Erhebung der Cornell University bestätigt: Kinder finden leichter neue Lösungen als Erwachsene
Von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen und nicht Schulter an Schulter, verbessert das Lernen, wie eine Studie der Cornell University http://cornell.edu zeigt. Laut den Psychologen gilt das auch dann, wenn dabei schwierige physische Fähigkeiten gelernt werden, die aus dieser Perspektive schwerer zu erwerben sein sollten. Bei Experimenten haben Kinder und Erwachsene ein komplexes visuelles und räumliches Problem – das Öffnen einer Puzzle-Box – rascher gelöst, wenn ein Modell ihnen die Lösung von Angesicht zu Angesicht zeigte – im Gegensatz zu anderen, die daneben oder senkrecht positioniert waren.
Direkter Blickkontakt wichtig
Über alle Altersgruppen schnitten die Studienteilnehmer besser ab, wenn sie nicht nur die Hände der Ausbilder sehen konnten, sondern auch ihre Augen, ihren Blick und die Bewegungen des Gesichts. Laut den Forschern vermittelt die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht zusätzlich zu den visuellen Infos über die Aufgabe wertvolle soziale Infos über Ziele und Motivationen. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Ashley Ransom dürfte die geteilte geistige Perspektive für manche Arten des Lernens wichtiger sein als das Teilen einer gemeinsamen visuellen Perspektive. „Die Interaktion von Angesicht zu Angesicht könnte statt der genauen Nachahmung des Lehrers Kreativität und Fortschritt ermöglichen.“
Das Lernen einer neuen visuell-räumlichen Aufgabe, wie das Binden eines Knotens oder das Spielen eines Instruments, soll es notwendig machen, die Perspektive der Lehrenden zu übernehmen und zu versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Die neue Studie deutet darauf hin, dass es auch wichtig sein dürfte, ihre Augen tatsächlich zu sehen. Die farbenfrohe Puzzle-Box enthielt vier Schichten. Für das Öffnen waren zwölf Schritte erforderlich. Dazu gehörte das Entfernen von Bolzen und Paneelen, das Bewegen von Schiebern sowie das Drehen von Schrauben. Dabei gab es mehrere mögliche Lösungen. Bei der Demonstration wurden überflüssige Bewegungen eingebaut, um die Nachahmung besser zu beurteilen.
Richtiger Winkel entscheidend
Die Forscher haben nach dem Zufallsprinzip 36 Kindern zwischen vier und sechs Jahren und 57 Studenten zwischen 18 und 27 Jahren Vorführungen mit einem Winkel von 0,90 und 180 Grad in Relation zu dem Modell gezeigt. Sie hatten dann drei Versuche, die Box von welcher Position auch immer zu öffnen. In einem Bereich waren jene, die von Angesicht zu Angesicht gelernt hatten, weniger erfolgreich: Sie imitierten weniger genau als die Teilnehmer, die die Gesichter nicht direkt sehen konnten. Beim Öffnen der Box waren sie jedoch schneller und fanden eher neue Lösungen und verließen sich nicht auf die gezeigte Lösung.
Laut Anderson waren sie beim Nachahmen nicht so gut. Das habe jedoch einen Vorteil, weil dadurch Entdeckungen unterstützt wurden. „Eine soziale Perspektive – das Anschauen von Menschen und wohin sie schauen – ermöglichte Kindern und Erwachsenen unter den Bedingungen, die die schwierigsten sein sollten, bessere Lernende zu werden. Die Erwachsenen kopierten eher die Lösung des Modells und entschieden sich dafür, die Puzzle-Box aus dem Blickwinkel des Lehrers zu lösen. Im Gegensatz dazu fanden die Kinder neue Lösungen und behielten ihre ursprüngliche Position bei. Diese Studienergebnisse legen nahe, dass Erwachsene im Laufe der Zeit besser im Auswendiglernen geworden waren, aber mit mehr formaler Bildung auch weniger innovativ. Details wurden in „PLOS ONE“ veröffentlicht.
Quelle: Moritz Bergmann/pressetext.redaktion
Jeder Zweite hält Deutschland für KEIN kinderfreundliches Land
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Repräsentative Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes offenbart enorme Defizite
Eine repräsentative Umfrage zum 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt einen deutlichen Handlungsauftrag für Politik und Gesellschaft. Das fängt bei der Kinderfreundlichkeit an: Lediglich 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Das sind acht Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren und zehn Prozentpunkte weniger als vor sieben Jahren.
92 Prozent der Befragten sehen es als sehr wichtig oder wichtig an, dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der Corona-Pandemie, berücksichtigt werden. Dass dies tatsächlich erfüllt wird, meinen hingegen nur 17 Prozent. Sehr große Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt es auch bei der Frage der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland und beim Schutz der Kinder vor Gewalt. Außerdem sehen fast die Hälfte der Befragten Probleme bei der Umsetzung des Anspruchs auf ausreichend Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder.
„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die gewaltige Aufgabe, vor der unsere Gesellschaft steht. Nicht einmal die Hälfte der Befragten hält Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Die Zweifel an der Kinderfreundlichkeit der deutschen Gesellschaft beruhen darauf, dass alle Bereiche, die für eine kinderfreundliche Gesellschaft als wichtig erachtet werden, als defizitär eingeschätzt werden. Für eine kinderfreundlichere Gesellschaft wird vor allem mehr Aufmerksamkeit für die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten gefordert. Die Meinungen, was ein kinderfreundliches Deutschland ausmachen sollte und inwieweit das in der Gesellschaft erfüllt wird, gehen hier am stärksten auseinander. Zudem werden bei der Bekämpfung der Kinderarmut und beim Schutz der Kinder vor Gewalt die größten Defizite konstatiert. Hier muss die neue Bundesregierung gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Rechte von Kindern konsequenter in den Blick nehmen. Das wäre vor allem für die Kinder in Deutschland eine längst überfällige gute Nachricht und für das Deutsche Kinderhilfswerk ein schönes Geburtstagsgeschenk“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Für eine kindgerechte Gesellschaft ist neben der Politik aber immer auch die soziale Gemeinschaft verantwortlich. Denn Kinderfreundlichkeit beginnt im Alltag, beim direkten und respektvollen Umgang mit Kindern. Dieser Respekt ist in unserer Gesellschaft leider an vielen Stellen nur unzureichend vorhanden. Wir brauchen aber die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Das Übergehen der Kinderinteressen, die Schließung von Spielstraßen, die Verwahrlosung oder der Rückbau von Kinderspielplätzen, Klagen gegen Kinderlärm oder Restaurants und Hotels, in denen Kinder keinen Zutritt haben, sind Anzeichen einer kinderentwöhnten und an manchen Stellen sogar kinderfeindlichen Gesellschaft“, so Krüger weiter.
Die Umfrageergebnisse im Einzelnen
Wichtigkeit verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft
Fast alle Befragten (99 Prozent) sind der Meinung, dass der Schutz von Kindern vor Gewalt für eine kinderfreundliche Gesellschaft sehr wichtig oder wichtig ist. 95 Prozent betrachten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder als sehr wichtig oder wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft. Dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel in der Corona-Krise, berücksichtigt werden, halten 92 Prozent für (sehr) wichtig, 90 Prozent finden die Unterstützung von Familien mit Kindern (z.B. finanziell oder durch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie) (sehr) wichtig. Für 86 Prozent ist es sehr wichtig oder wichtig, dass sich Politiker genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern, für ebenfalls 86 Prozent ist selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (sehr) wichtig.
83 Prozent sagen dies über die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (zum Beispiel in der Öffentlichkeit, im Restaurant, in der Nachbarschaft etc.). 74 Prozent der Befragten halten es für eine kinderfreundliche Gesellschaft für (sehr) wichtig, dass man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert. Dass Kinder bei Angelegenheiten mitbestimmen dürfen, die sie selbst betreffen, finden 62 Prozent der Befragten (sehr) wichtig.
Umsetzungsgrad verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche Gesellschaft
Vergleichsweise am häufigsten sehen die Befragten ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (46 Prozent), selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder (40 Prozent) sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (38 Prozent) als sehr gut oder gut erfüllt an.
Lediglich rund ein Drittel der Befragten hält die Punkte Unterstützung von Familien mit Kindern (36 Prozent) und das Kümmern um Kinder aus Flüchtlingsfamilien (34 Prozent) in Deutschland für (sehr) gut erfüllt.
Nur jeweils etwa ein Viertel meint, dass die Punkte Schutz der Kinder vor Gewalt (28 Prozent) sowie Mitbestimmung von Kindern (25 Prozent) sehr gut oder gut erfüllt sind. Dass Kinderinteressen auch in Krisenzeiten wie zum Beispiel in der Corona-Krise berücksichtigt werden, meinen nur 17 Prozent der Befragten und nur 15 Prozent sind der Ansicht, dass Politiker sich genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern.
Diskrepanzen zwischen „Soll“- und „Ist“-Zustand
Alle abgefragten Aspekte werden von der großen Mehrheit der Befragten als (sehr) wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft erachtet – dass sie gegenwärtig in Deutschland auch (sehr) gut erfüllt sind, meint hingegen weniger als die Hälfte der Befragten.
Die größten Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich hinsichtlich der Berücksichtigung der Kinderinteressen in Krisenzeiten (minus 75 Prozentpunkte), der Bekämpfung von Kinderarmut (minus 71 Prozentpunkte), dem Schutz der Kinder vor Gewalt (minus 71 Prozentpunkte) sowie der Unterstützung von Familien mit Kindern (minus 54 Prozentpunkte).
Große Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad zeigen sich aber auch bei den Fragen hinsichtlich ausreichender Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (Diskrepanz von 49 Prozentpunkten), hinsichtlich selbstbestimmter Zeit und ausreichender Erholung für Kinder (Diskrepanz von 46 Prozentpunkten) und der Berücksichtigung der Kinderbedürfnisse im Alltag (Diskrepanz 45 Prozentpunkte). Das gilt auch bei der Frage, ob man sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert (Diskrepanz von 40 Prozentpunkten) und bei der Mitbestimmung von Kindern, wenn es um Angelegenheiten geht, die sie betreffen (Diskrepanz von 37 Prozentpunkten).
Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?
Mit nur 48 Prozent sind weniger als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Nach dem Urteil von 43 Prozent ist Deutschland alles in allem kein kinderfreundliches Land. Damit fällt der Anteil derjenigen, die Deutschland als kinderfreundliches Land einschätzen, geringer aus als 2015 und 2018. Damals waren noch 58 Prozent bzw. 56 Prozent der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist.
Jüngere meinen wesentlich häufiger als Ältere (76 Prozent der 18- bis 29-Jährigen zu 26 Prozent der über 60-Jährigen), Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (50 Prozent zu 38 Prozent) und Männer häufiger als Frauen (53 Prozent zu 43 Prozent), dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land ist.
Auch entlang der Parteipräferenzen zeigen sich statistisch signifikante Auffälligkeiten. So halten 77 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Unionsparteien und 61 Prozent der FDP- Anhängerinnen und Anhänger Deutschland für ein kinderfreundliches Land. Deutlich geringere Zustimmungswerte sind im Lager der SPD (44 Prozent), der AfD (40 Prozent) sowie der Linken (39 Prozent) und der Grünen (38 Prozent) zu verzeichnen.
Für die repräsentative Umfrage zur Kinderfreundlichkeit in Deutschland wurden vom Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes im Januar 2022 deutschlandweit 1.004 wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt zwischen bei +/- drei Prozentpunkten.
Angeleitetes Spiel fördert Kinder besser als konventioneller Unterricht
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Wissenschaftler der University of Cambridge analysiern das Verhalten von 3800 Kindern
Leider haben viele Menschen noch immer ein seltsames Verständnis von Lernprozessen. Das führt gelegentlich dazu, dass viele Kinder in der Grundschule unnötig „diszipliniert“ und mit den falschen Unterrichtsmethoden konfrontiert werden. Schließlich fällt es gerade den jüngeren Kindern schwer, still zu sitzen und sich auf den Unterricht zu konfrontieren.
Angeleitetes Spiel immer besser
Wie unnötig diese Quälerei sein kann, zeigt nun das Ergebnis einer Analyse, die Wissenschaftler der University of Cambridge in Großbritannien durchgeführt haben. Sie wollten wissen, ob denn nun der konventionelle Unterricht mit klarer Aufgabenstellung oder angeleitetes Spiel zu besseren Lernerfolgen führt. Dazu haben sie Studien mit rund 3800 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse der Studie, die vor ein paar Tagen im Fachmagazin „Child Development“ (https://srcd.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cdev.13730) publiziert wurden, sind wenig überraschend. Sie lassen sich in etwa so zusammenfassen: Unterricht mit „angeleitetem Spiel“ fördert Kinder im Alter bis acht Jahren besser als der konventionelle Unterricht. Beim Lesen und Schreiben ist der Unterschied dabei nur gering. Beim Rechnen sind Lernerfolge erheblich größer.
Insofern wäre angeleitetes Spiel, wie es etwa der Grundschulverband (https://grundschulverband.de/) seit vielen Jahren fordert, der bessere Weg zum Lernen in der Schule.
Angeleitet und nicht frei?
