Wer früh mit Freude liest, hat ein leistungsfähigeres Gehirn

Umfassende Studie mit über 10.000 Kindern weist Zusammenhang zwischen dem frühen Lesen mit Freude und Intelligenz nach

Frühes Lesen ist für die Entwicklung des Gehirns, der Intelligenz und der psychischen Gesundheit von großer Bedeutung. Eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus England und China mit über 10.000 Kindern zeigt die überraschenden Auswirkungen von Lesebegeisterung bei Kindern, die spätestens im Alter von neun Jahren damit begonnen haben, zum Vergnügen zu lesen.

Was wir bereits wussten

Längst ist bekannt, dass Lesen eine kognitiv bereichernde Aktivität ist, bei der Sprache und Informationen in schriftlicher Form erworben werden, die den Grundstein für den Wissenserwerb legt und weitgehend zum Wissenserwerb beiträgt. Im Gegensatz zum Spracherwerb ist es nötig, dass das Lesen schrittweise und systematisch erlernt und regelmäßig geübt werden muss. Da Kinder vor allem spielerisch gut lernen, ist es wichtig, früh die Freude am Lesen zu vermitteln, etwa durch die Verwendung von gut illustriertem Bildmaterial, um das Verständnis zu erleichtern, erklären die Verfasserinnen und Verfasser der Studie.

Die enorme Bedeutung von Papp- und Bilderbüchern

An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Lesen nicht erst mit dem Wissenserwerb über Buchstaben und Ziffern beginnt. Schon das Entziffern von Bildern in Büchern als Gegenstände aus der realen Welt etwa ist ein entscheidender erster Schritt dahin. Nicht von ungefähr sind die ersten Schriften der Menschheit Bilder oder Schriftzeichen mit erkennbar bildhaftem Charakter wie etwa die ägyptischen Hieroglyphen. Wer das weiß ,sollte sich etwa beim Kauf von Papp- und Bilderbüchern seiner Verantwortung bewusst sein.

Spaß muss sein!

Laut Studie kommt es deshalb beim Lesen nicht nur auf kognitive phonologische und orthographische Leseprozesse, sondern auch auf den Spaß an, sich Wissen über Interessen anzueignen, was bei der Entwicklung langfristiger Lesegewohnheiten hilfreich sein kann. Schon im frühkindlichen Bereich können Kinder unterstützt durch eine einfühlsame und verständnisvolle Begleitung erste gedruckte Informationen verstehen, erste Lesefähigkeiten einschließlich alphabetischer Dekodierung und phonologischer Prozesse erlernen, sich an interaktiven Diskussionen über entwicklungsgerechte Texte und Bilder beteiligen. Die Bindung zu Betreuerinnen und Betreuern stärkt den Spaß beim gemeinsamen Lesen. Zum Allgemeinwissen gehört zudem, dass das Vorlesen von Büchern nicht nur zur Entwicklung der Sprachkenntnisse kleiner Kinder beiträgt, sondern auch das Interesse und die Freude am Lesen fördert. Auch in Bezug auf die Prävention von Lese und Rechtschreibschwäche sind diese Vorgänge viel effizienter als in der Grundschulzeit.

Hirnscans weisen Veränderungen nach

Im Gegensatz zu vielen anderen Studien haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur auf die Testergebnisse der Kinder und die Elterninterviews gestützt, sondern auch auf eine große Zahl von Hirnscans. Auch wenn es sich in der Publikation der Ergebnisse etwas kryptisch anhört, hier das Originalzitat aus der Studie auf deutsch: „Diese Teilnehmer mit höheren frühen ,Lesen mit Freude Werten‘ (original reading for pleasure (RfP)) wiesen mäßig größere gesamte kortikale Bereiche und Volumina des Gehirns auf, mit vergrößerten Regionen, einschließlich der Schläfen-, Frontal-, Insula- und Supramarginalregion; links eckig, parahippocampal; rechte mittlere okzipitale, anterior-cinguläre, orbitale Bereiche; und subkortikales ventrales Zwischenhirn und Thalamus. Diese Gehirnstrukturen standen in signifikantem Zusammenhang mit ihren kognitiven und psychischen Gesundheitswerten und zeigten signifikante Mediationseffekte. Frühes ,Lesen mit Freude‘ war in Längsrichtung mit einer höheren kristallisierten Kognition und geringeren Aufmerksamkeitssymptomen bei der Nachuntersuchung verbunden.

