Mehr Erzieherinnen gebraucht: Bedarf wächst bis 2028 weiter

Neue IW-Studie zeigt: Zahl der Stellen steigt deutlich – Fachkräftelücke bleibt groß
Laut der aktuellen IW-Arbeitsmarktfortschreibung 2028 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist bei den Erzieherberufen bis 2028 mit dem stärksten Beschäftigungszuwachs aller untersuchten Berufsgruppen zu rechnen: Plus 136.400 Beschäftigte in fünf Jahren. Damit setzt sich der Aufwärtstrend fort, den das IW bereits in den Vorjahren festgestellt hatte.
Für den Arbeitsmarkt bedeutet das: Der Erzieherberuf bleibt eine zentrale Stellschraube, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Denn wenn mehr qualifizierte Fachkräfte in Kitas tätig sind, können Eltern – insbesondere Mütter – eher ihre Arbeitszeit ausweiten oder überhaupt wieder ins Erwerbsleben zurückkehren.
Fachkräftelücke bleibt bestehen – aber mit vergleichsweise geringer Unsicherheit
Trotz des Wachstums ist die Lage angespannt: Bis 2028 wird die Fachkräftelücke im Erzieherberuf auf rund 30.800 rechnerisch unbesetzte Stellen anwachsen. Das bedeutet, dass viele Stellen voraussichtlich nicht besetzt werden können – selbst wenn der Beschäftigungszuwachs realisiert wird.
Positiv zu bewerten ist dabei, dass die Unsicherheit dieser Prognose vergleichsweise gering ist (17,8 Prozent). Das spricht für eine verlässliche Datenlage und belastbare Trends in der Entwicklung des Berufsfeldes.
Seit 2021 werden Erzieherinnen und Erzieher übrigens nicht mehr als „Fachkräfte“, sondern als „Spezialisten“ klassifiziert. Diese statistische Umstellung ändert nichts an der hohen Relevanz und dem anhaltenden Bedarf im pädagogischen Bereich.
Warum Erzieherinnen so wichtig für den Arbeitsmarkt sind
Die Studie macht deutlich: Ohne ausreichend Personal in der frühkindlichen Bildung bleibt der Ausbau von Betreuungsplätzen begrenzt. Das wirkt sich unmittelbar auf die gesamtgesellschaftliche Erwerbsbeteiligung aus – insbesondere bei Frauen. Der Beruf der Erzieherin ist damit nicht nur aus bildungspolitischer Sicht bedeutsam, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.
Zur Methode der IW-Arbeitsmarktfortschreibung
Die vorliegende Arbeitsmarktfortschreibung basiert auf der Analyse von Empirie-basierten Trends der letzten sieben Jahre (bis 2023). Dabei handelt es sich nicht um eine Prognose, sondern um eine sogenannte Trendfortschreibung. Das bedeutet: Die Berechnungen zeigen auf, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt, wenn sich bestehende Entwicklungen unverändert fortsetzen.
Die Fortschreibung greift auf die Methodik von Alexander Burstedde zurück und wird jährlich aktualisiert. Für die aktuelle Ausgabe wurden die Daten bis einschließlich 2023 verwendet. Herausgeber ist das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.
Hier können Sie die Studie downloaden.
Gernot Körner