Gratis „GRIPS Theater-Power-Paket“ für die Grundschule

Kulturelle Bildung für Kinder in der Corona-Zeit:

Das Berliner GRIPS Theater hat ein „Theater-Power-Paket“ für Grundschulkinder entwickelt, das ab sofort zum kostenlosen Download auf der Website grips-theater.de online steht, außerdem ist es auf dem Deutschen Schulportal (deutsches-schulportal.de) abrufbar.

Ab Dezember erhalten 360 Berliner Grundschulen jeweils zehn Theater-Power-Pakete mit einer Broschüre und einer CD zugeschickt. Die Idee dahinter ist, das Kinderrecht auf Kulturelle Teilhabe auch während der Corona-Pandemie zu ermöglichen. Finanziert wird diese Aktion vom GRIPS-Förderverein „mehr grips!“.

Fähigkeiten für den Schulalltag nutzbar machen

„Kinder waren und sind zwar ganz unmittelbar von den Covid-19-Maßnahmen betroffen, aber nicht immer ist ihr Wohlergehen ausreichend berücksichtigt worden. Nicht immer hatten und haben Kinderrechte Vorrang, wie etwa die Rechte auf Bildung, Spiel, Freizeit, Privatsphäre, Gesundheitsversorgung und Schutz vor Gewalt“, so GRIPS-Leiter Philipp Harpain. „Seit Beginn der Krise versuchen wir am GRIPS Theater andere Wege zu erproben, um Kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Im ersten Lockdown haben wir eine Online-Bühne mit dem Schwerpunkt für Kinder angeboten, jetzt liegt unser Augenmerk darauf, wie wir unsere Fähigkeiten für den Schulalltag nutzbar machen können. Uns war es wichtig, Schüler*innen und Lehrer*innen in Ihrem alltäglichen Handeln zu unterstützen. Aus diesem Gedanken ist das Theater-Power-Paket geboren.“

Kinder stärken

Um Kinder während der Corona-Pandemie zu stärken, ihnen Raum für ihre Gefühle und Träume zu geben und trotz allem Freundschaft, Zusammenhalt und Nähe zu spüren, haben die Theaterpädagoginnen Oana Cîrpanu, Anna-Sophia Fritsche und Wiebke Hagemeier für alle Berliner Grundschulen das „Theater-Power-Paket“ entwickelt. Dieses besteht aus einer 46-seitigen Broschüre mit theaterpraktischen Übungen und Spielanregungen für die Klassenstufen eins bis sechs, ergänzt mit einer CD mit Liedern und Texten aktueller und bekannter GRIPS-Stücke und ihren Figuren.

Empathie und Urteilsbildung fördern

„Um überhaupt Unterricht in diesem Jahr bewerkstelligen zu können, haben Schulen sich auf die Kernfächer konzentriert, der Unterricht in den musischen Fächern wurde stark zurückgefahren“, so Prof. Dr. Petra Anders, die am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin lehrt und dem GRIPS Theater beratend zur Seite stand.

Mit dem Theater-Power-Paket „können Kinder ihre Empathiefähigkeit und ihre Vorstellungsbildung sowie das Kerngeschäft von Schule – die Ausbildung der Fähigkeit zur Urteilsbildung – zunehmend weiterentwickeln. Sie können sich (wieder) handelnd ausprobieren, mit anderen und zu anderen sprechen, ihre Deutungsangebote zu Inhalten und Situationen mitteilen, sich außerhalb der Familie über Ängste und Wünsche äußern und eigene Beziehungen aufbauen, gestalten und reflektieren.“

Bedeutung kultureller Bildung

Auf die Bedeutung Kultureller Bildung im Unterricht geht auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres in ihrem Vorwort zur Broschüre ein: „Auch unsere Kultureinrichtungen müssen mit vielen Einschränkungen umgehen. Besonders betroffen ist das Theater, das als sozialer Ort von der gemeinsamen Interaktion, dem Erleben und Aushandeln von Beziehungen lebt. Aber kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen ist auch und vor allem in Krisenzeiten wichtig.“ Und Kultursenator Dr. Klaus Lederer stellt in seinem Vorwort fest, „dass das GRIPS Theater einen Weg gefunden hat, das Theatererlebnis an die Schulen zu bringen. Es sind manchmal die Umwege, die neue, beglückende Erlebnisse ermöglichen.“

Für Ihre Fragen stehen Ihnen Anna-Sophia Fritsche, Leitung Theaterpädagogik, und GRIPS-Leiter Philipp Harpain zur Verfügung. 
Das TheaterPowerPaket finden Sie untenstehend zum Download, die dazu passenden Songs und Texte in unserem YouTube-Kanal als Playlist: https://cutt.ly/ehwyDRG

Einen echten Grundkurs zum Thema „Theater für Kinder“ auch im Bereich Kindergarten haben vor einigen Jahren die Brüder Norbert und Thomas Landa entwickelt. Ihr Buch Kinder machen Theater – Spiele und Stücke, Kostüme und Kulissen“ ist zum Preis von 19,95 € im Burckhardthaus erschienen. Es hat 160 Seiten und erklärt Stück für Stück den Aufbau eines Theaterstücks.  Weitere Informationen dazu finden Sie bei Oberstebrink und Burckhardthaus.

Quelle: Pressemitteilung GRIPS und Redaktion SPIELEN UND LERNEN




Häusliche Gewalt: Kinder sind immer betroffen!

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Videos, die sich an – mögliche – Täter wenden:

Mit einem eigenen Youtube-Kanal gehen die Männerberatung der AWO Werra-Meißner und das Institut NoMos neue Wege im Kampf gegen Häusliche Gewalt.

„Der ist doch noch so klein, der kriegt doch gar nichts mit“, „die haben doch geschlafen“, „die Kinder waren in einem anderen Zimmer“ – das sind typische Verharmlosungsstrategien, wenn es um Kinder geht, die in Familien leben, in denen Gewalt ausgeübt wird. Dabei geht es nicht immer um Schlagen, Treten, an den Haaren ziehen oder auf den Boden stoßen. Häusliche Gewalt äußert sich auch in schreien, beleidigen, demütigen, bedrohen.

„Die Kinder wissen genau, was passiert“, sagt Ralf Ruhl, Männerberater der AWO im Werra-Meißner-Kreis. „Sie erleben die Spannung zwischen den Eltern, die Aggression – und auch die Angst.“ Insbesondere die Angst eines Elternteils übertrage sich auch auf die Kinder. „Die wollen ja, dass ihre Familie ganz und heil bleibt“, so Robert Moos, TäterInnenberater beim Institut NoMos. Deshalb würden sie sich immer wieder zwischen das streitende Paar stellen und somit oft selbst zur Zielscheibe der Gewalt.

Verantwortung für Taten und Gefühle übernehmen

Moos und Ruhl wenden sich mit ihren Videos bewusst an – potentielle – Täter. Während der Corona-Pandemie konnte ihre Gruppe „Verantwortungstraining für Männer“ nicht stattfinden. „Da haben wir uns gedacht, die Männer sind sehr oft im Internet unterwegs. Aber ein Angebot für Täter gibt es da noch nicht“, so erklärt Ruhl den Beginn des Projekts. „Verantwortungstraining“ nennen sie ihr Angebot. Denn sie wollen, dass Männer – und die stellen immer noch 80 Prozent der Täter beim Delikt Häusliche Gewalt – Verantwortung für ihre Taten und ihre Gefühle übernehmen.

„Wir verurteilen die Tat, nicht den Täter“, sagt Ruhl. Und Moos ergänzt: „Wir wollen wissen, was einen Mann dazu bringt, seiner Frau und seinen Kindern Schaden zuzufügen. Und das, obwohl er behauptet, dass er sie liebt, dass sie für ihn das Wichtigste auf der Welt seien.“

Verhaltensänderung beginnt mit einem Entschluss – eben das Verhalten ändern zu wollen. Ruhl und Moos bieten in ihren Videos nützliche Tools, wie das Krisenthermometer und den Notfallplan. Sie erläutern, was passiert, wenn die Polizei kommt und wie eine Paardynamik entsteht, die Gewalt befördert. Wer es ernst meint damit, seine Kinder gewaltfrei erziehen zu wollen, aber Schwierigkeiten hat, seinen Zorn im Zaum zu halten, der findet in diesen Videos Anleitung und Unterstützung.

Heiner Wacker

Link zum Videokanal Täterberatung Häusliche Gewalt:

Link zum Video Kinder und Häusliche Gewalt:

Link zum Video mit dem Schulsozialarbeiter Manuel Schwab:

Weitere Infos zum Thema Gewalt häusliche Gewalt finden Sie in unserem Bericht über die Studie von UNICEF. In einem anderen Beitrag berichteten wir auch über das neue Video von UNICEF zum Thema Gewalt gegen Kinder.




Online-Veranstaltung „Systemsprenger*innen – Ein Hilfeschrei?!“

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Zum sozialpädagogischen Fachtag 2020 in St. Pölten:

Eben hat online der sozialpädagogische Fachtag stattgefunden. Die gemeinsame Veranstaltung der Fachhochschule St. Pölten und des Sozialpädagogischen Betreuungszentrums Schauboden widmete sich den Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Feld der Sozialpädagogik.

Systeme nicht für alle geeignet

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen müssen sich immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen, dass Systeme offensichtlich nicht für alle Kinder und Jugendliche geeignet sind. Auswirkungen und massive Probleme in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben, sowie Betreuungsabbrüche und Exklusion sind die Folge. Häufig ist die Rede von sogenannten „Drehtür-Klient*innen“ oder „Systemsprenger*innen“. Wie wir mit diesem Thema umgehen können und wie die Betreuung von Kindern und Jugendlichen am besten sichergestellt werden kann, war Thema des sozialpädagogischen Fachtags 2020.

Ziel: Gewährleistung des Kindeswohls

„Die Herausforderungen und die Ressourcen, die diese Kinder und Jugendlichen aufzeigen, können aber von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung von Angeboten und Strukturen sein. Ziel ist die Gewährleistung des Kindeswohls in allen Facetten“, sagt Christine Schmid, Leiterin des Lehrgangs Sozialpädagogik an der FH St. Pölten.

„Im SBZ Schauboden haben wir oft mit Kindern und Jugendlichen zu tun, bei denen wir mit der Betreuung in sozialpädagogischen Wohngruppen an Grenzen stoßen. Neue kreative, individuell angepasste Betreuungsformen, die eine positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ermöglichen, zu finden, ist unsere tägliche Herausforderung. Ein fachlicher Austausch mit Kolleg*innen aus unseren und anderen Fachbereichen ist für eine qualitative Betreuung unumgänglich“, erläutert Sabine Sommerer, die Direktorin des SBZ Schauboden.

Eingehen auf Jugendliche, die Hilfe ablehnen

Eine Keynote zur Veranstaltung hielt Wolfgang Hagleitner vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck zum Thema „Systemsprenger*innen – Symptomträger der Kinder- und Jugendhilfe?“. Er stellte die Frage, wie das System der Kinder- und Jugendhilfe auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wirkt. Hagleitner präsentierte dazu Ergebnisse einer Untersuchung von SOS Kinderdorf und Pro Juventute zu Eintritts- und Austrittsalter sowie der Verweildauer in der stationären Erziehungshilfe. Davon leitete Hagleiter mögliche Folgen dieser Entwicklungen für die sozialpädagogische Arbeit und für das System der Kinder- und Jugendhilfe ab.

Damit wir hilfreich sein können

Beate Huter und Michael Nesler vom Kinderdorf Vorarlberg hielten die zweite Keynote zu „Was es braucht, damit wir hilfreich sein können. Kreative Settings und mentalisierende Haltung in der Arbeit mit Teams und komplexen professionellen Netzwerken rund um schwer zu erreichende Kinder und Jugendliche“.

