Zertifikatslehrgänge der Gesellschaft für Ganzheitliches Lernen
geschrieben von Redakteur | Juli 2, 2024
Neues aus der Hirn- und Intelligenzforschung und Fakten zur Neuen Kindheit
Sie wünschen eine intensive Weiterbildung oder eine interessante Mitarbeit als TrainerIn? Möchten Sie besser verstehen, was im Gehirn passiert, wenn wir lernen? Fragen Sie sich, was Intelligenz bedeutet und wie sie optimal gefördert werden kann?
Der Lehrgang vermittelt, was „ganzheitlich lernen“ bedeutet und wie es im pädagogischen Alltag (Kita, Schule, Familie) umsetzbar ist. Sie erlangen Kompetenzen, die Sie für eine nachhaltige ganzheitliche Bildung brauchen und lernen:
Neues aus der Hirn- und Intelligenzforschung
Fakten zur Neuen Kindheit
Die Bausteine des Ganzheitlichen Lernens
Die Kernaussagen des ganzheitlichen Lernens
Bewegtes Lernen mit allen Sinnen
Spiele und Übungen für gehirngerechtes Lernen im Alltag
Zielgruppe: LehrerInnen, ErzieherInnen, TherapeutInnen, Eltern und alle an Lernentwicklung Interessierte. Qualifikation: Zertifikat Leitung: Dr. päd. Charmaine Liebertz Dauer: 4 Tage
Wie Kinder das rhythmische Prinzip von Ruhe und Kraft erfahren
geschrieben von Redakteur | Juli 2, 2024
Drei Spielideen von Dr. Charmaine Liebertz für ein inneres Gleichgewicht
Ebenso wichtig wie Anspannung ist im Leben die Entspannung. Das rhythmische Prinzip von Ruhe und Kraft findet sich überall in unserem Alltag, sei es in der Musik, der Beobachtung von Naturphänomenen oder dem täglichen menschlichen Umgang. Kinder lernen hier spielend ein inneres Gleichgewicht kennen.
Chef-Vize
Die Kinder sitzen im Kreis, bestimmen einen Chef und einen Vize (Stellvertreter). Alle anderen Kinder zählen durch und merken sich ihre Zahl. Der Spielleiter erklärt nun die Firmenhierarchie: »Wir haben einen Chef, einen Vize und 20 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter von 1 – 5 sind Topmanager, die Mitarbeiter von 6 – 15 gehören zum mittleren Management und die restlichen Mitarbeiter arbeiten im Versand oder als Putzkolonne. Aber keine Sorge, unser Unternehmen bietet große Aufstiegschancen: Von der Putzfrau zum Chef oder umgekehrt; das hängt nur von eurer Geschicklichkeit ab!« Nun führt der Spielleiter diesen Viererrhythmus vor:
Einmal mit beiden Handflächen auf die Oberschenkel schlagen,
einmal die Hände vor der Brust klatschen,
mit rechtem Daumen über die Schulter zeigen und dabei die
eigene Identität (Zahl, Chef oder Vize) nennen,
mit linkem Daumen über die Schulter zeigen und dabei die Person nennen (Zahl, Chef oder Vize), die das Spiel fortsetzen soll.
So geht es im rasanten Wechsel immer weiter: Jeder Genannte sagt erst seine Zahl (rechter Daumen über Schulter), nennt dann eine neue Zahl (linker Daumen über Schulter) und bestimmt somit den nächsten Mitspieler. Dabei sollten natürlich alle Mitspieler im Rhythmus bleiben. Wer einen Fehler (z. B. Stottern, Rhythmus nicht einhalten) macht, verlässt seinen Stuhl und setzt sich auf den letzten Platz der Firma. Alle anderen Mitspieler rücken bis zum frei gewordenen Stuhl nach und übernehmen die entsprechend neue Zahl. Und eh man sichs versieht, sitzt der Topmanager auf dem Putzfrauenstuhl!
Alter: 7 bis 99 Jahre
Zeit: 10 bis 20 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Das Gewitter
Die Kinder sitzen im Stuhlkreis und schließen ihre Augen. Falls erforderlich, verbindet ihnen der Spielleiter die Augen. Nun erzählt er eine spannende Geschichte zum Wetterverlauf, der voller Sonne beginnt und mit einem heftigen Gewitter endet. Dabei werden seine Worte mit folgenden Geräuschen, die bei ihm starten und nacheinander von Kind zu Kind im Kreis weitergegeben werden, untermalt:
Sonne ➟ Stille
Nieselregen ➟ Hände fest aneinander reiben
Kleine Regentropfen ➟ mit den Fingern schnippen
Starker Regen ➟ fest in die Hände klatschen
Prasselnder Regen ➟ mit den Händen auf die Oberschenkel schlagen
Starkes Gewitter ➟ mit den Füßen trampeln
Alter: 4 bis 9 Jahre
Zeit: 10 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: evtl. Augenbinde
Schiff ahoi!
Es ist nicht einfach, als großer Überseedampfer unbeschadet durch eine enge Einfahrt in den Hafen einzulaufen. Die Pfosten der Hafeneinfahrt spielen diesmal zwei Kinder, die sich ca. einen Meter entfernt gegenüberstehen. Viele solcher Paare stehen verteilt im Raum. Nun wird ein weiteres Kinderpaar für folgende Rollen ausgewählt: Ein Kind spielt mit verbundenen Augen den Überseedampfer, der jedoch, um unbeschadet in den Hafen einlaufen zu können, einen kleinen, erfahrenen Lotsen braucht.
Diesen spielt das zweite Kind, das den blinden Dampfer mit einem akustischen Signal (Klangschale, Klanghölzer, Triangel oder Pfeifzeichen) unbeschadet durch die Hafeneinfahrten, d. h. zwischen die Kinderpaare im Raum lotst. Berührt der Dampfer dabei ein Kind, also die Kaimauer, so muss er ausscheiden. Nun versucht ein neues Dampfer-Lotse-Paar sein Glück.
Alter: 3 bis 8 Jahre
Zeit: 5 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: 1 Augenbinde, 1 Klangsignal (z. B. zwei Klanghölzer oder Teelöffel, die sanft aneinander geschlagen werden)
Die Sprachentwicklung von Kindern spielerisch unterstützen
geschrieben von Redakteur | Juli 2, 2024
Kinder in ihrer Sprachbildung zu unterstützen ist das Ziel zahlreicher Spiele, die Charmaine Liebertz entwickelt hat
Sprache ist unser wichtigstes Werkzeug für ein harmonisches Zusammenleben. Die Spielekartei Sprachförderung hilft schon den Kleinsten, ihre Sprechmotorik zu trainieren und die Zusammenarbeit im Spiel durch Sprache zu koordinieren. Die spannenden und originellen Spielideen unterstützen die natürliche Sprachentwicklung und helfen Ihnen Schwächen gezielt zu trainieren.
Die drei folgenden Spiele unterstützen Kinder bei der Sprachentwicklung:
So gesehen …
Der Spielleiter zeigt der Gruppe bzw. Klasse ein Bild aus dem Bereich der optischen Täuschungen (z.B. ein doppeldeutiges Bild, in dem sich zugleich eine alte und eine junge Frau verbirgt). Im gemeinsamen Gespräch wird erarbeitet, dass
dieselbe Situation je nach persönlichem Blickwinkel unterschiedlich gesehen werden kann.
Wahrnehmen, Denken und Interpretieren von unseren individuellen Erfahrungen und Vorlieben beeinflusst werden.
ein Sachverhalt mindestens drei Seiten hat: die Seite, die ich sehe, die Seite, die du siehst und (wichtig!) eine Seite, die wir beide nicht sehen
Variante
Die Gruppe bzw. Klasse liest einen Text (z.B. Zeitungsartikel), der ein emotionales Ereignis (z.B. Unfall, Überfall, Lottogewinn) beschreibt. Die kontroversen Sichtweisen (z. B. Opfer, Täter, Lottoboten, Gewinner usw.) werden nun besprochen oder aufgeschrieben. Auch ein Rollenspiel eignet sich, um die unterschiedlichen Positionen und Meinungen herauszuarbeiten.
Alter: ab 6 bis 16 Jahre
Zeit: 25 bis 40 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: Bilder von optischen Täuschungen, kontroverse Texte
Familie Nolte
Familie Nolte ist geplagt. Jedes Familienmitglied hat eine andere Mundfehlstellung. Bei Oma Nolte steht der Oberkiefer über dem Unterkiefer, bei Opa Nolte ist es umgekehrt – der Unterkiefer ragt hervor. Bei Tante Nolte hängt der rechte Mundwinkel und bei Onkel Nolte der linke Mundwinkel. Der Spielleiter spricht den folgenden Reim
„Oma Nolte (Überbiss)/Opa Nolte (Unterbiss)/ Tante Nolte (rechter Mundwinkel hängt)/Onkel Nolte (linker Mundwinkel hängt) sah und holte einen Wibbelwabbel, eine Zwiebelzwirbel, einen roten Luftballon.“
Zeile für Zeile mit den verschiedenen Mundstellungen vor und die Gruppe spricht nach. „Oma Nolte sah und holte …“ spricht er erst mit Überbiss, danach wiederholt er den Text „Opa Nolte sah und holte …“ mit Unterbiss usw.
Alter: ab 3 bis 6 Jahre
Zeit: 5 bis 10 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Hans Nasens Fahrrad
Zunächst sagt der Spielleiter folgendes Gedicht vor, das ihm die Gruppe nachspricht:
„Hans Nasens Fahrrad hat ’nen Platten. Oh Schreck! Und mit Kaugummi kriegt man’s wieder weg.“
Dann zeigt er die folgenden Bewegungen dazu:
„Hans – sich auf die Brust klopfen Nasens – an die Nase greifen Fahrrad – mit den Händen Tretbewegungen machen hat – auf die Schenkel klopfen nen Platten. – in die Hände klatschen Oh Schreck! – Hände neben dem Kopf öffnen und erschrocken gucken Und mit Kaugummi – symbolisch aus dem Mund ziehen kriegt man’s wieder weg.“ – mit der rechten Hand etwas symbolisch über die Schulter wegwerfen
Am Ende erklärt er die drei Stufen des Spiels: „Zunächst üben wir nur den Text, dann bewegen wir die Hände dazu (siehe oben) und zum Schluss brauchen wir keine Wörter mehr, sondern nur noch die Bewegungen.“
Hier lernen Kinder auf ihre Umwelt zuzugehen und auf sich selbst zu achten. Sie trainieren ihre Aufmerksamkeit und können ihre Faszination für Neues intensiv erleben. Konzentration und Entspannung sind zwei der ursprünglichsten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Die Spiele unterstützen die Kinder dabei einen zufriedenen und ausgeglichenen Charakter zu entwickeln, der sie fit für die Schule und das soziale Miteinander im Leben macht. Hier haben wir drei Spiele von Dr. Charmaine Liebertz für Sie zur Auswahl.
Händequiz
Fünf bis sechs Kinder bilden einen Kreis. In der Mitte des Kreises steht ein Kind in der Rolle des Handlesers. Alle Mitspieler reichen ihm stumm die Hand. Der Handleser betrachtet und befühlt jede Hand genau und versucht, sich ihren Besitzer zu merken. Nun werden die Augen des Handlesers verbunden und ein Mitspieler reicht ihm erneut die Hände. Welchem Kind gehört wohl diese Hand? Rät er richtig, dann geht’s mit wechselnden Rollen weiter: Diesmal spielt das erratene Kind den Handleser.
Variante: Mit sauberen Füßen (z. B. im Freibad) kann man auch Fußquiz spielen!
Alter: 5 bis 9 Jahre
Zeit: 5 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: 1 Augenbinde
Das sprechende Gesicht
»Wisst ihr eigentlich, dass uns das Gesicht über seine Mimik sehr viel mitteilen kann, beinahe so viel, als könne es sprechen?«
Der Spielleiter teilt die Kinder in zwei Gruppen ein, die sich in zwei Reihen mit dem Gesicht gegenüber stehen. »Gleich werden die Spieler der einen Reihe erraten müssen, welche Gefühle sie in den Gesichtern der anderen Reihe wahrgenommen haben.« Nun geht der Spielleiter zwischen beide Reihen, zeigt aber nur einer Reihe den Zettel mit der pantomimischen Aufgabenstellung, z. B. Verliebtsein. Bei Kindern, die noch nicht lesen können, flüstert der Spielleiter die Anweisung ins Ohr.
Daraufhin dreht sich die Reihe um und konzentriert sich auf die pantomimische Umsetzung. Auf ein vereinbartes Signal hin dreht sich die Reihe erneut um und zeigt ihre mimische Darbietung. Die gegenüberstehende Reihe errät das Gefühl; das Spiel geht im Wechsel weiter.
