IQB-Bildungstrend: Kompetenzrückgänge in Deutsch, Fortschritte in Englisch

Besorgniserregende Entwicklung im Lesen, Zuhören und in der Orthographie im Fach Deutsch

Zum dritten Mal hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Kultusministerkonferenz (KMK) untersucht, inwieweit Jugendliche in Deutschland die bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK in den sprachlichen Fächern am Ende der Sekundarstufe I erreicht haben. Die Erhebung erfolgte zwischen April und Juli 2022 und bildet damit die Lernleistung gegen Ende der Corona-Pandemie ab.

Gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 ist der Anteil der Jugendlichen, die im Jahr 2022 – und damit nach den beiden großen Zuwanderungs- und Flüchtlingswellen ab 2015  – im Fach Deutsch im Lesen, Zuhören und in der Orthografie jeweils den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss (ESA) bzw. den Mittleren Schulabschluss (MSA) verfehlen, gestiegen. Insbesondere im Verstehen der gesprochenen Sprache Deutsch ist das Kompetenzniveau deutlich zurückgegangen. Dies betrifft alle Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe, aber im Besonderen Jugendliche aus sozioökonomisch schwächeren Familien und Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund. Das Institut nennt diese Entwicklung „besorniserregend“.

Umgekehrt sind die Leistungen in Englisch erheblich besser geworden. Für das Fach Englisch waren im Zeitraum zwischen 2009 und 2015 bereits positive Entwicklungen zu verzeichnen. Dieser Trend hat sich zwischen 2015 und 2022 in Deutschland insgesamt sowie in fast allen Ländern fortgesetzt und teilweise weiter verstärkt. Zwischen 2015 und 2022 haben sich insbesondere die Ergebnisse im mittleren und oberen Leistungsbereich deutlich verbessert. Und sie sind im unteren Leistungsbereich weitgehend unverändert geblieben.

GEW sieht Fehler im System

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt mit Blick auf die Befunde des IQB fest: „Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System.“ Um den Abwärtstrend der Schülerleistungen zu stoppen, schlug die Bildungsgewerkschaft höhere Finanz- und Personalressourcen, aber auch eine Abkehr von der frühen Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in unterschiedliche Schulformen vor. „Die Leistungsergebnisse und die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere in der Sekundarstufe I der Schulen sind ernüchternd und besorgniserregend“, sagt Anja Bensinger-Stolze von der GEW.

„Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat – als Reaktion auf die erste PISA-Studie in 2001 – zu sehr auf das Thema Qualitätsentwicklung und Standardisierung fokussiert. Sie hat zu wenig auf andere – nach PISA von der KMK beschlossene – Handlungsfelder wie Leseförderung und Ganztagsschulentwicklung gesetzt“, erläutert Bensinger-Stolze. „Wir brauchen eine durchgängige Lese- und Sprachförderung, die weder nach der Grundschule noch vor dem Schultor aufhört. Und wir brauchen Mindeststandards, die ein Recht auf Bildung für alle begründen und nicht Hürden darstellen, an denen Kinder scheitern,“

Zentrale Ergebnisse der Studie

Ergebnisse im Fach Deutsch

  • Im Fach Deutsch erreichen oder übertreffen 49 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den Mittleren Schulabschluss (MSA) anstreben, den Regelstandard im Lesen für diesen Schulabschluss. Im Zuhören sind es 53 Prozent und in Orthografie 65 Prozent. Das bedeutet gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 im Lesen einen signifikanten Rückgang um 9 Prozentpunkte, im Zuhören um 19 Prozentpunkte und in Orthografie um 12 Prozentpunkte.
  • Betrachtet man die Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, so ergibt sich für das Fach Deutsch mit Blick auf die Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss (ESA) folgendes Bild: Im Fach Deutsch verfehlen etwa 15 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die Mindeststandards für den ESA im Bereich Lesen, fast 18 Prozent im Bereich Zuhören und rund 8 Prozent im Bereich Orthografie. Im Lesen bedeutet das gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 einen signifikanten Anstieg von 6 Prozentpunkten, im Zuhören von 10 Prozentpunkten und in Orthografie von 4 Prozentpunkten.
  • Die Mindeststandards für den MSA werden in der Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch im Lesen von 33 Prozent der Jugendlichen noch nicht erreicht. Im Zuhören sind es 34 Prozent, in Orthografie sind es 22 Prozent. Im Lesen ergibt sich damit gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 ein signifikanter Anstieg von 9 Prozentpunkten, im Zuhören von 16 Prozentpunkten und in Orthografie wiederum von 9 Prozentpunkten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Schülerinnen und Schüler in der neunten Klasse mehr als ein Jahr vor dem MSA-Abschluss getestet wurden und insofern diese Leistungen zum Testzeitpunkt auch noch nicht erbringen konnten.
  • Setzt man die Kompetenzwerte des Vergleichsjahres 2015 jeweils auf einen Mittelwert von 500 Punkten und eine Streuung (Standardabweichung) von 100 Punkten, verlieren die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Jahr 2022 gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 bundesweit betrachtet im Fach Deutsch im Lesen im Schnitt 25 Kompetenzpunkte, im Zuhören 44 Punkte und in Orthografie 31 Punkte. Dies sind statistisch signifikante und im Umfang erhebliche Kompetenzrückgänge im Fach Deutsch.
  • Die jeweiligen Ergebnisse im Fach Deutsch variieren zwischen den Ländern teilweise erheblich. So liegt beispielsweise der Anteil der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die im Fach Deutsch im Lesen den Mindeststandard für den ESA verfehlen, je nach Land bei 8 bis 24 Prozent.

