Kinder sind Forschende in ihrer eigenen Welt

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Das Bedürfnis, sich selbst und die Umwelt zu begreifen, liegt in der Natur des Menschen

„Ich hätte viele Dinge begriffen, hätte man sie mir nicht erklärt.“, beklagte einst der polnische Lyriker und Aphoristiker Stanislaw Jerzy Lec eines der zentralen Missverständnisse in der Erziehung und im Bildungsbetrieb. Seit vielen tausend Jahren verspüren Erwachsene das Bedürfnis, Kindern die Welt zu erklären und sie nach einem fiktiven Bild zu „formen“. Und fast ebenso lange existiert die Erkenntnis, dass das so nicht nur nicht funktioniert, sondern oftmals sogar den gegenteiligen Effekt hat. Die chinesischen Philosophen Laotzi und Konfuzius waren wohl die ersten, die vor gut 2500 Jahren darauf hingewiesen haben. Auch die antiken Griechen und Römer erkannten das Problem. So erklärte der berühmteste Redner Roms, Marcus Tullius Cicero: „Die Autorität der Lehrenden ist oft ein Hindernis für jene, die lernen wollen.”

Lernen von Anfang an

Und lernen will jedes Kind von Anfang an. Schließlich ist das überlebenswichtig. So sucht ein Säugling den Kontakt zu seinem Gegenüber, und erfährt dabei, ob er willkommen ist. Er erforscht seinen Körper und seine nächste Umgebung. Dabei begreift er, wie sie auf ihn reagiert. Heute sagen wir dazu, „er geht in Resonanz“.

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.

Immanuel Kant

Fühlt sich ein Kind geborgen, macht es sich spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn es krabbeln kann auf den Weg, die Welt zu erobern. Dieses Streben nach Autonomie verstärkt sich, wenn es sein Selbst erkennt. Das Bedürfnis nach Autonomie ist etwas zutiefst Menschliches. Es steht ein ganzes Leben lang im Spannungsfeld zu dem Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Zur Autonomie gehört die Möglichkeit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, Selbstwirksamkeit zu erleben. Das setzt von Anfang an nicht nur Beteiligung voraus, sondern ist auch die Voraussetzung für Forschergeist und Kreativität.

Keine Lust auf Bevormundung

Kein Wunder also, dass Kinder keine Lust darauf haben, sich ständig bevormunden zu lassen. Ihr Bedürfnis nach Autonomie ist nicht geringer als das von Erwachsenen. Andererseits sind sie auf einer ganz anderen Entwicklungsstufe, die nach einer anderen Form des „Lernens“ verlangt, als das von uns Erwachsenen. Für sie sind viele Dinge neu. Und darauf sind sie neugierig. Um ihre Welt verstehen zu können, wollen und müssen sie diese möglichst mit allen Sinnen begreifen.

Entgegen dieser Erkenntnis existiert noch immer das Vorurteil, dass es darauf ankomme, Kindern möglichst viel zu erklären, damit sie im Leben gut vorankommen. Dass das so nicht funktionieren kann, hat im 19. Jahrhundert der Pädagoge Friedrich Wilhelm Fröbel erkannt und in dem Satz zusammengefasst: „Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein.“ Daraus ist seine Idee für den ersten Kindergarten entstanden. Im Gegensatz zu den damals bereits existierenden Kinderbewahranstalten und Kleinkindschulen sah er die Aufgabe des Kindergartens unter anderem darin, das Spiel der Kinder und deren Bemühungen, die Welt zu erfahren, durch Erwachsene zu unterstützen.

Interesse und Möglichkeiten

Kinder sind also ab einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung immer Forschende und Experimentierende – wenn man sie lässt. Maria Montessori schrieb dazu: „Das Interesse des Kindes hängt von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.“ Eine Erkenntnis, die durch die Neurobiologie längst belegt ist. Dafür brauchen Kinder nicht viel. Naturräume sind sicher die besten Forschungsräume. Aber auch eine vorbereitete Umgebung mit anregenden Materialien kann entsprechende Impulse geben.

Vor allem aber benötigen Kinder pädagogische Fachkräfte nicht nur mit jeder Menge Fingerspitzengefühl, sondern auch mit Vertrauen, Geduld und einem gewissen Maß an Leidensfähigkeit. Denn beim Forschen und Experimentieren haben wir Erwachsene immer schon „die Lösung“ im Kopf. Kinder müssen aber ihren eigenen Weg finden und stoßen oftmals auch auf ganz eigene Lösungen. Dabei ist es für uns, mit all unserer Erfahrung, unseren Vorstellungen und Vorurteilen oftmals nicht leicht, solche, manchmal sehr eigenwilligen und originellen Wege zu akzeptieren, geschweige denn wertzuschätzen. Aber „wer in den Fußstapfen eines anderen wandelt, hinterlässt keine eigenen Spuren“, bringt es Wilhelm Busch auf dem Punkt.

Echte Erkenntnis ist gefragt

Selbstverständlich sollten wir die Kinder dabei nicht dauerhaft in die Irre gehen lassen. Ein ordentliches Maß an Professionalität hilft uns, im richtigen Moment Impulse zu setzen und Orientierung zu bieten. Dennoch gilt immer Rousseaus Motto: „Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muss, um Zeit zu gewinnen.‘‘

Denn wer echte Erkenntnis erlangen soll, muss dies in seiner eigenen Geschwindigkeit tun können. Darauf haben Kinder ein Recht. Sie zu drängen oder einseitig zu fördern, ist sicher der falsche Weg. Und mag manchmal das ein oder andere Angebot eine Abkürzung verheißen, handelt es sich oftmals um Abwegiges. Unsere Gehirne ticken noch immer wie die unserer Vorfahren vor hunderttausenden von Jahren. Es ist uns noch immer nicht gelungen, Bildung downzuloaden. Schließlich würde uns dabei auch die sinnliche Erfahrung fehlen, die Voraussetzung für das Begreifen ist.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

Für Kinder hat Experimentieren und Forschen nichts mit Laboren und Bibliotheken zu tun. Ihr Spiel erfüllt den Zweck. Und wer sie dabei über längere Zeit beobachtet, weiß, mit wie viel Freude und Anstrengungsbereitschaft sie sich nahezu jeder Herausforderung stellen.

Das ist echte Lebenserfahrung. Denn die Welt braucht Menschen, die sich selbstbewusst unbekannten Herausforderungen mit Engagement und auf eigenen Wegen stellen, um sie zu lösen.

Gernot Körner




Kinder & Jugend Filmfestival in München

Vom 14. bis zum 16. März 2024 findet das Nachwuchsfilmfestival flimmern&rauschen statt

Vom 14. bis zum 16. März 2024 wird München erneut zum Schauplatz des Nachwuchsfestivals flimmern&rauschen. Im Saal X des Gasteig HP8 in der Hans-Preißinger-Straße 8 präsentieren junge Münchner Filmschaffende unter 26 Jahren ihre Kurzfilme, die mit technischer Brillanz und erzählerischer Kreativität überzeugen wollen.

Junge Filmemacher*innen zeigen, dass man kein riesiges Budget, die teuersten Kameras oder eine große Crew braucht, um eine tolle Geschichte zu erzählen. Über 90 Filme, ein beeindruckendes Spektrum von Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilmen, versprechen ein abwechslungsreiches Erlebnis für Filmfans jeden Alters.

Vielseitiges Programm & Festivalmediathek

Das Festivalprogramm erstreckt sich über drei Tage und bietet mit zwölf Filmblöcken eine fesselnde Vielfalt an Themen und Genres. Die Filmemacher*innen nehmen nicht nur das Publikum, sondern auch ihre Figuren auf eine Reise. Wie in dem Animationsfilm „Dreams – overcome your fear“, der von einer einzigen Person gemacht wurde. Tim studiert eigentlich Informatik und zeigt beim flimmern&rauschen seine Liebe zu Animation und den Mut, den ein kleiner lebender Pappkarton haben muss, um seine scheinbar perfekte Heimat zu verlassen und die Welt zu entdecken.

Auch in den anderen Filmen des Festivals müssen die Charaktere Mut haben. Ein kleiner Junge in „Sprünge“, der sich im Schullandheim vor seinen Freunden und vor allem sich selbst mutig zeigen will. Ein junges Mädchen in „Schattenspiele“, die gegen ein gruseliges Schattenmonster kämpfen muss, sobald sie nachts allein zuhause ist.

Die Filme sind nicht nur im Saal X erlebbar, sondern ab Festivalbeginn auch online in der Festivalmediathek abrufbar.

Kinderprogramm für Schulklassen und Kindergärten

Das flimmern&rauschen-Schulprogramm bietet am 15. März von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr eine einzigartige Gelegenheit für Schulklassen und Kindergärten, das kreative Schaffen junger Münchner Talente zu erleben. Neben den beeindruckenden Filmen erwartet die jungen Besucher ein buntes Rahmenprogramm, das dazu einlädt, die Filmemacher*innen persönlich kennenzulernen. Interessierte Schulen können sich unter kinderfilm@jff.de oder telefonisch unter 0176 30885046 anmelden.

Sonderthema Held*innen

Auch in diesem Jahr steht das Festival unter dem Sonderthema „Held*innen”. Eine eigene Kategorie in der Preisverleihung wird den stillen, persönlichen Held*innen gewidmet, die inspiriert sind von großen und kleinen Vorbildern wie Odysseus, Captain America, Greta Thunberg oder Rosa Parks. Das Publikum darf sich auf eine facettenreiche Reise durch reale, erfundene, verstorbene oder lebende Held*innen freuen.

Junior Festivalleitung

Das Festival wird aktiv von der Junior-Festivalleitung mitgestaltet. In diesem Jahr besteht das Team aus Karo, Noah und Johnny, junge Münchner Filminteressierte, die die Vernetzung und den Austausch der jungen Filmszene in den Fokus rücken möchten.

Diskutieren, vernetzen und vertiefen

Neben dem fesselnden Filmprogramm bietet das Festival zahlreiche Möglichkeiten für Filmgruppen, sich zu vernetzen und in verschiedenen Formaten zu diskutieren und vertiefen. So wird es am Samstagvormittag ein Festivalfrühstück mit Workshops rund um das Thema Film für alle Interessierten geben.

Das Festival im Überblick

14.03.24 | 18.00 Uhr | Eröffnung des Festivals
14.03.24 | bis 23.00 Uhr | Filmblock
15.03.24 | 09.00 bis 11.00 Uhr | Schulblock
15.03.24 | 14.00 Uhr bis 23.00 Uhr | Filmblock
16.03.24 | 13.00 Uhr bis 19 Uhr | Filmblock
16.03.24 |20.00 Uhr | Feierliche Preisverleihung
16.03.24 | 21.30 Uhr | Filmprogramm Preisträgerfilme
Ab dem 14.03.24 Festivalmediathek auf flimmernundrauschen.de

Das Festivalticket ist kostenfrei und kann vor Ort während des Festivals erworben werden. Um eine Spende von 5€ wird gebeten.

Mitglieder der Jury 2024

Katharina Henrichs (Stadtjugendamt München), Monika Haas (Filmstadt München), Lukas März (Drehbuchautor), Vincent Wild (Filmemacher), Hanna Hochenbleicher (Medienfachberatung), Manon Vander Elst (Filmfest München)

Partner und Förderer

Durchgeführt wird das Festival jedes Jahr vom Medienzentrum München des JFF in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München , der Filmstadt München e.V. und dem Kulturreferat der LandeshauptstadtMünchen .

Kontakt für das Kinderprogramm: Ilona Herbert: 0176 30885046, kinderfilm@jff.de 

Quelle: JFF




Projektstart Natur (er)leben! – Kinder- und Jugendhilfe packt an

bergwald

Naturschutz in der Kinder- und Jugendhilfe

Ziel des bundesweiten Projektes „Natur (er)leben! Kinder- und Jugendhilfe packt an“ ist es, sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie alle Akteure der Kinder- und Jugendhilfe für den Schutz der biologischen Vielfalt und des Klimas zu sensibilisieren und praxisorientierte Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Kernstück des gemeinsamen Projektes „Natur (er)leben!“ von Bergwaldprojekt e. V. und dem Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE) e. V. im Bundesprogramm Biologische Vielfalt sind die sogenannten Waldwochen: Jugendliche und pädagogische Fachkräfte bilden ein Team und leisten gemeinschaftliche Arbeiten zum Schutz und zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume. Unter fachkundiger Anleitung des Bergwaldprojekts e. V. werden z. B. Pflanzungen und Pflegemaßnahmen, Erosionsverbauungen, Steigbau und Biotoppflege und auch Moor- und Bachrenaturierungen durchgeführt. Die Einsätze bieten nicht nur einen Ausgangspunkt, sich über praktisches Handeln mit den Themen Arten-, Natur- und Klimaschutz und der sozialökologischen Transformation der Gesellschaft zu beschäftigen, sondern auch einen Raum für unmittelbare Naturerfahrungen. Darüber hinaus sollen die Teilnehmenden auch in ihrem Gruppen-Alltag für einen ressourcenschonenden Lebensstil sensibilisiert werden.

Über Workshops erhalten die beteiligten Fachkräfte die Möglichkeit, tiefer in die Thematik einzusteigen, sich zu beteiligen und zu qualifizieren. Um langfristig voneinander zu lernen, bietet das Projekt Möglichkeiten zur Vernetzung und zur Teilnahme an gemeinsamen Kampagnen. So sollen die Themen Biodiversität und Nachhaltigkeit und die pädagogischen Ansätze einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Querschnittsaufgaben in den BVkE und andere Kinder- und Jugendhilfeorganisationen getragen werden.

Flankierend wird eine Evaluation des Projektes „Natur (er)leben!“ durchgeführt. Die Projektergebnisse sollen auch dazu dienen, eine empirisch belastbare Daten- und Informationsgrundlage für eine nachhaltig orientierte Diskussion über die Verstetigung von Biodiversität, Umwelt- und Naturschutzzielen in den Konzeptionen der Erziehungshilfeeinrichtungen zu liefern.

Waldwochen 2024

Aktuell werden die Waldwochen für das Jahr 2024 geplant. Interessierte Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen können sich bis spätestens Ende Januar 2024 für eine Waldwoche anmelden.
Interessierte Personen können sich für die Online-Auftaktveranstaltung Natur (er)leben! am 27.02.2024 (10.00 – 12.00 Uhr) ab Anfang Januar über die Website www.bvke.de anmelden. Weitere Informationen zum Projekt und den Waldwochen sind dort ebenfalls abzurufen.

Über das Projekt

Das Projekt Natur (er)leben! startete am 01.08.2023 und wird gemeinsam von den Projektpartnern Bergwaldprojekt e. V. und dem Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE) e. V. durchgeführt. Gefördert wird das sechsjährige Projekt (01.08.2023 – 31.07.2029) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Zum Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE) e. V.

Der Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe e. V. (BVkE) ist das Netzwerk katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe auf Bundesebene und anerkannter zentraler Fachverband des Deutschen Caritasverbandes. Ziel des Verbandes ist es, bedarfsgerechte und fachlich fundierte, professionelle Angebote bzw. Hilfen zur Erziehung mit und für junge Menschen und deren Familien zu gestalten. Die Vision des Verbandes ist es, allen jungen Menschen die notwendigen Rahmenbedingungen zu ermöglichen, ein selbstständiges und selbst bestimmtes Leben zu führen. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf jungen Menschen aus dem Kontext der Hilfen zur Erziehung, die aus unterschiedlichen Gründen unter erschwerten Bedingungen aufwachsen.

Bergwaldprojekt e.V.

Der Bergwaldprojekt e.V. organisiert seit über 30 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr hat der Verein mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland ca. 5.000 Freiwillige in die Natur gebracht. 2024 werden 186 Projektwochen an 95 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland stattfinden. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu stabilisieren, den beteiligten Freiwilligen die Bedeutung und die akute Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen. Und daran mitzuarbeiten, die notwendige sozial-ökologische Transformation in der Gesellschaft umzusetzen.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier: https://www.bvke.de/projekte/natur-erleben/natur-erleben

Quelle: Pressemitteilung Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE) e. V.




Traumata verschärfen Schlafprobleme von Kindern

Ein Drittel schläft zu wenig oder zu viel – Massive Folgen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit

Traumatische Ereignisse während der Kindheit vergrößern die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von zu viel oder zu wenig Schlaf auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, zeigt eine Studie unter Leitung von MinKyoung Song von der Oregon Health & Sciences University School of Nursing. Die Analyse der Daten von über 100.000 Kindern in den USA hat ergeben, dass mehr als ein Drittel nicht die tägliche empfohlene Schlafmenge erhält.

Negatives wirkt belastend

Für Kinder unter fünf Jahren empfiehlt die American Heart Association’s Life’s Essential 8 zehn bis 16 Stunden Schlaf pro 24 Stunden. Bei Kindern zwischen 13 und 18 Jahren wird noch immer zu acht bis zehn Stunden Schlaf geraten. Nicht ausreichendes oder übermäßiges Schlafen gilt als Schlüsselfaktor für eine nicht optimale Herz-Kreislauf-Gesundheit. Die Studie gilt als eine der ersten, die in dem Bereich das „Life’s Essential 8 Health Assessment Tool“ einsetzt.

Frühere Studien hatten bereits ergeben, dass negative Erfahrungen in der Kindheit später im Leben mit einem erhöhten Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, Typ-2-Diabetes und/oder Schlaganfall in Zusammenhang stehen. Bei negativen Erfahrungen in der Kindheit handelt es sich um traumatische Ereignisse, die die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinflussen können.

In der aktuellen Studie gehören zu den traumatischen Erfahrungen der Kinder die Scheidung der Eltern, der Tod eines Elternteils oder deren Gefängnisaufenthalt, das Erfahren von Gewalt, das Leben mit einer Person, die von Alkohol oder Drogen abhängig ist oder an einer psychischen Erkrankung leidet. Dazu zählen auch körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch sowie eine ungerechte Behandlung aufgrund von Ethnizität, sexueller Orientierung und/oder ihrer Geschlechtsidentität.

US-Umfrage ausgewertet

Die Forscher haben die Daten für den Zeitraum 2018 bis 2019 der National Survey of Children’s Health ausgewertet. Diese Umfrage umfasst sehr viele Bereiche rund um das Leben der Kinder und auch ihre Schlafgewohnheiten. Das ist laut Song vor allem wichtig, da Kinder, die zu viel oder zu wenig schlafen, wahrscheinlich auch als Erwachsene nicht die richtige Menge an Schlaf haben werden. Ein frühes Eingreifen könnte daher nötig sein, um die fortschreitenden negativen Folgen eines nicht optimalen Schlafs für kardiovaskuläre und andere Stoffwechselvorgänge zu bekämpfen.

Die Analyse kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der 101.105 Kinder die empfohlenen Schlafstandards nicht erreicht. Kinder mit mehr negativen Kindheitserfahrungen schliefen eher zu viel oder zu wenig. Jedes zusätzliche traumatische Ereignis erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Kind ein bis zwei Stunden weniger oder mehr als eine Stunde mehr als empfohlen schläft. Oder es kam zu einer um 26 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mehr als zwei Stunden zu wenig schläft.

An der Studie haben Kinder zwischen sechs und 17 Jahren teilgenommen. Zu den Einschränkungen der Untersuchung gehört den Experten nach, dass diese auf Fragebögen einer Umfrage beruht, die von Eltern oder Erziehungsberechtigten ausgefüllt worden sind. Dabei können Verzerrungen oder Fehler bei der Erinnerung eine Rolle gespielt haben und diese Antworten auch nur ihren Blick auf das Leben der Kinder wiedergeben.

Moritz Bergmann, pressetext.redaktion




Wenn ein Kind gestorben ist…

Ein Interview mit den Psychologen Andreas und Wolfram Schulze zum wohl schwersten Unglück in einer Familie

Den Tod des eigenen Kindes zu betrauern und letztlich auch zu verkraften, gehört zum Schwersten, was einer Familie begegnen kann. Und auch wenn die Kindersterblichkeit in den vergangenen hundert Jahren immens zurückgegangen ist, sind hierzulande laut Statistischem Bundesamt über 8000 Eltern vom Tod des eigenen Kindes betroffen. Hinzu kommen die knapp 6.500 Eltern der sogenannten „Sternenkinder“, deren Verlust heutzutage endlich ernst genommen wird. Schließlich ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Eltern mit dem Kind bereits im Mutterleib eine Beziehung aufbauen und mit ihm kommunizieren.

Lernen, mit dem Verlust zurechtzukommen

Mit solch einem Verlust zurechtzukommen, ist unglaublich schwer. Etwas leichter fällt es, wenn die Betroffenen Unterstützung von anderen Menschen erhalten. Doch auch diese sind in solchen Situationen oftmals überfordert. Viele neigen dazu, sich aus Unsicherheit zurückzuziehen statt zu helfen. Aber der Tod gehört zum Leben. Wir können ihn nicht von uns wegschieben, auch wenn wir uns das wünschen. Deshalb haben wir mit den beiden Psychologen Priv.-Doz. Dr. Dr. Andreas Schulze und Prof. Dr. Dr. Wolfram Schulze über das Thema gesprochen. Beide sind seit langem in Wissenschaft und Praxis tätig. Sie sind Onkel und Neffe und haben gemeinsam einen Ratgeber mit dem Titel „Wenn ein Kind gestorben ist oder Die Farben der Trauer“ für Betroffene und deren Begleiterinnen und Begleiter verfasst. Das Interview können Sie hier im Podcast hören:

Priv.-Doz. Dr. Dr. Andreas Schulze (links) und Prof. Dr. Dr. Wolfram Schulze

In den vergangenen 30 Jahren habe das Thema „Tod eines Kindes“ in unserer Gesellschaft an Bedeutung gewonnen, erklärt Wolfram Schulze. Das sei unter anderem daran zu erkennen, dass mittlerweile auch Friedhöfe für Sternenkinder eingerichtet würden, der Schmerz der Eltern in der Öffentlichkeit Anerkennung finde oder dass es seit 2013 die Möglichkeit gebe, bei einer „Fehlgeburt“ das Kind im Standesamt als Person registrieren zu lassen.

