Beteiligung von Anfang an: Warum frühe Mitbestimmung Kinder stärkt

Wie Kitas und Grundschulen demokratische Teilhabe fördern können – und warum soziale Ungleichheit frühe Beteiligung oft verhindert

Demokratische Kompetenzen entstehen nicht erst im Jugendalter. Schon in der frühen Kindheit lernen Kinder, ihre Meinung zu äußern, zuzuhören, Regeln auszuhandeln und Verantwortung zu übernehmen. Beteiligung in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen ist deshalb eine zentrale Voraussetzung für eine lebendige Demokratie. Aktuelle Forschungsdaten des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigen jedoch, dass gerade hier soziale Ungleichheiten frühe Mitbestimmung erheblich einschränken.

Ungleiche Startbedingungen für Mitbestimmung

Die Beiträge in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse machen deutlich: Ob Kinder Beteiligung erfahren, hängt stark von den sozialen und bildungsbezogenen Ressourcen ihrer Familien ab. Zwar beziehen sich viele der ausgewerteten Daten auf ältere Kinder und Jugendliche, doch die Befunde verweisen auf strukturelle Benachteiligungen, die bereits im Kita- und Grundschulalter wirksam werden. Kinder aus bildungsbenachteiligten oder armutsgefährdeten Familien erhalten seltener Gelegenheiten, ihre Interessen einzubringen oder demokratische Prozesse aktiv mitzugestalten.

Beteiligung ist ein Kinderrecht – auch in Kita und Schule

Mit der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Verankerung im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) ist Beteiligung rechtlich festgeschrieben. Dennoch klafft eine deutliche Lücke zwischen Anspruch und pädagogischer Realität. In vielen Kitas und Grundschulen fehlen Zeit, Ressourcen und verbindliche Konzepte, um Kinder altersgerecht an Entscheidungen zu beteiligen. Studien des DJI verweisen zudem auf erwachsenenzentrierte Strukturen, hierarchische Institutionenkulturen und Unsicherheiten bei Fachkräften im Umgang mit Partizipation.

Wenn Mitbestimmung nur symbolisch bleibt

Besonders problematisch ist eine Beteiligung, die Kinder zwar anhört, ihre Perspektiven aber nicht ernsthaft berücksichtigt. Der DJI-Experte Dr. Frank Greuel warnt davor, dass rein symbolische Mitbestimmung das Vertrauen in demokratische Prozesse untergräbt. Kinder, die früh erleben, dass ihre Stimme keine Wirkung hat, entwickeln weniger Selbstwirksamkeit und Beteiligungsmotivation. Gerade im Kita- und Grundschulbereich ist deshalb entscheidend, dass Rückmeldungen transparent sind und Kinder nachvollziehen können, wie ihre Beiträge in Entscheidungen einfließen.

Gute Praxis braucht Haltung und Ressourcen

Die Beiträge in DJI Impulse zeigen zugleich, dass gelingende Beteiligung möglich ist. Voraussetzung sind Fachkräfte, die bereit sind, Entscheidungsmacht zu teilen, sowie klare Strukturen für Mitbestimmung im pädagogischen Alltag – etwa bei der Gestaltung von Räumen, Regeln oder Projekten. Früh erlebte Partizipation stärkt nicht nur demokratische Kompetenzen, sondern auch Selbstvertrauen, Sprachentwicklung und soziale Fähigkeiten von Kindern.

Forschung liefert wichtige Impulse für die Praxis

Das Forschungsmagazin DJI Impulse gibt regelmäßig Einblicke in aktuelle Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Bildung. Die aktuelle Ausgabe unterstreicht, wie wichtig es ist, Beteiligung nicht erst bei Jugendlichen anzusetzen, sondern bereits im frühen Kindesalter verlässliche, inklusive Strukturen zu schaffen – in Kitas, Grundschulen und allen pädagogischen Angeboten, die Kinder in ihrem Alltag begleiten.