Heruntergebrochen heißt das: Wer früh zur eigenen Unterhaltung liest, hat nicht nur ein zum Teil größeres, sondern auch besser ausgebildetes Gehirn. Damit steigt auch die Leistungsfähigkeit des Gehirns und damit der Intelligenz für das ganz Leben. Gleichzeitig zeigt sich, dass diese Menschen resilienter und damit weniger betroffen von psychischen Erkrankungen zeigen. Interessant ist auch, dass die Wissenschaftler die optimale Lesezeit pro Woche festgestellt haben: Zwölf Stunden pro Woche sind für junge Jugendliche kognitiv optimal.

Originalpublikation

Die Studie ist im vergangenen Jahr bei Cambridge University Press erschienen. Diese finden Sie unter folgendem Link: https://www.cambridge.org/core/journals/psychological-medicine/article/earlyinitiated-childhood-reading-for-pleasure-associations-with-better-cognitive-performance-mental-wellbeing-and-brain-structure-in-young-adolescence/03FB342223A3896DB8C39F171659AE33#

Gernot Körner




Frühe Widrigkeiten treiben die Gehirnentwicklung

Langfristig kann Anpassung der Psyche der Kinder jedoch in einem erheblichen Maß schaden

Forscher des Singapore Institute for Clinical Sciences haben einen Zusammenhang zwischen einem früh erlebten Leid und der Geschwindigkeit bei der Entwicklung des Gehirns nachgewiesen. Dafür wurden Neuroimaging-Daten der groß angelegten „Kohorte Growing Up in Singapore Towards healthy Outcomes“ (GUSTO) ausgewertet. Diese zeigen, dass eine erhöhte Belastung mit Widrigkeiten im frühen Leben (ELA) in den Jahren vor dem Schulbesuch zur Beschleunigung der Entwicklung des Gehirns führt.

Kognitive und psychische Probleme

Hat eine Mutter während der Schwangerschaft psychische oder körperliche Probleme, entwickelt sich das Gehirn des Kindes schneller, um sich an diese widrigen Umstände anzupassen, so die Experten. Diese Beschleunigung kann in der Folge zu einem höheren Risiko bei abträglichen kognitiven und psychischen Ergebnissen führen. Dazu gehören unter anderem schwere depressive Störungen.

Um die Auswirkungen von ELA zu quantifizieren, haben die Forscher ein von Patricia Silveira von der McGill University entwickeltes Bewertungsverfahren eingesetzt. Ziel war es, einen zusammengesetzten Score zu erstellen, der Faktoren berücksichtigt, die sich über eine Bevölkerung erstrecken. Diese Faktoren konzentrieren sich auf Belastungen, die vor der Geburt stattgefunden haben.

Dazu gehören die psychische und körperliche Gesundheit der Mutter während der Schwangerschaft, aber auch die Familienstruktur und die finanziellen Gegebenheiten. Werden verschiedene Risikofaktoren zusammengerechnet oder kombiniert, wird eine bessere Vorhersage der Ergebnisse eines Kindes möglich. Mittels dieses zusammengesetzten Scores hat das Team die GUSTO-Kohorte in verschiedene Ausmaße einer kumulativen ELA-Belastung aufgeschichtet.

Anpassung durch Neuroplastizität

Um die Geschwindigkeit der Entwicklung des Gehirns während der Kindheit zu modellieren, wurden multimodale MRT-Scans der GUSTO-Kohorte ausgewertet. Diese Scans wurden bei 549 Kindern im Alter von 4,5, 6 und 7,5 Jahren durchgeführt. Da die meisten psychischen Erkrankungen ihren Ursprung auch in der Kindheit haben, werden diese Werte als sehr relevant angesehen.

Die Fachleute haben einen Maßstab eingesetzt, der die strukturelle und funktionelle Konnektivität des Gehirns kombiniert, um Einblicke in den Zusammenhang zwischen der Gehirnstruktur und der -funktion darzustellen. Der Messwert „SC-FC“ spiegelt das Potenzial eines Kindes im Bereich der Neuroplastizität wider – also die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und um zu lernen, auch neu zu organisieren, sich von Verletzungen zu erholen und sich auf neue Erfahrungen einzustellen. Es wird vermutet, dass das Gehirn in der frühen Kindheit weniger spezialisiert und anpassungsfähiger ist. Dem würde im Verlauf der Kindheit eine abnehmende Kurve des SC-FC entsprechen.

Das Team unter der Leitung von Tan Ai Peng und Chan Shi Yu hat nachgewiesen, dass eine hohe Belastung mit ELA zu einem rascheren Abfall von SC-FC zwischen viereinhalb und sechs Jahren führt. Das weist auf eine beschleunigte Entwicklung des Gehirns hin. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen Mechanismus, der auf Anpassung ausgerichtet ist, heißt es.

Er tritt auf, wenn es zum Kontakt mit Umweltfaktoren kommt, die eine gewisse Reife erfordern. Obwohl es sich dabei um einen Schutz gegen Widrigkeiten handelt, gibt es auch negative Auswirkungen. Langfristig führt dieser Mechanismus nämlich dazu, dass das Zeitfenster bei Neuroplastizität und adaptivem Lernen kleiner wird. Details sind in „Nature Mental Health“ nachzulesen.

Moritz Bergmann, pressetext.redaktion




Sozialer Stress in der Schule wirkt sich negativ auf die Hirnentwicklung aus

Studie unterstreicht die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist

Soziale Ausgrenzung in der Klasse hat schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes. Sie beeinflusst die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde (Teil der Großhirnrinde) von Schülerinnen und schülern. Dies ist eine der wesentlichen Erkenntnisse einer Studie zur Frage, inwieweit das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und Ausgrenzung in der Schule bei Jugendlichen mit ihrer strukturellen Gehirnentwicklung zusammenhängt. Die Studie wurde in der internationalen Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht (http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613).

Zusammenhang zwischen sozialem Stress und Gehirnentwicklung

Bislang haben nur wenige Längsschnittstudien den Zusammenhang zwischen sozialen Stressfaktoren (zum Beispiel Viktimisierung durch Gleichaltrige) und der strukturellen Gehirnentwicklung bei Jugendlichen untersucht. Dabei ist es möglich, mit Hilfe von strukturellen Magnetresonanztomographie-Daten (MRT) und -Analysen wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich soziale Faktoren auf die Gehirnentwicklung auswirken. Mehrere funktionelle Hirnentwicklungsstudien haben bereits gezeigt, dass schulische Zugehörigkeit und soziale Ausgrenzung mit der Hirnaktivität in Bereichen des sogenannten Social Brains zusammenhängen, das mit der Navigation in komplexen sozialen Umgebungen verbunden ist und die Interaktion und Kooperation mit anderen erleichtert. Erziehungswissenschaftler und Neurowissenschaftler der Universität Greifswald haben jetzt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Charité Berlin Gehirn- und Fragebogendaten von 71 Sekundarschülerinnen und -schülern untersucht.

Spezifische Hirnregionen des Scoial Brains

Dabei wurden spezifische Hirnregionen des Social Brains identifiziert. Diese sind für soziale Akzeptanz und Ausgrenzung relevant. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus begleitenden Befragungen kombiniert. Im Einzelnen wurde der Einfluss von Schulzugehörigkeit, sozialer Ausgrenzung in der Schule unter Berücksichtigung des Pubertätsstatus im Hinblick auf Veränderungen in verschiedenen Hirnregionen analysiert. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen sozialer Ausgrenzung (und nicht Zugehörigkeit) und dem Volumen der grauen Substanz in der linken Inselrinde.

Wie wichtig ein integratives Schulsystem wäre

Von Mitte der neunten. bis Mitte der zehnten. Klasse war die Abnahme der grauen Substanz umso geringer, je mehr soziale Ausgrenzung die Schülerinnen wahrnahmen. Die normale Hirnentwicklung bei Jugendlichen ist durch eine Abnahme der grauen Substanz und Ausdünnung charakterisiert, was zu einer effizienteren Funktion beiträgt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ungünstige soziale Faktoren die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen können, und unterstreichen die Bedeutung eines integrativen Schulklimas, das durch qualitativ hochwertige Beziehungen und ein geringes Maß an sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet ist.

Zusammenfassung

Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie, dass soziale Ausgrenzung in der Schule die strukturelle Entwicklung der grauen Substanz der linken Inselrinde von Schülerinnen und Schülern beeinflusst. Lehrkräfte und ErzieherInnen sollten sich bewusst sein, dass soziale Ausgrenzung in der Klasse schädliche und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes hat. Sie kann die Reifung des sozialen Gehirns so beeinträchtigen, dass sie die Interaktion und Kooperation eines Schülers mit anderen behindert. Diese Studie trägt somit zum Verständnis der Reifung des Gehirns in Bezug auf die sozialen Funktionen bei. Sie gibt Aufschluss darüber, wie die Entwicklung des sozialen Gehirns unterstützt werden und wie folglich die soziale Kompetenz in der Schule gefördert werden kann.

Die Studie wurde mit 800.000 Euro von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Forschungsprojektes SELF (Sozio-Emotionale LernFaktoren) unter Leitung von Diana Raufelder finanziert.

Weitere Informationen

Die Studie wurde in der international hochrangigen Zeitschrift Child Development veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1111/cdev.13613
Um Näheres über die Studie zu erfahren, können Interessierte direkt Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder anschreiben.

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald

Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder
Institut für Erziehungswissenschaft | LS Schulpädagogik
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3710
diana.raufelder@uni-greifswald.de

Quelle: Universität Greifswald




Regelmäßiges Anschreien, Schlagen oder Schütteln schädigt das Gehirn

Internationale Studie belegt erstmals nachhaltige körperliche Schäden durch negative Elternschaft

Bei Kindern nimmt die Größe bestimmter Gehirnstrukturen ab, wenn sie immer wieder angeschrien, geschlagen oder geschüttelt werden. Das belegt eine Studie, die an der Universität Montreal und dem Forschungszentrum CHU Sainte-Justine in Zusammenarbeit mit einem Forscherteam der Stanford University entstanden ist.

Gleiche Folgen wie bei Kindesmissbrauch

Schon bei früheren Untersuchungen stellte sich heraus, dass schwere Kindesmisshandlungen wie sexueller, körperlicher und emotionaler Missbrauch, Vernachlässigung oder Heimunterbringung oftmals zu Angstzuständen und Depressionen führen. Es hat sich auch gezeigt, dass Kinder, die einen solchen Missbrauch erlebt haben, eine Verringerung der Größe des präfrontalen Kortex und der Amygdala aufweisen. Das sind zwei Schlüsselstrukturen bei der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Angst- und Depressionsproblemen.

MRT-Bilder, die die Schädigung von Gehirnstrukturen bei Jugendlichen zeigen, die eine gewalttätige Erziehung erlebt haben.

Negative Elternschaft schädigt das Gehirn nachhaltig

Die Erkenntnisse der aktuellen Studie beziehen sich jedoch nicht auf die so genannten „schweren Kindesmisshandlungen“, sondern auf „negative Elternschaft“, die durch stetiges Schreien, Schlagen, Schütteln oder andere stetig sich wiederholende aggressive Aktionen gegen das eigene Kind identifizieren.

Zudem haben die Forscher in der aktuellen Studie auch eine Verringerung der Größe des präfrontalen Kortex und der Amygdala bei Jugendlichen festgestellt (vgl. Abbildung), die in ihrer Kindheit wiederholt negativen Erziehungspraktiken ausgesetzt waren, aber nicht schwer misshandelt wurden.

„Abgesehen von den Veränderungen im Gehirn denke ich, dass es wichtig ist, dass Eltern und Gesellschaft sich bewusst sind, dass die häufige Anwendung negativer Erziehungspraktiken potenziell schädliche Folgen für die Entwicklung von Kindern hat. Es geht um ihre soziale und emotionale Entwicklung, aber auch um die Entwicklung ihres Gehirns“, sagt Sabrina Suffren, Doktor der Psychologie und Erstautorin der Studie.

Gewalttätige Erziehungspraktiken existieren noch immer

Tatsächlich sind solche „Erziehungsmethoden“ in Teilen unserer Gesellschaft und in allen Milieus noch immer üblich. Erst Ende vergangenen Jahres hat das Kinderhilfswerk UNICEF eine repräsentative Studie publiziert publiziert, in der sich herausstellte, dass trotz des Rechtes der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung, Körperstrafen oftmals noch immer üblich sind. Und in Zeiten von Corona hat nach den Forschungsergebnissen des Forschungsnetzwerks Medizinischer Kinderschutz des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) die Gewalt gegen Kinder sogar noch zugenommen.

Sicher geht es nicht um den berühmten „Ausrutscher“ oder darum, dass Eltern auch mal schimpfen, statt am Ärger zu ersticken. Aber konstante Wutausbrüche und körperliche Gewalt in der Erziehung sind eben auch keine Seltenheit. Alternativen dazu gibt es seit vielen Jahrzehnten. Die bekannteste und erfolgreichste Methode stammt von Adele Faber und Elaine Mazlish, die mit dem Buch „So sag ich’s meinem Kind“ den erfolgreichsten Elternratgeber aller Zeiten verfasst haben. Der Grund dafür ist eindeutig: Er zeigt Eltern einen praktischen Weg aus ihrer gefühlten Ohnmacht gegenüber ihren Kindern und zu einem nachhaltig kooperativen Umgang miteinander. Rund 35.000 Elternkurse werden dazu jährlch veranstaltet. Ers jüngst hat die Tocher von Adele Faber Joanna Faber gemeinsam mit ihrer Freundin aus Kindertagen Julie King in ihrem Buch „Wie Sie sprechen sollten, damit ihr Kind sie versteht“, das Konzept weiter ausgebaut und um etliche praktische Beispiele und Lösungsansätze erweitert. Erst jüngst hat Joanna Faber im Interview mit spielen und lernen die Entstehung von Erziehungskonflikten beschrieben und Lösungsstrategien empfohlen.

Der erfolgreichste Elternratgeber aller Zeiten mit 3,5 Millionen verkauften Exemplaren!!!

Adele Faber / Elaine Mazlish

So sag ich’s meinem Kind
Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen

276 Seiten
ISBN: 9783963040337
22,90 €

Dennoch haben die Ergebnisse der Studie die Fachwelt überrascht. Suffren erklärt dazu: „Diese Ergebnisse sind wichtig und neuartig, da dies das erste Mal ist, dass negative Elternschaft, ohne schwere Misshandlung, mit Unterschieden in der Größe der Hirnstruktur verbunden ist, ähnlich dem, was in Verbindung mit schwerer Misshandlung beobachtet wurde.“

