Schnuller und Daumen: Wann Kinder sich entwöhnen sollten

Viele Eltern haben laut einer Umfrage das Gefühl, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben

Schnuller und Daumenlutschen können Babys beruhigen und ihnen helfen, besser einzuschlafen – das wissen viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, sich von diesen Gewohnheiten zu verabschieden? Eine landesweite Umfrage des C.S. Mott Children’s Hospital an der University of Michigan (USA) gibt Einblicke in die Erfahrungen und Unsicherheiten vieler US-amerikanischer Familien.

Häufiger als gedacht – und manchmal länger als gut ist

Fast jedes zweite Elternteil berichtet, dass das eigene Kind einen Schnuller genutzt hat oder nutzt. Ein Viertel der Kinder lutscht oder lutschte am Daumen oder an den Fingern. Dabei war das Verhalten vor allem mit Einschlafsituationen, Mittagsschlaf oder emotionalem Stress verbunden – einige Kinder griffen aber auch beim Fernsehen oder in anderen Alltagssituationen regelmäßig darauf zurück. Etwa jedes fünfte Kind nutzte den Schnuller nahezu durchgängig.

Viele Eltern gaben an, im Nachhinein das Gefühl gehabt zu haben, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben. Und das kann Folgen haben: Ein zu langes Beibehalten der Gewohnheit kann die Zahnentwicklung stören – und möglicherweise auch die Sprachentwicklung.

Kuscheltier oder Handschuhe? Wie Eltern versuchen, das Verhalten zu beenden

Über die Hälfte der befragten Eltern ist der Meinung, dass Kinder spätestens vor dem zweiten Geburtstag mit dem Schnuller oder Daumenlutschen aufhören sollten. Manche Kinder hören von selbst damit auf, doch nicht immer geht der Abschied reibungslos. Eltern berichten von verschiedenen Strategien: Einige schnitten ein Loch in den Sauger, um ihn unattraktiver zu machen, andere setzten auf Ersatz wie ein Kuscheltier. In seltenen Fällen kamen sogar abschreckende Mittel wie scharfe Sauce oder Vaseline zum Einsatz, was sicher nicht zur Nachahmung empfohlen werden sollte. Die Eltern sind jedenfalls gefragt, ihr Kind achtsam und liebevoll beim Loslassen dieser frühen Trostspender zu begleiten.

Laut Susan Woolford, Co-Direktorin des Mott Polls, sind Schnuller und Daumenlutschen in der frühen Kindheit ein normales Beruhigungsverhalten. Wenn es aber über die Kleinkindzeit hinaus bestehen bleibt oder das tägliche Leben beeinträchtigt, könne es ein Hinweis darauf sein, dass dem Kind alternative Strategien zur Stressbewältigung fehlen.

Hier geht es zur Originalfassung des Berichts: https://mottpoll.org/

Quelle: Pressetext.com/Ann Arbor




Schnullerkasten erleichtert den Abschied vom Nuckel

Ab drei Jahren sollten sich Kinder von ihrem Schnuller trennen

Der Abschied vom Schnuller fällt vielen Kindern schwer. Das Alter, in dem Kleinkinder endgültig davonlassen können, variiert. Mitunter brauchen Eltern Geduld, wenn sie ihre Kinder beim Verzicht auf den liebgewonnenen Begleiter unterstützen. Im Park hinter Haus 21, dem Kinder- und Frauenzentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, gibt es jetzt eine neue Möglichkeit, sich gemeinsam vom Schnuller zu verabschieden. Dort steht seit einigen Tagen ein farbenfroh gestalteter Schnullerkasten. Über eine Drehklappe können Kinder den Einwurf öffnen. Lachende Bienen und Blumen, die auf den schnullerförmigen Kasten gemalt sind, begleiten sie dabei.

Gefahr für Sprachentwicklung oder Zahn- und Kieferfehlstellungen

Dass Kinder möglichst im dritten Lebensjahr ihre Nuckel für immer weggeben sollten, hat handfeste Gründe. Denn der Gebrauch kann zu Problemen bei der Sprachentwicklung führen oder Zahn- und Kieferfehlstellungen begünstigen. „Mit dem Schnullerkasten gibt es in unmittelbarer Nähe zur Kinderklinik eine spielerische Möglichkeit, die Zeit mit dem Schnuller zu beenden. Ihn gemeinsam mit den Eltern aktiv und selbstbestimmt in den Kasten zu werfen, entfaltet eine symbolische Kraft. Die farbenfrohe Gestaltung soll ein Blickfang sein und zusätzlich motivieren“, sagt Prof. Reinhard Berner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Der Kasten ist genau wie der Spielplatz öffentlich zugänglich und kann auch von Besuchenden mit ihren Kindern genutzt werden.

Symbolisches Einwerfen des Schnullers soll helfen

Martha traut sich. Das dreieinhalbjährige Mädchen trennt sich heute von ihrem liebgewonnenen Schnuller. Einen Platz dafür hat sie sich schon ausgesucht. Der farbenfrohe Metallkasten direkt am Spielplatz am Haus 21 im Universitätsklinikum Dresden lädt dazu ein. Den Spielplatz am Klinikum kennt das Mädchen gut. Vor zwei Jahren wurde Martha eine Woche in der Kinderklinik wegen einer angeborenen Epilepsie behandelt. „Wir haben uns damals hier sehr wohl und in guten Händen aufgehoben gefühlt. Dafür sind wir dankbar“, sagt Vater Lutz. Er hofft, dass es mit dem symbolischen Einwerfen des Schnullers in den Kasten nun tatsächlich klappt, dass Martha auch in der Nacht darauf verzichten kann. „Ich selbst habe meinen Schnuller damals spielerisch den Vögeln übergeben. Der Schnullerkasten ist eine schöne Möglichkeit für Martha. Mal sehen, ob es funktioniert“, sagt er.

Annechristin Bonß/ Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden