„Ein Fünftel der befragten Leitungskräfte beobachtet verletzendes Verhalten häufig“

Studie zu verletzendem Verhalten in Kindertagesstätten erschienen

Dass es Kindertagesstätten gibt, in denen die pädagogischen Fachkräfte gegenüber Kindern verletzendes Verhalten zeigen, ist nichts Neues. Die Sozialwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Regina Remsperger-Kehm und Prof. Dr. Astrid Boll haben nun gemeinsam eine Studie zum Thema „Verletzendes Verhalten in Kitas“ veröffentlicht. Ihre Ergebnisse zeigen die verschiedenen Ausprägungen von verletzendem Verhalten und vor allem die Schwierigkeiten der Fachkräfte, einen Ausweg aus den entsprechenden Konfliktsituationen zu finden. Damit einher gehen bildungs- und gesellschaftspolitische Ansatzpunkte, wie sich solche Situationen vorbeugen ließen.

Ein Tabuthema?

Den Anlass, verletzendes Verhalten in Kitas zu erforschen, lieferten die pädagogischen Fachkräfte selbst. Als Studierende der Hochschule Koblenz sind sie neben ihrem Studium auch in Kitas tätig. „In Lehrveranstaltungen, in denen wir über Interaktions- und Beziehungsgestaltung gesprochen haben, schilderten uns die Fachkräfte immer wieder, dass es im Kita-Alltag nicht immer gelingt, angemessen mit den Kindern umzugehen“, so Remsperger-Kehm, „das beschäftigt die Fachkräften sehr – vor allem, wenn über verletzendes Verhalten geschwiegen wird.“

In ihrer Studie „Verletzendes Verhalten in Kitas“ beleuchteten die beiden Wissenschaftlerinnen vier Fragenkomplexe:

  • Welche Formen des verletzenden Verhaltens werden in Kindertageseinrichtungen von den pädagogischen Fachkräften beobachtet oder womöglich sogar selbst ausgeübt?
  • Wie gehen Fachkräfte damit um, wenn sie verletzende Verhaltensweisen befürchten, beobachten oder sogar selbst ausüben?
  • Welches sind nach Meinung der Fachkräfte mögliche Ursachen für verletzendes Verhalten?
  • Welche Formen der Unterstützung wären in den Augen der Fachkräfte hilfreich, um verletzende Verhaltensweisen verhindern zu können?

Begrenzter Aussagewert

Zur Annäherung an das Phänomen des verletzenden Verhaltens in Kindertageseinrichtungen führten die beiden Forscherinnen schriftliche Interviews mit 58 Studierenden kindheitspädagogischer Studiengänge der Hochschule Koblenz durch, die aus ihrer beruflichen Praxis heraus die Sichtweisen von Fachkräften darlegen konnten. Sie berichteten eindrücklich von einer großen Bandbreite verletzender Verhaltensweisen, die oftmals sehr subtil und kaum merkbar begönnen, die sich aber soweit steigern könnten, dass Kindern Angst gemacht und ihr Wille und ihre Würde gebrochen würden. Anzumerken ist, dass angesichts von 57.600 Kitas in Deutshcland mit fast einer halben Millionen Beschäftigten, die Interviews von 58 Personen in einer kleinen Region nur sehr begrenzenten Aussagewert haben kann.

Motive: Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst und Scham

„Wenn die Fachkräfte verletzendes Verhalten befürchten, beobachten oder ausüben, sind sie starken Emotionen ausgeliefert: angefangen von Ohnmacht und Hilflosigkeit, bis hin zu Verzweiflung, Angst und Scham“, erklärt Boll. Dabei seien sie oft zwischen aktiven Reaktionen und passivem Verharren hin- und hergerissen. „Obwohl die vorliegenden Resultate zunächst lediglich Gültigkeit für die herangezogene Stichprobe haben, zeigt eine bundesweite Befragung von Kita-Leitungskräften, in die wir im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft ,Mehr Sicherheit für Kinder e.V.‘ eingebunden waren, dass die Problematik des verletzenden Verhaltens durch Fachkräfte in zahlreichen deutschen Kitas existiert.“

Entlastung und Bildung könnten helfen

„Rund ein Fünftel der befragten Leitungskräfte beobachtet ein verletzendes Verhalten sogar häufig“, ergänzt Remsperger-Kehm. Vor diesem Hintergrund seien die Resultate der qualitativen Studie wirklich erschreckend.Als Ursachen für verletzendes Verhalten benannten die Befragten persönliche und berufsbiografische Hintergründe bis hin zu prekären Rahmenbedingungen in den Kitas. Entlastung, Bildung, die Stärkung von Kindern und eine Kultur der gegenseitigen Rückmeldung und Unterstützung sind daher in den Augen der Fachkräfte unbedingt erforderlich. Sie müssen für die Weiterentwicklung von Praxis, aber auch in weiteren Forschungsarbeiten und im politischen Diskurs aufgegriffen werden.

Berichte machen betroffen

Zu den besonderen Herausforderungen dieser Studie gehörte zum einen, die pädagogischen Fachkräfte so zu befragen, dass sie sich öffnen und ganz individuell über Erlebtes berichten konnten. „Dies erfordert Mut und dem gebührt unser aufrichtiger Dank“, so Boll und Remsperger-Kehm. Zum anderen mussten die Forscherinnen die Berichte über verletzendes Verhalten verarbeiten: „Uns haben die Schilderungen der Befragten selbst sehr betroffen gemacht. Dieser Diskurs über verletzendes Verhalten gegenüber Kindern wird wehtun und nicht einfach sein. Aber es gilt ihn zu führen, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Die Studie „Verletzendes Verhalten in Kitas. Eine Explorationsstudie zu Formen, Umgangsweisen, Ursachen und Handlungserfordernissen aus der Perspektive der Fachkräfte“ von Astrid Boll und Regina Remsperger-Kehm ist unter der ISBN-Nummer 978-3-8474-2556-4 veröffentlicht worden. Weitere Infos zu dem Buch finden Sie hier: https://shop.budrich.de/…/verletzendes-verhalten-in-kitas/

Quelle: Pressemitteilung Hochschule Koblenz




Kinder schlafen mit Haustieren oft besser

Studie stellt gängige Vorstellungen auf den Kopf

Das Domestizieren von Tieren gehört zum Menschen. Lange Zeit bevor unsere Vorfahren sesshaft wurden, lebten sie bereits mit Hunden zusammen. Wissenschaftler können dies auf die Zeit vor rund 15.000 Jahren datieren. Aber die ältesten Funde von hundeähnlichen Tieren sind über 30.000 Jahre alt.

Auch in unseren Breiten haben die Menschen lange Zeit mit so genannten Nutz- und Haustieren unter einem Dach gelebt. Während sich das hierzulande meist nur noch auf wenige Haustierarten beschränkt, ist das in vielen Teilen der Welt noch immer üblich. In diesem engen Zusammenleben sehen viele auch die Ursache für den Ausbruch schwerer Krankheiten. Die sogenannte Vogelgrippe oder Corona sind die bekanntesten Beispiele aus jüngster Zeit.

Wenn wir nicht allergisch auf Tierhaare sind, schreibt die Wissenschaft unseren Haustieren aber eher eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit, vor allem auf unsere Psyche, zu. Die Meinungen dazu, ob Haustiere auch im Bett mit Menschen nächtigen sollten, sind dagegen geteilt. Nun haben Forscher an der Concordia University im kanadischen Montreal herausgefunden, dass die Schlafqualität einer überraschend hohen Anzahl von Kindern, die ein Bett mit ihren Haustieren teilen, sich nicht von denen unterscheidet, die alleine schlafen.

Vorurteil widerlegt

Das Vorurteil, dass ein Haustier im Bett den Schlaf störe, weil es Platz wegnehme oder laut kratze, ist widerlegt. Laut einer Studie, die zunächst in der Zeitschrift Sleep Health veröffentlicht wurde, ist eher das Gegenteil der Fall. Forscher am Concordia’s Pediatric Public Health Psychology Lab (PPHP) fanden heraus, dass die Schlafqualität von Kindern, die ihr Bett mit ihrem Haustier teilen, sich nicht von der von Kindern unterscheidet, die alleine schlafen.

„Das Schlafen mit dem Haustier scheint nicht störend zu sein“, sagt die Hauptautorin der Studie, Doktorandin Hillary Rowe. „Tatsächlich gaben Kinder, die häufig mit ihrem Haustier schliefen, an, eine bessere Schlafqualität zu haben.“ Rowe hat die Studie zusammen mit ihren Forscherkollegen Denise Jarrin, Neressa Noel, Joanne Ramil und Jennifer McGrath, Professorin für Psychologie und Leiterin des Labors, verfasst.

Auch ein Haustier braucht manchmal ein Kuscheltier

Ein klassischer Zufallsfund

Die Daten, die die Forscher verwendeten, wurden inmitten der Ergebnisse des größeren Healthy Heart Project gefunden. Kinder und Eltern beantworteten Fragebögen zur Schlafenszeit und zur Schlafhygiene: Einhaltung einer konstanten Schlafenszeit, eine entspannende Routine vor dem Schlafengehen und Schlafen in einem ruhigen, komfortablen Raum.

Zwei Wochen lang trugen die Kinder Wearables wie Apple Watch oder Fitbit am Handgelenk und füllten tägliche Protokolle aus, um ihren Schlaf zu verfolgen. Außerdem wurden die Kinder eine Nacht lang mit einem speziellen Polysomnographie-Gerät für zu Hause ausgestattet, damit die Forscher ihre Gehirnwellen (EEG-Signale) aufzeichnen konnten, während sie schliefen. Eine der Fragen lautete, ob sie mit einem Haustier im Bett schlafen würden.

Die Forscher waren erstaunt über die hohe Anzahl der Kinder, die die positiv beantworteten. Jedes dritte Kind antwortete mit Ja. Bei ihrer wissenschaftlichen Recherche, die die Forscher daraufhin durchführten, fanden sie heraus, dass es kaum Forschung zu diesem Thema gibt. Deshalb entschied das Team um Rowe, dieses Thema genauer zu erforschen.

Viele Aspekte des Schlafs untersucht

Die Forscher bildeten drei Gruppen: Kinder die nie, manchmal oder häufig mit einem Haustier im Bett schliefen. Dann verglichen sie die drei Gruppen anhand einer Reihe von Schlafvariablen, um zu sehen, ob es signifikante Unterschiede zwischen ihnen gab.„In Anbetracht der größeren Ziele des Healthy Heart Project konnten wir nicht nur die Schlafenszeiten und die Schlafdauer untersuchen, sondern auch die Dauer des Einschlafens (Latenz), das nächtliche Erwachen (Unterbrechungen) und die Schlafqualität“, sagt McGrath. Sie fanden heraus, dass die drei Gruppen im Allgemeinen in allen Schlafdimensionen ähnlich waren.

Oftmals sogar besser Schlafqualität

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Anwesenheit eines Haustieres keinen negativen Einfluss auf den Schlaf hat“, bemerkt Rowe. „Tatsächlich fanden wir heraus, dass Kinder, die am häufigsten mit ihren Haustieren schliefen, eine höhere wahrgenommene Schlafqualität berichteten, besonders bei Jugendlichen.“Sie stellt die Hypothese auf, dass die Kinder Haustiere eher als ihre Freunde betrachten und Trost aus dem Schlaf mit ihnen ziehen.

Quellen: Concordia University. Original: Patrick Lejtenyi

https://www.sleephealthjournal.org/…/S2352…/fulltext

https://www.sciencedaily.com/rel…/2021/06/210602153334.htm




Mit „Mensch ärgere Dich nicht“ zum Zahlenprofi

Brettspiele mit Punktewürfeln fördern Mathekompetenz bei Vier- bis Sechsjährigen

Kinder zwischen vier und sechs Jahren können schon durch einfache Brettspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ bessere mathematische Kompetenzen entwickeln. Das zeigt Prof. Dr. Hedwig Gasteiger, Mathematikdidaktikerin an der Universität Osnabrück, in einer Studie, die jetzt unter dem Titel „Fostering early numerical competencies by playing conventional board games“ im Journal of Experimental Child Psychology erschienen ist. Ko-Autor ist Korbinian Möller, Professor für Mathematische Kognition an der Loughborough University (Großbritannien).

„Fang den Hut“ macht nicht nur Spaß

„Wir haben die Wirkung von Brettspielen auf die Entwicklung früher mathematischer Kompetenzen untersucht“, so Gasteiger. „Bislang wusste man, dass speziell entwickelte Spiele mit Fördercharakter einen positiven Effekt auf die numerische Entwicklung haben. Der Effekt von konventionellen Brettspielen wie ‚Mensch ärgere dich nicht‘ oder ‚Fang den Hut‘ wurde bislang jedoch nicht nachgewiesen.“

Sechserwürfel-Spiele schneiden besser ab

In der Studie nahmen vier- bis sechsjährige Kinder an sieben 30-minütigen Trainingssitzungen über einen Zeitraum von vier Wochen teil. Gasteiger und Möller konnten zeigen, dass Kinder, die Brettspiele mit traditionellen Zahlenwürfeln spielten, sich besser mathematisch entwickelten als Kinder, die Brettspiele mit Farb- oder Symbolwürfeln spielten. Im direkten Vorher-Nachher-Vergleich schnitten die Kinder mit Sechserwürfel-Spielen wie „Mensch ärgere dich nicht“ besser ab in der Fähigkeit zu zählen, Strukturen zu erkennen und sie zu nutzen.

Nicht einfach nur „Trainingseffekt“

Über diese unmittelbaren Trainingseffekte hinaus beobachteten die Forscher auch ein Jahr nach den Trainingssitzungen noch einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Vergleichsgruppen. Es zeigten sich positive Langfristeffekte des Spielens von Brettspielen mit traditionellen Punktewürfeln auf das Erkennen und Verwenden von Strukturen.

„Unsere Studie zeigt, dass das Spielen von konventionellen Brettspielen mit traditionellen Punktewürfeln eine effektive und sehr niedrigschwellige Förderung früher numerischer Kompetenzen ist“, so Gasteiger. „Es lohnt sich also, auf die Spieleklassiker, wie ‚Mensch ärgere dich nicht‘ oder ‚Fang den Hut‘ zurückzugreifen.“

Zur Veröffentlichung:




Mehrheit der Jugend fürchtet um berufliche Zukunft

Studie der Bertelsmann-Stiftung: Die Corona Krise führt zu zunehmender Verunsicherung

Die Corona-Krise führt zu einer wachsenden Verunsicherung junger Menschen im Hinblick auf die Situation am Ausbildungsmarkt. 71 Prozent aller Befragten – das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr – sind der Ansicht, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz durch Corona verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sind es sogar 78 Prozent. Für zukünftige Studierende sieht es deutlich besser aus: Weniger als ein Viertel (24 Prozent) aller Befragten glaubt, die Chancen auf einen Studienplatz seien durch Corona beeinträchtigt. Zu diesen Ergebnissen kommt die zweite Ausgabe einer repräsentativen Befragung von iconkids & youth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im Frühjahr 2021.  

Kaum Vertrauen in die Politik

Die Unterschiede in der Beurteilung der Zukunft sind nachvollziehbar, sagt Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung: „Wer das Abitur hat, besitzt quasi eine Studiengarantie. Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen lassen wir in Krisenzeiten allein. Das ist nicht gerecht.“ 

53 Prozent der Jugendlichen haben den Eindruck, die Politik tue wenig oder gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende. Das sind noch einmal drei Prozent mehr als bei der Befragung im August vergangenen Jahres. Weitere 20 Prozent sagen, dass die Politik zwar eher viel tue, aber noch immer nicht genug. „Wir müssen jedem jungen Menschen eine Ausbildungsperspektive geben, gerade in der Krise“, fordert Dräger. Das sei eine Frage der Chancengerechtigkeit und diene der Fachkräftesicherung. „Jede Krise vernichtet dauerhaft Ausbildungsplätze. Das war 2008 so und wird auch jetzt wieder so sein. Ausbildungsprämien für Betriebe reichen leider nicht, um diese Entwicklung aufzuhalten. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie.“ 

Ausbildung nach wie vor sehr attraktiv für junge Menschen 

Das Interesse junger Menschen an einer Ausbildung ist auch im zweiten Corona-Jahr groß: 41 Prozent der 14- bis 20-Jährigen, die noch Schüler:innen einer allgemeinbildenden Schule sind, möchten auf jeden Fall eine Ausbildung machen. Weitere 36 Prozent sind noch unentschieden. Das bedeutet, dass fast vier Fünftel der Schüler:innen eine Ausbildung zumindest als Möglichkeit in Betracht ziehen. 

Jugendliche, die ihren Ausbildungsplatz schon angetreten oder bereits eine Zusage erhalten haben, sind mit ihrer Wahl höchst zufrieden: Mehr als 80 Prozent geben auf einer fünfstufigen Skala die beiden positivsten Bewertungen ab. Bemerkenswert ist, dass die Zufriedenheitsquote bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung mit 95 Prozent besonders hoch ist. „Das Potenzial der beruflichen Bildung ist nach wie vor sehr groß. Wir müssen alles daransetzen, dieses auch zu realisieren“, so Dräger. 

Berufsorientierung: Im Dschungel der Wegweiser 

Die große Mehrheit (79 Prozent) der Jugendlichen in Deutschland hält zwar das Informationsangebot zur Berufswahl insgesamt für ausreichend, allerdings beklagen 54 Prozent von ihnen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich in der Fülle von Informationen zurechtzufinden. Was speziell das schulische Angebot zur Berufsorientierung betrifft, so schneiden Hauptschulen in den Einschätzungen der Schüler:innen besonders gut ab: 43 Prozent der Jugendlichen mit niedriger Schulbildung geben an, gut bis sehr gut über Berufe informiert zu sein. Umgekehrt zeigt sich die größte Unzufriedenheit bei den jungen Menschen mit hoher Schulbildung: Hier fühlen sich lediglich 23 Prozent gut bis sehr gut informiert und fast die Hälfte von ihnen (47 Prozent) hält sich für nicht so gut oder gar nicht gut informiert. 

Link zur vollständigen Studie




Studie zeigt: deutlich mehr Kinder mit SARS-CoV-2 infiziert als bekannt

Etwa achtmal mehr Kinder weisen Antikörper gegen Corona auf als am Ende der ersten Welle:

Eine Studie des Helmholtz Zentrums München kommt zu dem Ergebnis, dass während der zweiten Corona-Welle drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit SARS-CoV-2 infiziert waren, als über PCR-Tests gemeldet. Zudem wiesen am Ende der zweiten Welle etwa achtmal mehr Kinder Antikörper gegen das Coronavirus auf als am Ende der ersten Welle.

Tests mit Blutproben

Die Häufigkeit von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern im Vorschul- und Schulalter ist ein wichtiger Maßstab, um über Kindergarten- und Schulöffnungen zu entscheiden. Mit der Screening-Studie „Fr1da“ untersuchen Forschende unter der Leitung von Anette-Gabriele Ziegler Kinder in Bayern auf ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes. Bei diesen Tests werden Blutproben entnommen.

Um diese wertvolle Studieninfrastruktur auch für die Corona-Pandemiebekämpfung nutzbar zu machen, beschloss die Forschungsgruppe im vergangenen Jahr, auch SARS-CoV-2-Antikörpertests mit besonders hoher Genauigkeit in ihre Untersuchungen mit einzubeziehen. Noch während der ersten Welle im Frühjahr 2020 ergaben die Testergebnisse bei den untersuchten Kindern eine SARS-CoV-2-Antikörperhäufigkeit von 0,87 Prozent. Dies bedeutet, dass sechsmal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus infiziert waren als über PCR-Tests gemeldet.

Mehr Infektionen während der zweiten Welle 

Durch die Fortführung der Fr1da-Studie in Bayern stellen die WissenschaftlerInnen nun fest, dass der Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern während der zweiten Welle im Herbst und Winter deutlich erhöht war. Vorschulkinder wiesen im Testzeitraum zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 eine Antikörperhäufigkeit von 5,6 Prozent auf.

Bei Schulkindern, die von November 2020 bis Februar 2021 getestet wurden, lag der Wert sogar bei 8,4 Prozent. Insgesamt war die Antikörperhäufigkeit am Ende der zweiten Welle (Januar und Februar 2021) etwa achtmal höher als am Ende der ersten Welle (April bis Juli 2020). Außerdem zeigten die Ergebnisse, dass in der zweiten Welle drei- bis viermal mehr Vorschul- und Schulkinder in Bayern mit SARS-CoV-2 infiziert waren als über PCR-Tests gemeldet. 

Viele Kinder sind asymptomatisch

Markus Hippich, Erstautor der Studie und Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München, sagt: „Dass die Häufigkeit der Infektion bei Kindern höher ist, als durch die PCR-basierte Virusüberwachung gemeldet, ist wahrscheinlich zum Teil auf asymptomatische Fälle im Kindesalter zurückzuführen.“ Von den 446 Kindern, die in der zweiten Welle positiv getestet wurden, füllten 92,6 Prozent Fragebögen zu Symptomen aus. Der Anteil antikörperpositiver Kinder ohne Symptome lag bei den Vorschulkindern bei 68,0 Prozent. Bei den Schulkindern waren es 51,2 Prozent. 

Viele Gründe, eine Auswirkung

Der starke Anstieg der SARS-CoV-2-Infektionen während der zweiten Welle ist nach Vermutung der Forschungsgruppe Ergebnis einer Kombination verschiedener Ereignisse. Dazu gehören eine allgemein höhere Virusexposition im Herbst und Winter, Schulöffnungen und neue, infektiösere Virusvarianten. Studienleiterin Anette-Gabriele Ziegler erklärt: „Oft wird angenommen, dass Kinder eine geringere Anfälligkeit für eine SARS-CoV-2-Infektion haben als Erwachsene. Die Datenlage dazu ist jedoch spärlich. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine SARS-CoV-2-Infektion empfänglich sind. Um das Infektionsgeschehen in dieser Bevölkerungsgruppe besser in den Griff zu bekommen, könnten entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung in Kindergärten und Schulen hilfreich sein.“

Antikörper über mehrere Monate nachweisbar

Innerhalb der Studie konnten Kinder, die positiv auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet wurden, eine weitere Probe zur Überprüfung der Entwicklung des Antikörperstatus abgeben. Die WissenschaftlerInnen beobachteten, dass der Titer der Antikörper im Blut innerhalb eines Zeitraum von durchschnittlich drei Monaten nach der ersten Probe zunahm. Insgesamt blieben 64 von 66 Kindern in der Nachverfolgung positiv für SARS-CoV-2 Antikörper. Die Forschungsgruppe geht davon aus, dass dies weniger das Ergebnis einer erneuten Infektion als vielmehr der natürliche Verlauf nach einer Corona-Infektion ist.

Kein Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabetes und COVID-19 bei Kindern

Die Fr1da-Studie untersucht Kinder in Bayern bis zu einem Alter von 10 Jahren auf präsymptomatischen Typ-1-Diabetes, der durch multiple Inselautoantikörper definiert ist. Weder während ersten noch der zweiten Welle konnte ein Zusammenhang zwischen präsymptomatischem Typ-1-Diabetes (positiver Test auf Inselautoantikörper) und einer durchgemachten Erkrankung an COVID-19 (positiver Test auf SARS-CoV-2-Antikörper) festgestellt werden. 

Einschränkungen der Studie

Antikörper gegen SARS-CoV-2 sind erst nach einer bis vier Wochen nachweisbar. Deshalb können diese Messwerte nicht dafür genutzt werden, um Aussagen über das aktuelle Infektionsgeschehen zu treffen. 

Über die Studie

Diese Studie wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) unterstützt. Förderer der Fr1da-Studie sind die LifeScience-Stiftung, JDRF und The Helmsley Charitable Trust.

