Personalnot in der Kindertagesbetreuung wächst

Neues Fachkräftebarometer präsentiert aktuelle Befunde zu Personal, Arbeitsmarkt und Ausbildung

Zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige erscheint das Arbeitsfeld Kita stark wie nie: Die amtliche Statistik zu Einrichtungen, Personal und Auszubildenden verzeichnet jährlich neue Höchstwerte. Trotz beeindruckender Zahlen herrscht Krisenstimmung. Die Personalnot in den Einrichtungen wächst ebenso wie die Sorge um eine Absenkung fachlicher Standards sowie Ausfälle in der Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder. Zusätzlich erhöht der 2026 beginnende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder den Druck auf das System der Kindertagesbetreuung.

Einordung und Hinweise auf Entwicklungspotenziale

Welche Hinweise liefern die amtlichen Daten bereits heute in Hinblick auf das Krisenszenario? Wie attraktiv ist eine Beschäftigung in der Kindertagesbetreuung für den dringend benötigten pädagogischen Nachwuchs? Kann die Institution Kita ihrem Bildungsauftrag auch zukünftig gerecht werden? Diese Fragen ordnet das neu erschienene Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023 der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) empirisch ein und gibt Hinweise auf Entwicklungspotenziale.

Personalwachstum in Kitas hält an

Die Covid-19-Pandemie hat das Personalwachstum in Kindertageseinrichtungen nicht zum Stillstand gebracht. 2022 arbeiteten in Deutschland in knapp 59.500 Kindertageseinrichtungen fast 842.000 Beschäftigte. Dies entspricht einen Anstieg um 7% seit 2019. 722.000 Personen sind pädagogisch und leitend tätig; 257.800 Personen mehr als noch zehn Jahre zuvor. Mit einem Männeranteil von lediglich 8% ist das Arbeitsfeld nach wie vor weiblich dominiert. Dennoch ist es zuletzt gelungen, verstärkt männliche Nachwuchskräfte zu gewinnen. So liegt der Männeranteil bei den unter 30-Jährigen bei knapp 13% und ist damit deutlich höher als bei den über 30-Jährigen mit 6%.

Rückgänge bei der Kindertagespflege

In der Kindertagespflege setzt sich der Wachstumstrend nicht mehr fort. Zwischen 2020 und 2022 ist die Zahl der Tagespflegepersonen sogar von rund 44.800 auf 41.900 gesunken. Anders als in den Vor-Corona-Jahren nahm auch die Zahl der betreuten Kinder ab. Zuletzt waren es noch 166.300 gegenüber rund 174.000 Kindern im Jahr 2020 (-4%). Eine Tagespflegeperson betreut aktuell im Schnitt vier Kinder. Damit liegt die Betreuungsrelation auf dem gleichen Niveau wie bei Krippenkindern in Kitas. Mit dem Rückgang in der Tagespflege erhöht sich der Druck auf das Kita-System, den U3-Ausbau weiter voranzutreiben.

Das Arbeitskräftereservoir ist weggeschmolzen

Der arbeitnehmerfreundliche Arbeitsmarkt hat sich positiv auf die Beschäftigungsbedingungen ausgewirkt. Waren 2015 noch 15% aller pädagogisch und leitend Tätigen befristet angestellt, lag dieser Wert 2022 nur noch bei 11%. Zwischen 2012 und 2021 sind die Gehälter in der Frühen Bildung um 26% gestiegen. Dennoch wächst die Lücke zwischen offenen Stellen und Personen, die diese besetzen könnten. Kamen im Jahr 2012 noch 142 arbeitslos gemeldete Erzieherinnen und Erzieher auf 100 offene Stellen, so waren es zuletzt nur noch 62. Die Zahl der Stellenangebote für diese Berufsgruppe ist in den letzten drei Jahren um 20% gestiegen, während die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen um 4% zurückgegangen ist. Die berufsspezifische Arbeitslosenquote liegt in der Frühen Bildung bei gerade mal 1,1%.

Ausbildungssystem stößt an Kapazitätsgrenzen

In den letzten zwei Jahren wurden 44 Fachschulen für Sozialpädagogik neu gegründet. Die dort angebotene Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher verzeichnete im selben Zeitraum ebenfalls steigende Zahlen von Anfängerinnen und Anfängern. Die jährlichen Zuwächse lagen mit jeweils 3% allerdings deutlich unter denen von vor 10 Jahren (+9%). Für den weiteren Ausbau fehlen zunehmend Räumlichkeiten und Lehrkräfte, wie Studien der WiFF zeigen. Die akademisch ausgebildeten Kindheitspädagoginnen und -pädagogen bilden im Arbeitsfeld weiterhin eine kleine Gruppe. Im Jahr 2022 verfügten nur 1,5% der Kita-Fachkräfte über ein entsprechendes Studium. Dieser Befund korrespondiert mit dem Umstand, dass die Ausbaudynamik kindheitspädagogischer Studiengänge in den vergangenen fünf Jahren zum Stillstand gekommen ist. Im Jahr 2021 haben 3.800 Studierende ein Bachelor- und 423 ein Master-Studium aufgenommen. Die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen eines Bachelor-Studiengangs sind seit 2019 rückläufig: 2021 schlossen 2.162 Personen ein solches Studium ab – 10% weniger als im Vorjahr.

„Bei der Fachkräftegewinnung muss eine höhere Aufmerksamkeit darauf liegen, dass Schülerinnen und Schüler sowie Studierende die einschlägigen Ausbildungsgänge auch erfolgreich abschließen. Dafür benötigen wir eine engere individuelle Begleitung während Ausbildung und Studium, aber auch in der Phase der Einmündung in den Beruf“, sagt Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin, Leitung der WiFF und der Autorengruppe Fachkräftebarometer.

Bildungs- und Betreuungsqualität hängt weiterhin vom Wohnort ab

Immer noch gibt es große regionale Unterschiede hinsichtlich der Qualität in den Einrichtungen. So variiert die Zeit, die Leitungskräften in Einrichtungen vergleichbarer Größe für ihre Tätigkeit zur Verfügung steht, in den Bundesländern um bis zu 15 Wochenstunden. Auch der Personal-Kind-Schlüssel unterscheidet sich – trotz erzielter Verbesserungen – stark. Pro Fachkraft liegt die Varianz in Krippengruppen bei bis zu drei Kinder, in Kindergartengruppen bei bis zu fünf und in Schulkinder-gruppen bei bis zu elf Kindern. Unterschiedliche Wege gehen die Länder zudem beim Qualifikationsniveau des Personals und dem Einsatz von Assistenz- und Hilfskräften.

„Insgesamt zeigt das Fachkräftebarometer Frühe Bildung einmal mehr, wie wichtig es ist, eine Grundlage an verlässlichen und fortschreibbaren Daten zur Verfügung zu haben, die dabei behilflich sind, Erfolge und Errungenschaften ebenso zu würdigen wie ausstehende Herausforderungen klar beim Namen zu nennen. Nur so lassen sich Krisen konstruktiv bewältigen“, bilanziert Professor Dr. Thomas Rauschenbach, der die Autorengruppe Fachkräftebarometer gemeinsam mit Professorin Dr. Fuchs-Rechlin leitet.

Fachkräftebarometer Frühe Bildung

Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung liefert alle zwei Jahre auf Basis amtlicher Daten ausführliche Informationen über Personal, Arbeitsmarkt, Erwerbssituation sowie Ausbildung und Qualifizierung in der Frühpädagogik sowie im Ganztag. Mit dem aktuellen Band erscheint die nunmehr fünfte Ausgabe des Berichts.

Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts (DJI). WiFF wird in Kooperation mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund durchgeführt und aus Mitteln des BMBF gefördert.

Originalpublikation:

Autorengruppe Fachkräftebarometer (2023): Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte

https://www.doi.org/10.3278/9783763976287

Sonja Waldschuk Abteilung Medien und Kommunikation, Deutsches Jugendinstitut e.V.




Glyphosat und verbotene Pestizide im schwarzen Tee

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ÖKO-TEST:

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Einige Tees kommen gleich mit kompletten Pestizid-Cocktails daher

ÖKO-TEST hat 24 schwarze Tees getestet – darunter zehn Bio-Produkte. Einige Tees kommen gleich mit mehreren Pestiziden daher. Ein ganzer Cocktail steckt im Cornwall Ceylon-Assam Schwarzer Tee von Norma, in dem das Labor sieben verschiedene Pestizide in Spuren nachgewiesen hat – auch zwei, die in der EU im Anbau nicht zugelassen sind. „Ungenügend“ lautet das ÖKO-TEST-Urteil. Daneben fallen die konventionellen Produkte von Kaufland, Rossmann, Aldi Nord und der Tee Handels Kontor Bremen Schwarzer Tee Darjeeling von Holzapfel & Cie durch den Test.

Verbotene oder nicht zugelassene Pestizide kommen in Anbauländern zum Einsatz

ÖKO-TEST kritisiert, dass in der EU verbotene oder nicht zugelassene Pestizide, die in anderen Anbauländern zum Einsatz kommen, trotzdem mit den importierten Produkten eingeführt werden dürfen. „Diese gefährlichen Spritzgifte werden hier aus gutem Grund nicht mehr eingesetzt. Dass ihnen eine Hintertür offengelassen wird, ist absurd. Sie sind teilweise nicht nur eine schwere Belastung für die Umwelt, auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Anbauländern setzen sich bei der Anwendung hohen gesundheitlichen Risiken aus,“ sagt Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST-Chefredakteurin.

Keine akute gesundheitliche Gefahr

Auch wenn beim Trinken der getesteten Tees von keiner akuten gesundheitlichen Gefahr auszugehen ist, empfiehlt ÖKO-TEST Verbraucherinnen und Verbrauchern im Zweifelsfall auf Bio-Tees zurückzugreifen. Sie sind deutlich weniger oder gar nicht mit Pestiziden belastet. Bis auf ein Produkt sind alle Bio-Tees im Test pestizidfrei – darunter auch die beiden „sehr guten“ Tees von Lebensbaum und Tea Gschwendner. Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Novemberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14164




Wie Kinder ihre Umwelt wahrnehmen und erleben

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Wahrnehmung ist unser Schlüssel zur Welt

Hier lernen Kinder auf ihre Umwelt zuzugehen und auf sich selbst zu achten. Sie trainieren ihre Aufmerksamkeit und können ihre Faszination für Neues intensiv erleben. Konzentration und Entspannung sind zwei der ursprünglichsten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Die Spiele unterstützen die Kinder dabei einen zufriedenen und ausgeglichenen Charakter zu entwickeln, der sie fit für die Schule und das soziale Miteinander im Leben macht. Hier haben wir drei Spiele von Dr. Charmaine Liebertz für Sie zur Auswahl.

Händequiz

Fünf bis sechs Kinder bilden einen Kreis. In der Mitte des Kreises steht ein Kind in der Rolle des Handlesers. Alle Mitspieler reichen ihm stumm die Hand. Der Handleser betrachtet und befühlt jede Hand genau und versucht, sich ihren Besitzer zu merken. Nun werden die Augen des Handlesers verbunden und ein Mitspieler reicht ihm erneut die Hände. Welchem Kind gehört wohl diese Hand? Rät er richtig, dann geht’s mit wechselnden Rollen weiter: Diesmal spielt das erratene Kind den Handleser.

Variante: Mit sauberen Füßen (z. B. im Freibad) kann man auch Fußquiz spielen!

  • Alter: 5 bis 9 Jahre
  • Zeit: 5 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: 1 Augenbinde

Das sprechende Gesicht

»Wisst ihr eigentlich, dass uns das Gesicht über seine Mimik sehr viel mitteilen kann, bei­nahe so viel, als könne es sprechen?«

Der Spielleiter teilt die Kinder in zwei Gruppen ein, die sich in zwei Reihen mit dem Gesicht gegenüber stehen. »Gleich werden die Spieler der einen Reihe erraten müssen, welche Gefühle sie in den Gesichtern der anderen Reihe wahrgenommen haben.« Nun geht der Spielleiter zwischen beide Reihen, zeigt aber nur einer Reihe den Zettel mit der pantomimischen Aufgabenstellung, z. B. Verliebtsein. Bei Kindern, die noch nicht lesen können, flüstert der Spielleiter die Anweisung ins Ohr.

Daraufhin dreht sich die Reihe um und konzentriert sich auf die pantomimische Umsetzung. Auf ein vereinbartes Signal hin dreht sich die Reihe erneut um und zeigt ihre mimische Darbietung. Die gegenüberstehende Reihe errät das Gefühl; das Spiel geht im Wechsel weiter.

  • Alter: 5 bis 12 Jahre
  • Zeit: 5 bis 10 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: vorbereitete Zettel mit diversen Aufgabenstellungen

Das sinnliche Gesicht

»Wisst ihr, dass man in einem Gesicht lesen kann wie in einem Buch? Dort stehen zwar keine Worte aber viele verschiedene Empfindungen.« Der Spielleiter teilt die Kinder in fünf Sinnes-Gruppen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) und erklärt: »Jede Gruppe erhält gleich von mir ein Blatt mit verschiedenen Aufgaben. Lest sie genau durch und versucht sie lautlos mimisch — also nur mit dem Gesicht — darzustellen. Besprecht und einigt euch in eurer Gruppe auf die beste Mimik. Denn gleich werden eure Mitspieler aus den anderen Gruppen erraten müssen, welches Erlebnis ihr mimisch darstellt.« Nun verteilt der Spielleiter die Aufgabenzettel z. B.:

1. Gruppe — Ich sehe …

  • meine(n) beste(n) Freund(in)
  • ein furchtbares Monster
  • eine erstaunliche Akrobatiknummer im Zirkus

2. Gruppe — Ich höre …

  • näherkommende bedrohliche Schritte
  • fröhliche Musik
  • eine traurige Geschichte

3. Gruppe — Ich rieche …

  • ein wohlriechendes Parfüm
  • stinkende Socken
  • mein Lieblingsgericht

4. Gruppe — Ich schmecke …

  • eine saure Zitrone
  • cremiges Eis
  • zu heiße Suppe

5. Gruppe — Ich taste …

  • einen Eisblock
  • auf eine heiße Herdplatte
  • das weiche Fell eines Kaninchens

  • Alter: 6 bis 11 Jahre
  • Zeit: 15 bis 20 Minuten
  • Sozialform: Gruppenspiel
  • Material: Zettel mit Aufgaben für die Sinnesgruppen (s. Rückseite)

Die Spiele haben wir aus folgender Spielekartei:

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Die Spielekartei Wahrnehmung – Konzentration – Entspannung
Charmaine Liebertz
Burckhardthaus
ISBN: 9783944548210
14,95 €
Mehr unter: www.oberstebrink.de




Wahrnehmung bedeutet, alle Sinne schulen!

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Immer mehr Kinder beziehen ihr Wahrnehmungsrepertoire aus den Medien

Als der große Künstler Leonardo da Vinci vor 500 Jahren sagte: „All unser Wissen gründet sich auf Wahrnehmung. Die Sinne sind die Sachverwalter der Seele“, konnte er nicht ahnen, wie brisant seine Aussage bis heute noch ist. Denn in unserer Informationsgesellschaft erwerben immer weniger Kinder ihr Wahrnehmungsrepertoire aus dem eigenen sinnlichen Erleben. Sie beziehen es zunehmend aus den Medien, die ihnen eine Welt vorgaukeln, in der es passiv zu konsumieren gilt.

Dieses ‚Leben aus zweiter Hand‘ beschert ihnen schon in der Früh schreckliche Monster, die sich mittels Laser in eine neue Galaxie beamen; aggressive Dinos, die laut brüllend jegliches Leben auf der Erde zertrampeln. Unglaublich aber wahr: Bevor ein Kind seine ersten eigenen Erfahrungen mit Gewalt machen konnte, hat es bis zu seinem zwölften Lebensjahr 14.000 Morde im Fernsehen beobachtet! Ein von Fausthieben niedergestreckter Superman rennt im nächsten Moment quietschvergnügt hinter ‚dem Bösen‘ her, um ihm eine Ladung Fußtritte zu verpassen. Keine Angst, auch er steht gleich wieder auf! Diese ‚Steh-auf-Männchen‘ geben keinen sinnlichen Aufschluss darüber, ob ein Schlag weh tut oder gar tödlich sein kann. Gewalt scheint ohne Folgen, ohne Sinnesempfindung und vor allem ohne Leid abzulaufen. Die wilde Jagd rennt einfach am Leben, an der sinnlichen Realität vorbei.

Und mitten in der Fernsehsendung lernt die verführbare Kinderseele das scheinbar sinnliche Begehren kennen: Den neuen Schokoriegel mit der Superkraft oder die weiche ‚Diddel-Maus‘. Kein Wunder, dass Kinder immer häufiger die Wirklichkeit mit den Trugbildern der Medien gleichsetzen. Wer kennt sie nicht, die lila Milka-Kuh, die schon im Kinderhirn spukt, noch lange bevor es eine echte Kuh gesehen hat. Wo lila Kühe brav weiden, wo schöne Menschen glücklich leben, wo Kraftmeier alle Probleme mit Geld und Gewalt lösen, da bleibt wenig Platz für die wahre sinnliche Realität.

Kindern fehlt der Vergleich mit eigenen sinnlichen Erlebnissen

Ein erfahrener Erwachsener hält diese ‚Gaukel-Welt‘ vielleicht aus. Kindern fehlt jedoch der Vergleich mit eigenen sinnlichen Erlebnissen. Und ihre gesunde Sinnesentwicklung leidet unter dem hohen Medienkonsum: Immer mehr Kinder haben Wahrnehmungsprobleme, deren Ursachen in gestörten organischen Funktionen liegen oder in ihren veränderten Lebens- und Umweltbedingungen. Zu den organischen Ursachen zählen Hirnfunktionsstörungen, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder in der frühen Kindheit entstanden sind. Aber die meisten Sinnesstörungen sind umweltbedingt. Viele Kinder leiden unter einem Mangel an Entwicklungsreizen in ihrer Umwelt, die ihnen zu wenig Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen bietet. Mit dieser Unterversorgung paart sich meist eine Überversorgung an visuellen und akustischen Reizen. Augen und Ohren sind überstimuliert, während z. B. Tast-, Riech- und Schmecksinn unterversorgt zu verkümmern drohen.

Die Sinne spielen zur ganzheitlichen Entwicklung eine lebenswichtige Rolle

Viele Forschungsarbeiten belegen, dass die Sinne zur ganzheitlichen Entwicklung eine lebenswichtige Rolle spielen. Sie sind hochsensible Schlüssel, mit denen das Kind seiner Umwelt begegnet: Es sieht, hört, schmeckt, riecht, fühlt und ertastet Neues. Auf diesem sensorischen Weg sammelt es wichtige Eindrücke über sich und seine Mitmenschen. Denn nur das Selbsterfahrene – erworben aus dem praktischen Handeln mit ‚richtigen‘ Menschen und mit ‚echten‘ Dingen – schafft neue ‚Denkwerkzeuge‘ zur optimalen Entwicklung. Unsere Sinne funktionieren also wie Schwämme, wie Datenautobahnen, die unzählige Reize und lebenswichtige Informationen zum Hirn transportieren. Und je mehr Sinne am Informationstransport beteiligt sind, umso nachhaltiger und ganzheitlicher speichert das Hirn. Dies birgt für den kindlichen Reifungsprozess ungeheure Chancen aber auch große Gefahren!

Immer mehr Kinder werden heute von der einseitigen Wahrnehmungsflut aus den Medien überrollt

Unvorstellbar aber wahr: Der durchschnittliche Fernsehkonsum von 4- bis 14-Jährigen beträgt in Deutschland täglich vier Stunden! Immer mehr Kinder geraten durch diese einseitige ‚Sinneskost‘ aus dem Gleichgewicht. Sie werden nervös, haben Konzentrations- und Schlafstörungen, entwickeln sich zu kleinen ‚Rambos‘ und ‚Zappelphilippen‘.
Die Kinder leiden unter ‚sensorischen Integrationsdefiziten‘. Selten ist nur ein Wahrnehmungsbereich also ein isoliertes Sinnesorgan funktionsunfähig. Die Kinder stecken vielmehr in einem Leidensgeflecht von kombinierten Ausfällen ihres Sinnessystems. Ihr Gehirn hat die für die Verarbeitung der Sinneseindrücke erforderlichen Strukturen nicht oder unzureichend entwickelt. Sie können nur schwer unter der Vielzahl der Reize die wichtigen von den unwichtigen unterscheiden, die Informationen richtig einordnen und mit Erfahrungen verbinden. Sie schätzen die räumliche, zeitliche Abfolge von Reizen häufig falsch ein. Dies führt zwangsläufig zu Fehlreaktionen, die deutlich machen, dass die Integration der Sinnesreize ins Zentralnervensystem gestört ist.

Und damit gehen immer Entwicklungs- und Lernstörungen einher

Konzentrationsschwäche, schlechte Gedächtnisleistung, hohe Ablenkungs- und Störbereitschaft. All dies löst psychischen Stress aus. Wahrnehmungsgestörte Kinder können sich nur unter großen Anstrengungen situationsgerecht und ausgeglichen in ihre Umgebung einfügen. Sie fallen oft hin, rempeln andere an, lassen ständig Dinge fallen oder stoßen sie um. Dieses ‚Anecken und Auffallen‘ erhöht ihre Unsicherheit und senkt ihre psychische Belastbarkeit. Sie leiden permanent unter der Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden.

Wenn die eigene sinnliche Erfahrung mit der Umwelt ausbleibt, dann können unsere Kinder nur in den Bildern das Maß aller Dinge suchen. Aber das Greifen, das allem Begreifen unabdingbar vorausgeht, kann nicht durch Medienkonsum ersetzt werden: Der Regenwurm fühlt sich nur in der Hand feucht an und nicht im Fernsehen oder im Computerspiel!

Unsere Kinder brauchen Erwachsene, die sie so oft wie möglich nach Herzenslust im Freien toben und matschen lassen, die ihren Spaß am Entdecken und Erkunden fördern. Denn jedes Kinder brennt darauf, möglichst viele unterschiedliche Dinge seiner Umwelt mit allen Sinnen zu erleben, Erfahrungen mit sich und seinen Spielkameraden zu machen. Es will seine Interessen durch eigenes Entdecken, Erforschen und Untersuchen vertiefen und anderen mitteilen. Aber hierfür braucht es Zeit und Raum.

Suchen Sie daher, liebe Eltern und Erzieher, mit Ihren Kindern das Leben dort auf, wo es sich konkret zeigt: Am Bach und auf der Wiese, auf der Straße und im Supermarkt, beim Bäcker und im Polizeipräsidium. Je häufiger und öfter Ihre Kinder solche Primärerfahrungen machen, desto ganzheitlicher erschließen sie sich die Welt in ihrer sinnlichen Gestalt.
Denn wenn vorbereitete Kunstwelten sich breit machen und reale Erlebniswelten verdrängen, wenn nur noch Bilder ‚sprechen‘ und die persönliche Kommunikation erstarrt, wenn die Technik herrscht und die Sinnlichkeit stirbt, dann ist der ‚Störfall‘ in der kindlichen Entwicklung vorprogrammiert.
Denken Sie immer daran: Kinder können mehr als nur hören und sehen! Sie können Menschen fühlen, Neues ertasten, Dinge schmecken, die Natur riechen und den Sinn der Sinne erfahren d. h. am wahren Leben teilhaben!

Wahrnehmung bedeutet:

  • Primärerfahrungen aus der Umwelt sammeln
  • Sich und andere bewusst wahrnehmen
  • Mit Freude neue Sinnesreize aufnehmen
  • Alle Sinne schulen
  • Körperkontakt fördern
spiele zum ganzheitlichen lernen

Charmaine Liebertz
Spiele zum ganzheitlichen Lernen
Bewegung, Wahrnehmung, Konzentration, Entspannung und Rhythmik in der Kindergruppe

Broschur, 96 Seiten
ISBN: 9783944548166
14,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de




Nikitin-Spiele zu gewinnen: Der Knobelspaß ab 4 Jahren

Nikitin

Nikitin: Die Welt spielerisch entdecken

Jedes Kind ist anders und jedes Kind hat unterschiedliche Voraussetzungen. Aber alle Kinder sind neugierig und wollen spannende Entdeckungen machen. Nikitin begleitet die Kinder auf ihrem aufregenden Entdeckungsweg und unterstützt sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten sinnvoll.

Kognitive, motorische und soziale Kompetenzen, Kreativität, Wahrnehmung und Ausdrucksvermögen – mit Nikitin wird alles spielerisch gefördert.

Schritt für Schritt werden die Kinder u.a. zum Bauen, Kombinieren, Sprechen, Malen oder Vergleichen angeregt. Passende Vorlagenhefte beginnen ganz leicht und werden nach und nach kniffliger. So ist für jedes Kind etwas dabei, ganz unabhängig vom individuellen Entwicklungsstand.

Die Lernspiele zeichnet eine angenehme Holzhaptik aus. Klare Formen, Farben und Abbildungen unterstützen den Lernprozess. Nicht umsonst ist Nikitin ein echter Klassiker: langjährig erfolgreich, umfangreich getestet und sorgfältig überarbeitet.

Wir sind uns sicher, Nikitin macht Spaß und fördert gleichzeitig viele wichtige Fähigkeiten. Schauen Sie sich gerne auf westermann.de/nikitin um und entdecken Sie die Vielfalt unserer Lernspiele.

Unsere Top 3:

Nikitin_Preise

Musterwürfel: Der Favorit unter den Nikitin-Spielen

Aus den 16 Holzwürfeln mit bunten Farbflächen lassen sich viele fantastische Muster legen. 2 Vorlagenhefte führen in kleinsten Schritten zu immer neuen Erfolgserlebnissen. Die Kinder entdecken Lagebeziehungen und lernen, symmetrische Formen zu erkennen.

Geowürfel: 3D-Knobelei mit 7 bunten Geobausteinen

Die farbigen Geobausteine werden nach Vorlagen im Heft zu tollen Bauwerken zusammengesetzt. Dabei müssen die Kinder genau hinsehen. So wird die Wahrnehmungsfähigkeit geschult und das räumliche Vorstellungsvermögen spielerisch trainiert.

Creativo: Wer errät den Begriff zuerst?

Auf 160 Spielkarten ist jeweils 1 Begriff abgebildet. Wie die Kinder ihn darstellen, entscheidet der Drehpfeil: malen, erklären, pantomimisch darstellen oder mit Holzsteinen nachbauen. Ein Riesenspaß! Gefördert werden Ausdrucksvermögen und Kreativität.

Nikitin_Preise

Wir verlosen 5 Nikitin-Preise:

  1. Preis: 1x Musterwürfel, 1x Geowürfel, 1x Creativo
    im Wert von insgesamt 102,85 €
  2. Preis: 1x Musterwürfel und 1x Geowürfel im Wert von 73,90 €
  3. bis 5. Preis: je 1x Creativo im Wert von 28,95 €

Jetzt mitmachen und gewinnen!

Die Verlosung ist beendet. Stichwort: Nikitin




Bildung in der Kindertagesstätte

Kinder sind von Anfang an von sich aus aktiv und entwickeln sich aus sich selbst heraus

Kinder sind von Anfang an von sich aus aktiv, wollen die Welt (in sich und ums sich herum) entdecken, erkunden, Zusammenhänge begreifen und sie entwickeln sich in einer anregungs- sowie facettenreichen Umgebung und einer beziehungsorientierten Pädagogik aus sich selbst heraus. Sie sind dabei von einer großen Neugierde getrieben, ihr eigenes Leben und ihre Existenz in eine Beziehung zu ihrem erlebten Umfeld zu setzen, um ihren eigenen Wert zu entdecken sowie ihren ganz persönlichen Platz zu erkunden. Dabei wählen sie selbst – aufgrund ihrer biographischen Eindrücke und entwicklungspsychologisch geprägten Merkmale – in selektiver Form aus, was ihnen bedeutsam und wichtig erscheint, um sich den intrinsisch vorhandenen Wahrnehmungsschwerpunkten aktiv und interessiert zuzuwenden.

Alle Bildungsprozesse ergeben sich aus sinnstiftenden Fragen, die sich das Kind immer wieder stellt: wer bin ich, was kann ich, was habe ich an Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, zu wem gehöre ich, wer sind die anderen und was pas­siert gerade jetzt um mich herum? lnsofern geschieht Bildung stets am besten und mit einem hohen Nachhaltigkeitswert in aktiv beteiligten und bindungsorientierten Interaktions- und Kommunikationsprozessen!

Die Einschränkung der Selbstaktivität führt zum Abbau der Selbstbildungskräfte

Die intraindividuelle Individualität des Kindes, die es verbietet, von einem „idealtypischen Durchschnittskind“ zu sprechen, sorgt dabei stets für einen ganz persönlichen Entwicklungsverlauf, der je nach Sättigung der unterschiedlichen seelisch-sozialen und körperlichen Grundbedürfnisse einen mehr oder weniger aktiv gestalteten Entwicklungsverlauf nimmt. In dem Maße, in dem nun dem Kind seine Selbstaktivität sowie seine subjektiv geprägte Wahrnehmungsorientierung genommen wird, kommt es immer stärker zu einer Einschränkung und zum Abbau seiner Selbstbildungskräfte, was wiederum für eine nachhaltige Bildungsentwicklung kontraproduktiv ist. Janusz Korczak, der große Arztpädagoge, trat stets für die Rechte des Kindes ein und kam in diesem Zusammenhang zu folgendem Schluss: „Ein Kind ist kein Lotterielos, um den ersten Preis zu gewinnen“.

Ein radikaler Perspektivwechsel ist notwenig

Um aus dem Dilemma einer zunehmend verplanten „Bildungskindheit“ und einer dogmatisierten Elementarpädagogik herauszukommen, bedarf es eines radikalen Perspektivwechsels, um Kindern eine Bildung aus erster Hand (Prof. Dr. Gerd Schäfer) zu gewährleisten:

  1. Erwachsene müssen sich von dem derzeit weit verbreiteten Bild verabschieden, Kinder seien schon in den ersten fünf oder sechs Lebensjahren zu einem Schulkind bzw. möglichst gut entwickelten Jungerwachsenen zu perfektionieren, wodurch zukunftsorientierte Erwartungen an Kinder zur Gegenwart erklärt werden;
  2. Erwachsene müssen die ersten sechs Lebensjahre von Kindern als einen eigenständigen Entwicklungszeitraum einer Kindheit begreifen, der durch entwicklungspsychologische Besonderheiten gekennzeichnet ist und daraus entsprechend die gesamte Arbeit abgeleitet werden muss;
  3. Kinder brauchen eine Lernumgebung im Innen- und Außenbereich, in der sie handgreiflich, unmittelbar, aktiv, mit allen Sinnen, innerlich beteiligt und engagiert Erfahrungen machen können, die ihnen helfen, das Leben selbstständig, unabhängig und sozial beteiligt zu spüren und selbstaktiv zu gestalten. Gleichzeitig muss dabei dem Spiel ein entsprechend großer Raum zugestanden werden.
  4. Kinder brauchen keine künstlichen, von Erwachsenen arrangierte Welten, die sie bespaßen bzw. belehren und von ihren ureigenen intrinsischen Handlungsinteressen immer weiter wegführen.
  5. Erwachsene müssen Kindern vielfältige, alltagsbedeutsame Herausforderungen zutrauen, die Kinder mit Mut und Engagement, Lebendigkeit und Stolz, Risikobereitschaften und Leistungserlebnissen ausfüllen können. Dazu ist eine risikobereite Einstellung der Fachkräfte ebenso notwendig wie eine Umgebung (innerhalb und außerhalb der Kindertagesstätte), in der viele unsinnige und überflüssige Sicherheitsvorschriften außer Kraft gesetzt werden müssen. (Anmerkung: An dieser Stelle bietet es sich an, dass KindheitspädagogInnen einmal eine Bestandsaufnahme vorhandener Sicherheitsvorschriften machen und sich dafür einsetzen, dass unsinnige Regelungen aufgehoben werden!).
  6. Träger und Gesetzgeber sind in dem Zusammenhang ebenfalls aufgefordert, entsprechende Sicherheitsvorschriften und Richtlinien zu entkernen, um den Kindern und zugleich den elementarpädagogischen Fachkräften wieder die Freiheit zu schenken, die für ein entdeckendes Erfahrungslernen unumgänglich ist.
  7. Erwachsene müssen mit Kindern leben, mit Kindern fühlen, mit ihnen planen, mit ihnen spielen und mit ihnen die Welt entdecken (und nicht am Kind bzw. für das Kind planen, Vorhaben vorstrukturieren, Vorgedachtes anbieten).
  8. Erwachsene müssen sich der Perspektive der Kinder zuwenden und damit aufhören, Kinder in die Perspektive der Erwachsenen zu zerren.
  9. Kinder brauchen weniger eine didaktische Vielfalt an Programmen als vielmehr feste Bezugspersonen, die sich selbst als entscheidenden didaktischen Mittelpunkt begreifen; sie brauchen zuverlässige Bindungserfahrungen und damit engagierte, lebendige, staunende, mitfühlende, wissende, handlungsaktive, mutige, risikobereite, zuverlässige Menschen um sich herum und keine besserwissenden RollenträgerInnen, die immer noch meinen, Belehrungen der Kinder mache Kinder klug.
  10. Erwachsene müssen sich als Bildungsvorbilder verstehen, weil es die Facetten ihrer eige­nen Sprache, ihr Sprechen, ihre vielfältigen lnteressensschwerpunkte, ihre unersättliche Neugierde, ihre vielen Lebens- und Umfeldfragen, ihre unterschiedlichsten Aktivitäten, ihre Gefühlskompetenzen, ihr eigener Forscherdrang, ihre ausgeprägte Lernfreude und ihre hohe Motivation zum Beruf sind, die Kinder fasziniert und die Kinder sich zu ihnen regelrecht hingezogen fühlen.
  11. Bildungsarbeit ergibt sich aus den Lebensthemen der Kinder und dabei ist es die Aufgabe der Fachkräfte, das sich bildende Kind zu begleiten.
  12. Weil Kinder ihr Leben und ihr Umfeld ganzheitlich verstehen, müssen alle Lernerfahrungen für Kinder auch entwicklungsvernetzt möglich sein.

Konsequenzen aus dem Diskussionsbeitrag der Deutschen UNESCO-Kommission

Diese Konsequenzen ergeben sich nicht zuletzt aus dem klar formulierten Diskussionsbeitrag der Deutschen UNESCO-Kommission (2010) zu einer nachhaltigen Bildung im Kindergarten, in dem die wesentlichen Elemente einer zeitgemäßen Elementarpädagogik angemahnt werden (Stichworte: Situations-, Handlungs- und Partizipationsorientierung, Orientierung an Ganzheitlichkeit, Selbstorganisation, Kooperation; Kindergartenpädagogik respektiert den geschützten Raum der Kindheit; Schaffung eines Bezugs zur realen Lebenswelt; Einbettung der Sprachförderung in die Lebenswelt des Kindes; Schutz vor einer Überfrachtung mit den von Erwachsenen verantworteten Problemen nicht-nachhaltiger Entwicklungen).

