Traditionelle Lieder erzählen von vergangenen Zeiten
Was haben unsere Großeltern gesungen? Und was davon kennen Mama und Papa noch?
Kinder interessieren sich sehr für das, was einst geschehen ist, als sie noch nicht auf der Welt waren. Daszu gehört auch das Liedgut, das vor langer Zeit gesungen wurde. Deshalb bietet es sich an, ein kleines Projekt zu organisieren. Zur Vorbereitung fragen die Kinder ihre Eltern zu Hause, sammeln Lieder aus alten Büchern und bitten die Erwachsenen, ihnen solche Lieder beizubringen.
Diese Art der „Spurensicherung“ bringt sicher manch einen (Lieder-)Schatz ans Tageslicht und zu Gehör, der mit guten oder auch schlechten Erinnerungen verbunden ist. Vielleicht gibt es auch zu bestimmten Liedern Geschichten über ihre Entstehung und Verbreitung oder aber auch persönliche Erlebnisse, die sich um Lieder ranken und die man gern anderen mitteilen möchte.
Nach gemeinsamer Absprache laden die Kinder ihre Eltern und Großeltern ein zu „Omas Liederstunde“. Diese Stunde kann durchaus auch länger dauern. Zu Beginn wird möglicherweise Kaffee, Saft und Kuchen aufgetischt. Wenn sich alle gestärkt haben, kann dann reihum gefragt werden, was die Einzelnen mitgebracht haben an Liedern, Geschichten und eventuell sogar Fotografien von damals. Nach den Erzählungen werden die Lieder mit allen „einstudiert“. Auch hier können die Lieder mit den entsprechenden Spielideen oder Bewegungen verbunden werden.
Schön wäre es, wenn Noten- und Textmaterial vorhanden sind, allen Beteiligten einige Tage später oder bei einem weiteren Treffen alle Lieder kopiert zur Verfügung zu stellen.
Hier finden Sie Beispiele von Spielliedern aus dem vorletzten Jahrhundert:
WIDEWIDEWENNE
In diesem Lied wird nach und nach eine gesamte Hausgemeinschaft vorgestellt. Es ist geeignet für eine kleine Inszenierung. Mit dem „Erzähler“ können 15 Kinder beteiligt werden, wenn mehr da sind, können sie als Chor mitwirken.
Während sich alle im Dreierrhythmus hin- und herwiegen und singen, geht der Erzähler im Kreis herum und zeigt in den Strophen jeweils auf zwei Kinder, die dann Huhn oder Gans werden und sich entsprechend im Kreis bewegen, bis alle Hausbewohner vorgestellt worden sind.
- Schwarz und weiß heißt meine Geiß,
Schmortöpflein heißt mein Schwein.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne. - Ehrenwert heißt mein Pferd,
Gute Muh heißt meine Kuh.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne. - Wettermann heißt mein Hahn,
Kunterbunt heißt mein Hund.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne. - Guck heraus heißt mein Haus,
Schlupf heraus heißt meine Maus.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne. - Wohlgetan heißt mein Mann,
Sausewind heißt mein Kind.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne. - Leberecht heißt mein Knecht,
Spätbetagt heißt meine Magd.
Widewidewenne
heißt meine Puthenne.
Gesprochen:
Nun kennt ihr mich
mit Mann und Kind
und meinem ganzen Hausgesind.
WIR WOLL’N EINMAL SPAZIEREN GEHEN
Bei diesem Fang-Spiellied versteckt sich zunächst ein Kind als das wilde Tier. Alle anderen Kinder spazieren paarweise herum, während sie dabei singen. Auf Stichwort „zwölf“ kommt das wilde Tier und schnappt sich eins der Kinder, das nun zum wilden Tier wird. Das Spiel beginnt von Neuem.
Diesen Artikel haben wir aus folgendem Buch entnommen:
Bei uns spielt die Musik
Klangspiele und Spiellieder
Eckart Bücken
Burckhardthaus-Laetare
ISBN 9783944548142
9,90 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de