Originalpublikation:

Forschungsmagazin DJI Impulse. „Besser beteiligen. Warum die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen wichtig ist – und wie sie gelingen kann“. Heft 3+4/2025 (Nr. 140+141), Deutsches Jugendinstitut, München

Weitere Informationen:

https://www.dji.de/impulse Ausgaben des Forschungsmagazins DJI Impulse inkl. digitale Angebote
https://www.dji.de/jugendbeteiligung Online-Schwerpunkt zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025
https://www.dji.de/videocast-perspektiven-folge9 Videointerview zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025




Kinderrechte-Index 2025: Große Lücken bei Umsetzung in Deutschland

Neue Analyse zeigt: Kinderrechte hängen stark vom Wohnort ab

Der „Kinderrechte-Index 2025“ des Deutschen Kinderhilfswerkes legt offen, wie unterschiedlich die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland ausfällt. Das Ergebnis: Viele Bundesländer haben erheblichen Nachholbedarf – und kein Land setzt die Kinderrechte umfassend um. Besonders deutlich wird, wie stark die Chancen von Kindern weiterhin vom Wohnort abhängen.

Wer liegt vorn – und wer nicht?

Im Gesamtranking schneiden Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen überdurchschnittlich ab.
Im Mittelfeld liegen Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen.
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt bilden das Schlusslicht und bleiben unter dem Durchschnitt.

Der Index basiert auf 101 Indikatoren, die zentrale Kinderrechte abbilden: Beteiligung, Schutz, Gesundheit, Lebensstandard, Bildung sowie Freizeit, Spiel und kulturelle Teilhabe.

Kinderbeteiligung: Große Unterschiede zwischen den Ländern

Beim Recht auf Beteiligung – etwa in Schule, Justiz oder Politik – liegen Bremen, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen vorn.
Viele andere Länder haben ihre Beteiligungsrechte seit 2019 zwar verbessert, aber von flächendeckenden Mitbestimmungsstrukturen sind sie weit entfernt.

Schutz und Prävention: Fortschritte – aber nicht überall

Das Recht auf Schutz, das sowohl präventiven Kinderschutz als auch die Behandlung von Verdachtsfällen umfasst, wird besonders gut in Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein umgesetzt.
Trotz positiver Entwicklungen bleibt eine zentrale Erkenntnis: Ein wirksamer Kinderschutz darf nicht vom Bundesland abhängen.

Gesundheit: Zugang und Prävention weiter ungleich verteilt

Beim Recht auf Gesundheit gehören Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Sachsen und Thüringen zur Spitze.
Der Index zeigt jedoch, dass flächendeckend vergleichbare Gesundheitsangebote – von der Vorsorge über Prävention bis hin zur Versorgung – weiterhin fehlen.

Lebensstandard: Armut bleibt ein Kernproblem

Für die Umsetzung eines angemessenen Lebensstandards, der entscheidend für die Entwicklung von Kindern ist, wurden Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen am besten bewertet.
Gleichzeitig fordert das Kinderhilfswerk: Landesstrategien zur Kinderarmutsprävention müssen Standard werden.

Bildung: Infrastruktur und Chancengleichheit

Beim Recht auf Bildung liegen Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen an der Spitze.
Trotzdem bleibt der Zugang zu guter Bildung regional sehr unterschiedlich – von Kita-Plätzen bis zu schulischer Förderung.

Freizeit, Erholung und Kultur: Ein oft unterschätztes Kinderrecht

Das Recht auf Ruhe, Freizeit und kulturelle Teilhabe wird vor allem in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen gut umgesetzt.
Gerade dieser Bereich entscheidet laut Studie maßgeblich über die Lebensqualität und Resilienz von Kindern.

Ein föderaler Flickenteppich – und politischer Handlungsbedarf

Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes, spricht von einem „föderalen Flickenteppich“:

Der Wohnort entscheidet vielfach darüber, wie gut Kinderrechte verwirklicht werden.

Sie betont: Die Umsetzung der Kinderrechte ist weniger eine Frage des Geldes als des politischen Willens.

