Warum der natürliche Entdeckergeist so wichtig ist und wie Eltern und pädagogische Fachkräfte ihn schützen können
Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie stellen Fragen, entdecken ständig Neues, experimentieren, beobachten – und lassen nicht locker, bis sie eine Antwort haben. Diese unermüdliche Suche nach Sinn, Zusammenhang und Neuem ist keine bloße Phase, sondern ein grundlegender Motor für Entwicklung, Lernen und Beziehung.
„Neugier ist eine psychologische Superkraft“, sagt der Psychologe Jonathan Schooler von der University of California, Santa Barbara. Studien zeigen: Wer sich neugierig mit der Welt verbindet, lebt zufriedener, kreativer – oft gesünder und länger.
Neugier kann man nicht lehren – aber man kann sie verlieren
Während Kinder mit einem natürlichen Entdeckergeist auf die Welt kommen, wird dieser oft ungewollt eingeschränkt. Überstrukturierte Tagesabläufe, frühzeitige Leistungsanforderungen oder ständige Ablenkung durch digitale Medien können die kindliche Neugier Stück für Stück zurückdrängen. Wer immer nur gesagt bekommt, was richtig ist, lernt irgendwann, nicht mehr selbst zu fragen.
Deshalb ist es für Eltern, Großeltern und pädagogische Fachkräfte so wichtig, Räume offen zu halten, in denen Kinder fragen, ausprobieren, beobachten und staunen dürfen. Denn Neugier braucht vor allem eines: Freiheit.
Wenn Eltern selbst neugierig bleiben
Doch auch Erwachsene profitieren, wenn sie sich gemeinsam mit Kindern auf Entdeckungsreise begeben. Eine fragende Haltung – Warum ist das so?, Was könnte dahinterstecken? – wirkt nicht nur ansteckend, sondern stärkt auch das Miteinander in der Familie.
Psychologin Madeleine Gross, ebenfalls von der UC Santa Barbara, betont: „Neugier bedeutet nicht, ständig neue Reize zu suchen, sondern das Alltägliche wieder mit offenen Augen zu sehen.“ Genau das können Kinder den Erwachsenen zeigen – wenn diese bereit sind, mit ihnen gemeinsam hinzuschauen.
Kleine Anregungen für mehr Neugier im Familienalltag
– Lasst Kinder selbst entdecken, statt sofort alles zu erklären – Stellt Fragen, auch wenn ihr die Antwort kennt – und hört gemeinsam nach – Probiert zusammen etwas Neues aus: ein fremdes Gericht, eine unbekannte Pflanze, ein anderer Weg zum Spielplatz – Schafft Momente ohne Ablenkung – kein Bildschirm, kein Plan, nur Neugier
Neugier ist keine Fähigkeit, die man lehren muss – aber eine Haltung, die man bewahren sollte. Wer sie schützt, fördert nicht nur das Lernen der Kinder, sondern bereichert das Familienleben insgesamt.
Quelle: pressetext.com und University of California, Santa Barbara – Department of Psychological & Brain Sciences
Wie Religion in der Familie weiterlebt – oder endet
geschrieben von Redakteur | Juni 25, 2025
Ob Glaube weitergegeben wird, hängt entscheidend von den Eltern ab – mit besonderer Rolle der Mütter. Im Osten Deutschlands ist Nicht-Religiosität zur Norm geworden
Ob Kinder religiös werden oder nicht, entscheidet sich laut einer neuen internationalen Studie der Universität Münster vor allem in der Familie. Besonders dann, wenn beide Elternteile derselben Konfession angehören, religiöse Rituale gemeinsam gepflegt werden und ein klares religiöses Selbstverständnis besteht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Glaube an die nächste Generation weitergegeben wird. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Rolle der Mütter, wie die Religionssoziologinnen Christel Gärtner und Linda Hennig sowie ihr Kollege Olaf Müller vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ betonen.
Aber auch religiöse Institutionen bleiben ein wichtiger Faktor. Der persönliche Austausch mit religiösen Autoritäten trägt wesentlich zur Festigung der Glaubenspraxis bei. Dennoch: In einem zunehmend säkularen Umfeld werden religiöse Erziehung und Weitergabe seltener. Eltern selbst sind heute oft kaum noch religiös – und vermitteln entsprechend auch keine religiösen Inhalte mehr an ihre Kinder.