Die Gesellschaft wandelt sich

Ausschlaggebend sei ein gewandeltes gesellschaftliches Verständnis, das dank der gelungenen Selbsthilfe der Betroffenen entstanden sei. Aktuell werden hierzulande etwa 420 Kinder jährlich tot geboren. Die Säuglingssterblichkeit lag Anfang des 20. Jahrhunderts noch bei einem Drittel. Heute sind es noch 0,6 Prozent. Aber auch wenn die Zahlen hier stark rückläufig sind, so sind es jedes Jahr immer noch zu viele Eltern, die vom Tod des eigenen Kindes betroffen sind.

Was wirklich helfen kann

Und diese benötigen vor allem in der akuten Situation dringend Hilfe. Laut Andreas Schulze reagieren die Betroffenen sehr unterschiedlich. „Ich war trotz relativ langer Berufserfahrung überrascht, wie hoch diese Bandbreite im praktischen Bereich ist. Im Regelfall ist das für die Eltern zunächst ein Schock, mit der ganz normalen Schockreaktion, die entsprechende Konfusion, Verzweiflung, Ungläubigkeit, Lähmung auslöst.“, berichtet er. Er empfiehlt allen nahestehenden Personen unterstützend da zu sein und sich den Eltern zuzuwenden. „Diese Zuwendung kann auf zwei Ebenen passieren. Zunächst auf der emotionalen Ebene, dass man einfach da ist.“ Dabei gehe es nicht darum, irgendwelche Dinge zu erzählen. Das sei ganz furchtbar. Sondern es gehe darum zu zeigen, dass man da sei, wann immer der andere das brauche.

„Das ist für die erste Zeit etwas ganz enorm Wichtiges. Hier kommt es nicht darauf an, schlau zu reden, sondern da zu sein.“ Das zweite, was man tun könne, seien die ganz praktischen Dinge; also etwa dafür zu sorgen, dass derjenige oder diejenigen, die betroffen sind, etwas zu essen haben. Ganz furchtbar sei es, wenn Leute, die glaubten, alles zu wissen, Verhaltensanweisungen gäben. „Das ist das Schlimmste, was Menschen in dieser Situation passieren kann. Zuhören ist wichtiger als jemanden zuzutexten.“

Aber Vorsicht! Menschen, die das Leid anderer erfahren, müssten selbst möglichst stabil sein und über eine doch erhebliche Leidensfähigkeit verfügen.

Die Frage nach der Schuld

Tatsächlich spielt beim Tod eines Kindes oftmals die Frage nach der Schuld eine große Rolle. Obwohl komplex, bemüht sich Wolfram Schulze hier um eine allgemeinverständliche Erklärung. Schuldzuweisungen wären Erklärungsversuche für ein Ereignis, das sich vielleicht gar nicht erklären lasse. Dabei habe ein Kontrollverlust stattgefunden. Mit der Schuldzuweisung werde eine Scheinerklärung gefunden und auch die Kontrolle kehre scheinbar zurück. Der „Schuldige“ sei nun verantwortlich und damit auch dafür, eine Lösung zu finden. Praktisch sei dann aber gar keine Lösungsfindung mehr möglich, weil die Verantwortung für die Klärung der Situation nun größtenteils abgegeben worden sei. Der Betroffene drehe sich nur ständig im Kreis. Um hier einen Weg zu finden, sei vor allem professionelle Hilfe gefragt.


Andreas Schulze und Wolfram Schulze
mit Illustrationen von Melanie Garanin
Wenn ein Kind gestorben ist oder Die Farben der Trauer
Hardover/vierfarbig/144 Seiten
ISBN: 978-3-96304-034-4
22 Euro

Mehr zum Buch


„Wir Menschen haben das Bedürfnis, Erklärungen zu finden. Beim Tod von Kindern gibt es oft keine Erklärung. Wir müssen mit den Fakten leben, ohne eine hinreichende Erklärung zu haben. In solchen Fällen nutzt eine Schuldiskussion überhaupt nichts.“, fügt Andreas Schulze an. „Sie verhindert, eine Lösung zu finden. Man kann sich das vielleicht wie ein Puzzle vorstellen. Wer trauert, hat eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen, um mit seiner Trauer besser leben zu können, um wieder zurück in ein erfülltes Leben finden zu können. Wenn ich mich aber an einem Teil dieses Puzzles, der Schuld, festklammere, dann werde ich die anderen Teile nicht bewegen können, und das Bild eines neuen, anderen Lebens ohne den Verstorbenen wird sich nicht darstellen lassen. Deshalb ist im Regelfall die Diskussion über die Schuld eine Sackgasse.“

Warum ein Buch?

Während viele Paare in einer solchen Situation enger zusammenrücken, um das Leid gemeinsam zu ertragen, erleben Wolfram und Andreas Schulze eben auch Paare, die sich über die Schuldfrage gegenseitig zerfleischen, weil die Frage nach der Schuld jeden weiteren Weg versperrt. Auch um diesen wieder zu öffnen haben die beiden nun einen Ratgeber für Betroffene und nahestehende Personen verfasst.

Im Laufe seiner Tätigkeit, sagt Andreas Schulze, habe er erfahren, dass das allgemeine Wissen über das Thema eher klein sei. Aber in der Arbeit mit den betroffenen Eltern tauchten immer wieder sehr ähnliche Fragen auf, die nirgendwo nachzulesen waren und eine vernünftige Antwort gäben. Deshalb wollten sie mit dem Buch auf Basis des aktuellen Standards, den Betroffenen Wissen vermitteln, von dem sie profitieren können – und zwar beiden Zielgruppen: den betroffenen Eltern, Großeltern und Freunden und auf der anderen Seite, die mit dem Tod beschäftigen, wie Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Hebammen, Krankenschwestern und allen anderen.

„Eben, weil es so ein schwieriges Thema ist, fehlt auch häufig die Sprache.“, ergänzt Wolfram Schulze. „Deshalb war es uns auch ein Anliegen, mit dem Buch, Paaren, betroffenen Eltern und Angehörigen ein bisschen zu helfen, auch eine Sprache und womöglich auch eine Orientierung zu finden.“

Das Thema „Suizid“

Dass das Thema „Suizid“ im Buch eine Rolle spielt, hat auch mit der Berufserfahrung der beiden Wissenschaftler zu tun. Beim Suizid kommen laut Wolfram Schulze einige Besonderheiten hinzu: Neben der hier noch komplizierteren Frage nach der Schuld, verkomplizieren sich Trauer und Bewältigung. Für die Eltern ist das ein Schicksalsschlag, der sich aber vor allem dadurch von anderen Todesfällen unterscheidet, weil er von der Hand des Kindes selbst geschah. Dabei ist es beiden Autoren, die selbst im Bereich der Suizidprophylaxe tätig sind, zu zeigen, dass sich auch über dieses Thema sprechen lässt. Beim Thema Suizid geht es laut Andreas Schulze ja nicht um die reißerische Aufmachung.

Seit sich nach Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ im Umfeld viele junge Menschen das Leben genommen hatten, geht man sensibler mit dem Thema um. Wenn man darüber rede, wenn jemand in Not ist, ist es immer besser, nach einer Lösung zu suchen, als sich zu suizidieren, erklärt er und zitiert einen Kollegen mit den Worten: „Suizid ist die endgültige Lösung für ein vorübergehendes Problem“. Diesen Aspekt deutlich zu machen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, sei ihr gemeinsames Ziel.

Und doch noch ein versöhnliches Ende

Für ein versöhnliches Ende zitiert Andreas Schulze eine Stelle aus dem Alten Testament: Im Buch der Prediger, Kapitel drei, eins folgende stehe: „Alles hat seine Zeit, und jedes Ding hat seine Stunde. Was danach folgt, ist eine ganz lange Aufzählung von Gegensatzpaaren. Wir wollen natürlich immer die bessere Rate von den genannten Dingen, aber so ist das Leben nicht. Das Leben hat immer beide Facetten, nämlich zum Leben gehören Fröhlichkeit und Trauer, Verzweiflung und Hoffnung.

Und wenn wir mit der nötigen Bescheidenheit und mit Zuversicht unser eigenes Leben gestalten, wenn wir mit anderen Menschen sorgsam umgehen und uns verantwortlich verhalten, dann haben wir alle Chancen, auch wenn uns solche Krisen selbst betreffen oder im nahen Umfeld betreffen, dass wir solche Situationen mit anderen gemeinsam meistern können und aus dieser schwierigen Situationen eher gestärkt hervorgehen können, dort Hoffnung zu machen, dass es, auch wenn es so scheint, dass es nicht weitergeht, andere Wege sichtbar gemacht werden können, die auch zum Ziel führen können, ein zufriedenes Leben führen zu können. Diese Hoffnung haben wir versucht in diesem Kontext zu formulieren.“

„Und vielleicht kann man noch ergänzen“, sagt Wolfram Schulze, „Inzwischen gibt es tatsächlich auch als positive Entwicklung wirklich ein breites Hilfsangebot für Eltern von Sternenkindern über Trauer, Beratung und Begleitung: Das ist sicherlich auch eine positive Entwicklung, die hier auch die Hoffnung wieder stärker wachsen lassen kann.“




hörbert – die Musikbox aus Holz für Kinder

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hörbert ist ein robustes Wiedergabe- und Aufnahmegerät für Musik und Sprache – ideal für Inklusion und Sprachentwicklung und zur Unterstützung von Nachhaltigkeitszielen.

hörbert ist nicht nur eine gewöhnliche Musikbox – er ist ein pädagogisches Spielzeug, das speziell für Kinder entwickelt wurde. Intuitiv zu bedienen, kindersicher und nachhaltig aus Holz bietet hörbert eine breite Auswahl an Liedern, Hörproben und Geschichten auf der mitgelieferten Gratis-Speicherkarte. hörbert kommt spielfertig an: zur sofortigen Inbetriebnahme ohne WLAN.

hörbert im Einsatz in Kita und Krippe

Die Gratwanderung, trotz Zeit- und Personalmangel qualitative pädagogische Arbeit zu leisten, ist leider der Alltag für viele Fachkräfte. Wenn zudem Inklusion, Nachhaltigkeit und sensorisches Erleben einen Stellenwert besitzen, reichen Tablets und Apps nicht aus.

hörbert bedient alle Bereiche, die mit Sprache oder Musik zu tun haben. Er kann Fachkräfte in ihrer Arbeit entlasten und neue Freiräume schaffen, weil er bereits von ganz kleinen Kindern ab ca. einem Jahr selbstständig bedient werden kann und ein großes Repertoire ohne das Wechseln von Medien bereitstellt. Seinen Strom bezieht hörbert aus 4 Akkus (oder Batterien), die in Sekunden gewechselt werden können, wenn sie leer sind. Falls Internet-Funktionalität gewünscht ist, können sogar Webradio-Sender oder Podcasts, z.B. mit MINT-Themen hinterlegt werden, die sich automatisch aktualisieren, und den Fachkräften das Hantieren mit Medien ersparen.

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hörbert besteht aus Holz und Edelstahl und wiegt 1kg. Seine Tasten sind gut fühlbar und bedienbar. Für besondere Anforderungen im Sinne der Inklusion sind Modelle mit weniger und größeren Tasten, sowie Geräte mit Verbindungsmöglichkeit für externe Bedienhilfen in Planung.

Funktionsweise:

hörbert speichert viele Stunden Musik und Hörspiele auf einer Speicherkarte, sicher versteckt in seinem Inneren. Hinter 9 bunten Knöpfen liegen thematisch geordnet jeweils mehrere Musikstücke und Geschichten in 9 Playlists. Die Kinder können selbstständig durch mehrmaliges Drücken der Knöpfe in der jeweiligen Playlist weiterblättern.
Die Speicherkarte kann selbst immer wieder mit neuen Inhalten bespielt werden. Mit dem eingebauten Mikrofon können eigene Sprachaufnahmen gemacht werden. Dank hörberts Aufnahmefunktionen können auch Bluetooth-Streams vom Handy oder Inhalte vom Internet-Radio gleichzeitig aufgezeichnet werden, so dass sie anschließend von hörberts Speicherkarte auch offline gehört werden können.

Wir verlosen einen hörbert Musikspieler. Weitere informationen finden Sie auf www.hoerbert.com

Die Verlosung ist beendet




Süße Snacks: Kinder ticken sehr unterschiedlich

Studie der Universität Bonn offenbart, wie unterschiedlich Kinder entscheiden

Würden Kinder der dritten und vierten Klasse weniger ungesunde Snacks kaufen, wenn diese teurer wären? Einige Grundschülerinnen und -schüler achten tatsächlich auf den Preis. Andere dagegen haben so starke Vorlieben, dass sie bereit sind, dafür auch etwas mehr zu zahlen. Eine dritte Gruppe scheint hingegen noch nicht über ausreichende Kompetenzen zu verfügen, um sich durch Preise wesentlich beeinflussen zu lassen. Die Studie verdeutlicht vor allem, wie unterschiedlich Kinder bei ihren Konsumentscheidungen ticken – eine Erkenntnis, die auch für die Politik von Interesse sein dürfte. Die Ergebnisse sind nun in der Zeitschrift Food Quality and Preference veröffentlicht.

Nehme ich besser die Schokocookies oder vielleicht doch die Apfelscheiben? Schon Grundschulkinder stehen vor dieser Entscheidung: Auf mehr als zwei Milliarden Euro wird die Kaufkraft der Sechs- bis Zwölfjährigen in Deutschland geschätzt. Viele von ihnen investieren einen Großteil ihres Taschengelds in Eiscreme und andere Süßigkeiten. Doch der häufige Griff zu ungesunden Snacks kann langfristige Folgen haben: Jedes siebte Kind in Deutschland gilt als übergewichtig. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die schon in jungen Jahren an Diabetes erkranken oder unter Herz-Kreislauf-Problemen leiden.

„In Ländern wie Großbritannien wird auf süße Getränke inzwischen eine Zuckersteuer fällig“, erklärt Stefanie Landwehr, Promovendin am Lehrstuhl für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Bonn. Bei Teenagern scheint diese Maßnahme auch Erfolg zu haben, wie Studien nahelegen. Doch ist das auch bei jüngeren Kindern der Fall? Und welchen Einfluss haben im Vergleich bestimmte Marken, die in der Altersgruppe populär sind, auf die Kaufentscheidung?

Keks, Obstpüree oder Apfelscheiben?

Landwehr ist diesen Fragen zusammen mit Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Monika Hartmann sowie Prof. Sean B. Cash (Tufts University Boston, USA) und Dr. Ching-Hua Yeh (Universität Bonn) nachgegangen. Als Versuchspersonen konnten die Forschenden rund 120 Grundschülerinnen und -schüler im Alter von sieben bis zehn Jahren gewinnen. Die jungen Teilnehmenden sollten zunächst einige Fragen beantworten, etwa zu ihren Lieblingssnacks und ihrem Wissen über Ernährung. Zudem absolvierten sie einen einfachen Test zu ihrem Verständnis von Mengen. Beispielfrage: Wenn 50 Kinder auf einem Kindergeburtstag sind, ist das viel oder wenig? „Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse darauf zu, wie gut Kinder Zahlen einschätzen können“, erklärt Landwehr. „Wer diesbezüglich über wenig Kompetenzen verfügt, kann vermutlich auch Preise schlechter beurteilen.“

Nach Abschluss dieses Teils bekamen die Mädchen und Jungen zur Belohnung drei Euro. Anschließend konnten sie im Rahmen eines einfachen Experiments einen Snack kaufen. Das Sortiment umfasste einen Schokokeks (die ungesündeste Alternative), eine Quetschpackung mit Obstpüree (etwas gesünder) und Apfelscheiben (die gesündeste Wahl). Die Produkte wurden in drei unterschiedlichen Preisstufen angeboten – 60 Cent, ein Euro oder 1,40 Euro. Zudem gab es jeden Snack in zwei Varianten: eine von McDonald’s, einer bei Kindern sehr bekannten Marke, und eine zweite von einem unbekannten Hersteller.

Nun wurden den Kindern Fotos von zwei verschiedenen Produkten zu unterschiedlichen Preisen gezeigt, etwa einem No-Name-Schokocookie für einen Euro und Apfelscheiben von McDonald‘s für 1,40 Euro. Die Mädchen und Jungen konnten angeben, welches Produkt sie kaufen würden, hatten aber auch die Option, keines der beiden zu nehmen. Die Wahl wurde auf einer Antwortkarte vermerkt. Insgesamt wurde dieses Experiment zehnmal mit unterschiedlichen Snack- und Preiskombinationen wiederholt. „Wir hatten also am Ende für jedes Kind zehn Antwortkarten“, erklärt Prof. Monika Hartmann. Diese wurden nun umgedreht und gemischt, und das jeweilige Kind durfte eine Karte ziehen. Die darauf angekreuzte Wahl wurde dann umgesetzt: Wurde beispielsweise die Karte gezogen, bei der sich das Kind für einen No-Name-Schokocookie zum Preis von einem Euro entschieden hatte, so bezahlte es und erhielt den Keks.

Cookie-Fans schauen nicht auf den Preis

Die Auswertung der Daten zeigt, dass die Grundschülerinnen und -schüler bei ihren Konsumentscheidungen sehr unterschiedlich vorgingen. „Generell ließen sie sich in drei Gruppen einteilen“, sagt Landwehr. Die Cookie-Fans, die sich vom Kauf ihres Lieblingssnacks auch dann nicht abbringen ließen, wenn dieser teurer war. Die Preisbewussten, die ihre Entscheidung vor allem vom Kaufpreis abhängig machten. Und diejenigen, die noch kein klares Verständnis von günstig oder teuer hatten – das waren meist die Jüngeren. Sie tendierten oft dazu, das Fruchtpüree zu wählen; der Preis spielte für sie dabei keine größere Rolle.

Etwas überraschend war für die Forschenden ein weiteres Ergebnis: Die Snacks von McDonald‘s waren bei den Kindern keineswegs beliebter. Im Gegenteil: Im Schnitt waren sie sogar weniger bereit, für diese zu zahlen, als für Snacks unbekannter Hersteller. „Möglicherweise liegt das daran, dass McDonald‘s eher für seine Burger und Pommes bekannt ist und weniger für Apfelschnitten oder Schokocookies“, spekuliert Landwehr. Es sei durchaus möglich, dass andere Marken sehr wohl einen Effekt auf die Konsumentscheidungen von Kindern hätten.

Insgesamt zeigt die Studie, dass jüngere Kinder eine sehr heterogene Zielgruppe sind: Maßnahmen, die darauf abzielen, ihr Konsumverhalten in eine bestimmte Richtung zu lenken, wirken nicht für alle gleichermaßen. „So spielt das Alter und das Verständnis für ‚günstig‘ oder ‚teuer‘ eine wesentliche Rolle für die Auswirkungen von Preissignalen“, erklärt Landwehr. „Es gibt allerdings Kinder, die ein solches Verständnis haben, sich durch höhere Preise aber dennoch kaum beeinflussen lassen. Es ist daher sinnvoll, im Kampf gegen Übergewicht auf eine Vielzahl von Strategien zu setzen, um möglichst viele Mädchen und Jungen zu erreichen.“

Originalpublikation:

Stefanie C. Landwehr, Monika Hartmann, Sean B. Cash, Ching-Hua Yeh: The kids are not all the same – Heterogeneity in children’s snack purchase behavior. Food Quality and Preference, DOI: https://doi.org/10.1016/j.foodqual.2023.104906

Johannes Seiler, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn




Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

umweltstudie

Alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind mehrfach belastet

Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (GerES) ist die bundesweit einzige bevölkerungsrepräsentative Erhebung von Schadstoffbelastungen in der Bevölkerung. Mit ihr wird seit fast 40 Jahren die Schadstoff-Belastung im Körper der Menschen und in ihrem Wohnumfeld erfasst.

Zwischen 2014 und 2017 untersuchte das Umweltbundesamt, wie stark Kinder und Jugendliche in Deutschland durch Umwelteinflüsse belastet sind. Zur Studie eingeladen wurden nach statistischen Kriterien ausgewählte Familien. Es wurden 2.294 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 17 Jahren aus 167 Orten in ganz Deutschland untersucht.

Schwerpunkt des Untersuchungsprogramms bildete das Human-Biomonitoring (HBM) – die Untersuchung körpereigenen Materials. Es wurden Blut- und Urinproben der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf 107 unterschiedliche Umweltschadstoffe untersucht. Außerdem wurden die Umweltbelastungen der Teilnehmenden aus ihrem Wohnumfeld erfasst. Dazu wurden Trinkwasser, Hausstaub und die Innenraumluft untersucht sowie der Schallpegel im Wohnbereich gemessen.

Fazit: Ein Großteil der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ist mit einer Vielzahl der untersuchten Schadstoffe belastet.

Diese Stoffe besitzen fast ausnahmslos toxikologisch bedenkliche Eigenschaften, daher ist die gleichzeitige Belastung mit mehreren Schadstoffen aufgrund möglicher Mischungseffekte besonders kritisch zu sehen. Die Effekte von Stoffen mit ähnlichen Wirkmechanismen können sich addieren, so dass in Summe eine kritische Belastung erreicht werden kann, auch wenn die Belastung mit den jeweiligen Einzelstoffen als unkritisch bewertet wird. Ein Beispiel hierfür sind die Phthalate BBzP, DnBP, DEHP und DiNP, die als Weichmacher in Kunststoffprodukten dienen. Sie sind als reproduktionstoxisch eingestuft und werden mit verschiedenen anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht. In nahezu allen Teilnehmenden wurden diese vier additiv wirkenden Phthalate gefunden. Darüber hinaus birgt auch die Belastung mit Schadstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen Risiken aufgrund von Mischungseffekten, die jedoch noch nicht ausreichend untersucht worden sind.

31 Stoffe wurden in (fast) allen Teilnehmenden gefunden: Darunter sind Acrylamid, Benzol, Bisphenol A (BPA), Butylhydroxytoluol (BHT), Chlorphenole: 2-Monochlorphenol, 4-Monochlorphenol, 2,4-Dichlorphenol, 2,5-Dichlorphenol, Lysmeral (Butylphenyl Methylpropional), Metalle und Halbmetalle: Arsen, Blei, Quecksilber, Selen und vieles mehr.

Quelle: Umweltbundesamt

Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Studie gibt es hier zum kostenlosen Downoad.