Alter: 5 bis 12 Jahre
Zeit: 5 bis 10 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: vorbereitete Zettel mit diversen Aufgabenstellungen
Das sinnliche Gesicht
»Wisst ihr, dass man in einem Gesicht lesen kann wie in einem Buch? Dort stehen zwar keine Worte aber viele verschiedene Empfindungen.« Der Spielleiter teilt die Kinder in fünf Sinnes-Gruppen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) und erklärt: »Jede Gruppe erhält gleich von mir ein Blatt mit verschiedenen Aufgaben. Lest sie genau durch und versucht sie lautlos mimisch — also nur mit dem Gesicht — darzustellen. Besprecht und einigt euch in eurer Gruppe auf die beste Mimik. Denn gleich werden eure Mitspieler aus den anderen Gruppen erraten müssen, welches Erlebnis ihr mimisch darstellt.« Nun verteilt der Spielleiter die Aufgabenzettel z. B.:
1. Gruppe — Ich sehe …
meine(n) beste(n) Freund(in)
ein furchtbares Monster
eine erstaunliche Akrobatiknummer im Zirkus
2. Gruppe — Ich höre …
näherkommende bedrohliche Schritte
fröhliche Musik
eine traurige Geschichte
3. Gruppe — Ich rieche …
ein wohlriechendes Parfüm
stinkende Socken
mein Lieblingsgericht
4. Gruppe — Ich schmecke …
eine saure Zitrone
cremiges Eis
zu heiße Suppe
5. Gruppe — Ich taste …
einen Eisblock
auf eine heiße Herdplatte
das weiche Fell eines Kaninchens
Alter: 6 bis 11 Jahre
Zeit: 15 bis 20 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: Zettel mit Aufgaben für die Sinnesgruppen (s. Rückseite)
Immer mehr Kinder beziehen ihr Wahrnehmungsrepertoire aus den Medien
Als der große Künstler Leonardo da Vinci vor 500 Jahren sagte: „All unser Wissen gründet sich auf Wahrnehmung. Die Sinne sind die Sachverwalter der Seele“, konnte er nicht ahnen, wie brisant seine Aussage bis heute noch ist. Denn in unserer Informationsgesellschaft erwerben immer weniger Kinder ihr Wahrnehmungsrepertoire aus dem eigenen sinnlichen Erleben. Sie beziehen es zunehmend aus den Medien, die ihnen eine Welt vorgaukeln, in der es passiv zu konsumieren gilt.
Dieses ‚Leben aus zweiter Hand‘ beschert ihnen schon in der Früh schreckliche Monster, die sich mittels Laser in eine neue Galaxie beamen; aggressive Dinos, die laut brüllend jegliches Leben auf der Erde zertrampeln. Unglaublich aber wahr: Bevor ein Kind seine ersten eigenen Erfahrungen mit Gewalt machen konnte, hat es bis zu seinem zwölften Lebensjahr 14.000 Morde im Fernsehen beobachtet! Ein von Fausthieben niedergestreckter Superman rennt im nächsten Moment quietschvergnügt hinter ‚dem Bösen‘ her, um ihm eine Ladung Fußtritte zu verpassen. Keine Angst, auch er steht gleich wieder auf! Diese ‚Steh-auf-Männchen‘ geben keinen sinnlichen Aufschluss darüber, ob ein Schlag weh tut oder gar tödlich sein kann. Gewalt scheint ohne Folgen, ohne Sinnesempfindung und vor allem ohne Leid abzulaufen. Die wilde Jagd rennt einfach am Leben, an der sinnlichen Realität vorbei.
Und mitten in der Fernsehsendung lernt die verführbare Kinderseele das scheinbar sinnliche Begehren kennen: Den neuen Schokoriegel mit der Superkraft oder die weiche ‚Diddel-Maus‘. Kein Wunder, dass Kinder immer häufiger die Wirklichkeit mit den Trugbildern der Medien gleichsetzen. Wer kennt sie nicht, die lila Milka-Kuh, die schon im Kinderhirn spukt, noch lange bevor es eine echte Kuh gesehen hat. Wo lila Kühe brav weiden, wo schöne Menschen glücklich leben, wo Kraftmeier alle Probleme mit Geld und Gewalt lösen, da bleibt wenig Platz für die wahre sinnliche Realität.
Kindern fehlt der Vergleich mit eigenen sinnlichen Erlebnissen
Ein erfahrener Erwachsener hält diese ‚Gaukel-Welt‘ vielleicht aus. Kindern fehlt jedoch der Vergleich mit eigenen sinnlichen Erlebnissen. Und ihre gesunde Sinnesentwicklung leidet unter dem hohen Medienkonsum: Immer mehr Kinder haben Wahrnehmungsprobleme, deren Ursachen in gestörten organischen Funktionen liegen oder in ihren veränderten Lebens- und Umweltbedingungen. Zu den organischen Ursachen zählen Hirnfunktionsstörungen, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder in der frühen Kindheit entstanden sind. Aber die meisten Sinnesstörungen sind umweltbedingt. Viele Kinder leiden unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen bietet. Mit dieser Unterversorgung paart sich meist eine Überversorgung an visuellen und akustischen Reizen. Augen und Ohren sind überstimuliert, während z. B. Tast-, Riech- und Schmecksinn unterversorgt zu verkümmern drohen.
Die Sinne spielen zur ganzheitlichen Entwicklung eine lebenswichtige Rolle
Viele Forschungsarbeiten belegen, dass die Sinne zur ganzheitlichen Entwicklung eine lebenswichtige Rolle spielen. Sie sind hochsensible Schlüssel, mit denen das Kind seiner Umwelt begegnet: Es sieht, hört, schmeckt, riecht, fühlt und ertastet Neues. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über sich und seine Mitmenschen. Denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mit ‚richtigen‘ Menschen und mit ‚echten‘ Dingen – schafft neue ‚Denkwerkzeuge‘ zur optimalen Entwicklung. Unsere Sinne funktionieren also wie Schwämme, wie Datenautobahnen, die unzählige Reize und lebenswichtige Informationen zum Hirn transportieren. Und je mehr Sinne am Informationstransport beteiligt sind, umso nachhaltiger und ganzheitlicher speichert das Hirn. Dies birgt für den kindlichen Reifungsprozess ungeheure Chancen aber auch große Gefahren!
Immer mehr Kinder werden heute von der einseitigen Wahrnehmungsflut aus den Medien überrollt
Unvorstellbar aber wahr: Der durchschnittliche Fernsehkonsum von 4- bis 14-Jährigen beträgt in Deutschland täglich vier Stunden! Immer mehr Kinder geraten durch diese einseitige ‚Sinneskost‘ aus dem Gleichgewicht. Sie werden nervös, haben Konzentrations- und Schlafstörungen, entwickeln sich zu kleinen ‚Rambos‘ und ‚Zappelphilippen‘. Die Kinder leiden unter ‚sensorischen Integrationsdefiziten‘. Selten ist nur ein Wahrnehmungsbereich also ein isoliertes Sinnesorgan funktionsunfähig. Die Kinder stecken vielmehr in einem Leidensgeflecht von kombinierten Ausfällen ihres Sinnessystems. Ihr Gehirn hat die für die Verarbeitung der Sinneseindrücke erforderlichen Strukturen nicht oder unzureichend entwickelt. Sie können nur schwer unter der Vielzahl der Reize die wichtigen von den unwichtigen unterscheiden, die Informationen richtig einordnen und mit Erfahrungen verbinden. Sie schätzen die räumliche, zeitliche Abfolge von Reizen häufig falsch ein. Dies führt zwangsläufig zu Fehlreaktionen, die deutlich machen, dass die Integration der Sinnesreize ins Zentralnervensystem gestört ist.
Und damit gehen immer Entwicklungs- und Lernstörungen einher
Konzentrationsschwäche, schlechte Gedächtnisleistung, hohe Ablenkungs- und Störbereitschaft. All dies löst psychischen Stress aus. Wahrnehmungsgestörte Kinder können sich nur unter großen Anstrengungen situationsgerecht und ausgeglichen in ihre Umgebung einfügen. Sie fallen oft hin, rempeln andere an, lassen ständig Dinge fallen oder stoßen sie um. Dieses ‚Anecken und Auffallen‘ erhöht ihre Unsicherheit und senkt ihre psychische Belastbarkeit. Sie leiden permanent unter der Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden.
Wenn die eigene sinnliche Erfahrung mit der Umwelt ausbleibt, dann können unsere Kinder nur in den Bildern das Maß aller Dinge suchen. Aber das Greifen, das allem Begreifen unabdingbar vorausgeht, kann nicht durch Medienkonsum ersetzt werden: Der Regenwurm fühlt sich nur in der Hand feucht an und nicht im Fernsehen oder im Computerspiel!
Unsere Kinder brauchen Erwachsene, die sie so oft wie möglich nach Herzenslust im Freien toben und matschen lassen, die ihren Spaß am Entdecken und Erkunden fördern. Denn jedes Kinder brennt darauf, möglichst viele unterschiedliche Dinge seiner Umwelt mit allen Sinnen zu erleben, Erfahrungen mit sich und seinen Spielkameraden zu machen. Es will seine Interessen durch eigenes Entdecken, Erforschen und Untersuchen vertiefen und anderen mitteilen. Aber hierfür braucht es Zeit und Raum.
Suchen Sie daher, liebe Eltern und Erzieher, mit Ihren Kindern das Leben dort auf, wo es sich konkret zeigt: Am Bach und auf der Wiese, auf der Straße und im Supermarkt, beim Bäcker und im Polizeipräsidium. Je häufiger und öfter Ihre Kinder solche Primärerfahrungen machen, desto ganzheitlicher erschließen sie sich die Welt in ihrer sinnlichen Gestalt. Denn wenn vorbereitete Kunstwelten sich breit machen und reale Erlebniswelten verdrängen, wenn nur noch Bilder ‚sprechen‘ und die persönliche Kommunikation erstarrt, wenn die Technik herrscht und die Sinnlichkeit stirbt, dann ist der ‚Störfall‘ in der kindlichen Entwicklung vorprogrammiert. Denken Sie immer daran: Kinder können mehr als nur hören und sehen! Sie können Menschen fühlen, Neues ertasten, Dinge schmecken, die Natur riechen und den Sinn der Sinne erfahren d. h. am wahren Leben teilhaben!
Wahrnehmung bedeutet:
Primärerfahrungen aus der Umwelt sammeln
Sich und andere bewusst wahrnehmen
Mit Freude neue Sinnesreize aufnehmen
Alle Sinne schulen
Körperkontakt fördern
Charmaine Liebertz Spiele zum ganzheitlichen Lernen Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe
Zertifikatslehrgänge der Gesellschaft für Ganzheitliches Lernen 2023
geschrieben von Redakteur | Juli 2, 2024
Lernen im Kloster mit Dr. Charmaine Liebertz
Ganzheitlich Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Humor ist das Motto der Gesellschaft für ganzheitliches Lernen. Sie ist als zertifiziertes Fortbildungsinstitut anerkannt und bietet eine Reihe von Lehrgängen an.
Zertifikatslehrgang „Ganzheitlich lernen“
Sie werden durch den Zertifikats – Lehrgang qualifiziert, Erziehung und Lernen nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Hirnforschung zu optimieren.
Sie erhalten das Zertifikat der Gesellschaft für ganzheitliches Lernen.
Auf der Grundlage des neuen wissenschaftlichen Intelligenzbegriffs – der Bewegung, Raum, Musik und Emotionen integriert – erleben Sie viele effektive Übungen und Spiele zur Förderung aller Sinne. Bei uns steht das Lernen mit Kopf, Herz und Hand im Mittelpunkt.
Der Lehrgang zeichnet sich aus durch die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis.
Tauschen Sie wertvolle Erfahrungen mit Kollegen aus.
Gönnen Sie sich diese interessante Woche, um neue Kräfte und Ideen für Ihren Berufsalltag zu tanken!
Lehrgangsleiterin:
Dr. päd. Charmaine Liebertz (Leiterin Gesellschaft für ganzheitliches Lernen e.V.) Datum: 25. bis 29. September 2023 Ort: Köln, „Casa usera“ Kloster der Spanischen Schwestern Preis: 550 € (für Mitglieder des Vereins: 500 €) Anmeldung: c.liebertz@ganzheitlichlernen.de
Sie lernen Werkzeuge der Selbstentwicklung kennen und erwerben Kompetenzen zum Selbstmanagement.
Der Lehrgang zeichnet sich aus durch die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis.
Tauschen Sie wertvolle Erfahrungen mit Kollegen aus.
Gönnen Sie sich diese interessanten Tage, um neue Kräfte und Ideen für Ihren Berufsalltag zu tanken!
Lehrgangsleiterin:
Dr. päd. Charmaine Liebertz (Leiterin Gesellschaft für ganzheitliches Lernen e.V.)
Datum: 9. bis 11. November 2023 Ort: Köln, „Casa usera“ Kloster der Spanischen Schwestern Preis: 350 € (für Mitglieder des Vereins: 300 €) Anmeldung: c.liebertz@ganzheitlichlernen.de
Die Entwicklung der Sprache spielerisch unterstützen
geschrieben von Redakteur | Juli 2, 2024
Charmaine Liebertz hat zahlreiche Spiele entwickelt, um die Sprachbildung von Kindern zu unterstützen
Sprache ist unser wichtigstes Werkzeug für ein harmonisches Zusammenleben. Die Spielekartei Sprachförderung hilft schon den Kleinsten, ihre Sprechmotorik zu trainieren und die Zusammenarbeit im Spiel durch Sprache zu koordinieren. Die spannenden und originellen Spielideen unterstützen die natürliche Sprachentwicklung und helfen Ihnen Schwächen gezielt zu trainieren. Die drei folgenden Spiele unterstützen Kinder bei der Sprachentwicklung.
Ich bin das Auto!
Vor den Kindern stehen drei Aktionsstühle. Ein Kind beginnt, setzt sich auf den mittleren Stuhl und sagt z.B.: „Ich bin das Auto!“ Auf die Stühle rechts und links setzen sich nun Kinder, die als erste mit dem Begriff „Auto“ eine Assoziation verbinden. Sie sagen diese Assoziation laut. Das könnte „Straße, Reifen, Fahrrad …“ sein. Das Kind auf dem mittleren Stuhl darf nun entscheiden, welcher Begriff und damit welches Kind neu auf seinen mittleren Stuhl wechselt, die beiden anderen gehen zurück zu den übrigen Kindern. Und schon beginnt eine neue Runde mit dem neuen Begriff.
Alter: ab 4 Jahre
Zeit: 10 bis 15 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Variante
Die Assoziationsketten eignen sich auch für andere Wortarten. Gefragt sind dann nur Adjektive* oder Verben. Größere Kinder können auch abwechselnde Assoziationsketten bilden. Nach Auto – Straße – Fahrrad wechselt z. B. „Straße“ auf den mittleren Stuhl. In der nächsten Runde sind nun Eigenschaften gefordert, die Kinder nennen Adjektive wie „gerade“ und „breit“. Bleibt etwa „breit“ übrig, dann folgen als passende Begriffe z. B. „Brücke“ und „Fluss“ (also Nomen*) und wieder folgt eine Eigenschaft. Genauso ist ein Wechsel mit Verben möglich. Nutzen Sie das Spiel auch im Fremdsprachenunterricht.
Dichterlesung
Die Kinder bilden Paare. Der Spielleiter erklärt: „Versucht, im Gespräch ganz viel über euren Partner (Eigenschaften, Vorlieben, Stärken, Schwächen usw.) zu erfahren, und macht euch dazu Notizen!“ Für die anschließende Aufgabe „Schreibt nun einen Vierzeiler über euren Interview-Partner!“ erhalten die Kinder ca. 10 Minuten Zeit. Dann sammelt der Spielleiter die Werke ein und verteilt sie neu. Es folgt die spannende Dichterlesung: Die Vierzeiler werden laut vorgelesen und die Gruppe rät, von wem hier die Rede sein könnte.
Alter: 8 bis 11 Jahre
Zeit: 25 – 40 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Material: Papier und Stift
Variante
Die Kinder komponieren ein Lied oder schreiben eine Geschichte über ihren Interview-Partner.
Der Detektiv im Sprachwald
Ein Kind verlässt als Detektiv den Raum. Die anderen Kinder bilden Paare. Jedes Paar vereinbart ein zusammengesetztes Hauptwort (z.B. Blumentopf) von dem je ein Partner einen Wortteil (Blumen + Topf) im Gedächtnis speichert. Die Paare gehen auseinander und verteilen sich im Raum. Der nun hereingerufene Detektiv erfährt: „Im Raum stehen stumme Wortpaare. Sie sind traurig, weil sie sich verloren haben. Aber sie verbindet ein Geheimnis, ein gemeinsames Wort. Wenn du die Kinder mit dem Finger berührst, dann nennen sie dir ihr Wort. Bring die unglücklichen Paare rasch zusammen. Du darfst die Kinder so oft du möchtest berühren.“
Alter: 4 bis 10 Jahre
Zeit: 10 bis 15 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Variante
Der Detektiv kann viele „verlorene Wortpartner“ suchen:
Paare (z.B. kalt – heiß / der – Mann / Apfel – Äpfel / Auto – car usw.)