Die Kinder wurden von Geburt an im CHU Sainte-Justine beobachtet

Eine der Stärken dieser Studie ist die Nachbeobachtung der Kinder von der Geburt an, die am Sainte-Justine CHU in den frühen 2000er Jahren von der Groupe de recherche sur l’inadaptation psychosociale chez l’enfant (GRIP) der Université de Montréal und vom Institut de la statistique du Québec eingerichtet wurde. Das Center Hospitalier Universitaire Sainte-Justine (CHU) ist das größte Mutter-Kind-Zentrum in Kanada und eines der vier wichtigsten pädiatrischen Zentren in Nordamerika. Das GRIP setzt sich aus Forschern zusammen, die die Nachsorge dieser Kinder organisierten und langfristig sicherstellten: Dr. Jean Séguin, Michel Boivin und Richard Tremblay.

Die elterlichen Praktiken und Ängste wurden jedes Jahr bei Kindern im Alter von 2 bis 9 Jahren untersucht. Basierend auf diesen Daten wurden die Kinder in Gruppen eingeteilt, die ein niedriges oder hohes Maß an negativen Erziehungspraktiken repräsentierten, die über die Zeit hinweg konsistent waren.

„Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass negative Erziehung durchgängig im Alter von zwei bis neun Jahren erlebt wurde. Die Unterschiede im Gehirn hängen also mit negativen elterlichen Praktiken zusammen, die während der Kindheit wiederholt erlebt wurden“, sagt Sabrina Suffren, die mit ihren Mitarbeitern den Grad der Angst bei diesen Kindern gemessen und eine anatomische Magnetresonanztomographie verwendet hat, als sie zwischen zwölf und 16 Jahre alt waren.

Diese Studie ist der erste Versuch, die Querverbindungen zwischen der Hirnanatomie, negativer Elternschaft und der von Kindern erlebten Angst zu bestimmen.

Miteinander richtig sprechen lernen

Joanna Faber/Julie King

Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht
Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern von 2 bis 7 Jahren

384 Seiten
ISBN/EAN: 9783963040269
24 €

Über die Studie

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Abteilung Psychologie und unter der Leitung der Professoren Françoise Maheu und Franco Lepore hat Sabrina Suffren die Studie durchgeführt.

Der Artikel  „Prefrontal cortex and amygdala anatomy in youth with persistent levels of harsh parenting practices and subclinical anxiety symptoms over time during childhood“ von Sabrina Suffren und Kollegen, wurde am 22. März 2021 in der Zeitschrift Development and Psychopathology veröffentlicht. Die Pressemitteilung dazu finden Sie hier.

Die Studie wurde von den Canadian Institutes of Health Research, dem Quebec Ministry of Health and Social Services, dem Fonds de recherche du Québec – Société et culture, dem Social Sciences and Humanities Research Council of Canada, dem CHU Sainte-Justine Research Centre und der Foundation of Stars sowie den Universitäten von Montreal und Laval finanziert.




Zu wenig Jod macht Kinder dumm und krank

Mehr als die Hälfte aller Kinder nicht ausreichend mit Jod versorgt:

Die Zeiten, in denen schwere Jod-Mangelerscheinungen wie der Jodmangelkropf bei Erwachsenen und der mit geistiger Behinderung einhergehende Kretinismus bei Kindern in Deutschland weit verbreitet waren, sind lange vorüber. Seit den achtziger Jahren, als das jodierte Speisesalz eingeführt wurde, gilt Deutschland nicht mehr als Jodmangelgebiet.

Diesen Status sieht der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) aktuell jedoch gefährdet. Denn wie Monitoring-Daten zeigen, ist mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Deutschland nicht mehr ausreichend mit Jod versorgt. Vor allem die Aufnahme von Jod während der Schwangerschaft, der Stillzeit und der frühen Kindheit hat einen wesentlichen Einfluss auf die kindliche Gehirnentwicklung – daher müsse nun dringend über Wege nachgedacht werden, um dem Mangel an Jod entgegenzuwirken, so der BDN.

Jodversorgung hat sich verschlechtert

Zwischen dem ersten und dem zweiten Jodmonitoring, die das Robert Koch-Institut im Rahmen der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KIGGS) vorgenommen hat, liegen elf Jahre. „In diesem Zeitraum hat sich die Jodversorgung deutlich verschlechtert“, sagt BDN-Experte Professor Dr. med. Matthias Schmidt, Nuklearmediziner am Universitätsklinikum Köln. Lag die durchschnittliche Jodausscheidung der Probanden bei der Basiserhebung noch bei 116 µg Jod pro Liter Urin (µg/l), war sie beim zweiten, 2019 publizierten Monitoring auf 89 µg/l gesunken – auf individueller Ebene betrachtet blieben dabei mehr als 58 Prozent der Kinder und Jugendlichen unterhalb des WHO-Grenzwertes von 100 µg/l.

Vor allem Mädchen und junge Frauen sind unterversorgt

„Damit ist Deutschland wieder ein mildes Jodmangelgebiet geworden“, sagt Schmidt. Dies sei besonders beunruhigend, als sich bei detaillierterer Betrachtung zeige, dass gerade Mädchen, und hier wiederum besonders die älteren Altersgruppen, mit Jod unterversorgt seien. „Auch in anderen Studien zeigt sich, dass gerade junge Frauen im gebärfähigen Alter nicht die empfohlene Jodaufnahme erreichen“, so der Schilddrüsenexperte. Diese liege für Jugendliche und Erwachsene bei 200 µg/Tag, während der Schwangerschaft bei 230 und für Stillende sogar bei 260 µg/Tag.

Jodmangel führt auch zu Intelligenzminderung

Werden diese Werte deutlich unterschritten, kann es bei Erwachsenen zu Jodmangelstörungen wie einer Größenzunahme der Schilddrüse (Kropf) oder der Bildung von Schilddrüsenknoten kommen. Als wesentlicher Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 und T4 trägt Jod auch zu einer Vielzahl anderer Körperfunktionen bei – etwa zur Knochenbildung, der Regulation von Blutdruck und Stoffwechsel sowie zur Immunabwehr. „Besonders gefährlich ist ein Jodmangel jedoch für Ungeborene und Kleinkinder“, betont Schmidt. Die Schilddrüsenhormone seien essenziell für das kindliche Wachstum und die Gehirnentwicklung. Ein Jodmangel in dieser Phase könne das Risiko für spätere Einschränkungen der intellektuellen Fähigkeiten und der Feinmotorik erhöhen.

Moderne Ernährungstrends fördern Defizite

Die Ursachen für die abnehmende Jodversorgung sind vielfältig: Zum einen besteht ein – im Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit an sich positiver – Trend zu geringerem Kochsalzkonsum. Zum anderen setzen sich gerade bei jungen Frauen zunehmend vegetarische oder vegane Ernährungsformen durch, bei denen auch auf Milchprodukte als wichtige Jodlieferanten verzichtet wird. In Mode ist es auch, mit „Himalaya-Salz“ oder anderen als besonders naturrein geltenden, nicht-jodierten Speisesalzen zu würzen.

Lebensmittelhersteller sollten jodiertes Speisesalz zusetzen

Der Hauptgrund für die unzureichende Jodversorgung dürfte aber in der zunehmenden Verwendung verarbeiteter Lebensmittel liegen. „Diese liefern heute den Hauptanteil des Salzes, das wir aufnehmen – sind jedoch meist mit unjodiertem Salz hergestellt“, sagt Schmidt. Ein Weg, um dem Jodmangel zu begegnen, könnte daher in der Verpflichtung von Lebensmittelherstellern liegen, in ihren Produkten ausschließlich jodiertes Speisesalz zu verwenden. Auch die Anhebung des Jodgehalts in jodiertem Speisesalz von derzeit 20 µg auf 25 µg pro Gramm Salz könnte dazu beitragen, trotz des begrüßenswerten Trends zur geringeren Salzaufnahme eine ausreichende Versorgung mit Jod zu gewährleisten.

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN)

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