Depressionen bei Kindern häufiger als Eltern glauben

Stiftung Kindergesundheit informiert über Warnsymptome und Risiken depressiver Störungen

Die Jahre der Kindheit und Jugend werden von Erwachsenen gern als „fröhlich und unbeschwert“ verklärt. Doch nicht jedes Kind erlebt sie so: Die oft als „sorgenfrei“ gepriesene Kindheit erweist sich in Wirklichkeit häufig als von psychischen und emotionalen Problemen belastet. Selbst schwere Depressionen kommen schon bei Kindern und Jugendlichen vor: Mindestens jeder zehnte Jugendliche erlebt bis zum Erreichen der Volljährigkeit wenigstens eine depressive Episode, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

Kinder- und Jugendärzt*innen, Kinderpsychiater*innen und Kinderpsychotherapeut*innen haben in den vergangenen Jahren eine Zunahme von depressiver Symptomatik bei jungen Menschen registriert. Allerdings ist es im Kindes- und Jugendalter nicht immer leicht, eine Depression von den üblichen, „normalen“ Verhaltensweisen abzugrenzen: Erst ab dem Grundschulalter können Kinder ihre gedrückte Stimmungslage und emotionale Niedergeschlagenheit selbst einigermaßen in Worte fassen. Sie sind traurig oder unglücklich, weil sie sich ungeliebt, nicht geborgen oder vernachlässigt fühlen. Wenn sie sich äußern, beklagen sie sich zum Beispiel mit Sätzen wie: „Niemand hat mich lieb“, oder: „Keiner will mit mir spielen,“ oder sogar: „Ich wünschte, ich wäre tot“.

Ein oft unterschätztes Problem

„Depressive Symptome bei Kindern und Jugendlichen sind häufiger als Eltern annehmen. Gerade in den letzten Jahren ist die Zahl neudiagnostizierter depressiver Störungen deutlich angestiegen „, sagt die Münchner Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Bühren, ärztliche Direktorin des kbo-Heckscher-Klinikums und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kindergesundheit. „Bereits vor der Coronapandemie war fast jedes fünfte Kind und Jugendliche in Deutschland von psychischen Auffälligkeiten betroffen. Im Jahr 2019 benötigten rund 823 000 Kinder und Jugendliche psychotherapeutische Hilfe, 104 Prozent mehr als im Jahr 2009. Im Verlauf der Pandemiejahre hat sich dann ihr Wohlbefinden und ihre psychische Gesundheit weiter verschlechtert: Depressive und psychosomatische Symptome, Ängste und auch Essstörungen kommen zurzeit insbesondere bei Mädchen wesentlich häufiger vor als vor Corona“.

Wie die Pandemie die Kinder belastet

Besonders die Corona-bedingten Schulschließungen haben die Kinder und Jugendlichen stark belastet: Laut einer neuen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) wiesen junge Menschen während der Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger allgemeine Depressionssymptome auf als vor Ausbruch der Pandemie.

Die Kinder waren während dieser Zeit nicht nur von der zeitweisen Schließung von Spielplätzen, Kitas und Schulen betroffen: Gleichzeitig wurden ihre sozialen Kontakte zu Freunden, Mitschülern und selbst zu den Großeltern zwangsläufig eingeschränkt.

„Besonders die Kinder und Jugendlichen aus bildungsfernen Familien , mit Migrationshintergrund und beengten räumlichen Verhältnissen zeigten mehr depressive Symptome als Gleichaltrige“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Katharina Bühren.

Wie sich die Symptome mit der Zeit verändern

Depressive Kleinkinder (1 bis 3 Jahre) zeigen sehr unspezifische Symptome. Sie können still und zurückhaltend sein oder durch Spielunlust auffallen. Nicht selten sind sie aber auch unruhig, weinen und schreien oft, essen und schlafen schlecht oder wiederholen bestimmte Bewegungen immer wieder.

Bei Kindern im Vorschulalter (3 bis 6 Jahre) äußert sich eine Depression oft mit einem traurigen Gesichtsausdruck und mit verminderter Gestik und Mimik. Das Kind ist häufig bedrückt und kann sich über nichts mehr so richtig freuen, bewegt sich ungern und zeigt psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen. Nicht selten sind diese Kinder leicht zu irritieren, schlafen schlecht ein und haben oft Albträume.

Im Schulkindalter (7 bis 13 Jahre) zeigt sich eine Depression häufig durch leichte Reizbarkeit und gedrückte Stimmung, Lustlosigkeit, Unkonzentriertheit und Leistungsabfall in der Schule. Die Betroffenen beschreiben Selbstzweifel und auch Selbstmordgedanken.

Depressive Jugendliche (14 bis 18 Jahre) sind niedergestimmt, ziehen sich zurück und neigen zu Grübeleien. Es können auch Stimmungsschwankungen und Appetitstörungen sowie psychosomatische Beschwerden dazu kommen. Schlafstörungen, eine Verschlechterung der Schulleistungen, aber auch ein Gefühl der Leere und Lustlosigkeit werden häufig berichtet. Umso ausgeprägter die depressive Symptomatik ist, desto eher kommen auch Suizidgedanken dazu. Mit zunehmendem Alter können Todeswünsche und -vorstellungen die Gedanken gefährlich verdüstern: Selbsttötungen stellen mit 12 Prozent der Todesursachen bei Jugendlichen nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache dar.

Zu oft übersehen und zu spät erkannt

Depressionen werden bei Kindern und Jugendlichen nicht selten übersehen und nicht behandelt, selbst wenn deutliche Anzeichen vorhanden sind, sagt Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Katharina Bühren: „Auch ernste Symptome einer Depression wie Freudlosigkeit oder Niedergeschlagenheit werden bei Kindern im Teenageralter häufig als eine Phase fehlinterpretiert, die zur Pubertät gehört“.

