Die neuen Empfehlungen zur Ernährung sind für viele wenig sinnvoll

bohnen

Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Pauschale Mengen, weniger Fleisch und weniger Milchprodukte

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland überarbeitet. Neu an diesem Modell ist, dass sie neben der Empfehlung zu einer gesunden Ernährung gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten berücksichtigt.

Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung besteht nach Ansicht der DGE zu mehr als ¾ aus pflanzlichen Lebensmitteln und zu knapp ¼ aus tierischen Lebensmitteln. Der Anteil tierischer Lebensmittel fällt geringer aus als bisher. Die überarbeiteten Empfehlungen berücksichtigen beispielsweise täglich zwei Portionen Milch und Milchprodukte, eine Portion weniger als bei den vorherigen Empfehlungen. Zudem sei es ausreichend, wöchentlich maximal 300 g Fleisch und Wurst sowie ein Ei zu essen. Beim Fisch bleibt es bei ein bis zwei Portionen wöchentlich. Pflanzliche Lebensmittel werden nun in den DGE-Empfehlungen noch stärker als bisher betont: Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen und Nüsse werden mit einer eigenen Empfehlung stärker hervorgehoben. Obst und Gemüse stellen auch weiterhin die mengenmäßig wichtigste Gruppe dar.

Die Empfehlungen gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sich mit einer Mischkost, inkl. Fleisch und Fisch, ernähren. (DGE Empfehlungen)

Kritik der Deutschen Akademie für Präventivmedizin

Die Deutsche Akademie für Präventivmedizin e.V. (DAPM) kritisiert die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE. Demnach könnten die Empfehlungen weitreichende Folgen für die Bevölkerung haben, da sie von der Verpflegung in Kitas, Schulen, Kantinen und Seniorenheimen bis hin zu den Programmen der Krankenkassen als Standard gelten.

Die DAPM sieht gravierende Fehler sowohl im Ansatz dieser Empfehlungen. Sie richteten sich explizit an ALLE („für Deutschland“). In etlichen inhaltlichen Aussagen seien sie überholt und nicht evidenzbasiert. Und zusätzlich würden sie den Aspekt des Klimaschutzes teilweise über die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung zu stellen.

Es könne keine einheitlichen Empfehlungen für die Ernährung aller Menschen in Deutschland geben, da sich deren gesundheitliche Ausgangslage unterscheide. In einer Bevölkerung, in der der Anteil von Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Diabetes stetig zunähme, und schlanke, sportliche Menschen mittlerweile eine Minderheit darstelleten, solle man nach Ansicht der DAPM nicht auf Basis theoretischer Überlegungen, welche Ernährungsweise besonders klimafreundlich sei, der Gesamtbevölkerung Empfehlungen geben.

Konkret kritisiert die DAPM folgende Aussagen:

  • Die Charakterisierung von Lebensmitteln in solche „pflanzlichen Ursprungs“ und solche „tierischen Ursprungs“ ist wissenschaftlich betrachtet nicht sinnvoll.
  • Die Empfehlung „an alle“, täglich 5 Portionen = 300 g Getreideprodukte zu verzehren, ist für viele Millionen Menschen in Deutschland nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar gesundheitsgefährdend!
  • Die Reduzierung des Verzehrs von Milchprodukten im Vergleich zu früheren Empfehlungen um ein Drittel hat keine wissenschaftliche Grundlage. Milchprodukte haben nachgewiesenermaßen im Gegenteil positive Effekte auf die Gesundheit. Sie verringern das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Der allgemeine Verzicht auf tierische Lebensmittel kann bedenklich sein: Die ausreichende Versorgung relevanter Bevölkerungsteile (z. B. Kinder und Senioren) mit genügend und hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Fettsäuren sowie mit etlichen Spurenelementen und Vitaminen wird mit den DGE-Empfehlungen nicht gewährleistet.
  • Die empfohlene Beschränkung des Verzehrs von Eiern ist seit Jahrzehnten überholt und wurde von den führenden Fachgesellschaften weltweit längst aus den Empfehlungen entfernt.

300 g Getreideprodukte pro Tag sind zu viel

Wenn die DGE allen Menschen in Deutschland empfehle, 300 g Getreideprodukte pro Tag zu verzehren, was etwa  60 Prozent der durchschnittlichen Kalorienzufuhr eines Menschen bedeuten würde, dann hätten Millionen Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Typ-2-Diabetes davon gesundheitliche Nachteile. Auch Vollkornmehle seien stark blutzuckerwirksam.

Die Menge von 300 g Getreideprodukten hat laut DAPM die Blutzuckerwirksamkeit von umgerechnet ca. 50 Teelöffeln Zucker. Die  hohe Kohlenhydratzufuhr erhöhe den Insulinspiegel im Blut, das steigere den Blutdruck, das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, darüber hinaus das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen und für Demenz.

Verzehr von Milchprodukten: Zählt die Gesundheit weniger als vermeintlicher Klimaschutz?

Ob durch die Verminderung des Verzehrs von Milchprodukten ein relevanter Beitrag zum Stopp des Klimawandels geleistet werden könne, sei völlig unklar.

Für die Gesundheit der Menschen hätten Milchprodukte jedoch eindeutig positive Effekte, wie etliche Studien der jüngsten Zeit klar belegen würden. So würde der regelmäßige Verzehr von Milchprodukten vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Aus Sicht der DAPM wäre eine Reduzierung des Verzehrs von Milchprodukten für die Gesundheit der Bevölkerung kontraproduktiv.

Verzicht auf tierische Lebensmittel kann zur Mangelversorgung führen

Die von der DGE empfohlene Verminderung „tierischer“ Lebensmittel entbehrt laut DAPM im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen einer wissenschaftlichen Grundlage. Sie scheine überwiegend durch die vorgebrachten Argumente des Klimaschutzes motiviert. Das könne jedoch auf Bevölkerungsebene  für bestimmte Gruppen zu einer Mangelversorgung führen.

Die Aminosäurenqualität von pflanzlichem Eiweiß (etwa aus Hülsenfrüchten) sei im Vergleich zur Aminosäurenqualität von Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch deutlich geringer. Die nötigen Mengen wiederum, um über eine rein pflanzenbasierte Kost ausreichend Eiweiß aufzunehmen, wären im wirklichen Leben schwer zu erreichen.

Die Kalzium-, Eisen-, Zink-, und Vitamin B12-Versorgung werde durch eine überwiegend pflanzliche Ernährung im Sinne der von der DGE favorisierten „Planetary Health Diet“ nicht ausreichend gewährleistet. Denn nicht nur die Zufuhrmenge sei entscheidend, sondern auch die bei pflanzlicher Kost verminderte Bioverfügbarkeit (Fähigkeit des Darms, die Nährstoffe auch aufzunehmen).

Und eine ausreichende Versorgung des Gehirns mit der langlebbigen Omega-3-Fetsäure DHA, die eine demenzpräventive Wirkung habe, könne bei nur einer Portion Fisch pro Woche über die von der DGE empfohlenen pflanzlichen Omega-3-Quellen (alpha-Linolensäure aus Nüssen, Rapsöl, Leinöl) nicht gewährleistet werden. Denn es sei wissenschaftlich völlig unstrittig, dass im menschlichen Körper die alpha-Linolensäure nicht in relevanter Menge in DHA umgewandelt werden könne.

Die Eier-Phobie der DGE ist unbegründet

Im Jahr 2017 war die frühere Empfehlung zur Beschränkung des Verzehrs von Eiern auf zwei Eier pro Woche aus den „10 Regeln der DGE“ verschwunden. Nun taucht sie wieder auf.

Doch schon seit langem ist klar, dass die Cholesterinaufnahme aus dem Darm den Cholesterinspiegel im Blut kaum beeinflusst und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall nicht steigert. Fachlich betrachtet wird bei höherer Cholesterinaufnahme aus dem Darm die Eigenproduktion von Cholesterin in der Leber gedrosselt und umgekehrt. Dieser Feedback-Mechanismus führt dazu, dass es für die meisten Menschen keinen relevanten Einfluss auf die Cholesterinwerte hat, ob sie zwei Eier am Tag oder nur ein Ei pro Woche verzehren.

Eier sind ein ernährungsphysiologisch wertvolles Lebensmittel und wichtig für die Versorgung mit hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Vitamin B12. Der Verzicht auf Eier ist aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht sinnvoll!

Fazit aus Sicht der DAPM:

Die von der DGE „für alle“ ausgesprochenen Ernährungsempfehlungen sind nicht „für alle gesund“, sondern allenfalls für den kleineren Teil der Allgemeinbevölkerung praktikabel und hilfreich. Etliche Empfehlungen der DGE sind nicht wissenschaftlich begründet. Sie entspringen im Sinne der wissenschaftlich umstritenen „Planetary Health Diet“ einer klimapolitischen Motivation.

Doch vor allem: Aus Sicht der DAPM sind die Empfehlungen der DGE praxisfern und werden den gesundheitlichen Belangen der Bevölkerung nicht gerecht. In der aktuellen Form sind die DGE-Empfehlungen in Teilen kontraproduktiv und ein Rückschritt im Vergleich zu den DGE-Empfehlungen von 2017! (DAMP)

Zu viele Kohlenhydrate schon in den Empfehlungen der DGE von 2017

Das Ärzteblatt hatte schon an den vorherigen Empfehlungen der DGE Kritik geäußert.

Zwei Fachfrauen für Ernährung, Daniela Kluthe-Neis und Birgit Blumen­schein, appellierten in einem offenen Brief an die DGE-Präsidentin Ulrike Azevedo, die primärpräventiven Empfehlungen zur Nährwertrelation von 10 bis 15 % Protein, 30 % Fett und 55 bis 60 % Kohlenhydrate anhand aktueller Studien auszuweiten. Denn diese seien momentan ausschließlich für gesunde Menschen konzipiert, was nicht dem Groß­teil der Schulungsklientel entspreche.“

Johannes Scholl, Vorsitzender der Deutschen Akademie für Präventivmedizin (DAPM), bestätigte nicht nur die Erfahrungen von Kluthe-Neis aus seiner aus Präventivmedizin spezialisierten Praxis in Rüdesheim: „Wir stellen bei jedem dritten Mann ab 45 bereits eine Fettleber fest, hier ist eine kohlenhydratreiche Kost geradezu kontraindiziert.“ Seine Kritik reicht weiter: „Aber selbst für Gesunde sind diese Empfehlungen nicht nur durch keine Evidenz begründet, sie sind inzwischen auch widerlegt“, urteilt Scholl. (Ärzteblatt 2017)

Nährwertrechner ermittelt individuellenNährstoffbedarf

Je nach Gewicht, Alter, Geschlecht und Größe unterscheidet sich der persönliche Nährstoffbedarf. Grundlage der DGE Empfehlung ist der gesunde Durchschnittsmensch. Der Durchschnittsmann in Deutschland wiegt 85,8 Kilo (laut Statista). Nicht darauf eingegangen wird in den Empfehlungen der DGE auf die einzelnen Nährstoffe. Wie konkret z.B. der Bedarf gedeckt werden kann, wenn jetzt weniger Milch und Fleisch konsumiert werden. Mit dem Rechner lassen sich die Summen der Nährstoffe der einzelnen Lebensmittel, die wir pro Tag verzehren gut berechnen.

Eiweißbedarf als Beispiel:

Der Bedarf an Eiweiß liegt nach Angaben der DGE bei 0,8 g je Kilo Körpergewicht bei einem Alter zwischen 19 und 65, Menschen ab 65 brauchen 1g und Kinder bis zu 2,5g. Unser Mustermann braucht somit 68g Eiweiß pro Tag, das sind 479g Eiweiß in der Woche.

Laut Nährwertberechnung enthält die Wochenration Milch und Fleisch nach den neuen Regeln der DGE – 1.400g Milch (46g Eiweiß), 200g Lachs (40g Eiweiß) 1 Ei (9g Eiweiß), 300g Rindfleisch (66g Eiweiß) – gerade mal 161g Eiweiß. Dazu sollen wir noch mindestens einmal in der Woche Hülsenfrüchte essen, dazu aber keine genauen Mengenangabe. Wir rechnen mal mit 100g getrocknete Linsen, die enthalten 23g Eiweiß. Summe der Wocheneiweißration sind nun 184g, bei 2x Linsen in der Woche sind das 207g, aber immer noch keine 478g, es fehlen 271g Eiweiß. Sojaprodukte wie Tofu werden bei der DGE nicht auusdrücklich erwähnt, obwohl diese als Fleischersatz eine gute Alternative sind von der Zusammensetzung der Aminosäuren laut Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)

1kg Linsen (getrocknet! Gegart sind das 2kg) haben 230g Eiweiß, 1kg Tofu 158g,
zum Vergleich: 1kg Hähnchenfleisch 230g, 1kgEmmentaler 300g

Es ist also theoretisch durchaus möglich seinen Eiweißbedarf nach den Empfehlungen zu decken, aber hier heißt es gut rechen und eine Portion Linsen (mit 100g) in der Woche genügt nicht für den Durchschnittsmann, Mann brauch dann schon einen großen Topf https://www.naehrwertrechner.de/

Quellen: Pressemitteilungen DGE, Deutsche Akademie für Präventivmedizin e.V., Ärzteblatt, BZfE, www.naehrwertrechner.de

Hintergrundinformationen zur Entstehung der DGE

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist ein gemeinnütziger Verein mit 4 000 Mitgliedern, Sitz in Bonn und Sektionen in sechs Bundesländern. Sie arbeitet seit ihrer Gründung 1953 unabhängig und der Wissenschaft verpflichtet. Es ist der satzungsgemäße Auftrag der DGE sich mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen zu befassen, einschlägige Ergebnisse zu sammeln, auszuwerten und daraus unabhängig, transparent und auf Basis wissenschaftlicher Bewertung Empfehlungen abzuleiten. Die Finanzierung der DGE erfolgt durch Bundesmittel, Mitgliedsbeiträge und Eigeneinnahmen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Ernährungswissenschaft durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF, 1935-1945) vertreten, die somit als Vorgängerorganisation der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. anzusehen ist.

1935 wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF) im Reichgesundheitsamt in Berlin durch Hans Reiter gegründet. Sie setzte sich im Wesentlichen aus der „Abteilung N“ (Ernährungsphysiologie) des Reichsgesundheitsamts, in der neben Mediziner*innen, Chemiker*innen und Landwirt*innen arbeiteten, zusammen. Die DGEF war als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen organisiert. Mediziner*innen, Chemiker*innen, Pharmakolog*innen, Landwirt*innen, Volkswirt*innen und Statistiker*innen verfolgten hier vor allem die Ziele der nationalsozialistischen Ernährungspolitik. Sie setzten alle Vorgaben der NS-Ideologie im Bereich der Ernährungswissenschaften um – die rassistischen und antisemitischen inbegriffen.

Die DGE wurde am 4. November 1953 nach dem Vorbild amerikanischer Gesellschaften als gemeinnütziger Verein gegründet, wobei ein Bezug zur nationalsozialistischen Vorgängerorganisation DGEF nicht thematisiert wurde.

https://www.dge.de/deutsche-gesellschaft-fuer-ernaehrung/




Nachhaltige Ernährung wird an Bedeutung gewinnen

gesund-essen

Prof. Dr. Juliane Heydenreich spricht über Ernährungstrends

Vegetarisch oder fleischlastig? Nachhaltig oder nicht? Der Ernährungsstil spielt in unserer Gesellschaft eine wachsende Rolle. Vor allem für junge Menschen ist eine gesunde Lebensweise heute wichtiger denn je. Dr. Juliane Heydenreich, Professorin für experimentelle Sporternährung an der Universität Leipzig, spricht über Ernährungstrends, die Gefahren von Nahrungsergänzungsmitteln und ihr Ziel, die Sporternährung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in Deutschland zu etablieren.

Frau Heydenreich, Sie sind deutschlandweit die erste Professorin für Experimentelle Sporternährung. Welche Ziele haben Sie sich für Ihr junges Forschungsgebiet gesetzt?

Die Sporternährung ist in der Sportwissenschaft international sehr etabliert, aber leider bisher im deutschsprachigen Raum unterrepräsentiert. Das möchte ich ändern. Ich forsche unter anderem zu gesunder Ernährung im Leistungssport, wie Sportlerinnen und Sportler unterstützt werden können, damit sie gesund bleiben und leistungsfähig sind. Ein anderer Forschungsbereich ist Public Health. Ich forsche daran, wie Bewegung und Ernährung mit bestimmten Gesundheitsparametern zusammenhängen.

Welche Rolle spielt gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft?

Das erste Alarmsignal kam vor etwa 20 bis 30 Jahren. Damals wurde festgestellt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche adipös sind, mit allen bekannten Folgeerkrankungen. Das wurde damals als gesellschaftliches Problem erkannt. Es gab erste Interventionen, aber mit den Gegenmaßnahmen wurde zunächst wenig erreicht. Die Zahlen sind nicht mehr weiter gestiegen. Allerdings befanden sie sich auf einem hohen Level. Erst in den vergangenen fünf Jahren gab es parlamentarische Signale, um diesem Trend zu begegnen. Gerade auf Social Media spielen heute Fitness und Ernährung eine große Rolle. Das beeinflusst vor allem Kinder und Jugendliche extrem.

Es ist aber unklar, ob diese Ernährungstipps immer gesund sind. Mein persönlicher Eindruck ist, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heute mehr Interesse an gesunder Ernährung haben als noch vor einigen Jahren. Sie sind offener als Ältere, ihr Verhalten zu ändern. Auch der soziale Status, das Arm-Reich-Gefälle, der Bildungsgrad und die Tatsache, ob jemand in der Stadt oder auf dem Land wohnt, beeinflussen die Ernährungsweise. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zehn evidenzbasierte Regeln für vollwertiges Essen und Trinken herausgebracht, die ich sehr empfehle. Das ist umso wichtiger, weil die Kompetenz, Lebensmittel zuzubereiten, in unserer Gesellschaft immer geringer wird und stattdessen häufiger Fertiggerichte gegessen werden.

Ist eine fleischlose Ernährung tatsächlich gesund oder fehlen dem Körper dadurch wichtige Substanzen?

Der Verzicht auf Fleisch und Fisch, also eine vegetarische Ernährungsweise, wird auch von der DGE für alle empfohlen. Es kommt allerdings immer darauf an, sich dabei ausgewogen zu ernähren.

Kindern, Jugendlichen, Schwangeren und Erkrankten rät die DGE dagegen von einer rein veganen Ernährung, also dem Verzicht auf tierische Produkte jeder Art, ab!

Sie wird nur für gesunde Erwachsene empfohlen. Egal, ob vegan oder vegetarisch – jeder sollte sich immer ausgewogen ernähren und sich mehr Gedanken darüber machen, was er isst. Klar sollte sein, dass es auch viel veganes Junk-Food gibt. Und jeder Verzicht auf einzelne Lebensmittel(gruppen) erhöht immer das Risiko, dass ich in ein Defizit komme.

Wie hat sich generell die Einstellung der Deutschen zum Thema Ernährung gewandelt?

Für Jüngere spielt die Nachhaltigkeit eine extreme Rolle. Dazu gehört auch eine nachhaltige Ernährung. Auch deshalb verzichten sie häufig auf tierische Produkte. Laut Planetary Health Diet sollte die Ernährung aus einem hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle bestehen. Die Zufuhr von tierischen Produkten wie Milch-Produkte, Eier, Fleisch und Fisch sollte ebenso stark eingeschränkt werden wie die Zufuhr von Zucker. Es sollte darauf geachtet werden, regionale, saisonale und ökologische Lebensmittel zu verwenden. Zudem müsste die Lebensmittelverschwendung halbiert werden.

Das Thema vegetarische und vegane Ernährung ist auf jeden Fall bei Jüngeren auf dem Vormarsch. Einer Umfrage zufolge ernähren sich 10,4 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vegetarisch und 2,3 Prozent vegan. Es gibt in Supermärkten viel mehr vegetarische und vegane Lebensmittel als früher. Diese Produkte sind nicht immer gesünder, aber die Industrie erzielt damit große Gewinne. Für ältere Menschen ist die Ernährungsumstellung oft schwieriger. Meist geschieht das erst nach einschneidenden Ereignissen wie beispielsweise einer Erkrankung.

Stichwort Nahrungsergänzungsmittel – wie sinnvoll sind sie tatsächlich?

Es gibt einige Szenarien, in denen es durchaus angebracht ist, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Menschen, die sich vegan ernähren, sollten zusätzlich das Vitamin B12 zu sich nehmen. Auch wenn im Blutbild ein Mangel festgestellt wurde, sollte man diesen durch Einnahme eines Zusatzstoffes beseitigen. Weiterhin empfiehlt die DGE eine Vitamin D Supplementierung in den Wintermonaten. Eine pauschale Einnahme aller anderen Nahrungsergänzungsmittel sehe ich skeptisch. Oftmals ist der Körper mit der Aufnahme der hochkonzentrierten Nährstoffe überfordert und scheidet sie gleich wieder aus. Es besteht auch das Risiko, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Zusammensetzung der Darmmikroben verändern. Weiterhin ist das Risiko einer Überdosierung von Mikronährstoffen erhöht. Vielen ist gar nicht bewusst, dass bestimmte Vitamine in zu hoher Konzentration längerfristig beispielsweise zu Vergiftungen der Leber führen können. Nahrungsergänzungsmittel zählen nicht als Arznei-, sondern als Lebensmittel. Die Hürden für ihre Zulassung sind sehr niedrig. Manchmal enthalten sie Substanzen, die auf der Dopingliste stehen. Mein Tipp: Nur bei vertrauenswürdigen Herstellern kaufen und auch nur die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, die ich wirklich brauche. Im Internet ist zudem die sogenannte Kölner Liste mit Produkten zu finden, die ein Dopinglabor auf Reinheit geprüft hat.

Wohin geht Ihrer Meinung nach der Ernährungstrend der Zukunft?

Eine nachhaltige Ernährungsweise wird an Bedeutung gewinnen. Die EAT-Lancet-Kommission hat 2019 den Report Planetary Health Diet veröffentlicht. Darin beschreiben Forschende ein theoretisches Modell, wie eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen weltweit möglich wäre. Es ist pflanzenbasiert, erlaubt aber auch in kleinen Mengen tierische Produkte. Allerdings müssten die Menschen in den westlichen Ländern dafür extrem ihre Ernährungsweise verändern, beispielsweise nur noch ein Siebtel der Menge an rotem Fleisch konsumieren. Ich denke, dass dieser Trend immer mehr ins Bewusstsein der Menschen kommt.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft (idw)




Wie sich der Geschmack beim Essen entwickelt

Die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Bianca Müller erläutert, wie Geschmacksvorlieben entstehen

Spätestens im Urlaub ist einem schon einmal die Frage in den Sinn gekommen: „Und das soll schmecken?“ Doch vergorener Fisch oder tausendjährige Eier sind gar nicht nötig, um das eigene kulinarische Empfinden auf die Probe zu stellen. Auch regionale Spezialitäten oder spezielle Gemüsesorten spalten die Meinungen. Während einem Menschen beim Gedanken an Grünkohl und Blutwurst das Wasser im Mund zusammenläuft, verursacht allein der Gedanke an den Verzehr selbiger Brechreiz bei einer anderen Person.

Erlernt oder angeboren

Haben wir einfach gelernt, bestimmte Lebensmittel zu lieben oder gibt es wirklich so etwas wie das „Koriander-Gen“? Die Frage, warum wir manche Lebensmittel mögen und andere nicht, kann gar nicht so einfach beantwortet werden. Denn dabei spielen angeborene als auch erlernte Faktoren eine Rolle. Dr. Bianca Müller (Foto), Professorin für Ernährungswissenschaft und Lebensmitteltechnologie an der SRH Fernhochschule, erklärt:

Überlebenswichtige Vorliebe für Süßes

„Einige Vorlieben und Aversionen werden mit in die Wiege gelegt: Babys besitzen beispielsweise eine angeborene Vorliebe für die Geschmacksrichtung ,süß‘ und eine Abneigung gegen bittere Lebensmittel. Die Natur hat das schlau eingerichtet. Denn auf diese Weise wird sichergestellt, dass die süß schmeckende Muttermilch gemocht wird und giftige bzw. ungenießbare Produkte, die häufig bitter sind, nicht verzehrt werden.“

Supertaster vs. Normalschmecker

„Der Mensch bringt aber auch individuelle genetische Veranlagungen mit. Beispielsweise können sogenannte ,Supertaster‘ Geschmäcker deutlich intensiver wahrnehmen als ,Normalschmecker‘. Gerade bei sehr intensiv schmeckenden Lebensmitteln, wie zum Beispiel Chicorée, Rosenkohl, Feldsalat oder Rote Bete, kann diese besondere Feinschmecker-Fähigkeit aber auch ein Nachteil sein: Der Geschmack wird als zu bitter beziehungsweise zu intensiv empfunden. Und das Lebensmittel wird abgelehnt. Schade um das gute Wintergemüse, das uns reichlich mit wertvollen Mineralstoffen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen versorgt!“

Erlernbare Geschmacksvorliebe

Doch es liegt nicht allein in der Genetik, was wir bevorzugen oder ablehnen. Auch die Erziehung, unser Umfeld und individuelle Erfahrungen haben einen sehr großen Einfluss darauf, was wir als lecker oder eben nicht schmackhaft empfinden. Mit der Zeit können wir uns an Geschmäcker gewöhnen. Müller: „Die Prägung beginnt bereits im Mutterleib und setzt sich beim Stillen, während der Kindheit und bis ins Jugendalter fort. Babys nehmen über das Fruchtwasser und die Muttermilch Geschmackseindrücke aus der mütterlichen Nahrung wahr. Da diese Speisen meist auch später in der Familie auf dem Tisch landen, kommen die Kinder auch dann wieder mit diesen Geschmäckern und Aromen in Kontakt.“

„Du musst es nur oft genug probieren“ & negative Erfahrungen

Müller weiter: „Interessant ist, dass sich Vorlieben schon allein durch wiederholten Kontakt zu einem Lebensmittel ausbilden. Das wird als Mere-Exposure-Effekt bezeichnet. Allerdings tritt der nur dann auf, wenn der Kontakt mit der jeweiligen Speise in einem positiven Kontext stattfindet. Wenn der Verzehr mit einer negativen Erfahrung in Verbindung gebracht wird, wie zum Beispiel darauffolgendem Erbrechen oder auch Streit am Familientisch, können sich auch Abneigungen gegen bestimmte Speisen ausbilden. Vereinfacht ausgedrückt kann man also schon sagen, dass man ein Lebensmittel nur häufig genug probieren muss, bis es einem dann irgendwann schmeckt. Das erklärt, warum die Kultur und das Umfeld, in dem wir aufwachsen, eine große Rolle im Hinblick auf unsere Essensvorlieben spielt.“

Und da wären wir wieder bei unseren, eingangs erwähnten, landestypischen Spezialitäten. Müller: „So wird ein Ostasiate bei einem schön würzig-reifen Weichkäse eventuell ein Ekelgefühl empfinden und das Produkt als überreif und verdorben empfinden. In Frankreich gilt das gleiche Produkt als Delikatesse. Umgekehrt verhält es sich vielleicht mit gegrillten Heuschrecken, die bei den meisten Europäern eher auf Skepsis stoßen.“

Geschmacksvorbilder für Kinder

Abschließend hat Müller noch einen wichtigen Tipp für Bezugspersonen von Kindern: „Insbesondere Kinder lernen sehr viel über Beobachtung. Im Hinblick auf die Ausbildung eines gesunden Essverhaltens ist es also enorm wichtig, dass Eltern, Großeltern, Geschwister, ErzieherInnen mit gutem Beispiel voran gehen und Rosenkohl & Co ganz selbstverständlich in die eigene Ernährung integrieren.“

„Grundsätzlich ist es aber auch kein Problem, wenn wirklich einmal etwas nicht gemocht wird. Das kann unterschiedliche Gründe haben und sollte akzeptiert werden. Es gibt bei uns so eine große Auswahl an Lebensmitteln – da ist sicherlich für jeden etwas dabei.“

Katja Narkprasert, SRH Fernhochschule




Verkaufsstopps nach Reis-Test: Norma und Rapunzel reißen Grenzwerte

Ausgerechnet zwei Bio-Produkte übersteigen die Grenzwerte für Schadstoffe

ÖKO-TEST hat je sieben Mal Naturreis, Basmatireis und Risottoreis getestet. Ausgerechnet zwei der Bio-Produkte im Test reißen Schadstoff-Grenzwerte: der Naturreis der Norma-Marke Bio Sonne für das Biozid Dichlorethan, und der Rapunzel Langkorn Spitzenreis natur für das Schwermetall Cadmium. Das Schädlingsbekämpfungsmittel 1,2-Dichlorethan ist in der EU seit Langem verboten. Laut CLP-Verordnung ist es als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen eingestuft und steht in der EU-Chemikalienverordnung REACH auf der Liste der besonders besorgniserregenden Substanzen.

„Eine geballte Ladung giftiger Schadstoffe auf dem Teller“

Cadmium wiederum ist ein sehr giftiges Schwermetall, das sich im Körper anreichert und zu Nieren- und Knochenschäden führen kann. Der im Labor gemessene Cadmiumgehalt im Rapunzel-Reis übersteigt den EU-Grenzwert sogar um mehr als das Doppelte. Beide Hersteller stoppen den Verkauf der Produkte und erhalten das ÖKO-TEST-Urteil „ungenügend“. „Eine geballte Ladung giftiger Schadstoffe darf bei niemandem auf dem Teller landen. Die Hersteller müssen viel früher ansetzen und bessere Kontrollen etablieren“, sagt Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST-Chefredakteurin. 

Zu viel Arsen und Mineralöl in manchen Produkten

Doch das sind nicht die einzigen Testverlierer mit einer „ungenügenden“ Bewertung: Sowohl der Tegut Naturreis als auch die bekannte Marke Oryza fallen durch, unter anderem wegen Mineralölbestandteilen und zu hohen Arsen-Gehalten in den Testprodukten. Arsen ist in häufiges Problem in Reis – besonders bei Vollkornreis, da es sich in der Schale anreichert. Das krebserregende Schwermetall kommt, genau wie Cadmium, natürlicherweise in Böden vor. Über das Grundwasser gelangt es in die Pflanzen. Im häufig angewandten Nassanbau stehen die Pflanzen für längere Zeit auf gefluteten Feldern und nehmen dadurch besonders viel Arsen auf. 

Drei Risotto Reise mit „sehr gut“ bewertet

Im Test erhalten ein Basmati-Reis und drei Risotto-Reise ein „sehr gutes“ Gesamturteil – darunter auch der italienische Arborio-Reis der Marke Rewe Beste Wahl, der als einziger Reis im Test im klimaschonenderen Trockenanbau kultiviert wurde. 

Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Oktoberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter oekotest.de/14105

Quelle: Pressemitteilung ÖKO-TEST




Stiftung Kindergesundheit launcht Podcast zur Ernährungsbildung

„Hör dich fit!“ heißt der Podcast für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter

Nun hat auch die Stiftung Kindergesundheit einen Podcast publiziert. Unter dem Titel „Hör dich fit!“ sind zehn Folgen entstanden. Im Podcast sollen Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter alles Wissenswerte über gesunde Ernährung erfahren.

Im Podcast tauchen Lina und Milo mit ihrem Papa in geheimnisvolle Welten ein. Und sie erfahren dort vom schlauen Vitamin Corbi allerhand Interessantes, um fit in den Tag zu starten und auf Dauer gesund zu leben. Der Podcast bietet den jungen Zuhörer*innen hilfreiche Informationen. Und er gibt ihnen praktische Tipps, um die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung zu verstehen und in ihren Alltag einzubauen. Zum Beispiel erfahren sie wie man erkennt, ob ein Lebensmittel gesund ist oder nicht, oder warum Wassertrinken so enorm wichtig ist. Auch allgegenwärtigen Begriffe wie „Bio“ und der Zusammenhang von Klima und Ernährung nimmt Corbi genau unter die Lupe.

Die ersten drei Folgen des Podcast sind ab sofort auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar

Darunter sind Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Im Zeitraum von Juli bis Dezember werden dann die weiteren 7 Folgen veröffentlicht.

„Wir freuen uns sehr, wenn wir auf diesem Wege noch mehr Kinder erreichen können. Und ihnen auf unterhaltsame Weise die Grundlagen einer gesunden Ernährung vermitteln können“, sagt der Münchner Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Wir hoffen, dass der Podcast dazu beiträgt, die Gesundheitskompetenz von Kindern zu stärken.“

hoer-dich-fit-yt

Den Startschuss zur Entwicklung der Podcast-Serie legt die erfolgreiche Kooperation zwischen der Stiftung Kindergesundheit und der BNP Paribas Cardif. Gemeinsam engagierten sich beide Partner bereits 2022 gegen die Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit mit zahlreichen Videoformaten zur Ernährungsbildung. „Wir sind sehr stolz, dass wir gemeinsam das Bewusstsein für dieses Thema schärfen. Und mit diesem Podcast nun ein weiteres Aufklärungsformat geschaffen haben“, sagt Nicolas Pöltl, CEO von BNP Paribas Cardif in Deutschland.

Alle Interessierten, Kinder und Eltern, sind herzlich eingeladen, den Podcast „Hör dich fit!“ gleich zu abonnieren, um keine der spannenden Folgen zu verpassen. Noch ein kleiner Tipp von Corbi: Der Podcast eignet sich auch sehr gut für Pädagog*innen zur Unterstützung ihrer Bildungsarbeit in Kita und Grundschule. Hier geht’s direkt zum Podcast „Hör dich fit!“.

Die Stiftung Kindergesundheit

Als gemeinnützige Organisation mit direkter Anbindung zur Ludwig-Maximilians-Universität München und der dortigen Kinderklinik und Kinderpoliklinik agiert die Stiftung Kindergesundheit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie vernetzt wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischer Anwendung innerhalb ihrer Programme und Projekte. Mit ihren evidenzbasierten Programmen gestaltet sie zielgruppengerechte Prävention – von der Schwangerschaft über den Kindergarten, von der Grundschule bis hin zum Jugendlichen. Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Wissenschaft für die Praxis nutzbar zu machen. Gegründet wurde die Stiftung 1997 von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Berthold Koletzko, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit Tätigkeit am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist bis heute ihr Vorstandsvorsitzender.

Giulia Roggenkamp, Stiftung Kindergesundheit




DANK: „Die Ernährungsindustrie bedient sich der Strategien der Tabaklobby“

Faktencheck zu Aussagen der Ernährungsindustrie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

Das Medizin- und Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) kritisiert die aktuelle Kampagne der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) gegen eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung als „irreführend auf allen Ebenen“. Die Ernährungsindustrie bediene sich eins zu eins der Strategien der Tabaklobby, so das Bündnis, dem 22 medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften und Gesundheitsverbände angehören. Der Lobbyverband BVE hat kürzlich eine Kampagne gegen die Pläne des Bundesernährungsministeriums für mehr Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung gestartet. In ganzseitigen Anzeigen in WELT und BILD warnte die BVE vor „Cem Özdemirs Verbotskatalog“.

Verantwortung auf andere abwälzen

Auf der Kampagnen-Webseite heißt es „Für diese Lebensmittel dürfte nicht mehr geworben werden“. Darunter sind unter anderem Maultaschen, Backwaren, Ananas aus der Dose, Gnocchi oder Früchtemüsli abgebildet und rot durchkreuzt. Zudem zweifelt die BVE die wissenschaftliche Evidenz für die Einführung von Werbeschranken an. Ein neuer DANK-Faktencheck zeigt, dass viele Aussagen der BVE einer Überprüfung nicht standhalten.
„Mit ihrer Kampagne versucht die Ernährungsindustrie das Problem zu verharmlosen, Zweifel an den Gegenmaßnahmen zu säen und Verantwortung auf andere abzulenken“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin der DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Der Großteil der Werbeausgaben im Ernährungsbereich entfällt nicht auf Gnocchi, Dosenananas oder Maultaschen, sondern auf Süßwaren, Snacks oder Limonade. Das trägt nachweislich zum ungesunden Ernährungsverhalten der Kinder bei – auch wenn die Ernährungsindustrie es leugnet“, so Bitzer.

Huizinga: Kampagne ist irreführend

„Die Kampagne ist irreführend auf allen Ebenen, wie unser Faktencheck zeigt“, ergänzt Oliver Huizinga, politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). „Viele Argumente der Industrie sind längst widerlegt, von einem kategorischen Werbeverbot für die dargestellten Produkte kann keine Rede sein. Die Kampagne hält einer fachlichen Überprüfung nicht stand. Minister Özdemir sollte sich von dem unqualifizierten Getöse des Lobbyverbands nicht beirren lassen“, so Huizinga.


Cover_Kochen_und_backen_mit_Kindern

Anzeige

Kochen und Backen mit Kindern

Ernährung ist die Grundlage unseres Lebens. Darüber wollen Kinder schon früh jede Menge erfahren. Beim gemeinsamen Zubereiten von Speisen, entsteht aus der Küche ein Spiel- und Lernort, der alle Sinne gleichzeitig anspricht. In diesem Buch finden Sie eine Fülle kindgerechter Rezepte. Hier können die Kinder richtig mitkochen.

Manon Sander
Kochen und Backen mit Kindern – Alles, was Kinder gerne essen und über Ernährung wissen sollten
Hardcover, 288 Seiten, vierfarbig mit zahlreichen Abbildungen
ISBN: 978-3-934333-48-2

NUR: 7,95 € (versandkostenfrei innnerhalb Deutschlands)


Bundesernährungsminister Cem Özdemir hatte Ende Februar seine Pläne für mehr Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung vorgestellt. Auf Grundlage der Nährwertkriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll in Medien und Formaten, die Kinder unter 14 Jahren erreichen, eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung erfolgen. Zahlreiche Krankenkassen, Verbraucherschutzorganisationen, Elternverbände, Kinderrechtsorganisationen sowie medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften unterstützen das Vorhaben. Verbände der Lebensmittel- und Werbeindustrie laufen Sturm gegen die Pläne.

WHO-Nährwertmodell

Das WHO-Nährwertmodell wurde 2015 veröffentlicht und 2023 überarbeitet. Es soll Staaten dabei unterstützen, Regeln für Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung zu schaffen. Lidl Deutschland, Aldi Süd sowie mehrere Staaten (Portugal, Türkei, Slowenien) machen das Modell bereits zur Grundlage für freiwillige oder verbindliche Beschränkungen der Werbung für Lebensmittel, weitere Staaten wie Spanien planen es. Das WHO-Modell teilt Lebensmittel in 18 Gruppen ein und definiert kategorienspezifische Grenzwerte beispielsweise für Zucker, Fett, Salz oder Süßstoffe, um die Produkte mit einer hohen Nährwertqualität zu identifizieren. Für diese soll weiterhin uneingeschränkt geworben werden dürfen – auch im Kinderprogramm.

Christina Seddig, Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten




„Diese Werbung macht Kinder nachweisbar krank!“

chips

Die Stiftung Kindergesundheit warnt vor Reklame für süße, fette und salzige Lebensmittel für Kinder

Die meisten beworbenen Produkte für Kinder enthalten laut der Stiftung Kindergesundheit zu viel Zucker, Fett oder Salz und fördern dadurch langfristig Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt und Diabetes Typ 2.

„Für Kinder und Jugendliche ist eine ausgewogene Ernährung für Wachstum, Entwicklung, Leistungsfähigkeit und langfristige Gesundheit besonders wichtig“, unterstreicht Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselspezialist der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Gesund zu essen lernt man als Kind: In den jungen Jahren werden all die Gewohnheiten etabliert, die im späteren Alter die Vorlieben für die Auswahl von Speisen und Getränken prägen. Die von unterschiedlichen Medien tagtäglich auf die Kinder einprasselnden Werbebotschaften fallen leider auf fruchtbaren Boden: Sie nehmen nachweislich Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten und Produktvorlieben von Kindern und Jugendlichen und können so deren spätere Gesundheit nachteilig beeinträchtigen“.

Gimmicks und Comicfiguren ködern Kinder

Eines der Zauberworte, mit dem Eltern und Kinder zum Einkauf und Konsum der Produkte der Lebensmittelindustrie verführt werden, heißt „Kinderoptik“, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Eine „Kinderoptik“ haben Produkte, auf die mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft:

• Der Produktname „Kind“, „Kinder“ bzw. „Kids“ oder Kinder ansprechende Produktnamen wie „Schoko Bären“;
• eine die Kinder ansprechende optische Gestaltung der Verpackung, zum Beispiel mit der Darstellung von lachenden Tieren oder Comicfiguren;
• eine Kinder ansprechende optische Gestaltung des Produkts oder einzelner Zutaten, z. B. Cerealien in Form von Bären oder Buchstaben;
• an Kinder oder Eltern gerichtete Botschaften auf den Verpackungen wie z. B. „Für Ihre Kleinen“, Hinweise auf Spiele oder Lerneffekte oder „Gimmicks“ (Zugaben) in der Packung wie z. B. Sammelbilder oder Spielzeug.
• Bei jedem Gang durch einen Supermarkt stößt man unweigerlich auf mehr oder weniger aufdringliche „Kinderoptik“, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Sie findet sich auf fast jeder fünften Joghurtzubereitung, auf Getränken mit Früchten, Milch oder Schokolade, auf Müsli, Cornflakes oder Frühstücksbreien.

Ist „Kinderoptik“ eine Garantie für gesunde Inhalte? Weit gefehlt, zeigt der Blick ins Joghurtregal: Ausgerechnet die Joghurtzubereitungen mit Kinderoptik haben mit 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm einen höheren medianen Zuckergehalt als die meisten vergleichbaren Erzeugnisse, ergab eine Untersuchung des Max Rubner-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel).

Harte Fakten statt süßer Verführung

Zur Dokumentation der negativen Folgen der Werbung für die Gesundheit der Kinder hat die Stiftung Kindergesundheit ein Faktenblatt über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengestellt und veröffentlicht. Hier eine kurze Auswahl der wichtigsten Fakten:

• Dass die an Kinder gerichtete Werbung tatsächlich wirkt, ist bereits seit langem gut belegt. Eine 2006 veröffentlichte Analyse der wissenschaftlichen Daten durch das US-amerikanische „Institute of Medicine“ ermittelte: Die Werbung für bestimmte Produkte führte nachweislich zu einer Erhöhung des Verzehrs dieser Produkte bei 2- bis 11-jährigen Kindern und ist mit gehäufter Adipositas bei 2- bis 18-jährigen Kindern und Jugendlichen assoziiert. Die Studie ergab zudem, dass Kinder bis zum Alter von etwa 4 Jahren nicht klar zwischen Programm und Werbung unterscheiden und bis etwa 8 Jahren dem verführenden Charakter von Werbung kaum widerstehen können.
• Der „Kindergesundheitsbericht 2022“ der Stiftung Kindergesundheit zeigt einen erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Lebensmittel- und auch der Nährstoffzufuhr der Kinder und Jugendlichen. Heranwachsende verzehren zu wenig Obst, Gemüse und Getreideprodukte, aber hohe Mengen an Fleisch und Wurst, gesättigten Fetten und Salz. Besonders besorgniserregend ist ein weitaus zu hoher Zuckerverzehr aus Speisen und Getränken.
• Bei Kindern und Jugendlichen in den Industrieländern ist der Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte deutlich angestiegen, von 61,4 auf 67 Prozent der Energiezufuhr, mit einem besonders starken Anstieg des Konsums von Fertigmahlzeiten (von 2,2 auf 21,2 Prozent der Energiezufuhr). Solche hochverarbeiteten Lebensmittel haben im Mittel eine deutlich schlechtere Nährstoffzusammensetzung als nicht oder wenig verarbeitete Lebensmittel. So enthält eine Fertigpizza beispielsweise bis zu 14 Gramm Zucker (5 Würfelzucker), 20-30 Gramm ungünstige Fette, 2-4 Gramm Salz (empfohlen sind maximal 6 Gramm täglich) und insgesamt wesentlich mehr Kalorien als die selbstgemachte Variante.
• Die Europäische Union hat in ihrer Richtlinie zu Audiovisuellen Medien 2018 und in ihrem Plan zur Bekämpfung der Krebserkrankungen 2021 die Mitgliedsstaaten aufgefordert, Produktplatzierungen in Nachrichtensendungen, Sendungen zum aktuellen Zeitgeschehen, Verbraucherschutzsendungen, religiösen Sendungen und Kindersendungen zu unterbinden. Betont wird die Wichtigkeit des Verbotes von Produktplatzierung in Kindersendungen, weil Produktplatzierung und Werbung das Verhalten von Kindern beeinflussen können und Kinder oft nicht in der Lage sind, den kommerziellen Inhalt zu erkennen.
• Freiwillige Maßnahmen zur Begrenzung der an Kinder gerichteten Werbung, wie der sogenannte „EU Pledge“ einiger großer Lebensmittel- und Getränkehersteller, zeigen keine ausreichende Wirkung. So zeigte eine von Foodwatch und der Stiftung Kindergesundheit im Jahr 2021 vorgestellte Untersuchung, dass von 283 in deutschen Fernsehsendern an Kinder beworbenen Produkten 85,5% ungesunde Lebensmittel und Getränke waren. Entsprechend fordern ebenso wie die Stiftung Kindergesundheit auch führende medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die in der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten zusammenarbeiten, zum Schutz von Kindern ein Fernsehwerbeverbot für ungesunde Lebensmittel.
• Die Auswertung der Daten von 76 Untersuchungen belegte eindeutig die schädlichen Wirkungen der an Kinder und Jugendliche gerichteten Lebensmittelwerbung auf die Bevorzugung und den Verzehr der im Fernsehen oder auf der Verpackung für Kinder beworbener Produkte.

„Wir wissen, dass die von der Werbung beeinflussten Essgewohnheiten die Gesundheit von Kindern dauerhaft nachteilig prägen“, sagt Prof. Dr. Berthold Koletzko. „Deshalb fordern wir Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte schon seit langem, die an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung wirksam zu beschränken. Die allermeisten beworbenen Produkte sind unausgewogen und fördern langfristig ernährungsbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes Typ 2 und einige Arten von Krebs. Die Stiftung Kindergesundheit unterstützt daher die Bemühungen von Bundesminister Özdemir für eine konsequente Begrenzung der an Kinder und Jugendliche gerichteten Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke. Denn die Datenlage zeigt glasklar: Diese Werbung macht Kinder krank!“

Giulia Roggenkamp/Stiftung Kindergesundheit




Gemüsesuppe: einfach und jeder kann mitmachen

suppe

Kinder lernen gesunde Ernährung auch durch Nachmachen und mitmachen

Kinder lernen durch Nachahmen und Mitmachen. Und besonders das Kochen ist ein Vergnügen, bei dem Kinder immer gern mithelfen. Oft fehlt die Zeit, es ist hektisch und ohne die kleinen Fingerchen geht es manchmal schneller und einfacher. Trotzdem oder auch gerade deshalb sollte es einen Tag in der Woche geben, an dem Kinder und Erwachsene miteinander Kochen.

Vorbereitungen

Hände waschen:

Beim Kochen sollten Sie Ihren Kindern ein paar Grundregeln von Anfang an vermitteln. Wer kochen möchte, der muss sich die Hände waschen. Wir fassen täglich so viele Dinge an, die wir nicht in den Mund stecken würden – warum sollten wir damit unser Essen berühren?

Arbeitsfläche:

Wir haben das Rezept ausgewählt und alle Zutaten sind eingekauft. Nun werden sie zurechtgelegt. Eigentlich nutzen wir dazu die Arbeitsplatte. Für Kinder kann die Arbeitsplatte aber ein Problem darstellen, denn sie ist oftmals zu hoch. Daher ist ein Tisch viel besser geeignet. Hier können die Kinder sitzen und haben viel besser die Möglichkeit in das Geschehen einzugreifen. Solange nicht am Herd gearbeitet werden muss, ist der Tisch die bessere Arbeitsfläche.

Aufräumen:

Wir können die ganzen Aufräumarbeiten natürlich auf das Ende des Kochens schieben. Besser ist es jedoch, wenn wir schon zwischendurch all die Dinge abspülen und wegräumen, die nicht mehr benötigt werden. Das geht einfacher und schneller. Außerdem kann so weniger umfallen.

