Je früher die Pubertät, desto höher das Risiko für Selbstverletzungen

Eine früh einsetzende Pubertät erhöht bei Kindern das Risiko von selbstverletzendem Verhalten. Bei Jungen hält dieses erhöhte Risiko an, bis sie 16 Jahre alt sind, Mädchen verfolgt es oft bis ins Erwachsenenalter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Bristol https://bristol.ac.uk . Den Forschern zufolge ist Hilfe bei Problemen am Anfang der Pubertät wichtig für das spätere Wohlbefinden.

Geschützte Umgebung wichtig

„Selbstverletzendes Verhalten ist oft ein Ausagieren von Emotionen, die ansonsten nicht ausgelebt werden können. Ein Grund dafür kann ein mangelnder Halt in der Familie oder im sozialen Umfeld sein. In der Pubertät findet ein Übergang von einer starken Bezogenheit zur Familie zu einer gewissen Abgrenzung und Entwicklung einer eigenständigen Wertestruktur. Jugendliche sind hier außerhalb ihrer geschützten Umgebung, was viele Unsicherheiten bringen kann“, sagt Psychotherapeut Christian Asperger https://christianasperger.com.

Für die Studie haben die Forscher 5.000 Kinder in ihrer Entwicklung beobachtet. Dabei haben sie sich vor allem auf Wachstumsschübe konzentriert. Bei Jungen fand das größte Wachstum im Durchschnittsalter von 13,5 Jahren und bei Mädchen im Alter von 11,8 Jahren statt. Die Wissenschaftler haben auch Befragungen mit den Kindern durchgeführt, als sie im Alter von 16 und 21 Jahren waren.

Risiko bei vielen Jungen höher

Im Alter von 16 Jahren haben zehn Prozent der Jungen und ein Viertel der Mädchen angegeben, sie würden sich selbst verletzen. Bei der Befragung im Alter von 21 Jahren zeigten 28 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen dieses Verhalten. Die meisten davon hatten frühe Wachstumsschübe erfahren. Für Mädchen erhöht sich das Risiko für Selbstverletzungen durch eine frühe Pubertät um 15 Prozent, bei Jungen um 28 Prozent.

Dem Team zufolge gibt es für diese Entwicklung sowohl biologische als auch psychosoziale Gründe. Auf der körperlichen Seite setzen die Entwicklung des Gehirns sowie hormonelle Veränderungen Jugendlichen zu. In ihrem sozialen Leben gibt es dagegen Faktoren wie Mobbing, Depression oder Drogenmissbrauch. Zukünftige Studien sollen genauer erforschen, wieso sich eine frühe Pubertät auf selbstverletzendes Verhalten auswirkt, um gezielte Interventionen zu ermöglichen.

Georg Haas / pressetext.redaktion