Kleine Kinder rechnen besser, wenn sie ihre Finger zur Hilfe nehmen

Forschende am psychologischen Institut der Universität von Lausanne belegen das Erfolgsmodell des Fingerzählens

Der Zahlenraum geht ins Unendliche. Was bedeuten dagegen zehn Finger? Eine ganze Menge, haben Forschende der Universität von Lausanne in der Schweiz festgestellt. Eine Studie mit 328 fünf- und sechsjährigen Kinder belegt, dass Kinder, die mit den Fingern rechnen sich den Zahlenraum erheblich leichter erobern als andere. So konnte zum ersten Mal belegt werden, dass das Training des Fingerzählens eine hochwirksame Methode zur Verbesserung der arithmetischen Leistung vom Kindergartenkindern darstellt.

Umstritten in der Elementarpädagogik

Das Rechnen mit den Fingern ist im Bereich der Elementarpädagogik umstritten. Einige sehen es als Zeichen von Schwierigkeiten, während andere es mit Kindern in Verbindung bringen, die über fortgeschrittene numerische Kenntnisse verfügen. Unbestreitbar ist jedoch die starke Verbindung zwischen Fingern und Zahlen. Diese Assoziation ist bereits früh in der Entwicklung vorhanden und zeigt sich, wenn etwa dreijährige Kinder ihre Finger benutzen, um ihr Alter mitzuteilen oder Vierjährige ihre Finger benutzen, um einfache Subtraktionsaufgaben zu lösen. Solche Strategien sind nicht auf die Kindheit beschränkt, und selbst Erwachsene verlassen sich in numerischen Kontexten auf ihre Finger, etwa um eine Zählsequenz zu verfolgen.

Ab wann wir das Zählen mit Fingern zum Problem?

Dennoch verwenden Erwachsene selten die Finger zum Lösen mathematischer Aufgaben. Ein solches Verhalten würde wohl auch eher auf Schwierigkeiten hindeuten. Das Alter zu bestimmen, ab wann das Rechnen mit den Fingern auf mathematische Probleme hindeutet, ist nach wie vor schwierig. Sicher ist, dass Kinder im Kindergartenalter davon nicht betroffen sind. Denn mehrere Studien im Bereich der Bildungs- und Entwicklungspsychologie zeigen, dass Kindergartenkinder, die ihre Finger zum Lösen von Rechenaufgaben benutzen, effizienter sind als Kinder, die diese Strategie nicht anwenden. Tatsächlich sind Kinder, die in diesem Alter ihre Finger benutzen, auch kognitiv leistungsfähiger als Kinder, die dies nicht tun. Hier geht es zur Studie.

Gernot Körner