Begegnungen mit der Natur – im Äußeren das Innere entdecken

Prof. Ferdinand Klein erläutert am Beispiel der „Bienenzucht“ die Begleitung von Naturphänomenen

Die intensive Begleitung von Naturphänomenen im Jahreslauf ist eine sinnvolle und spannende Aufgabe für Kinder aller Altersstufen. Die Beteiligung der Kinder an dem Lauf der Jahreszeiten vermittelt, ohne zum Event zu werden, Kontinuität und bietet Notwendigkeiten, die aus sich selbst entstehen. Ein besonderes Beispiel ist hier die Betreuung von Bienen. Der Umgang (Können) mit ihnen erfordert ein hohes Maß an Verantwortung (Einstellung), Aufmerksamkeit, Wissen und am Ende auch Mut.

Pastellzeichnung von Loes Botman aus dem Buch von den Waldtieren

Zum Beispiel Bienen

Bienen erfahren in der öffentlichen medialen Diskussion aktuell in hohem Maß Aufmerksamkeit. Sie sind aber auch ein beliebtes Motiv in vielen Büchern und Geschichten für die Kleinsten. Ihr Honig ist sehr beliebt und von Frühjahr bis Herbst sind sie in den Gärten zu beobachten. Bienen sind also ein passendes Thema für Groß und Klein, mit der Chance auf echte Erlebnisse.
Im Folgenden wird der Ablauf eines solchen Projekts geschildert. Eine Abhandlung zur Imkerei bieten die Ausführungen nicht. Vielmehr wird auf pädagogische Handlungsmöglichkeiten und ihre Inszenierung, im Zusammenhang mit der Haltung von Bienen eingegangen. Die Abhandlung gliedert sich in einen knappen Teil mit Hinweisen zur Vorbereitung, ausführliche Ideen zur pädagogischen Arbeit und einen perspektivischen Ausblick mit möglichen Anknüpfungspunkten.

Vorbereitung zur Bienenzucht

Bevor Bienen beherbergt werden können, sind einige Grundsatzfragen wie ihre Haltung (konventionell, ökologisch, wesensgerecht) mit weitreichenden Folgen für das weitere Vorgehen zu klären. Das sind Aufgaben, die im Wesentlichen der Institution und ihren Mitarbeitern obliegen. Es empfiehlt sich, die Expertise erfahrener Imker einzuholen, um diese Entscheidungen zu treffen. Auch der Besuch eines Kurses zur Imkerei ist ratsam. Und es darf nicht vergessen werden, zuvor mit möglicherweise ängstlichen Anwohnern der unmittelbaren Umgebung zu sprechen. Sie werden viel positives Feedback erhalten, wenn alle eingebunden sind. Zu bedenken ist auch das Verteilen der Aufgaben auf mehrere Schultern. Die Akteure werden sich naturgemäß von Zeit zu Zeit ändern. Insofern ist es gut, wenn mehrere interessierte Menschen im Thema sind.


cover-waldtiere

@font-face { panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic- mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:-536870145 1107305727 0 0 415 0;}@font-face { panose-1:2 15 5 2 2 2 4 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic- mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:-536859905 -1073732485 9 0 511 0;}p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-unhide:no; mso-style-qformat:yes; mso-style-parent:""; margin:0cm; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; mso-ascii- mso-ascii-theme- mso-fareast- mso-fareast-theme- mso-hansi- mso-hansi-theme- mso-bidi- mso-bidi-theme- mso-font-kerning:1.0pt; mso-ligatures:standardcontextual; mso-fareast-language:EN-US;}.MsoChpDefault {mso-style-type:export-only; mso-default-props:yes; mso-ascii- mso-ascii-theme- mso-fareast- mso-fareast-theme- mso-hansi- mso-hansi-theme- mso-bidi- mso-bidi-theme- mso-fareast-language:EN-US;}div.WordSection1 {page:WordSection1

Von den Waldtieren

Auf den vielen Seiten dieses großen Buches findet ihr faszinierende, ausdrucksstarke und besonders liebevolle Pastellzeichnungen, die den Charakter der Waldtiere einzufangen scheinen. Die Farbkompositionen zeigen uns die Natur viel eindrücklicher als es Fotos jemals könnten. Beim Betrachten und Nachdenken über diese wilden Tiere, können wir viel mehr über sie erfahren als beim Lesen einer einfachen Beschreibung. Die Texte in diesem Buch sind kleine Geschichten, die uns einen Einblick in Unbekanntes und Ungewohntes bieten wollen.

Hardcover, 64 Seiten, zahlreiche ausdrucksstarke Pastellzeichnungen
ISBN: 978-3-96304-042-9
25 €


Ideen zur pädagogischen Arbeit

In der Vorbereitung wird das Bienenhaus (Bienenbeute) besprochen. Es kann mit den Kindern gebaut werden und ist der erste mögliche gemeinsame Schritt. Mit ihrer Beteiligung an der Planung, dem konkreten Bau, dem Aufstellen und dem abschließenden Einzug der Bienen ergibt sich ein ereignisreicher Prozess mit einem klaren Ziel. Diesen Prozess von Anfang bis Ende wahrzunehmen, sich selbst und seine Fähigkeiten in ihm zu erproben und das fertige Produkt mit offenem Ergebnis (es ist schließlich nicht sicher, ob die Bienen auch wirklich einziehen) zu bestaunen, ist für die Kinder ein wahrhaftiges Erlebnis. Ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung wird nachhaltig gefördert. Das selbstgebaute Bienenhaus ist sicher ein beliebter Anlaufpunkt auf dem Gelände für eine lange Zeit.

Die wohl spannendste Aufgabe für die Kinder ist die Annäherung an die Biene selbst. Die Beobachtung im An- und Abflug, die Inspektion der Waben, das Entnehmen des Honigs, das Umsiedeln von Völkern und vieles mehr schafft die unmittelbare Begegnung zwischen Biene und Mensch. Neben verschiedenen Kenntnissen über die jeweilige Arbeit ist vor allem ein ruhiger und zielgerichteter Umgang mit den Bienen erforderlich. Für viele ist es eine wirkliche Mutprobe, sich den kleinen Tieren unmittelbar zu nähern.

Beobachtungen und Experimente

Auf kognitiver Ebene bieten sich allerlei Lerngebiete, die durch Beobachtungen und Experimente erschlossen werden können und die sich eng mit praktischem Tun verbinden. Die Arbeitsteilung der Bienenvölker ist bemerkenswert und hat Anschluss an das Erleben der Kinder. Der „Tanz“ der Arbeiterinnen, die die Richtung und Entfernung zu nektarreichen Pflanzen anzeigt, ist ebenfalls ein Lerngebiet. Die verschiedenen Tätigkeiten wie etwa die Fütterung und Honigentnahme sind ebenso nicht ausschließlich praktischer Natur.

Handwerkliches Geschick ist beim Bau der Beute (Bienenstock) gefragt. Nicht nur die tatkräftigeren Kinder finden hier sinnvolle Aufgaben, die ihr Tagewerk sichtbar machen. Es sind auch praktische Anschlüsse wie beispielsweise der Umgang mit Maßen und Mengen im Zusammenhang mit den Bautätigkeiten möglich.

Die Begegnung von Kindern mit Schafen

Tiergestützte Pädagogik ist, wie auch das geschilderte Bienenprojekt zeigt, in vielen Zusammenhängen anzutreffen. Sie entspringt therapeutischen Beobachtungen. Tiere werden vermehrt in der Arbeit mit Kindern als Co-Therapeuten eingesetzt. Besonders Schulen haben nicht selten sogenannte Therapiehunde oder pflegen das Therapeutische Reiten (Voltigieren). Weniger beachtet ist die Begegnung von Kindern mit Schafen. Ein Produkt der Schafe ist allen, insbesondere den Kindern, meist wohlbekannt: ihre Wolle.

In der Begegnung mit Tieren entsteht grundsätzlich die Möglichkeit, Sozialverhalten und Verantwortung lernen zu können und gleichzeitig erste Schritte in Richtung einer ökologischen Bildung zu machen. Die wachsende Zahl der Naturkindergärten belegt die hohe Nachfrage nach dieser Art von Angeboten.
Warum Schafe?

Schafe sind eher zurückhaltende und genügsame Tiere. Abgesehen von dominanten Böcken sind sie als Herdentiere gut zu führen. Wenn sie mit der Flasche aufgezogen sind, zeigen sie sich häufig sehr zutraulich und interessiert. Ihre Haltung ist wenig aufwändig. Und es können Rohstoffe, ähnlich der Bienenhaltung, gewonnen werden, die im Tagesablauf des Kindergartens vielfältige Verwendung finden können. Schafe sind den meisten Kindern aus Büchern bekannt und recht häufig auf Bauernhöfen oder in der Landschaftspflege anzutreffen.

klein

Diesen Text haben wir folgendem Buch entnommen:

Prof. Dr. Ferdinand Klein
Waldorfpädagogik in Krippe und Kita
Einblick in eine ganzheitliche Praxis, die jedem Kind seinen individuellen Lebensweg ermöglicht
208 Seiten, zahlreiche vierfarbige Abbildungen
ISBN: 978-3-96304-610-0
25 €




Ein kleines Plädoyer für die Naturpädagogik

Einen besseren Entwicklungs- und Bildungsraum als die freie Natur gibt es nicht

Das Ziel der Natur- und Umweltpädagogik sei es, bei der Bevölkerung eine Grundlage für ökologisch sinnvolles Handeln, Verhalten und Entscheiden zu legen, heißt es in der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Ähnliche Zielformulierungen finden sich an vielen anderen Orten im Internet wie in Fachbüchern und -beiträgen. Sie sagen im Kern alle nur eines aus: Wir haben uns so weit von der Natur entfernt, dass sie mittlerweile vor uns geschützt werden muss. Mit Hilfe gezielter Maßnahmen sollen wir deshalb wieder zu einem vernünftigen Verhalten gegenüber der Umwelt finden.

Wo hat das angefangen? Wann haben so viele die Wertschätzung gegenüber ihrer Umwelt verloren? In unserem Kindergarten hatten wir vor Jahrzehnten das Außengelände in einen naturnahen Raum nach den Gedanken von Hugo Kükelhaus umgebaut. Einige Zeit später verkaufte die Gemeinde einen Teil des Geländes an den lokalen Fernsehsender. Als sich Fachkräfte und Eltern gemeinsam dagegen auflehnten, erklärte einer der Stadträte, er schenke dem Kindergarten zwei Laubfrösche. Damit könnten sie dann zufrieden sein.

Dieser Form der Ignoranz begegnen wir tagtäglich in vielfältiger Weise. Dahinter steckt oft die Meinung, Naturräume seien etwas Selbstverständliches, das keiner besonderen Beachtung bedarf. Deshalb sei auch der Schutz der Natur so etwas wie das Sahnehäubchen oder die Kür, die eine Gesellschaft zu leisten hätte. An erster Stelle stehe die wirtschaftliche Leistung.

Auch wenn dieses Bild in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Risse aufweist, gleicht das gesellschaftliche Handeln oftmals noch immer dem der Ignoranten. Dabei sichern und Natur und Umwelt nicht „nur“ unser Überleben. Sie sind auch unsere besten Lehrmeister. Wer einmal mit Kindern ohne Zeitdruck einen Spaziergang gemacht hat, erlebt das unweigerlich.

Kinder lernen am besten über alle Sinne und die Natur hält dafür das perfekte Repertoire bereit.

  1. Sie bietet einen Überfluss an visuellen Reizen im Kleinen wie im Großen.
  2. Das Laub raschelt, die Vögel zwitschern, der Bach plätschert. Wer richtig hinhört, entdeckt die enorme Vielfalt auditiver Reize. Schließlich hat die Natur noch etwas zu bieten, was es ganz selten gibt: Stille.
  3. Es riecht nach Erde, Blättern, Gräsern und vielem mehr.
  4. Zahlreiche Früchte, aber auch Blätter und Gräser laden zum Schmecken ein.
  5. Und schließlich lässt sich fast alles betasten.

All das gibt es hier kostenlos und ohne zu überreizen. Das Gehirn kombiniert diese Reize und lernt daraus. In diesem Erfahrungsraum lässt sich wunderbar toben, forschen und entdecken. Die motorischen Fertigkeiten werden ebenso gut gefördert wie Konzentration, Analysefähigkeit, Kreativität und vieles mehr. Das sind die wesentlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die künftige Landschaftsgärtner ebenso benötigen wie High-Tech-Entwickler. Erst vor ein paar Wochen hat Armin Krenz in seinem Beitrag „Die Natur als Entwicklungsraum für Kinder“ gleich zu Anfang festgestellt: „Wer mit Kindern in der Natur unterwegs ist und dabei mit allen Sinnen wahrnimmt, welche selbstbestimmten Tätigkeiten Kinder genussvoll ausführen, wird kaum in der Lage sein, alle Beobachtungsmöglichkeiten zu registrieren und in einem Protokoll festhalten zu können.“

So bleibt die Frage, warum wir mit den Kindern so wenig rausgehen, wenn es doch eigentlich keinen besseren Erlebnis- und Lernraum gibt. Spielt die Natur im Leben der Kinder keine große Rolle mehr? Hat der Kindergarten nicht die Aufgabe, die grundlegende Naturerfahrungen zu vermitteln und einen altersgerechten Zugang zu vermitteln? Diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten. Mit digitalen Medien können wir diese sinnlichen Bildungsräume nicht ersetzen. Die Gefahr ist groß, dass viele Kinder den natürlichen Bezug zu ihrer Umwelt niemals erfahren.




Kostenloses Seminar: Naturpädagogik Sommer am Wartberg

Natur entdecken und erleben im Wartbergpark bei Stuttgart

Auf Grundlage des „Naturführers Wartberg“ werden verschiedene Natur- und Lebensräume im Wartbergpark erkundet. Die praktische Anwendung der Artensteckbriefe des Naturführers auf dem Gelände des Wartbergs und die Umsetzung in kleine Aktionsmodule, die für Kitakinder und Schüler geeignet sind, bilden die Schwerpunkte dieses Multiplikatorenseminars

Fortbildungsseminar für Erzieherinnen und Erzieher, Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Umwelt-und Nachhaltigkeitsbildung

Kerninhalte:

  • Pflanzen im Wasser und am Ufer
  • Insekten und Kleintiere im Wasser und am Ufer
  • Wiesenblumen und -gräser
  • Umsetzungsmöglichkeiten in Grundschule und KiTa

Infos zum Seminar:

  • Samstag, 17.06.2023, 10:00 bis 16:00 Uhr
  • Ort: Akademie-Natur-Info-Center Naturlabor Stuttgart, Wilhelm-Blos-Straße 129, 70191 Stuttgart
  • Teilnahmegebühr: Kostenlos
  • Teilnehmerkreis: Erzieherinnen und Erzieher, Grundschullehrerinnen und -lehrer, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung

Weitere Informationen und Anmeldung

Fortbildung am 16. September 2023: Naturpädagogik Herbst am Wartberg – Natur entdecken und erleben.

Weitere Informationen und Anmeldung




Einladung zum Parcours rund um Pflanzen in Feld, Wald und Garten

Einladung zum Tag der offenen Tür am Julius Kühn-Institut in Braunschweig

Nach einer längeren, pandemiebedingten Zwangspause öffnet das Julius Kühn-Institut (JKI) an seinem Standort in Braunschweig-Riddagshausen am Samstag, den 3. Juni, von 10 bis 17 Uhr seine Pforte für die Öffentlichkeit. Zum Tag der offenen Tür erwartet die Besucherinnen und Besucher auf dem weitläufigen Gelände am Messeweg 11-12 ein abwechslungsreicher Stationen-Parcours rund um die Forschung zu unseren Pflanzen in Feld, Wald und Garten.

Der Großteil der Forschenden des JKI arbeitet als „Pflanzendoktoren“ daran, unsere Kulturpflanzen möglichst stark und gesund zu erhalten. Sie kennen sich aus mit Krankheiten und Schädlingen, vom winzigen Virus über gefräßige Insekten bis hin zu Unkräutern, die mit den Pflanzen um Nahrung, Licht und Wasser konkurrieren. Immer auf der Suche danach, wie man Gemüse, Getreide oder Baum am besten dabei helfen kann, möglichst gut zu wachsen und reiche Ernte zu bringen,

– erforschen wir Bestäuber und nützliche Gegenspieler,
– erproben wir neue Anbausysteme auf dem Feld,
– kümmern wir uns um umweltfreundliche Pflanzenschutzlösungen,
– loten wir die Möglichkeiten der modernen Technik aus,
– schauen wir, wer uns in Zukunft gefährlich werden könnte oder
– was auf dem Acker der Zukunft wächst.

Dabei haben wir auch die großen Herausforderungen im Blick wie den Klimawandel, die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und den Transformationsprozess, der in der Landwirtschaft aktuell stattfindet. Zu all diesen Aspekten und vielem mehr informieren wir am Tag der offenen Tür. Dabei sind auch Familien mit Kindern, Ausbildungsinteressierte, Landwirte und Gartenfreunde herzlich willkommen. Jeweils um 11:30 Uhr und um 15:00 Uhr stellt unser Präsident im Übersichtvortrag die Arbeiten des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen an allen Standorten vor, denn der Messeweg ist nur einer von neun JKI-Standorten im gesamten Bundesgebiet.

Stefanie Hahn, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen