Kindgerechter Umgang mit Krieg und Konflikten

ifp

Der Krieg in der Ukraine – Kindliche Ängste und Sorgen ernst nehmen und altersgerecht begegnen

Die schrecklichen Entwicklungen in der Ukraine und im Nahen Osten bestürzen und verunsichern nicht nur die Erwachsenen. Auch Kinder sind davon betroffen und werden, wenn auch unbeabsichtigt, mit diesen Informationen und Bildern konfrontiert. Vor allem für Kinder ist es sehr schwierig, diese Informationen zu verarbeiten.

Das Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (ifp) hat deshalb eine Handreichung zu diesem Thema sowie zusätzlich mehrere Linksammlungen, etwa zum Krieg im Nahen Osten zusammengestellt, die Sie dabei unterstützen sollen, sich in Ihrer Einrichtung bzw. Familie auch diesbezüglich altersgerecht und feinfühlig den Fragen der Kinder zu stellen.

Kindgerechter Umgang mit Krieg und Konflikten (PDF)

Handreichung für die Praxis in der Kindertagesbetreuung

Stand: November 2023




Der normale Wahnsinn im Kriegsalltag eines Kindes

roter schuh

Karin Gruß | Tobias Krejtschi: Ein roter Schuh

Kenan ist neun Jahre alt. Er lebt er in einem Land, in dem Krieg herrscht. Als der Junge mit seiner Klasse in einem Schulbus zum Sportplatz fährt, trifft diesen eine Handgranate. Schwer verletzt kommt Kenan in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Ein Zeitungsreporter ist vor Ort.

„Ein roter Schuh“ ist das erste Kinderbuch von Karin Gruß. Der bekannte Illustrator Tobias Krejtschi hat dazu die Bilder gezeichnet: in Grautönen und in einem realitätsnahen Stil. Sie vermitteln die düstere Stimmung des menschenfeindlichen Alltags in einem Kriegsgebiet. Lediglich Kenans Basketballschuh leuchtet in Rot.

Selbstverständlich ist die Geschichte bedrückend. Schließlich handelt sie davon, dass ein Kind in einem Kriegsgebiet schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Gruß erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Reporters, der die Öffentlichkeit in aller Welt über das Schicksal des Kindes informieren soll.

So entsteht vordergründig eine sachliche Distanz, die zum Ende hin durch emotionale Szenen immer wieder durchbrochen wird. Kenan ist zum Objekt des Krieges geworden, wie viele andere, die dieses hilflose Schicksal teilen.

Dabei steht der rote Basketballschuh für das unbeschwerte Dasein, in dem Kenan nicht nur den Ball, sondern sein Leben buchstäblich in die Hand nehmen könnte. Es ist Zufall, dass er in einem Kriegsgebiet lebt, dass er verletzt wurde und nun um sein Leben kämpfen muss.

Karin Gruß und Tobias Krejtschi erzählen eine Episode aus dem Alltag von Menschen in einem Kriegsgebiet. Wozu dieser Krieg geführt wird, ist für diese Menschen und ihr Schicksal völlig gleich. Sie sind die Opfer einer namenlosen Gewalt, unter der sie leiden. Wären sie zufällig in einem anderen Teil der Erde geboren, könnten sie ein völlig anderes Leben führen, wie der Neffe des Reporters in dessen friedlichen Heimatland, der die gleichen Schuhe trägt wie Kenan.

„Ein roter Schuh“ beschreibt das normale Schreckliche im Alltag einfacher Menschen während eines Krieges, der überall auf dieser Welt stattfinden kann. Auch, wenn es sich um ein Bilderbuch handelt, ist es vor allem geeignet als Gesprächsanlass mit Kindern ab acht Jahren, die den Wahnsinn des Krieges über die Medien erfahren.

