Wer viel läuft, dem läuft viel seltener die Nase

Wissenschaftler der Universität Warschau stellen Zusammenhang zwischen Bewegung und Krankheit fest

Wie können Eltern ihre Kinder vor Erkältungen schützen? Warum sind manche Kinder häufiger krank als andere? Diesen Fragen haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der medizinischen Abteilung der Universität Warschau gestellt. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift „Padiadric RESEARCH“ publiziert. Wenn auch das Ergebnis naheliegend erscheint, ist es doch erstaunlich. Denn weder häufiges Impfen. Passivrauchen, Haustiere, Geschwister oder Schlaf haben offenbar einen Einfluss auf die Häufigkeit von Erkältungen bei Kindern. Viel mehr konnte ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Häufigkeit von Erkrankungen der oberen Atemwege festgestellt werden.

Auf den Punkt gebracht bedeutet das: Wer sich viel bewegt, ist im Durchschnitt seltener und weniger schwer erkältet. Wer sich weniger bewegt, ist nicht nur häufiger krank, sondern auch schwerer.

Untersuchungsmethode

Festgestellt haben das die Mediziner bei einer Untersuchung von über 100 Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren mit Hilfe von Schrittzählern. Dabei stellten sie fest, dass es zwischen der durchschnittlichen täglichen Schrittzahl an gesunden Tagen einen signifikanten Zusammenhang zur Zahl der Erkältungstage gibt. Bei Vorschulkindern führt demnach eine höhere körperliche Aktivität zu weniger Erkältungstagen als bei Kindern mit geringerer körperlicher Aktivität. Zudem konnten die Wissenschaftler feststellen, dass eine Erhöhung der Schrittzahl um rund 1000 Schritte pro Tag über einen langfristigen Zeitraum zu weniger Krankheitstagen führt.

Die Empfehlung lautet deshalb, dass Eltern und pädagogische Fachkräfte ihre Kinder zu mehr Bewegung und möglichst auch Sport motivieren sollten. Kinder, die drei oder mehr Stunden pro Woche Sport treiben, haben weniger Erkältung als Kinder, die nicht regelmäßig Sport treiben.

Gernot Körner




Kinderbesuche auf Intensivstationen besser vorbereiten

Interdisziplinäres Experten-Team veröffentlicht 10-Punkte-Papier

Dürfen Kinder und Jugendliche Papa oder Mama, Oma oder Opa oder auch Freunde auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme besuchen? Ist das nicht zu viel für ein Kind? All die Kabel und Schläuche? Das Bangen um Leben und Tod? Seit vielen Jahren wird hierüber kontrovers diskutiert. Typische Kontra-Argumente sind etwa, dass Kinder durch die belastenden Eindrücke traumatisiert werden könnten oder wechselseitige Infektionsgefahr besteht. Es gibt aber auch viele Hinweise darauf, dass ein Besuch unter bestimmten Bedingungen gesundheitsförderlich sein kann – für alle Beteiligten!

Leitfaden als Hilfestellung

Ein 33-köpfiges interdisziplinäres Experten-Team aus Österreich, Deutschland und der Schweiz hat innerhalb der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) nun einen Leitfaden als Hilfestellung rund um dieses Thema veröffentlicht – die in 10 Punkte gegliederte Empfehlungen „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen und in Notaufnahmen“.

„Das ist das erste Mal im europäischen Raum, dass Autoren aus der gesamten DACH-Region unter dem Mantel einer Fachgesellschaft eine solche Empfehlung verabschiedet haben“, freut sich Maria Brauchle. Die Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege am Landeskrankenhaus Feldkirch in Österreich hat das Projekt angestoßen und ist eine von den drei federführenden Autoren. Adressieren soll das 57-seitige Meilenstein-Papier Mitarbeiter aller Professionen sowie Eltern und Sorgeberechtigte. Zudem soll es eine unverzichtbare Hilfestellung sowie ein roter Faden werden, um zukünftig einheitliche Besuchsregeln für Kinder entwickeln und implementieren zu können.

Die aufgeführten 10 Empfehlungen thematisieren alle dafür relevanten Punkte: Von der genauen Planung eines Kinderbesuches im interprofessionellen Team und die Stärkung elterlicher Kompetenzen bis hin zur Aufbereitung von kindgerechten Informationen und psychosozialer Unterstützung sowie Einbindung von Qualitäts- und Risikomanagement und einer Dokumentation von Kinderbesuchen.

  • Empfehlung 1: Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen
  • Empfehlung 2: Elterliche Kompetenzen stärken
  • Empfehlung 3: Kindgerechte Information sicherstellen
  • Empfehlung 4: Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten
  • Empfehlung 5: Psychosoziale Unterstützung anbieten
  • Empfehlung 6: In palliativen Situationen besonders begleiten
  • Empfehlung 7: In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen
  • Empfehlung 8: Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen
  • Empfehlung 9: Qualitäts- und Risikomanagement einbinden
  • Empfehlung 10: Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren

Drei Jahre Arbeit stecken in dem Meilenstein-Papier

Die Empfehlungen wurden von der Arbeitsgruppe „ICU Kids“ unter der Leitung von Maria Brauchle, Dr. Teresa Deffner und Dr. Peter Nydahl in Kooperation mit den DIVI-Sektionen psychologische Versorgungsstrukturen, Pflegeforschung und Pflegequalität, Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin, Ethik, Bewusstseinsstörungen und Koma, Sepsis und Infektiologie entwickelt. Nach intensiver Vorarbeit der drei federführenden Autoren hat dann das interdisziplinäre Gremium das vergangene halbe Jahr ungezählte Arbeitsstunden investiert, um fachlich jeden Winkel zu beleuchten. „Insgesamt haben wir zusammen rund drei Jahre an den Empfehlungen geschrieben“, rechnet Maria Brauchle nach.

Hier geht es zur Originalpublikation

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit