Mehr Vertrauen in unsere Kinder könnte die Welt retten

Wie Faulheit, Eitelkeiten, Profitinteressen und Dummheit zukunftsorientierte Bildung verhindern

Über Bildung lässt sich wunderbar diskutieren. Dabei herrscht landläufig die Meinung, wer in der Schule und neuerdings auch im Kindergarten recht viel lernt, aus dem wird ein gebildeter Mensch. Der Erwerb von wertvollem Wissen gilt als mühsam. Nur, was mit Schweiß und Tränen eingetrichtert wurde, scheint bedeutend. Insofern konnte die Schlussfolgerung aus den schwachen Ergebnissen der so genannten PISA-Studie zur Jahrtausendwende auch nur lauten, dass die Kinder in der Schule eben nicht genug gelernt hätten.

Bildung landläufig gesehen

Hand aufs Herz. Vielerorts ist das die landläufige Meinung, wenn es um Bildung und Schule geht. Dabei hat schon Titus Petronius im alten Rom geklagt, dass die Jugend in den Schulen verdummen würde, weil sie nichts von dem zu hören bekäme, was sie im Alltag brauche. Das ist 2000 Jahre her. Dass sich daran nicht viel geändert hat, zeigen etwa die kritischen Äußerungen des populären Philosophen Richard David Precht. Für ihn hat der heutige Schulbetrieb nur wenig mit sinnvoller, zukunftsgerichteter Vermittlung von Bildung zu tun.

Das Frühstück bleibt vielen Kindern im Halse stecken. Einzige Möglichkeit, das zu verhindern, wäre in den meisten Fällen: sie von der Schulpflicht zu befreien.

Christine Nöstlinger

Auch dass sich Bildung nicht eintrichtern lässt, ist schon länger bekannt. „Lehren heißt, ein Feuer entfachen, und nicht einen leeren Eimer füllen“, schrieb vor 2500 Jahren der griechische Philosoph Heraklit. Eine Erkenntnis, die heute durch die moderne Hirnforschung verbunden mit den bildgebenden Verfahren längst belegt ist.

Was aus uns werden könnte

Warum handeln wir dann trotz besseren Wissens anders und reden über Bildung, als gälte es, einen störrischen Esel zur Futterkippe zu zerren? Eine Antwort lautet ganz einfach: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht!“ Schließlich haben nur wenige von uns einen Bildungsprozess erlebt, wie er nach allen Erkenntnissen sinnvoll wäre. Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther betont in seinen Vorträgen immer wieder, dass wir uns nicht damit trösten sollten, dass aus uns doch aus etwas geworden wäre. Viel wesentlicher sei die Frage, was aus uns hätte werden können.

Eines der größten Probleme unserer Zeit ist, dass viele geschult aber wenige gebildet sind.

Thomas Morus

Angesichts der enormen Probleme, vor denen die Menschheit heute steht, erscheint diese Frage noch viel dringlicher. Was bedeutet Bildung heute? Wie muss eine moderne Bildung aussehen, die uns darin unterstützt, die anstehenden Aufgaben zu erfüllen?

Muss Schule liefern?

Um das zu beantworten, ist es naheliegend, in einer so genannten „Leistungsgesellschaft“ von den Aufgaben her zu denken. Ganz abgesehen davon, dass ein gebildeter Mensch schon dem widersprechen würde, dass wir es hierzulande mit einer „Leistungsgesellschaft“ zu tun haben, sondern eher um eine Erben- oder Geldgesellschaft, zeigt sich bereits nach den ersten Versuchen, dass sich der Bildungsbegriff von Seiten der Anforderungen her gar nicht wirklich erschließen lässt. Ein beliebtes Argument ist, dass die Schule das abliefern müsse, womit „die Wirtschaft“ etwas anfangen könne.

Schule ist jenes Exil, in dem der Erwachsene das Kind solange hält, bis es imstande ist, in der Erwachsenenwelt zu leben, ohne zu stören.

Maria Montessori

Dazu hat unter anderem die Kultusministerkonferenz (KMK) die Bildungsstandards formuliert. Deutsch und Mathematik sind mit dabei, später die Erste Fremdsprache. Naturwissenschaften wie Biologie und Physik kommen hinzu. Reicht das? „Natürlich nicht“, antworten etwa die Verfechter der digitalen Bildung und fordern mittlerweile schon einen DigitalPakt KiTa. „Natürlich nicht“, werden die Demokraten in unserem Land sagen. Schließlich braucht eine Demokratie mündige Bürger. „Natürlich nicht“, behaupten die Pädagogen, die danach fragen, wo denn der Mensch bei all dem bleibe.

Bildung beginnt beim Fötus

Bevor wir nun weiter diesen Irrweg gehen, auf dem wir noch einer Fülle von Anforderungen begegnen, die weder ein noch so gutes Bildungssystem noch ein von ihm gebildeter Mensch leisten kann, müssen wir uns weiter in die Tiefe des menschlichen Seins begeben. Denn wer Bildung richtig vorantreiben möchte, darf nicht vergessen, dass er es mit lebendigen Wesen und ihren Eigenheiten zu tun hat.

Dabei hilft es, sich klar zu machen, dass das Wort Bildung vom althochdeutschen Wort „bildunga“ kommt, was in etwa so viel bedeutet, wie Vorstellung oder Vorstellungskraft. Je größer die Bildung, desto größer ist die Vorstellungskraft von den Zusammenhängen der Dinge dieser Welt. Damit beginnt Bildung schon beim Fötus im Mutterleib, auch wenn sich das ein wenig seltsam anhört.