Originalpublikation

Hippich et al., 2021: A Public Health Antibody Screening Indicates a Marked Increase of SARS-CoV-2 Exposure Rate in Children during the Second Wave. Med, DOI: 10.1016/j.medj.2021.03.019

Quelle: Helmholtz-Zentrum München




Besonders Müttern fällt es schwer Arbeitszeitwünsche durchzusetzen

Studie Arbeitszeit von Männern und Frauen: Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander 

Männer arbeiten im Durchschnitt neun Stunden pro Woche mehr als Frauen. Dabei möchten mehr Männer als Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren und andererseits mehr Frauen als Männer ihre Arbeitszeit ausweiten. Damit besteht Potenzial zur Angleichung der Arbeitszeiten zwischen den Geschlechtern. 

Anteil unterbeschäftiger Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern

In Deutschland arbeiten erwerbstätige Männer im Durchschnitt 41 Stunden und erwerbstätige Frauen 32 Stunden pro Woche. Allerdings wünschen sich Männer mit 37 und Frauen mit 30 Stunden pro Woche eine kürzere Arbeitszeit. Insgesamt arbeiten 50 Prozent der männlichen und 41 Prozent der weiblichen Beschäftigten mehr, als sie gerne würden, und sind damit überbeschäftigt. Dieses Bild dreht sich beim Blick auf jene Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit gerne ausweiten würden, die also unterbeschäftigt sind: Mehr Frauen als Männer möchten ihre Stundenzahl ausweiten. So ist der Anteil unterbeschäftigter Frauen mit 17 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Männern – von ihnen arbeiten nur neun Prozent weniger als gewünscht.

Unterscheidliche Arbeitszeiten ein Hauptgrund für unterschiedliche Einkommen

„Unterschiedliche Arbeitszeiten sind einer der Hauptgründe für die unterschiedlichen Erwerbseinkommen von Männern und Frauen. Unsere Analysen zeigen: Das Potenzial für die Angleichung von Arbeitszeiten ist da. Und es ist auch gesellschaftlich geboten“, kommentiert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Im Mittelpunkt der neuen Studie, die ein ForscherInnen-Team um Andreas Peichl vom ifo Institut im Auftrag der Stiftung erstellt hat, sehen die Entwicklung der tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten seit 1985 sowie die Gründe für die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. 

Müttern fällt es schwerer als Vätern, ihre Arbeitszeitwünsche umzusetzen

Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte können ihre Arbeitszeitwünsche nicht gleich gut umsetzen. Während Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt gerne rund sechs Stunden weniger pro Woche arbeiten würden, besteht bei in Teilzeit beschäftigten Frauen und Männern zwischen gewünschter und tatsächlicher Arbeitszeit nahezu kein Unterschied.

Insbesondere Müttern fällt es schwer, ihre Arbeitszeitwünsche zu realisieren. Die Berechnungen zeigen, dass dies nicht auf Kinder an sich, sondern auf den Mangel an Betreuungsmöglichkeiten oder die zu hohen Kosten dafür zurückzuführen ist. Lassen sich Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren, können auch Arbeitszeitwünsche besser verwirklicht werden.

Auf die Arbeitszeitwünsche von Männern haben Kinder und die Betreuungssituation hingegen so gut wie keinen Einfluss. Dies deutet darauf hin, dass die traditionelle Rollenaufteilung nach wie vor dominiert. „Fehlende oder zu teure Kinderbetreuung führt immer noch dazu, dass insbesondere Mütter ihre Arbeitszeitwünsche nicht realisieren können”, kommentiert Dräger. „Auch acht Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz müssen die Angebote ausgeweitet werden.” 

Männer sind im Schnitt neun Stunden mehr pro Woche als Frauen erwerbstätig. Während aber Frauen mehr arbeiten wollen, möchten Männer weniger erwerbstätig sein. Besonders Müttern fällt es schwer, ihre Arbeitszeitwünsche durchzusetzen.

Verfügbarkeit von Betreuungsmöglichkeiten ist ein zentraler Hebel

Die Corona-Pandemie verschärft die Situation – erste Untersuchungen zeigen, dass sich die Kita- und Schulschließungen negativ auf die Arbeitszeitwünsche von Müttern auswirken. Ohne funktionierende Kinderbetreuung ziehen sie sich weiter aus der Erwerbsarbeit zurück. „Die Pandemie verdeutlicht: Gute Kitas und ein gutes Ganztagsangebot in den Schulen sind zentral, damit Mütter ihre Arbeitszeitwünsche umsetzen können”, sagt Dräger.

Darüber hinaus müssten Fehlanreize im Steuer-, Abgaben- und Transfersystem abgebaut werden, weil sie die Mehrarbeit für Frauen und Mütter häufig unattraktiv machen. Die Kombination aus Ehegattensplitting und Minijobs führt beispielsweise dazu, dass es sich für ZweitverdienerInnen häufig nicht lohnt, eine substanzielle Beschäftigung aufzunehmen. Die Verwirklichung von Arbeitszeitwünschen von Männern und Frauen ist aber eine wesentliche Voraussetzung für eine gleichere Aufteilung der Erwerbs- und Fürsorgearbeit. 

Hintergrund und Download

Die Studie „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Unter- und Überbeschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ wurde von Maximilian Blömer, Johanna Garnitz, Laura Gärtner, Andreas Peichl und Helene Strandt vom ifo Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt. Um die Entwicklung der tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten differenziert nach Geschlecht, Beschäftigungstyp und Alterskohorte von 1985 bis einschließlich 2017 nachzuzeichnen, nutzten sie das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) sowie das Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS). Dabei beziehen sich die Werte vor der Wiedervereinigung nur auf Westdeutschland. Beide Datensätze ermöglichen neben der deskriptiven Beschreibung der Arbeitszeitdiskrepanzen auch die Beantwortung der Frage, welche Faktoren eine Arbeitszeitdiskrepanz vergrößern oder verringern.

Hier der Link zum Download

  




Ein Stück Erinnerungskultur für die Zukunft

Schulbank spielen und lernen

GEW stellt Studie „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“ vor:

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt sich ihrer Vergangenheit. Während einer Video-Pressekonferenz präsentierte sie die Studie „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“. Anders als viele andere Studien zum NS-Erbe beleuchtet sie dabei das Mitläufertum der Masse der Mitglieder und die Täterschaft einzelner, und setzt sich auch kritisch mit der Rolle in der Nachkriegszeit auseinander.

Finger in der Wunde

„Mit dieser wissenschaftlichen Studie ist die Grundlage gelegt, die Geschichte der Vorläuferorganisationen der GEW in der Weimarer Republik und ihre Rolle während der NS-Zeit sowie die Reorganisation der Interessensvertretung der Lehrkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg, die Gründung der GEW 1948 und deren Aufbau in den folgenden Jahren zu verstehen und den Diskurs in der Öffentlichkeit und der Bildungsgewerkschaft zu führen. Diesem Prozess stellen wir uns offen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt a.M. „Die Studie legt den Finger in die Wunden, ohne damals handelnde Personen von oben herab zu beurteilen. Sie erfasst die strukturellen Entwicklungen und bettet diese in den historischen Kontext ein. So wird die (Vor)Geschichte der GEW sichtbar als Teil der deutschen Geschichte, als Teil der Geschichte der Bundesrepublik und als Teil der Bildungspolitik.“

Komplexer, vielschichtiger und widersprüchlicher

„Die Studie vermittelt die Erkenntnis, dass das NS-Erbe der GEW komplexer, vielschichtiger und widersprüchlicher ist als bisher in der Alltagswahrnehmung angenommen“, betonte Jörn-Michael Goll, Autor der Untersuchung und Historiker am Historischen Seminar der Universität Leipzig. „Zentrales Anliegen nach 1945 ist der Aufbau der GEW, die 1949 Gründungsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) war, wobei ein stark ausgeprägter ‚Pragmatismus‘ zur Richtschnur des Handelns wurde. So stellte sich die GEW fast vorbehaltlos hinter ihre Mitglieder. Ohne diesen Ansatz, waren die GEW-Gründer überzeugt, wäre eine Reorganisation der Lehrkräfte in einer großen, einflussreichen Gewerkschaft nicht möglich gewesen. Diese Linie führte jedoch auch dazu, dass sich die Organisation in mehreren Fällen dafür einsetzte, teils schwer belastete Lehrkräfte wieder in den Schuldienst zu bekommen oder deren Pensionsansprüche zu sichern.

Pragmatismus statt kritischer Haltung in der Nachkriegszeit

Damit korrespondierte, dass weitgehend die Bereitschaft fehlte, sich mit dem NS-Erbe kritisch auseinander zu setzen. Andererseits gibt es jedoch auch Bespiele dafür, dass stramme Nationalsozialisten in der GEW keine Chance hatten – und die GEW auch damit zeigte, dass sie sich von Beginn an ausdrücklich als eine demokratische Organisation verstand. Erst Ende der 1970er-Jahre, Anfang der 1980er-Jahre begann mit einer neuen Mitgliedergeneration die Auseinandersetzung der GEW mit ihrer Vergangenheit.“

Goll machte aber auch deutlich, dass die GEW mit dieser Entwicklung in der Nachkriegsgesellschaft Deutschlands keine Sonderrolle gespielt habe. „Spannend ist, dass es der GEW nach ihrer Gründung sehr schnell gelungen ist, auf internationaler Ebene anerkannt und als demokratische Organisation wahrgenommen zu werden“, unterstrich der Historiker. Insbesondere mit der israelischen Lehrergewerkschaft Histadrut habe sie früh eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit gesucht.

Mutiger Schritt

„Die GEW hat sich weit vorgewagt und ist mit dieser Studie einen mutigen Schritt gegangen“, sagte Projektleiter Detlev Brunner, Historiker am Historischen Seminar der Universität Leipzig. „Sie hat es sich nicht einfach gemacht und versucht, historische Entwicklungen und das Handeln von Organisation und Menschen nachzuvollziehen und nicht nach heutigen Wertmaßstäben und Moralvorstellungen zu be- und verurteilen. Das ist ein richtiger Ansatz, denn einfache Antworten, die den zeitlichen Kontext zu wenig berücksichtigen, helfen nicht, Prozesse und Entwicklungen zu verstehen. Aber genau das ist notwendig, insbesondere bei einem so wichtigen, aber schwierigen, oft hoch emotional diskutiertem Thema wie dem ‚NS-Erbe‘ der GEW. Die Studie gibt viele Erklärungen, kann aber natürlich nicht alle Fragen beantworten und: Sie fällt kein finales Urteil.“

Auftakt für weitere Auseinandersetzung

Parallel zur Studie hat die GEW Veranstaltungen zur Auseinandersetzung geplant. Aufgrund der Situation in der Pandemie mussten die nun verschoben werden. Je nach Situation sollen diese nun Ende des Jahres stattfinden, so Jürgen Schmidt, Geschäftsführer der GEW. Foren, Workshops und weitere Veranstaltungen sind im Plan. Zudem sollen noch weitere Studien in Auftrag gegeben werden – etwa zur GEW im Einheits- und Transformationsprozess oder zur Berufsverbotspraxis.

Die Studie von Jörn Michael Goll ist unter dem Titel „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das NS-Erbe“ im Beltz-Verlag erschienen. Sie hat 420 Seiten und kostet 39,95 Euro, ISBN 978-3-7799-6485-8. Das Vorwort stammt von der GEW-Vorsitzenden Marlis Tepe. Alle, die der Umfang schreckt, beruhigt sie mit der Aussage: „Es liest sich flott“. Wir werden es prüfen und das Buch in den kommenden Tagen vorstellen.

Für alle, die sich jetzt schon mal ein Bild davon machen wollen ist dieser Tipp sicher nützlich: Der Leipziger Historiker Jörn-Michael Goll hat die wichtigsten Ergebnisse seiner Studie in dem Beitrag Keine Geschichte von Helden und Schurken zusammengefasst, der auf der GEW-Website veröffentlicht worden ist. Auch der Verlag hält einen Leseprobe auf der Website bereit.




Spielen und Lernen im Freien steigert Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle

Studie zu Kindergartenkindern stellt besonders bei Mädchen deutliche Verbesseungen fest:

Die emotionale und akademische Entwicklung von Kindergartenkindern profitiert stark, wenn sich die Kinder im Freien aufhalten. Vor allem auf Mädchen haben Grünflächen wie Parks oder Höfe mit Bäumen eine langfristig positive Wirkung. Ihre Aufmerksamkeit verbessert sich dadurch und sie lernen deutlich schneller die Fähigkeit zur Selbstregulierung, wie eine Studie der University of Illinois at Urbana-Champaign http://illinois.edu zeigt.

„Besser auf Aufgaben konzentrieren“

„Selbstregulierung ist ein sehr wichtiges Element für das Lernen in der Schule. Sie hilft dabei, Emotionen, physische Bewegungen und Aufmerksamkeit zu kontrollieren. Dadurch können sich Kinder später besser auf ihre Aufgaben konzentrieren, ihre Impulse steuern und lernen, ohne dabei ihre Schulkollegen zu stören“, erklärt Andrea Faber Taylor, Koautorin der Studie.

Etwa 380 kanadische Kindergartenkinder haben über den Zeitraum von einem Semester an der Studie teilgenommen. Eine Hälfte der Kinder hatte jede Woche eine Unterrichtsstunde auf Grünflächen, die andere täglich, auch bei eher schlechtem Wetter. Sie mussten dabei sowohl Wissensfragen beantworten als auch unabhängig spielen.

Starke Verbesserung bei Mädchen

Die Forscher haben die Kinder am Anfang und am Ende des Semesters nach ihrer Fähigkeit zur Selbstregulierung bewertet. Dabei zeigte sich eine stärkere Verbesserung bei der Gruppe, die jeden Tag im Grünen gelernt hatte. Außerdem waren die Auswirkungen bei Mädchen ausgeprägter als bei Jungen.

Laut Taylor haben Grünflächen eine erholsame Wirkung auf Kinder. Innerhalb von Gebäuden ist der Lernprozess anstrengender, weil es mehr räumliche Regeln gibt und der Unterricht intensiver ist. Die Aufmerksamkeit der Kinder ist durch regelmäßige Stunden im Freien deutlich weniger strapaziert, was ihnen im späteren Leben bei der Selbstkontrolle hilft.

Autor: Georg Haas / pressetext.com