Pinocchio für heute – poetisch, klug und eindrucksvoll illustriert
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Imme Dros nach Carlo Collodi/Carll Cneut: Pinocchio
Pinocchio – ist das nicht diese uralte Geschichte von der Marionette, die lebendig wird und der beim Lügen immer eine lange Nase wächst? Stimmt. Fast 140 Jahre ist es her, seit Carlo Collodi sie aufgeschrieben und in Fortsetzungen in einer Zeitschrift veröffentlicht hat. Die in ihrer Heimat sehr bekannte niederländische Autorin Imme Dros hat sie überarbeitet – ohne pädagogischen Zeigefinger –, hat viele Nebenfiguren und sich ähnelnde Abenteuer weggelassen und so für die heutigen Leser, Vorleser und Zuhörer märchenhaft und spannend neu erzählt.
Von sprechendem Holz bis zur blauen Fee: Die Geschichte bleibt ein Abenteuer
Los geht’s mit einem sprechenden Stück Holz. Aus dem schnitzt der alte Gepetto eine Marionette. Eben weil das Holz zu ihm spricht. Und sofort ist es ein Lausbub, der alles umwirft und durcheinanderbringt. Aber auch einen unbändigen Wissensdurst hat, immer grundsätzlich nachfragt und damit seinen alten Vater ständig in Verlegenheit bringt. Weshalb der Bub unbedingt zur Schule gehen soll. Gepetto gibt alles für seinen hölzernen Sohn, verkauft sogar seinen Mantel, um Schulbücher kaufen zu können.
Aber schon auf dem Weg Richtung Klassenzimmer lenkt ihn ein Marionettentheater ab. Er erkennt: Die sind ja wie ich! Der ziemlich fiese Chef der Truppe setzt ihn gefangen, und erst, als Pinocchio ihm herzzerreißend seine Geschichte erzählt, lässt er ihn wieder frei. Sogar mit Goldstücken als Lohn! Klar, dass der Junge es mit zwielichtigen Gestalten, Betrügern und Räubern zu tun bekommt.
Gut oder böse? Märchenhafte Entscheidungen mit Tiefgang
Und mit der blauen Fee. Denn schließlich muss Pinocchio immer wieder gerettet werden. Was auch deshalb gelingt, weil er eigentlich ein gutes Herz hat. Denn die Goldstücke will er seinem Vater bringen, den er doch sehr liebt. Eben wie einen Vater. Und die blaue Fee wie eine Mutter.
Nun hat sich Gepetto aber auf die Suche nach seinem Marionettenkind gemacht, Pinocchio findet ihn nicht mehr zu Hause. Und sucht weiter. Bis zum Meer. Dort, weit draußen in einem kleinen Boot … Okay, mehr will ich jetzt nicht verraten. Nur, dass da bald ein riesiger Hai auftaucht und noch einige Abenteuer zu bestehen sind.
Immer wieder muss Pinocchio sich entscheiden, was er nun tun, auf wen er hören will. Immer wieder die Entscheidung treffen zwischen Gut und Böse, wie das in märchenhaften Erzählungen üblich ist. Impulskontrolle heißt das heute. Das hat Carll Cneut in ausdrucksstarke Bilder umgesetzt. Mal wirken sie wie schnell hingeworfene Skizzen, mal sind es detailreich ausgearbeitete, großformatige Gemälde. Insbesondere die naturgetreuen und realistischen Darstellungen von Tieren und Fabelwesen beeindrucken. Und machen die Lust, die Freude, den Spaß, die inneren Konflikte, die Ängste und die Liebe des kleinen Jungen auf dem Weg zu einem großen Jungen erlebbar.
Ein Kinderbuch, das berührt – für Herz und Bücherregal
Bohem Press hat hier ein Buch publiziert, das seinesgleichen sucht. Es ist nicht nur eine Überarbeitung und Neuausgabe eines Klassikers. Es ist eine Geschichte, die so geschrieben und illustriert ist, dass sie Kindern und Eltern zu Herzen geht – und immer wieder gern aus dem Regal geholt wird. Zum Lesen, zum Schauen, zum Entdecken, zum Träumen und zum Darüber-Sprechen. Und das ist das Beste, was einem Kinderbuch passieren kann.
Ralf Ruhl
Imme Dros nach Carlo Collodi | Carll Cneut (Ill.) Pinocchio Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf Hardcover mit Leinenrücken und Folienprägung, 64 Seiten Überformat: 23,5 x 31,8 cm ab 5 Jahren ISBN 978-3-85581-597-5 28 €
Jahreszeitliches Lernen im Garten: Natur erleben und gestalten
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Sabine Lohf: Die große Gartenwerkstatt
Immer weniger Kinder haben einen engen Bezug zur Natur – mit spürbaren Folgen: Wo Naturverbundenheit fehlt, sinkt oft auch die Bereitschaft, sich für Umwelt- und Naturschutz zu engagieren. Dabei lieben viele Kinder den Umgang mit Pflanzen, Tieren und natürlichen Materialien. Und auch wenn es heißt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, sind unsere Jüngsten doch am liebsten draußen, wenn die Sonne scheint und es angenehm warm ist. Insofern ist jetzt die beste Gartenzeit!
Ein Buch voller Ideen
Passend zur Gartensaison hat der Gerstenberg Verlag den fünften Band seiner Kreativwerkstatt mit Sabine Lohf veröffentlicht. In „Die große Gartenwerkstatt“ wird der eigene Garten zum Ausgangspunkt für über 150 kreative und praktische Ideen. Die erfahrene Fotografin, Autorin und Illustratorin hat die Projekte übersichtlich den vier Jahreszeiten zugeordnet – mit einem bunten Mix aus praktischen Gartenarbeiten, spannenden Entdeckungen und fantasievollen Bastelaktionen.
Mit Kindern draußen aktiv werden – das ganze Jahr über
Das Buch spricht die Kinder direkt an. Viele der Anregungen eignen sich aber auch für Kindergartenkinder, die noch nicht lesen können. Neben Klassikern wie dem Anpflanzen von Gartenkresse in verschiedenen Varianten finden sich auch anspruchsvollere Projekte, die das räumliche Denken und die Vorstellungskraft fördern – etwa durch den Bau kleiner Gartenmodelle oder die Planung eigener Beete.
Gartenprojekte mit Mehrwert: Lernen durch Tun
Projekte wie ein selbstgebautes Insektenhotel oder ein Mini-Teich im Waschzuber bringen Kindern ökologische Zusammenhänge näher. Das handlungsorientierte Lernen macht Natur erlebbar – und stärkt gleichzeitig die Selbstwirksamkeit der Kinder.
Kreativ durch den Jahreskreis
Sabine Lohfs neues Buch ist eine schöne Sammlung von Gartenideen und -aktivitäten für Familien, Kitas und Grundschulen. Es lädt dazu ein, Naturerlebnisse zu fördern, Umweltbewusstsein zu stärken und gemeinsam aktiv zu werden. „Die große Gartenwerkstatt“ bietet über das ganze Jahr hinweg vielseitige Anregungen – für eine Kindheit mit Erde unter den Fingernägeln und leuchtenden Augen im Garten.
Um das zu tun, was wir lieben, brauchen wir manchmal ganz viel Mut
Viel zu selten tun wir das, was wir lieben. Der Grund dafür ist häufig, dass wir im Alltag meist so eingeschränkt sind, dass wir uns lediglich mit den Dingen beschäftigen können, die wir unbedingt erledigen müssen. Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes.
Boris Zatko hat in seinem Bilderbuch „Die TuWaDuLis“ kleine, fabelhafte Wunderwesen geschaffen, die uns dabei helfen sollen, das zu tun, was wir lieben. Sie entstehen aus einem funkelnden Zauberregen auf der Insel Mahokey. Wie es dazu kommt, welche Rolle der üble Herr Arb und sein riesiger Tuwaiwi (Tut was ich will) spielt, zeichnet und schreibt Zatko in seiner Geschichte, die er hier nun auch in einem animierten Bilderbuch erzählt:
Dabei geht es bei den TuWaDuLis vor allem darum, dass die Kinder erkennen, was Sie selbst am besten können, sich dann gegenseitig zu helfen. Dazu brauchen sie auch eine ganze Menge Mut. Das funktioniert ausgezeichnet und so wird am Ende alles gut.
Der Autor:
Boris Zatko lebt und arbeitet als freier Autor und Illustrator in Basel. Seit frühester Kindheit ist er dem Geschichtenerzählen verfallen. Seine Texte, Bilder und Comics erscheinen regelmäßig in verschiedenen Magazinen und Verlagen. Für sein erstes Kinderbuch „Anna Fink und die Fanfare des Königs“ hat er den „BoD Autoren Award“ sowie den Schmökerhit auf den Erfurter Kinderbuchtagen gewonnen. Ebenfalls von ihm stammt „Die Festung des Herrn Rock“, eine Geschichte von einem alten Mann, der lieber alleine sein will, um dann doch die Gemeinschaft schätzen zu lernen.
Die TuWaDuLis gibt es natürlich auch als Bilderbuch:
Mit Pappe und Bildern den Spracherwerb unterstützen
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Kinderbücher sind ein Schlüssel zur Sprachförderung – aber nicht immer:
Die schlechteste Antwort, die ein Erwachsener auf die Frage geben kann, warum er ein bestimmtes Kinderbuch gekauft hat, ist: „Weil es mir gefallen hat“. Warum? Die Antwort ist einfach: Nicht der Geschmack eines Erwachsenen ist entscheidend, sondern der des Kindes. Schließlich ist die selbstgefällige Entscheidung der Erwachsenen eine Hauptursache dafür, dass Kinder oftmals keinen Zugang zu Büchern finden und letztlich auch die Motivation dazu.
Bücher sind das Tor zur Welt. Das gilt besonders für Bücher für die Kleinsten: die Pappbücher und Bilderbücher. Hier entdecken Kinder das Buch, lernen die Übertragung in die Zweidimensionalität und entwickeln die Sprachfertigkeit weiter. Leider klappt das immer seltener. Ein Grund: Viele Kinderbücher sind nicht wirklich für Kinder gemacht.
Mit allen Sinnen die Welt entdecken
Pappbilderbücher sind die ersten Bücher, die kleine Kinder in die Hand bekommen. Das geschieht meist im Alter von zehn Monaten bis zwei Jahren. In dieser Zeit ist für Kinder alles neu. Sie entdecken die Welt mit allen Sinnen und lernen sprechen. Das alles geschieht in ihrer engsten Umgebung.
In dieser Altersgruppe müssen Pappbilderbücher an die Alltagswelt und die Entwicklung der Kinder anschließen. So lernen die Kinder, ihre Welt in die zweidimensionale Welt des Buches zu übertragen, verarbeiten ihre Eindrücke und lernen, diese zu benennen.
Abstrakte Kunst für kleine Kinder
Wer mit diesem Anspruch die Buchhandlung um die Ecke besucht, erlebt so manches Mal sein blaues Wunder. Da sind zum einen wahre Kunstexperimente, die den Kindern untergeschoben werden. Abstrakte Darstellungen oder stark verniedlichte Darstellungen von Tieren und Menschen, die so stark verändert sind, dass ein Kind im Alter von ein bis zwei Jahren keine Chance hat, sie zu erkennen.
Daneben finden wir bekannte Bilderbücher ins Pappbilderbuch übertragen. Was also bisher für Kinder ab drei oder gar vier Jahren empfohlen wurde, ist jetzt durch die Pappe für Kinder ab einem Jahr geeignet? Zudem finden sich für Zweijährige so packende Themen wie Quantenphysik, Mittagsschlaf oder die Frage nach der Farbe von Küssen. Sollen das spannende Geschichten für Kleinkinder sein?
Es geht oft nur um die Erwachsenen
Sicher nicht! Aber schließlich kaufen auch nicht die Kinder sondern Erwachsene die Bücher. Denen soll der Inhalt gefallen. Zudem kann es so manche BuchhändlerIn gar nicht erwarten, die Kinder mit abstrakter Kunst zu beglücken. Während so einige Verleger meinen, die Chance nutzen zu müssen, um mit seinen Bilderbucherfolgen im Pappeformat noch einmal Reibach zu machen. Weder BuchkäuferInnen, BuchhändlerInnen noch die Verlage denken dabei an die Kinder. Im schlimmsten Fall schaden diese Bücher den Kindern, weil sie entweder überfordert sind oder nichts damit anfangen können.
Vom Meister des Pappbilderbuchs
In einem Interview mit der Literaturgarage hat Helmut Spanner, der Meister des Pappbilderbuchs, über seine Arbeit gesprochen. Schon als Student auf der Kunstakademie setzte er sich vor über 40 Jahren mit dem Pappbilderbuch auseinander. In seiner Examensarbeit widmete er sich dem Thema und stellte in einer kleinen Studie mit 50 Kindergartenkindern fest, warum sie mit so mancher Darstellung einfach nichts anfangen konnten.
Auf diesen Erkenntnissen baute er dann sein Werk auf. „Bei den Kleinkindern geht es nur um ursprüngliche, einfache, existenzielle Dinge.“, erklärt er. Seine Bücher holen die Kinder eben dort ab, wo sie stehen. Wie auch Prof. Armin Krenz in seinem Artikel über spielen und lernen schreibt, entwickelt sich der Mensch über das Tun. Spanner bezeichnet dies als „Greiferfahrung“.
