Mehr Freude am Unterrichten mit dem lösungsorientierten Ansatz

ben schule

Rezension: Ben Furman – Lösungsorientiert Schule machen. Wie Unterrichten wieder mit mehr Freude gelingt

Der lösungsorientierte Ansatz ist keineswegs neu. Ganze Schulen arbeiten bereits seit Jahren danach. Umso erstaunlicher ist es, dass er einem nicht an jeder Schule begegnet. Denn hier stehen Classroom-Management sowie die Zufriedenheit der Lehrkräfte und der Schülerschaft im Vordergrund. Mit einem empathischen Zugang wenden sich Lehrkräfte den Kindern, Jugendlichen und Eltern zu, um gemeinsam herausfordernde Situationen anzugehen. Dabei wird nicht nach Schuld gefragt, sondern heilende Potenziale werden aufgegriffen und gestärkt.

Alltägliche Probleme im Schulalltag

Die Probleme, die Ben Furman in seinem Buch beschreibt, sind in Schulen allgegenwärtig. Regelmäßig hören und lesen wir in den Medien von Klassen, die kaum mehr zu regulieren sind. Übergriffe auf Lehrkräfte, Mobbing im Alltag und im Netz sind keine Seltenheit. Manchmal fragt man sich, wie Kinder unter solchen Umständen überhaupt noch lernen können.

Das Buch zeigt, dass diese Herausforderungen weltweit auftreten – auch in Skandinavien oder Asien. Der lösungsorientierte Ansatz eröffnet jedoch einen besonderen Blick: Störungen sind lösbar!

Der Glaube an den gemeinsamen Lösungswillen

Wesentlich dafür ist das Wissen und der Glaube an einen Lösungswillen auf allen Seiten. Der Ansatz geht davon aus, dass auch Kinder und Jugendliche unter schwierigen Situationen leiden und es bevorzugen, wenn man ihnen eine Hand reicht, um diese zu überwinden.

Mit zahlreichen Beispielen führt uns der Autor vor Augen, dass ganze Klassen – „Meisterklassen“ – oder einzelne Kinder sich aktiv für ein gutes Miteinander einsetzen wollen. Dabei geht es nicht primär um Lerninhalte oder besondere didaktische Angebote. Im Fokus steht die Persönlichkeit des Einzelnen.

Im Mittelpunkt: die Persönlichkeit der Lernenden

In einem mehrschrittigen Ablauf, der identisch mit der „Ich schaff’s“-Methode des Autors ist, wird gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen nach Lösungen gesucht und der Weg beschritten. Im Vordergrund steht dabei stets das gute Miteinander im schulischen Alltag. Umso mehr stellt sich die Frage, warum dieser Ansatz nicht längst an allen Schulen angekommen ist. Mag sein, dass das Einzelkämpfertum vieler Lehrkräfte dies verhindert – oder dass er an den Hochschulen nicht ausreichend vermittelt wird. Dies jedoch ist ein gravierendes Versäumnis, wie sich zeigt, wenn man auf der Internetseite, die über den QR-Code am Ende des Buches erreichbar ist, die Videos und Beispiele betrachtet.

Gefahr der Verkürzung: Methoden ohne Haltung

Dort wird zugleich deutlich, dass Methoden verfälscht werden können, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden. So etwa die „Entschuldigung“, die pervertiert wird, wenn sie ohne echte Empathie nur noch als leeres Pflichtprogramm abgearbeitet wird. Genau das geschieht häufig in Kitas und Schulen, weil Erwachsene nicht verstehen, dass es bei jeder Methode auf die dahinterliegende Haltung ankommt. Ein aufgesetztes Verhalten ist lediglich ein Ausdruck von Adultismus – und hat nichts mit dem lösungsorientierten Ansatz zu tun.

Ein Buch zum Weiterdenken – und Weiterhandeln

Gerade deshalb ist es wichtig, nicht einzelne Methoden isoliert zu betrachten, sondern den gesamten Inhalt dieses Buches gründlich zu durchdringen. Mit seinen rund hundert Seiten ist es schnell gelesen, bietet jedoch reichlich Stoff zum Weiterdenken. Sehr empfehlenswert sind außerdem die ergänzenden Materialien im Netz. Dort finden sich kostenfreie Communities, die Unterstützung bieten und bei denen man weitere Informationen und Austauschmöglichkeiten erhält.

Viel Freude beim Inspirieren des Kollegiums – und beim Abschneiden alter Zöpfe!

Daniela Körner

ben-schule

Ben Furman
Lösungsorientiert Schule machen
Wie Unterrichten wieder mit mehr Freude gelingt

978-3-8497-0548-0
107 Seiten, Kt, 2024
Erscheinungsdatum 10.09.2024

Carl-Auer Verlag




Ein Programm, das Kindern Selbstvertrauen schenkt

Ben Furman, Ich schaff’s!, Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden – Das 15-Schritte-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten

Kinder geraten im Alltag immer wieder in schwierige Situationen – und damit oft auch in Konflikte mit den Menschen, die sie betreuen. Eltern und pädagogische Fachkräfte können davon ein Lied singen, und die Belastung ist in vielen Familien groß. Umso wertvoller ist ein Ansatz, der nicht nur Symptome bekämpft, sondern Kindern und Erwachsenen gleichermaßen hilft.

Mit „Ich schaff’s!“ stellt der finnische Psychiater Ben Furman ein 15-Schritte-Programm vor, das weltweit erfolgreich eingesetzt wird – und dennoch längst nicht überall bekannt ist. Das Besondere daran: Kinder werden nicht wie kleine Erwachsene behandelt, sondern als eigenständige Persönlichkeiten, die lernen wollen und können.

Vom Problem zur Fähigkeit

Der entscheidende Perspektivwechsel: Nicht das Defizit steht im Mittelpunkt, sondern die Fähigkeit, die das Kind noch entwickeln darf. Bereits im ersten Schritt wird ein unerwünschtes Verhalten in eine positive Lernaufgabe übersetzt. Im zweiten Schritt wird das Kind aktiv einbezogen – es erlebt, dass man ihm etwas zutraut. Diese Haltung unterscheidet sich deutlich von vielen herkömmlichen pädagogischen und therapeutischen Ansätzen. Das Kind ist nicht Objekt von Maßnahmen, sondern handelndes Subjekt, das selbst Einfluss nehmen kann.

Wertschätzend, strukturiert, wirksam

Das Programm zeigt Kindern klar, welche Verhaltensweisen sie verändern möchten. Und es gibt ihnen Werkzeuge an die Hand: unterstützende Gedanken, Helferfiguren, ermutigende Namen für ihre neue Fähigkeit. Fortschritte werden gefeiert – Strafen oder Beschämung haben hier keinen Platz. Lernen wird als normaler, gemeinsamer Prozess verstanden, nicht als Mangel, der sanktioniert werden muss.

Ein Ansatz für alle, die mit Kindern arbeiten

„Ich schaff’s!“ vermittelt den Kindern das Gefühl von Selbstwirksamkeit – und stärkt zugleich das Miteinander in Familien und Einrichtungen. Die vielen Praxisbeispiele im Buch machen deutlich, wie auch bei hartnäckigen Verhaltensmustern positive Veränderungen möglich sind, wenn man mit Respekt, Geduld und klarer Struktur vorgeht.

Ein empfehlenswertes Buch für Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und Therapeuten – und für alle, die Kindern nicht nur Verhaltensänderungen abverlangen, sondern sie dabei wirklich unterstützen wollen.

Daniela Körner