Wertebildung sollte an erster Stelle stehen

Werteerziehung bedeutet Zukunftssicherung für die ganze Gesellschaft

Werte sind die Leitlinien im Leben eines Menschen. Sie sind die Basis für ein verantwortungsvolles Dasein und den Umgang der Menschen in einer Gesellschaft. Ohne Werte kann keine Gesellschaft existieren. Hier würde lediglich das Gesetz des Stärkeren regieren, in dem Verbrechen, Unterdrückung und Gewalt an der Tagesordnung wären. Aber im Gegensatz zu vielem anderen sind Werte nicht in uns angelegt. Wir müssen sie erst lernen und erfahren. Dabei ist jedes Kind auf die Erfahrung mit seiner Umwelt angewiesen. Uns kommt dabei eine enorme Verantwortung zu.

Bildung ist die Entwicklung der Anlagen des Menschen

In seinem Buch „Grundlagen der Elementarpädagogik“ setzt sich der bekannte Sozialpädagoge Prof. Dr. Armin Krenz mit dem Thema intensiv auseinander. In den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt er dabei eine Begriffsdefinition aus dem Brockhaus von 1960.

„Bildung ist die (bewusste) Entwicklung der Anlagen des Menschen mit Hilfe der Erziehung und des eigenen Strebens zur innerlichen Erfassung der religiösen, sittlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Werte.“

Für Krenz sind hier gleich mehrere Aspekte von besonderer Bedeutung. „Eine Bildung von Werten sowie die Existenz einer Bildung als Werteorientierung existiert nicht von Anfang an – sie ist weder genetisch programmiert noch anlagebedingt existent. Vielmehr ergibt sich eine Bildung aus bzw. von Werten durch eine Entwicklung.

Werteentwicklung geschieht bewusst und unbewusst

Eine Bildung und Werteentwicklung umfasst offensichtlich zwei Aspekte, durch die sie selbst entstehen kann: Zum einen ist es möglich, sie selbst bewusst zu initiieren und damit zu steuern, zum anderen geschieht sie auch unterbewusst (nebenbei) durch bestimmte Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke, denen der Mensch im Laufe seiner Biografie ausgesetzt ist.“

Auf Basis von Werten gestalten wir unser Leben

Es sind diese beiden Aspekte, von denen nicht nur die Wertebildung, sondern letztlich unser aller Zukunft abhängt. Denn wenn Werte die Basis unserer Handlungen bilden, gestalten wir mit diesen auch unser Leben und beeinflussen das Leben von anderen. Unsere Werte finden Eingang in unsere gesellschaftliche Verfassung, in unsere Gesetze, in unsere Wirtschaft, Politik und unser Sozialsystem. Von daher ist der Spruch „Seid nett zu euren Kindern, sie suchen eines Tages euer Altersheim aus“, nicht nur witzig, sondern auch wahr. Denn auf Basis der Werte, die wir unseren Kindern vermitteln, werden diese uns eines Tages auch behandeln.

Binsenweisheiten sind Wahrheiten

Mag dies auch eine Binsenweisheit sein, scheint sie im Alltag kaum präsent zu sein. Ebenso wenig wie andere Binsenweisheiten, die da heißen „Wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es zurück“ oder „Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu.“

Krenz schreibt dazu:

„So zeigen uns viele Alltagsbeispiele, dass eine „Spaßgesellschaft“ hauptsächlich einer egozentrischen Wunschbefriedigung nachgeht und damit sozialgeprägten Werten (z.B. Rücksichtnahme auf andere; Mitverantwortung für das Wohlergehen anderer; Aufgabenerfüllung im Dienste der Gemeinschaft …) keine wesentliche Bedeutung beimisst.“

Wohin das führt, zeigt sich unter anderem in den enormen sozialen Ungerechtigkeiten, dem verantwortungslosen Umgang mit der Umwelt, der letztlich in die Klimakatastrophe führen wird oder den menschenverachtenden Handlungen gegenüber den Armen und Schwachen in unserer Gesellschaft.

Missstände sind das Ergebnis einer mangelhaften Bildungslandschaft

All diese und viele andere Missstände sind letztlich nichts anderes als Ausdruck einer mangelhaften Bildungslandschaft, der es eben nicht gelungen ist, die Bedeutung von Werten zu vermitteln. Dabei findet Bildung inmitten unserer Gesellschaft statt. Kinder lernen von ihren Vorbildern. Sie lernen das zu schätzen, was ihre Vorbilder schätzen.

Wenn für diese aber eben nicht die sozialgeprägten Werte im Vordergrund stehen, sondern das Streben nach Reichtum, hoher sozialer Stellung und großer Macht entsteht unter anderem aufgrund der Unerreichbarkeit dieser Ziele für die meisten Menschen eine sinnentleerte Gesellschaft. Diese füllt ihre Leere durch dauernden Konsum und tut jene, die sich verantwortungsvoll der Zukunft stellen gerne als Gutmenschen ab.

Der Schlüssel zur Zukunft liegt in unserer Hand

Und wenn es sich nun auch pathetisch anhören mag, liegt der Schlüssel für eine glückliche Zukunft in der Bildung und damit in unserer Hand. Kinder lernen von unserem Vorbild und wenn dieses glaubhaft ist, haben wir die Möglichkeit, ihnen jene Werte nahe zu bringen, die ihnen und uns helfen, eine glückliche und sinnvolle Zukunft zu gestalten. Wie wir das tun sollen, dafür gibt es etliche Anregungen für spielerisches Wertelernen, das in seiner Bedeutung ganz sicher vor dem Erlernen von MINT-Fächern und vielem anderen steht. Dass wir das tun sollten, daran gibt es keinen Zweifel.

Krenz schreibt dazu:

„Wertebildung wird demnach als eine persönlichkeitsbildende und nachhaltige Entwicklung angesehen, die sich in erster Linie auf emotional-soziale und handlungsorientierte Kompetenzen bezieht, ausgerichtet auf bedeutsame Einstellungen, Werte und Sichtweisen. Diese gilt es auf der Grundlage von verinnerlichten Erkenntnissen in eigene Entscheidungen und in das eigene Handeln einfließen zu lassen.“

Gernot Körner

krenz grundlagen

Buchtipp:

Armin Krenz
Grundlagen der Elementarpädagogik
Unverzichtbare Eckwerte für eine professionelle Frühpädagogik
ISBN 978-3-944548-03-6
192 Seiten
24,95 €