„Kinder kommen über die Hände“
„Die Kinder kommen über die Hände. Die visuelle Wahrnehmung ist am Ende des zweiten Lebensjahres erst führend. Das heißt, die taktile Wahrnehmung, die Greiferfahrung, ist wichtig, ist eine Vorstufe der rein abstrakten visuellen Wahrnehmung. So lernen die Kinder durch Greifen Wahrnehmung – sie begreifen. Was früher etwa eine Tasse war, in die das Kind reingreifen konnte, taucht jetzt im Buch auf. Hier kann es aber nicht mehr reingreifen. Es kann die Tasse auch nicht mehr umfassen. Es ist eine platte Welt. Die reale Tasse ist Natur und das Buch ist Kultur. Für einen Erwachsenen ist das alles völlig normal. Ein Kind steht aber vor einer völlig unbekannten Welt.“ sagt Spanner.
Kinder entdecken im Buch die Welt neu
Im Buch ist dann alles anders. Und die Kinder entdecken die Welt völlig neu. „Je weiter die Bilder aus dem Greifbereich hinausgehen, desto schwieriger sind sie zu erkennen, desto abstrakter sind sie. Deshalb müssen sich Pappbilderbücher für kleine Kinder möglichst nahe an die Realität halten. Meine Sachen sind nicht vom Erscheinungsbild her, sondern geistig reduziert. Das heißt etwa, dass ich eine Tasse ohne irgendwelche Muster zeichne. Weil ein Kind sonst die Muster mit der Tasse mitlernen würde. Das führt dann später im schlimmsten Fall zu Vorhängen mit Blumenmuster.“
Erste Wörter – Erste Sätze
Natürlich stammt unser Aufmacherbild aus einem der Bücher von Helmut Spanner. Es heißt „Erste Wörter – erste Sätze“ und ist in unserem Schwesterverlag Oberstebrink erschienen. Dr. Dagmar Eckart schreibt auf ihrem Buchblog dazu: „Max badet die Puppe. Lulu schaut zu. Nicki ruht sich aus. Klingt einfach, oder? Für Kinder sind solche Sätze jedoch ein Meilenstein im Spracherwerb. Das Papp-Bilderbuch ,Erste Wörter, erste Sätze’ von Helmut Spanner ist voll davon und hilft Kindern, aus Wörtern Sätze zu bilden.“
Und weiter heißt es: „Im Mittelpunkt des Geschehens steht eine bunte Truppe kleiner Bären, die genau das tun, was kleine Kinder auch machen: spielen, bewegen, im Haushalt helfen und miteinander agieren. Rund 20 solcher Alltagssituationen passen auf eine Doppelseite. Das erzeugt einerseits ein leicht wimmeliges Gesamtbild, auf dem es immer etwas zu entdecken gibt. Andererseits bleibt genug Raum für kleine, alltagsnahe Details wie eine Nudel, die noch aus dem Topf heraushängt. Immer mit dabei ist ein Baby-Bär, der genau wie die größeren Bären mitmachen möchte. Nicht nur das sorgt für ein angenehm offenes Rollenbild: Ob Bären-Mädchen oder Junge – jeder macht alles und packt überall an … Es gibt erstaunlich wenig Bilderbücher für Kinder unter zwei Jahren, die die Interaktion zwischen Kindern so in den Mittelpunkt stellen.“
Wenke Bönisch von der Kinderbibliothek beschreibt dies: „Spanner verzichtet auf Details im Hintergrund, was viel zu sehr verwirren würde. Die kleinen Leser entdecken so ihre eigene Welt, wenn Taps auf Stelzen balanciert und ein Pflaster auf der Stirn auf eine Schramme hinweist. Oder wenn Tommi über die Drachenschnur fällt, weiß so manches Kind, wie weh es tut. Gestik, Mimik und vor allem die Körperhaltung ist absolut natürlich. Spanner gestaltet illustratorisch die Gegenstände so genau, als würde man sie wahrhaftig spüren – die Wärme des Holzes, das Nass des Abwaschwassers, die metallene Schubkarre. Zu jeder Szene gibt es einen ganz kurzen Satz. Auch hier bleibt Spanner bei seiner Leserschaft: Subjekt, Prädikat, mal ein Objekt. So lernen die Kleinen, die Bilder mit den ersten Wörtern, mit den ersten Sätzen zu verknüpfen. Sie dechiffrieren die Welt und die Sprache. Eine nicht einfache Aufgabe!“
Von diesem und anderen Pappbilderbüchern
Freilich hört sich das Ganze an, wie Werbung für das Buch „Erste Wörter – Erste Sätze“, das die Diplom Pädagogin und Buchhändlerin Gabriele Hoffmann als „DAS Bilderbuch für Sinn erschließenden Spracherwerb“ bezeichnet (siehe auch Video). Aber das Prinzip des Pappbilderbuches wird damit auch klar und genau deshalb haben wir es auch ins Programm genommen. Es gilt, die Entwicklung des Kindes zu beachten, vom Kind aus zu denken, seine Alltagswelt realistisch abzubilden, statt ihm die Gedanken- und Geschmackswelt der Erwachsenen überzustülpen.