Weil sich aber eine Depression ohne Behandlung verstärken und zu weiteren Störungen führen kann, sollten depressive Symptome immer ernst genommen werden, betont die Expertin der Stiftung Kindergesundheit mit großem Nachdruck: „Wer schon als junger Mensch psychisch erkrankt, hat auch als Erwachsener ein höheres Risiko für eine psychiatrische Erkrankung. Über die Hälfte der psychischen Störungen entsteht vor dem neunzehnten Lebensjahr“. Die Häufigkeit von Depressionen steigt von unter zwei Prozent bei Kindergartenkindern auf etwa neun Prozent während der Pubertät bis auf 20 Prozent bis zum 18. Lebensjahr an.

Psychische Gesundheit von Kindern stärken!

Zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit folgende Maßnahmen:

  • Verbesserung der ambulanten und stationären kinder- und jugendpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Versorgung durch Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen
  • dauerhafte Förderung psychotherapeutischer und psychiatrischer Angebote, die niedrigschwellig an Schulen angebunden sind, sowie Angebote der Jugendhilfe in besonders belasteten Wohnquartieren, und
  • Schulfach „Gesundheit“ einführen, um die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und so auch das Risiko für psychische Erkrankungen zu verringern.

Düstere Gedanken? Reden kann Schlimmeres verhüten

Häufig ist es allerdings nicht leicht, an ein Kind oder einen Jugendlichen mit Depressionen heranzukommen, räumt die Stiftung Kindergesundheit ein. Manchmal möchten sich Betroffene am liebsten in einem Loch verkriechen und vermeiden es, über ihre Gefühle zu sprechen. Dabei wäre es wichtig, dass sie ihre Empfindungen in Worte fassen und mit anderen teilen können.

Deshalb sollten Eltern die Gefühle ihres Kindes ernst nehmen und auch ansprechen. Offene Gespräche schaffen Vertrauen und helfen psychische Probleme frühzeitig wahrzunehmen.

Zur Behandlung einer depressiven Störung bei Kindern und Jugendlichen stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: Ob das Kind mit einer Psychotherapie oder zusätzlich mit Medikamenten behandelt werden soll, muss von Fall zu Fall individuell entschieden werden.

Wenn Kinder und Jugendliche, ihre Eltern selbst oder andere Angehörige depressive Gedanken haben oder sogar überlegen, sich das Leben zu nehmen, sollten sie unbedingt versuchen, mit jemandem darüber zu sprechen, ganz gleich ob aus der Familie oder aus dem Freundeskreis, betont Priv.-Doz. Dr. Katharina Bühren: „Außerdem sollten sie sich an Menschen werden, die sie professionell unterstützen können. Erste Ansprechpartner können Beratungsstellen, Hausärzte und Hausärztinnen, Kinderärztinnen oder Kinderärzte sein, die dann die Eltern mit ihrem Kind in eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Praxis überweisen können.“

Hier finden Familien Rat und Hilfe

Geschulte Gesprächspartner*innen, die in psychischen Lebenskrisen eine Hilfe anbieten können, erreichen Betroffene telefonisch:

  • bei der Telefonseelsorge (Evang.: 0800-111 0 111, Kath.: 0800-111 0 222),
  • im Notfall bei der Polizei (110) oder dem Rettungsdienst (112),
  • bei der „Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche“ unter Tel. 116 111, oder
  • bei der „Nummer gegen Kummer für Eltern“ unter Tel. 0800-111 0 550.

Eine weitere umfangreiche Liste von möglichen Hilfen bietet die Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention unter www.suizidprophylaxe.de.

Giulia Roggenkamp Stiftung Kindergesundheit




Warum sich unsere Kinder viel zu wenig bewegen

Trotz ausgeprägtem Bewegungsdrang bewegen sich unsere Kinder immer weniger

In der Kindheit ist der natürliche Bewegungsdrang am stärksten ausgeprägt. Aber die Kinder unserer Informationsgesellschaft bewegen sich heute nur noch halb so viel wie vor 30 Jahren! Und zwar nicht etwa weil ihr Bewegungswunsch nachgelassen hätte, sondern weil wir nachlässig mit diesem ihrem existentiellen Bedürfnis umgehen. Unsere Umwelt bietet den Kindern immer weniger Freiräume, in denen sie ungestört und ungestraft nach Herzenslust toben und matschen, ihre Kräfte messen, ihre Grenzen spüren, ihre Fein- und Grobmotorik entwickeln und sich spontan auf neue Menschen zu bewegen können.

Vor allem in Großstädten ist der Erfahrungs- und Bewegungsraum von Kindern Mangelware geworden.

Auf den wenigen freien Grundstücken, wo Kinder noch etwas entdecken und erkunden könnten, machen sich zunehmend Büro- und Gewerbegebiete breit. Und die oftmals unattraktiven Spielplätze können Großstadtkinder nur unter großen Gefahren allein aufsuchen. Sie sind auf Erwachsene angewiesen, um Spielplätze sicher zu erreichen und dort geschützt zu spielen. Und wann sie ihren Spiel- und Bewegungsdrang ausleben können, hängt zunehmend vom Zeitplan der Eltern ab.

Die Folge ist, dass immer mehr Kinder zum „Spiel-doch-was-in-deinem-Zimmer“ verdonnert werden.

Aber auch hier sieht es in punkto Bewegungsfreiraum nicht rosig aus: Große Wohnungen sind teuer, kleine Wohnungen oft ungünstig geschnitten, das Kinderzimmer ist eng und vollgestellt, das Elternschlafzimmer dagegen hell und geräumig. Und wenn das Kind auf dem wenigen verbliebenen Platz im Zimmer mal freudig mit dem Seilchen hüpft, dann folgt bald die Ermahnung: „Denk an die Nachbarn!“ Kinder, die viel drinnen spielen, sind in ihrer sozialen Entwicklung benachteiligt. Sie können keine spontanen Bekanntschaften machen oder eigenständig neue Freundschaften schließen. Stattdessen müssen Spielkameraden nach Hause bestellt werden.

Aber nicht nur im Elternhaus, auch in Kindergärten und Schulen ist wenig Platz für Bewegung.

Die Außenflächen sind klein, oftmals zubetoniert, die Gruppen- und Klassenräume beengt. Viele Pädagogen begegnen dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder mit Disziplinregeln. Aber dies kann nicht die Lösung sein, denn Bewegungsmangel ist folgenreich!

Immer mehr Kinder fallen durch Haltungsschwäche, Übergewicht und Konditionsschwäche auf.

Einverstanden, wir wollen keine Generation von Spitzensportlern ausbilden, aber rückwärts oder auf einer Linie laufen, das sollten unsere Kinder schon noch können! Warum? Weil dies Ausdruck eines gut entwickelten Gleichgewichtssinns ist. Ohne ihn wären wir nicht in der Lage, aufrecht zu gehen, uns im Raum zu orientieren und unsere innere Balance zu finden. Wir gerieten aus dem Lot!

Bewegungsmangel schürt auch Aggressionen.

Die Gewalttätigkeiten nehmen unter Kindern stetig zu. Kein Wunder, in engen Kinderzimmern und Gruppenräumen staut sich die natürliche Bewegungsenergie. Geballt und unkontrolliert bricht sie aus: Bei Konflikten wird nicht mehr lange gefackelt, man schlägt einfach zu! Aus nervösen Zappelphilippen werden dann kleine ‚Rambos‘, die um jeden Preis ihre angestauten Kräfte messen wollen.

Kinder brauchen eine bewegte Kindheit.

Sie brauchen ausreichend Freiraum, um vielfältige Primärerfahrungen zu sammeln. Ihre gesunde ganzheitliche Entwicklung hängt davon ab, wie viel Körpererfahrungen sie machen. Denn schließlich trainiert Bewegung nicht nur die Muskulatur, sondern auch Geist und Psyche! Sie vermittelt Raum- und Zeiterfahrungen, die für die intellektuelle Entwicklung bedeutsam sind. In der Bewegung lernen Kinder, ihren Körper im Raum und innerhalb der Gruppe zu koordinieren, sich selbst und andere einzuschätzen. Alle Kinder machen durch Bewegung ihre ersten Erfahrungen mit sich und ihrem Lebensraum. Sie greifen nach ihren Fingern und Füßen und nach den ersten Gegenständen, krabbeln vor- und rückwärts, bis sie gehen, hüpfen und laufen können. Schritt für Schritt erschließen sie sich Raum und Zeit, Chancen und Grenzen, die verlockende Welt des Neuen, des Lernens.

Kinder brauchen also zu Hause, im Kindergarten und in der Schule viel Platz und Zeit für Bewegung! Denn Bewegung ist Leben, ist das Tor zur Welt des Lernens. Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung!

Bewegung bedeutet:

  • Überschüssige Energie abbauen
  • Sauerstoff tanken
  • Mit sich und anderen ins Gleichgewicht kommen
  • Raum und Lage erfahren
  • Aggressionen abbauen

Spiele für mehr Bewegung:

 Die kleinen Springteufel

Welches Kind spielt nicht gerne den kleinen ‚Springteufel‘, der auf Kommando in die Höhe schnellt? Zunächst machen sich die Kinder auf ihrem Stuhl ganz klein, so als säßen sie in einem ‚Spielkästchen‘, das heißt, sie ziehen die Beine an, runden den Rücken ab, beugen den Kopf nach unten und sind ganz still. Wenn sie das vereinbarte Signal – z. B. einen Buchstaben, eine Zahl, ein Wort oder Geräusch – hören, schnellen sie mit erhobenen Armen hoch und strecken und dehnen ganz genüsslich ihren Körper. Dann nehmen sie wieder ihre Ausgangsposition ein.

Tipp

Es können auch mehrere Kinder eine kleine ‚Springteufel-Gruppe‘ bilden, indem sie sich zunächst an den Händen festhalten und dann auf Signal gemeinsam die Arme hochstrecken.

Alter: ab 3 bis 6 Jahre, Sozialform: Einzelspiel, Material: Stühle

Die Raum-Roboter kommen!

Jeweils drei Kinder bilden eine Gruppe. Zwei Kinder, die zu Robotern erklärt werden, stellen sich Rücken an Rücken. Aufgabe des dritten Kindes ist es, die beiden Roboter durch den Raum zu dirigieren, indem es die Schultern der Roboter antippt. Berührt es die rechte Schulter eines Roboters so bewegt er sich rechts gehend durch den Raum und zwar solange bis er ein weiteres Tastsignal erhält. Wird er an der linken Schulter berührt, so geht er links herum durch den Raum. Werden beide Schultern gleichzeitig angetippt, so geht der Roboter geradeaus. Ein leichtes Antippen des Kopfes bedeutet: Stop, bitte stehen bleiben.

Ziel des Spieles ist es, beide Roboter so durch den Raum zu steuern, dass sie sich irgendwann gegenüber stehen und sich freundlich mit Handschlag begrüßen. Nun kann ein Rollentausch erfolgen.

Tipp

Nutzen Sie die Freude der Kinder, Roboter nachzuahmen. Denn bei diesem Spiel sammeln sie wertvolle Raum-Zeit-Erfahrungen.

Alter: ab 5 bis 10 Jahre, Sozialform: Gruppenspiel

Diesen Artikel haben wir aus dem Buch von Dr. Charmaine Liebertz mit dem Titel „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“ entnommen. Das Buch ist bei Burckhardthaus-Laetare erschienen.

spiele lernen

Charmaine Liebertz
Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe

Broschur, 96 Seiten
ISBN: 9783944548166
14,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




Wie viel Bewegung Kinder wirklich brauchen

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt 90 Minuten tägliche Bewegung mit mittlerer bis hoher Beanspruchung

Kinder haben einen großen Bewegungsdrang. Aber durch Schule und Mediennutzung nehmen sitzende Tätigkeiten stark zu. Bewegt sich mein Kind eigentlich genug? Wie viel Aktivzeit braucht es?

Bewegung und Sport

Zwischen Bewegung und Sport gibt es einen Unterschied: Sport ist immer mit Bewegung verbunden, aber nicht jede Bewegung ist Sport! Bei Bewegung handelt es sich meistens um leichtere körperliche Aktivitäten aus ganz alltäglichen Bewegungsformen, wie den sitzenden Tätigkeiten und dem Stehen, Gehen, Laufen, Radfahren, Treppensteigen, Haus- oder Gartenarbeit oder Spielen – sprich jeder Art von Bewegung im Alltag (WHO 2018; BZgA 2017, S. 10f.). Sport meint den gezielten, intensiven Sport zu Trainingszwecken, den viele Kinder im Verein betreiben, wie zum Beispiel Fußball, Turnen, Leichtathletik oder Tennis.
Bild ansehen

Bewegungsempfehlungen

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder und Jugendliche von 5–17 Jahren täglich 60 Minuten körperliche Aktivität (WHO 2018). In den Bewegungsempfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA 2017) finden sich auf das Grundschulalter abgestimmte Empfehlungen für Kinder. Die Bundeszentrale empfiehlt sogar noch 30 Minuten mehr Bewegung am Tag, also insgesamt 90 Minuten tägliche Bewegung mit mittlerer bis hoher Beanspruchung. Das ist erfüllt, wenn Kinder die Bewegung als etwas anstrengend oder anstrengend empfinden, wie zum Beispiel beim Fahrradfahren oder beim schnellen Gehen. Die empfohlene Stunde körperliche Aktivität kann schon durch die alltäglichen Bewegungen erreicht werden, wie zum Beispiel das Laufen von 12.000 Schritten am Tag.

Jeder Schritt zählt!

Auch wenn der Schul- oder Arbeitsalltag so viel Bewegung scheinbar nicht immer zulässt, so können Sie für sich und die Kinder hier und dort kleine Bewegungseinheiten in den Tag einstreuen. Legen Sie den Schul- oder Arbeitsweg aktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Nehmen Sie die Treppe, nicht den Aufzug oder die Rolltreppe, und legen Sie hin und wieder einen zusätzlichen Spaziergang ein. Dabei werden das Herz-Kreislauf-System sowie die Bein- und Gesäßmuskulatur optimal trainiert. Ein kleiner gemeinsamer Spaziergang nach der Schule oder Arbeit bringt Bewegung in den Alltag und schafft die Möglichkeit zum intensiven Austausch über den Tag. Wichtig ist nur, dass Puls und Atmung zumindest leicht erhöht sind.

Regelmäßiger Sport tut gut und macht Spaß!

Über diese alltäglichen Bewegungen hinaus ist es empfehlenswert, dass sich die Kinder zwei- bis dreimal in der Woche mit höherer Intensität bewegen. Finden Sie heraus, welchen Sport Ihr Kind besonders mag, denn die persönlichen Vorlieben der Kinder sollten unbedingt berücksichtigt werden – die Bewegung soll schließlich Spaß machen! Darüber hinaus finden die meisten sportlichen Aktivitäten in der Gruppe oder im Verein statt. In diesem Umfeld profitiert Ihr Kind nicht nur vom Sport und der Bewegung, sondern auch von dem gemeinsamen Miteinander, der Unterstützung anderer und von den kleinen und großen persönlichen Erfolgserlebnissen.

Weniger Sitzen ist mehr

Die Bewegungsempfehlungen von mindestens einer Stunde sind schneller zu erreichen, als Sie denken. Das Fangenspielen, das Toben und Klettern in den Pausen und der Sportunterricht in der Schule – das alles sind nur einige Beispiele für intensive Bewegung und dafür, dass die Kinder auch in der Schulzeit viele Möglichkeiten zur Bewegung haben.

Achten Sie außerdem darauf, dass Sie die Zeit, in der die Kinder sitzen oder elektronische Geräte (Fernseher, Smartphone, Computer) nutzen, soweit es geht reduzieren. Der übermäßige Zeitvertreib am Bildschirm führt dazu, dass sich die Kinder einen sitzenden Lebensstil angewöhnen, der sich nicht gut auf ihre gesundheitliche Entwicklung auswirkt.

Tipp: Mit gutem Beispiel voran

Wenn sich Ihr Kind bisher jedoch nur sehr wenig oder ungern bewegt hat, versuchen Sie nicht diesen Zustand von heute auf morgen zu ändern. Fangen Sie lieber klein an, motivieren Sie es durch Ihre eigene Bewegungslust und steigern sie den Umfang sowie die Intensität der Bewegung schrittweise. Ansonsten sind Frust und Muskelkater schnell vorprogrammiert. Das gilt auch dann, wenn Sie sich selbst bisher nicht genügend bewegt haben. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und beginnen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Freude an Bewegung neu zu entdecken – Ihrem Kind zuliebe.

Quelle: bzga

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Broschueren/Bewegungsempfehlungen_BZgA-Fachheft_3.pdf




Social Web stört die Entwicklung des Gehirns

Facebook, Instagram, Snapchat – Kinder und Jugendliche reagieren zunehmend überempfindlich

Die Gehirne von Kindern und Jugendlichen, die soziale Medien intensiv nutzen, entwickeln sich anders als die von Altersgenossen, die sparsamer damit umgehen. Das hat eine Langzeitstudie von Forschern der University of Northern Carolina mit 169 Probanden ergeben, die Mittelschulen in diesem US-Bundesstaat besuchen. Zu Beginn der Untersuchung wurden die Teilnehmer gefragt, wie oft sie die beliebten Plattformen Facebook, Instagram und Snapchat nutzen. Ihre Antworten reichten von weniger als einmal bis mehr als 20 Mal am Tag.

Zwanghafte Nutzung nimmt zu

Innerhalb von drei Jahren haben die Forscher mithilfe eines MRT die Aktivitäten der Gehirne während bestimmter Aktivitäten auf den jeweiligen Plattformen aufgezeichnet, bei denen die Teilnehmer soziales Feedback von Gleichaltrigen erwarteten. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder, die häufiger soziale Medien nutzen, auf Feedback von Gleichaltrigen überempfindlich reagieren“, sagt Forschungsleiterin Eva Telzer. Diese erhöhte Sensibilität für soziales Feedback könne die künftige zwanghafte Nutzung sozialer Medien fördern, befürchtet auch Kollegin Maria Maza.

„Die meisten Jugendlichen beginnen mit der Nutzung von sozialen Medien in einer der wichtigsten Phasen der Entwicklung des Gehirns“, sagt Co-Autor Mitch Prinstein, der auch als Chief Science Officer für die American Psychological Association tätig ist. „Unsere Forschung zeigt, dass die Überprüfung des Verhaltens im Social Web langfristige und wichtige Konsequenzen für die neuronale Entwicklung von Jugendlichen haben könnte, was für Eltern und politische Entscheidungsträger entscheidend ist, wenn sie die Vorteile und potenziellen Schäden, die mit der Nutzung der Medien verbunden sind, abwägen.“

Das Gros der Kinder ist gefährdet

Aus früheren Untersuchungen geht hervor, dass 78 Prozent der 13- bis 17-Jährigen sich mindestens stündlich mit ihren Plattformen beschäftigen. 35 Prozent nutzen mindestens eine der fünf wichtigsten Social-Media-Plattformen fast ständig. „Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das wiederholte Überprüfen von Social Media bei Zwölf- bis 13-Jährigen über einen Zeitraum von drei Jahren die Entwicklung ihrer Gehirne beeinträchtigen kann“, verdeutlicht Telzer abschließend.

Quelle: Wolfgang Kempkens/pressetext.com




Kinder atmen weniger infektiöse Partikel aus als Erwachsene

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts haben die die Konzentration von Aerosolpartikeln und Tröpfchen untersucht

Die Forschenden untersuchten die Konzentration von Aerosolpartikeln und Tröpfchen, die beim Atmen, Sprechen, Singen und Schreien abgeben werden. Ihre Messungen erfassten 132 Personen jeden Alters. Die Ergebnisse können dazu beitragen, effektive Schutzmaßnahmen vor Infektionskrankheiten wie etwa Covid-19 oder der Grippe zu treffen.

Infektionskrankheiten werden häufig über Partikel übertragen, die von infizierten Personen ausgeatmet werden. Die Größe solcher Aerosolpartikel variiert jedoch stark, je nachdem, aus welchem Bereich der Atemwege sie stammen. In der Lunge werden vor allem kleine Partikel mit einer Größe von weniger als fünf Mikrometern – das sind fünf Tausendstel Millimeter – produziert, auch bekannt als PM5. In den oberen Atemwegen entstehen hingegen größere Partikel. Wie die Messungen zeigten, atmen Kinder weit weniger kleinere Partikel aus als Erwachsene. „Wir haben festgestellt, dass die Konzentration kleiner Partikel unter fünf Mikrometern mit dem Alter zunimmt und bei Kindern besonders niedrig ist. Daher tragen Erwachsenen mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Infektionsgeschehen bei, wenn die Infektion in den unteren Atemwegen lokalisiert ist“, sagt Mohsen Bagheri, Erstautor der Studie und Forschungsgruppenleiter am MPI-DS. Größere Partikel, die im Rachenbereich entstehen, verbreiten Kinder und Erwachsene der Studie zufolge jedoch in gleichem Maße. Einen Zusammenhang zwischen der Konzentration der ausgeatmeten Partikel und dem Geschlecht, dem Gewicht, der Fitness oder den Rauchgewohnheiten der Person haben die Forschenden nicht festgestellt.

Stimmliche Aktivitäten erhöhen die Konzentration kleiner Partikel

In der umfassenden Studie erhoben die Forschenden die Daten von 132 gesunden Freiwilligen. Die Studie erfasste auch Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 18 Jahren, zu denen bislang nur sehr wenige Daten verfügbar waren. Die Wissenschaftler*innen verwendeten verschiedene Instrumente, um in einem Reinraum das gesamte Spektrum der ausgeatmeten Partikelgrößen von einem Zehntel Mikrometer bis zu einem Viertel Millimeter Durchmesser zu messen. Die Teilnehmenden absolvierten dabei für insgesamt 20 Minuten verschiedene stimmliche Aktivitäten wie Singen, Sprechen oder Schreien. „Vokalisation und Alter erwiesen sich als unabhängige Risikofaktoren für die Partikelproduktion“, berichtet Prof. Simone Scheithauer von der Abteilung Infektionsschutz und Infektionskrankheiten der UMG.

Das Volumen der ausgeatmeten Partikel bestimmt das potenzielle Infektionsrisiko

Obwohl menschliche Tropfen und Aerosole meist kleine Partikel enthalten, machen größere Partikel den größten Teil des Gesamtvolumens aus, das Krankheitserreger enthalten kann. „Wenn sich der Erreger hauptsächlich in den oberen Atemwegen aufhält, sind die großen Partikel daher mit Abstand der Hauptüberträger der Krankheit“, erklärt Eberhard Bodenschatz, Direktor am MPI-DS. „Es ist deshalb wichtig, den Ort der Infektion im Atemtrakt zu berücksichtigen, um geeignete Schutzmaßnahmen treffen zu können“, so Bodenschatz weiter. „Zum Beispiel scheint die aktuelle Omikron-Variante des Coronavirus eher in den oberen Atemwegen lokalisiert zu sein, weshalb auch bereits einfache filternde Gesichtsmasken einen guten Schutz bieten.“

Schutzmaßnahmen hängen von der Lokalisierung des Erregers ab

Im Gegensatz dazu werden Infektionskrankheiten, die sich hauptsächlich in der Lunge ansiedeln, hauptsächlich über kleine Partikel übertragen. Da deren Produktion mit dem Alter zunimmt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder solche Krankheiten übertragen, geringer als bei Erwachsenen, heißt es in der Studie. Um die Übertragung von Lungenkrankheiten über die Luft zu verhindern, ist das Tragen von gutsitzenden und hochwirksamen Gesichtsmasken daher eine wirksame Maßnahme, um die Übertragung von Krankheiten insbesondere bei Erwachsenen zu vermeiden.

