen und Enttäuschungen auf beiden Seiten des Nahostkonflikts. In Jerusalem begegnen sich die Jüdin Tessa und der Palästinenser Mo. Und 70 Jahre später trifft die israelische Soldatin Anat auf den Palästinenser Karim. Vier Schicksale, geprägt von Terror, Wut und Verzweiflung – aber auch ein Stück Hoffnung.

Wie werden die Top-Titel ausgewählt?

Rund 20 Juror:innen haben ihre Expertise bei der Auswahl der Leseempfehlungen eingebracht. Sie lesen und bewerten die Bücher ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Viele waren am 6. und 7. Oktober zur 14. Redaktionskonferenz an die PHKA gekommen, andere nahmen online teil. In vier Gruppen, die je ein spezifisches Lesealter in den Blick nahmen, tauschten sie sich bei der Redaktionskonferenz über ihre Bewertungen aus und bestimmten die Top-Titel. Insgesamt wurden rund 180 Neuerscheinungen berücksichtigt. Bei der Auswahl der Top-Titel ging es unter anderem darum, ob die Bücher spannend sind, ob Länge, Thematik und Komplexität für die jeweilige Altersgruppe (8+, 10+, 12+ oder 14+) passen oder ob die Figuren authentisch sind. In die Bewertung floss außerdem beispielsweise ein, wie die Cover gestaltet sind, wie hoch der Preis ist und ob es in den Büchern eine Verbindung zu den Interessen von Heranwachsenden gibt.

Weitere Informationen: http://www.boysandbooks.de

Regina Thelen, Pädagogische Hochschule Karlsruhe




Studie: Bildschirmzeit macht das Hirn kaputt

Mehrere Bereiche und die Formbarkeit des Denkorgans von Kindern bis zwölf Jahren betroffen

Die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirmen verbringen, hat messbare und langfristige Auswirkungen auf die Gehirnfunktion. Zu dem Ergebnis kommen Forscher der Education University of Hong Kong, der Shanghai Normal University und der Macquarie University. Dafür sind die Daten von 23 Jahren Neuroimaging-Forschung analysiert worden. Neben den negativen Folgen sind jedoch auch einige positive Aspekte gefunden worden. Statt einer Einschränkung der Bildschirmzeit raten die Experten zu Programmen, die eine positive Entwicklung des Gehirns fördern.

Daten von 30.000 Kindern

Das Team hat 33 Studien mit Daten von mehr als 30.000 Teilnehmern untersucht, bei denen mittels Neuroimaging-Technologie die Folgen der digitalen Technologie auf die Gehirne von Kindern unter zwölf Jahren untersucht wurden. Die Bildschirmzeit führt konkret zu Veränderungen des präfrontalen Kortex. Dieser Bereich ist für exekutive Funktionen wie das Arbeitsgedächtnis und die Fähigkeit zu planen oder flexibel auf Situationen zu reagieren, verantwortlich.

Zusätzlich, so die Experten, gibt es Auswirkungen auf den Parietallappen, der eine wichtige Rolle beim Gedächtnis, dem Hören und der Sprache spielt. Auch der Occipitallappen ist betroffen. Er hilft dabei, visuelle Informationen zu interpretieren. Die Forscher wollten zudem herausfinden, wie sich digitale Aktivitäten während wichtiger Phasen der Entwicklung auf die Plastizität des Gehirns oder seine Formbarkeit auswirken. Es ist bereits bekannt, dass die visuelle Entwicklung größtenteils vor dem achten Lebensjahr stattfindet. Entscheidend für den Spracherwerb hingegen sind die Jahre vor dem zwölften Geburtstag.

Auch Aufmerksamkeit leidet

Die Studien sind zwischen Januar 2000 und April 2023 erschienen. Das Alter der Kinder begann bei sechs Monaten. Am häufigsten wurden „Screen Based Media“ der Teilnehmer genutzt, gefolgt von Games, virtuellen visuellen Szenen, dem Schauen und Editieren von Videos sowie der Nutzung des Internets oder Pads. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese frühen digitalen Erfahrungen signifikante Auswirkungen auf die Form und die Funktion des Gehirns von Kindern haben. Die meisten Auswirkungen werden von den Wissenschaftlern jedoch als negativ angesehen.

Schaden für die kognitive Entwicklung

Zu den von manchen Studien nachgewiesenen negativen Auswirkungen gehört die Art und Weise, wie sich die Bildschirmzeit auf die Gehirnfunktion auswirkt, die für Aufmerksamkeit, die exekutiven Kontrollfähigkeiten, die inhibitorische Kontrolle, kognitive Prozesse und die funktionale Konnektivität entscheidend ist. Andere Studien legen hingegen nahe, dass mehr Bildschirmzeit mit einer niedrigeren funktionalen Konnektivität in Gehirnbereichen in Verbindung steht, die mit der Sprache und der kognitiven Kontrolle zusammenhängen und sich so nachteilig auf die kognitive Entwicklung auswirken.

Auch bei der Nutzung von Tablets, Videospielen und starker Internetnutzung wurden negative Auswirkungen auf das Gehirn festgestellt. Es gab jedoch auch sechs Studien, die nachgewiesen haben, dass diese digitale Erfahrung auch positive Auswirkungen auf die Funktionalität des Gehirns der Kinder haben kann. Die Forschungsergebnisse wurden in „Early Education and Development“ veröffentlicht.

Vor diesem Hintergrund ist es immer zunehmend unverständlich, dass verschiedene Kindergarten- und Schulträger aber auch Kindergartenausstatter mi dem Hinweis darauf, dass kausale Zusammenhänge nicht nachgewiesen seien, selbst in Kinderkrippen Bildschirmgeräte einsetzen (Anm. d. Red.).

Moritz Bergmann/pressetext.com