Auf die Frage, wie denn ein Pappbilderbuch für Kinder sein sollte, antwortet Spanner: Nahe an der Realität muss es sein, ästhetisch, also geschmacksbildend, es muss einfach sein, echt und ohne Unstimmigkeiten, emotional … Es ist nicht der freie künstlerische Stil, der im Pappbilderbuch gefragt ist. Die Ansprüche gehen vom Kind aus. Ich kann mich eben nicht als freier Maler im Pappbilderbuch verwirklichen. Da bin ich falsch. Das ist eine andere Kategorie. Es geht um die Kinder. Aber nicht in dem Sinne, nur das zu befriedigen, was die Kinder sehen wollen.“ Weitere Infos zu Helmut Spanner unter https://www.helmut-spanner.de.
Vom Wesen der Tiere
Einen Schritt weiter geht die niederländische Pastellmalerin Loes Botman. Sie weiß wie keine andere, wie sie den Charakter der Tiere in ihren faszinierenden Pastellzeichnungen zum Ausdruck bringen kann. Dies ist einer der Gründe, warum ihre Bücher von kleinen Kindern so geliebt werden. Ihnen erschließt sich hier eine faszinierende neue Welt, in der die kleinen Tiere in einem natürlichen Hintergrund wunderschön zum Leben erweckt werden.
Einen Schritt weiter geht die niederländische Pastellmalerin Loes Botman. Sie weiß wie keine andere, wie sie den Charakter der Tiere in ihren faszinierenden Pastellzeichnungen zum Ausdruck bringen kann. Dies ist einer der Gründe, warum ihre Bücher von kleinen Kindern so geliebt werden. Ihnen erschließt sich hier eine faszinierende neue Welt, in der die kleinen Tiere in einem natürlichen Hintergrund wunderschön zum Leben erweckt werden.
Aufgrund der Hintergründe sind die kleinen Pappbilderbücher etwas komplexer als jene von Helmut Spanner. Deshalb sind die Bücher für Kinder erst ab 18 Monaten geeignet. Dabei hält sich Botman mit den Hintergründen zurück. Diese sind lediglich die Bühne für die Tiere.
Dr. Wenke Bönisch lobt die detailgetreuen und realistischen Abbildungen. „Man spürt fast schon das weiche Fell der Katze oder den harten Panzer der Schildkröte.“, schreibt Sie in ihrer Rezension. Zu jeder Abbildung gibt es einen kleinen Reim, in dem eine Eigenschaft des Tieres hervorgehoben wird. Die Reime bilden den Wortschatz und das Sprachgefühl der Kleinkinder. Mehr Informationen zu den Büchern von Loes Botman finden Sie hier.
Rund um die 75. Frankfurter Buchmesse!
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Alles zu Büchern, ihre Autorinnen und Autoren und das BOOKFEST in der ganzen Stadt
Die Frankfurter Buchmesse feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Wenn die Messe am 18. Oktober 2023 ihre Tore öffnet, dann geschieht dies zum 75. Mal. Bis zum Sonntag, den 22. Oktober dreht sich dann alles rund um Medien – vor allem natürlich um spannende Geschichten und ihre Autorinnen und Autoren dahinter.
Ehrengast Slowenien
Ehrengast in diesem Jahr ist Slowenien. Das touristisch attraktive Land im Süden Europas kann mit einer langen literarischen Tradition aufwarten. In dem für seine Architektur preisgekrönten Frankfurt Pavilion auf der Agora finden wieder kulturpolitische Debatten statt. Und über das Messegelände hinaus wird es im Rahmen des BOOKFEST zahlreiche Lesungen in ausgewählten Locations der Mainmetropole geben.
