Der Reformwille scheitert allzu oft an der Alltagsbürokratie

Prof. Dr. Claus Hurrelmann erläutert die Cornelsen Schulleitungsstudie im Video

Schulleiterinnen und Schulleiter möchten sich intensiv um Strategie- und Unterrichtsentwicklung kümmern – ihr Alltag sieht anders aus. Das zeigt eine repräsentative Studie, deren Ergebnisse Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Hurrelmann im Interview zusammenfasst und kommentiert. Die Cornelsen-Schulleitungsstudie wurde durch das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie unter seiner Beteiligung durchgeführt und wird auch auf der didacta 2022 Thema sein. Die Bildungsmesse findet vom 7. Bis 11. Juni 2022 in der Messe Köln statt.

Quelle: https://bildungsklick.de/




Umwelt- und Klimathemen bewegen junge Menschen

Aktuelle Jugendstudie: Jugendliche wollen mehr gehört und einbezogen werden, wenn es um ihre Zukunft geht

85 Prozent der befragten Jugendlichen finden Umwelt- und Klimaschutz wichtig. Damit zählt das Thema zu den vier wichtigsten Themen für junge Menschen in Deutschland. Das zeigt die repräsentative Studie „Zukunft? Jugend fragen! – 2021“, für die im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) und des Bundesumweltministeriums (BMUV) mehr als 1.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 22 Jahren befragt wurden.

Grundsätzlich optimistisch…

Drei Viertel der Befragten blicken der Studie zufolge grundsätzlich optimistisch in ihre persönliche Zukunft in etwa 20 Jahren. Für Umwelt und Klima sieht das anders aus: hier ist nur ein Viertel zuversichtlich, dass sich der Zustand von Umwelt und Klima positiv entwickelt, 71 Prozent sind pessimistisch. Die großen Herausforderungen beim Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen bewegen die jungen Menschen und belasten sie auch emotional. So berichten 88 Prozent von Trauer über menschengemachte Umweltzerstörung. Drei Viertel haben Angst vor den Folgen der Klimakrise.

…aber Sorge um die Zukunft des Planeten

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Junge Menschen blicken optimistisch in ihre persönliche Zukunft, sorgen sich jedoch stark um die Zukunft unseres Planeten. Letzteres muss uns gerade in der Politik eine Verpflichtung sein, in Zeiten akuter Krisen weiterhin die langfristigen Herausforderungen im Blick zu behalten und dafür Lösungen zu finden. Für die jungen Menschen bleibt die Klimakrise eines der drängendsten Probleme. Ich will die Wünsche und Perspektiven der Jugend in die Gestaltung von Umweltpolitik deshalb noch stärker einbringen, die gemeinsame Entwicklung der Jugendstudie ist nur ein Beispiel hierfür.“

Engagement für Umwelt- und Klimaschutz

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (⁠ UBA ⁠): „Die meisten der befragten jungen Menschen sind überzeugt, dass die Klimakrise durch gemeinsames Engagement noch deutlich abgebremst werden kann. Viele setzen sich auch bereits auf verschiedenen Wegen für mehr Umwelt- und ⁠ Klimaschutz ⁠ ein – im Alltag wie auch auf der politischen Ebene. Das stimmt mich zuversichtlich. Die kommenden Jahre bis 2030 sind jetzt entscheidend dafür, die Weichen Richtung ⁠ Nachhaltigkeit ⁠ und Klimaneutralität zu stellen. Deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, dass mit 81 Prozent eine deutliche Mehrheit findet, dass die Politik in Klimafragen mehr auf die Forderungen junger Menschen hören sollte.“

Frage zum Bildungssystem und Gesundheitssystem

85 Prozent der befragten Jugendlichen finden Umwelt- und Klimaschutz wichtig. Damit zählt das Thema neben dem Zustand des Bildungswesens (88 Prozent), dem Zustand des Gesundheitssystems (88 Prozent) und sozialer Gerechtigkeit (87 Prozent) zu den vier wichtigsten Themen für junge Menschen in Deutschland. Zum eigenen Verhalten ergab die Studie: 62 Prozent der Jugendlichen nutzen häufig das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel für alltägliche Wege, 49 Prozent verzichten oft auf Plastikverpackungen, 23 Prozent unterstützen häufig Online-Petitionen für umweltpolitische Anliegen und 40 Prozent haben bereits an Klimastreiks teilgenommen. Dabei finden die befragten jungen Menschen mit deutlicher Mehrheit, dass nicht nur jede und jeder Einzelne, sondern auch die Bundesregierung sowie Industrie und Wirtschaft mehr für den Umwelt- und Klimaschutz tun sollten.

Details zur Studie

Die Studie wurde erstmals 2017 durchgeführt, für die aktuelle wurde im Juni und Juli 2021 eine repräsentative Stichprobe von 1.010 jungen Menschen im Alter von 14 bis 22 Jahren befragt. Die Studie führten das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Holzhauerei und Zebralog durch. Ein Jugendprojektbeirat mit zehn jungen Menschen war intensiv an der Studie beteiligt. Zur Diskussion der Studienergebnisse mit Jugendlichen sowie Vertreter*innen des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes findet am 4. April von 14 bis 18 Uhr das digitale „Jugendforum Umwelt: zukunft.klima.gerecht“ statt.

Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltbundesamt und
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz




Studie: Desinfektionsmittel während der Schwangerschaft schadet dem Nachwuchs

Neue Untersuchung belegt negative Auswirkungen wie Asthma und Ekzeme auf Kinder

Die Verwendung von Desinfektionsmitteln durch Schwangere stellt bei deren Kindern einen Risikofaktor für Asthma und Ekzeme dar. Zu dem Schluss kommt eine Populationsstudie unter der Leitung der University of Yamanashi http://www.yamanashi.ac.jp/en . Diese Chemikalien werden oft in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen eigesetzt. Die COVID-19-Pandemie hat zur vermehrten Verwendung im medizinischen Bereich, aber auch allgemein in der Bevölkerung geführt. Details wurden in „Occupational and Environmental Medicine“ publiziert.

78.915 Datensätze ausgewertet

Die Forscher haben die Daten von 78.915 Mutter-Kind-Paaren ausgewertet, die an der „Japan Environment and Children’s Study“ http://www.env.go.jp/chemi/ceh/en teilnahmen. Es sollte untersucht werden, ob die Belastung der Mutter mit Desinfektionsmitteln am Arbeitsplatz mit einem erhöhten Risiko einer allergischen Erkrankung im Alter von drei Jahren in Zusammenhang steht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder Asthma oder Ekzeme bekamen, war im Vergleich zu jenen, die keine Desinfektionsmitttel benutzten, deutlich erhöht. Voraussetzung dafür war, dass die Mütter ein bis sechs Mal pro Woche Desinfektionsmittel benutzten.

Die Forscher haben eine von der Belastung abhängende Beziehung zwischen der pränatalen Exposition mit Desinfektionsmitteln und der Wahrscheinlichkeit festgestellt, dass Kinder an allergischen Krankheiten litten. Kinder, deren Mütter jeden Tag mit Desinfektionsmitteln in Kontakt kamen, verfügten über die größte Wahrscheinlichkeit einer entsprechenden Diagnose. Bei Asthma war sie um 26 Prozent erhöht und bei Ekzemen um 29 Prozent – immer im Vergleich zu Kindern von Müttern, die nie mit Desinfektionsmitteln in Kontakt kamen. Es gab aber keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Desinfektionsmitteln und Lebensmittelallergien.

Eine reine Beobachtungsstudie

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, lässt sich keine Ursache feststellen. Die Autoren weisen auch auf Einschränkungen hin. Dazu gehört, dass der Einsatz von Desinfektionsmitteln von den Müttern selbst angegeben wurde und dabei bestimmte Produkte nicht identifiziert wurden. Die Wissenschaftler kommen jedoch zu dem Schluss, dass die Forschungsergebnisse darauf hinweisen, dass der Kontakt mit Desinfektionsmitteln während der Schwangerschaft eine Auswirkung auf Allergien bei Kindern hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Mutter wieder arbeiten geht, wenn das Kind ein Jahr alt ist. Damit liege eine Auswirkung allein während der Schwangerschaft nahe.

Mehrere Mechanismen könnten laut der Studie das erhöhte Risiko von allergischen Erkrankungen bei den Kindern erklären. Dazu gehören Auswirkungen der Desinfektionsmittel auf die Mikroflora des Darms und die Haut bei Mütttern und damit auch bei deren Kindern – ein Kontakt mit chemischen Verbindungen während der Schwangerschaft, die sich auf die Immunreaktion des Fötus auswirken. Kinder atmen Moleküle des Desinfektionsmittels über die Haut der Mütter ein oder berühren sie oder ein Bias: Mütter, die häufig medizinische Desinfektionsmittel benutzen, sind wahrscheinlich medizinisch besser informiert und haben einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung.

Moritz Bergmann für pressetext.redaktion




Studie empfiehlt flächendeckende Etablierung von Beauftragten für Kinderrechte

Studie empfiehlt flächendeckende Etablierung von Beauftragten für Kinderrechte

Eine im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes (DKHW) erstellte Expertise spricht sich für die Etablierung von Ombudspersonen bzw. Beauftragten für Kinderrechte auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene aus. Als Ausgangspunkt dient eine vergleichende Untersuchung von Ombudspersonen und vergleichbaren Stellen auf europäischer Ebene.

Aufgaben der teilweise neu zu schaffenden Stellen wären neben der Bekanntmachung der Kinderrechte vor allem die Interessenvertretung von Kindern in Politik und Gesellschaft, das Monitoring der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, die Förderung der Beteiligung und Partizipation von Kindern sowie die Bearbeitung von Beschwerden von Einzelnen und Gruppen.

Eine einzelne Beauftragtenstelle reicht nicht aus

Die Expertise stellt zudem fest, dass eine einzelne Beauftragtenstelle, beispielsweise auf der Bundesebene, diese unterschiedlichen notwendigen Aufgaben nicht befriedigend umsetzen könne. Vielmehr müsse ein Netzwerk von Beauftragten auf kommunaler, Länder- und Bundesebene entwickelt werden, die miteinander kooperieren, sich inhaltlich abstimmen und eine gemeinsame Strategie zur Förderung der Kinderrechte entwickeln und umsetzen. Ausgangspunkt der Expertise ist eine vergleichende Untersuchung von Ombudspersonen und vergleichbaren Stellen auf europäischer Ebene.

Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten

„Die Studie weist eindrucksvoll den Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten für ein Netz an Beauftragten für Kinderrechte nach. Die zu bearbeitenden Aufgabenfelder sind klar definiert und umreißen den Auftrag an die Politik auf allen Ebenen tätig zu werden und entsprechende Stellen einzurichten“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Für uns als Kinderrechtsorganisation steht die Umsetzung der Kinderrechte und der sich damit verbindenden Aufgaben im Zentrum. Dabei können die auf den unterschiedlichen politischen Ebenen angesiedelten Beauftragten hinsichtlich ihrer Aktivitäten sinnvolle Schwerpunkte setzen: Einzelfallarbeit beispielsweise wäre auf der kommunalen Ebene zu verorten, während die Landes- und Bundesebene die Gesetzgebung begleiten würde“, so Hofmann weiter.

Good-practice-Erfahrungen und Wissen sicherstellen

„Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes sollten Ombudsstellen auf der Landesebene den Informationsfluss unter den Kommunen, Good-practice-Erfahrungen und Wissen sicherstellen, gemeinsame Positionierungen erarbeiten und dessen Transfer gewährleisten. Ähnliches gilt für eine entsprechende Stelle auf Bundesebene, für die unterschiedliche Konstruktionen denkbar wären, etwa analog dem Unabhängigen Beauftragten gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern, unter Einbeziehung der Kinderkommission des Deutschen Bundestages oder mit Verantwortung bei Servicestellen zivilgesellschaftlicher Träger“, sagt Hofmann.

Gesetzliche Absicherung der Stelle erforderlich

Die Untersuchung für das Deutsche Kinderhilfswerk kommt weiterhin zu dem Ergebnis, dass Ombudspersonen oder Beauftragte nicht nur eine symbolische Funktion erfüllen, sondern ihre Aktivitäten substanziell umzusetzen seien. Dafür wären eine gesetzliche Absicherung der Stelle, ihrer Aufgaben und des Verfahrens zur Berufung erforderlich. Zudem sei auf inhaltliche Unabhängigkeit, Weisungsfreiheit sowie eine hinreichende personelle und finanzielle Ausstattung zu achten. Sowohl bei der Ausgestaltung als auch an der Strategieentwicklung seien Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Denn der oder die Beauftragte verfüge nicht qua Amt über die „richtige“ Einschätzung der Kinder- und Jugendinteressen, befinde sich aber in der Position, die erforderlichen Perspektiven zusammenzubringen und diese an die richtigen Stellen in Politik und Verwaltung zu adressieren.

Download

Die Erstellung der Expertise „Ombudspersonen und vergleichbare Stellen im europäischen Vergleich – ein Ausblick für Deutschland“ durch Prof. Dr. Ulrike Urban-Stahl von der Freien Universität Berlin und Dr. Thomas Meysen vom SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies erfolgte im Rahmen eines Projekts der Koordinierungsstelle Kinderrechte des Deutschen Kinderhilfswerkes. Die Koordinierungsstelle Kinderrechte begleitet die Umsetzung der Europaratsstrategie für die Rechte des Kindes und die EU-Kinderrechtsstrategie. Sie wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Die Expertise kann unter https://dkhw.de/studie-ombudsstellen heruntergeladen werden.

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk




Besser lernen und kreativer durch Face to Face

Erhebung der Cornell University bestätigt: Kinder finden leichter neue Lösungen als Erwachsene

Von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen und nicht Schulter an Schulter, verbessert das Lernen, wie eine Studie der Cornell University http://cornell.edu zeigt. Laut den Psychologen gilt das auch dann, wenn dabei schwierige physische Fähigkeiten gelernt werden, die aus dieser Perspektive schwerer zu erwerben sein sollten. Bei Experimenten haben Kinder und Erwachsene ein komplexes visuelles und räumliches Problem – das Öffnen einer Puzzle-Box – rascher gelöst, wenn ein Modell ihnen die Lösung von Angesicht zu Angesicht zeigte – im Gegensatz zu anderen, die daneben oder senkrecht positioniert waren.

Direkter Blickkontakt wichtig

Über alle Altersgruppen schnitten die Studienteilnehmer besser ab, wenn sie nicht nur die Hände der Ausbilder sehen konnten, sondern auch ihre Augen, ihren Blick und die Bewegungen des Gesichts. Laut den Forschern vermittelt die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht zusätzlich zu den visuellen Infos über die Aufgabe wertvolle soziale Infos über Ziele und Motivationen. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Ashley Ransom dürfte die geteilte geistige Perspektive für manche Arten des Lernens wichtiger sein als das Teilen einer gemeinsamen visuellen Perspektive. „Die Interaktion von Angesicht zu Angesicht könnte statt der genauen Nachahmung des Lehrers Kreativität und Fortschritt ermöglichen.“

Das Lernen einer neuen visuell-räumlichen Aufgabe, wie das Binden eines Knotens oder das Spielen eines Instruments, soll es notwendig machen, die Perspektive der Lehrenden zu übernehmen und zu versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Die neue Studie deutet darauf hin, dass es auch wichtig sein dürfte, ihre Augen tatsächlich zu sehen. Die farbenfrohe Puzzle-Box enthielt vier Schichten. Für das Öffnen waren zwölf Schritte erforderlich. Dazu gehörte das Entfernen von Bolzen und Paneelen, das Bewegen von Schiebern sowie das Drehen von Schrauben. Dabei gab es mehrere mögliche Lösungen. Bei der Demonstration wurden überflüssige Bewegungen eingebaut, um die Nachahmung besser zu beurteilen.

Richtiger Winkel entscheidend

Die Forscher haben nach dem Zufallsprinzip 36 Kindern zwischen vier und sechs Jahren und 57 Studenten zwischen 18 und 27 Jahren Vorführungen mit einem Winkel von 0,90 und 180 Grad in Relation zu dem Modell gezeigt. Sie hatten dann drei Versuche, die Box von welcher Position auch immer zu öffnen. In einem Bereich waren jene, die von Angesicht zu Angesicht gelernt hatten, weniger erfolgreich: Sie imitierten weniger genau als die Teilnehmer, die die Gesichter nicht direkt sehen konnten. Beim Öffnen der Box waren sie jedoch schneller und fanden eher neue Lösungen und verließen sich nicht auf die gezeigte Lösung.

Laut Anderson waren sie beim Nachahmen nicht so gut. Das habe jedoch einen Vorteil, weil dadurch Entdeckungen unterstützt wurden. „Eine soziale Perspektive – das Anschauen von Menschen und wohin sie schauen – ermöglichte Kindern und Erwachsenen unter den Bedingungen, die die schwierigsten sein sollten, bessere Lernende zu werden. Die Erwachsenen kopierten eher die Lösung des Modells und entschieden sich dafür, die Puzzle-Box aus dem Blickwinkel des Lehrers zu lösen. Im Gegensatz dazu fanden die Kinder neue Lösungen und behielten ihre ursprüngliche Position bei. Diese Studienergebnisse legen nahe, dass Erwachsene im Laufe der Zeit besser im Auswendiglernen geworden waren, aber mit mehr formaler Bildung auch weniger innovativ. Details wurden in „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Quelle: Moritz Bergmann/pressetext.redaktion




Jeder Zweite hält Deutschland für KEIN kinderfreundliches Land

Repräsentative Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes offenbart enorme Defizite

Eine repräsentative Umfrage zum 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt einen deutlichen Handlungsauftrag für Politik und Gesellschaft. Das fängt bei der Kinderfreundlichkeit an: Lediglich 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Das sind acht Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren und zehn Prozentpunkte weniger als vor sieben Jahren.

92 Prozent der Befragten sehen es als sehr wichtig oder wichtig an, dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der Corona-Pandemie, berücksichtigt werden. Dass dies tatsächlich erfüllt wird, meinen hingegen nur 17 Prozent. Sehr große Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt es auch bei der Frage der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland und beim Schutz der Kinder vor Gewalt. Außerdem sehen fast die Hälfte der Befragten Probleme bei der Umsetzung des Anspruchs auf ausreichend Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder.

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die gewaltige Aufgabe, vor der unsere Gesellschaft steht. Nicht einmal die Hälfte der Befragten hält Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Die Zweifel an der Kinderfreundlichkeit der deutschen Gesellschaft beruhen darauf, dass alle Bereiche, die für eine kinderfreundliche Gesellschaft als wichtig erachtet werden, als defizitär eingeschätzt werden. Für eine kinderfreundlichere Gesellschaft wird vor allem mehr Aufmerksamkeit für die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten gefordert. Die Meinungen, was ein kinderfreundliches Deutschland ausmachen sollte und inwieweit das in der Gesellschaft erfüllt wird, gehen hier am stärksten auseinander. Zudem werden bei der Bekämpfung der Kinderarmut und beim Schutz der Kinder vor Gewalt die größten Defizite konstatiert. Hier muss die neue Bundesregierung gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Rechte von Kindern konsequenter in den Blick nehmen. Das wäre vor allem für die Kinder in Deutschland eine längst überfällige gute Nachricht und für das Deutsche Kinderhilfswerk ein schönes Geburtstagsgeschenk“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

„Für eine kindgerechte Gesellschaft ist neben der Politik aber immer auch die soziale Gemeinschaft verantwortlich. Denn Kinderfreundlichkeit beginnt im Alltag, beim direkten und respektvollen Umgang mit Kindern. Dieser Respekt ist in unserer Gesellschaft leider an vielen Stellen nur unzureichend vorhanden. Wir brauchen aber die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Das Übergehen der Kinderinteressen, die Schließung von Spielstraßen, die Verwahrlosung oder der Rückbau von Kinderspielplätzen, Klagen gegen Kinderlärm oder Restaurants und Hotels, in denen Kinder keinen Zutritt haben, sind Anzeichen einer kinderentwöhnten und an manchen Stellen sogar kinderfeindlichen Gesellschaft“, so Krüger weiter.

Die Umfrageergebnisse im Einzelnen

Wichtigkeit verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft

Fast alle Befragten (99 Prozent) sind der Meinung, dass der Schutz von Kindern vor Gewalt für eine kinderfreundliche Gesellschaft sehr wichtig oder wichtig ist. 95 Prozent betrachten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder als sehr wichtig oder wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft. Dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel in der Corona-Krise, berücksichtigt werden, halten 92 Prozent für (sehr) wichtig, 90 Prozent finden die Unterstützung von Familien mit Kindern (z.B. finanziell oder durch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie) (sehr) wichtig. Für 86 Prozent ist es sehr wichtig oder wichtig, dass sich Politiker genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern, für ebenfalls 86 Prozent ist selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (sehr) wichtig.

83 Prozent sagen dies über die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (zum Beispiel in der Öffentlichkeit, im Restaurant, in der Nachbarschaft etc.). 74 Prozent der Befragten halten es für eine kinderfreundliche Gesellschaft für (sehr) wichtig, dass man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert. Dass Kinder bei Angelegenheiten mitbestimmen dürfen, die sie selbst betreffen, finden 62 Prozent der Befragten (sehr) wichtig.

Umsetzungsgrad verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft

Vergleichsweise am häufigsten sehen die Befragten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (46 Prozent), selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (40 Prozent) sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (38 Prozent) als sehr gut oder gut erfüllt an.

Lediglich rund ein Drittel der Befragten hält die Punkte Unterstützung von Familien mit Kindern (36 Prozent) und das Kümmern um Kinder aus Flüchtlingsfamilien (34 Prozent) in Deutschland für (sehr) gut erfüllt.

Nur jeweils etwa ein Viertel meint, dass die Punkte Schutz der Kinder vor Gewalt (28 Prozent) sowie Mitbestimmung von Kindern (25 Prozent) sehr gut oder gut erfüllt sind. Dass Kinderinteressen auch in Krisenzeiten wie zum Beispiel in der Corona-Krise berücksichtigt werden, meinen nur 17 Prozent der Befragten und nur 15 Prozent sind der Ansicht, dass Politiker sich genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern.

Diskrepanzen zwischen „Soll“- und „Ist“-Zustand

Alle abgefragten Aspekte werden von der großen Mehrheit der Befragten als (sehr) wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft erachtet – dass sie gegenwärtig in Deutschland auch (sehr) gut erfüllt sind, meint hingegen weniger als die Hälfte der Befragten.

Die größten Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich hinsichtlich der Berücksichtigung der Kinderinteressen in Krisenzeiten (minus 75 Prozentpunkte), der Bekämpfung von Kinderarmut (minus 71 Prozentpunkte), dem Schutz der Kinder vor Gewalt (minus 71 Prozentpunkte) sowie der Unterstützung von Familien mit Kindern (minus 54 Prozentpunkte).

Große Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich aber auch bei den Fragen hinsichtlich ausreichender Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (Diskrepanz von 49 Prozentpunkten), hinsichtlich selbstbestimmter Zeit und ausreichender Erholung für Kinder (Diskrepanz von 46 Prozentpunkten) und der Berücksichtigung der Kinderbedürfnisse im Alltag (Diskrepanz 45 Prozentpunkte). Das gilt auch bei der Frage, ob man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert (Diskrepanz von 40 Prozentpunkten) und bei der Mitbestimmung von Kindern, wenn es um Angelegenheiten geht, die sie betreffen (Diskrepanz von 37 Prozentpunkten).

Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?

Mit nur 48 Prozent sind weniger als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Nach dem Urteil von 43 Prozent ist Deutschland alles in allem kein kinderfreundliches Land. Damit fällt der Anteil derjenigen, die Deutschland als kinderfreundliches Land einschätzen, geringer aus als 2015 und 2018. Damals waren noch 58 Prozent bzw. 56 Prozent der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist.

Jüngere meinen wesentlich häufiger als Ältere (76 Prozent der 18- bis 29-Jährigen zu 26 Prozent der über 60-Jährigen), Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (50 Prozent zu 38 Prozent) und Männer häufiger als Frauen (53 Prozent zu 43 Prozent), dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land ist.

Auch entlang der Parteipräferenzen zeigen sich statistisch signifikante Auffälligkeiten. So halten 77 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Unionsparteien und 61 Prozent der FDP- Anhängerinnen und Anhänger Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Deutlich geringere Zustimmungswerte sind im Lager der SPD (44 Prozent), der AfD (40 Prozent) sowie der Linken (39 Prozent) und der Grünen (38 Prozent) zu verzeichnen.

Für die repräsentative Umfrage zur Kinderfreundlichkeit in Deutschland wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes im Januar 2022 deutschlandweit 1.004 wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt zwischen bei +/- drei Prozentpunkten.

Weitere Ergebnisse der Umfrage und Grafiken können unter https://dkhw.de/Umfrage-Kinderfreundlichkeit-2022 heruntergeladen werden. 




Angeleitetes Spiel fördert Kinder besser als konventioneller Unterricht

Wissenschaftler der University of Cambridge analysiern das Verhalten von 3800 Kindern

Leider haben viele Menschen noch immer ein seltsames Verständnis von Lernprozessen. Das führt gelegentlich dazu, dass viele Kinder in der Grundschule unnötig „diszipliniert“ und mit den falschen Unterrichtsmethoden konfrontiert werden. Schließlich fällt es gerade den jüngeren Kindern schwer, still zu sitzen und sich auf den Unterricht zu konfrontieren.

Angeleitetes Spiel immer besser

Wie unnötig diese Quälerei sein kann, zeigt nun das Ergebnis einer Analyse, die Wissenschaftler der University of Cambridge in Großbritannien durchgeführt haben. Sie wollten wissen, ob denn nun der konventionelle Unterricht mit klarer Aufgabenstellung oder angeleitetes Spiel zu besseren Lernerfolgen führt. Dazu haben sie Studien mit rund 3800 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse der Studie, die vor ein paar Tagen im Fachmagazin „Child Development“ (https://srcd.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cdev.13730) publiziert wurden, sind wenig überraschend. Sie lassen sich in etwa so zusammenfassen: Unterricht mit „angeleitetem Spiel“ fördert Kinder im Alter bis acht Jahren besser als der konventionelle Unterricht. Beim Lesen und Schreiben ist der Unterschied dabei nur gering. Beim Rechnen sind Lernerfolge erheblich größer.

Insofern wäre angeleitetes Spiel, wie es etwa der Grundschulverband (https://grundschulverband.de/) seit vielen Jahren fordert, der bessere Weg zum Lernen in der Schule.

Angeleitet und nicht frei?

Und warum muss das Spiel nun angeleitet und nicht frei sein? „Schule“, wie wir sie kennen, hat nun einmal meist etwas mit Lernzielen zu tun. Um diese zu erreichen, muss die Lehrkraft das Lernziel zumindest im Kopf haben. Das heißt jedoch nicht, dass diese auch die verschiedenen Schritte Stück für Stück vorgeben sollte. Im Gegenteil: Die Kinder sollten den Weg selbst wählen und auch ihre eigenen Schlüsse ziehen. Dass es dabei für die Lehrkräfte auch mal schwierig werden kann, wenn einige Kinder partout die falschen Schlüsse ziehen, versteht sich. Andererseits müssen sie dabei nichts anderes tun, als die Kinder erneut auf den Weg zu schicken. Entscheidend ist es, möglichst mit den Kindern fantasievolle Spiele zu entwickeln, die diese zum Lesen, Schreiben oder Rechnen auffordern.

Frühpädagogen kennen diese Prozesse schon lange. Für die Schule sei darauf hingewiesen, dass sich gerade das Theaterspiel in allen Altersstufen dazu eignet, all diese und weitere Fähigkeiten zu fördern, und dass der Mensch das Wesen ist, das sein ganzes Leben lang beim Spielen lernt.




Die Psyche der Mutter ist für die Entwicklung des Kindes wichtig

Internationale Studie belegt: Bei Problemen im Elternhaus wirken bereits geringe Veränderungen

Laut Studienleiter Gustaf Gredebäck von der Uppsala University http://uu.se/en und dem Uppsala Child and Baby Lab http://bit.ly/30LlcmU reichen bereits sehr geringe Veränderungen aus, um diese Wechselwirkung zu durchbrechen, damit Kinder zur normalen Entwicklungsstufe zurückkehren.

Bhutan, Türkei, Schweden

Von vielen Menschen umgeben zu sein und in einer Gemeinschaft zu leben, sind in allen drei Ländern die wichtigsten Faktoren für Hilfe an Kindern. Gredebäck nach gewinnt ein Kind statistisch ein ganzes Jahr seiner kognitiven Entwicklung, wenn sich die psychische Gesundheit der Mutter um vier Prozent verbessert. Die Forschung wurde mittels Interviews und experimenteller Studien vor Ort in Bhutan, der Türkei und Schweden durchgeführt.

In Schweden und Bhutan nahmen 120 Familien mit neun bis zehn Monate alten Säuglingen daran teil. In der Türkei gehörten 100 Familien, die aus Aleppo in Syrien geflohen waren, zu den Studienteilnehmern. Sie hatten Kinder zwischen sechs und 18 Jahren. In Schweden waren Familien mit kleinen Kindern die primären Teilnehmer der vom Uppsala Child and Baby Lab durchgeführten Forschungsarbeit. In Bhutan wurden die Daten in Zusammenarbeit mit der Faculty of Nursing and Public Health und der Khesar Gyalpo University of Medical Sciences of Bhutan gesammelt. In der Türkei wurden die Untersuchungen mit Unterstützung von Forschern des Department of Peace and Conflict Research der Uppsala University durchgeführt.

Intelligenz nicht beeinträchtigt

Ein gemeinsames Ergebnis für die Familien in allen drei Ländern war, dass mehrere der kognitiven Fähigkeiten der Kinder durch die psychische Gesundheit der Mütter beeinflusst wurden. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Flüchtlingsfamilie in Syrien oder eine Familie in einem sicheren Umfeld in Schweden handelte. Die Kindesintelligenz blieb gleich.

Vielmehr waren die Aufmerksamkeit, das soziale Verständnis und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigt. Die individuellen Rahmenbedingungen der Mutter können die Lage noch verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Kind sind größer, wenn die Mutter über ein geringes Bildungsniveau verfügt, die soziale Unterstützung gering ist, wenn sich die Mutter sich diskriminiert fühlt und der soziale Status gesunken war.

Bessere Unterstützung gefordert

Es gibt jedoch klare Maßnahmen, die eine Gesellschaft ergreifen kann, um die Situation einer Mutter und ihr Wohlbefinden zu verbessern und so die Auswirkungen auf das Kind zu verringern, heißt es. Unterstützung durch den Partner, eine große Familie oder ein großes soziales Netzwerk und dass die Gesellschaft sich zusammentut und die Mutter unterstützt.

„Alle diese Kulturen verfügen über Aspekte, die positiv sind. In Schweden gibt es individualistische Umfelder. Wir verfügen zum Beispiel über mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die Möglichkeit einer Elternzeit kann erleichternd sein. Gleichzeitig haben wir nur wenige natürliche Versammlungsorte für Verwandte und soziale Situationen. Das ist in den Gruppen in den anderen Ländern viel stärker. In Bhutan hilft zum Beispiel das aktive religiöse Leben ziemlich viel. Dort gibt es eine starke Verbindung zur Religion und viele Menschen nehmen mehrmals in der Woche an religiösen Treffen teil. Das bringt eine Routine für regelmäßige Treffen mit anderen Menschen und eine umfangreiche soziale Unterstützung“, so Gredebäck. Die Forschungsergebnisse wurden in „Developmental Science“ veröffentlicht.

Moritz Bergmann/pressetext.com