Sie präsentierten, wie die Arbeit mit schwer zu erreichenden Klient*innen die Fachpersonen, Teams und Organisationen vor große Herausforderungen stellt. Huter und Nesler zeigten unter anderem, wie öffentliche und private Kinder- und Jugendhilfe variable, kreative und individuelle Rahmen schaffen kann, um Jugendliche zu erreichen, die Hilfe ablehnen, und wie auf deren Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Praxis, Forschung, Austausch

Der sozialpädagogische Fachtag bot neben den Inputs auch Austausch zum Thema und Kontakte ins zukünftige Forschungsfeld. So stellte er den Start eines Lehrforschungsprojektes vor: 26 Studierende des Masterlehrgangs Sozialpädagogik forschen bis 2022 zu Themen wie Best-Practice-Beispielen aus dem In- und Ausland, Umgang mit Extremsituationen im sozialpädagogischen Alltag sowie innovativen Ideen und Instrumenten rund um dieses Phänomen.

Mehr als 300 TeilnehmerInnen nahmen am sozialpädagogischen Fachtag teil, darunter unterschiedliche Berufsgruppen, VertreterInnen von Praxis-Einrichtungen, sozialpädagogischen Initiativen, verschiedenen Ausbildungseinrichtungen und EntscheidungsträgerInnen sowie FördergeberInnen. Damit erfüllt der Fachtag neben der inhaltlichen Auseinandersetzung auch eine wichtige Funktion für Sinne von Austausch und Vernetzung zum Thema.

Die Ergebnisse des Fachtags sollen Thema einer Folgeveranstaltung im Jahr 2022 sein.

Über die Fachhochschule St. Pölten

Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung zu den Themen Medien, Wirtschaft, Digitale Technologien, Informatik, Security, Bahntechnologie, Gesundheit und Soziales. 26 Studiengänge und zahlreiche Weiterbildungslehrgänge bieten ca. 3400 Studierenden eine zukunftsweisende Ausbildung. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt zu den oben genannten Themen sowie institutsübergreifend und interdisziplinär. Die Studiengänge stehen in stetigem Austausch mit den Instituten, die laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickeln und umsetzen.

Über das SBZ Schauboden

Das Sozialpädagogische Betreuungszentrum Schauboden ist eines von sechs Betreuungszentren des Landes Niederösterreich und bietet in der Region Scheibbs, Melk, Amstetten und St. Pölten eine Vielzahl an verschiedenen Betreuungsformen für Kinder/Jugendliche und Mütter bzw. Väter an. Das Angebot umfasst sozialpädagogisch-inklusive Wohngruppen, teilstationäre Gruppen (Betreuung von Mo. – Fr.), Mutter-Kind-Wohnen, die Brücke – ein Zentrum für Krisenintervention und Abklärung, sozialpädagogische Kleingruppen für vier oder auch sechs Kinder und eine Wohngruppe mit dem Schwerpunkt der tiergestützten Pädagogik. Insgesamt betreut das SBZ Schauboden derzeit 111 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren.

Quelle: Mark Hammer FH St. Pölten




3,5 Milliarden für den Ausbau von Ganztagsangeboten an Schulen

Bundestag will mehr Bildungs- und Teilhabechancen bieten:

Der Deutsche Bundestag hat eine Gesetzesvorlage zur Einrichtung eines Sondervermögens in Höhe von zwei Milliarden Euro zum „Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ beschlossen. Hinzu kommen nach Informationen des Deutschlandfunks Bundesmittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Der entsprechende Entwurf für ein Ganztagsfinanzierungsgesetz (19/17294) sieht vor, dass der Bund in den Jahren 2020 und 2021 jeweils eine Milliarde Euro in das Sondervermögen einzahlt, aus dem den Bundesländern Finanzhilfen für den Ausbau bedarfsgerechter Betreuungsangebote zur Verfügung gestellt werden sollen.

Gleichberechtigung fördern

„Die Einrichtung des Sondervermögens soll der Umsetzung des im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD vereinbarten Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter dienen. Um ein entsprechendes Angebot zu gewährleisten, seien gemeinsame Anstrengungen aller staatlichen Ebenen notwendig, heißt es in der Gesetzesvorlage. Der Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote biete zum einen Kindern mehr Bildungs- und Teilhabechancen, zum anderen erleichtere es die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und fördere somit die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern gemäß Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes“, teilt der Bundestag mit.#




Zum Internationalen Tag der Kinderrechte

Kinderrechte sind Menschenrechte:

Kinderrechte müssen auch in Zeiten der Corona-Pandemie gewährleistet werden  Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt zum heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte Bund, Länder und Kommunen an, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Kinderrechte auch in der Corona-Pandemie zu gewährleisten.

Kindeswohl beachten

Bei allen in Zusammenhang mit der Pandemie erlassenen Gesetzen, Verordnungen und Maßnahmen sowie deren Auswirkungen müssen das Kindeswohl beachtet und insbesondere Kinder in verletzlichen Lebenslagen besonders aufmerksam in den Blick genommen werden. Das gilt beispielsweise für Kinder, die in Armut oder hochkonfliktreichen Situationen aufwachsen, geflüchtete Kinder und Kinder mit Behinderungen. 

Stellenwert des Schulunterrichts

„Mittlerweile wurde erkannt, welchen Stellenwert die Aufrechterhaltung des Schulunterrichts und die Öffnung von Kitas in der Pandemie haben. Dabei dürfen wir jedoch nicht stehen bleiben und die Entwicklungsrechte von Kindern nicht auf Betreuung und Wissensvermittlung reduzieren. Kinder und Jugendliche brauchen soziale Interaktion, Bewegung, kulturelle Entfaltung und politische Bildung, ansonsten nimmt ihre Entwicklung deutlichen Schaden“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. 

Kinder leiden unter Corona

Eine vor kurzem vom Deutschen Kinderhilfswerk veröffentlichte repräsentative Umfrage hatte ergeben, dass 72 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass die Interessen von Kindern in der Corona-Pandemie nur unzureichend berücksichtigt wurden und werden. In Bezug auf die Bildungschancen von Kindern sind 76 Prozent der Ansicht, dass diese aufgrund der Corona-Krise im Allgemeinen gesunken sind, in Bezug auf die Bildungschancen von Kindern aus armen Haushalten meinen das sogar 81 Prozent. Gleichzeitig plädiert eine große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland (71 Prozent) für eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz, damit die Interessen von Kindern bei politischen Entscheidungen stärker als bisher berücksichtigt werden.

Föderaler Flickenteppich

„Wir blicken bei den Kinderrechten in Deutschland auf einen föderalen Flickenteppich. So sind beispielsweise die Kinderarmutsquoten sehr unterschiedlich, oder die Beteiligungsrechte von Kindern nur teilweise gesetzlich abgesichert. Deshalb sollten die Kinderrechte systematisch ausgebaut und strukturell verankert werden, zuvorderst im Grundgesetz. Das ist zum einen rechtlich geboten, und wird zum anderen auch unsere Demokratie langfristig stärken“, so Krüger weiter. „Die Einhaltung der Kinderrechte auf Schutz, Förderung, Beteiligung und Teilhabe von Kindern muss gerade jetzt höchste Priorität haben. Wie es uns gelingt, zum einen Ungleichheiten nicht weiter zu verstärken, und zum anderen sogar Maßnahmen zu treffen, um niemanden in der Corona-Pandemie zurückzulassen, ist entscheidender Maßstab für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die vorrangige Berücksichtigung der kindlichen Interessen bei staatlichen Entscheidungen, so auch bei allen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, braucht es derzeit mehr denn je. Darauf zielt auch die überfällige Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz ab“, so Krüger.

Wie wäre es mit einem Klaps auf dne Po die Herren?

Wie es um Kinderrechte hierzulande bestellt ist, zeigen immer wieder aktuelle Studien, über die wir bei spielen und lernen berichten. Erst gestern hat UNICEF eine repräsentative Studie publiziert, nach der es mehr als die Hälfte der Männer in Deutschland in Ordnung finden, wenn ein Kind einen Klaps auf den Po erhält. Wir fragen uns, wie Sie das fänden würden, wenn das ihr Arbeitgeber mit ihnen machen würde.

Quelle: Pressemitteilung DKHW 




Handreichung zum richtigen Lüften für Schulen

Fensterlüftung wirksamster Weg zu virenarmer Luft:

Das Umweltbundesamt (UBA) hat für die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Handreichung zum richtigen Lüften in Schulen erarbeitet. Darin geben die Expertinnen und Experten für Innenraumlufthygiene des UBA Empfehlungen, wie sich mit richtigem Lüften in Schulen das Risiko reduzieren lässt, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren. „Kern unserer Empfehlung ist, Klassenräume regelmäßig alle 20 Minuten für etwa fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern zu lüften“, so UBA-Präsident Dirk Messner. Auch zu Luftreinigern und anderen technischen Geräten gibt das UBA Empfehlungen.

Effektives Lüften ist die beste Maßnahme

Dirk Messner: „Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, kann sich das Virus in der Luft anreichern. Lüften ist die einfachste und wirksamste Maßnahme, um Viren aus der Luft in Klassenzimmern zu entfernen. Unsere Handreichung soll den Schulen helfen, richtig und möglichst effektiv zu lüften. Einen hundertprozentigen Schutz bietet Lüften natürlich nicht. Auch die weiteren Hygienemaßnahmen gemäß den Vorgaben der Länder sind und bleiben wichtig und sollten im Schulalltag beachtet werden.“

Stefanie Hubig, KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin: „Die Handreichung bietet Handlungssicherheit für alle an Schule Beteiligten und ich freue mich, dass wir sie nun allen Ländern, Schulträgern und Schulen zur Verfügung stellen können. Die Empfehlungen des Umweltbundesamtes zu Luftaustausch und effizientem Lüften beinhalten kurze und präzise Hinweise, warum, wann und auf welche Weise gelüftet werden soll – und nimmt dabei auch Bezug auf häufig gestellte Fragen. Mit fachgerechtem Lüften leisten wir einen entscheidenden und wirksamen Beitrag zur Reduzierung des Infektionsrisikos durch virushaltige Aerosole in Schulen.“

Pausen nicht vergessen

Neben dem 20-minütlichen Lüften sollte auch in jeder Unterrichtspause gelüftet werden. Zum Lüften sollten alle Fenster weit geöffnet werden (Stoßlüften). Nur ein Fenster teilweise zu öffnen oder die Fenster zu kippen reicht nicht aus. Ideal ist das Querlüften, wenn Fenster auf gegenüberliegenden Seiten geöffnet werden können. Sowohl beim Stoßlüften wie beim Querlüften sinkt die Temperatur im Raum nur um wenige Grad ab; wer schnell friert, kann für die Zeit kurz einen Pullover überstreifen. Nach dem Schließen der Fenster steigt die Raumtemperatur rasch wieder an.

Mit einfachem Lüften werden neben den potentiell virenhaltigen Aerosolen auch CO2, Feuchte und chemische Stoffe effektiv aus der Luft entfernt. CO2 kann bei zu hoher Konzentration im Innenraum müde machen und zu Konzentrationsschwächen führen. Zuviel Feuchte begünstigt Schimmel. Mobile Luftreiniger können weder CO2 noch Luftfeuchte abführen. Zudem sind sie in der Regel nicht in der Lage, die Innenraumluft schnell und zuverlässig von Viren zu befreien, insbesondere in dicht belegten Klassenräumen. Deswegen sind mobile Luftreinigungsgeräte nicht als Ersatz, sondern allenfalls als Ergänzung zum aktiven Lüften geeignet. Können Räume nicht gelüftet werden, sind die Räume aus innenraumhygienischer Sicht nicht für den Unterricht geeignet.

Hier geht es zur Handreichung

Zum Poster in der Größe DIN A3




Jeder Sechste hält Ohrfeigen für angebracht

Neue repräsentative Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen:

Vor 20 Jahren, am 8. November 2000, trat in Deutschland das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung in Kraft. Dieser Schritt hat dazu beigetragen, die Einstellungen zu Körperstrafen in der Erziehung zu verändern und körperliche und psychische Gewalt gegen Kinder zurückzudrängen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung sehen viele Menschen in Deutschland körperliche Bestrafung weiter als angebracht an.

So ist jeder Zweite noch immer der Auffassung, dass ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kind geschadet habe. Jeder Sechste hält es sogar für angebracht, ein Kind zu ohrfeigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm, UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderschutzbund. Mit einem aufrüttelnden Video ruft UNICEF Deutschland dazu auf, alltägliche Gewalt gegen Kinder nicht länger hinzunehmen.

Bewusstsein gegen Gewalt schärfen

Gemeinsam fordern der Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeut Prof. Dr. Jörg M. Fegert, UNICEF Deutschland und der Deutsche Kinderschutzbund, das Bewusstsein für alltägliche Gewalt gegen Kinder zu schärfen und das Recht auf gewaltfreie Erziehung auf allen Ebenen der Gesellschaft zu stärken und umzusetzen. Insbesondere das Ausmaß und die negativen Folgen psychischer Gewalt gegen Kinder werden bis heute weitgehend unterschätzt.

Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Menschen, die Gewalt anwenden bzw. als angebracht ansehen, insgesamt gesunken. Gaben in einer Befragung aus dem Jahr 2005 noch rund drei Viertel der Befragten an, einen „Klaps auf den Hintern“ als Erziehungsmethode verwendet zu haben, hielten im Jahr 2016 nur noch 44,7 Prozent und im Jahr 2020 nur noch 42,7 Prozent diese Strafe für angebracht.

Gaben im Jahr 2005 noch 53,7 Prozent der Befragten an, schon einmal eine „leichte Ohrfeige“ als Erziehungsmethode eingesetzt zu haben, hielten dies im Jahr 2016 nur noch 17 Prozent und im Jahr 2020 17,6 Prozent für angebracht. In den Jahren von 2016 bis 2020 stagnierten die Zahlen somit. Die Akzeptanz von körperlicher Bestrafung hat damit ein Plateau erreicht. Insbesondere leichtere Körperstrafen bleiben bei einem erschreckenden Teil der deutschen Bevölkerung weiter verbreitet.

Weitere Ergebnisse der Studie

  • Die Zustimmung zu Körperstrafen bei Kindern ist bei Männern größer als bei Frauen. So stimmen Männer dem Klaps auf den Hintern mit 57,8 Prozent häufiger zu als Frauen mit 47,1 Prozent. 
  • Je älter die Befragten sind, desto seltener lehnen sie Körperstrafen ab. So lehnen 55,4 Prozent der Befragten unter 31 Jahren den Klaps auf den Hintern ab, verglichen mit 34,7 Prozent der Befragten über 60 Jahren.
  • Wer Gewalt erfahren hat, akzeptiert sie eher in der Erziehung. Teilnehmende, die selbst als Kind Körperstrafen und emotionale Gewalt erlebt haben, stimmen Körperstrafen in der Erziehung eher zu als Menschen, die ohne Gewalt groß geworden sind. So ist die Wahrscheinlichkeit, der Aussage „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“ zuzustimmen, bei der Gruppe, die selbst Körperstrafen in der Kindheit erlebt hat, fast 16-mal so hoch wie bei Menschen, die keine Körperstrafen erlebt haben. Haben sie emotionale Gewalt erfahren, ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch.

Kinder haben ein Recht auf Gewaltfreiheit

„Die Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung hat wesentlich dazu beigetragen, einen neuen Tiefstand bei der Akzeptanz körperlicher Strafen zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm. „Doch darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Denn noch immer verharmlosen zu viele Menschen körperliche Übergriffe wie Ohrfeigen. Auch psychische Gewalt, die häufigste Form der Misshandlung, wird viel zu häufig tabuisiert. Unsere Gesellschaft muss akzeptieren, dass Gewalt viele Gesichter hat und Kindern immer schadet.“

„Gewalt gegen Kinder, ganz gleich in welcher Form, hinterlässt bei Kindern Spuren und untergräbt ihre Würde“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Gerade psychische Gewalt bleibt häufig im Verborgenen. Wir müssen das gesellschaftliche Schweigen endlich brechen. Mit unserer Kampagne #NiemalsGewalt möchten wir einen Beitrag zu Prävention und Sensibilisierung leisten.“

„20 Jahre nach der Gesetzesänderung bleiben Herausforderungen“, sagt Ekin Deligöz, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes. „Denn das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung geht weit über den Verzicht auf körperliche Bestrafungen hinaus. Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Haltung. Die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz ist ein längst überfälliger Schritt, um die Rechte der Kinder auf Schutz, Förderung und Beteiligung zu stärken.“

Folgende drei Ansätze sind dringend notwendig, um Kinder nachhaltig vor Gewalt zu schützen:

Kinderrechte stärken: Durch die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz würden Kinder als eigene Träger von Grundrechten gestärkt und die Rahmenbedingungen für einen wirksamen Kinderschutz verbessert. So würden Kinderrechte in Gerichts- und Verwaltungsverfahren konsequenter berücksichtigt und Kinder müssten in Verfahren, die sie betreffen, angehört werden. Darüber hinaus muss die Grundlage für eine flächendeckend bessere Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden. 

