Malen ist Mitteilung und Selbstmitteilung zugleich

Die Künstlerin Hanne Türk über das Thema „Malen mit Kindern“

Das Malen von Bildern als spontaner, schöpferischer Akt ist bei Kindern immer Mitteilung und Selbstmitteilung zugleich. Ebenso wichtig wie die Förderung des ausdrucksstarken, freien Malens ist Führung und Anleitung. Denn das Malen ist auch eine Kulturtechnik, die erlernt sein will und Schulung braucht. Das Wissen um den sachgerechten Umgang mit Material und Werkzeug sowie gewisse technische Grundkenntnisse eröffnen der Fantasie neue Wege sich auszudrücken. Das weckt und fördert schlummernde Talente und lässt die Kinder Erfolge erleben, ohne sie in ihrer Kreativität einzuschränken.

Wegweiser im Meer der Möglichkeiten

Dabei ist es wichtig den Kindern auch zu zeigen, was hilfreich und möglich ist beim Malen mit Bunt- und Filzstiften, Wachsmalkreiden und Wasserfarben; in kunterbunten Mischtechniken oder beim Vermalen von Farbe mit Wasser. Die Maltechniken sind gewissermaßen Stationen auf einer spannenden Entdeckungsreise in die bunte Bilderwelt. Die Kinder erfahren die Besonderheiten und Möglichkeiten jeder Technik schon beim ersten Ausprobieren und Üben; oder beim Nachmalen der Vor-Bilder Schritt für Schritt.

Malen fördert!

Malen und Zeichnen fördert Kinder in vielfacher Weise und hat daher einen hohen Wert für die kindliche Entwicklung. Der Umgang mit Stiften, Pinseln und Farben schult die Koordination von Hand und Auge sowie die Handgeschicklichkeit – eine wichtige Voraussetzung für das Schreibenlernen bzw. die Entwicklung der Handschrift. Beim Malen lernen Kinder, sich auf ihr Tun zu konzentrieren und gleichzeitig planend vorzugehen.

In besonderem Maße wird dabei auch die visuelle Wahrnehmung gefördert: zum einen im Hinblick auf die Wahrnehmung von Farben und das Erspüren ihrer emotionalen Eigenschaften; zum anderen wächst mit zunehmen- dem Alter der Ehrgeiz, das Vorgestellte oder Gesehene „richtig“ abzubilden.  Mag der Ehrgeiz der kleinen Maler noch so groß sein:

Auf die „Schönheit“ des Bildes im Sinne einer Übereinstimmung von Bild und Vorbild kommt es zunächst überhaupt nicht an.

Die Grundausstattung

Zur einer idealen, weil umfassenden Mal-Grundausstattung gehören Buntstifte (am besten vermalbare), Filzstifte, Wachsmalkreiden (vermalbare und wasserfeste) und Wasserfarben.

An Pinseln werden dünne (Größe 3) und dickere (Größe 12) Haarpinsel benötigt. Je besser das Papier ist, desto leichter malt es sich. Schreibpapier ist billig,

eignet sich jedoch nur für die wenigsten Zwecke. Die meisten Techniken erfordern zumindest gutes Zeichenpapier, besser noch Aquarellpapier in verschiedenen Stärken und Strukturen.

Vorgezeichnet wird mit einem weichen Bleistift; zum Radieren eignet sich Knetgummi wesentlich besser als ein Radiergummi, der allzu leicht das Papier beschädigt.

Wie malen wir den Fisch?

Buntstift oder Filzstift, Wachsmalkreide oder Wasserfarben? Hier zeigen uns die Bilder, wie zum Beispiel ein Fisch aussieht, wenn er auf unterschiedliche Weise gemalt wird. Jeder Fisch auf den beiden Seiten hat die gleiche Farbe und die gleiche Form. Deshalb können wir die Unterschiede gut erkennen.

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Buntstift

Mit Buntstiften können wir dünne Linien ziehen und kleine Farbflächen genau ausmalen. Es gibt wasserfeste und vermalbare Buntstifte. Wenn wir mit vermalbaren Buntstiften malen, können wir die Farbflächen später mit Pinsel und Wasser übermalen. An diesen Stellen werden die Farben dunkler und die Striche verwischen sich. Das sehen wir bei diesem Fisch.

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Verdünnte Wasserfarben

Wasserfarben lassen sich gut mit Wasser verdünnen. Dann scheint der Untergrund durch, nämlich das Papier oder die Farbe darunter. Wir können scharfe Ränder, aber auch fließende Übergänge von einer Farbe zur anderen malen und im nassen Bild Farben miteinander vermischen.

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Deckende Wasserfarben

Hier wurde die Wasserfarbe direkt aus dem Malkasten genommen und mit ganz wenig Wasser dick aufgetragen. Nun deckt sie den Untergrund ab. Wenn wir eine trockene Farbfläche mit einer anderen übermalen, vermischen sich die Farben. Das sehen wir vorne beim Kopf.