Was nötig wäre

Der Kinderrechte-Index nennt zentrale Baustellen in allen Bundesländern:

  • ressortübergreifende Kinder- und Jugendpolitik
  • verbindliche Beteiligungsstrukturen
  • Ausbau psychosozialer Hilfen
  • Strategien zur Kinderarmutsprävention
  • eine kindgerechtere Justiz
  • bundesweites Monitoring mit besseren Daten

Gerade bei Gesundheit und Armut fehlen bislang ausreichend aufgeschlüsselte und kontinuierlich erhobene Informationen. Hier sei besonders der Bund gefordert, langfristige Forschung zu finanzieren.

So wurde der Index erstellt

Der Kinderrechte-Index 2025 kombiniert:

  • öffentliche Daten und eigene Erhebungen
  • eine Befragung von 3.218 Kindern und Jugendlichen
  • Rückmeldungen aller Landesministerien
  • Analysen zu Gesetzen, Institutionen, Programmen
  • Einschätzungen des Kinder- und Jugendbeirats des Deutschen Kinderhilfswerkes

Online verfügbar sind der Studienbericht, sechs Analysepapiere sowie Ländersteckbriefe unter: www.dkhw.de/kinderrechte-index




Kinderarmut in Deutschland 2024 – Wenn fehlendes Geld zur Gefahr wird

Wie finanzielle Not Familien destabilisiert, Chancen mindert und das Kindeswohl gefährdet – aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen die wachsende Dringlichkeit

2024 waren in Deutschland 15,2 % aller Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet. Das heißt: Rund 2,2 Millionen Minderjährige wuchsen unter Bedingungen auf, die ihre Entwicklung einschränken, ihre Gesundheit belasten und ihre Zukunftschancen mindern. Kinderarmut ist kein Randphänomen – jedes siebte Kind ist betroffen.

Die Daten stammen aus der europäischen Erhebung EU-SILC und wurden zum Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlicht. Zwar liegt Deutschland damit unter dem EU-Durchschnitt (19,3 %), doch die Quote steigt – und mit ihr das Risiko von Bildungsbenachteiligung, sozialem Rückzug und psychischer Belastung.

Armut bedeutet mehr als wenig Geld – sie bedroht das Kindeswohl

Wenn Familien unter der Armutsgrenze leben, fehlen nicht nur Euro und Cent. Es fehlen stabile Routinen, ein sicherer Lebensraum, Teilhabe und Möglichkeiten, Kindsein auszuleben. Studien zeigen: Kinderarmut kann zu Vernachlässigung, gesundheitlichen Problemen und Entwicklungsverzögerungen führen – nicht, weil Eltern nicht lieben, sondern weil Ressourcen fehlen.

2024 lag die Armutsgefährdungsschwelle bei:

·  1.381 € monatlich für Alleinlebende

·  1.795 € für Alleinerziehende mit einem Kind (unter 14 Jahren)

·  2.900 € für zwei Erwachsene mit zwei Kindern (unter 14 Jahren)

Wer darunter liegt, muss sparen – manchmal an Lebensnotwendigem.

Bildung der Eltern – ein entscheidender Schutzfaktor

Bildung wirkt wie ein Schutzschirm:

  • Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss sind zu 41,8 % armutsgefährdet
  • Mit mittlerem Abschluss sinkt das Risiko auf 15,2 %
  • Bei höherem Abschluss sind nur 7,2 % betroffen

Die soziale Schere zeigt sich hier gnadenlos. Wo Bildung fehlt, fehlen oft auch Zugang zu stabiler Arbeit, Perspektiven – und zugleich die Möglichkeiten, Kindern ein förderliches Umfeld zu bieten.

Kinder mit Einwanderungsgeschichte viermal häufiger armutsgefährdet

Besonders deutlich wird die Ungleichheit bei Familien mit Migrationsgeschichte. 31,9 % der unter 18-Jährigen mit Einwanderungsgeschichte leben in Armut – gegenüber 7,7 % ohne Zuwanderungshintergrund. Wer neu ankommt, kämpft häufiger mit unsicheren Jobs, niedrigen Einkommen und hohen Wohnkosten. Kinder tragen die Folgen – mit geringeren Chancen auf gute Bildung und auf gesellschaftliche Teilhabe.