Vom Streben nach Erkenntnis

Aber schon gegen Ende der Schwangerschaft strebt der Mensch nach Erkenntnis und damit der Entwicklung seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten. Schließlich geht es darum, sich im Leben zurecht zu finden und erfolgreich zu sein. Erfolg bedeutet dabei, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Spätestens ab seiner Geburt gestaltet ein Kind sein eigenes Bildungsprogramm. Auch das ist wissenschaftlich belegt und seit der griechischen Antike bekannt. Das Kind beginnt, sich die Welt anzueignen.

Die größte Gefahr bei diesem Entwicklungsprozess besteht darin, dass wir es dabei stören, statt es darin zu unterstützen. Schon die chinesischen Weisen Konfuzius und Laotse kannten den Weg und wurden durch ein Heer von Pädagogen, Psychologen und Naturwissenschaftlern bis zum heutigen Tage bestätigt. Warum wir es dennoch anders angehen, hat damit zu tun, dass wir versuchen Kinder uns und unserem fiktiven Bild von Welt anzupassen. Und oftmals kommt noch ein ordentliches Stück Unverständnis und Faulheit hinzu, manchmal auch das Profitinteresse.

Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.

Friedrich Nietzsche

Immer wieder ist davon die Rede, dass die jungen Menschen im Bildungssystem geformt werden müssten. Wie absurd und vermessen das ist, zeigt sich schon, wenn man die verschiedenen Interessen, die an die junge Generation gestellt werden, sich genauer ansieht. Diese sind so widersprüchlich, dass nur ein psychisch kranker Geist daraus entstehen könnte.

Ausgangspunkt muss der Mensch sein

Ein erfolgreiches Bildungssystem muss immer vom individuellen Menschen ausgehen, ihn verstehen und ernst nehmen. Wer das nicht versteht, dem sei der Ausspruch eines Genies wie Albert Einstein ans Herz gelegt: „Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“ Leider läuft unser Bildungssystem vom Tage unserer Geburt an in weiten Teilen in diese Richtung und gipfelt darin, unter dem Vorwand der individuellen Förderung, unsere Schulsystem in drei- bis viergliedrig Schultypen zu unterteilen. Angesichts der sehr unterschiedlichen Entwicklung der Menschen in ihren ersten 20 Lebensjahren ist dies schlcht völliger Unsinn.

Es ist deshalb nötig, dass wir dem Kind die Möglichkeit geben, sich in Übereinstimmung mit den Gesetzen seiner Natur so zu entwickeln, dass es stark werden kann und, wenn es stark geworden ist, sogar noch mehr tun kann, als wir zu hoffen gewagt haben.

Maria Montessori

Dabei steckt die Begeisterung für die Zusammenhänge dieser Welt tief ins uns allen. „Es ist deshalb nötig, dass wir dem Kind die Möglichkeit geben, sich in Übereinstimmung mit den Gesetzen seiner Natur so zu entwickeln, dass es stark werden kann und, wenn es stark geworden ist, sogar noch mehr tun kann, als wir zu hoffen gewagt haben“, schreibt Maria Montessori. „Denn nur für das, was einem Menschen wichtig ist, kann er sich auch begeistern, und nur wenn sich ein Mensch sich für etwas begeistert, werden all jene Netzwerke ausgebaut und verbessert, die der betreffende Mensch in diesem Zustand der Begeisterung nutzt. Zwanzig bis fünfzig Mal am Tag erlebt ein Kleinkind diesen Zustand. Jeder dieser kleinen Begeisterungsstürme führt gewissermaßen dazu, dass im Hirn die Gießkanne mit dem Dünger angestellt wird, der für alle Wachstums- und Umbauprozesse von neuronalen Netzwerken gebraucht wird“, erklärt Hüther den inneren Bildungsprozess, durch den etwa der so wichtige Forschergeist in uns geweckt wird. „Alle Bildung ist Selbstbildung“, stellte einst Edith Stein fest. Und Maria Montessori vermutete, wenn wir unseren Kindern vertrauen und sie sich entfalten lassen würden, könnte daraus einst eine bessere Welt entstehen.

Handwerkszeug statt Teilwissen

Wir wissen nicht, was die Zukunft eines Tages von unseren Kindern abverlangen wird. Der Pädagoge Jean-Jacques Rousseau äußerte sein Unverständnis für jene Menschen, die ihre Kinder für eine Zukunft quälten, die sie doch gar nicht kennen. Ein schönes Beispiel sind jene, die Kleinkinder heute schon mit Tablets ausstatten möchten, um sie digital fit zu machen, und dabei vergessen, dass diese Tablets spätestens in zehn Jahren im Museum liegen.

Wer Kleinkinder heute schon mit Tablets ausstatten möchte, um sie digital fit zu machen, vergisst, dass diese Tablets spätestens in zehn Jahren bestenfalls im Museum liegen

Dabei wissen die wenigsten wirklich was sie meinen, wenn sie von digitaler Bildung sprechen. Einige verweisen etwa darauf, dass schon Kleinkinder eine bessere Feinmotorik entwickeln, wenn sie viel mit den Smartphones ihrer Eltern spielen. Das ist auch tatsächlich so. Dabei ignorieren sie aber nicht nur die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Schutz der Kinder, sondern eben auch, dass einseitige Förderung in einem Teilgebiet zwar gewöhnlich zu einer Verbesserung in der Leistung in diesem Bereich führt, diese aber auf Kosten der Entwicklung anderer Fertigkeiten und Fähigkeiten geht. Hier gibt es so gut wie keine Forschung, aber so genannte Wissenschaftler:innen, die es kaum schaffen, zwischen ihren wissenschaftlichen Interessen und denen wirtschaftlichen Interessen ihres eigenen Unternehmens zu unterscheiden. Während andere wiederum meinen, sie müssten „modern“ sein und in Aktionismus verfallen. Wiederum andere verwechseln ihr gut gemeintes Engagement schlicht mit ihrem Geldbeutel, während die nächsten meinen, sie müssten die Kinder fit machen, für die veränderten Umstände.

Damit trampeln viele über die eigentlichen Bedürfnisse der Kinder hinweg und schaden ihnen, statt einer ernsthaften Wissenschaft Raum zu bieten, die letztlich auch zu einer sinnvollen „digitalen Bildung“ führt. Augenblicklich besteht diese mehr darin, den Erwachsenen zunächst mal einen vernünftigen Umgang mit ihren digitalen Gerätschaften nahe zu bringen und die Schülerinnen und Schüler in ihrem Interesse an dieser faszinierenden Welt ernsthaft dann zu unterstützen, wenn ihr Interesse vorhanden ist und diese zumindest lesen können.

Ja, sind die denn verrückt, diese Erwachsenen, dass sie unsere Jüngsten in einem Alter in die Schule schicken wollen, da sie doch so viel zu lernen haben?

Weisheit aus dem Himalaja

Es geht darum, Bildung so zu entwickeln, dass der Mensch je nach seiner Individualität seine Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, damit die Gesellschaft als Ganzes das Handwerkszeug in Händen dazu erhält, mit dem sie eine schwierige und komplexe Zukunft gestalten kann.

Kreativität ist gefragt

„Wo Deine Gaben liegen, da liegen Deine Aufgaben“, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Wir brauchen heute kein Heer an Industriearbeitern und Soldaten mehr, die alle die gleichen Fähigkeiten haben. Und Konsumenten mögen zwar ihre Befriedigung aus dem Konsum ziehen, sind aber in Zeiten der Klimakrise auch zunehmend weniger gefragt. Wir brauchen Menschen, die mit ihren besonderen Fähigkeiten, die Herausforderungen der Zukunft meistern.

Der Philosoph Hans Lenk nennt dafür zwölf Bildungsziele: Kreativität, Flexibilität, Selbsterkenntnis, Selbstwertbewusstsein, Führungsfähigkeit, Sachlichkeit, Zielstrebigkeit, interdisziplinäre Offenheit, generalistisches Interesse, Fortschrittsorientierung, Zivilcourage, Grundwertorientierung. Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki nennt drei Fähigkeiten: Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit, Solidaritätsfähigkeit.

Kreativität ist eine Haltung im Leben, eine Fähigkeit jedwede Gegebenheit der Existenz zu meistern.

Arno Stern

Dabei beschreiben Lenk und Klafki nicht anderes als das, was der Mensch letztlich seit Entstehung des Homo sapiens sapiens eigentlich ist, wenn man ihn nur lässt. Denn genau diese Fähigkeiten haben dafür gesorgt, dass sich die Menschheit immer wieder aufs neue den neuen Umweltbedingungen angepasst und Lösungen für die Herausforderungen gefunden hat. Dass diese Lösungen nicht immer optimal waren, zeigt sich an vielen Beispielen. Wurde das Auto kurz nach seiner Erfindung doch als großer Fortschritt für die Umwelt gefeiert, weil dadurch der Pferdekot, der sich meterhoch am Straßenrand in den Städten sammelte, verschwand. Heute hat sich die Einstellung gegenüber dem Automobil oftmals ins Gegenteil gewendet.

Auch dafür kann die Menschheit Lösungen finden. Und man muss kein Prophet sein, um voraus zu sagen, dass es die kreativen, flexiblen und offenen Köpfe sein werden, die diese finden. Während jene, die einfache Lösungen bevorzugen, weil sie die Komplexität der Realität nicht erfassen können und wollen, diese nicht verstehen und möglicherweise verhindern werden. Wer dabei die Oberhand gewinnt, lässt sich noch nicht sagen. Letztlich sollte aber allen klar sein, dass wir jene kreativen Köpfe fördern sollten.

Bildung braucht einen Grund

Und wo bleiben dabei Deutsch und Mathematik? Menschen haben Sprache, Schrift und das Rechnen entwickelt, um miteinander umgehen zu können. Neugierige, soziale junge Menschen werden sich diese aus denselben Gründen aneignen. Gerne mit unserer Unterstützung und vor allem ohne Druck. „Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird“, klagte einst Friedrich Nietzsche. In diese Klage stimmen heute viele Eltern, Pädagog:innen und Lehrer:innen ein. Angesichts der hohen Lebenserwartung und in so einem reichen Land sollte es hier keinen Druck mehr geben. Vertrauen wir also dem inneren Bildungsmotor unserer Kinder und unterstützen sie.

Denn das Leben verstehen bedeutet Bildung heute

„Im Unterricht fragte die Lehrerin uns einst, was wir einmal werden wollen.  Ich antwortete ,glücklich‘, woraufhin die Lehrerin meinte, ich hätte die Frage nicht verstanden. Ich antwortete darauf, sie hätte das Leben nicht verstanden.“ Diese Erinnerung stammt von John Lennon und niemand wird widersprechen wollen. Denn das Leben verstehen bedeutet Bildung heute.

Gernot Körner




Das Recht auf grundlegende Bildung für Kinder sichern

Grundschuldverband veranstaltet Expertendiskussion online zum Internationalen Kindertag

Was brauchen Kinder in der Grundschule heute? Über diese und weitere Fragen diskutiert eine Expertenrunde online am 1. Juni 2022, dem Internationalen Kindertag, im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur bundesweiten Kampagne des Grundschulverbands für eine zukunftsfähige Grundschule.

