Fahrradanhänger im Test – Verbotene Schadstoffe und Sicherheitsmängel

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Stiftung Warentest: Totalausfall im Test von Fahrradanhängern für Kinder

Die Stiftung Warentest hat zahn Kinder Fahrradanhänger getestet. Alle Modelle sind mangelhaft – wegen Sicherheitsmängeln, Schadstoffen oder beidem. Fast alle geprüften Anhänger enthalten verbotene Chemikalien, manche schützen Kinder bei Unfällen zu wenig und bei einem Produkt brach obendrein die Deichsel.

Hauptkritikpunkt sind verbotene Fluorverbindungen (PFAS)

„Die Stoffe in dieser Gruppe sind chemisch ausgesprochen stabil und bauen sich in der Umwelt nicht ab“, sagt Holger Brackemann, Leiter des Bereichs Untersuchungen der Stiftung Warentest. „Sie verteilen sich weiträumig bis in die Antarktis und können sich auch in Lebewesen anreichern.“

Ein direktes Gesundheitsrisiko für Kinder in den Fahrradanhängern besteht bei diesen Chemikalien nicht. Doch die Tester fanden auch noch zahlreiche andere problematische Schadstoffe: In Griffen, Sitzbezügen, Gurten oder Wänden haben sie PAK, Phthalate oder Chlorparaffine nachgewiesen.

Vier der zehn getesteten Fahrradanhänger versagten zudem im Sicherheitstest

Sie boten beim 180-Grad-Überschlag zu wenig oder keinen Platz zwischen Kopf und Boden, in Seitenlage berührte der Kopf des angeschnallten Dummies harte Bauteile. Beides kann bei Unfällen zu schweren Kopfverletzungen führen. Ein Modell fiel im Dauertest durch: An einem Prüfexemplar brach die Deichselkupplung, an einem weiteren riss sie ein.

Das Fazit von Brackemann: „Die Testergebnisse sind wirklich enttäuschend. Wir können keinen einzigen Fahrradanhänger empfehlen.“

Der Test erscheint in der August-Ausgabe der Zeitschrift test und unter www.test.de/fahrradanhaenger.

Quelle: Pressemitteilung Stiftung Warentest




Viele Kinder-Outdoorjacken sind mit PFAS belastet

Tests von Produkten aus 13 Ländern zeigen auch: Es gibt Alternativen ohne Ewigkeitschemikalien

Der April ist da und mit ihm unbeständiges, nasses Wetter. Gerade Eltern schätzen jetzt Funktionskleidung für ihre Kinder. Winddicht, regenfest und atmungsaktiv sind dabei die entscheidenden Kaufkriterien. Ein Mehr an Funktion bei sogenannten High-Tech-Stoffen im Outdoorbereich wird jedoch weltweit häufig mit umwelt- und gesundheitsschädlichen „Ewigkeitschemikalien“, kurz PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen), erkauft. Bei einer gemeinsamen Testreihe von 14 Umweltschutzgruppen aus vier Kontinenten, darunter auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wurden in 35 von 56 getesteten Kinderoutdoorjacken (62,5 Prozent) PFAS nachgewiesen. In 16 Fällen waren in der EU geltende Grenzwerte überschritten. Am häufigsten wurde PFOA (Perfluoroctansäure) nachgewiesen, eine hochtoxische PFAS-Verbindung, die für ein weltweites Verbot gelistet ist.

Antje von Broock, BUND-Geschäftsführerin: „Gefährliche Chemikalien haben in verbrauchernahen Produkten nichts zu suchen. Absolut unverantwortlich ist, dass selbst Textilien für Kinder, die körperlich nochmal deutlich anfälliger sind, mit gesundheitsschädlichen Stoffen versetzt sind. Politisch muss das Vorsorgeprinzip abgesichert und Behörden zum Vollzug entsprechend ausgestattet werden. Wir fordern sowohl von der EU als auch von der Bundesregierung ein schnelles Verbot der gesamten PFAS-Chemikaliengruppe in Alltagsprodukten.“

Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 72 Kleidungsstücke aus 13 Ländern Afrikas, Europas, Asiens und Nordamerikas getestet. 46 dieser 72 Kleidungsstücke (63,8 Prozent) waren mit PFAS belastet, 25 Proben waren PFAS-frei. Unter diesen PFAS-freien Produkten waren 21 von 65 getesteten Kinderjacken – bei ähnlichem funktionellen Design. Es gibt also sichere Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften. Für Europa fällt auf, dass die zum Teil stark belasteten Kinderjacken, 15 von insgesamt 32, vorwiegend in Osteuropa gekauft wurden. Die Jacken aus Mitteleuropa und Skandinavien, wo nachhaltige Produkte deutlich stärker gefragt sind, waren weitgehend PFAS-frei.

Von Broock: „Die Ergebnisse lassen aufhorchen. Während in Westeuropa ein Trend hin zu weniger giftigen Produkten erkennbar ist, zeigt sich, dass in Ländern mit niedrigen Umweltstandards weiterhin keine Sicherheit herrscht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die EU, als einer der größten Importmärkte der Welt, mit einer konsequenten PFAS-Beschränkung den Anstoß zur weltweiten Ächtung dieser Giftstoffe liefert. Am besten in Kombination mit einem starken Lieferkettengesetz. Die Hersteller, die nach wie vor auf PFAS setzen, rufen wir auf, auf sichere Alternativen auszuweichen. Es gibt sie!

Hintergrund:

PFAS haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie sind extrem langlebig und verbleiben über Jahrhunderte in der Umwelt. Sie reichern sich im Grundwasser, im Boden, in Pflanzen, Tieren und in unserem Körper an. Einige PFAS sind extrem mobil und sind inzwischen in der Arktis ebenso wie in den Hochlagen des Himalaja-Gebirges nachzuweisen. 

Schätzungsweise über 10.000 PFAS-Verbindungen sind aktuell auf dem Markt, die meisten davon sind wenig bis gar nicht auf ihre umwelt- und gesundheitsschädlichen Eigenschaften untersucht und somit nicht gesetzlich reguliert. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften und Hitzebeständigkeit in unzähligen Alltagsprodukten eingesetzt. Die bekanntesten Produkte sind wetterfeste Kleidung und antihaftbeschichtetes Küchengeschirr (Teflon). Aber auch in vielen anderen Produkten, wie Kosmetika, Zahnseide, Kletterseile oder Skiwachs werden PFAS unnötigerweise eingesetzt. 

Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung behandelter Produkte, werden PFAS freigesetzt. Dadurch steigen die Konzentrationen in der Umwelt stetig an. Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach, die sie bereits als Säuglinge mit der Muttermilch aufnehmen. Eine Studie des Bundesumweltamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine verringerte Reaktion auf Routineimpfungen.

Mehr Informationen:

Quelle: Pressemitteilung BUND




Fast alle Kinder mit allergieauslösenden Chemikalien belastet

Repräsentative Studie bestätigt Belastung im Körper:

Fast alle Kinder in Deutschland sind offenbar mit allergieauslösenden Chemikalien belastet. Darüber hat die ARD berichtet, der exklusiv eine Kleine Anfrage der Grünen vorliegt. Auf Anfrage bestätigt das Umweltbundesamt, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren zu viele Chemikalien aus der so genannten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz PFAS, im Blut haben.

Quelle: Umweltbundesamt

Chemikalien in Bechern und Pfannen

Diese Chemikalien werden zum Beispiel in der Beschichtung von Pfannen, Kaffeebechern oder für Outdoorjacken genutzt, weil sie fett-, wasser- und schmutzabweisend sind. Da PFAS sehr langlebig sind, verteilen sie sich über die Luft und die Meeresströmungen global und reichern sich in den Organismen an. Eine erhöhte Konzentration im menschlichen Blut kann nach Information des Umweltbundesamtes die Wirkung von Impfungen vermindern, die Neigung zu Infekten erhöhen, die Cholesterinwerte erhöhen und beim Nachwuchs ein vermindertes Geburtsgewicht zur Folge haben.

Schäden unklar

„Welche Schäden die langlebigen PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten können, ist häufig noch unerforscht. Wir versuchen daher gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, diese Stoffe in der EU so weit als möglich zu verbieten. Dies ist aus Vorsorgegründen der richtige Schritt“, erklärt Dirk Messmer, Präsident des Umweltbundesamtes.

Quelle: Umweltbundesamt

Vermeidung als oberstes Gebot

Da PFAS in sehr vielen Produkten Verwendung finden, ist es kaum möglich, den Kontakt mit ihnen zu vermeiden. Das Umweltbundesamt rät etwa, auf  in beschichteten Kartons aufbewahrte Lebensmittel zu verzichten. Auch schmutzabweisende Textilien wie Teppiche oder Vorhänge trügen zur Belastung bei. Weitere Tipps finden sich auf den Internetseiten des Amtes: www.umweltbundesamt.de/uba-pfas.

An der Studie haben 2297 Kinder aus 167 Gemeinden teilgenommen. Sie ist repräsentativ. Weitere Infos zur Studie finden Sie hier.