Deprivation – Wenn Armut zur sozialen Isolation führt

11,3 % der unter 16-Jährigen in Deutschland erlebten 2024 sogenannte kinderspezifische Deprivation – sie konnten zentrale Bedürfnisse nicht erfüllen, weil Geld fehlte. Beispiele:

  • 19 % konnten kaputte Möbel nicht ersetzen
  • 12 % hatten nicht die Möglichkeit zu verreisen
  • 5 % mussten auf Sportverein oder Kino verzichten
  • 3 % hatten nicht einmal zwei gut erhaltene Paar Schuhe

Zwischen 1–2 % konnten weder Freund*innen einladen noch Geburtstage feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse bekommen. Armut isoliert – leise, oft unsichtbar, aber folgenreich.

Kinderschutz und Gesellschaft?

Kinderarmut ist eine der häufigsten strukturellen Ursachen von Kindeswohlgefährdung. Wo finanzielle Ressourcen fehlen, steigt das Risiko für:

  • Vernachlässigung von Gesundheit und Hygiene
  • Entwicklungs- und Lernverzögerungen
  • psychischen Stress, familiäre Überforderung
  • fehlende soziale Teilhabe und Chancenungleichheit

Armut schafft keine Gewalt – aber sie schafft Risiken, Belastungen und Zukunftshürden. Wenn ein Land seine Kinder schützen will, muss es ihre Familien stärken.

Gernot Körner




Jeder Sechste hält „Anschreien“ in der Erziehung für angebracht

niemalsgewalt

Gesetz zum Recht auf gewaltfreie Erziehung

Am 8. November 2000 trat in Deutschland das Gesetz zum Recht auf gewaltfreie Erziehung in Kraft. Ein Vierteljahrhundert später zeigen die aktuellen Einstellungen zu emotionalen Strafen ein widersprüchliches Bild: Während solche Strafen grundsätzlich überwiegend abgelehnt werden, finden einzelne Formen nach wie vor Zustimmung. Dies zeigt eine neue, repräsentative Umfrage der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm in Zusammenarbeit mit UNICEF Deutschland.

Laut der Studie lehnen fast 75 % der Befragten emotionale Strafen grundsätzlich ab. Dennoch finden einzelne Methoden wie das Anschreien in der Erziehung weiterhin Zuspruch: 16,1 % der Befragten halten das Anschreien für eine akzeptable Erziehungsmaßnahme. Weitere 9,2 % befürworten das Einsperren von Kindern im Zimmer, während 8,6 % der Ansicht sind, dass das „Nicht-mehr-Sprechen“ eine legitime Bestrafung darstellt. Rund fünf Prozent der Befragten akzeptieren auch andere Formen emotionaler Strafen wie die Isolation von Freunden und Familie, das Auslassen von Mahlzeiten oder den Entzug von Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Emotionale Gewalt in der Praxis: Eine Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln

Unter den Befragten, die selbst Kinder erzogen haben, gaben fast 25 % an, dass sie in der Vergangenheit das Anschreien angewendet haben. Auch das Einsperren ins Zimmer (10,6 %) und das Verweigern der Kommunikation (9,4 %) sind in der Praxis weit verbreitet. Etwa zwei Drittel der befragten Elternteile gaben jedoch an, keine Form der emotionalen Bestrafung genutzt zu haben.

Die Herausforderung: Zwischen gesellschaftlicher Erkenntnis und tatsächlichem Handeln

Die Einführung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung war ein wichtiger gesellschaftlicher Meilenstein, dessen Auswirkungen auch heute noch spürbar sind. Seit der Gesetzesänderung sind körperliche Strafen deutlich zurückgegangen und das Bewusstsein für die Rechte von Kindern hat sich stark gewandelt. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt noch viel zu tun, um Kinder effektiv vor Gewalt in der Erziehung zu schützen. UNICEF Deutschland und der Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Jörg M. Fegert betonen, wie wichtig es ist, das Recht auf gewaltfreie Erziehung weiterhin in allen gesellschaftlichen Bereichen zu stärken.

„Es bleibt eine Lücke zwischen dem Wissen, dass emotionale Gewalt nicht angebracht ist, und dem tatsächlichen Verhalten“, erklärt Prof. Dr. Fegert. „Es besteht ein erheblicher Bedarf an Aufklärung und Unterstützung, insbesondere bei Menschen, die selbst als Kinder emotionale Gewalt erfahren haben – bei ihnen ist das Risiko hoch, diese Verhaltensmuster weiterzugeben.“

Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, fügt hinzu: „Gewalt hinterlässt lebenslange Spuren – sowohl körperlich als auch psychisch. Kinder, die körperlicher oder emotionaler Gewalt ausgesetzt sind, haben häufig schlechtere Chancen auf eine gesunde Entwicklung, was sich negativ auf ihre Zukunft auswirken kann. Es ist daher unerlässlich, dass der Schutz vor Gewalt in der Kindheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen wird.“

Wichtige Ergebnisse der Studie

  • Nur etwa die Hälfte der Befragten berichtet, selbst keine emotionalen Strafen in der Erziehung erfahren zu haben.
  • Wer in der Kindheit selbst emotionale Strafen erlebte, stimmt diesen Methoden häufiger zu. Fast 50 % der Befragten, die emotionale Strafen erfahren haben, befürworten deren Anwendung – im Gegensatz zu nur 2 % derjenigen, die keine solche Erfahrung gemacht haben.
  • Zwei Drittel der Eltern, die selbst emotionale Strafen erlebt haben, wenden diese auch bei ihren eigenen Kindern an. Bei denjenigen ohne solche Erfahrungen liegt dieser Anteil bei lediglich 5,4 %.

Maßnahmen zum effektiven Schutz von Kindern vor Gewalt

Um Kindern dauerhaft vor Gewalt zu schützen, sind folgende Maßnahmen entscheidend:

  1. Kinderrechte stärken: Die Einführung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung in Deutschland hat zu wichtigen Veränderungen geführt. Eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz würde die rechtliche Stellung von Kindern weiter stärken und den Schutz vor Gewalt langfristig verbessern.
  2. Gewaltfreie Erziehung weiter definieren: Die geltende gesetzliche Definition von gewaltfreier Erziehung umfasst bislang nicht alle Formen von Misshandlung, etwa Vernachlässigung. Eine Erweiterung des Begriffs der gewaltfreien Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch, die auch Vernachlässigung einbezieht, wäre ein wichtiger Schritt.
  3. Prävention und Aufklärung intensivieren: Es ist entscheidend, das Bewusstsein für die Folgen von körperlicher und emotionaler Gewalt zu schärfen. Präventionsstrategien sollten dabei nicht nur allgemeine Aufklärung umfassen, sondern auch auf die digitalen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen sowie die Herausforderungen innerhalb der Familie eingehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den Risikogruppen, die gezielte Unterstützung benötigen.
  4. Daten zur Gewalt in der Erziehung verbessern: Eine umfassende Datenerhebung über Gewalt in der Erziehung ist erforderlich, um das Ausmaß und die Risiken besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Nur durch eine fundierte Datenlage können wirksame politische und gesellschaftliche Veränderungen angestoßen werden.

Fazit: Der Weg zu einer gewaltfreien Erziehung

Trotz positiver Entwicklungen gibt es noch immer viele Herausforderungen im Bereich der gewaltfreien Erziehung. Die Gesellschaft muss weiterhin zusammenarbeiten, um Kinder zu schützen, aufzuklären und zu unterstützen. Nur durch gezielte Maßnahmen können wir sicherstellen, dass das Recht auf gewaltfreie Erziehung nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis gelebt wird.

Quelle: Pressemitteilung UNICEF Deutschland

Der ausführliche Bericht zur aktuellen Befragung steht hier zur Verfügung.

Bericht 25 Jahre Gewaltfreie Erziehung

Vor 25 Jahren, am 8. November 2000, trat in Deutschland das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung in Kraft.

Anlässlich des Jubiläums und ergänzend zu den Ergebnissen unserer Befragung zu Körperstrafen vom April 2025 veröffentlichen UNICEF Deutschland und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm nun die Ergebnisse einer aktuellen Befragung zu Einstellungen gegenüber emotionalen Strafen in der Erziehung.




Kinder emotional stärken mit START ab 2 und Kindergarten plus

Neue Online-Kurse der Deutschen Liga für das Kind fördern seelische Gesundheit, Kinderrechte und soziale Kompetenzen

Die Deutsche Liga für das Kind bietet 2025 wieder Online-Fortbildungen zu ihren erfolgreichen Präventionsprogrammen START ab 2 und Kindergarten plus an. Beide Programme fördern die seelische Gesundheit, die emotionale und soziale Entwicklung sowie die Kinderrechte und Partizipation von Kindern im Kita-Alter.

Bei START ab 2 lernen pädagogische Fachkräfte, wie sie mit altersgerechten Impulsen und Materialien die emotionale Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit von Kindern ab zwei Jahren fördern können. Symbolische Holzfiguren helfen dabei, Bedürfnisse sichtbar zu machen und Wege zu ihrer Erfüllung zu zeigen.

Das Programm Kindergarten plus richtet sich an Kinder zwischen vier und fünf Jahren. Mit den beliebten Handpuppen Tula und Tim entdecken Kinder spielerisch ihre Gefühle, üben Empathie und stärken ihr Selbstbewusstsein.

Im Jahr 2025 finden die Online-Fortbildungen an mehreren Terminen statt:

  • START ab 2: Live-Webinar am 6. November 2025 (09.00–15.00 Uhr) und Online-Workshop am 12. Februar 2026 (15.30–17.30 Uhr)
  • Kindergarten plus:

    • Basis-Teil 1: Live-Webinar am 4. November 2025
    • Basis-Teil 2: Live-Webinar am 5. November 2025

Die Teilnahme ist ohne Vorkenntnisse möglich. Pädagog*innen lernen praxisnah, wie sie die Materialien der Programme im Alltag einsetzen und Eltern einbeziehen können.

Weitere Informationen und Buchung unter:
👉 fruehe-kindheit-online.de – Fortbildungen Kindergarten plus

Präsenzfortbildungen können außerdem individuell („on Demand“) über info@kindergartenplus.de angefragt werden.

Quelle: Deutsche Liga für das Kind e.V.




Kinder beteiligen, fördern, schützen – Live-Webinare und Online-Workshops

Die Deutsche Liga für das Kind bietet mehrere interdisziplinäre Online-Seminare zu aktuellen Themen der frühen Bildung, Förderung und des Kinderschutzes an

Die Deutsche Liga für das Kind bietet ab November 2025 wieder mehrere interdisziplinäre Live-Webinare und Online-Workshops zu aktuellen Themen der frühen Bildung, Förderung und des Kinderschutzes an. Die Veranstaltungen richten sich an pädagogische Fachkräfte aus Kita, Krippe, Kindertagespflege und Jugendämtern, an Fachberatungen, Lehrende sowie an alle, die sich für das Wohl junger Kinder engagieren.

Live-Webinar-Serie „Kinder beteiligen – fördern – schützen“

In der Reihe beleuchten Expertinnen und Experten aus Medizin, Psychologie, Soziologie und Pädagogik zentrale Fragen einer kinderrechtsbasierten Praxis. Die Referent*innen gehören dem interdisziplinären Vorstand der Deutschen Liga für das Kind an.