EIN ROTER SCHUH
Autorin : Gruß, Karin
Illustrator : Krejtschi, Tobias
Format : 19,5 x 24 cm
Seiten : 32
Preis : EUR 10,00 / 10,30 (A)
ISBN : 978-3-03934-378-2




Wie Kinder aus verschiedenen Ländern den Krieg sehen

Studie zeigt auch, wie soziale Netzwerke und klassische Nachrichtensendungen über den Krieg berichten

Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk hat soeben den ersten zusammenfassenden Überblick von Studien zur Frage, wie Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, in Russland und Deutschland die Ereignisse in der Ukraine verstehen, und wie soziale Netzwerke wie TikTok, Twitter und klassische Nachrichtensendungen über den Krieg berichten, veröffentlicht. Auf der Homepage des IZI www.izi.de steht jetzt die aktuelle TelevIZIon „Der Krieg in der Ukraine“ zum Download zur Verfügung.

Wie erleben Kinder und Jugendliche aus der Ukraine den Krieg und was stellen sich Kinder, die in Russland oder Deutschland aufwachsen vor, was dort passiert? In der aktuellen TelevIZIon, dem Fachmagazin des IZI für Qualität im Kinder-, Jugend- und Bildungsfernsehen, werden Studien zu diesen und anderen Fragen vorgestellt. Die Befragung von jeweils 21 Kindern aus der Ukraine, Russland und Deutschland zeigt, wie unterschiedlich der Krieg eingeschätzt werden kann. Eine Studie mit 101 Kindern aus Deutschland verdeutlicht, was Kinder von Qualitätsmedien erwarten. Ukrainische Jugendliche zeigen in Filmen, wie sie die Kriegssituation seit 2014 erleben. Diese und weitere Studien verdeutlichen: Kinder und Jugendliche haben eine eigene Perspektive auf die Ereignisse, die bisher zu wenig wahrgenommen wurde.

Berichten ukrainische Kinder, die nach Deutschland geflohen sind über ihre Erlebnisse während des Kriegs, beschreiben sie unter anderem das Gefühl einer allumfassenden Bedrohung ohne Sicherheit, die Zerstörung von allem was ihnen wichtig war und die Hilf- und Hoffnungslosigkeit. Verfilmen ukrainische Kinder und Jugendliche, die schon seit Beginn des russischen Expansionskriegs 2014 als Binnengeflüchtete leben, ihre Gefühlswelt, werden die Zerrissenheit und die psychischen Folgen eines Lebens unter ständigem Beschuss deutlich. Es sind Erfahrungen, die sie, so der Forschungsstand, ein Leben lang prägen und zumeist auch in ihrer Entwicklung einschränken werden.

Gleichzeitig erweisen sich ukrainische Jugendliche als durchaus kompetent in der Nutzung von Medien zur Kommunikation, zur Informationsbeschaffung oder Regulierung der eigenen Gefühle. Bei Kindern aus der Ukraine werden – bei allem Leid – auch die Hoffnung und das unerschütterliche Vertrauen in die ukrainische Armee deutlich, die russische Soldat*innen zurückdrängt, besiegt und damit eine Rückkehr und Vereinigung der Familien ermöglicht.

Wie zu erwarten, sehen die Vorstellungen von der aktuellen Situation in der Ukraine bei Kindern, die in Russland aufwachsen ganz anders aus. Sie haben ihre Informationen fast ausschließlich aus den russischen Staatsmedien und gehen davon aus, dass die ukrainische Bevölkerung froh über die „Befreiung“ von den Nazis ist. Das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung wird von den russischen Kindern und ihre Eltern erahnt, erscheint aus Perspektive der Kinder aber sozusagen als ein notwendiges Übel, damit die „schöne Ukraine“ und der „wehrhafte Russe“ wieder als „ein Volk“ zusammenleben können. Diese typischen russischen Propagandanarrative finden sich bei allen befragten Kindern, selbst bei jenen, die in Familien aufwachsen, die gegen den Invasionskrieg sind.

