Gutes Essverhalten früh erlernen: kostenfreier Online-Kurs für Fachkräfte

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet den Kurs „Essalltag in Familien gestalten“ an

Die frühe Kindheit prägt unser Essverhalten für das ganze Leben. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Essgewohnheiten in der Familie. Auswahl und Zubereitung von Mahlzeiten sowie das gemeinsame Essen können für Familien mit kleinen Kindern jedoch herausfordernd sein.

Vom Einkauf bis zur Gestaltung des Essalltags

Fachkräften, die Familien mit Babys und Kleinkindern dabei unterstützen, steht jetzt der neue qualitätsgesicherte Online-Kurs „Essalltag in Familien gestalten“ auf der Lernplattform Frühe Hilfen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung. Er richtet sich an alle Fachkräfte im Umfeld junger Familien und insbesondere an diejenigen in den Frühen Hilfen. Fachkräfte erhalten praxisnahe und leicht umsetzbare Tipps und Methoden, um junge Familien bei Fragen vom Einkauf bis zur Gestaltung des Essalltags begleiten zu können.

Gefördert von der Bundesstiftung Frühe Hilfen

Der kostenfreie Online-Kurs wurde vom NZFH in Zusammenarbeit mit den Referaten Netzwerk Gesund ins Leben und Ernährungsbildung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) entwickelt. Er ist in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entstanden und wurde mit Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen des BMFSFJ gefördert.

Wertvolle Zeit für Gespräche

Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Gemeinsames Essen in der Familie ist weit mehr als nur Nahrungsaufnahme – es ist eine wertvolle Zeit für Gespräche und schafft Momente, um Erlebnisse zu teilen. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, solche Rituale zu pflegen, denn sie stärken das familiäre Miteinander und fördern die Bindung innerhalb der Familie. Fachkräfte erfahren durch den Online-Kurs, wie sie Eltern praxisnahe Unterstützung an die Hand geben können, damit gemeinsame Mahlzeiten bewusst gestaltet werden können.“

Familien wollen sich gesund und nachhaltig ernähren

Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Die meisten Familien wollen sich gesund und nachhaltig ernähren. Gerade für Familien in belasteten Lebenslagen kann das jedoch eine Herausforderung sein. Wir wollen gutes Essen für alle leichter machen – gemeinsam mit den Fachkräften. Der Kurs vermittelt ihnen das notwendige Wissen und Methoden, um Familien auch in Ernährungsfragen kompetent und zugewandt beraten zu können. Damit zahlt diese Kooperation in hohem Maße auf die Ernährungsstrategie der Bundesregierung ein.“

Die ersten 1.000 Tage prägen entscheidend das Leben

Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) und Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Die ersten 1.000 Tage prägen entscheidend das Leben eines Menschen und somit auch sein lebenslanges Essverhalten. Mit dem Online-Kurs zur Ernährungsbildung auf der NZFH-Lernplattform können Fachkräfte von Anfang an dazu beitragen, dass Familien gesunde Essgewohnheiten entwickeln und damit auch die Eltern-Kind-Bindung stärken.“

Qualifizierungsangebot für Fachkräfte

Dr. Margareta Büning-Fesel, Präsidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): „Wir freuen uns, dass wir durch unsere fachliche Kompetenz in der Ernährungsbildung das Qualifizierungsangebot für Fachkräfte grundlegend mitgestalten konnten. Über unser großes Netzwerk tragen wir das Angebot nun in die Breite, damit möglichst viele junge Familien davon profitieren.“

Weiterführende Informationen zur Lernplattform Frühe Hilfen des NZFH finden Sie unter: https://www.fruehehilfen.de/lernplattform

Informationen und Materialien zum Thema Ernährung des Bundeszentrums für Ernährung sind verfügbar unter: https://www.bzfe.de

Zum Thema Kleinkinderernährung informiert das Netzwerk Gesund ins Leben unter: https://www.gesund-ins-leben.de

Diana Schulz, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung




Bereits Kleinkinder essen zu süß und ungesund

Ergebnisse der KiESEL-Studie zu Kinderernährung

Zu viele Süßigkeiten und Softdrinks, zu wenig Gemüse: Bei Kindern bis fünf Jahren übersteigt der Verzehr ungesunder Lebensmittel die empfohlene tägliche Höchstmenge um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig essen Mädchen und Jungen in diesem Alter zu wenig gesunde Lebensmittel, vor allem Gemüse. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Studiendaten am Max Rubner-Institut (MRI), die im Juli in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht wurde. Auch bei anderen Lebensmittelgruppen und einigen Nährstoffen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Teil deutliche Abweichungen von den Empfehlungen für Kinder.

Frühe Essgewohnheiten sind prägend für das Leben

„Die Ernährung in den ersten Lebensjahren bildet das Fundament für die kindliche Entwicklung und Gesundheit und ist prägend für spätere Essgewohnheiten“, sagt Prof. Dr. Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am MRI und Seniorautorin des Fachbeitrags. Trotz dieser Bedeutung sind noch viele Fragen zur Ernährung von Kindern offen. In der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) wurden deshalb im Zeitraum von 2014 bis 2017 detaillierte Daten zur Ernährung von Klein- und Vorschulkindern erhoben. Das Projekt wurde federführend vom Bundesinstitut für Risikobewertung durchgeführt und wird am MRI vertieft ausgewertet.

890 Kinder im von einem bis fünf Jahren beobachtet

Am MRI sind nun die Analysen der KiESEL-Daten zum Lebensmittelverzehr und zur Energie- und Nährstoffzufuhr von 890 Kindern im Alter von einem bis fünf Jahren abgeschlossen. Berechnet wurde die durchschnittliche Energie- und Nährstoffzufuhr dabei aus den Angaben der Eltern, die im Rahmen der Studie an vier Tagen alle vom Kind verzehrten Lebensmittel und Getränke protokolliert hatten. Anschließend verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse mit den Verzehrsempfehlungen (Optimierte Mischkost für Kinder und Jugendliche) sowie den Referenzwerten für die Energie- und Nährstoffzufuhr für die untersuchten Altersgruppen.

Zu viele Süßigkeiten, zu wenig Gemüse

Ungünstige Lebensmittel, darunter Süßigkeiten und Softdrinks, machen bei Mädchen und Jungen von einem bis fünf Jahren im Mittel zwischen 25 und 36 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus (statt maximal zehn Prozent). Mehr als die Hälfte der Kinder überschritt außerdem die empfohlene Menge an Fleisch. Hingegen war der Gemüsekonsum bei allen Kindern zu niedrig und auch der Verzehr von Milch und Milchprodukten lag unter den Empfehlungen. Die Daten zeigen, dass Vorschulkinder mehr ungünstige Lebensmittel verzehren als Kleinkinder, und Jungen ungesünder essen als Mädchen. In der Studie zeichneten sich ungünstige Gewohnheiten bereits im Alter von zwei Jahren ab und wurden mit drei Jahren noch deutlicher.

Zu wenig Vitamin D und Jod

Die mittlere Energie- und Nährstoffzufuhr entspricht sowohl bei Klein- als auch Vorschulkindern größtenteils den Empfehlungen. Eine zu niedrige Zufuhr stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer vorangegangenen Analyse jedoch für Vitamin D und Jod fest. Bei Kleinkindern ist zusätzlich die Eisenzufuhr und bei Vorschulkindern die Kalziumzufuhr zu gering. Gesättigte Fettsäuren, Zucker und Proteine nehmen sie hingegen zu viel zu sich. „Es besteht Forschungsbedarf bei der Frage, ob die routinemäßige Vitamin-D-Supplementierung über das Säuglingsalter hinaus verlängert werden sollte“, sagt Dr. Stefan Storcksdieck genannt Bonsmann, kommissarischer Leiter des Instituts für Ernährungsverhalten am MRI und Co-Autor des Fachbeitrags. „Außerdem würde die Verwendung von Jodsalz anstelle von nicht-jodiertem Speisesalz zu einer verbesserten Jodzufuhr beitragen. Dies ist eine wichtige Information, nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Lebensmittelindustrie.“

Prävention ernährungsmitbedingter Erkrankungen

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich ein ungünstiges Ernährungsverhalten bereits in einem sehr jungen Alter ausbilden kann. Es gibt Hinweise, dass gerade diese Zeit entscheidend für die Prävention ernährungsmitbedingter Erkrankungen ist. Deshalb sind Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung und zur Reduzierung des Konsums ungesunder Lebensmittel in den ersten Lebensjahren von großer Bedeutung.

Weiterführende Informationen

Quelle: Dr. Iris Lehmann, Max Rubner Institut