Musikunterricht stärkt die Tonhöhenwahrnehmung und die Emotionssensibilität

US-Studie zeigt: Kinder mit musikalischer Förderung erkennen Tonhöhen und Emotionen in Stimmen besser – soziale Effekte bleiben begrenzt
Kinder, die regelmäßig Musikunterricht erhalten, entwickeln eine deutlich bessere Fähigkeit, Tonhöhen zu erkennen – das zeigt eine US-amerikanische Längsschnittstudie, die im Sommer 2024 von Jed Villanueva, Beatriz Ilari und Assal Habibi an der University of Southern California veröffentlicht wurde. Auch in der Erkennung von Emotionen – insbesondere in auditiven Reizen wie Filmszenen – schnitten musikalisch geschulte Kinder besser ab. Die Studie begleitete 83 Kinder über vier Jahre und untersuchte die Wirkung von Musikunterricht im Vergleich zu Sportprogrammen und einer Kontrollgruppe ohne strukturiertes Nachmittagsangebot.
Wo Musikunterricht wirklich wirkt
Der stärkste Effekt zeigte sich bei der Tonhöhenwahrnehmung: Kinder im Musikprogramm konnten Melodien deutlich präziser nachsingen als ihre Altersgenossen aus den anderen Gruppen. Diese Fähigkeit wird durch den systematischen Unterricht gezielt gefördert – ein klassischer Fall von Nahtransfer. Auch die Fähigkeit, emotionale Stimmungen in Filmausschnitten zu erkennen, entwickelte sich bei den musikalisch geförderten Kindern stärker – ein möglicher Hinweis auf die feinere auditive Verarbeitung durch musikalisches Training.
Keine Vorteile beim Taktgefühl oder im Sozialverhalten
Anders bei der rhythmischen Synchronisation: Hier verbesserten sich alle Kinder im Laufe der Zeit, egal ob sie Musik- oder Sportunterricht erhielten. Der Musikunterricht brachte in diesem Bereich keinen zusätzlichen Effekt.
Auch bei den sozialen Fähigkeiten – wie Empathie, Perspektivübernahme oder dem Wunsch zu teilen – zeigte die Musikgruppe keinen deutlichen Vorsprung. Besonders das Teilungsverhalten entwickelte sich bei allen Gruppen mit dem Alter, wobei Kinder in der Sportgruppe sogar etwas großzügiger waren. Empathische Grundhaltungen blieben weitgehend stabil und wurden eher durch kognitive Fähigkeiten als durch Musik beeinflusst.
Fazit
Musikunterricht wirkt – aber vor allem dort, wo gezielt geübt wird. Die Studie der University of Southern California belegt: Kinder profitieren musikalisch und in ihrer Emotionswahrnehmung – vor allem im auditiven Bereich. Die Hoffnung, dass Musikunterricht automatisch auch soziale Kompetenzen wie Empathie oder Hilfsbereitschaft stärkt, erfüllt sich hingegen nicht flächendeckend. Für Schulen und Familien bedeutet das: Musik ist ein wertvoller Bildungsbaustein – aber kein Allheilmittel für die Persönlichkeitsentwicklung.
Hier geht es zur Studie.
Gernot Körner