Termine (jeweils 16.30–18.30 Uhr):

05.11.2025 – Prof. Dr. Jeannette Roos: Konflikte in der Kita lösen

19.11.2025 – Dr. Areej Zindler: Kinder mit traumatischen Erfahrungen und Fluchterfahrungen – Basiswissen und Praxisimpulse

27.11.2025 – Prof. Dr. Jörg Maywald: Kinderrechtsbasierter Kinderschutz – Die Kita als sicherer Ort für Kinder

10.12.2025 – Dr. Thomas Fischbach: Gemeinsam stark für Kinder mit besonderem Förderbedarf – Kooperation von Fachkräften, Eltern und Therapeuten

Online-Workshop-Serie „kindgeRecht im Alltag von Kita, Krippe, Kindertagespflege“

Die Workshops zeigen praxisnah, wie ein partizipativer, kinderrechtsbasierter Alltag in der frühen Bildung gestaltet werden kann. Themen sind Feinfühligkeit, Selbstreflexion und der bewusste Umgang mit Macht in alltäglichen Schlüsselsituationen.

Termine (jeweils 16.30–18.30 Uhr):

12.11.2025 – Herausfordernde Situationen im Krippen- und Kitaalltag

03.12.2025 – Machtfragen im Alltag: Wer bestimmt wirklich in Schlüsselsituationen?

17.12.2025 – Mit Feinfühligkeit und Responsivität: Schlüsselsituationen kindgeRecht gestalten

Information und Anmeldung: https://fruehe-kindheit-online.de/?cat=c17_Workshops-Workshop.html

Quelle: Deutsche Liga für das Kind e.V.




Ringvorlesung zur Sprachbildung: Kinderrechte, Vielfalt und Inklusion

vorlesung

Kostenfreie Vortragsreihe für Interessierte aus Wissenschaft, Bildungspolitik und Fachpraxis, initiiert von der IU Internationalen Hochschule

Wie können Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung wirksam begleitet werden – und welche Rolle spielen Kinderrechte, Inklusion und gesellschaftliche Vielfalt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die digitale Ringvorlesung „Mitteilen – Miteinander teilen: Kindliche Sprachbildung und -förderung im Zeichen der Kinder- und Menschenrechtsbildung“, die am 20. Oktober 2025 startet. Alle Online-Vorträge sind kostenfrei und richten sich an Fachkräfte, Lehrkräfte, Eltern und alle Interessierten.

Die Reihe läuft bis März 2026, jeweils montags von 18 bis 20 Uhr im dreiwöchigen Rhythmus. Sie vermittelt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, bildungspolitische Entwicklungen und praxisnahe Ansätze für den pädagogischen Alltag.

Sprachbildung als Schlüssel für Teilhabe

Sprache ist ein Fundament für Bildung, Teilhabe und Demokratie. Doch Sprachbildung ist mehr als ein technisches Werkzeug: Sie bedeutet, Kinderrechte, Vielfalt und Teilhabe konsequent mitzudenken. Genau hier setzt die Ringvorlesung an – mit Impulsen aus Wissenschaft, Politik und Praxis.

„Sprachbildung erfordert eine professionelle Haltung, die Kinderrechte und Vielfalt in den Mittelpunkt stellt“, betonen die Leiterinnen Prof. Dr. Yvonne Decker-Ernst (IU Campus Freiburg) und Prof. Dr. Katharina Gerarts (IU Campus Mainz).

Themenvielfalt von Resilienz bis Mehrsprachigkeit

Die acht Vorträge greifen zentrale Fragen auf:

  • Sprache und mentale Resilienz von Kindern
  • Kulturbewusste Sprachbildung und Kinderschutz
  • Kinderrechte und Demokratie im Kita-Alltag
  • Umgang mit Mehrsprachigkeit
  • Übergänge zwischen Kita und Schule
  • Partizipation als Bedingung für Bildungserfolg

Begleitend erscheint ein Sammelband im Herder Verlag, außerdem ist im Sommer 2026 ein praxisorientierter Fachtag mit Podiumsdiskussion geplant.