Ostdeutschland als Vorreiter säkularer Sozialisation
Die Studie vergleicht Familien in Deutschland, Finnland, Italien, Ungarn und Kanada – alles Länder mit christlich geprägter Geschichte, aber unterschiedlichen Säkularisierungsverläufen. Besonders deutlich wird der Wandel in Ostdeutschland. Dort setzte der Bruch in der religiösen Weitergabe bereits früh ein: In der Generation der bis 1948 Geborenen war er bereits sichtbar. Bei den nach 1985 Geborenen stammt heute fast jede*r Zweite aus einer konfessionslosen Familie.
In Westdeutschland hingegen ist die Weitergabe von Religion nach wie vor verbreiteter: Rund 70 Prozent der jüngeren Befragten stammen aus Haushalten mit zumindest einem konfessionell gebundenen Elternteil. Der Unterschied lässt sich unter anderem mit der antireligiösen Politik der DDR erklären, so Olaf Müller: „Wenn die Weitergabe von Nicht-Religiosität zum gesellschaftlichen Normalfall wird, fällt es Eltern schwer, ihren Kindern eine religiöse Lebensweise zu vermitteln.“
Die Adoleszenz als kritischer Wendepunkt
Ob ein Mensch religiös bleibt oder wird, entscheidet sich laut den Forschenden meist in der Jugendphase. In dieser Zeit hinterfragen junge Menschen die religiösen Praktiken ihrer Herkunftsfamilie, entwickeln eigene Haltungen – und treffen zunehmend autonome Entscheidungen.
Zugleich zeigen sich seit den 1980er Jahren neue Erziehungsideale: Eltern fördern verstärkt die Selbstbestimmung ihrer Kinder – auch im religiösen Bereich. Ob ein Kind getauft wird oder sich konfirmieren lässt, ist häufig eine Entscheidung, die der Nachwuchs selbst treffen soll.
Besonders nachhaltig wirkt religiöse Sozialisation, wenn mehrere Generationen zusammenwirken – etwa wenn Großeltern ebenfalls zur religiösen Erziehung beitragen. Allerdings, so die Studienautor*innen, können Großeltern einen fehlenden religiösen Einfluss der Eltern nicht ersetzen.
Werte bleiben – auch ohne Religion
Während sich in der religiösen Praxis zwischen den Generationen oft Brüche zeigen, bleiben zentrale Werte erstaunlich konstant. Solidarität, Toleranz und Nächstenliebe – ursprünglich religiös vermittelt – werden von vielen jungen Menschen zwar übernommen, jedoch ohne religiöse Begründung. Sie gelten heute zunehmend als allgemein gesellschaftliche Werte.
Interessant ist dabei auch die Feststellung: Nicht nur Religion kann dominant weitergegeben werden – auch eine gefestigte Haltung der Nicht-Religiosität prägt die nächste Generation nachhaltig. In Familien, in denen etwa der Vater betont säkular lebt, kann dieser Einfluss ebenso stark wirken wie eine überzeugte religiöse Praxis.
Die Studie wurde von 21 Forscher*innen aus fünf Ländern durchgeführt und durch die John Templeton Foundation gefördert. Die Ergebnisse sind im Buch „Families and Religion. Dynamics of Transmission across Generations“ im Campus Verlag erschienen. Das Projekt war am Centrum für Religion und Moderne (CRM) sowie am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster angesiedelt.
Fast 13 Prozent betroffen: Sexualisierte Gewalt beginnt oft in der Familie
geschrieben von Redakteur | Juni 25, 2025
Repräsentative Untersuchung macht Ausmaß, Kontexte und Folgen von Missbrauch sichtbar – Dunkelfeld weiterhin groß
Laut einer aktuellen Dunkelfeldstudie, initiiert vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, berichten 12,7 Prozent der befragten Erwachsenen, in ihrer Kindheit oder Jugend sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Das entspricht etwa 5,7 Millionen Menschen in Deutschland.
Besonders betroffen sind weibliche Befragte: 20,6 Prozent gaben an, in jungen Jahren sexualisierte Gewalt erlebt zu haben – bei den 18- bis 29-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 27,4 Prozent.
„Die Ergebnisse weisen auf ein erhebliches Dunkelfeld hin, das im Vergleich zu früheren Untersuchungen nicht abgenommen hat“, sagt Prof. Dr. Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie am ZI und Koordinator der Studie.
Tatorte: oft das Zuhause – Täter meist männlich
Die Studie zeigt: Sexualisierte Gewalt geschieht am häufigsten im familiären Umfeld oder durch nahestehende Bezugspersonen. Zwar erleben auch Jungen Gewalt, bei ihnen häufen sich aber Kontexte wie Sport- und Freizeiteinrichtungen, kirchliche Räume oder Angebote der Kinder- und Jugendhilfe.
Ein weiteres zentrales Ergebnis betrifft die Täterstruktur: In der großen Mehrheit der Fälle waren die Täter männlich. Nur 4,5 Prozent der Betroffenen berichteten von Übergriffen durch Frauen.
Digitale Medien als neuer Risikobereich
Die Studie weist auch auf die wachsende Bedeutung digitaler Räume hin: In 31,7 Prozent der Fälle spielten soziale Netzwerke, Chats oder Messenger-Dienste eine Rolle. Dabei ging es unter anderem um das ungewollte Zusenden pornografischer Inhalte, gezielte Kontaktaufnahme oder den Druck, intime Bilder oder Videos zu verschicken.
Besorgniserregend: Über 60 Prozent derjenigen, die im realen Leben betroffen waren, erlebten auch digital sexualisierte Gewalt.
Scham, Angst und Schweigen – viele sprechen nicht darüber
Ein weiteres bedrückendes Ergebnis: 37,4 Prozent der Betroffenen haben nie mit einer anderen Person über das Erlebte gesprochen.
Häufigste Gründe: Scham, Schuldgefühle und Angst, nicht ernst genommen zu werden. „Das zeigt, dass es vielfach an geschützten Räumen fehlt, in denen Menschen das Erlebte offen ansprechen können“, so Prof. Dreßing.
Wissenschaftlich belastbare Daten zum ersten Mal
Die Studie wurde in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Ulm, dem Kriminologischen Institut Heidelberg und dem Umfrageinstitut infratest dimap durchgeführt. Erstmals wurde damit eine für Deutschland repräsentative Erhebung zum tatsächlichen Ausmaß und den Kontexten sexualisierter Gewalt realisiert.
„Es ist wichtig, dass wir die Forschung zum Ausmaß und den Kontexten sexualisierter Gewalt verstetigen“, betont Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des ZI. „Nur so können wir Prävention und Versorgung verbessern.“
Originalpublikation:
Harald Dreßing, Andreas Hoell, Leonie Scharmann, Anja M. Simon, Ann-Christin Haag, Dieter Dölling, Andreas Meyer-Lindenberg, Joerg Fegert: Sexual Violence Against Children and Adolescents: A German Nationwide Representative Survey on Its Prevalence, Situational Context, and Consequences. Dtsch Arztebl Int 2025; 122: 285–91. DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0076 Link: https://www.aerzteblatt.de/10.3238/arztebl.m2025.0076
Gernot Körner
Der Anteil erwerbstätiger Mütter ist um 9 % gestiegen
geschrieben von Redakteur | Juni 25, 2025
Statistisches Bundesamt gibt Zahlen zur Erwerbstätigkeit von Eltern heraus
Im Jahr 2022 waren 69 % der Mütter minderjähriger Kinder erwerbstätig. Gegenüber dem Jahr 2005 hat die Erwerbstätigenquote von Müttern damit von 60 % um rund 9 Prozentpunkte zugelegt. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus weiter mitteilt, stieg die Erwerbstätigkeit von Vätern im selben Zeitraum von 88 % auf 92 % weniger stark. Seit der Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 ist damit sowohl die Erwerbstätigkeit von Müttern als auch die Erwerbstätigkeit von Vätern gestiegen.
Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern
Die größten Unterschiede in der Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern finden sich bei den Eltern jüngerer Kinder: Ist das jüngste Kind im Haushalt weniger als ein Jahr alt, so war 2022 nur rund jede achte Mutter erwerbstätig (13 %), im Vergleich zu 87 % der Väter. Bei Kindern im Alter von zwei bis unter drei Jahren waren 64 % der Mütter und 92 % der Väter erwerbstätig. Während sich die Erwerbstätigkeit von Vätern je nach Alter des Kindes lediglich zwischen 87 % und 93 % bewegte, stieg sie bei Müttern mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes deutlich stärker an.
Am deutlichsten fällt der Anstieg der Erwerbstätigkeit von Müttern im Zeitraum von 2005 bis 2022 aus, wenn das jüngste Kind im Alter von einem bis zwei oder drei bis sechs Jahren (+ 16 Prozentpunkte) oder von zwei bis drei Jahren (+ 24 Prozentpunkte) war. Bei einem jüngsten Kind ab sechs Jahren fiel der Anstieg moderater aus (+ 8 bis 13 Prozentpunkte). Es liegt nahe, dass der Ausbau der Kinderbetreuung zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Angesichts der Zielsetzung des Elterngelds, Väter stärker an der Betreuung der Kinder zu beteiligen, ist es bemerkenswert, dass die Erwerbstätigenquote auch bei den Vätern mit kleinen Kindern gestiegen ist – wenngleich deutlich geringer als bei den Müttern.
Bei zwei Dritteln der Elternpaare waren beide Elternteile erwerbstätig
Bei 66 % aller gemischtgeschlechtlichen Paare mit minderjährigen Kindern waren im Jahr 2022 beide Elternteile erwerbstätig. Bei weiteren 26 % der Paare war nur der Vater erwerbstätig, bei rund 3 % nur die Mutter. Im Jahr 2005 waren noch bei 54 % der Elternpaare beide Partner erwerbstätig. Der Anteil der Paare, bei denen nur der Vater erwerbstätig war, lag 2005 bei 34 %, während in 5 % der Haushalte nur die Mutter erwerbstätig war.
Väter arbeiten nach wie vor meist in Vollzeit, Mütter in Teilzeit
Betrachtet man nur die gemischtgeschlechtlichen Elternpaare, bei denen sowohl die Mutter als auch der Vater erwerbstätig sind, so war im Jahr 2022 bei 65 % der Paare der Vater in Vollzeit und die Mutter in Teilzeit tätig. Bei dieser Konstellation sind zwar beide Elternteile erwerbstätig, doch trägt meist der Vater weiter den Hauptteil des Einkommens bei. Bei 27 % der Paare mit minderjährigen Kindern arbeiteten sowohl der Vater als auch die Mutter in Vollzeit und bei 5 % beide in Teilzeit. Bei lediglich 2 % der erwerbstätigen Elternpaare arbeitete die Mutter in Vollzeit und der Vater in Teilzeit.
Seit dem Jahr 2005 gab es bei der Aufteilung der Erwerbsarbeit nur geringe Veränderungen: Im Jahr 2005 betrug der Anteil der Paare, bei denen der Vater in Vollzeit und die Mutter in Teilzeit tätig war, noch 69 % und lag damit um vier Prozentpunkte höher als 2022. Während der Anteil von Paaren mit zwei Elternteilen in Teilzeit von 2 % auf 5 % zugenommen hat, blieb der Anteil der Elternpaare mit zwei vollzeitbeschäftigten Elternpaaren nahezu unverändert.
Methodische Hinweise:
Erfasst werden Mütter und Väter im Alter von 15 bis 64 Jahren mit mindestens einem im Haushalt lebenden minderjährigen Kind (in Hauptwohnsitzhaushalten). Es werden hier nur gemischtgeschlechtliche Paare betrachtet, da geschlechtsspezifische Erwerbskonstellationen bei gleichgeschlechtlichen Paaren nicht dargestellt werden können. Dargestellt wird hier das Konzept der realisierten Erwerbstätigkeit: Personen, die ihr bestehendes Erwerbsverhältnis aufgrund von Mutterschutz oder Elternzeit unterbrechen, werden als (zeitweise) nicht erwerbstätig behandelt. Personen, die ihre Erwerbstätigkeit aufgrund von Krankheit oder Urlaub zum Stichtag nicht aktiv ausüben, sind dagegen in der Zahl der Erwerbstätigen enthalten.
Weitere Informationen:
Weitere Ergebnisse und Analysen zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit von Eltern und zur Aufteilung der Erwerbsarbeit bei Elternpaaren finden sich in dem Beitrag „Closing the gap? Erwerbstätigkeit und Arbeitszeit von Müttern und Vätern nach 15 Jahren Elterngeld“, der in Ausgabe 4/2023 von WISTA – Wirtschaft und Statistik, dem Wissenschaftsmagazin des Statistischen Bundesamts erschienen ist.
Darüber hinaus finden Sie Daten zur unterschiedlichen Erwerbs- und Einkommenssituation von Männern und Frauen sowie zur geschlechterspezifischen Verteilung von Sorgearbeit (Care-Arbeit) auch auf unserer Themenseite Gleichstellungsindikatoren. Sie liefert einen Überblick zu Stand und Entwicklung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung Statistisches Bundesamt
Kuscheln mit den Pinguinen
geschrieben von Redakteur | Juni 25, 2025
Das Brettspiel „Kuschel-Kolonien“ für Kinder ab sechs Jahren
Pinguine sehen knuffig und goldig aus, bewegen sich patschig durch die Gegend und wirken völlig harmlos. Dafür haben wir sie in unser Herz geschlossen. Als witzige und kuschelige Protagonisten tanzen sie durch so manchen Familienfilm und begeistern ihre kleinen Zuschauer. In der Realität leben sie auf der Südhalbkugel unserer Erde in oftmals sehr unwirtlichen Gegenden. Um sich vor der mörderischen Kälte zu schützen, drängeln sie sich gerne auch mal zusammen und wärmen sich dabei gegenseitig.
Das Familienspiel „Kuschel-Kolonien“ nimmt diesen Aspekt auf. Das Spielfeld stellt Eisfelder in der Antarktis dar. Darauf liegen zusätzlich Eisschollen. Jeder Spieler erhält drei kleine und drei große Pinguine. Nachdem diese auf dem Spielfeld verteilt sind, muss jeder versuchen, seine Familie zusammenzubringen. Und damit das nicht zu leicht fällt, darf zu Beginn des Spiels der Mitspieler die Figuren des anderen auf der Spielfläche verteilen.
Dann darf reihum gezogen, gesprungen und getaucht werden. Das verlangt den Spielern schon einiges ab. Und wer es als erster schafft, seine Familie zu einer kuscheligen Gruppe zusammenzubringen, hat natürlich gewonnen.
Für all diejenigen, denen diese Variante zu einfach ist, gibt es noch eine Expert-Variante. Diese ist deutlich kniffliger.
„Kuschel-Kolonien“ ist ein Familienspiel, das der Spielehersteller Smart Games für Kinder ab sechs Jahren empfiehlt. Die Altersempfehlung passt soweit, wobei durchaus auch schon viele jüngere Kinder mit dem Spiel gut umgehen können. Wichtig ist nur, dass die Altersunterscheide zwischen den Spielenden nicht allzu groß sind. Denn beim Spiel ist strategisches Denken gefragt, und das entwickelt sich nun mal erst mit der Zeit. Zwei bis vier Spieler können hier miteinander spielen. Die Spielzeit ist mit rund 20 Minuten passend.
Das Pinguin-Spiel begeistert seine Spieler zunächst einmal über den emotionalen Aspekt, den die Pinguinfiguren mit sich bringen. Diese sind zwar einfach, wirken aber robust und sind hübsch gestaltet. Schon allein das lädt dazu sein, mehr über Pinguine zu erfahren und schafft Gesprächsanlässe. Zudem vermittelt es den Wert der Familie. Im Kern ist es ein Regelspiel mit all seinen Facetten, beim dem nicht das Glück, sondern die Strategie zum Erfolg verhilft. Und genau das ist es, wodurch sich die Spieler mit dem Spiel weiterentwickeln können und Erfolgsgefühle vermitteln.
Kuschel-Kolonien
Kategorie: Familienspiele Alter: 6+ Spieler: 2-4 Inhalt: 1 Spielfeld, 4 Pinguinfamilien (Jede Pinguinfamilie besteht aus 3 großen und 3 kleinen Pinguinen), 6 Eisschollen: 4 gerade und 2 gebogene Eisschollen.
Laut Experten: Das Spielen von Kuschel-Kolonien stimuliert die folgenden kognitiven Fähigkeiten: Konzentration, Laterales Denken, Planen, Problemlösen, Räumliches Denken
Die Kinderarmut zeigt sich besonders bei Mehrkindfamilien, dabei leisten sie Enormes für die Gesellschaft
Wer in Deutschland in einer Familie mit mehreren Kindern lebt, ist häufiger von Armut betroffen, als das in Haushalten mit weniger Kindern der Fall ist. Fast ein Drittel (32 Prozent) aller Familien mit drei oder mehr Kindern gilt als einkommensarm, knapp 18 Prozent beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II. Der Blick auf die Länderebene unterstreicht diesen Befund: Über alle Bundesländer hinweg haben Paarfamilien mit drei und mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisiko wie Paarfamilien mit zwei Kindern.
Bremer Mehrkindfamilien haben es besonders schwer
Am häufigsten sind Mehrkindfamilien in Bremen (63 Prozent) von Armut betroffen, in Bayern ist das Risiko am geringsten (22 Prozent). Besonders schwierig ist die Lage für alleinerziehende Familien mit drei und mehr Kindern: Über 86 Prozent von ihnen sind auf Sozialtransfers angewiesen.
Wie aus der neuen Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“ der Bertelsmann Stiftung ebenfalls hervorgeht, sind Kinder aus kinderreichen Familien besonders häufig von Armut betroffen: Mit 46 Prozent lebt fast die Hälfte aller Kinder in Mehrkindfamilien im SGB II-Bezug.
Insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland
In den insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland – das entspricht etwa jeder sechsten Familie – stehen die Eltern in besonderer Weise vor der Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile nimmt mit steigender Kinderzahl ab; in Familien mit drei und mehr Kindern liegt sie deutlich niedriger als bei Eltern mit einem oder zwei Kindern.
Insgesamt ist in Mehrkindfamilien häufiger als in anderen Familien der Vater Hauptverdiener, während die Mutter dazu verdient. Die Mütter wenden im Durchschnitt aber auch pro Tag rund doppelt so viel Zeit für die Kinderbetreuung auf wie die Väter. Erst mit zunehmendem Alter der Kinder weiten Mütter – wie in an- deren Familien auch – ihre Erwerbsbeteiligung aus.
Zudem zeigen die Daten, dass rund 70 Prozent der Mütter von drei und mehr Kindern gut bis sehr gut ausgebildet sind. Das wider- legt das Klischee, Eltern von Mehrkindfamilien hätten überwiegend einen niedrigen Bildungs- stand.
Kinderarmut durch Unterstützung von Mehrkindfamilien bekämpfen
„Da die Betreuung und Erziehung von drei und mehr Kindern viel Zeit kostet, können Eltern ihre Erwerbstätigkeit kaum ausweiten, sondern müssen sie meistens sogar reduzieren“, so Anette Stein, Direktorin des Programms Bildung und Next Generation der Bertelsmann Stiftung. Für viele Familien stelle das angesichts der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten und steigenden Lebensmittelkosten eine immer größere Herausforderung dar. „Die soziale Situation von Mehrkindfamilien muss viel stärker ins Blickfeld rücken – vor allem auch deshalb, um die Kinderarmut in Deutschland entschlossen zu bekämpfen“, appelliert die Expertin.
Um ein besseres Verständnis für die Lebenswirklichkeit und die Bedarfe von Mehrkindfamilien zugewinnen, haben Sabine Andresen, Professorin für Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, und ihr Team 20 von ihnen ausführlich befragt. Dabei wurde deutlich, dass die Sorge um finanzielle Engpässe als auch um ausreichend bezahlbaren Wohnraum Mehrkindfamilien ständig begleitet. Zudem beklagen sie Benachteiligungen im Alltag, da zum Beispiel Familientickets im öffentlichen Personennahverkehr, im Schwimmbad oder im Zoo häufig auf die klassische Zwei-Kind-Familie ausgerichtet sind. Eine zusätzliche Belastung stellen Vorurteile und Stigmatisierungen dar, denen sich Mehrkindfamilien häufig ausgesetzt sehen.
„Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert“
„Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert; übersehen werden dabei ihre enormen Leistungen für die Gesellschaft“, betont Sabine Andresen. „Wer drei Kinder oder mehr großzieht, sorgt im Umkehrschluss dafür, dass der Generationenvertrag unserer solidarisch organisierten Sozialversicherungssysteme funktioniert. Ohne die Care-Arbeit der Eltern, vor allem der Mütter, die dafür häufig auf die eigene Karriere und damit ausreichende Altersvorsorge verzichten, wäre das nicht möglich. Schon deshalb schulden wir diesen Familien eine gezielte Unterstützung, mehr Wertschätzung sowie die Überwindung von Klischees.“
Um Kindern in Mehrkindfamilien ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen und ihnen bessere Chancen auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen, plädiert die Bertelsmann Stiftung weiterhin mit Nachdruck für die Einführung einer Kindergrundsicherung, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Hierauf hätte jedes Kind Anspruch, unabhängig von der Familienform und der Zahl der Geschwister. Wichtig ist, dass damit die tatsächlichen, altersgerechten Bedarfe von Kindern und Jugendlichen gedeckt werden.
Schnelle und unbürokratische Entlastungen sind gefragt
Kurzfristig sind angesichts der rasant steigenden Verbraucherpreise zudem schnelle und unbürokratische Entlastungen gerade für kinderreiche Familien vonnöten. Bei Angeboten und Vergünstigungen für Familien in Bereichen wie Mobilität, Freizeit, Sport und Kultur müssen die speziellen Bedürfnisse dieser Familienform stärker mitgedacht werden.
Erleichterungen bedarf es auch in der Betreuung und Erziehung. Neben einem Ausbau der Angebote in der Kindertagesbetreuung sollte die Care-Arbeit von Müttern und Vätern – in allen Familienformen – gesellschaftlich stärker anerkannt und gerechter zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.
Langfristig wäre Mehrkindfamilien damit geholfen, wenn sich Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von der Norm der Zwei-Kind-Familie lösen würden. Denn Mehrkindfamilien sind vielfältig, was bei politischen Maßnahmen ebenso wie in der öffentlichen Wahrnehmung sowie in der Forschung konsequent berücksichtigt werden sollte.
Zusatzinformationen
Für die empirischen Angaben zu Mehrkindfamilien in Deutschland wurden überwiegend Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Mikrozensus sowie der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2021 herangezogen. Für die qualitative Studie von Prof. Sabine Andresen und ihrem Team der Goethe-Universität Frankfurt wurden im Jahr 2020 Interviews mit 20 Mehrkindfamilien geführt und mit der Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Bilderbuch „Und deine Familie?“ von Charlotte Belliere und Ian de Haes
Auf dem Schulhof spielen die Kinder Familie. „Vater-Mutter-Kind“ hat man dazu früher gesagt. So etwa vor 40 Jahren. Damals war auch klar, dass Mädchen Röcke tragen und lange Haare haben. Jungen genau anders herum, Hosen und kurze Haare. Und alle waren weiß. So hautfarbenmäßig.
Heute sieht es auf dem Schulhof anders aus. Mädchen tragen Hosen oder Kleid, wie sie wollen. Allerdings sieht man keinen Jungen im Rock. An der Haarlänge lässt sich die Geschlechtereinteilung auch nicht ablesen. Und die weiße Hautfarbe ist genauso oft vertreten wie andere.
Es hat sich also viel verändert. Die Realität der Kinder sieht heute anders aus als noch vor wenigen Jahrzehnten. Ebenso verhält es sich mit der Familie. Und den eigenen verinnerlichten Geschlechterbildern der Kinder. So will das Mädchen nicht die Mama spielen, sondern den Papa. Andere wollen auch mitspielen. Damit entspinnt sich schnell eine rege Diskussion darüber, wer denn eigentlich zur Familie gehört. Das eine Kind findet es toll, Geschwister zu haben. Denn dann ist es nicht so langweilig. Ein anderes findet es toll, allein zu sein. Denn dann muss es seine Spielsachen nicht teilen.
Familie ändert sich ständig
Ein Mädchen lebt allein mit seiner Mutter, ein anderes hat zwei Mütter. Ein drittes wohnt allein mit seinem Vater. Da es für Mütterabwesenheit in dieser Gesellschaft gute Gründe geben muss – einfach so würde eine Mutter dem Vater ja nie ihr Kind zu Erziehungs- und Aufwachs-Zwecken überlassen – lebt diese in einem anderen Land.
Papas werden von den Kindern übrigens erstaunlich positiv gesehen. Offenbar schimpfen sie nicht häufiger als die Mütter. Und werden nicht mehr – wie noch vor 40 Jahren – als Bestrafungsinstanz eingesetzt. Dann gibt es noch die Trennungsfamilien, die Patchworkfamilien, nach der nächsten Trennung wieder neue Patchworkfamilien. Manche Kinder werden von Tagesmüttern betreut und manche von der Oma. Vor- und Nachteile der jeweiligen Lebenssituation bringen die Kinder erstaunlich klar in einem Satz auf den Punkt.
Aber das Familie-Sein ist heutzutage ganz schön vielfältig. Und damit kompliziert. Noch dazu verändert es sich immer wieder. Weshalb die Kinder am Ende lieber etwas Einfacheres spielen wollen: Schule…
Charlotte Bellieres Bilderbuch eignet sich hervorragend dazu, mit Kindern über das Thema „Familie“ ins Gespräch zu kommen. Nicht nur zu Hause, sondern auch in der Kita- oder Grundschul-Gruppe. Denn es zeigt, dass es viele unterschiedliche Familien mit vielen unterschiedlichen Angehörigen gibt. Und zwar ganz ohne Wertung.