Ergebnisse im Fach Englisch

  • Im Fach Englisch erreichen oder übertreffen 60 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den MSA anstreben, die Regelstandards im Bereich Leseverstehen. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsjahr 2015. Beim Hörverstehen sind es sogar 63 Prozent der genannten Gruppe und damit 10 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsjahr 2015.
  • In der Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler bleiben im Leseverstehen knapp 9 Prozent der Jugendlichen unter dem Mindeststandard für den ESA (1 Prozentpunkt mehr als 2015). Nicht einmal 2 Prozent verfehlen den Mindeststandard für den ESA im Hörverstehen (unverändert gegenüber 2015).
  • In Englisch erreichen beim Leseverstehen 24 Prozent aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler noch nicht den Mindeststandard für den MSA. Beim Hörverstehen sind es 14 Prozent der Jugendlichen. Das ist ein Rückgang von jeweils 3 Prozentpunkten gegenüber 2015.
  • Betrachtet man die Kompetenzmittelwerte in Englisch, konnten bundesweit im Mittel 22 Kompetenzpunkte im Leseverstehen und 23 Punkte im Hörverstehen dazugewonnen werden. Dies sind statistisch signifikante und deutliche Kompetenzsteigerungen im Fach Englisch.

Soziale Disparitäten

  • Die Kopplung zwischen sozialer Herkunft und erreichtem Kompetenzniveau hat sich weiter verstärkt.
  • Von den Kompetenzrückgängen im Fach Deutsch sind besonders Jugendliche aus sozioökonomisch weniger gut gestellten und bildungsferneren Familien betroffen. Während sich die Kompetenzwerte von Schülerinnen und Schülern, in deren Haushalt es weniger als 100 Bücher gibt, in Deutsch im Lesen in allen Bundesländern erheblich verschlechtert haben, sind die Kompetenzwerte von Heranwachsenden aus Haushalten mit mehr als 100 Büchern in den meisten Ländern nur leicht gesunken.
  • Der positive Trend zwischen 2015 und 2022 in den erreichten Kompetenzen im Fach Englisch ist in der Gruppe der Jugendlichen aus bildungsferneren Familien deutlich geringer ausgeprägt.

Zuwanderungsbezogene Disparitäten

  • Im Jahr 2022 weisen insgesamt 38 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutschland einen Zuwanderungshintergrund auf, wobei dieser Anteil deutlich zwischen den einzelnen Ländern schwankt (von rund 12 Prozent bis über 57 Prozent). Deutschlandweit hat sich der Anteil von Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund seit dem Jahr 2015 um fast 9 Prozentpunkte und seit dem Jahr 2009 um gut 11 Prozentpunkte erhöht.
  • Insbesondere der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nicht in Deutschland geboren wurden (erste Generation), ist deutlich gestiegen. Nahezu ein Zehntel der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler des Jahres 2022 sind selbst nach Deutschland zugewandert (9 Prozent). Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Jahr 2015 von gut 5 Prozentpunkten.
  • Der Anteil der Familien, in denen nie oder nur manchmal Deutsch gesprochen wird, ist deutlich gestiegen auf 32 Prozent im Jahr 2022. Diese Entwicklung hat sich stark beschleunigt; während der Anteil zwischen 2009 und 2015 nur um einen Prozentpunkt gewachsen war, nahm er zwischen 2015 und 2022 um 11 Prozentpunkte zu.
  • Sowohl im Fach Deutsch als auch im Fach Englisch zeigen sich für Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund signifikante Kompetenzrückstände. Diese fallen im Fach Deutsch im Zuhören und im Lesen am stärksten aus. Die Ausprägung dieses Negativtrends unterscheidet sich zwischen den einzelnen Ländern erheblich.
  • Insbesondere unter den selbst zugewanderten Jugendlichen (erste Generation) sind die Kompetenzstände im Fach Deutsch in allen drei Kompetenzbereichen gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 deutlich zurückgegangen
  • (-46 Kompetenzpunkte im Lesen, -62 Punkte im Zuhören, -53 Punkte in Orthografie).
  • Während die Schülerinnen und Schüler der 2. Zuwanderungsgeneration (beide Elternteile im Ausland geboren, selbst in Deutschland geboren) gegenüber dem Jahr 2015 in Englisch ihr Kompetenzniveau signifikant steigern konnten (32 Punkte im Leseverstehen, 35 Punkte im Hörverstehen), gilt dies nicht für die Schülerinnen und Schüler der 1. Generation.
  • Für die zuwanderungsbezogenen Kompetenzunterschiede in den Bereichen Lesen und Zuhören im Fach Deutsch spielt die in der Familie gesprochene Sprache eine besondere Rolle. Jugendliche, die in ihren Familien nur manchmal oder nie Deutsch sprechen, zeigen im Schnitt ein geringeres Kompetenzniveau im Lesen und Zuhören als Jugendliche, die in ihren Familien immer Deutsch sprechen. Damit kommt der Sprachförderung in der Schule eine zunehmend wichtige Rolle zu, um herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen auszugleichen.

Weitere Ergebnisse

  • Die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler sind überwiegend sehr zufrieden mit ihrer Schule und fühlen sich mehrheitlich gut in ihrer Klasse integriert. Dies zeigt sich weitgehend unabhängig vom Zuwanderungshintergrund.
  • Das fachliche Interesse für das Fach Deutsch hat sich etwas verringert und ist deutlich geringer ausgeprägt als für das Fach Englisch. Allerdings geht die von den Schülerinnen und Schülern in ihrem Unterricht wahrgenommene konstruktive Unterstützung mit einem stärker ausgeprägten Interesse am Fach Deutsch einher.
  • Die befragten Deutsch- und Englischlehrkräfte berichten positive Einstellungen zu ihrer Tätigkeit. Ein Großteil der Lehrkräfte ist sehr zufrieden mit ihrer Berufswahl, unterrichten mit hoher Begeisterung und investieren große Anstrengungen in ihren Beruf. Das gilt auch für nicht traditionell ausgebildete Lehrkräfte (Quer- und Seiteneinstiege).
  • Die Befundmuster legen nahe, nahe, dass die negativen Trends im Fach Deutsch zu einem gewissen Teil auf die pandemiebedingten Einschränkungen zurückzuführen sind.

Hintergrundinformationen zur Studie

Am IQB-Bildungstrend 2022 haben sich im Fach Deutsch 32.990 Schülerinnen und Schüler aus 1.610 Schulen aus allen 16 Ländern beteiligt. Im Fach Englisch umfasst die Stichprobe 31.159 Schülerinnen und Schüler aus 1.542 Schulen. In den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland wurden darüber hinaus die Kompetenzen im Fach Französisch von insgesamt 2.489 Schülerinnen und Schülern aus 142 Schulen getestet.
Im Fach Deutsch wurden die Kompetenzbereiche Lesen, Zuhören und Orthografie überprüft, im Fach Englisch und Französisch die Kompetenzbereiche Leseverstehen und Hörverstehen.
In den IQB-Bildungstrends der Sekundarstufe I wird am Ende der 9. Jahrgangsstufe das Erreichen der Bildungsstandards sowohl für den Ersten Schulabschluss (ESA) als auch für den Mittleren Schulabschluss (MSA) überprüft. Mit den Bildungsstandards für den MSA werden somit Kompetenzerwartungen überprüft, die erst ein Jahr nach der Testung (am Ende der 10. Jahrgangsstufe) von denjenigen, die den MSA anstreben, erreicht werden sollen.
Die wissenschaftliche Gesamtverantwortung für den IQB-Bildungstrend 2022 liegt beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Petra Stanat.

Den Bericht und eine Zusammenfassung der Ergebnisse/Pressemappe sowie weitere Informationen zum IQB-Bildungstrend 2022 finden Sie unter https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/BT2022/Bericht.

Pressemitteilungen: IQB und GEW. IQB-Studie




Deutsch vermitteln im Kindergarten

Wie pädagogische Fachkräfte das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache unterstützen können

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Mit dem Zuzug vieler neuer Arbeitskräfte und Menschen, die vor Krieg und Not fliehen, kommen auch immer mehr Familien nach Deutschland und bringen ihre Kinder mit. Für viele Kinder, die mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufwachsen, beginnt der Spracherwerb der Sprache Deutsch im Kindergarten. Zwischen dem Eintritt in den Kindergarten und dem Schulbeginn liegt eine sehr kurze Zeit. In dieser Zeitspanne sehen sich Erzieherinnen und Erzieher der Herausforderung gegenübergestellt, die Kinder nicht nur zu betreuen, sondern gleichzeitig die Sprache Deutsch zu vermitteln. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist für die Kinder mitunter die wichtigste Voraussetzung, um auch den weiteren Bildungsweg in Deutschland erfolgreich zu meistern. Gleichzeitig werden die pädagogischen Fachkräfte mit der Aufgabe der Sprachvermittlung oft alleine gelassen und dahingehend nicht ausreichend von ihren Einrichtungen geschult.

Aus diesem Grund hat das Goethe-Institut ein neues Fortbildungsangebot ins Leben gerufen. Mit der zwölfwöchigen Online-Fortbildung „DaF/DaZ im Kindergarten“ bekommen Erzieherinnen und Erzieher die nötigen Werkzeuge und Methoden an die Hand, um Kinder bei der Sprachentwicklung in Deutsch unterstützten zu können.

Im folgenden Interview gibt Sabine Simon-Ostbomk, Fortbildnerin im Bereich DaF/DaZ, einen kleinen Überblick über den Spracherwerb bei Kindern. Außerdem erklärt sie, wie Erzieher*innen ganz praktisch Übungen nutzen können, um die Sprachbildung in ihren Gruppen zu fördern. Ergänzend gibt Christina Becker-Serban, Referentin für Fortbildungen beim Goethe-Institut ebenfalls einen kleinen Einblick in die Gestaltung des Kurses.

Der Podcast: Sprachbildung zwischen Theorie und Praxis

Wie laufen die Spracherwerbsprozesse bei Kindern ab? Welche Unterschiede gibt es bei dem Erwerb der Muttersprache und dem Erwerb einer weiteren Sprache? Simon-Ostbomk erklärt, zu welchem Zeitpunkt die Sprache wie erlernt wird und welche Übungen beispielhaft genutzt werden können, um die Kinder spielerisch an die Sprachbildung heranzuführen. Was Äpfel und Orangen mit der Sprachbildung zu tun haben und wie selbst die kleine Raupe Nimmersatt involviert ist, können Sie im Podcast hören.

Das Goethe-Institut stellt vor: Fortbildung DaF/DaZ im Kindergarten

Das Goethe-Institut fördert seit mehr als 70 Jahren als Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland Sprache und Kultur im In- und Ausland. Mit 158 Instituten in 98 Ländern setzt es sich besonders für den Zugang der deutschen Sprache ein. Das Goethe-Institut bietet als Experte für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowohl Sprachkurse als auch Fortbildungen an.

Die Fortbildungen richten sich besonders an Lehrkräfte mit sprachlich heterogenen Klassen, wie zum Beispiel „DaF/DaZ für Lehrkräfte und Deutschlehrkräfte aus dem Ausland.

Das neue Fortbildungsangebot „DaF/DaZ im Kindergarten“ ist nun eine Antwort auf die vielen Anfragen zu DaF/DaZ in der frühkindlichen Bildung und richtet sich konkret an Erzieherinnen und Erzieher. Das Ziel der Fortbildung ist, dass pädagogische Fachkräfte die nötigen Grundlagen und Anleitungen erwerben, um Kinder im Hinblick auf die Sprachkompetenz erfolgreich auf den Übergang zwischen Kindergarten und Schule vorzubereiten.

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Mütter von Flüchtlingskindern lernen mit

Deutschkenntnisse geflüchteter Mütter verbessern sich, wenn ihre Kinder eine Betreuungseinrichtung besuchen

Der Besuch institutionalisierter Betreuungs- und Bildungseinrichtungen kommt nicht nur den geflüchteten Kindern selbst, sondern auch ihren Müttern zugute. „Schulkinder und betreute kleinere Kinder im Haushalt sind für geflüchtete Mütter offenbar eine Sprachlernressource. Kleinere Kinder ohne institutionalisierte Betreuung haben eher Mütter mit geringeren Deutschkenntnissen“, berichtet Forscherin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Sarah Bernhard. Bei Vätern hingegen besteht dieser Zusammenhang nicht, was auf eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung von Müttern und Vätern zurückzuführen ist. „Die primäre Zuständigkeit der Mütter für die Sorgearbeit verhilft ihnen zu Berührungspunkten mit der deutschen Sprache – Berührungspunkte, die sich für Väter nicht in gleicher Weise ergeben“, so Bernhard.

Individuelle Lebensumstände erschweren den Lernprozess

Allerdings erschweren individuelle Lebensumstände den Lernprozess. Geflüchtete berichten von der Not oder dem Pflegebedarf enger Verwandter und der Verpflichtung, schnell Geld zu verdienen, um Verwandte zu unterstützen. Bei psychisch sehr belasteten Geflüchteten behindern Traumatisierungen den Lernprozess oftmals so nachhaltig, dass vier Jahre nach der Flucht kaum Verbesserungen der Deutschkenntnisse erkennbar waren. „Diese Beobachtungen rufen die besondere Lebenssituation in Erinnerung, in denen Geflüchtete den Spracherwerb angehen. Für psychisch stark belastete Personen können Sprachlernangebote Teil von längerfristig ausgerichteten Unterstützungsangeboten sein“, erklärt IAB-Forscher Stefan Bernhard.

Schwieríge Bedingungen durch lange Wartezeiten auf Kurse

Lange Wartezeiten vor Beginn und zwischen den Kursen sowie ein eingeschränktes Lernangebot für Frauen mit kleinen Kindern und Menschen mit besonderen Lernbedarfen erschweren den Zweitspracherwerb zusätzlich. „Sprachlernangebote sollten stärker auf die Lebensrealität der Geflüchteten ausgerichtet werden. Um beispielsweise Mütter mit kleinen, unbetreuten Kindern, Analphabeten und Analphabetinnen, oder Menschen mit Behinderungen zu erreichen, scheint es angebracht, die Diversifizierung des Deutschkursangebots weiter voranzutreiben“, so Bernhard.

Studie online abrufbar

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-26.pdf. Sie basiert auf Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung aus dem Jahr 2016 von rund 4.500 Geflüchteten, die davor Asyl in Deutschland beantragten, sowie auf biografischen Interviews mit 59 Geflüchteten, die um das Jahr 2015 nach Deutschland kamen und ein- oder zweimal an den Befragungen der IAB-Studie „Netzwerke der Integration“ zwischen 2017 und 2020 teilnahmen.




Kinderportfolio für Deutsch als Fremdsprache

Das Portfolio zum kostenlosen Download des Goethe Instituts wendet sich an Kitas und Grundschulen

Das Portfolio für Deutsch als Fremdsprache soll Kindern und ihren Eltern helfen, von Anfang an den Fortschritt und den persönlichen Lernweg beim Deutsch lernen festzustellen. Es soll dazu beitragen, dass Kinder im Kindergarten erste Schritte auf dem Weg zum selbstgesteuerten, selbstverantworteten Lernen zu machen. Das Portfolio eignet sich für Kinder im Kindergartenalter und in der Grundschule.

Gedacht ist das Portfolio für das einzelne Kind. Die Arbeit muss aber von den Pädagoginnen und Pädagogen angeregt und begleitet werden. Wichtig ist, dass es von Anfang an einen integralen Teil der pädagogischen Arbeit bildet. Dabei muss jedes Kind verstehen, welche Zeile mit dem Portfolio verbunden sind und dass es die Aufgaben schaffen kann.

Da die einzelnen Vorlagen sprachlich und inhaltlich nicht aufeinander aufbauen, können sie je nach Lernstand in unterschiedlicher Reihenfolge bearbeitet und bei Bedarf geändert werden.