Mehrsprachige Familien beraten

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Kinder, die Zuhause mit einer anderen Erstsprache als Deutsch oder mehrsprachig aufwachsen, begegnen uns im Kita-Alltag immer häufiger. Eltern treten oft mit der Erwartungshaltung an pädagogische Fachkräfte, ihren Kindern solide Sprachkenntnisse des Deutschen zu vermitteln. Die aktuelle Ausgabe von kindergarten heute – Wenn Eltern Rat suchen liefert Ihnen fachliche Grundlagen zum Thema „Mehrsprachige Familien beraten“ und bietet Ihnen Reflexionsfragen, Lösungsansätze und Beratungsimpulse, um mit Eltern aus mehrsprachigen Familien ins Gespräch zu gehen.

Der Aufbau des Heftes folgt dabei einem bestimmten Aufbau:

  • Praktisches Beispiel aus dem Kita-Alltag
  • Vermittlung fachlicher Grundlagen zum Thema
  • Analyse des Fallbeispiels & Vermittlung von Lösungsansätzen und Beratungsimpulsen

Verstehen und fördern: Mehrsprachigkeit in der Familie – Das Fallbeispiel Horvat

Herr und Frau Horvat haben sich bewusst dafür entschieden, innerhalb ihrer Familie Kroatisch zu sprechen. Auch ihre Tochter Elena (4 Jahre) soll mit der Sprache ihrer Herkunftsfamilie ihre kroatischen Wurzeln bewahren. Seit Kurzem besucht Elena eine Kita, in der sie Deutsch lernt. Doch die Mutter sorgt sich um die Sprachentwicklung ihrer Tochter und hat den Eindruck, dass sie zu langsam fortschreitet. Als sie erfährt, dass Elena mit anderen kroatisch sprechenden Kindern in der Kita in ihrer Familiensprache kommuniziert, ist sie empört und verunsichert. Ihrer Ansicht nach sollte Elena in der Kita ausschließlich Deutsch sprechen, um für die Grundschule fit zu sein.

Fachliche Grundlagen vermitteln

Mehrsprachigkeit verzögert nicht die Sprachentwicklung, macht Kinder nicht anfälliger für Entwicklungsstörungen und führt nicht zwangsläufig zu Fehlern in der Grammatik. In den fachlichen Grundlagen erhalten Fachkräfte eine klare Definition von Mehrsprachigkeit und erfahren, welche Faktoren eine gelingende Mehrsprachigkeit begünstigen.

Analyse des Fallbeispiels

In der Reflektion wird deutlich, dass Frau Horvat durch ihre eigenen Erfahrungen mit der deutschen Sprache und ihre Sorge um die Integration ihrer Tochter beeinflusst wird. Elena macht bereits Fortschritte im Deutschen, fühlt sich sicher und gesehen – vor allem, wenn sie ihre Erstsprache nutzen kann, um eine Brücke zum Deutschen zu schlagen. Diese Unterstützung stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Identität.

Lösungsansätze für Fachkräfte

Um Eltern wie Frau Horvat zu unterstützen, ist Aufklärungsarbeit essenziell: Erklären Sie, dass Kinder Zweitsprachen viel leichter lernen als Erwachsene. Gehen Sie auf die individuelle Sprachbiografie der Eltern ein und betonen Sie die Bedeutung der Erstsprache für die Identitätsentwicklung. Zeigen Sie konkrete Tipps auf, wie Eltern aktiv in die Sprachbildung eingebunden werden können und welches Mehrsprachigkeitsmodell am besten zur jeweiligen Familie passt.




Die Nummer gegen Kummer: über 120.000 Beratungen in 2021

Zahl der Anrufe am Kinder- und Jugendtelefon und am Elterntelefon gestiegen

Die kostenlosen und anonymen Hilfsangebote der „Nummer gegen Kummer“ sind seit über 40 Jahren eine wichtige Anlaufstelle für Heranwachsende und Erziehende, die über ihre Sorgen, Ängste und Nöte sprechen möchten und darüber Entlastung oder auch konkrete Lösungsansätze suchen. Seit dem Beginn gesicherter statistischer Aufzeichnungen haben tausende ausgebildete ehrenamtlich Beratende fast 5 Mio. Beratungen mit Ratsuchenden geführt. 

Großes Thema Corona

Im Jahr 2021 fanden insgesamt 121.174 Beratungen über die Angebote der „Nummer gegen Kummer“ statt. Davon 89.169 am Kinder- und Jugendtelefon, 12.328 in der Online-Beratung (Mail+Chat) für junge Menschen und 19.677 am Elterntelefon. Am Elterntelefon (+11%) und in der Chat-Beratung (+47%) sind die Beratungszahlen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Rund 10% aller Beratungen standen in einem direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Am Elterntelefon meldeten sich sogar 20% aller Fälle mit einer Thematik, die im Zusammenhang mit Corona stand.

Mehr Konflikte in Familien

„Wir sind sehr froh, dass wir auch in 2021 erweiterte Beratungszeiten an unseren Angeboten aufrechterhalten konnten. So konnten wir vielen jungen Menschen und Erziehenden zur Seite stehen. Unsere Hilfsangebote geben Aufschluss darüber, was Eltern, Kinder und Jugendliche bewegt. Die Zahlen aus 2021 spiegeln unter anderem ein erhöhtes Konfliktpotenzial in Familien sowie eine Zunahme von psychischen Problemen bei Heranwachsenden wieder. Eine Entwicklung, die seit Beginn der Pandemie von uns und auch vielen anderen Expert*innen der Kinder- und Jugendhilfe und des psychosozialen Gesundheitssystems befürchtet wurde.“, so Rainer Schütz, Geschäftsführer der „Nummer gegen Kummer“.

Hilflosigkeit und Überforderung

Besonders häufig meldeten sich Ratsuchende am Elterntelefon, um über Gefühle der Hilflosigkeit und Überforderung, auch im Zusammenhang mit Corona, zu sprechen. Viele Erziehende fanden hier außerdem Unterstützung. Wenn es um die Beziehung zum eigenen Kind und Probleme mit (Ex-)Partner*innen ging. Häufiger als in 2020 thematisierten ratsuchende Eltern die psychischen Probleme ihrer Kinder. Und auch ratsuchende Kinder und Jugendliche suchten zu den eigenen psychischen Problemen häufiger Hilfe bei der „Nummer gegen Kummer“ als noch im Vorjahr. Darüber hinaus sprachen junge Ratsuchende verstärkt über ihre Beziehung zu den Eltern, sexuellen Missbrauch, Selbstverletzung und auch Suizidgedanken bzw. -versuche.

Jahresstatistiken

Die Jahresstatistiken zeigen, mit welchen Belastungen Familien in Deutschland zu kämpfen haben und wie es sowohl jungen Menschen als auch Erziehenden im zweiten Jahr der Corona-Pandemie geht: https://www.nummergegenkummer.de/aktuelles/zahlen-und-fakten/. In den angefügten Fact Sheets sind die wichtigsten Zahlen und Fakten noch einmal zusammengefasst.

Über Nummer gegen Kummer e.V.

Nummer gegen Kummer e.V. ist der Dachverband für örtliche Vereine, die in Deutschland ein Kinder- und Jugendtelefon und Elterntelefon betreiben. Die derzeit 87 lokalen Träger der Beratungstelefone sind überwiegend örtliche Verbände des Deutschen Kinderschutzbundes so- wie anderer Wohlfahrtsverbände. Dieses Netzwerk stellt das deutschlandweit größte kosten- freie, telefonische Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern dar. Speziell ausgebildete, ehrenamtlich engagierte BeraterInnen unterstützen die Anrufenden im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe bei Alltagsproblemen und in schwierigen Lebenssituationen. Zur Finanzierung des Netzwerkes bemühen sich Nummer gegen Kummer e.V. bundesweit und seine Trägervereine lokal um Spenden von Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen.

Nummer gegen Kummer e.V. ist aus dem Deutschen Kinderschutzbund hervorgegangen und diesem als Mitglied in seiner Zielsetzung verbunden. Der Dachverband ist Mitglied bei Child Helpline International.
Nummer gegen Kummer e.V. wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und unterstützt durch die Deutsche Telekom. Jeder Anruf an den Beratungstelefonen ist kostenlos, die Verbindungsgebühren trägt die Deutsche Telekom AG, Kooperationspartner von Nummer gegen Kummer e.V. seit 1991.

Elterntelefon unter 0800 – 111 0 550
Mo – Fr von 9 – 17 Uhr sowie Di und Do von 17 bis 19 Uhr
Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111
Mo – Sa von 14 bis 20 Uhr
Online-Beratung für Kinder und Jugendliche per Mail und Chat unter www.nummergegenkummer.de

Weitere Informationen unter www.nummergegenkummer.de