Ralf Ruhl
Charlotte Belliere (Text), Ian de Haes (Ill.) Und deine Familie? Carl-Auer-Verlag 2022 www.carl-auer.de 46 Seiten, 21×27 cm ab 4 Jahre ISBN 978-3-96843-032-4 19,95 Euro
Depression ist die psychische Volkskrankheit Nummer Eins. In Deutschland leiden laut RKI (Robert-Koch-Institut) fast elf Prozent der Frauen und knapp acht Prozent der Männer darunter, mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern. Klar, dass auch ihre Kinder mitbekommen, dass Mama oder Papa anders sind als früher.
So geht es auch Nele. Ihr Vater arbeitet als Hochseilartist im Zirkus. Eigentlich ist er ein sehr fröhlicher Mensch. Doch seit kurzem ist er immer traurig, hat Angst, auf das Seil zu steigen und will eigentlich nur noch im Bett liegen. Er lacht nicht einmal mehr über Neles Kunststücke. Und das lastet ziemlich schwer auf ihrer Seele.
Zum Glück gibt es den Dummen August. Der ist natürlich gar nicht dumm, sondern ziemlich schlau. Er fragt Nele, wo ihr Lächeln geblieben sei. Und da bricht es aus ihr heraus. Sie macht sich Sorgen um ihren Vater, fragt sich, ob sie an der Traurigkeit schuld sei, ob sie etwas falsch gemacht habe, ob sie nicht gut genug sei.
Das ist das Brutale, wenn die Familie tiefgehenden Veränderungen unterliegt: Sie sind für Kinder nicht einzuordnen. Sie zweifeln an sich selbst. Grundsätzlich, existenziell. Deshalb brauchen sie Erwachsene, die sie dabei tatkräftig unterstützen, Geschehnisse einzuordnen und einen Weg aus der Misere hinaus zu finden.
Und die findet Nele. Im Dummen August, der ihr erklärt, was ihrem Papa hilft: Zeit, Zuwendung und ein guter Arzt oder Psychologe. Und natürlich Mama, die ihr bestätigt, dass sie ihren Mann lieb hat. So können sie gemeinsam eine bunte Brücke bauen, über die der kranke Hochseilartist gehen kann – zurück in die Manege.
Depression betrifft alle
Depressive brauchen Unterstützung des gesamten Umfeldes. Alle zusammen müssen wissen, dass es sich um eine Krankheit handelt. Nicht um Unwohlsein oder fehlenden Willen. Wenn es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen, dann braucht es auch ebendieses Dorf, um einen psychisch Kranken ins Leben und die Gemeinschaft zurückzuholen. Dabei brauchen allerdings auch alle aus dieser Gemeinschaft die Unterstützung der anderen: die Ehefrau, die Kollegen, die Freunde, aber vor allem die Kinder.
Das setzt Ann Cathrin Raab mit etwas kindlich-zittrigem Strich und vielen bunten Punkten in ihren Illustrationen angemessen um. Einfache Linien schaffen fröhliche oder traurige Gesichter, für Kinder in diesem Alter einfach zu erkennen, dabei aber niemals süßlich oder niedlich, sondern dem Ernst der Situation entsprechend.
Im Anhang erklärt Dr. Susanne Schmidt, die in einer psychosomatischen Klinik für Kinder und Jugendliche arbeitet, was Depression ist, was am besten hilft und wie Kinder sich Unterstützung holen können. Claudia Gliemann hat mit ihrer Buchreihe Reihe Figuren geschaffen, die für Kinder in unterschiedlichen Altersstufen ab vier Jahren die Problematik der Depression nahe bringen. Es begann mit dem vielfach ausgezeichneten Bilderbuch „Papas Seele hat Schnupfen“, das nach kurzer Zeit auch als Hörbuch erarbeitet wurde. Nach diesem Erfolg erschien mit „Ein Muffin für Nele“ ein Sach- und Erzählbuch für Kinder ab sechs Jahren. „Eine bunte Brücke für Papa“, das hier vorgestellt wurde, ist ein klassisches Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren. Gliemann hat weiterführend Unterrichtskonzepte und –materialien entwickelt und setzt sich in Schulklassen und sozialen Einrichtungen für die Belange von Kindern psychisch kranker Eltern ein.
Ralf Ruhl
Bibliographie:
Papas Seele hat Schnupfen – Papas bunte Brücke Text: Claudia Gliemann Illustration: Ann Cathrin Raab Ab 4 Jahren Hardcover 4-farbig illustriert 62 Seiten ISBN 978-3-942640-16-9 Preis: 19,80 Euro