Pressemeldung stellt neues Memorandum zur frühkindlichen Bildung vor

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Alanus Hochschule verbreitet wissenschaftliche Empfehlungen für Qualitätsentwicklung, Zugang und Fachkräftesicherung

In einer aktuellen Pressemeldung informiert die Alanus Hochschule über die Veröffentlichung eines Memorandums zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland. Die Mitteilung verweist darauf, dass frühkindliche Bildung als unverzichtbarer Bestandteil des Bildungssystems betrachtet wird und eine zentrale Rolle für Bildungschancen, soziale Teilhabe und den gesellschaftlichen Zusammenhalt spiele.

Verfasst wurde das Memorandum laut Pressemeldung von den Professorinnen und Professoren Dr. Peter Cloos (Universität Hildesheim), Dr. Nina Hogrebe (Technische Universität Dortmund), Dr. Ina Kaul (Universität Kassel) und Dr. Rahel Dreyer (Alice Salomon Hochschule Berlin). Nach Angaben der Hochschule wird das Papier von mehr als 350 Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft und Praxis mitgetragen.

Für individuelle Entwicklung, gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit und demokratische Teilhabe

Die Pressemeldung fasst mehrere Kernaussagen der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen. Frühkindliche Bildung wird darin als grundlegender Faktor für individuelle Entwicklung, gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit und demokratische Teilhabe beschrieben. Die zitierten Autorinnen und Autoren betonen unter anderem die Bedeutung eines gelingenden Starts in der Kita, die Förderung von Selbstwirksamkeit und Empathie sowie die Notwendigkeit, Kinder und ihre Lebensbedingungen ernst zu nehmen.

Handlungsempfehlungen im Memorandum

Auf Basis der im Memorandum dargestellten Forschungsergebnisse werden in der Pressemeldung mehrere politische Empfehlungen wiedergegeben:

  • Bundesweit einheitliche Qualitätsstandards, orientiert an wissenschaftlicher Evidenz, inklusive verbesserter Personalschlüssel und gezielter Förderung benachteiligter Quartiere.
  • Abbau von Zugangshürden und Sicherstellung einer diskriminierungsfreien Platzvergabe.
  • Stärkung eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses gemäß SGB VIII mit Fokus auf Partizipation, Inklusion, Nachhaltigkeit, Demokratiebildung sowie Familien- und Sozialraumorientierung.
  • Investitionen in Fachkräfte, etwa durch den Ausbau kindheitspädagogischer Studiengänge, verbindliche Fortbildungen und attraktivere Arbeitsbedingungen.
  • Nachhaltige Kooperationen zwischen Gesundheitssystem, Kinder- und Jugendhilfe und Grundschule zur besseren Verzahnung von Bildungs- und Unterstützungsstrukturen.

Frühkindliche Bildung als gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe

Die Pressemeldung beschreibt frühkindliche Bildung als gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe, die eng mit sozialer Integration, wirtschaftlicher Stabilität und positiven Lebensbedingungen für Kinder und Familien verknüpft sei. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler formulieren in diesem Rahmen ihre gemeinsamen Empfehlungen für Politik und Verwaltung.




IQB-Bildungstrend 2024: Leistungsrückgänge, Ursachen und Reaktionen

Neue Daten zeigen deutliche Kompetenzverluste in Mathematik und Naturwissenschaften – Länder, Bund und Gewerkschaften reagieren mit Reform- und Förderinitiativen

Der IQB-Bildungstrend 2024 zeigt einen anhaltenden Leistungsabfall in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik. Immer mehr Neuntklässler*innen verfehlen die von der Kultusministerkonferenz (KMK) festgelegten Mindeststandards – besonders in Mathematik und Chemie. Knapp neun Prozent der Jugendlichen erreichen nicht einmal den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss, rund 34 Prozent verfehlen den Mindeststandard für den Mittleren Schulabschluss. Die Ergebnisse markieren einen deutlichen Rückgang gegenüber den Jahren 2018 und 2012.

„Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung“

Simone Oldenburg, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, betont: „Der IQB-Bildungstrend 2024 zeigt uns deutlich, wo wir stehen – und wo wir dringend besser werden müssen. Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung, um die Basiskompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler zu stärken.“ Bereits 2023 hat die KMK mit QuaMath ein bundesweites Programm zur nachhaltigen Verbesserung der mathematischen Bildung von der Kita bis zum Abitur gestartet.

Pandemie, Motivation und Chancengleichheit im Fokus

„Diese Kohorte begann ihre Schulzeit im Lockdown – mit Homeschooling, Lernrückständen und sozialer Isolation. Rückgänge bei Motivation, Selbstvertrauen und Basiskompetenzen sind ein Warnsignal“, meint Christine Streichert-Clivot, Bildungsministerin des Saarlandes. Sie plädiert dafür, Schule stärker als Lebensort zu begreifen, der Kinder auch emotional und sozial stärkt. Programme wie StarS und das Startchancenprogramm greifen diese Ansätze auf, indem sie Lehrkräfte gezielt fortbilden und multiprofessionelle Teams stärken.

„Schulpolitik ist ein Marathon, kein Sprint“

„In allen Bundesländern sacken die Werte ab“, erklärt die Schulministerin von Nordrhein Westfalen, Dorothee Feller. „Die Ergebnisse geben uns einen klaren Auftrag: Wir müssen gemeinsam mit Schulen und Wissenschaft genau analysieren, was die Ursachen sind und welche Maßnahmen wirken.“ Sie betont, dass Krisen, Kriege, Medienkonsum und Integrationsaufgaben die Schulen zusätzlich fordern. „Unser Ziel ist klar: Wir stellen die Unterrichtsqualität in den Mittelpunkt – mit einem klaren Fokus auf Basiskompetenzen. Schulpolitik ist und bleibt ein Marathon, kein Sprint.“

Bundesbildungsministerin Prien fordert entschlossenes Handeln

Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bezeichnet die Ergebnisse als „ernstzunehmendes Warnsignal“: „Wir sehen deutliche Leistungsrückgänge in fast allen Bundesländern. Diese Entwicklung gefährdet die Aufstiegschancen junger Menschen und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Bund und Länder müssen jetzt gemeinsam handeln – mit besserer Sprachförderung, Fokus auf Lesen, Schreiben und Rechnen und konsequenter Qualitätssicherung.“

GEW: „Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) reagiert mit scharfer Kritik auf die Ergebnisse. GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze erklärt: „Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre hat sich verschärft fortgesetzt. Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System.“ Sie macht den Lehrkräftemangel und die Unterfinanzierung des Bildungssystems verantwortlich:

„In allen Bildungsbereichen herrscht ein riesiger Fachkräftemangel. Anstatt die Arbeitsbedingungen zu verbessern, werden vielerorts Unterrichtsstunden erhöht und Klassen vergrößert.“ Die GEW fordert ein Investitionsprogramm von 130 Milliarden Euro, kleinere Klassen und mehr Zeit für die individuelle Förderung. Gute Bildung und gute Arbeitsbedingungen gehörten untrennbar zusammen, so Bensinger-Stolze.

Positive Entwicklungen trotz schwieriger Lage

Trotz der Leistungsrückgänge berichten viele Jugendliche von hoher Schulzufriedenheit und sozialer Eingebundenheit. Lehrkräfte bewerten den Einsatz digitaler Medien zunehmend positiv und zeigen großes Engagement. Besonders Seiteneinsteiger*innen äußern sich motiviert – ein wichtiger Faktor angesichts des Lehrkräftemangels.

Früh fördern statt später aufholen?

Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder fordert mit dem Slogan „Lieber früh beginnen als später mühsam korrigieren“ eine intensivere frühe Förderung. Die Stiftung arbeitet an neuen Bildungsangeboten zur mathematischen Frühförderung für pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita, Hort und Grundschule. Dabei vergisst Ernst, dass die Förderanstrengungen der Stiftung in den vergangenen Jahren offensichtlich nichts gebracht, eventuell sogar zu der negativen Entwicklung mit beigetragen haben. Vermutlich wäre es besser, wenn Kita-Kinder begleitet von Fachkräften wie in früheren Zeiten die Welt im freien Spiel entdecken dürften. Damals waren zumindest die Schulleistungen besser.

Hintergrund zur Studie

Der IQB-Bildungstrend 2024 beruht auf einer repräsentativen Stichprobe von 48.279 Schülerinnen und Schülern aus 1.556 Schulen in allen 16 Bundesländern. Er überprüft das Erreichen der Bildungsstandards in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik und ermöglicht erstmals eine Zwölfjahrestrendanalyse (2012–2024).

Hier finden Sie weitere Informationen zu den IQB-Bildungstrends.

Quellen: IQB, Kultusministerkonferenz, Waxmann Verlag, GEW, Stiftung Kinder forschen