Und warum muss das Spiel nun angeleitet und nicht frei sein? „Schule“, wie wir sie kennen, hat nun einmal meist etwas mit Lernzielen zu tun. Um diese zu erreichen, muss die Lehrkraft das Lernziel zumindest im Kopf haben. Das heißt jedoch nicht, dass diese auch die verschiedenen Schritte Stück für Stück vorgeben sollte. Im Gegenteil: Die Kinder sollten den Weg selbst wählen und auch ihre eigenen Schlüsse ziehen. Dass es dabei für die Lehrkräfte auch mal schwierig werden kann, wenn einige Kinder partout die falschen Schlüsse ziehen, versteht sich. Andererseits müssen sie dabei nichts anderes tun, als die Kinder erneut auf den Weg zu schicken. Entscheidend ist es, möglichst mit den Kindern fantasievolle Spiele zu entwickeln, die diese zum Lesen, Schreiben oder Rechnen auffordern.
Frühpädagogen kennen diese Prozesse schon lange. Für die Schule sei darauf hingewiesen, dass sich gerade das Theaterspiel in allen Altersstufen dazu eignet, all diese und weitere Fähigkeiten zu fördern, und dass der Mensch das Wesen ist, das sein ganzes Leben lang beim Spielen lernt.
Die Psyche der Mutter ist für die Entwicklung des Kindes wichtig
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Internationale Studie belegt: Bei Problemen im Elternhaus wirken bereits geringe Veränderungen
Laut Studienleiter Gustaf Gredebäck von der Uppsala University http://uu.se/en und dem Uppsala Child and Baby Lab http://bit.ly/30LlcmU reichen bereits sehr geringe Veränderungen aus, um diese Wechselwirkung zu durchbrechen, damit Kinder zur normalen Entwicklungsstufe zurückkehren.
Bhutan, Türkei, Schweden
Von vielen Menschen umgeben zu sein und in einer Gemeinschaft zu leben, sind in allen drei Ländern die wichtigsten Faktoren für Hilfe an Kindern. Gredebäck nach gewinnt ein Kind statistisch ein ganzes Jahr seiner kognitiven Entwicklung, wenn sich die psychische Gesundheit der Mutter um vier Prozent verbessert. Die Forschung wurde mittels Interviews und experimenteller Studien vor Ort in Bhutan, der Türkei und Schweden durchgeführt.
In Schweden und Bhutan nahmen 120 Familien mit neun bis zehn Monate alten Säuglingen daran teil. In der Türkei gehörten 100 Familien, die aus Aleppo in Syrien geflohen waren, zu den Studienteilnehmern. Sie hatten Kinder zwischen sechs und 18 Jahren. In Schweden waren Familien mit kleinen Kindern die primären Teilnehmer der vom Uppsala Child and Baby Lab durchgeführten Forschungsarbeit. In Bhutan wurden die Daten in Zusammenarbeit mit der Faculty of Nursing and Public Health und der Khesar Gyalpo University of Medical Sciences of Bhutan gesammelt. In der Türkei wurden die Untersuchungen mit Unterstützung von Forschern des Department of Peace and Conflict Research der Uppsala University durchgeführt.
Intelligenz nicht beeinträchtigt
Ein gemeinsames Ergebnis für die Familien in allen drei Ländern war, dass mehrere der kognitiven Fähigkeiten der Kinder durch die psychische Gesundheit der Mütter beeinflusst wurden. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Flüchtlingsfamilie in Syrien oder eine Familie in einem sicheren Umfeld in Schweden handelte. Die Kindesintelligenz blieb gleich.
Vielmehr waren die Aufmerksamkeit, das soziale Verständnis und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigt. Die individuellen Rahmenbedingungen der Mutter können die Lage noch verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Kind sind größer, wenn die Mutter über ein geringes Bildungsniveau verfügt, die soziale Unterstützung gering ist, wenn sich die Mutter sich diskriminiert fühlt und der soziale Status gesunken war.
Bessere Unterstützung gefordert
Es gibt jedoch klare Maßnahmen, die eine Gesellschaft ergreifen kann, um die Situation einer Mutter und ihr Wohlbefinden zu verbessern und so die Auswirkungen auf das Kind zu verringern, heißt es. Unterstützung durch den Partner, eine große Familie oder ein großes soziales Netzwerk und dass die Gesellschaft sich zusammentut und die Mutter unterstützt.
„Alle diese Kulturen verfügen über Aspekte, die positiv sind. In Schweden gibt es individualistische Umfelder. Wir verfügen zum Beispiel über mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die Möglichkeit einer Elternzeit kann erleichternd sein. Gleichzeitig haben wir nur wenige natürliche Versammlungsorte für Verwandte und soziale Situationen. Das ist in den Gruppen in den anderen Ländern viel stärker. In Bhutan hilft zum Beispiel das aktive religiöse Leben ziemlich viel. Dort gibt es eine starke Verbindung zur Religion und viele Menschen nehmen mehrmals in der Woche an religiösen Treffen teil. Das bringt eine Routine für regelmäßige Treffen mit anderen Menschen und eine umfangreiche soziale Unterstützung“, so Gredebäck. Die Forschungsergebnisse wurden in „Developmental Science“ veröffentlicht.
Moritz Bergmann/pressetext.com
Trotz Arbeit auf Sozialleistungen angewiesen
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Alleinerziehende und große Familien besonders betroffen
Viele Menschen in Deutschland sind trotz Arbeit auf Sozialleistungen angewiesen: Mehr als jeder fünfte Leistungsbeziehende nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II geht im Jahr 2021 einer Erwerbstätigkeit nach (22 Prozent). Insgesamt belief sich die Zahl dieser sogenannten Aufstocker in Deutschland im Juni dieses Jahres auf rund 860.000 Menschen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vorgenommen hat.
Alleinerziehende besonders betroffen
Wie aus einer Langzeitanalyse für die Jahre 2010 bis 2018 hervorgeht, waren fast ein Drittel aller Leistungsbeziehenden, die in einer Familie mit Kindern leben, in diesem Zeitraum erwerbstätig. Und das, obwohl sie aufgrund der Anrechnungsregeln im SGB II nur einen kleinen Teil ihres Einkommens behalten und kein Vermögen ansparen können.
Besonders betroffen sind alleinerziehende Familien. Unter allen Haushaltsformen weisen sie das höchste Risiko auf, ihr Arbeitseinkommen aufstocken zu müssen: Mehr als jeder sechste erwerbstätige Alleinerziehende bezieht zusätzlich SGB II-Leistungen.
„Alleinerziehende haben eine hohe Motivation, erwerbstätig zu sein. Doch für sie ist es besonders schwer, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Es ist erschreckend, dass ein so hoher Anteil der Alleinerziehenden trotz Arbeit auf Transferleistungen angewiesen ist, um das Existenzminimum für sich und ihre Kinder zu sichern“, sagt Anette Stein, Director Bildung bei der Bertelsmann Stiftung.
Über drei Viertel erhalten Niedriglohn
Ob aufgestockt wird oder nicht, hängt maßgeblich von der Erwerbssituation ab: Je geringer die Arbeitszeit und je niedriger der Stundenlohn ausfallen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, zusätzlich SGB II-Leistungen beziehen zu müssen. Von allen Aufstockern üben fast die Hälfte (46 Prozent) eine geringfügige Beschäftigung aus und über drei Viertel erhalten einen Niedriglohn.
Bei Alleinerziehenden wirkt sich das besonders stark aus. Das Aufstocker-Risiko steigt bei ihnen erheblich, wenn sie einer Beschäftigung mit geringem Verdienst oder nur in Teilzeit nachgehen. Aufgrund der oftmals alleinigen Fürsorgeverantwortung für ihre Kinder bleibt ihnen aber häufig keine andere Wahl.
Kinder erhöhen das Aufstocker-Risiko
Die Analyse belegt: Haushalte mit Kindern, egal ob alleinerziehend oder als Paar, haben gegenüber kinderlosen Paaren und Alleinstehenden eine höhere Wahrscheinlichkeit, trotz Arbeit SGB II-Leistungen beziehen zu müssen. Dazu kommt es insbesondere dann, wenn Kinder unter zwölf Jahren im Haushalt leben. „Jüngere Kinder benötigen zumeist mehr Zeit und Fürsorge. Doch vielfach fehlen Betreuungsstrukturen oder -angebote, die es Eltern und ins- besondere Alleinerziehenden ermöglichen würden, einen Beruf in Vollzeit oder auch, wie in der Schichtarbeit, zu bestimmten Zeiten auszuüben“, erläutert Anette Stein.
Erst im Juli wies die Bertelsmann Stiftung in einer Studie nach, dass Alleinerziehende trotz häufiger Erwerbstätigkeit sehr stark von Einkommensarmut bedroht sind.
Weniger Aufstocker während der Pandemie
Im Zuge der Corona-Pandemie ist der Anteil der Aufstocker zurückgegangen, 2019 lag er noch bei über 26 Prozent. Als zentralen Grund dafür sehen die Expertinnen von IAB und Bertelsmann Stiftung den Wegfall Tausender Jobs in bestimmten Dienstleistungsbereichen, wie etwa dem Gastgewerbe, in denen viele Aufstocker beschäftigt sind. Dies betrifft auch die aufstockenden Alleinerziehenden, deren Zahl sich ebenfalls verringert hat. „Zudem ist die Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung infolge der Corona-Auswirkungen zu einem noch größeren Problem für Alleinerziehende geworden. Daher ist davon auszugehen, dass viele von ihnen zugunsten der Care-Arbeit den Job aufgeben und komplett in den SGB II-Bezug wechseln mussten“, erklärt Anette Stein.
Für alle Familien ließe sich die Situation durch eine Kindergrundsicherung verbessern, wie sie von der neuen Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Für die konkrete Ausgestaltung empfiehlt die Bertelsmann Stiftung die Einführung eines Teilhabegeldes, das finanzielle Leistungen für Kinder bündelt, einfach zu beantragen ist und mit dem Einkommen der Eltern abgeschmolzen wird. Dadurch ließe sich Kinderarmut wirksam vermeiden. Aufgrund des hohen Aufstocker-Risikos für geringfügig Beschäftigte stellt eine Reform der Minijobs einen weiteren Ansatzpunkt dar. Deren Vorteile hatte die Bertelsmann Stiftung in einer Mitte des Jahres veröffentlichten Modellrechnung aufgezeigt. Die nun von der Ampel-Koalition anvisierte Anhebung der Minijob-Grenze auf 520 Euro hingegen wird die Minijob-Falle für Frauen und Mütter und damit das Aufstocker-Risiko eher verschärfen.
„Armutsfalle“ Familie
Dass gerade bei Alleinerziehenden, aber auch bei Paarfamilien mit Kindern, geringere Arbeitszeiten häufig mit einem höheren Aufstocker-Risiko einhergehen, wirft zudem die Frage nach der Wertschätzung von Kinderbetreuung auf. „Es darf nicht sein, dass Eltern noch immer vor dem Dilemma stehen, entweder zu wenig Zeit für ihre Kinder zu haben oder finanziell in Armut abzurutschen. Die Bedeutung und Notwendigkeit von Care-Arbeit sollten gesellschaftlich endlich stärker anerkannt werden. Das muss sich auch in Leistungen für Kinder niederschlagen, wie etwa dem von uns vorgeschlagenen Teilhabegeld“, sagt Anette Stein.
Die Auswertungen stützen sich hauptsächlich auf das Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS), in dessen Rahmen seit 2006/07 jährlich ca. 12.000 Personen ab 15 Jahren in 8.000 Haushalten zu ihrer materiellen und sozialen Lage befragt werden. Neben seinem Längsschnittcharakter zeichnet sich das Haushaltspanel dadurch aus, dass es sowohl eine hohe Fallzahl von ca. 5.000 SGB II-Haushalten umfasst als auch repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ist. Für die Längsschnittanalyse wurden die Wellen 2010 bis 2019 (aktuell auswertbare Welle) verwendet. Weitere Datenquelle ist die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (aktuell verfügbare Daten von 2020 bzw. Juni 2021).
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Kitas sind Schlüsselakteure in der Leseförderung
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Laut Vorlesestudie fehlen vielen Kindern zu Hause die Vorlese-Impulse
507 pädagogische Fachkräfte aus Einrichtungen, die repräsentativ für Kitas in Deutschland sind, standen in diesem Jahr für die Vorlesestudie Rede und Antwort. Damit ist die Vorlesestudie in diesem Jahr sogar repräsentativ. Sie ist ein gemeinsames Projekt von Stiftung Lesen, DIE ZEIT und Deutsche Bahn Stiftung.
Vorlesen ist ein Grundbedürfnis von Kindern
In 91 Prozent der Kitas erhalten Kinder mindestens einmal am Tag Impulse durch Geschichten. Vorlesen wird außerdem vielfältig in den Tagesablauf integriert: als festes Ritual, zu regelmäßigen Zeiten, bei spontanen Gelegenheiten oder aus pädagogischen Gründen, etwa um Kinder zu beruhigen. Die Initiative zum Vorlesen geht in allen Kitas auch von den Kindern selbst aus. Als Grund nennen 99 Prozent der Kita-Fachkräfte den Spaß der Kinder am Vorlesen, gefolgt von Nähe und Wissbegierde.
Elternarbeit essentiell wichtig
In 41 Prozent der Kitas nehmen Fachkräfte überdurchschnittlich viele Kinder wahr, denen Impulse durch Vorlesen zu Hause fehlen. Sie nennen vielfältige Gründe: Neben Nutzung anderer Medien, zu wenig Zeit und zu wenig Lust zum Vorlesen fehlt es beispielsweise in Familien mit nicht-deutscher Herkunftssprache an Lesematerial in der eigenen Sprache. Die Hälfte der befragten Fachkräfte gibt an, dass außerdem Unsicherheit und fehlende Erfahrung beim Vorlesen eine Rolle spielen. Aber auch eine fehlende Lesekompetenz der Eltern.
Deshalb zielen Aktivitäten und Expertise der Fachkräfte auch darauf ab, Eltern das Vorlesen näher zu bringen. Kita-Fachkräfte wünschen sich dazu neben Medien-Empfehlungen und Ausstattung mit Vorlesematerial auch konkrete Unterstützung für die Elternarbeit.
Vorlesen in allen Lebensbereichen der Kinder unterstützen
Kitas sind neben der Familie das wichtigste Lernumfeld für Kinder vor der Schulzeit. Dort ist Vorlesen organisch verankert. „Kitas sind vorbildliche Schlüsselakteure in der frühen Leseförderung – sie erreichen fast alle Kinder mit ihren Vorlese-Impulsen“, so Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme der Stiftung Lesen. „Es ist vielfach belegt, dass diese Vorlese-Impulse Kindern helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Deshalb sind Familie, Kita und auch alle Akteure in der Freizeit von Kindern dazu aufgefordert, Geschichten für sie erlebbar zu machen. Denn Vorlesen und Lesen muss fester Bestandteil aller Lebensbereiche von Kindern sein.“
Die Vorlesestudie wird seit 2007 jährlich durchgeführt. 2021 hat das Umfragezentrum Bonn (uzbonn) im Mai und Juni 507 pädagogische Fachkräfte in Kitas mündlich und online befragt. Die Einrichtungen sind repräsentativ für Kitas in der Bundesrepublik Deutschland.Alle Ergebnisse sowie Vorleseempfehlungen für Kinder zwischen einem und acht Jahren finden Sie unter: www.stiftunglesen.de/vorlesestudie.
Beim bundesweiten Vorlesetag setzen jedes Jahr hunderttausende Menschen ein Zeichen für das Vorlesen. 2021 findet er am 19. November unter dem Jahresmotto „Freundschaft und Zusammenhalt“ statt. Weitere Informationen und Anmeldung: www.vorlesetag.de
Quelle: Pressemitteilung Stiftung Lesen.
Studie: Bundeseinheitliche Schulcloud ist Utopie
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Große Vielfalt bei den Lernplattformen und keine Notwendigkeit für Einheitlichkeit
Eine bundesweit einheitliche Schulcloud-Lösung für alle Schulen wird es wahrscheinlich nicht geben – und sie ist auch nicht notwendig. Vorausgesetzt, es gibt in Zukunft gemeinsame Standards und funktionierende Schnittstellen für alle bestehenden Systeme. So lautet das zentrale Fazit einer aktuellen Bestandsaufnahme zu schulischen Lernplattformen in Deutschland, die die Deutsche Telekom Stiftung heute veröffentlicht. Die vom Institut für Informationsmanagement an der Universität Bremen (ifib) unter Leitung von Professor Dr. Andreas Breiter erstellte Untersuchung zeigt auch, welche Länder mit ihren Angeboten für Schulen gut unterwegs sind – Bayern, Bremen, Hamburg und Sachsen gehören dazu. In anderen Ländern dagegen existieren unterschiedliche Lösungen zum Teil nebeneinander.
Eigens entwickeltes Modell für die Untersuchung
Untersucht wurden neben Lernplattformen der 16 Länder auch die von fünf ausgewählten Kommunen: Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Köln. In einem eigens entwickelten Modell systematisieren die ifib-Expertinnen und -Experten, welche Möglichkeiten die jeweiligen Lernplattformen Schülerinnen und Schülern bieten, wie der Betrieb der Systeme organisiert ist und wer pädagogische und technische Unterstützung leistet.
Mehr IT-Support und weniger Bürokratie
„Die Studie zeigt klar, dass die immer wieder geforderte bundeseinheitliche Schulcloud eine Utopie ist“, macht Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung, deutlich. „Angesichts der längst bestehenden Vielfalt an Lernplattformen muss es vielmehr darum gehen, diese Systeme miteinander verbinden zu können – mit gemeinsamen Standards und Schnittstellen. Zusätzlich braucht jede Schule umfassenden IT-Support durch Experten. Und weniger Bürokratie: einfachere Vorgaben, weniger Dokumentationspflichten und effizientere Zuständigkeiten für einen rascheren Ausbau pädagogisch sinnvoller IT-Lösungen.“
Schulautornomie verhindert einheitliche Lösung
Studienleiter Professor Andreas Breiter erläutert: „Insgesamt hat Deutschland im internationalen Vergleich sehr spät angefangen, sich mit Lernplattformen zu beschäftigen. Der Digitalpakt und die Pandemie haben dem Thema Dynamik verliehen. Aber die Landschaft bleibt heterogen. Wir sehen Länder, die ihren Schulen früh Angebote gemacht und damit Orientierung geboten haben. Andere haben später angefangen und sind jetzt damit konfrontiert, dass es auf kommunaler Ebene bereits eine Vielzahl an Lösungen gibt. Diese Tatsache, die kommunale Selbstbestimmung der Schulträger und auch die Schulautonomie verhindern aus unserer Sicht dauerhaft eine einheitliche Lösung.“
Weitere Informationen
Einen Überblick über die Bestandsaufnahme gibt es online unter www.telekomstiftung.de/lernplattformen-uebersicht. Der komplette ifib-Ergebnisbericht steht bereit unter www.telekom-stiftung.de/lernplattformen. Hier finden sich auch eine animierte Grafik des Modells zur schematischen Darstellung von Lernplattformen sowie eine Grafik, die einen Überblick über das Zuständigkeitsgefüge beim Aufbau schulischer Lernplattformen gibt.
