BGW startet Fotowettbewerb „Mensch – Arbeit – Zukunft 2024“

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Pädagogische Arbeit im Fokus

Die Bewerbungsphase für den Fotowettbewerb „Mensch – Arbeit – Zukunft 2024“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) läuft seit 1. August. Gesucht werden Fotoarbeiten zum Thema „Pädagogische Arbeit“. Es gibt Preisgelder von insgesamt 26.600 Euro zu gewinnen.

Thema: Arbeitsbedingungen in der pädagogischen Arbeit

Mit ihren Fotowettbewerben macht die BGW seit 2017 auf gesellschaftlich besonders relevante Themen aufmerksam, in den bisherigen Wettbewerben standen Inklusion und Pflege im Mittelpunkt. In der jetzt startenden Wettbewerbsrunde geht es um ein ganz neues Thema: Pädagogische Arbeit. Im Fokus stehen Fachkräfte in Kindertagesstätten und Krippen. Sie arbeiten in entscheidender Funktion an der Zukunft unserer Gesellschaft – passend dazu lautet der Name des Wettbewerbs „Mensch – Arbeit – Zukunft“.

Die BGW lädt Fotoschaffende ein, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Der Wettbewerb soll pädagogische Arbeit aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen und den Wert eines wirksamen Arbeitsschutzes in den Kindertagesstätten deutlich machen. Neben positiven Beispielen für gesundes Arbeiten in der Kita können die Fotoarbeiten auch Hindernisse aufzeigen, Beeinträchtigungen in der pädagogischen Arbeit zum Ausdruck bringen und zum Nachdenken anregen.

Teilnahmeschluss am 15. November 2023

Pro Person kann wahlweise ein Einzelfoto oder eine bis zu fünf Motive umfassende Fotostrecke eingereicht werden. Ausgelobt sind Preisgelder von insgesamt 26.600 Euro. Die Gewinnermotive werden der breiten Öffentlichkeit zudem in einem Katalog und einer bundesweiten Ausstellungstour vorgestellt. Am Wettbewerb teilnehmen können Fotografinnen und Fotografen ab 18 Jahren. Teilnahmeschluss ist der 15. November 2023. Weitere Informationen zum Wettbewerb und den Teilnahmebedingungen gibt es auf www.bgw-online.de/fotowettbewerb.




Ein Job verbessert das Wohlbefinden von Müttern erheblich

Frauen mit sehr kleinen Kindern brauchen mehr Unterstützung

Die Zahl der Mütter in Erwerbstätigkeit in Deutschland steigt seit Jahren. Allerdings sehen sich Mütter in einem ständigen Balanceakt zwischen Beruf und Familie. Die Forschung zeigt, dass sich Erwerbstätigkeit generell bei allen Menschen positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt. Bislang wurde jedoch nicht untersucht, wie sich die Berufstätigkeit auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von alleinerziehenden Müttern und Müttern in Partnerschaften auswirkt. Dies haben nun Dr. Mine Kühn von der Universität Tilburg (NL) und Dr. Christian Dudel vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) gemeinsam mit Prof. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum untersucht.

Eine Mutter, viele Rollen

Frauen übernehmen oft mehr als eine Rolle in der Familie. Sie gehen arbeiten, kümmern sich um den Haushalt und die Kinder. Für alleinerziehende Mütter ist der Spagat besonders groß, da es keine Möglichkeit einer Arbeitsteilung im Haushalt gibt und ihnen die emotionale und materielle Unterstützung eines Partners fehlt. „In unserer Studie haben wir untersucht, wie sich mit dem Wechsel in die Erwerbstätigkeit das Wohlbefinden und die Gesundheit von Müttern verändern. Dabei haben wir alleinerziehende Mütter mit Müttern verglichen, die in einer Partnerschaft leben“, erklärt Kühn. Die Daten zur Studie stammen aus dem Sozio-Oekonomischen Panel (SOEP). Ausgewertet wurde der Zeitraum zwischen 1992 und 2016 in Ost- und Westdeutschland.

Positiver Effekt bei Single-Müttern am stärksten

Die Studie zeigt, dass sowohl alleinerziehende Mütter als auch Mütter in Paarfamilien von einer Erwerbstätigkeit profitieren. Bei beiden Gruppen ist eine Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit zu beobachten. Allerdings ist der positive Effekt auf Wohlbefinden und Gesundheit bei alleinerziehenden Frauen deutlich größer als bei in Partnerschaft lebenden Müttern. „Alleinerziehende stehen häufig unter großem finanziellem Druck. Daher könnte man annehmen, dass der Anstieg des Haushaltseinkommens der Hauptgrund für ein höheres Wohlbefinden und eine bessere Gesundheit ist. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass das Einkommen allein nicht der Grund ist. Wir vermuten, dass ein größeres Gefühl finanzieller Unabhängigkeit vom Ex-Partner oder von Sozialleistungen und zusätzliche soziale Bindungen das Wohlbefinden der Mütter fördern. Die Erwerbstätigkeit stärkt somit die eigene gesellschaftliche Identität und das Selbstwertgefühl“, so Kühn. Die Steigerung des Wohlbefindens der Frauen ist vor allem bei alleinerziehenden Müttern, die Vollzeit arbeiten, am größten.

Kaum Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland

Bei den Single-Müttern in Ost- und Westdeutschland gab es keine signifikanten Unterschiede. In beiden Landesteilen scheint daher die Arbeitstätigkeit von alleinerziehenden Müttern gesellschaftlich akzeptiert zu sein. Anders sieht es bei Müttern in einer Partnerschaft aus. Hier ist die Steigerung des Wohlbefindens nach Aufnahme einer Beschäftigung bei ostdeutschen Frauen deutlich höher als in Westdeutschland. „In der Studie zeigen sich die historisch gewachsenen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Während in den alten Bundesländern ein Sozialstaatskonzept galt, das den männlichen Haupternährer mit einem relativ geringen Anteil mütterlicher Erwerbstätigkeit vorsah, war es in Ostdeutschland durchaus notwendig, dass Mütter erwerbstätig waren“, erläutert Kühn.

Hohe Belastung bei Müttern mit Kleinkindern

Die Belastungen von Müttern mit mindestens einem Kind unter fünf Jahren sind in beiden Gruppen sehr hoch. Frauen, deren jüngstes Kind dieser Altersgruppe angehören, haben große Probleme, Alltag, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit führt in beiden Gruppen sogar zu einer Verschlechterung des Wohlbefindens und der Gesundheit. „Erwerbstätigkeit ist sowohl für alleinerziehende Frauen als auch für Mütter in Paarhaushalten wichtig. In beiden Gruppen gibt es positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Alleinerziehende Mütter profitieren aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation noch stärker – nicht nur in Bezug auf das Einkommen. Insgesamt muss in Deutschland aber noch einiges getan werden, damit gerade Mütter mit besonders kleinen Kindern nicht durch Erwerbstätigkeit belastet werden. Weitere unterstützende Maßnahmen seitens der Politik sind dringend notwendig, wie zum Beispiel die Verbesserung einer verlässlichen und qualitativ hochwertigen Ganztagsbetreuung gerade für die ganz kleinen Kinder“, so Kühn.

Originalpublikation: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0049089X23000613?via%3Dihub

Mine Kühn war bis Februar 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPIDR und ist aktuell affiliierte Wissenschaftlerin am MPIDR sowie Assistent Professor an der Universität Tilburg (NL).

Über das MPIDR

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politik-relevante Themen wie Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

http://www.demogr.mpg.de

Silvia Leek, Max-Planck-Institut für demografische Forschung




Trotz Arbeit von Armut bedroht

Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden verharrt auf hohem Niveau 

Das Risiko, in Armut zu leben, ist für alleinerziehende Familien in Deutschland von allen Familienformen am höchsten: 43 Prozent der Ein-Eltern-Familien gelten als einkommensarm, während es bei den Paarfamilien mit einem Kind neun Prozent, mit zwei Kindern elf Prozent und mit drei Kindern 31 Prozent sind. Frauen sind in besonderer Weise davon betroffen. Denn 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Mütter.

Der Anteil der Alleinerziehenden, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II beziehen, ist seit 2015 zurückgegangen: in den westdeutschen Bundesländern von 36 auf 34 Prozent, im Osten sogar von 43 auf 33 Prozent. Das deutet darauf hin, dass politische Anstrengungen – wie die Reformen von Unterhaltsvorschuss und Kinderzuschlag – dazu beigetragen haben, alleinerziehende Familien aus dem SGB II-Bezug zu lösen.

Trotzdem ist ihr Anteil unter den SGB II-Haushalten mit 34 Prozent fast fünfmal höher als bei Paarfamilien mit Kindern (sieben Prozent). Wie die neue Studie „Alleinerziehende weiter unter Druck“ von Anne Lenze (Hochschule Darmstadt) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, ist das Risiko der Einkommensarmut für alleinerziehende Familien nicht gesunken, sondern verharrt auf hohem Niveau.

Meist erwerbstätig

Das höhere Armutsrisiko alleinerziehender Familien ist dabei nicht auf mangelnde Erwerbstätigkeit zurückzuführen. So gehen alleinerziehende Mütter häufiger einer Beschäftigung nach als andere Mütter und arbeiten öfter in Vollzeit. Zudem üben auch 40 Prozent der Alleinerziehenden im SGB II-Bezug eine Erwerbstätigkeit aus – häufiger als der Durchschnitt der Leistungsempfängerinnen und -empfänger.

 „Alleinerziehende leisten im Alltag enorm viel und erfahren dafür zu wenig Anerkennung. Oftmals sorgen sie allein für ihre Kinder und gehen zusätzlich einer Erwerbstätigkeit nach. Trotzdem reicht das Einkommen häufig nicht aus. Arm trotz Arbeit – damit darf sich unsere Gesellschaft nicht abfinden“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Dräger zufolge ist das Armutsrisiko alleinerziehender Eltern die größte Belastung für die Zukunftsperspektiven ihrer Kinder: 45 Prozent aller Kinder im SGB II-Bezug leben in einer alleinerziehenden Familie. 

Nochmals höhere Belastungen durch Corona

Nach Drägers Einschätzung haben alleinerziehende Familien die Folgen der Covid-19-Pandemie in besonderer Weise zu spüren bekommen. Denn häufig arbeiten Alleinerziehende im Niedriglohnbereich und in systemrelevanten Berufen, und leben in beengten Wohnungen. Durch geschlossene Schulen, Kitas und Vereine fehlten den Eltern Entlastungsangebote in der Betreuung und den Kindern die wichtigen sozialen Kontakte. „Die Corona-Auswirkungen setzen Alleinerziehende nochmals höheren Belastungen aus und bringen sie an die Grenzen ihrer Gesundheit. Es muss mehr getan werden, um alleinerziehende Familien zu entlasten, finanziell zu unterstützen und damit auch den Kindern zu helfen“, so Dräger.

Zur Vermeidung von Kinderarmut empfiehlt die Bertelsmann Stiftung die Einführung eines Teilhabegeldes, das finanzielle Leistungen für Kinder bündelt, einfach zu beantragen ist und gerade Alleinerziehende erreicht. Die Politik sollte außerdem die Mehrbedarfe von getrennten Familien empirisch erfassen und absichern. Das betrifft zum Beispiel zusätzliche Anschaffungs- oder Wohnkosten, wenn Kinder in zwei Haushalten leben.

Weiterer Handlungsbedarf entsteht aus dem häufigen Ausfall von Unterhaltszahlungen, die nur in etwa einem Viertel der Fälle in Höhe des Mindestunterhalts ankommen. Um alleinerziehende Mütter und Väter zu entlasten, schlägt die Bertelsmann Stiftung vor, die Unterhaltsansprüche auf den Staat zu übertragen, damit dieser sie einfordern kann. Außerdem sollte das Unterhaltsrecht stärker die innerfamiliäre Aufgabenteilung vor der Trennung berücksichtigen. Denn es sind überwiegend die Mütter, die ihre Arbeitszeit zugunsten der Kinderbetreuung reduzieren. Im Falle einer Trennung drohen ihnen somit empfindliche Einbußen beim Lebenserwerbseinkommen.

„Leidtragende sind vor allem die Kinder“

In diesem Zusammenhang meldet sich auch das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) zu Wort. Dieses plädiert für eine verstärkte Förderung von Alleinerziehenden und ihren Kindern, um die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen. „Die heute von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie zeigt, dass Alleinerziehende und ihre Kinder weiterhin besonders stark von Armut betroffen sind. Die Leidtragenden sind vor allem die Kinder. Um hier Abhilfe zu schaffen, muss in erster Linie gewährleistet sein, dass Alleinerziehende ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder durch eigene Erwerbstätigkeit sicherstellen können. Hierzu braucht es armutsfeste Löhne und bezahlbaren Wohnraum ebenso wie ausreichende und flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie eine stärkere Unterstützung von Alleinerziehenden bei Weiterbildungen oder dem Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Und da, wo der Staat finanziell einspringen muss, um den Lebensunterhalt zu gewährleisten, braucht es kurzfristig höhere Hartz-IV-Regelsätze“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Infrastruktur für Alleinerziehende

Um den Armutskreislauf zu durchbrechen, braucht es neben der materiellen Absicherung, aber auch die entsprechende Infrastruktur für Alleinerziehende und ihre Kinder. Hier ist Bildung ein wesentlicher Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und für den chancengerechten Zugang zu einer angemessenen beruflichen Entwicklung. In Deutschland hängt der Bildungserfolg von Kindern jedoch nach wie vor sehr stark von den Eltern und ihren Möglichkeiten ab. Bildung beginnt dabei nicht erst in der Schule. Nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes muss bereits im Bereich der frühkindlichen Bildung ein wesentlicher Fokus liegen. Neben einem Ganztagsangebot und flexiblen Öffnungszeiten, die insbesondere für Alleinerziehende von zentraler Bedeutung sind, brauchen wir für die Sicherung der Rechte von allen Kindern, gleich welcher Herkunft, eine qualitativ hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung sowie ein Qualitätsmanagement in der Kindertagesbetreuung, das auch den gestiegenen Anforderungen und Erwartungen an das Fachpersonal Rechnung trägt.

Neuauflage der Social-Media-Kampagne #StopptKinderarmut

Die schwierige Lage alleinerziehender Familien nimmt die Bertelsmann Stiftung zum Anlass, um an die Social-Media-Initiative #StopptKinderarmut anzuknüpfen, die bislang 1,1 Millionen Abrufe auf Youtube erzielt hat. Parallel zur Veröffentlichung der aktuellen Studie machen bekannte Persönlichkeiten aus Medien, Kultur und Sport – darunter Hatice Schmidt, Leeroy Matata und Henry Maske – mit Beiträgen in den sozialen Netzwerken auf die fatalen Auswirkungen von Kinderarmut für die Betroffenen aufmerksam. 

Zusatzinformationen

2019 lebten in Deutschland 1,52 Millionen alleinerziehende Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Das sind 19 Prozent aller Familien. Alleinerziehende sind der amtlichen Statistik zufolge Mütter und Väter, die ohne Ehe- oder Lebenspartner:in mit minder- oder volljährigen Kindern in einem Haushalt zusammenleben. Die Zahlen zur Einkommensarmut stammen vom Statistischen Bundesamt und beziehen sich auf das Jahr 2019. Die Daten zum SGB II-Bezug aus dem Jahr 2020 sind bei der Bundesagentur für Arbeit abrufbar. 

Quellen: Pressemitteilung Berstelsmann Stiftung und Deutsches Kinderhilfswerk