Kita-Fachkräfteverband Bayern mahnt mehr Qualität in der Bildung an

Mit der Publikation des Wiff-Fachkräftebarometers stellt der Verband zahlreiche Mängel im System fest

Der Verband der Kita-Fachkräfte in Bayern nimmt das von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (Wiff) publizierte „Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023“ zum Anlass, um die Ernsthaftigkeit der Bayerischen Staatsregierung bezüglich ihrer Bildungs- und Kitapolitik zu hinterfragen. Die Staatsregierung beteuere immer wieder, dass das Wohl der Kinder an erster Stelle stehen müsse, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Erst jüngt habe die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf mitgeteilt: „Kinder sind das wertvollste Gut unserer Gesellschaft“. Doch die Ergebnisse des vor Kurzem Fachkräftebarometers ließen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage zu.

Niedrigstes Qualitätsniveau bundesweit

Die Studie des Wiff zeige, dass Bayern im Vergleich mit den anderen Bundesländern das geringste Qualifikationsniveau beim pädagogischen Personal habe. Die bayerische Staatsregierung führe mit dem modularen Weiterbildungskonzept eine Möglichkeit ein, um auf schnellerem Weg mit weniger Wissensvermittlung und Praxisbegleitung kurzfristig Personal zu gewinnen, beklagt der Verband. Das Konzept beinhalte Weiterbildungen, die nicht dem DQR-Level zugeordnet werden könnten, keine zentral gestellten Prüfungen hätten, außerhalb des zertifizierten und erfahrenen Schulwesens stattfänden und nur in Bayern mit Zustimmung der jeweiligen Aufsichtsbehörde zum Einsatz kommen dürften. Dadurch werde das Qualifikationsniveau in den kommenden Jahren noch weiter sinken. Dramatisch seien auch die Zahlen zur Leitungsfreistellung in Bayern, das eines der drei Bundesländer wäre, in denen die Leitungsfreistellung nicht verbindlich geregelt sei. Dies zeige sich auch an der mangelhaften Umsetzung.

80 Prozent der Leitungen verfügen über keine ausreichenden Leitungsressourcen

In diesem Zusammenhang verweist der bayrische Fachkräfte Verband darauf, dass laut Barometer, fast 80 Prozent der Leitungen in Bayern über keine ausreichenden Leitungsressourcen verfügen. Auch bei diesem Qualitätsindikator sei Bayern bundesweit das Schlusslicht. In Bayern habe das pädagogische und Leitende Personal im Schnitt lediglich 0,9 Stunden pro Person Leitungsfreistellung, während diese deutschlandweit 2,2 Stunden betrage. Man könne den Eindruck gewinnen, dass Ausbau und Betreuung statt Bildung bei der Bayrischen Staatsregierung an erster Stelle stehe.

Beim Personalschlüssel im Mittelfeld

Beim Personalschlüssel könne Bayern immerhin Ergebnisse im Mittelfeld verzeichnen, auch wenn diese noch lange nicht den wissenschaftlichen und fachpraktischen Empfehlungen genügen würden und in den nächsten Jahren unbedingt weiterentwickelt werden müssten, so der Verband. So liege Bayern bei den unter Dreijährigen Kindern gemeinsam mit Schleswig-Holstein auf Rang vier, bei den Kindergartenkindern jedoch nur auf Rang acht. Hingegen bei den altersübergreifenden Kindern auf Rang drei und im Bereich für Schulkinder sogar auf Rang zwei.

„Staatsregierung entzieht sich der Verantwortung“

Im Austausch mit der Staatsregierung höre der Verband immer wieder das Argument, dass die Träger und Kommunen für gute Bedingungen sorgen müssten. Die Staatsregierung entziehe sich hier der Verantwortung. Träger und Kommunen könnten nur insoweit gute Bedingungen schaffen, wie sie diese auch finanzieren könnten. Da der Freistaat maßgeblich an der Finanzierung beteiligt sei, müsste diese intensiviert werden um für qualitative Verbesserungen zu sorgen.

Dringender Appell für qualitativ hochwertige Bildung

Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich zudem ableiten, dass Bundesländer, die mehr Regelungen zur Qualität in ihren Kita-Gesetzen vorgeben, in zentralen Punkten bessere Ergebnisse verzeichneten. „Wir appellieren daher an die neue Staatsregierung ihre Arbeitsweise aus den letzten Legislaturperioden auf ihre Wirksamkeit hin zu überdenken. Wenn Kinder wirklich das wertvollste Gut unserer Gesellschaft sind, sollte es nicht um Betreuung um jeden Preis gehen, sondern um qualitativ hochwertige Bildung in bayerischen Kindertageseinrichtungen, die gute Arbeitsbedingungen für das Personal voraussetzt.“, so der Verband der Kita-Fachkräfte Bayern.

Quelle: Pressemitteilung des Verbands Kita-Fachkräfte Bayern




Kita-Leitungen in Bayern müssen keine Pädagogen sein

Verband der Kita-Fachkräfte Bayern e.V. beklagt Einschnitt in Qualitätsstandards

Mitte des Jahres ist eine Gesetzesänderung von Staatsministerin Ulrike Scharf (CSU) in Bayern in Kraft getreten, in der die Mindestanforderungen an Kita- Leitungen massiv abgesenkt wurden. Die Änderung schreibt vor, dass es ab sofort nicht mehr als notwendig und förderrelevant erachtet wird die Ausbildung zur/m ErzieherIn (pädagogischen Fachkraft) absolviert zu haben, um die Aufgaben der Kita- Leitung zu übernehmen. „Dies ist ein erneuter Schlag ins Gesicht für unsere pädagogischen Fachkräfte und ein grober Einschnitt bei den etablierten Qualitätsstandards. Eine weitere Geringschätzung für langjähriges und gut ausgebildetes Personal“, so der Verband der Kita-Fachkräfte Bayern e.V. Er befürchtet durch diese und weitere qualitätssenkende Maßnahmen der Staatsregierung große Einbußen bei der pädagogischen Arbeit, sowie einen Anschub der ohnehin beachtlichen Fluktuationsrate im Kita-Bereich. Der Unmut bei sehr vielen Beschäftigten sei enorm groß und die Frustration steige dadurch stetig.

„Wir müssen die Rahmenbedingungen und die Qualität in den Einrichtungen dringend steigern, um Personal zu gewinnen und vor allem langfristig zu halten. Der aktuelle Weg des Staatsministeriums steht dazu in großem Widerspruch.“, lässt der Verband verlauten.

Zudem möchten der Verband darauf hinweisen, dass auch weiterhin die Petition „Stoppt den Kollaps des Kita-Systems #rettetdiekitas – Wir fordern mehr Investitionen in die Kita-Qualität!“ unterzeichnet und unterstützt werden kann. Unterzeichnen können Sie unter https://www.openpetition.de/petition/online/stoppt-den-kollaps-des-kita-systems-rettetdiekitas.

Weitere Informationen zur Petition und weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie unter https://verband-kitafachkraefte-bayern.de/petition.

Kontakt und Rückfragen: info@verband-kitafachkraefte-bayern.com

Quelle: Information des Verbands der Kita-Fachkräfte Bayern e.V.