Gemeinsam mit Experten und Interessierten soll beleuchtet werden, welchen Anspruch die Kinder auf eine allseitige Bildung haben, wie dieser in der aktuell durch Krisen gekennzeichneten Situation eingelöst werden kann und welche Visionen für eine noch kindergerechtere Grundschulbildung bestehen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto: KINDER LERNEN ZUKUNFT – JETZT!

Die Expertenrunde

Die Expertenrunde mit Prof. Dr. em. Hans Brügelmann (Erziehungswissenschaftler und freier Wissenschaftsjournalist), Eva-Maria Osterhues-Bruns(stellvertretende Schulleiterin und Fachreferentin des Grundschulverbands für pädagogische Praxis), Svenja Telle (Lehrerin) und Johannes Wolz (Lehrer) nimmt sich des Fragenkomplexes an. Moderiert wird die Runde von Marion Gutzmann (stellvertretende Vorsitzende des Grundschulverbands).

Austausch mit Verantwortlichen in den Landesgruppen möglich

Im Anschluss besteht die Möglichkeit, in Gruppen bundeslandspezifische bildungspolitische Brennpunkte zu erörtern. Im Austausch mit unseren Verantwortlichen in den Landesgruppen des Grundschulverbands können aus erster Hand Chancen und Herausforderungen mit den Kolleginnen und Kollegen aus den einzelnen Bundesländern benannt und diskutiert werden.

Eingerahmt wird die Veranstaltung von Kinderstimmen, die verdeutlichen, was ihnen in ihrer Grundschule gefällt, aber auch, was ihnen dort fehlt.

Kmapagne für eine zukunftsfähige Grundschule

Die Veranstaltung beginnt am 1. Juni um 16:30 Uhr (Raumöffnung ab 16:00 Uhr). Melden Sie sich unter info@grundschulverband.de an, um den Zugangslink zu erhalten. Die Teilnahme ist für Mitglieder und Nicht-Mitglieder kostenfrei.

Diese Veranstaltung am Internationalen Kindertag bildet den Auftakt unserer bundesweiten Kampagne für eine zukunftsfähige Grundschule. Nachfolgende regionale Veranstaltungen werden den Faden aufnehmen und die Thematik vertiefen.

Ansprechpartner:

Dipl.-Päd. Edgar Bohn, Vorsitzender Grundschulverband e.V.
Mobil: mobil: 0151 67 20 28 35
Mail: edgar.bohn@grundschulverband.de

Internet: www.grundschulverband.de
Facebook: www.facebook.com/Grundschulverband Twitter: GSV_eV
Youtube: Grundschulverband e.V.

Hintergrund:

Der Grundschulverband setzt sich für die Weiterentwicklung der Grundschule ein. Er will bundesweit und in den einzelnen Bundesländern

  • bildungspolitisch die Stellung der Grundschule als grundlegende Bildungseinrichtung verbessern und die notwendigen Investitionen für ihren Ausbau zur zeitgemäßen und kindgerechten Schule von den politisch Verantwortlichen einfordern,
  • pädagogisch die Reform der Schulpraxis und der Lehrerbildung entsprechend den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis unterstützen und
  • wissenschaftlich neue Erkenntnisse über die Bildungsmöglichkeiten und Bildungsansprüche von Kindern fördern und verbreiten. Der Grundschulverband wurde als Arbeitskreis Grundschule 1969 in Frankfurt/Main gegründet und ist eine gemeinnützige und überparteiliche bundesweite Basisinitiative. Seine Mitglieder sind Grundschulen, Lehrerinnen und Lehrer, Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie weitere an der Grundschule interessierte Personen und Institutionen.

Quelle: Pressemitteilung Grundschulverband e.V.




GEW: „Kita- und Ganztags-Beschäftigte aufwerten und entlasten!“

Bildungsgewerkschaft fordert zum „Aktionstag der Kinderbetreuung“ substanzielle Verbesserungen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich dafür stark, die Arbeit der Beschäftigten an den Kitas, im Ganztag und in den anderen Berufen des Sozial- und Erziehungsdienstes (SuE) substanziell aufzuwerten. Zudem müsse diese Berufsgruppe spürbar entlastet werden. „Ergebnis der aktuellen Tarifverhandlungen für die SuE-Berufe in den Kommunen müssen bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung der Beschäftigten sein. Dafür müssen sich die Arbeitgeber endlich bewegen“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am heutigen „Aktionstag der Kinderbetreuung“ in Frankfurt a.M. „Die Kolleginnen und Kollegen sichern täglich das Grundrecht der Kinder auf Bildung, Erziehung und Betreuung. Sie leisten damit einen elementaren Beitrag für eine demokratische und offene Gesellschaft. Die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen hat große Bedeutung für Kinder, Eltern und unsere Gesellschaft.“

Höchstwert an Unmut

„Die Bildung, Erziehung und Betreuung in den Kitas und im Ganztag spielt für die Entwicklung der Kinder eine entscheidende Rolle. Hier wird der Grundstein für den weiteren Lebensweg gelegt“, betonte Siebernik. Allerdings seiendie Beschäftigten nach den kräftezehrenden Herausforderungen der vergangenen Jahre insbesondere während der Corona-Pandemie und mit Blick auf den dramatischen Fachkräftemangel ausgelaugt.

Die Ergebnisse der Corona-Kita-Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigten einen Höchstwert an Unmut unter den Kolleginnen und Kollegen. „Es mangelt an Personal und Nachwuchs, die Arbeitsbedingungen stimmen schon längst nicht mehr, zudem fehlt die gesellschaftliche Anerkennung. Das ist für die Kolleginnen, Kollegen und die Kinder nicht mehr akzeptabel. Die schlechte Botschaft: Wenn jetzt nicht radikal umgesteuert wird, spitzt sich die Situation in den nächsten zehn Jahren insbesondere in den westlichen Bundesländern noch weiter zu“, unterstrich die GEW-Expertin. Das zeigten Berechnungen zu Bedarfen und Personalressourcen vor dem Hintergrund der zu erwartenden demographischen Entwicklung.

Entschlossen in die frühe Bildung und die kommunale Grundversorgung investieren

„Um die SuE-Berufe wieder attraktiver zu gestalten, ist es dringend notwendig, dass sich Arbeitgeber und Gewerkschaften in der dritten Verhandlungsrunde Mitte Mai darauf verständigen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Beschäftigten zu entlasten“, mahnte Siebernik. „Die Herausforderungen lassen sich nicht aussitzen.

Die Arbeitgeber müssen entschlossen in die frühe Bildung und die kommunale Grundversorgung investieren. Wenn sich die Arbeitgeber weiter aus ihrer Verantwortung herausstehlen, ist das für viele Regionen Deutschlands eine Bankrotterklärung“, stellte Siebernik fest.

Info: Am 9. Mai findet der Aktionstag der Kinderbetreuung statt. Er wurde 2012 ins Leben gerufen und wird seit 2017 von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung koordiniert. Der Aktionstag findet immer einen Tag nach dem Muttertag statt, um die Arbeit der Kolleginnen im Bereich der Erziehung und Bildung in den Blick zu nehmen.

Die Tarifverhandlungen für den kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst haben am 25. Februar begonnen. Die dritte Runde ist für den 16./17. Mai in Potsdam terminiert. Ver.di führt die Verhandlungen für die Gewerkschaften mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA).

Quelle: Pressemitteilung GEW




„Wir brauchen ein 100-Milliarden-Sondervermögen für Bildung“

Bildungsgewerkschaft GEW zum „Tag der Arbeit“

„Gleiche Bildungschancen sind entscheidend für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Sie ermöglichen den Menschen Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben“, begründet Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, ihren Vorstoß während der Kundgebung der DGB-Gewerkschaften am 1. Mai in Essen. Der „Tag der Arbeit“ steht unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“.

Große und bedeutsame Worte auch füllen

Die GEW-Vorsitzende macht deutlich, dass sie die Bildungsvorhaben mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“, die die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hat, grundsätzlich begrüße. Sie stellt aber auch fest: „Die neue Bundesregierung inszeniert sich mit viel Pathos. So große und bedeutsame Worte wollen aber erst einmal gefüllt und umgesetzt werden. Denn so gut und fortschrittlich sich die Pläne der Regierung anhören, so wenig wird über die Preisschilder gesagt, die sich hinter den angekündigten Maßnahmen verbergen. Und bereits jetzt, nach knapp fünf Monaten, bröckelt die Einheit, der kleinste Koalitionspartner FDP nimmt sich extrem viel Raum.“

Kooperationsverbot beenden

Die angekündigten Verbesserungen der Betreuungsrelation in den Kitas, Qualitätsstandards für den Ganztag, sozial Ungleiches ungleich zu behandeln mit dem Startchancen-Programm, das für 20 Prozent der allgemein- und berufsbildenden Schulen greifen soll, mehr Dauerstellen für Daueraufgaben an den Hochschulen und die Fortführung der Nationalen Weiterbildungsstrategie seien richtige Projekte. „Fest steht: Das alles kostet Geld, viel Geld. Das Sondervermögen ist eine Lösung. Aber die Bundesregierung wird ihre Projekte nicht finanzieren können, ohne das Kooperationsverbot in der Bildung komplett zu schleifen, die Schuldenbremse zu kippen und die Lasten in unserer Gesellschaft anders zu verteilen. Wir brauchen eine mutigere und gerechtere Steuerpolitik, die Vorschläge des DGB liegen auf dem Tisch“, unterstreicht Finnern.

„Die zweite entscheidende Frage lautet: Mit welchem Personal sollen die Veränderungen vor dem Hintergrund des dramatischen Fachkräftemangels gelingen? Bis 2030 werden mindestens 250.000 qualifizierte Menschen in den Bildungsberufen fehlen. Bund und Länder müssen diesen Fachkräftemangel endlich gemeinsam wirksam bekämpfen“, betont Finnern. „Wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Vorhaben zum Scheitern verurteilt.“ Zusätzlich müssten die Fachkräfte an Kitas, Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung nach zwei Jahren Corona-Pandemie endlich entlastet werden: „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten am Limit – und oft darüber hinaus.“

Solidarität der Gewerkschaftsbewegung mit Geflüchteten

Die GEW-Vorsitzende verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine scharf. Sie appelliert an den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Beenden Sie diesen Krieg sofort! Lassen Sie endlich die Waffen schweigen!“ Finnern verweist auf die grenzüberschreitende Solidarität der Gewerkschaftsbewegung: „Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben eine friedenspolitische Überzeugung aus historischer Verantwortung. Wir arbeiten eng mit der internationalen Gewerkschaftsbewegung zusammen. Wir organisieren praktische Hilfe.“ Gemeinsam unterstützten die DGB-Gewerkschaften die ukrainischen Gewerkschaften mit humanitärer Hilfe, organisierten Konvois und Züge mit Hilfsgütern und öffnen Bildungsstätten für Geflüchtete. „Die vielen Kinder und Jugendlichen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, in das Bildungssystem in Deutschland zu integrieren, ist eine große Herausforderung. Dieser stellen sich alle Beschäftigten gerne. Sie brauchen von der Politik jedoch materielle und personelle Unterstützung“, sagt Finnern.