Forum Bildung
Neben zahlreichen Bildungs- und Kinderbuchverlagen finden viele Veranstaltungen in den jeweiligen Foren statt. Das Forum Bildung ist in Halle 3.1 D12 zu finden. Das Fachprogramm wendet sich an alle pädagogischen Fach- und Lehrkräfte, Studierende und Referendarinnen und Referendar, Eltern und Bildungsinteressierte. Während der gesamten fünf Messetage dreht sich alles um Lern-, Medien- und Schulkonzepte. Bei rund 35 Fachveranstaltungen mit über 50 renommierten Referentinnen und Referenten aus Politik, Kultur und Gesellschaft geht es um neue Zugänge zum Unterrichten und Lernen, Einblicke in aktuelle Fragen unseres Bildungssystems und Informationen zu den Grundwerten der Lernkultur. Das Programm finden Sie unter diesem Link.
Frankfurt Kids
Um die bunten Seiten des Kinderlebens geht es bei „Frankfurt Kids“. Auch wenn hier vorwiegend die Kinder im Mittelpunkt stehen, bietet das Programm auch etliches für pädagogische Fahckräfte, Grundschullehrkräfte und Eltern. Bei zahlreichen Veranstaltungen, Ständen und Stationen auf dem Messegelände und in der Frankfurter Innenstadt haben Buchfans die Möglichkeit, kreativ zu werden, unvergessliche Live-Momente zu erleben und die Stars der Kinder- und Jugendbuch-Literatur persönlich zu treffen. Cornelia Funke und Margit Auer werden im Saal Harmonie aus ihren Büchern vorlesen, Fantasy-Autorin Lexi Ryan und Illustrator Benjamin Lacombe die Open Stage betreten und Rufus Beck zum 25. Jubiläum von Harry Potter die Stimmen von Harry, Ron und Hermine zum Leben erwecken. Mehr zum Kinderbuchprogramm finden Sie hier.
spielen und lernen ist mit dabei
Selbstverständlich sind auch wir mit spielen und lernen und den Verlagen Oberstebrink und Burckhardthaus auf einem kleinen Stand in Halle 3.0 Stand 154 mit dabei. Der Schweizer Kinderbuchautor Boris Zatko wird vom 18. bis 20. Oktober und die niederländische Pastellkünstlerin Loes Botman am 20. und 21. Oktober am Stand sein. Jeder unserer Newsletterabonnenten, der uns besucht, erhält auch eine kleine Überraschung.
Mitmachen und gewinnen
Nachdem wir in diesem Jahr auch Medienpartner der Messe sind, dürfen wir 3 x 2 Fachbesucherkarten im Wert von je 84 € verlosen. Um teilzunehmen, füllen Sie einfach den Teilnahmebogen aus. Das Stichwort für diese Verlosung ist „Frankfurt“. Das Gewinnspiel ist abgelaufen
Kinderbuch „Zahnbande“ jetzt kostenfrei bestellen
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Die Initiative proDente setzt sich für die Erhaltung der Zahngesundheit ein
Gesunde Zähne von Anfang an sind für die Entwicklung von Babys und Kindern ungeheuer wichtig. Sie helfen dabei, Sprechen zu lernen und gesund zu essen. Ein kariesfreies Milchgebiss ist auch eine gute Basis für gesunde Zähne ein Leben lang. Denn das Risiko für Karies ist dann auch bei den bleibenden Zähnen geringer. Regelmäßige Besuche in der Zahnarztpraxis können zudem die Zahngesundheit kontrollieren und Krankheiten oder Fehlentwicklungen vorbeugen. Die Initiative proDente wendet sich mit ihren kostenfreien Kinderbüchern insbesondere an Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter.
Die Geschichte rund um gesunde Zähne ist ähnlich einem Wimmelbuch bewusst ohne Text gestaltet. Sie soll alle Kinder erreichen. So kann jedes Kind die Geschichte verstehen und seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Kinderbuch „Zahnbande“ – darum geht’s
Die Geschichte im Buch dreht sich um eine wilde Bande und kommt dabei ganz ohne Text aus: lebendige Spielfiguren begleiten zwei Geschwister durch den Tag. Sie helfen beim Aufwachen, toben gemeinsam durchs Badezimmer, stöbern im Supermarkt und feiern eine große Party. Dabei achten zwei süße Monster besonders auf das Zähneputzen.
Am Ende des Buchs steckt ein wasserfester Streifen. Auf diesem Streifen ist der richtige Ablauf des Zähneputzens einfach dargestellt. Die kleinen Leserinnen und Leser können ihn in den Zahnputzbecher stecken oder auch auf den Badezimmerspiegel aufkleben.
Kinderbücher – kostenfrei bestellen
Die Initiative proDente stellt die Bücher kostenfrei zur Verfügung. Schulen und Kindergärten können 50 Exemplare bestellen:
Andrea Karimé (Text), Renate Habinger (Ill.): Minu und der Geheimnismann
Papa arbeitet im Home-Office. Klingt ziemlich familienfreundlich. Und bedeutet, dass er im Garten am Tisch vor dem Laptop sitzt. Dabei passt er auf Tochter Minu auf. Die liegt im Gras und hört ihm beim Wachsen zu. Also dem Gras natürlich. Das klingt wie ihr Badeschaum in der Wanne, knistert und flüstert, meint sie. Und erzählt es Papa, aber der kann es nicht hören. Beschäftigt sich viel mehr mit seiner Erwerbsarbeit. Auch den blauen Vogel sieht er nicht. Denn der existiert nur in Minus Fantasie. Ist aber ihr bester Freund. Papa hat nichts dagegen, versteht aber nicht, warum sie einen Vogel braucht, den es real gar nicht gibt.
Oma würde das verstehen, aber die lebt im Sommerland, in Kalif Horni. Ist also eine Weit-weg-Frau. Und Minu hat ganz viel Sehnsucht nach ihr. Eines Tages sieht sie den Geheimnismann. Der ist ziemlich klein, ziemlich alt, hat einen langen Bart und einen komischen Hut auf dem Kopf. Und tagsüber wächst in seinem Haus eine große blaue Blume – bis über das Dach. Das Besondere: Papa sieht sie auch! Schließlich trägt er seine Tochter auf den Schultern, abends, bevor es ins Bett geht.
Dann findet Minu die Tasche des alten Mannes. Die zuckt merkwürdig und riecht nach ganz vielen Gewürzen. Ziemlich geheimnisvoll, das Ganze. Auf Papas Wunsch hin bringt sie ihm die Tasche zurück – und erlebt endlich jemanden, der in einer eigenen Geheimnis-Welt lebt und daher ihre Welt versteht. Eine Welt voller Flüsterblumen, Feen und Luftschlösser, die sie jetzt miteinander teilen. Und von Wünschen, die in Erfüllung gehen. Aber welcher das ist, verrate ich hier nicht.
Die Fantasie und das richtige Leben
Ja, Andrea Karimé und Renate Habinger ist ein märchenhaftes Buch gelungen. Ein sehr liebevolles und positives Märchen. In dem die Fantasie ernst genommen wird und mehr Raum beansprucht als die Realität. Denn die Fantasie ist hier die Realität der Kinder und der alten Menschen. Das ist so märchenhaft illustriert, dass die Erwachsenenwelt hinter der Kinderwelt zurücktritt, die Menschen klein erscheinen in der fantastischen Welt, die sie sich erschaffen haben und die in allen Farben und den unwahrscheinlichsten Größenverhältnissen schillert.
Ganz klassisch ist es der Vater, der das Realitätsprinzip verkörpert. Das der Erwachsenen, das der Arbeitswelt. Dem die Fantasiewelt der Tochter weitestgehend verschlossen bleibt. Schade, denn es ist nicht naturgegeben, dass Frauen ihre Kinder besser verstehen und sich besser in ihre Welt hineinversetzen können. Womit Rollenbilder verstetigt werden. Die Mutter wird in diesem Bilderbuch übrigens an keiner Stelle erwähnt. Offenbar eine echte Leerstelle. Denn so sucht sich das Kind eine Oma und einen Opa, die seine Welt verstehen und mit ihm gemeinsam die nächsten Entwicklungsschritte angehen, während Papa im Hintergrund sichernd und wohlwollend zuschaut. Und das geschieht ganz oft. Nicht nur im Märchen, auch im richtigen Leben.
Bibliographie
Andrea Karimé (Text), Renate Habinger (Ill.) Minu und der Geheimnismann Edition Nilpferd 2023 www.ggverlag.at ab 4 Jahre, 32 Seiten ISBN: 978-3-7074-5289-1 16 Euro
Ralf Ruhl
Wenn Socken neue Freunde brauchen
geschrieben von Redakteur | Juli 21, 2025
Pauline Oud: Mama und Papa trennen sich – und ich?
Das mit den Socken ist wirklich schwierig. Sie liegen in einem geflochtenen Korb und sind ganz schön durcheinander. Wie Kai. Weil seine Eltern sich getrennt haben und Papa ausgezogen ist. Jetzt also in einer anderen Wohnung lebt. Damit sind auch die Socken getrennt. Und manchmal ziemlich traurig. Eine rote Socke bei Papa, eine bei Mama. Manchmal jedenfalls. Da ist es gut, dass Kai einen Freund hat, Lukas. Mit ihm zusammen macht er die traurigen Socken wieder fröhlich. Denn die gelbe Socke passt prima zu der blauen. Und die orange und die rosa Socke verstehen sich auch sehr gut.
Mit solchen einfachen und eingängigen Geschichten zeigt Pauline Oud, wie sich das Leben von Kindern nach der Trennung der Eltern ändert: Alles ist anders! Die grundsätzliche Sicherheit verschwindet und die Ordnung der Welt muss neu geschaffen werden.
Bei Kai und seinen Eltern klappt das so einigermaßen. Sie streiten sich nicht sehr, haben zu einer kooperativen Elternschaft gefunden. Sie haben klar abgesprochen, wer wann für Kai zuständig ist. Und manchmal bringt Mama etwas zu Papa, was Kai vergessen hat. Also etwas ganz Wichtiges natürlich, wie das Lieblingskuscheltier.
Selbstverständlich ist Kai unsicher, was jetzt wird, welche Regeln und Gepflogenheiten in welcher Wohnung herrschen, sogar ob er Freunde einladen darf. Darf er, klar doch. Schließlich hat Papa einen großen Kuchen gebacken, den sie zu zweit gar nicht schaffen. Womit deutlich wird: Dieses Buch kann auch Eltern auf neue Ideen bringen. Zum Beispiel wie mit Humor eine Situation so entschärft werden kann, dass sie gar nicht erst aus dem Ruder läuft. Wie die mit der Einladung für den besten Freund. Das setzt allerdings voraus, dass beide Eltern ihrem Kind zugewandt sind, wissen, wie es ihm geht und darauf eingehen.
Übrigens ist es völlig selbstverständlich, dass Papa viel Zeit mit Kai verbringt. Dass er genauso bei Papa wohnt wie bei Mama. Und dass beide wirklich wissen, wie wichtig der andere Elternteil für ihr Kind ist und das akzeptieren.
Kooperative Elternschaft
Das ist nicht bei allen Trennungsfamilien so. Jonas zum Beispiel leidet sehr darunter, dass seine Mama seinen Papa immer schlecht macht, wenn sie mit ihren Freundinnen oder der Oma spricht. Dann hält er sich die Ohren zu, schließlich hat er Papa lieb und will nichts Schlechtes über ihn hören. Ein Besuchsbuch kann da helfen. Damit teilen sich Jonas’ Papa und Mama kurz mit, was jeweils beim anderen los war. Dann müssen sie sich nicht treffen und sofort auf den Teufelskreis des Streitens einsteigen, sondern können sich darüber freuen, wie viel Spaß Jonas hatte.
Auf jeweils einer Doppelseite wird in Pauline Ouds Bilderbuch anhand einer kurzen Geschichte in ein Thema eingeführt: Neues Zuhause, Streit, Vermissen, Neuer Freund, oder auch „Bei wem darfst du was?“ Die zweite Seite bringt die darin enthaltenen Konflikte auf den Punkt und zeigt Lösungsansätze. Dabei wird immer auch das Kind, dem das Buch vorgelesen wird, gefragt: Wie ist es bei dir? Wohnst du bei Mama oder bei Papa? Was macht dich fröhlich? Was findest du nicht schön? Die Illustrationen sind altersgerecht einfach gezeichnet. Manchem mag das ein wenig süß vorkommen, sie zeigen aber deutlich die Reaktion und den Gefühlszustand des Kindes.
Pauline Ouds Buch ist ein gutes Medium, um mit Kindern über die Trennung der Eltern ins Gespräch zu kommen. Auch und gerade in der Kita. Denn da sind ganz sicher andere Kinder in einer ähnlichen Situation. „Wie geht es dir damit, wie gehst du damit um, was findest du daran gut, was würdest du gern ändern?“ sind Fragen, mit denen Erwachsene Kindern zeigen, dass sie wirklich an ihnen interessiert sind. Und sie ernst nehmen.
Ralf Ruhl
Den Coppenraht Verlag finden Sie auf der Buchmesse Frankfurt 2022 in Halle 3.0 Stand E84