Gemüse und Obst:

In den Tropen gilt der Satz: Wasch es, schäl es, koch es oder vergiss es! Eigentlich sollte dieser Satz in jeder Küche Beachtung finden. Obst und Gemüse wandern durch so viele Hände, dass es besser ist, sie vor dem Essen zu waschen. Selbst wenn sie aus dem eigenen Garten kommen, ist nicht gewährleistet, dass sie immer sauber sind.

Probieren:

Wer kocht, muss probieren. Bringen Sie Ihrem Kind gleich von Anfang an bei, mit zwei Löffeln zu probieren. Den einen Löffel tauchen Sie in die Speise, dann tropfen Sie damit auf den anderen. So benutzen Sie nicht den schon abgeschleckten Löffel zum Umrühren.

Tisch decken und genießen:

Wer sich Mühe gibt beim Kochen, der soll auch das Essen genießen dürfen. Decken Sie den Tisch schön mit Servietten und nehmen Sie sich genug Zeit für die Mahlzeit. So wird auch das Essen zu einem Erlebnis.

Gemüsesuppe für vier Personen

Zutaten:             

  • 1 Liter Wasser
  • 2 Würfel Gemüsebrühe
  • 1 Prise Salz
  • buntes Gemüse, z. B. Broccoli, Blumenkohl, Lauch, Kartoffeln, Paprika, Kürbis, Zwiebeln, Rosenkohl, Bohnen, Möhren, Kohlrabi
  • frische Kräuter: z. B. Petersilie, Schnittlauch, Majoran, Estragon

Materialien:       

Messer, Schneidbrettchen, Kartoffelschäler, Topf, Löffel

Zubereitung:

  1. Wasser mit Brühwürfeln und einer Prise Salz zum Kochen bringen.
  2. Gemüse waschen, putzen, schälen und in kleine Würfel schneiden.
  3. Zunächst die harten Gemüsearten ins Wasser geben, die länger brauchen, bis sie gar sind, wie z. B. Kartoffeln und Blumenkohl.
  4. Nach zehn Minuten das restliche Gemüse hinzugeben. Weitere 20 Minuten bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Umrühren kochen lassen.
  5. Dann die fein gehackten Kräuter hinzugeben und noch einmal fünf bis zehn Minuten kochen lassen.
  6. Heiß servieren; dazu passt Brot!
Kochen

! Besonders beachten:

Gemüse sollten Sie besonders gründlich waschen. Gelegentlich findet man den Hinweis, dass Obst und Gemüse aus Umweltschutzgründen in einer Schale gewaschen werden können. Solange es sich nur um Verunreinigungen wie Sand und Erde handelt, ist das in Ordnung. Diese sinken dann in der Schale nach unten. Bakterien und eventuelle Reste von Pflanzenschutz- und Düngemitteln lassen sich jedoch besser unter fließendem Wasser abwaschen.

Besonderer TIPP:

Eine Gemüsesuppe passt besonders gut in die Erntedankzeit. Lassen Sie die Kinder dazu heimisches und fremdes Gemüse mitbringen. Sie können die Suppe auch noch beliebig erweitern. Zu der Suppe passen auch Zucchini oder Erbsen gut. Allerdings sind die im Sommer reif und es kann sich bei frischen nicht um heimische handeln. Gemüse aus Konserven können Sie bedenkenlos verwenden. Oft ist es sogar vitaminreicher als „frisches“. Letzteres wird unreif geerntet und reift dann während des Transportes nach. Dabei werden viele Vitamine und Mineralstoffe erst gar nicht gebildet. Gemüse aus der Dose wurde in der Regel reif geerntet und dann direkt verarbeitet.

Die Kräuter können Sie entweder klein gehackt der Suppe beifügen oder zu einem Sträußchen gebunden, das Sie nach dem Kochen wieder entfernen.

Varianten:

  • Die Suppe können Sie auch pürieren. Manche Kinder mögen das bunte Durcheinander auf dem Teller nicht und beginnen zu stochern und auszusortieren.
  • Sie können auch kleine Wurststücke oder angebratene Hackfleischbällchen in die Suppe geben.
  • Statt Brot dazu zu reichen, können Sie auch (altes, hartes) Brot in Würfel schneiden, diese in der Bratpfanne in Butter und mit Salz anbraten und dann am Tisch über die Suppe geben. Das schmeckt besonders bei der pürierten Version gut, da es etwas „Biss“ in die Suppe bringt.

Reste:

Reste der Gemüsesuppe lassen sich mühelos einfrieren und schnell wieder auftauen. Das ist besonders praktisch, wenn es mal richtig schnell gehen muss!

Große Mengen:

Diese Suppe können Sie bedenkenlos in großen Mengen kochen. Vervielfachen Sie die Mengenangaben für das Rezept einfach. Gute Gelegenheiten für einen Teller Suppe bieten sich viele.

Blumenkohl und Broccoli:

Bei diesen beiden Namen denkt man eigentlich, dass der Blumenkohl ein altes deutsches Gemüse sei, der Broccoli hingegen aus Italien oder sonst wo aus dem Süden zu uns gekommen sei. Viele Menschen nehmen sogar an, dass Broccoli eine neue Züchtung ist. Das stimmt aber gar nicht. Beides sind sehr alte Pflanzen, die aus Kleinasien stammen und von den alten Griechen und später von den Römern nach Europa gebracht wurden. Beides sind also keine einheimischen, aber doch sehr alte Arten. Während der Blumenkohl inzwischen bei uns heimisch geworden ist, wird Broccoli vor allem im Mittelmeerraum angebaut, da er nicht winterhart ist. Etwas neuer ist die Zuchtform des Romanesco. Aber auch er wird schon seit dem 16. Jahrhundert auch in Deutschland angebaut.

Paprika:

Paprika wird in den Sommermonaten auch aus deutscher Zucht angeboten. Durch die Zucht in Gewächshäusern, kann die Ernteperiode deutlich verlängert werden. Das ganze Jahr über wird Paprika aus wärmeren Regionen geliefert.

Paprika gibt es in vielen unterschiedlichen Geschmacks­richtungen (von scharf bis süß), Farben und Formen. Paprika können Sie auch roh essen. Wenn sie verschiedene Sorten haben, darf ruhig mal probiert werden. Vorsicht! Gerade einige gelbe Paprikasorten (nicht die aus normalen Supermärkten) können roh sehr scharf sein, probieren Sie besser zunächst einmal selbst.

Kohlrabi:

Kohlrabi ist eine, wahrscheinlich aus Europa stammende, Zuchtform des Gemüsekohls. Er ist sehr reich an Spurenelementen und Vitaminen. Kohlrabi können Sie gut im Gemüsegarten selber ziehen. Sie vertragen sich jedoch nicht mit Eichen oder Erdbeeren. Kohlrabi schmeckt auch roh gut. Der Geschmack ist bei vielen Kindern sehr beliebt, da er mild und süßlich ist.

kochhen mit kinndernn

Manon Sander
Kochen und Backen mit Kindern
Alles, was Kinder über Ernährung wissen sollten
Hardcover, 280 Seiten
ISBN: 978-3-934333-48-2
7,95 €