Der Angriffskrieg auf die Ukraine gilt schon jetzt als eine Zeitenwende, die in diversen Bereichen als historisch bezeichnet werden kann. Der Ukrainekonflikt ist dabei auch eine der ersten großen Krisen, bei denen soziale Netzwerke wie TikTok und Twitter eine Vorreiterrolle bei der Information und Desinformation übernahmen. Entsprechend wichtig sind Medienangebote wie die Kindernachrichtensendung logo!, die nicht nur altersangemessen in Wort und Bild berichtet, sondern auch Hintergrundinformationen zu den Ereignissen liefert. Wie sich Kindermedien in Deutschland und weltweit des Themas mit großer Sorgfalt annehmen und wie eine medienpädagogische Aufbereitung stattfinden kann, wird in der aktuellen Ausgabe der TelevIZIon zusammengefasst. Sie ist online abrufbar unter:

https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/35_2022_2.htm

Dr. Maya Götz Pressestelle
Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI)




Mit Kindern über Flucht und Krieg sprechen

Praxistipps und Handlungshinweise für die Kindertagesbetreuung

Der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen machen sich auch in der Kindertagesbetreuung in Deutschland bemerkbar. Wie lassen sich die ankommenden Kinder und Familien bestmöglich begleiten? Wie können wir mit den Ängsten und Sorgen von Kindern umgehen? Soll man mit ihnen über Krieg reden?

Antworten darauf liefert die Übersicht „Über Krieg sprechen? Praxistipps und Handlungshinweise für die Kindertagesbetreuung“. Sie wurde von der Koordinierungsstelle „Kinder mit Fluchthintergrund in der Kindertagesbetreuung“ der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie herausgegeben und ist auf der Homepage der Stiftung (www.kkstiftung.de) als Download erhältlich.

Die vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration geförderte Koordinierungsstelle bietet darüber hinaus weitere praxisbezogene Materialien zum Thema Vielfalt und Kinderrechte (Vielfalts-Taschen, Kinderkiste) sowie eine Handreichung „Kinder mit Fluchthintergrund in der Kindertagesbetreuung“ an. Weitere Informationen und Downloads finden Interessierte ebenfalls auf Website der Karl Kübel Stiftung.

„Die Koordinierungsstelle ‚Kinder mit Fluchthintergrund in der Kindertagesbetreuung‘ hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Instanz für Kinder und Familien mit Fluchtgeschichte in Hessen etabliert. Sie ist heute wichtiger denn je, um den aktuellen Bedarfen zu entsprechen und vorurteilsbewusste und chancengerechte Strukturen zu fördern“, sagt Dr. Katharina Gerarts, Vorstandsmitglied der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie.

Um diesen wichtigen Aufgaben auch weiterhin nachkommen zu können, hat die Koordinierungsstelle die Zusage für eine Projektverlängerung bis einschließlich 2025 vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration erhalten.

Quelle: Pressemitteilung Karl-Kübel-Stiftung




Verlosung: 10 x Nikolai Popov, „WARUM?“

warum

„Warum“ von Nikolai Popov ist ein wichtiges Buch, denn es zeigt die Entwicklung eines Konflikts von Anfang an. Es bietet für Kinder die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln, wie und wann man Gewalt und Eskalation verhindern kann.

Eine Maus und ein Frosch streiten sich auf einer herrlichen Blumenwiese um eine ganz bestimmte Blume. Der Streit endet in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Mäusen und Fröschen. Krieg beginnt im Kleinen, beginnt im Streit um Dinge, beginnt mit Wut oder auch Angst. Etwas, was auch schon kleine Kinder erleben und verstehen.

Kostenloser Download: Lern- und Unterrichtsimpulse_Titel_Warum

Eine Version mit Text gibt es als classic-Ausgabe bei minedition.

Wir verlosen gemeinsam mit minedition 10 x das große Bilderbuch, das auch ohne Text zu verstehen ist.

Nikolai Popov, „WARUM?“
Format: 22 x 29,3 cm, 32 Seiten
durchgehend farbig illustriert, cellophanierter Pappband
EUR 15,00 / 15,50 (A)
ISBN : 978-3-03934-016-3

Die Verlosung ist am 27. März abgelaufen




Das Thema „Krieg“ im Unterricht und in der Schule

Zahlreiche Webangebote bieten konkrete Hilfen für Lehrkräfte und damit für Schülerinnen und Schüler

Konkrete Antworten sind jetzt gefragt. Wir haben hier ein paar Webangebote, die helfen können, das Thema im Unterricht anzugehen.

Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung hat verschiedene Informationen, Materialien und Angebote zusammengestellt, die es Lehrkräften erleichtern sollen, den Ukraine-Krieg zu thematisieren beziehungsweise mit den Reaktionen und Ängsten junger Menschen umzugehen. Das Angebot wird stetig aktualisiert.

Das Deutsche Schulportal

Welche aktuellen Reaktionen auf die aktuelle Lage sind „normal“? Wie können Lehrkräfte mit der Situation umgehen, wenn sie sich selbst überfordert, wütend oder ängstlich fühlen? Sollen Lehrkräfte das Thema Ukraine-Krieg aktiv ansprechen? Wir können Lehrkräfte Schülerinnen und Schülern mit russischem oder ukrainischem Hintergrund gerecht werden? Wie können sie mit Konflikten zwischen diesen Gruppen umgehen? Auf diese und viele weitere Fragen bietet das Deutsche Schulportal Antworten. Mit dabei ist auch ein Video zum Thema:

Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Den Krieg in der Ukraine kann man, je nach Fach und Intention, unter ganz unterschiedlichen Aspekten beleuchten. Deshalb hat das Landesmedienzentrum in der Medienliste „Aktuelles“ Unterrichtsmaterialien zu verschiedenen Unterthemen zusammengestellt. Hier finden Sie unter anderem folgende Themenbereiche: Krieg in der Ukraine – Schwerpunkt Geschichte; UNO, NATO und EU; Flucht und Asyl; Demokratie und Wahlen; Fake News.

Björns Woche im #twlz: Der Krieg in der Ukraine im Unterricht

Auch diese Website beschäftigt sich mit dem Thema Krieg in der Ukraine und bietet Informationen und Tipps zum Thema. Hier können Lehrkräfte auch ihre eigenen Fragen und Anregungen einbringen.

Die Frau mit dem Dromedar

Der Blog bietet ebenfalls eine umfangreiche Handreichung zum Ukraine Krieg. Die Materialien sind modular aufgebaut. Sie lassen sich als PDF oder Powerpoint-Datei kostenlos herunterladen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Angebote. Aber mit unserer kleinen Zusammenstellung lässt sich doch schon einiges anfangen.




Ukraine-Krieg: Grundschulverband fordert rasches Handeln auch im Grundschulbereich

Schulen sollten sich vorbereiten und geeignetes Personal einstellen können

Ein schnelles Handeln für die geflüchteten Kinder aus der Ukraine auch im Grundschulbereich fordert der Grundschulverband e.V. in einer Pressemitteilung. Den Kindern müsse ein besonderes Augenmerk gelten. Sie benötigten schnell und dringend geeignete Angebot der Unterbringung und Versorgung. Den traumatisierten Kindern unter ihnen müssten Angebote zur Traumabewältigung gemacht werden.

Schulverwaltung und alle Schularten müssten sich entsprechend vorbereiten, um den eintreffenden Kindern schnellstmöglich ein geeignetes Bildungsangebot unterbreiten zu können. Dafür sollte man die in 2015 gemachten Erfahrungen nutzen. Um die Anforderungen erfüllen zu können, müssten die Schulen zeitnah mit geeignetem Personal ausgestattet werden.

Aber auch die Kinder hierzulande dürften nicht vergessen werden: Da auch die Kinder bei uns mit Bildern des Krieges und dessen Folgen konfrontiert sind, gilt es darüber hinaus, diese Tatsache in den Familien und in der Schule in geeigneter Weise anzusprechen. Etliche Bundesländer haben dazu bereits Handreichungen und Vorschläge erstellt, die im Internet leicht aufzufinden sind. Wir fordern alle Grundschulen und Lehrkräfte auf, dieses Thema in geeigneter Weise aufzugreifen und mit den Kindern so zu besprechen, dass sie ihre Sorgen und Ängste ansprechen können, dass sie dabei ernst genommen werden und Unterstützung erfahren.“, heißt es in der Pressemitteilung.

Ansprechpartner: Dipl.-Päd. Edgar Bohn, Vorsitzender des Grundschulverbands 0151 67 20 28 35