Originalpublikation:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0021850222001380

Dr. Manuel Maidorn, Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation




Medienkompetenz: Mehr Zutrauen zu Kindern als zu Erziehenden

ESET Studie: Eltern trauen Kindern deutlich höhere Medienkompetenz als Lehrenden zu

Schwimmen mit Wassernudel oder Fahrradfahren mit Stützrädern: Wenn die Jüngsten Neues lernen, gehen Eltern lieber auf Nummer sicher. Doch beim Thema Internet haben sie offenbar vollstes Vertrauen in ihren Nachwuchs. Sowohl die unter Vierjährigen als auch die Vier- bis Siebenjährigen schneiden beim Thema Internet- und Medienkompetenz in der aktuellen ESET Studie besser ab als Lehrende und Erziehende. Dies ist womöglich auch ein Grund, warum fast die Hälfte der Befragten auf Kinderschutzprogramme verzichten: Sogar jeder zweite der unter Vierjährigen geht ohne Schutz ins Netz. Interessant ist auch, dass das meiste Taschengeld in Süßigkeiten anstatt in digitale Unterhaltung fließt. Das sind unter anderem die Ergebnisse des zweiten Teils einer aktuellen repräsentativen YouGov-Studie im Auftrag des IT-Sicherheitsherstellers ESET, für die mehr als 1.000 Eltern mit Kindern bis zu 18 Jahren befragt wurden.

Hälfte der Schützlinge surft ohne kindgerechte Filter 

Ganz anders als beim Fahrradfahren oder Schwimmen lernen lassen Eltern beim Thema Internetsicherheit die Finger von (technischen) Hilfsmitteln. Fast die Hälfte der Befragten verzichten auf ein Kinderschutzprogramm, am häufigsten Mütter und Väter in Hamburg, Sachsen-Anhalt (jeweils 59%) und Mecklenburg-Vorpommern (57%). Besonders bedenklich ist allerdings, dass auch fast jedes zweite Kind unter vier Jahren und ein Drittel der Vier- bis Elfjährigen ohne Schutz in der digitalen Welt unterwegs sind. Wenig überraschend hingegen: Je älter die Kinder sind, desto häufiger wird von altersgerechten Filtern Abstand genommen.

„Die Ergebnisse der gesamten ESET-Studie zeigen, der Nachwuchs ist jung und vernetzt. Fast jedes Kind kann auf ein digitales Gerät und das Internet zugreifen, was die Corona-Pandemie noch verstärkt hat“, sagt Ildikó Bruhns, Projektleiterin Safer Kids Online. „Neben Schulen und Kindergärten sind auch die Eltern gefragt, ihre Kinder auf die digitale Welt vorzubereiten. Je fitter die Erwachsenen selbst in puncto Medienkompetenz und technisches Know-how sind, desto mehr können sie ihren Nachwuchs bei der kindgerechten Mediennutzung unterstützen.“

Medienkompetenz: Mehr Vertrauen in die Kinder als in die Lehrenden

Dass lediglich 45 Prozent der Eltern eine Kindersicherung fürs Internet einsetzen, liegt womöglich daran, dass sie ihrem Nachwuchs in puncto Medienkompetenz weitaus mehr zutrauen als Lehrenden. Dazu gehört nicht nur, mit digitalen Geräten umgehen zu können, sondern sie auch sinn- und verantwortungsvoll zu nutzen. Je älter die Kinder, je höher ist das Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Doch insgesamt 60 Prozent der Befragten attestieren selbst den unter Vierjährigen und Vier- bis Siebenjährigen ein ausgezeichnetes bis gutes Wissen rund um Internet und Medien. Bei den Acht- bis Elfjährigen sind es sogar 75 Prozent. Nur jeder Fünfte der Befragten vergeben durchschnittliche bis schlechte Kenntnisse, am häufigsten bei den Vier- bis Siebenjährigen (32%).

Lehrende und Erziehende schneiden bei Eltern in Sachen Medien- und Internetkompetenz im Vergleich weitaus schlechter ab: Nur die Hälfte erhält die Prädikate ausgezeichnet bis gut. Die Baden-Württemberger (71%) haben hier das größte Vertrauen in die Medienbildung. Mehr als ein Drittel der Eltern attestieren den Lehrkräften noch Nachholbedarf, vor allem bei den Teenagern. Die kritischsten Stimmen kommen hier aus Sachsen-Anhalt (40%).

Noch mehr Vertrauen als in die Fähigkeiten der Lehrkräfte und ihrer Kinder haben Eltern in ihre eigenen: 83 Prozent der Befragten bewerten ihre eigene Medien- und Internetkompetenz von ausgezeichnet bis gut. Insbesondere die Berliner (92%) und Thüringer (88%) ziehen für sich die beste Bilanz. Nur jeder Siebte sieht bei diesem Thema Nachholbedarf. Auffällig ist der Unterschied zwischen den Elternteilen: Fast 20 Prozent der Väter schätzen ihren Kenntnisstand als ausgezeichnet ein, bei den Müttern sind es nur acht. Auch beim Prädikat sehr gut haben die Männer die Nase vorn: So bewerten sich ein Drittel der Befragten, aber nur ein Viertel der Frauen. Letztere stufen ihre Medienkompetenz am häufigsten als gut (44%) oder mittelmäßig (17%) ein.

Lieber Süßigkeiten als digitale Unterhaltung

Wer glaubt, der Nachwuchs steckt sein ganzes Taschengeld in digitale Medien, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Süßigkeiten liegen hier mit einem Viertel eindeutig vorne. Vor allem bei den Acht- bis Elfjährigen (38%) und die 12- bis 14-Jährigen (37%) steht Schokolade & Co. hoch im Kurs. Etwa ein Fünftel investieren das Taschengeld in Spielzeug, in Schmuck, Kleidung und Kosmetik oder holen sich Essen für unterwegs. Bei jedem Sechsten fließt das Bare in Comics, Bücher oder Zeitschriften.

Nur jeder Zehnte gibt das Ersparte für In-App-Käufe, zum Beispiel bei Gaming Apps aus, mit 14 Prozent am häufigsten die 12- bis 17-Jährigen. Vor allem im Osten des Landes erwirbt etwa jedes sechste Kind zusätzliche Dienste oder Inhalte in Apps. Und auch nur jeder Siebte kauft sich vom Taschengeld Wertkarten, wie etwa für Google Play.

Die gesamte ESET Studie „Kinder im Netz“ und weitere Informationen finden Sie hier

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer repräsentativen Online-Umfrage, die YouGov im Auftrag der ESET Deutschland durchgeführt hat. Deutschlandweit haben hierfür im August/September 2022 1030 Eltern teilgenommen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für Familien mit Kindern unter 18 Jahren.

Über ESET

ESET ist ein europäisches Unternehmen mit Hauptsitz in Bratislava (Slowakei). Seit 1987 entwickelt ESET Sicherheits-Software. Das Unternehmen verfügt über ein globales Vertriebsnetz in über 180 Ländern und Niederlassungen in Jena, San Diego, Singapur und Buenos Aires. Für weitere Informationen besuchen Sie www.eset.de oder folgen uns auf LinkedIn, Facebook und Twitter.




Projektförderung für die sozial-emotionale Begleitung ukrainischer Kinder

Kitas können sich noch bis zum 15. Dezember 2022 bei der Deutschen Liga für das Kind bewerben!

Im Zusammenhang mit der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine kommen zahlreiche Mütter und junge Kinder nach Deutschland. Sie haben es in mehrfacher Weise schwer: Sie mussten möglicherweise traumatisierende Erfahrungen machen und haben die Trennung oder den Verlust von Vätern, Verwandten und Freunden zu beklagen, bisherige Sicherheiten und Gewohnheiten, aber auch Haustiere, Spielzeug und vertraute Umgebungen zurücklassen müssen. In Deutschland stehen sie einer völlig neuen Situation gegenüber und müssen sich ohne Übergang in einer neuen Lebenswelt und Sprachumgebung zurechtfinden.

Geflüchtete Mütter und Kinder sind auf eine „Normalisierung“ ihres Alltags angewiesen, die ihnen Sicherheit gibt. Für die Mütter kann die Aufnahme ihres Kindes in einer Kindertageseinrichtung Entlastung und Hilfe bedeuten, wenn Informationen gut verständlich sind und pädagogische Fachkräfte wertschätzend und einfühlsam kommunizieren. Mit Kindergarten plus gibt es ein bewährtes, wissenschaftlich evaluiertes und wirksames Programm, um mit pädagogischen Mitteln im Kita-Alltag die emotionale Stabilität von Kindern zu verbessern oder wieder herzustellen, die Integration in eine (Kinder-)Gruppe zu erleichtern und den Erwerb gewaltfreier Konfliktlösungsstrategien zu fördern.

Die Zusammenarbeit mit Eltern sowie in der Erstsprache aufbereitete Informationen sind dabei wichtige Bausteine. Dank einer Spende der Junker-Kempchen Stiftung können Kitas, die ukrainische geflüchtete Kinder betreuen, eine kostenlose Teilnahme am Programm bei der Liga beantragen.  

Die Fortbildungsmodule planen Kindergarten plus so, dass die Zeiten und Formate den Bedarfen jedes Teams bestmöglich entsprechen. Dazu gehören:

•          Einführungstag, Grundlagen der sozial-emotionalen Entwicklung und Förderung. Kennenlernen und Vorbereiten von Kindergarten plus und START ab 2 sowie Erhalt der Programmaterialien.

•          Seminarmodul zur Arbeit mit geflüchteten Kindern und deren Familien mit Fokus auf ukrainischen Familien.

•          Prozessbegleitung und Auswertungsworkshop.

Kitas, in denen ukrainische geflüchtete Kinder betreut werden, und die die sozial-emotionale Entwicklungsbegleitung von Kindern im Fokus haben, können sich jetzt bis zum 15.12.2022 bewerben! Füllen Sie dafür unter diesem Link ein kurzes Online-Formular zur Interessensbekundung aus.: https://forms.office.com/r/S37jFjGKK5

Projektleiterin:  Stella Valentien

Kontakt und weiterführende Information: E-Mail: stella.valentien@kindergartenplus.de

Quelle: Information der Deutschen Liga für das Kind




Mehrkindfamilien brauchen Fairness statt Stigmatisierung

Die Kinderarmut zeigt sich besonders bei Mehrkindfamilien, dabei leisten sie Enormes für die Gesellschaft

Wer in Deutschland in einer Familie mit mehreren Kindern lebt, ist häufiger von Armut betroffen, als das in Haushalten mit weniger Kindern der Fall ist. Fast ein Drittel (32 Prozent) aller Familien mit drei oder mehr Kindern gilt als einkommensarm, knapp 18 Prozent beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II. Der Blick auf die Länderebene unterstreicht diesen Befund: Über alle Bundesländer hinweg haben Paarfamilien mit drei und mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisiko wie Paarfamilien mit zwei Kindern.

Bremer Mehrkindfamilien haben es besonders schwer

Am häufigsten sind Mehrkindfamilien in Bremen (63 Prozent) von Armut betroffen, in Bayern ist das Risiko am geringsten (22 Prozent). Besonders schwierig ist die Lage für alleinerziehende Familien mit drei und mehr Kindern: Über 86 Prozent von ihnen sind auf Sozialtransfers angewiesen.

Wie aus der neuen Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“ der Bertelsmann Stiftung ebenfalls hervorgeht, sind Kinder aus kinderreichen Familien besonders häufig von Armut betroffen: Mit 46 Prozent lebt fast die Hälfte aller Kinder in Mehrkindfamilien im SGB II-Bezug.

Insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland

In den insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland – das entspricht etwa jeder sechsten Familie – stehen die Eltern in besonderer Weise vor der Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile nimmt mit steigender Kinderzahl ab; in Familien mit drei und mehr Kindern liegt sie deutlich niedriger als bei Eltern mit einem oder zwei Kindern.

Insgesamt ist in Mehrkindfamilien häufiger als in anderen Familien der Vater Hauptverdiener, während die Mutter dazu verdient. Die Mütter wenden im Durchschnitt aber auch pro Tag rund doppelt so viel Zeit für die Kinderbetreuung auf wie die Väter. Erst mit zunehmendem Alter der Kinder weiten Mütter – wie in an- deren Familien auch – ihre Erwerbsbeteiligung aus.

Zudem zeigen die Daten, dass rund 70 Prozent der Mütter von drei und mehr Kindern gut bis sehr gut ausgebildet sind. Das wider- legt das Klischee, Eltern von Mehrkindfamilien hätten überwiegend einen niedrigen Bildungs- stand.

Kinderarmut durch Unterstützung von Mehrkindfamilien bekämpfen

„Da die Betreuung und Erziehung von drei und mehr Kindern viel Zeit kostet, können Eltern ihre Erwerbstätigkeit kaum ausweiten, sondern müssen sie meistens sogar reduzieren“, so Anette Stein, Direktorin des Programms Bildung und Next Generation der Bertelsmann Stiftung. Für viele Familien stelle das angesichts der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten und steigenden Lebensmittelkosten eine immer größere Herausforderung dar. „Die soziale Situation von Mehrkindfamilien muss viel stärker ins Blickfeld rücken – vor allem auch deshalb, um die Kinderarmut in Deutschland entschlossen zu bekämpfen“, appelliert die Expertin.

Um ein besseres Verständnis für die Lebenswirklichkeit und die Bedarfe von Mehrkindfamilien zugewinnen, haben Sabine Andresen, Professorin für Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, und ihr Team 20 von ihnen ausführlich befragt. Dabei wurde deutlich, dass die Sorge um finanzielle Engpässe als auch um ausreichend bezahlbaren Wohnraum Mehrkindfamilien ständig begleitet. Zudem beklagen sie Benachteiligungen im Alltag, da zum Beispiel Familientickets im öffentlichen Personennahverkehr, im Schwimmbad oder im Zoo häufig auf die klassische Zwei-Kind-Familie ausgerichtet sind. Eine zusätzliche Belastung stellen Vorurteile und Stigmatisierungen dar, denen sich Mehrkindfamilien häufig ausgesetzt sehen.

„Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert“

„Mehrkindfamilien sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert; übersehen werden dabei ihre enormen Leistungen für die Gesellschaft“, betont Sabine Andresen. „Wer drei Kinder oder mehr großzieht, sorgt im Umkehrschluss dafür, dass der Generationenvertrag unserer solidarisch organisierten Sozialversicherungssysteme funktioniert. Ohne die Care-Arbeit der Eltern, vor allem der Mütter, die dafür häufig auf die eigene Karriere und damit ausreichende Altersvorsorge verzichten, wäre das nicht möglich. Schon deshalb schulden wir diesen Familien eine gezielte Unterstützung, mehr Wertschätzung sowie die Überwindung von Klischees.“

Um Kindern in Mehrkindfamilien ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen und ihnen bessere Chancen auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen, plädiert die Bertelsmann Stiftung weiterhin mit Nachdruck für die Einführung einer Kindergrundsicherung, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Hierauf hätte jedes Kind Anspruch, unabhängig von der Familienform und der Zahl der Geschwister. Wichtig ist, dass damit die tatsächlichen, altersgerechten Bedarfe von Kindern und Jugendlichen gedeckt werden.

Schnelle und unbürokratische Entlastungen sind gefragt

Kurzfristig sind angesichts der rasant steigenden Verbraucherpreise zudem schnelle und unbürokratische Entlastungen gerade für kinderreiche Familien vonnöten. Bei Angeboten und Vergünstigungen für Familien in Bereichen wie Mobilität, Freizeit, Sport und Kultur müssen die speziellen Bedürfnisse dieser Familienform stärker mitgedacht werden.

Erleichterungen bedarf es auch in der Betreuung und Erziehung. Neben einem Ausbau der Angebote in der Kindertagesbetreuung sollte die Care-Arbeit von Müttern und Vätern – in allen Familienformen – gesellschaftlich stärker anerkannt und gerechter zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.

Langfristig wäre Mehrkindfamilien damit geholfen, wenn sich Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von der Norm der Zwei-Kind-Familie lösen würden. Denn Mehrkindfamilien sind vielfältig, was bei politischen Maßnahmen ebenso wie in der öffentlichen Wahrnehmung sowie in der Forschung konsequent berücksichtigt werden sollte.

Zusatzinformationen

Für die empirischen Angaben zu Mehrkindfamilien in Deutschland wurden überwiegend Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Mikrozensus sowie der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2021 herangezogen. Für die qualitative Studie von Prof. Sabine Andresen und ihrem Team der Goethe-Universität Frankfurt wurden im Jahr 2020 Interviews mit 20 Mehrkindfamilien geführt und mit der Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Hier finden Sie das pdf der Studie: