Eigene Stärken und Widerstandskraft steigern – kostenloses Onlineseminar
geschrieben von Redakteur | August 16, 2023
Die Akademie für Kindergarten, Kita und Hort lädt pädagogische Fachkräfte zum Seminar ein
Beruflich wie privat müssen wir fast täglich schwierige Situationen ohne körperliche und geistige Beeinträchtigung meistern. Das setzt ein ordentliches Maß an Resilienz voraus. Wie wir unsere inneren Stärken steigen und unsere emotionale Widerstandskraft verbessen sind die Themen eines kostenlosen Onlineseminars der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.
Infos zum kostenlosen Seminar:
Thema: ,,Resilienzcoaching – mentale Stärke steigern & lernen, mit Herausforderungen umzugehen“ Wann? 31. August 2023 Wie lange? 18 – 19:30 Uhr Lernkonzept: Live Online Seminar, interaktiv und praxisorientiert Kursgebühr: Kostenlos!
Kinder mit älteren Brüdern oder Schwestern entwickeln seltener Probleme
Bereits in den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder die kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten, die für ihre lebenslange Gesundheit und Leistungsfähigkeit die Grundlage bilden. Sind Kinder in besonders kritischen Lebensabschnitten Stress ausgesetzt, kann ihre Entwicklung jedoch langfristig Schaden nehmen. Ein besonders starker Stressfaktor für Kinder ist der Stress, dem die Mutter ausgesetzt ist, und der sich bereits während der Schwangerschaft negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes auswirken kann.
In einer neuen Studie untersuchte ein Leipziger Forschungsteam, dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung, der Universität Leipzig, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung angehören, 373 deutsche Mutter-Kind-Paare von der Schwangerschaft bis zu einem Alter von zehn Jahren anhand von Langzeitdaten aus der LINA-Kohorte (Lifestyle and environmental factors and their influence on the newborn allergy risk).
Die Mütter füllten insgesamt drei Fragebögen aus, in denen sie jeweils ihr eigenes Stressempfinden und eventuell vorhandene Verhaltensprobleme ihres Kindes bewerten sollten. Die Forschenden untersuchten zunächst, welche sozialen und Umweltfaktoren mit einem tatsächlichen Anstieg des Stressniveaus der Mütter während der Schwangerschaft im Zusammenhang stehen könnten und ob dieser Stress sich langfristig negativ auf das Verhalten des Kindes auswirkt. In einem zweiten Schritt untersuchten die Forschenden, ob Kinder, die Geschwister haben, weniger häufig Verhaltensprobleme entwickeln. Könnten Geschwisterkinder das psychische Wohlbefinden ihrer Brüder oder Schwestern steigern, indem sie die negativen Folgen mütterlichen Stresses indirekt abfedern?
Pränataler Stress kann beim Kind Verhaltensprobleme hervorrufen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sozio-ökologische Stressfaktoren, wie etwa das Fehlen adäquater sozialer Räume in der Nachbarschaft, eindeutig mit einem Anstieg des Stressniveaus in der Schwangerschaft verbunden waren. Außerdem berichteten Frauen, die während der Schwangerschaft starkem Stress – Sorgen, Traurigkeit oder Anspannung – ausgesetzt waren, häufiger über Verhaltensprobleme ihrer Kinder im Alter von sieben, acht oder zehn Jahren. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass selbst milde Formen von pränatalem Stress noch Jahre später negative Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern haben können und unterstreichen die Bedeutung frühzeitiger Interventionsmaßnahmen, die das Wohlbefinden von Müttern steigern und die Risiken von mütterlichem Stress bereits während der Schwangerschaft verringern können“, erklärt Federica Amici von der Universität Leipzig und vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, eine der an dem Projekt beteiligten Forscherinnen.
Eine positive Erkenntnis der Studie war jedoch, dass Verhaltensprobleme bei Kindern mit älteren Geschwistern seltener auftraten. „Kinder mit älteren Brüdern oder Schwestern, die ebenfalls im Haushalt leben, entwickeln seltener Probleme, was darauf hindeutet, dass Geschwister zur gesunden Entwicklung eines Kindes beitragen können“, erklärt Gunda Herberth vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, Koordinatorin der LINA-Studie.
Bessere Sozialkompetenz durch ältere Geschwister?
Obwohl die Anwesenheit älterer Geschwister die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein Kind Verhaltensprobleme entwickelt, werden dadurch die negativen Auswirkungen mütterlichen Stresses auf das kindliche Verhalten nicht ausgeglichen. Wie verringern ältere Geschwister das Auftreten von Verhaltensproblemen bei ihren Brüdern und Schwestern? Möglicherweise helfen sie bei der Herausbildung wichtiger Sozialkompetenzen – sich beispielsweise in andere Personen, ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen zu können – sowie dabei, Strategien zur Problemlösung zu entwickeln. Darüber hinaus können ältere Geschwister Eltern zusätzliche Lernmöglichkeiten bieten. So können Eltern ihre Erwartungen an ihre Kinder und sich selbst überdenken und möglicherweise sogar an ihren elterlichen Fähigkeiten arbeiten und diese verbessern.
Praxisnah und leicht verständlich, erklären Adele Faber und Elaine Mazlish Ihren Erziehungsansatz, der ganz auf gelingende Kommunikation setzt. Ohne Missverständnisse und voller Wertschätzung füreinander – so lernen Geschwister einander zu respektieren und wachsen gemeinsam zu selbstbewussten, einfühlsamen Erwachsenen heran!
Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren Adele Faber/Elaine Mazlish Softcover, 224 Seiten ISBN: 978-3-96304-011-5 19,95 €
„Besonders beeindruckt waren wir, was für eine wichtige Rolle Geschwisterkinder für eine gesunde Kindesentwicklung spielen“, fasst Anja Widdig zusammen, die an der Universität Leipzig, am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung forscht. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studie dabei helfen werden, die Bedürfnisse von Kindern und ihren Geschwistern in den Fokus einer integrativen öffentlichen Gesundheitspolitik zu rücken – um für sie ein gesundes Umfeld zu schaffen, dass zu ihrem Wohlergehen beiträgt und die Herausbildung qualitativ hochwertiger Geschwisterbeziehungen fördert.“
Originalveröffentlichung:
Federica Amici, Stefan Röder, Wieland Kiess, Michael Borte, Ana C. Zenclussen, Anja Widdig & Gunda Herberth
Maternal stress, child behavior and the promotive role of older siblings
Kinder brauchen in Krisensituationen Raum für Spiel und Kreativität
geschrieben von Redakteur | August 16, 2023
Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.): Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen
Derzeit leider wieder hochaktuell: Kinder in Krisensituationen brauchen Räume zum Spielen und für kulturelle Aktivitäten, um gut anzukommen. Gerade aus der Ukraine geflohen, direkt am Bahnhof oder in den Flüchtlingsunterkünften kommen sie im Spiel oder beim Malen zur Ruhe und wieder zu sich. Kultur und Spiel hilft ihnen dabei, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Kinder haben laut UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben (UN-KRK Art. 31). Oft fehlt die Gelegenheit dazu.
Die AutorInnen haben in ihren Beiträgen zum Buch zunächst die Coronakrise beispielhaft als Anlass genommen Handlungsempfehlungen für PädagogInnen aufzuzeigen, die aber in jeder Krise anwendbar sind. ExpertInnen erklären wie und warum Spiel und Kultur dazu beitragen die Resilienz und damit die Gesundheit von Kindern (und Erwachsenen zu fördern). Das Spiel stärkt die Fähigkeit flexibel eine nachhaltige Lösung zu finden und vermindert das Risiko an Krisen zu scheitern. AutorInnen aus Deutschland, Indien, Japan und Australien teilen die Erfahrungen aus eigenen regionalen Krisenereignissen, aus weltweiten Netzwerken sowie aus der Entwicklungszusammenarbeit und Aktivitäten in anderen Ländern.
Dabei wird schnell deutlich: Je früher Kinder und Jugendliche ihren rechtlich begründeten und barrierefreien Zugang zu Kultureller Bildung erhalten und in kulturell-kreativen Tätigkeiten Selbstwirksamkeit erfahren, umso mehr sorgt die dabei entstehende persönliche und gesellschaftliche Resilienz für einen selbstbewussten und bereichernden Umgang mit Krisen.
Die AutorInnen stellen Projekte vor, die Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit geben können. Neben den Beiträgen aus Theorie und Praxis finden sich einige Geschichten im Buch für das „Spielen im Kopf“. Außerdem werden die LeserInnen eingeladen, auf Glücksreise zu gehen, die für persönliche Glücksmomente sorgt und die Möglichkeit gibt, gleich ganz praktisch und spielerisch anleitend mit Übungen zur Resilienzbildung zu experimentieren. „Kultur. Spiel. Resilienz.“ kann und soll Mut machen und inspirieren, eigene Projekte (weiter) zu entwickeln.
(Anja Lusch)
Bibliografie:
Michael Dietrich, Viktorija Zalcbergaite (Hrsg.) Kultur. Spiel. Resilienz. Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen Taschenbuch, 327 Seiten, ISBN 978-3-96848-045-9 20 Euro
Resilienz: Sicherheitsbasis und Entwicklungsbegleiter sind gefragt
geschrieben von Redakteur | August 16, 2023
Was wir tun können, damit Kinder stark und selbstbewusst durchs Leben gehen
Das Ziel ist gleich, der Weg umstritten. Alle Eltern möchten mit ihrer Erziehung dazu beitragen, dass ihre Kinder zu klaren, starken und glücklichen Erwachsenen heranwachsen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Höchst umstritten ist dagegen die Erziehung, die dazu führen soll.
Die falschen Wege zum richtigen Ziel
Einige meinen noch immer, dass sie ihre Kinder mit Härte behandeln müssten. Aber Härte gegen Kinder ist keine Erziehung, sondern Dressur zu verängstigten Ja-Sagern. Andere erziehen gar nicht, was Kinder oft haltlos macht. Dann gibt es Eltern, die sich den Wahlspruch „Mein Kind soll eines Tages alle Möglichkeiten haben“ in ihr Familienstammbuch geschrieben haben und ihren Nachwuchs von einem Förderprogramm zum nächsten hetzen. Dabei übersehen sie, dass auch Gras nicht schneller wächst, wenn sie daran ziehen. Der Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther hat bei stark geförderten Kindern sogar ein besonderes Problem erkannt. Viele Kinder sind in den geförderten Bereichen zwar stark, weisen aber Defizite gegenüber Gleichaltrigen bei anderen Fähigkeiten auf.
Jedes Kind hat seinen eigenen Bauplan
Jedes Kind bringt eben seinen eigenen Bauplan mit auf diese Welt und ein ordentliches Stück Persönlichkeit dazu. Deshalb fordert der bekannte Elementarpädagoge und Schöpfer des Situationsorientierten Ansatzes Prof. Armin Krenz nun schon seit Jahrzehnten, Kinder sich im klassischen Sinne des Wortes „entwickeln“ zu lassen und sie dabei zu unterstützen.
Lesetipp:
Kinder stärken und sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Das ist der Weg, Kinder körperlich, geistig und seelisch zu erziehen. Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zeigen die Gabriele Haug-Schnabel und Barbara Schmid, wie wir alle dazu beitragen können, dass Kinder zu starken Persönlichkeiten werden, die sich nicht in Angst, Gewalt oder Sucht flüchten. Ein umfassender Ratgeber für Eltern, Erzieher und Therapeuten.
Fast ebenso lang erforscht Dr. Gabriele Haug-Schnabel die Entwicklung und das Verhalten von Kindern. Gemeinsam mit der Erzieherin und Lehrerin für ganzheitliche Entspannungspädagogik, Barbara Schmid-Steinbrunner stellt sie fest, dass Kinder zwar keine perfekten Eltern brauchen, aber ein gesundes Fundament, auf dem sie ihre Stärken und Fähigkeiten entwickeln können. Kinder brauchen ihre Eltern als Sicherheitsbasis, auf die sie sich verlassen können. Wichtig dabei: sie müssen zugewandt, einfühlsam, wertschätzend und zuverlässig verfügbar sein.
Urheberschaft und Wirksamkeit erleben
Eltern sollten einen Lebensrahmen vorgeben, der es ihrem Kind möglich macht, sich eigeninitiativ, selbstwirksam und vielseitig kompetent zu erleben, stellen die beiden Expertinnen fest. Denn „ein Kind muss erkunden, spielen und phantasievoll gestalten, um Urheberschaft und Wirksamkeit zu erleben – von Erwachsenen vernünftig geschützt, aber möglichst wenig von ihnen direktiv eingeschränkt.“
Für Eltern bedeutet das, dass sie Ansprechpartner, Gefühlsbeantworter, Bewertungsmaßstab, Informationsquelle, Vorbild, Konfliktmanager für ihr Kind sind, wie später ErzieherInnen und Lehrkräfte auch. Dabei sollten sich Erziehende nicht als die großen Macher verstehen, sondern mehr als Assistenten auf dem Entwicklungsweg, die ihr Kind individuell ermuntern und ihm dann Unterstützung bieten, wenn es sie braucht.
Stufe für Stufe zur Selbstständigkeit
„Das eingehen auf kindliche Fragen und Initiativen ist echte Förderung“, so Haug-Schnabel und Schmid Steinbrunner. Ein Kind muss selbst ausprobieren und gezielt Abfragen. Es muss selbst erleben, dass es mit seinen Handlungen und Ideen Lösungen findet und Einfluss nehmen kann. Das ist jedes Mal ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg zur Selbstständigkeit. „Durch die zunehmende Selbstständigkeit und Wissenserweiterung entsteht ein Gefühl von Eigenkompetenz, das in immer neuen Situationen gestärkt und durch neue Erfahrungen erweitert wird.“
Wer sein Kind so fördert, macht sein Kind stark. Die Strategien, die Kinder zum Erfahrungserwerb oder besser „zur kindlichen Selbstbildung“ entwickeln, haben die Verhaltensbiologen genau untersucht: Erkunden, Spielen, Nachahmen, phantasievolles Gestalten und Erfinden gehören dazu. Hinzu kommt die kindertypische Begabung, Interesse, Konzentration und Ausdauer auf den Punkt zu bündeln.
Bewegung und Spiel haben besondere Bedeutung
Besondere Bedeutung kommen dabei der Bewegung und dem Spiel zu. Um sich zu entwickeln und selbst auszuprobieren, müssen sich Kinder möglichst viel bewegen und auch öfter mal richtig toben.
Lesetipp:
Wie es gelingt, uns aus den Zwängen des Alltags zu befreien und neue Wege mit der Familie zu gehen, zeigt Therapeutin Gabriele Pohl in diesem Buch. Sie hilft, neue Verhaltensweisen zu erlernen, statt alte, überkommene Muster zu übernehmen. So gelingt es, sich den Tag zu erleichtern und zu verschönern. Damit ein heiterer und gelassener Familienalltag entsteht. Denn die Familie ist der zentrale Ort, an dem kinder ihre Stärken entwickeln.
Spielen ist wichtig, weil es glücklich macht und die kindlichen Bedürfnisse befriedigt. „Ein Kind kann dabei die Welt kennenlernen – noch wichtiger: Es lernt Zusammenhänge verstehen, seine Beteiligung an den Geschehnissen rundherum und seine Möglichkeiten, gezielt Einfluss zu nehmen. Ganz früh spürt es schon seinen aktiven Part im Leben. Nicht mit ihm geschieht etwas, sondern durch es passiert etwas,“ so die Wissenschaftlerinnen. Wem das zu wenig erscheint, der sei darauf hingewiesen, dass etwa ein Universalgelehrter wie Leonardo da Vinci durch seine mangelhaften Lateinkenntnisse größtenteils von der klassischen Bildung seiner Zeit ausgeschlossen blieb. Es ihm aber gelang, durch exakte Beobachtung und Erfahrung dieses Defizit mehr als auszugleichen.
Fazit:
Insofern sind Eltern als verlässliche Sicherheitsbasis und aufmunternde Entwicklungsbegleiter gefragt, die wertschätzende Zuwendung, Unterstützung, Geborgenheit und ihren Rat an den Stellen bieten, an denen er auch gefragt ist. Am wichtigsten ist dabei jedoch, dass sich ein Kind so akzeptiert fühlt wie es ist. Und das bedeutet für uns, dass wir es vorbehaltlos und bedingungslos lieben.
Unsere Empfehlung:
Gabriele Haug-Schnabel / Barbara Schmid-Steinbrunner: Stark von Anfang an – Kinder auf dem Weg zur Resilienz begleiten, Oberstebrink, Preis 19,90 Euro.
Miteinander Sprache erleben und gestalten
geschrieben von Redakteur | August 16, 2023
Spiel- und Sprachförderung in der Kita – von Ferdinand Klein
Gerade in der aktuellen Diskussion um nötige Sprachförderung sollte es nicht allein um ein gezieltes Trainieren nach einem bestimmten „Sprachförderprogramm“ gehen. Vielmehr sollte die Förderung der Sprache integrierter Bestandteil der alltäglichen Kita-Arbeit sein – besonders bei Kindern mit (drohenden) Verhaltensproblemen. Ferdinand Klein gibt in seinem Beitrag viele Anregungen, wie das gelingen kann.
Sprachförderung ist Teil des Alltags in der Kita
Beim Fördern der Sprache geht es besonders darum,
im Alltag viel und sorgsam miteinander zu sprechen, aufeinander hören zu wollen,
miteinander zu singen, zu dichten und zu reimen,
lebendige Dialoge miteinander zu führen (und keine Monologe auf Kinder loszulassen!),
statt auf Fragen Antworten zu geben, gemeinsam nach befriedigenden Antworten zu suchen,
über Kinder und ihre Tätigkeiten zu staunen,
über Gott und die Welt zu philosophieren,
vielfältige Bewegungsaktivitäten gemeinsam zu erleben und zu genießen,
Geschichten zu erfinden, Symbiose-, Trennungs- und Individuationsmärchen zu lauschen,
Theaterstücke gemeinsam zu entwickeln und diese dann auch miteinander aufzuführen (Neuhäuser/Klein 2019, 161).
Sprachförderung ist somit ein grundlegender Bestandteil im pädagogischen Alltag.
Dem gefährdeten Kind zur Resilienz verhelfen
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Kinder bei einer frühkindlichen Fremdbetreuung häufig deutliche Verhaltensirritationen zeigen. Bei diesen Kindern fällt der pädagogischen Fachkraft die Aufgabe zu ihnen zur Entwicklung einer Resilienz zu verhelfen, um durch ihre dann vorhandene Widerstandsfähigkeit aufkommende Verhaltensprobleme zu meistern. Mithilfe eines starken emotionalen Immunsystems können Kinder Belastungen besser aushalten und bei Problemen lösungsorientierte Handlungsschritte spielerisch in Gang setzen.
Die pädagogische Fachkraft wird durch Sicherheit vermittelnde Bindungserfahrungen versuchen den Kindern eine förderliche psychosoziale und kognitive Entwicklung zu ermöglichen. Sie schafft durch
Aufgeschlossenheit und personale Stabilität,
konstruktive Kommunikation und ausdrucksstarke Klarheit,
klare und transparente Regeleinhaltung,
positive Verstärkung kindeigener Leistungsansätze und Beharrlichkeit (Festigkeit ohne Starrheit)
den Rahmen dafür, dass Kinder in klaren, durchschaubaren und einschätzbaren Strukturen ihre Entwicklungsressourcen entdecken, ihre subjektiv bedeutsamen Selbstwirksamkeit im Erlebnismittelpunkt SPIEL auf- und ausbauen können.
Resiliente Erziehung in Familie, Krippe, Kita und Grundschule
Der Arzt Prof. Dr. Gerhard Neuhäuser und der Pädagoge Prof. Dr. Ferdinand Klein berichten gemeinsam von langjährigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele wird deutlich, wie Kinder durch therapeutische Erziehung Gerechtigkeit, Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit von Beginn an erleben und wie sie von der Entwicklungsunterstützung persönlich profitieren können. Das Buch enthält viele Anregungen für ein kindgemäßes pädagogisches Handeln. Der Text wendet sich an Eltern, elementarpädagogische Fachkräfte, pädagogisch-therapeutische Mitarbeiter in Krippe, Kita und Grundschule, an Ärzte und Studierende der Medizin und Pädagogik, insbesondere der Sozial-, Heil- und Sonderpädagogik, der Heilpädagogik/Heilerziehung.
Therapeutische Erziehung, 192 Seiten, Burckhardthaus. Mehr zum Buch…
Das Spiel wieder ins Zentrum rücken
Um dem Erlebnisschwerpunkt SPIEL wieder zu seiner hohen Bedeutung für die Arbeit in der Kita zu verhelfen, bedarf es einer selbstkritischen Reflexion der Fachkraft. Folgende Fragen bieten sich an, wobei die Antworten mit jeweils praktischen Ausführungen, Beschreibungen und Beispielen zu belegen sind:
Messe ich dem Spiel in der Kindertageseinrichtung tatsächlich den hohen Bedeutungswert bei, der ihm wissenschaftlich begründet zusteht?
Welche aktive oder passive Rolle nehme ich während der Spielaktivitäten der Kinder ein?
Bin ich den Kindern ein authentisches Spiel- und Sprachvorbild? Ergreift mich das Spiel und schaffe ich es, mich spielversunken auf die Spieltätigkeiten der Kinder einzulassen?
Gibt es Spielformen, die ich besonders bevorzuge bzw. die ich vernachlässige oder ablehne? Welche Hintergründe kann es dafür geben und welche Möglichkeiten bieten sich an, das eigene Spielverhalten zu erweitern und zu intensivieren?
Stehen den Kindern in der eigenen Kita zu viel oder zu wenig Spielmittel zur Verfügung?
Sind die Spielmittel in einem ansprechenden attraktiven, und Impuls gebenden Zustand? (siehe auch nächsten Abschnitt)
Ist der Spielzeit im täglichen Ablauf genügend Zeit eingeräumt?
Haben die Kinder die Möglichkeit, bei jedem Wetter auch draußen zu spielen?
Gibt es genügend und ausreichende Spielflächen?
Können Kinder ihre Spiele zu Ende führen oder werden Kinder durch zu stark strukturierte Aufteilungen im Alltag in ihren Spielaktivitäten zu häufig unterbrochen?
Trage ich in regelmäßigen Abständen die hohe Bedeutung des Spiels für die Entwicklung des Kindes in die Öffentlichkeit?
Bringe ich den Eltern mittels fachlicher Grundlageninformationen den unersetzlichen Bedeutungswert des Spiels nahe? (Klein 2019, 220).
Spiel- und Lerngegenstände unter 4 Aspekten prüfen
(1) Selbstgestaltung ermöglichen
Ist das Spielmittel dem Spielbedürfnis, dem Spielinteresse und der Spielfähigkeit der Kinder bzw. der Gruppe angemessen?
Kann es Bereitschaft zum Spielen, zur Neugierde, zum spontanen Handeln und zur Spielfreude wecken?
Hat es eine klare Struktur und regt es die Fantasie an (automatisch funktionierende und komplizierte Materialien sind zu vermeiden)?
Ermöglicht es sprachliche Kommunikation?
Ermöglicht es das Zusammenspiel mit anderen?
(2) Vertrauen und Sicherheit in die eigenen Kräfte
Ist das Spielmittel weich, warm oder griffig und vermag es angenehme Gefühle auszulösen?
Kann das Kind durch das Spielmittel Vertrauen in seine eigenen Kräfte (wieder) entwickeln?
Ermöglicht es das Üben der Aufmerksamkeit, Ausdauer und Konzentration?
Motiviert es zu selbstständigem Spiel?
(3) Einem Spielzweck folgen
Welche Lerninhalte kann das Kind oder die Gruppe mit dem Spielmittel (Spielgegenstand) erfahren?
Welche Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen ermöglicht es?
Welche sprachlichen und sozialen Übungen ermöglicht es?
Welche Gewohnheiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten kann das Kind oder die Gruppe einüben und ausbilden?
(4) Kindgerechte Beschaffenheit
Genügt das Spielmittel in Farbe, Form und Größe ästhetischen Ansprüchen?
Lässt es sich gut reinigen?
Ist es nicht zu gefährlich? (Klein 2012, 172)
Spiel- und Sprachkompetenzen sind lebensbedeutsame Grundleistungen
Die bisherigen Darlegungen lassen erkennen: Kinder erwerben im Spiel sprachliche Kompetenzen (Fähigkeiten). Im Einzelnen sind es folgende:
„Vernetzungen und Verbindungen herstellen: zwischen unterschiedlichen Dingen kombinieren und koordinieren können;
Zuwendung aufbringen: Interesse, Aufmerksamkeit, Kontakt und Beziehungen zu den Dingen, zu den an einer Tätigkeit beteiligten Personen und den Abläufen herstellen; […]
Wahrnehmung erweitern: die Vielfalt der Sinnestüchtigkeit ausformen, sie immer wieder aufs Neue aktivieren […];
funktionelle Systeme entwickeln: geeignete Sprach-Schemata im Bereich der Kognition und der Handlungsvielfalt aufbauen, um selbst gesetzte oder erwartete Strategien zur Verfügung zu haben;
Regelsysteme erkennen und zu nutzen wissen: einzelne Tätigkeiten aufeinander sprachlich abstimmen können;
Kreativität entwickeln: bisherige Handlungskonzepte auf ihre Effizienz hin überprüfen und neuartige Strategien entwerfen und ausprobieren können“ (Krenz 2009, 16).
Diese lebensbedeutsamen Grundleistungen, die ohne Sprache nicht denkbar sind, entwickeln sich im Spiel nicht nacheinander, sondern immer in Abhängigkeit voneinander.
Fazit
(1) „Bildung durch Bindung“ (Krenz/Klein 2013) im gestalteten Spiel-, Erfahrungs- und Bildungsraum des Kindes
entspricht seinem Bedürfnis nach Sicherheit, Kontinuität, Rhythmus und Wiederholung,
schafft Zufriedenheit, Freude und Dankbarkeit im Miteinander und
sorgt dafür, dass sich Kinder möglichst keinen Trennungserlebnissen, Beziehungsnöten, Bedrohungsängsten, Auslieferungs- oder Ohnmachtserlebnissen ausgesetzt fühlen.
(2) Im gemeinsam strukturierten Raum des Wohlfühlens bilden sich entwicklungsneurologisch fundierte gesundheitsfördernde und emotional stabilisierende Persönlichkeitsmerkmale sowie stabile soziale Gewohnheiten, die dem Kind mit Verhaltensprobleme Sicherheit und Zuversicht in die Potenziale und Ressourcen der eigenen bio-psycho-sozialen Entwicklung geben (Neuhäuser/Klein 2019, 145).
Kinder sehen, verstehen und entwicklungsunterstützend handeln
In einer Zeit wirtschaftlicher und technologischer Wandlungen, veränderter Situationen des Wohnens und Zusammenlebens, in der mediale Konsumorientierung bereits das frühkindliche Leben mitprägt, sollten wir einmal einen Schritt zurücktreten und – ohne uns den modernen Möglichkeiten zu verweigern – darüber nachdenken, was unsere Kinder, seien es eigene oder im pädagogischen Rahmen anvertraute, zu einer positiven Selbstentwicklung wirklich brauchen. Armin Krenz behandelt fach- und sachkundig und stets praxisnah das Thema der frühkindlichen Entwicklung, sei es im Bereich der Sprache, der Motorik, der sozialen Persönlichkeit oder der Kognition. Er zeigt auf, welch große Bedeutung die Beobachtung und Begleitung der kindlichen Entwicklung in der Pädagogik spielt, sei es im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten oder zur Ermöglichung einer freien Spielpraxis, die die positive Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit erst ermöglicht. Mehr zum Buch…