Über das Ausmaß und die Folgen jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder aufklären: Dass Gewalt niemals hingenommen werden darf, muss als Daueraufgabe unserer gesamten Gesellschaft etabliert werden. Insbesondere das Bewusstsein für psychische Gewalt und ihre gravierenden Folgen muss geschärft werden. Dazu sind nachhaltige Aufklärungskampagnen und gezielte Prävention notwendig.  

Die Datenlage zu Gewalt gegen Kinder in der Erziehung verbessern: Eine systematische Datenerhebung ist das Fundament für wirksame Prävention und Intervention. Nur so kann das tatsächliche Ausmaß der Gewalt erkannt werden und Handlungsdruck entstehen.

Hintergrund zur Studie

Im Auftrag von UNICEF Deutschland und dem Kinderschutzbund hat ein Forschungsteam der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm im Frühjahr 2020 2.500 repräsentativ ausgewählte Personen zu ihren Einstellungen zu Körperstrafen in der Erziehung befragt. Die aktuelle Studie baut auf bestehenden Arbeiten zur Akzeptanz von Körperstrafen auf und untersucht, wie sich Einstellungen seit Inkrafttreten des Rechts auf eine gewaltfreie Erziehung im Jahr 2000 verändert haben.

Quelle: Pressemitteilung UNICEF




Fast alle Kinder mit allergieauslösenden Chemikalien belastet

Repräsentative Studie bestätigt Belastung im Körper:

Fast alle Kinder in Deutschland sind offenbar mit allergieauslösenden Chemikalien belastet. Darüber hat die ARD berichtet, der exklusiv eine Kleine Anfrage der Grünen vorliegt. Auf Anfrage bestätigt das Umweltbundesamt, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren zu viele Chemikalien aus der so genannten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz PFAS, im Blut haben.

Quelle: Umweltbundesamt

Chemikalien in Bechern und Pfannen

Diese Chemikalien werden zum Beispiel in der Beschichtung von Pfannen, Kaffeebechern oder für Outdoorjacken genutzt, weil sie fett-, wasser- und schmutzabweisend sind. Da PFAS sehr langlebig sind, verteilen sie sich über die Luft und die Meeresströmungen global und reichern sich in den Organismen an. Eine erhöhte Konzentration im menschlichen Blut kann nach Information des Umweltbundesamtes die Wirkung von Impfungen vermindern, die Neigung zu Infekten erhöhen, die Cholesterinwerte erhöhen und beim Nachwuchs ein vermindertes Geburtsgewicht zur Folge haben.

Schäden unklar

„Welche Schäden die langlebigen PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten können, ist häufig noch unerforscht. Wir versuchen daher gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, diese Stoffe in der EU so weit als möglich zu verbieten. Dies ist aus Vorsorgegründen der richtige Schritt“, erklärt Dirk Messmer, Präsident des Umweltbundesamtes.

Quelle: Umweltbundesamt

Vermeidung als oberstes Gebot

Da PFAS in sehr vielen Produkten Verwendung finden, ist es kaum möglich, den Kontakt mit ihnen zu vermeiden. Das Umweltbundesamt rät etwa, auf  in beschichteten Kartons aufbewahrte Lebensmittel zu verzichten. Auch schmutzabweisende Textilien wie Teppiche oder Vorhänge trügen zur Belastung bei. Weitere Tipps finden sich auf den Internetseiten des Amtes: www.umweltbundesamt.de/uba-pfas.

An der Studie haben 2297 Kinder aus 167 Gemeinden teilgenommen. Sie ist repräsentativ. Weitere Infos zur Studie finden Sie hier.