Quelle: Telekom Stiftung
Schuleintritt: Je jünger, desto riskanter
geschrieben von Redakteur | März 27, 2022
Das Risiko einer lebenslang schlechteren Bildungsleistung ist hoch
Jüngere Kinder in einer Schulklasse haben es schwer. Ihr Risiko, ein Leben lang schlechtere Bildungsleistungen zu erbringen als ihre Mitschüler ist hoch. Das haben Wissenschaftler des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London in Zusammenarbeit mit dem Karolinska Institute und der Orebro University ergeben. Die Forscher fordern mehr Flexibilität beim Schuleintrittsalter.
Körperliche und geistige Krankheiten verbreiteter
Für die im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry (JAACAP) (https://www.sciencedirect.com/…/pii/S0890856721004548…) veröffentlichte Studie haben die Wissenschaftler Daten von 300.000 Personen aus den schwedischen Nationalregistern erhoben. Die Forscher fanden heraus, dass die Jüngsten in einer Klasse im späteren Leben eher geringe Bildungsleistungen erbrachten und unter Depressionen und Substanzmissbrauchsstörungen wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gewichtsverlust, Kreislaufregulationsstörungen, Schweißausbrüche oder Herzrasen litten. Jüngere Kinder mit ADHS schienen jedoch weniger anfällig für Depressionen.
Entwicklungsfortschritt zwischen den Kindern ist enorm
In vereinfachter Form versucht die leitende Autorin Professor Jonna Kuntsi von King’s IoPPN die Erkenntnisse wie folgt zu erklären: „Der Unterschied zwischen dem jüngsten und dem ältesten Kind einer Klasse kann bis zu elf Monate betragen. In der frühen Kindheit ist dies ein signifikanter Unterschied in Bezug auf Reife, Verhalten und kognitive Fähigkeiten. Wir konnten mit der Datenerhebung erkennen, dass es sehr reale und langfristige Konsequenzen hat, der Jüngste in einem Klassenjahr zu sein.“Dabei stellten die Forscher auch fest, dass die negativen Auswirkungen in Ländern wie Dänemark deutlich seltener sind. Das könnte etwas mit dem dort flexibleren Ansatz für das Schuleintrittsalter zu tun haben. Kleine Kinder, die möglicherweise noch nicht schulreif sind, haben die Möglichkeit, später einzuschulen, und haben daher ein geringeres Risiko, negative Nebenwirkungen wie in anderen Ländern zu erfahren.
Weltweit flexiblerer Ansatz gefordert
Dies sollte laut Aussage der Wissenschaftler in allen Ländern so praktiziert werden.King’s IoPPN ist in Partnerschaft mit dem South London and Maudsley NHS Foundation Trust und der Maudsley Charity dabei, ein weltweit führendes Zentrum für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu eröffnen. Das Pears Maudsley Center for Children and Young People wird voraussichtlich 2023 eröffnet und wird Forscher und Kliniker zusammenbringen, um Lösungen zu finden, die die Landschaft für die psychische Gesundheit von Kindern verändern.Weitere Informationen erteilt Patrick O’Brien, Senior Media Officer unter Patrick.1.obrien@kcl.ac.uk .Über das King’s College London und das Institute of Psychiatry, Psychology & NeuroscienceDas King’s College London ist eine der zehn besten britischen Universitäten der Welt (QS World University Rankings, 2018/19) und eine der ältesten in England. King’s hat mehr als 31.000 Studenten (darunter mehr als 12.800 Doktoranden) aus rund 150 Ländern weltweit und rund 8.500 Mitarbeiter.Das Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London ist das führende Zentrum für psychische Gesundheit und verwandte Neurowissenschaften in Europa.