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Filzstift

Mit Filzstiften malen wir auf trockenes Papier. Später können wir an bestimmten Stellen auch mit Pinsel und Wasser darübermalen. Hier sehen wir, wie die Farben dann ineinander übergehen.

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Vermalbare Wachsmalkreide

Vermalbare Wachsmalkreide können wir trocken auftragen und so belassen. Wir können sie aber auch mit dem Pinsel und mit Wasser vermalen. Hier sehen wir, wie die Farben dunkler werden und verfließen.

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Wasserfeste Wachsmalkreide mit Wasserfarbe

Wasserfeste Wachsmalkreide löst sich nicht auf. Wenn wir mit dem Pinsel und verdünnten Wasserfarben über das Bild malen, nimmt nur das Papier die Farbe an. So entstehen schöne Muster.

Wir malen mit Buntstiften

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Beim Malen mit Buntstiften reiben wir die Farbe der Mine auf das Papier ab. Das geht am besten bei einem Papier, das nicht ganz glatt ist. Auf Papier mit einer rauen Oberfläche färbt der Stift stärker ab und rutscht nicht so leicht darüber.

Raues Papier hat viele winzige Grübchen und Hügel. Wenn wir leicht darübermalen und dabei den Stift flach halten, bekommen nur die Hügel Farbe ab. Die Grübchen bleiben weiß. Dadurch erscheint die Farbe heller. Je fester wir andrücken, desto weiter dringt die Farbe in die Vertiefungen des Papiers ein. Die weißen Pünktchen verschwinden, und die Farbe wirkt dunkler und kräftiger. So können wir mit der gleichen Farbe dunkler und heller, Schatten und Licht malen.

Es gibt auch Buntstifte, die man mit Wasser vermalen kann. Mit ihnen malen wir zuerst genauso wie mit normalen, wasserfesten Buntstiften. Doch im Wasser löst sich ihre Farbspur auf, und wir können die Farbe mit dem nassen Pinsel gut auf dem Papier verteilen. Das sehen wir an den Bildern auf der rechten Seite.

Die Farbflächen links bilden eine Farbpalette. Sie enthält längst nicht alle, aber die wichtigsten Farben. Mehr brauchen wir nicht. Denn wir können die Farben mischen und viele Zwischenfarben erzeugen.

Die Farbpalette ist mit vermalbaren Buntstiften gemalt. Der obere Teil jedes Farbfeldes zeigt die Farbe so, wie sie vom Stift auf das Papier kommt. Darunter sieht sie verwaschen aus. Das kommt vom Vermalen mit Wasser: Die Farbe wird flüssig und fließt in die Grübchen im Papier. Gleichzeitig nimmt der Pinsel die Farbe auf. So können wir die Farbe noch weiter verteilen und verdünnen.

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Hier sehen wir, dass auf einem rauen Papier nur die Hügel Farbe angenommen haben. Die winzigen Grübchen sind weiß geblieben. Bei manchen Bildern wollen wir das genau so haben – und keine glatte Farbfläche.

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So sieht es aus, wenn wir mit dem Pinsel Wasser über die Farbfläche malen. Das geht nur mit vermalbaren Buntstiften. Wo Wasser hinkommt, verfließt die Farbe und färbt auch die Grübchen im Papier ein. Hier wird die Farbe dunkler und glatter.

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Das sehen wir auch an der Blume.

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(A) Die eine Blüte ist nicht übermalt, und bei ihr schimmert es weiß durch.

(B) Die andere Blüteist übermalt. Die Farbe ist voll und dunkel.

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(C) So sieht das Blatt vor dem Vermalen aus.

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(D) Nach dem Vermalen gehen die Farben weich ineinander über.

Bei uns im Wald

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Mit dem Bleistift zeichnen wir ein Bäumchen nach dem anderen vor: die vorderen zuerst, die hinteren danach. Falsche Striche nehmen wir mit dem Knetgummi weg.

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Die Umrisse malen wir mit einem grünen Buntstift aus. Die Bleistift- striche sollen noch schwach sicht- bar bleiben. Fertig? Nein, der Wald ist noch langweilig. Überall das gleiche Grün!

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Deshalb kommen jetzt Wasser und Pinsel dran. Damit malen wir hier und dort einen Baum an, vielleicht nicht ganz bis zum Rand. Plötzlich stehen die Bäume auch hintereinander!

Nun soll das Bild trocknen. Den dunklen, schattigen Waldboden malen wir kräftig mit dem dunkelgrünen Stift auf und vermalen ihn mit dem Pinsel.

(Hanne Türk)

Hanne Türk begann nach ihrem Kunststudium in Paris, eine internationale Karriere als Illustratorin, unter anderem als Schöpferin der Kinderfigur Philipp die Maus. Sie ist Art-Direktorin von Freude am Zeichnen und des französischen Magazins Dessin Passion.

Bücher von Hanne Türk finden Sie hier bei oberstebrink.de