Termine im Überblick

  • 20.10.2025: Kindliche Sprachbildung im Zeichen der Kinder- und Menschenrechtsbildung
  • 10.11.2025: Kulturbewusste Sprachbildung und Kinderschutz
  • 01.12.2025: Kinderrechte und Demokratie im Kita-Alltag
  • 22.12.2025: Sprache und mentale Resilienz von Kindern
  • 12.01.2026: Umgang mit Mehrsprachigkeit in der Kita
  • 02.02.2026: Diversitätssensible Sprachbildung in Kitas
  • 23.02.2026: Sprachförderung am Übergang Kita–Grundschule
  • 16.03.2026: Beteiligung als Bedingung für Bildungserfolg

👉 Mehr Informationen und Anmeldung: https://www.iu.de/duales-studium/b2b-newsletter/events-2025/ringvorlesung-wise-25-26/




Es geht um jedes Kind: Neue Initiative stärkt KiTas

Die Bertelsmann Stiftung startet eine bundesweite Initiative, die den Bildungs-, Betreuungs- und Schutzauftrag von KiTas in den Mittelpunkt stellt

Kindertageseinrichtungen übernehmen einen umfassenden gesellschaftlichen Auftrag: Sie sichern Kinderrechte, ermöglichen Beteiligung und stärken die Gemeinschaftsfähigkeit. Damit dies gelingt, müssen sich Politik und Gesellschaft auf die Stärken des bestehenden KiTa-Systems besinnen und Fachkräfte gezielt unterstützen. Genau hier setzt die neue Initiative „Es geht um jedes Kind!“ an, die im September 2025 von der Bertelsmann Stiftung gestartet wurde.

👉 Weitere Informationen

Ziele der Initiative

Die Initiative verfolgt drei übergeordnete Anliegen:

– Zugang für alle Kinder zu guter frühkindlicher Bildung
– Ganzheitliche Förderung der Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung durch KiTa-Teams
– Qualifizierte Fachkräfte mit professionellen Arbeitsbedingungen

Damit will sie nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch Impulse für eine bessere Qualitätssteuerung in der Praxis geben.

Formate & Mitwirkende

Um die Debatte zu bereichern, setzt die Initiative auf verschiedene Formate:
– Wissenschaftliche Expert:innen beleuchten Widersprüche im aktuellen Diskurs und erinnern an zentrale pädagogische Erkenntnisse.
– Botschafter:innen aus Gesellschaft, Kultur, Sport und Wirtschaft setzen sich öffentlich für starke KiTas und Kinder ein.
– Im Discussion Paper „KiTa ist Bildung – und mehr“ wird deutlich, was den KiTa-Auftrag so besonders macht, wie individuelle Förderung gelingt und was professionelles Handeln im Alltag bedeutet.

👉 Zum Discussion Paper

Stimmen aus Wissenschaft und Praxis

An der Initiative wirken zahlreiche Fachleute mit, darunter Prof. Dr. Marjan Alemzadeh, Dr. Elke Alsago, Dr. Seyran Bostancı, Prof. Dr. Rahel Dreyer und Prof. Dr. Jens Kaiser-Kratzmann. Sie liefern Impulse zu Themen wie Vielfalt, Bedürfnisorientierung, Sprachförderung, Partizipation und Professionalisierung.

Online-Präsenz und Social Media

Neben der Website werden kontinuierlich Inhalte, Videos und Interviews veröffentlicht. Interessierte können die Initiative auch auf Social Media verfolgen:

– Instagram: @gute_kita
– Facebook: „Frühkindliche Bildung“
– LinkedIn: Bertelsmann Stiftung – Projekt Frühkindliche Bildung
– YouTube: Playlist „Es geht um jedes Kind!“

Einordnung im aktuellen Diskurs

Die Initiative ist Teil des Projekts „Frühkindliche Bildung“ der Bertelsmann Stiftung. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels, Finanzierungsfragen und struktureller Herausforderungen liefert sie wichtige Impulse: Sie zeigt auf, warum KiTas mehr als Betreuungseinrichtungen sind – und wie sie als Orte von Bildung, Schutz und Teilhabe gestärkt werden können.

👉 Weitere Informationen

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Initiative „Es geht um jedes Kind!“