Drillinge (z.B. Schwein – Sau – Ferkel / gehe – ging – werde gehen usw.)
Gruppen (z.B. To – ma – ten – sa – lat / Geh – bitte – jetzt – einkaufen!)
Hier lernen Kinder auf ihre Umwelt zuzugehen und auf sich selbst zu achten. Sie trainieren ihre Aufmerksamkeit und können ihre Faszination für Neues intensiv erleben. Konzentration und Entspannung sind zwei der ursprünglichsten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Die Spiele unterstützen die Kinder dabei einen zufriedenen und ausgeglichenen Charakter zu entwickeln, der sie fit für die Schule und das soziale Miteinander im Leben macht. Hier haben wir drei Spiele von Dr. Charmaine Liebertz für Sie zur Auswahl.
Wer ist der Chef?
Jeder möchte Chef sein, aber nur einer wird’s. Zunächst verlässt ein Kind den Raum. In seiner Abwesenheit wählen die anderen Kinder einen Chef, der von nun an das Gruppengeschehen bestimmt. Er gibt seinen Mitspielern die mimischen und gestischen Verhaltensweisen (Lächeln, Zunge rausstrecken, am Kopf kratzen, Sitzposition verändern, in der Nase bohren usw.) vor. Nun wird das vor der Tür stehende Kind hereingebeten und erhält die Aufgabe, den Chef ausfindig zu machen. Das ist nicht so einfach, denn alle Mitspieler bewegen und verhalten sich gleich, während der Chef die unbeobachteten Augenblicke nutzt, um insgeheim in der Gruppe neue Verhaltensweisen einzuführen.
Alter: 5 bis 9 Jahre
Zeit: 5 bis 10 Minuten
Sozialform: Gruppenspiel
Mein Freund, der Baum
Schon immer standen Bäume den Menschen sehr nah: Hier versammelt man sich, sucht Schatten, Schutz oder Trost. Bäume symbolisieren Wachstum und Leben. An ihnen können Kinder das Blühen, Ernten, Altern und Sterben beobachten. Bäume zeigen uns Kraft und Schwäche, Wachsen und Innehalten und sind wie gute Freunde. Besuchen Sie mit Ihrer Gruppe oder Klasse regelmäßig einen Baum in der Nähe. Die Kinder können ihn anfassen, fotografieren, vermessen, malen, Tonabdrücke machen und Markierungszeichen an den Ästen befestigen (z. B. kleine Bänder), um sein Wachstum zu verfolgen.
Alter: 6 bis 12 Jahre
Zeit: 20 bis 40 Minuten
Sozialform: Einzelspiel
Die lebende Kamera
Die Spieler bilden Paare. Jeweils einer der beiden spielt den Kameramann und der andere die Kamera. Der Kameramann stellt sich hinter die Kamera und legt seine Hände unterhalb der Schultern auf ihren Rücken. Die Kamera schließt nun die Augen oder trägt eine Augenbinde. Langsam wird sie vom Kameramann mit sanftem Rückendruck durch den Raum geführt. Auf seinen Zuruf »Klick« darf die Kamera die Augen ganz kurz öffnen, den Gegenstand aufmerksam anschauen und speichern. Bei erneutem Zuruf »Klick« schließt sie die Augen wieder, oder setzt erneut die Augenbinde auf und wird zu einer weiteren Sehenswürdigkeit geführt. Zum Spielende berichtet die Kamera der Reihefolge nach ihre Seherlebnisse.
Alter: 4 bis 9 Jahre
Zeit: 5 bis 10 Minuten
Sozialform: Paarspiel
Material: evtl. Augenbinde
Die Spielekartei Wahrnehmung – Konzentration – Entspannung Charmaine Liebertz Burckhardthaus ISBN: 9783944548210 14,95 € Mehr unter: www.oberstebrink.de