Quelle: Pressemitteilung GEW




Kinder brauchen in Krisensituationen Raum für Spiel und Kreativität

kultur

Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.): Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen

Derzeit leider wieder hochaktuell: Kinder in Krisensituationen brauchen Räume zum Spielen und für kulturelle Aktivitäten, um gut anzukommen. Gerade aus der Ukraine geflohen, direkt am Bahnhof oder in den Flüchtlingsunterkünften kommen sie im Spiel oder beim Malen zur Ruhe und wieder zu sich. Kultur und Spiel hilft ihnen dabei, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Kinder haben laut UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben (UN-KRK Art. 31). Oft fehlt die Gelegenheit dazu.

Die AutorInnen haben in ihren Beiträgen zum Buch zunächst die Coronakrise beispielhaft als Anlass genommen Handlungsempfehlungen für PädagogInnen aufzuzeigen, die aber in jeder Krise anwendbar sind. ExpertInnen erklären wie und warum Spiel und Kultur dazu beitragen die Resilienz und damit die Gesundheit von Kindern (und Erwachsenen zu fördern). Das Spiel stärkt die Fähigkeit flexibel eine nachhaltige Lösung zu finden und vermindert das Risiko an Krisen zu scheitern. AutorInnen aus Deutschland, Indien, Japan und Australien teilen die Erfahrungen aus eigenen regionalen Krisenereignissen, aus weltweiten Netzwerken sowie aus der Entwicklungszusammenarbeit und Aktivitäten in anderen Ländern.

Dabei wird schnell deutlich: Je früher Kinder und Jugendliche ihren rechtlich begründeten und barrierefreien Zugang zu Kultureller Bildung erhalten und in kulturell-kreativen Tätigkeiten Selbstwirksamkeit erfahren, umso mehr sorgt die dabei entstehende persönliche und gesellschaftliche Resilienz für einen selbstbewussten und bereichernden Umgang mit Krisen.

Die AutorInnen stellen Projekte vor, die Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit geben können. Neben den Beiträgen aus Theorie und Praxis finden sich einige Geschichten im Buch für das „Spielen im Kopf“. Außerdem werden die LeserInnen eingeladen, auf Glücksreise zu gehen, die für persönliche Glücksmomente sorgt und die Möglichkeit gibt, gleich ganz praktisch und spielerisch anleitend mit Übungen zur Resilienzbildung zu experimentieren. „Kultur. Spiel. Resilienz.“ kann und soll Mut machen und inspirieren, eigene Projekte (weiter) zu entwickeln.

(Anja Lusch)

Bibliografie:

Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.)
Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen
Taschenbuch, 327 Seiten,
ISBN 978-3-96848-045-9
20 Euro




Emotionale Intelligenz Schritt für Schritt entwickeln

Warum ErzieherInnen und Eltern bei der Entwicklung der sozialen Kompetenzen der Kinder besonders gefordert sind

Jedes Kind bringt bei der Geburt sein unverwechselbares Temperament als emotionale Anlage mit auf die Welt. Es ist das Startpaket für seine lange emotionale Karriere. Schritt für Schritt entwickelt es die Vielfalt seiner emotionalen Fähigkeiten im alltäglichen Umgang mit seinen Eltern, seinen Geschwistern und den vielen Menschen aus seiner Umwelt, und zwar von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter.

Nur wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt!

Ernst Wiechert

Der emotionale Typus eines Kindes ist also angeboren; die Reifung zu einer emotional intelligenten Persönlichkeit ist jedoch sozial erworben. Erst aufgrund dieser einmaligen Mischung von Anlage und Umwelt entwickelt sich unsere Gefühlszentrale, das limbische System: von den überlebenswichtigen Basisfunktionen hin zu den höher entwickelten Fähigkeiten, die für unser komplexes soziales Miteinander erforderlich sind.

Emotionale Reaktionen sind sozial vermittelt

Da die meisten unserer emotionalen Reaktionen sozial vermittelt und somit individuell sind, gibt es für Eltern und Pädagogen viel zu tun. Denn wir alle müssen von klein auf lernen, unsere angeborenen Gefühle zu steuern, auf diejenigen unserer Mitmenschen zu reagieren und die Wertvorstellungen unserer Kultur zu respektieren. Gefühle bilden sozusagen die Gleise für den Zug des Lebens. Wenn sie in der Kindheit breit und stabil angelegt werden, dann ist ein Entgleisen sehr unwahrscheinlich.

Unsere Kinder brauchen im unsteten Fluss der gesellschaftlichen Veränderungen verlässliche Geländer. Wer glaubt, ein großes Wissensrepertoire allein reiche aus, um ihnen diese Sicherheit zu geben, der übersieht, dass zur Bildung im 21. Jahrhundert vor allem eine Schlüsselqualifikation gehört: emotionale Intelligenz. Ist diese gut ausgeprägt, so geht damit eine positive schulische Entwicklung einher. Umgekehrt bedeutet eine geringe emotionale Kompetenz jedoch einen Risikofaktor für die Schul- und Berufskarriere. Gefühle wirken demnach als Motor der geistigen Entwicklung eines Kindes.


Das Schatzbuch jetzt bei BurckhardtHaus

Viele Jahre lang hat die Pädagogik die emotionale Entwicklung der Kinder dem Zufall überlassen. Das hat traurige Konsequenzen: Etliche Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Erkrankungen wie Essstörungen oder Depressionen. Charmaine Liebertz fordert dazu auf, die Herzensbildung der Kinder zur wichtigsten Aufgabe zu machen. Dazu gibt sie neben gut verständlichen theoretischen Grundlagen über den aktuellen Stand der Hirnforschung auch viele praktische Tipps, stellt Spiele und Übungen zusammen, um die eigenen Emotionen kennen zu lernen, mit ihnen umzugehen, Empathie zu entwickeln und soziale Kompetenz zu erwerben.

Charmaine Liebertz: Das Schatzbuch der Herzensbildung – Grundlagen, Methoden und Spiele zur emotionalen Intelligenz. 200 Seiten, ISBN 978-3-96304-611-7, 20 €


Vernunft und Verstand sind eigebettet in die emotionale Struktur

Jeder Mensch meistert kritische Augenblicke, schwierige Phasen, gefährliche Versuchungen, dauerhafte Belastungen und ungünstige Lebensbedingungen umso besser, je ausgeprägter seine emotionale Intelligenz ist. Er vermag seine eigenen Gefühle und Reaktionen – ebenso wie die anderer – in verschiedenen Situationen einzuschätzen, zu handhaben und zu bewerten.

Die Hirnforschung lehrt uns heute, dass Vernunft und Verstand eingebettet sind in die emotionale Struktur des Menschen. Emotionale Reize wirken auf nahezu alle Bereiche der Großhirnrinde, die unsere Wahrnehmung und komplexen Denkabläufe steuert. Das limbische System bewertet und wägt alles, was wir tun, mit unserem emotionalen Erfahrungsschatz ab. Gedanken und Gefühle sind also im neuronalen Netzwerk eng miteinander verknüpft; sie funktionieren als ganzheitliche Einheit.

Den Umgang mit Gefühlen lernen

Wer in seiner Kindheit und Jugend gelernt hat, mit seinen Gefühlen und denen seiner Mitmenschen umzugehen, der vermag sein geistiges Potenzial voll auszuschöpfen, ohne zum Spielball seiner Emotionen zu werden. Kinder und Jugendliche mit hoher emotionaler Intelligenz verfügen über ein stabiles Selbstwertgefühl, über Problemlösungsstrategien, über ein inneres Krisenmanagement, und vor allem kennen sie Alternativen zu Gewalt und Drogen, um sich selbst zu spüren.

Eines ist jedoch besorgniserregend: Immer mehr Kinder beziehen ihre Identität aus der Interaktion mit zahlreichen Medien. Fernab vom realen Leben stattet sie die virtuelle Welt mit der ersehnten Omnipotenz aus und schenkt ihnen Beachtung. In dieser – etwa in Chatrooms oder Spielen erworbenen – künstlichen Identität verbringen sie oftmals mehr Zeit als in ihrer realen.

Pädagogen im Wettkampf mit virtuellen Erziehungsagenten

Im Wettkampf mit den virtuellen Erziehungsagenten, wie Fernsehen oder Computer, müssen wir Pädagogen mehr denn je den Respekt vor der Würde des Menschen, seine Fähigkeit zum Mitleid und seine emotionale Spannbreite im sozialen Miteinander fördern. Wir können uns nicht länger allein hinter den Strategien der Wissensvermittlung verschanzen und in Sachen Herzensbildung ein Ungenügend abliefern, während die Kinder orientierungslos nach starken Vorbildern suchen.

Das vielfältige Orchester der Gefühle braucht einen Dirigenten! Eine unserer wichtigsten Erziehungsaufgaben ist es, das Kind im Laufe seiner emotionalen Entwicklung zu einem kompetenten Dirigenten heranzubilden. Wir Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräfte neigen oft dazu, dieses emotionale Wachstum als selbstverständlich, jede kleinste, neue Bewegung oder Wortschöpfung dagegen als Meilenstein in der kindlichen Entwicklung anzusehen.

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Charmaine Liebertz „Spiele zur Herzensbildung“. Herzensbildung bedeutet, die Entwicklung des Kindes zu einem offenen, stabilen Erwachsenen, der das Leben als ein Miteinander versteht. Emotionale Intelligenz und das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotion sind der Schlüssel zu einem glückenden Leben. Mit zahlreichen leicht umsetzbaren Spielen, hilft Charmaine Liebertz, eigene Emotionen zu entdecken und soziale Kompetenzen aufzubauen und umzusetzen.

Charmaine Liebertz
Spiele zur Herzensbildung
Emotionale Intelligenz und soziales Lernen
80 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-944548-17-3
14,95 €

Dr. Charmaine Liebertz ist Heilpädagogin und Lehrerin. Sie war zehn Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Heilpädagogik an der Universität Köln. Lernen besteht für sie nicht nur aus dem Anhäufen von Fakten, sondern muss im Einklang von Körper, Herz, Geist und Humor geschehen. Dafür setzt sie sich in der Gesellschaft für ganzheitliches Lernen e.V. ein, die sie 1996 gründete.




Bildungsgerechtigkeit jetzt verwirklichen

Deutsches Kinderhilfswerk fordert umfangreiche Maßnahmen zum Tag der Bildung

Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) vermisst an vielen Stellen den politischen Willen, sich dem drängenden, strukturellen Problem der schlechten Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder in Deutschland anzunehmen. Und auch bei der Integration von geflüchteten Kindern ins Bildungssystem gibt es noch viel zu tun. Zudem muss nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes die digitale Bildung von Kindern und Jugendlichen gesichert werden. Diese soll junge Menschen dazu befähigen, ihre Rechte im Internet wahrzunehmen und im Zeitalter der Digitalisierung Angebote barrierearm in Anspruch nehmen zu können.

Das Recht gilt für alle gleich

„Das Recht auf Bildung gilt für alle Kinder, ungeachtet ihrer sozialen Lage oder ihrer Herkunft. Deshalb müssen wir es schaffen, die Vererbung von Bildungsverläufen aufzubrechen. Bildung als Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und für den chancengerechten Zugang zu einer angemessenen beruflichen Entwicklung ist nachweislich von entscheidender Bedeutung. Deshalb müssen allen Kindern gleichwertige Chancen ermöglicht werden. Dies gilt insbesondere für die fast drei Millionen Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland von Armut betroffen sind. Hier lassen sich auch über eine gute Personal-, Raum- und Sachausstattung von Bildungseinrichtungen, durch eine bedarfsgerechte Qualifizierung der Lehr- und pädagogischen Fachkräfte sowie ein vielfältiges, nicht nur an Lehrplänen orientiertes Bildungsangebot die unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen in den Elternhäusern ausgleichen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW.

Recht auf Bildung und Beschulung

Aus dem Recht auf Bildung folgt zudem, dass alle Kinder in Deutschland Anspruch auf Bildung und Beschulung haben. Auch zu uns geflüchtete Kinder sollten schnellstmöglich eine Schule besuchen können. Dabei geht es zum einen um das Lernen generell, aber auch um den sozialen Austausch mit anderen. Das monatelange Warten und Ausharren in Gemeinschafts- oder Sammelunterkünften ohne ausreichenden Zugang zu Bildung widerspricht der UN-Kinderrechtskonvention“, so Hofmann weiter.

Recht auf digitale Bildung

„Mit dem General Comment No.25 sichern die Vereinten Nationen Kindern ein Recht auf digitale Bildung zu. Dies umfasst sowohl die technische Ausstattung, die Qualifizierung der Fachkräfte zum Umgang mit Technik und Materialien als auch die Förderung von Entwicklung und Anschaffung digitaler Bildungsmaterialien. Digitale Bildung sollte junge Menschen dazu befähigen, ihre Rechte im Internet wahrzunehmen. Digitale Bildung kann zudem das Recht auf Bildung in Situationen sichern, die eine Teilnahme am Unterricht in der Schule nicht zulassen“, sagt Holger Hofmann.




Kuhstall statt Klassenzimmer

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Fachveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Exkursionen für Lehrkräfte

Öko-Landbau macht Schule, denn Bio boomt. Um der hohen Nachfrage auch in Zukunft gerecht zu werden, braucht es gut ausgebildete Nachwuchskräfte: Berufs- und Fachschülerinnen und -schüler aus den Bereichen Landwirtschaft, Garten- und Weinbau, Lebensmittelhandwerk und Gastronomie. Der Schlüssel zum Erfolg sind eine praxisorientierte schulische Ausbildung und engagierte Lehrkräfte, die junge Menschen zu Bio-Wegbereiterinnen und -bereitern von morgen machen.

Zwei Veranstaltungsformate

Die Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau bieten dazu zwei Veranstaltungsformate an: Fachveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Exkursionen für Lehrkräfte von Berufs- und Fachschulen. Da, wo ökologischer Pflanzenschutz nicht im Lehrbuch, sondern auf dem Acker, Vermarktungswege nicht im Bereich Betriebswirtschaft, sondern im Hofladen erklärt werden, kurz: da, wo nachhaltige Lebensmittel produziert und verarbeitet werden – jeden Tag!

Für Berufsschülerinnen und -schüler

Ziel der Fachveranstaltungen für Berufsschülerinnen und -schüler ist es, beim Besuch eines Bio-Betriebs in der Nähe durch den Einblick in den Arbeitsalltag, ökologische Zusammenhänge zu verstehen und unterschiedliche Betriebskonzepte kennenzulernen. Dass ökologische Betriebe wissenschaftlich fundiert und nach strengen Gesetzesvorgaben arbeiten, hat sich schon herumgesprochen. Dennoch dienen der Dialog und Austausch vor Ort – auf Augenhöhe – auch dem Abbau möglicher Vorurteile gegenüber Bio-Landwirtinnen und -Landwirten.

Für Pädagoginnen und Pädagogen

Impulse, wie das Thema Öko-Landbau einen festen Platz im Unterricht bekommt, bieten die Exkursionen für Pädagoginnen und Pädagogen. Auf den Bio-Höfen, -Weingütern und in den -Gärtnereien des Netzwerks der Demonstrationsbetriebe erhalten die Lehrerinnen und Lehrer von Berufs- und Fachschulen einen praxisnahen Einblick in den Arbeitsalltag eines Bio-Betriebs und Hinweise zu Informationsangeboten rund um den ökologischen Landbau, die sie für die Unterrichtsvorbereitung nutzen können. Durch den Austausch mit interessierten Kolleginnen und Kollegen entsteht zudem ein Netzwerk aus Ideengeberinnen und -gebern für die Einbindung des Themas „Ökologische Landwirtschaft und Verarbeitung“ in den Unterricht.

Wenig Aufwand, großer Nutzen

Wenig Aufwand, großer Nutzen: ein (Schul-)Tag auf dem Bio-Hof. So geht’s: Die Koordinationsstelle der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau schnürt ein auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnittenes Gesamtpaket: von der Hofauswahl über inhaltliche und organisatorische Abstimmungen bis hin zur passenden Einstiegspräsentation. Sie plant und führt die halbtägige Veranstaltung mit individuellem Programm – theoretischem Einleitungsvortrag, Betriebsführung, Diskussionsrunden und Verkostung betriebseigener Produkte – durch. Ansprechpartnerin für die Organisation der Fachveranstaltungen und Exkursionen ist Julia Meier, FiBL Projekte GmbH.

Koordinationsstelle Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau
c/o FiBL Projekte GmbH
Julia Meier
Tel: 069 7137699-455
Julia.Meier@fibl.org