Kinder leben durch Erlebnisse und lernen aus bedeutsamen Erfahrungen

Kinder leben durch Erlebnisse und lernen aus bedeutsamen Erfahrungen, die „unter die Haut gehen“. Sie lernen nicht durch ein vorgesetztes Kopfkino, das mehr und mehr einem Stopfkopf gleichkommt. Erinnert sei in dem Zusammenhang an Maria Montessori, die die Forderung aufstellte: „Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ Damit ist per se eine Aufteilung der Bildungskompetenzen und Bildungsfelder /-fächer – wie in vielen Bildungs- und Orientierungsrichtlinien dargestellt und ausgeführt sowie in vielen Einrichtungen stundenplanmäßig angeboten und abgearbeitet – in keiner Weise zielführend und für eine bindungsorientierte Selbstbildungspraxis ausgeschlossen. Auch wenn in nahezu allen Bildungsprogrammen die Aussage enthalten ist, dass jeder Bildungsbereich nicht als isoliertes Förderfeld genutzt werden darf /sollte, sieht die Praxis der Bildungsvermittlung in vielen Kindertagesstätten so aus, dass wie in einer Schule die Bildungsbereiche getrennt voneinander aufgenommen und in Übungen/Lernangeboten dargereicht werden.

Armin Krenz, Prof. h.c. Dr. h.c., Jg. 1952, hat über 40 Jahre als Wissenschaftsdozent mit den Schwerpunkten ‚Entwicklungspsychologie der ersten 7 Lebensjahre & Qualität in der Elementarpädagogik’ in Deutschland, Moskau und Bukarest gelehrt und (über)regionale Seminare durchgeführt. Er ist Begründer des ‚Situationsorientierten Ansatzes’.

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Diesen Beitrag haben wir aus:

Armin Krenz
Elementarpädagogische Grundsätze auf den Punkt gebracht
20 PowerPoint Präsentationen als Grundlage für Teambesprechungen, Fortbildungsveranstaltungen und Fachberatungen
344 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-96304-613-1
29,95 €

Die PowerPointPräsentationen und Seminarunterlagen von Prof. Armin Krenz haben sich in zahlreichen Vorträgen und Weiterbildungen bewährt. Sie vermitteln kurz und prägnant das Wesentliche für die pädagogische Praxis und stützen sich dabei auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Mit seinem Buch unterstützt er pädagogische Fachkräfte dabei aktuelles Wissen in die Praxis umzusetzen.




Die Chancen gesund aufzuwachsen sind ungleich verteilt

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„Kinder in Deutschland 0-3 2022“ (KiD 0-3): Studie über die Gesundheit kleiner Kinder in Deutschland

Bei 78 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder in Deutschland ist der Gesundheitszustand „sehr gut“ – so lautet das Ergebnis der repräsentativen Studie „Kinder in Deutschland 0-3 2022“ (KiD 0-3) des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH). Die neuen Daten zeigen aber auch: Die Chancen auf ein gesundes und entwicklungsförderliches Aufwachsen sind ungleich verteilt. Die Corona-Pandemie hat diese bestehenden Ungleichheiten weiter vertieft.

Der Gesundheitszustand von Kindern, die in einem armutsbelasteten Familienumfeld aufwachsen, ist im Vergleich nur bei 64 Prozent „sehr gut“. 21 Prozent der Kinder, deren Familien von Armut betroffen sind, sind überdies nicht altersgerecht entwickelt. Negative Effekte der Corona-Pandemie stellen Kinderärztinnen und -ärzte vor allem bei der sozialen und affektiven Entwicklung von Kleinkindern fest.

Die Studienergebnisse unterstreichen auch, wie wichtig die Angebote der Frühen Hilfen sind: 92 Prozent der Eltern, die von einer Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden oder einer Familienhebamme zu Hause begleitet wurden, bewerten das Angebot als „(sehr) hilfreich“.

Lisa Paus, Bundesfamilienministerin: „Die Studie KiD 0-3 liefert uns wertvolle repräsentative Daten zur Gesundheit und Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland und füllt damit eine Leerstelle. Dass das Aufwachsen in Armut die Entwicklung bereits von so kleinen Kindern nachweislich beeinträchtigt, ist nicht hinnehmbar. Diesen Trend hat die Pandemie nochmals verstärkt. Mit den Angeboten der Frühen Hilfen erreichen wir insbesondere Familien mit kleinen Kindern in prekären Lebensverhältnissen und können negativen Entwicklungen frühzeitig entgegenwirken. So kommen wir unserem Ziel näher, allen Kindern in Deutschland ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Mechthild Paul, Leiterin des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH): „Die Ergebnisse der Studie KiD 0-3 geben uns ein viel genaueres Bild davon, wie es Familien in Deutschland und vor allem in bestimmten Lebenssituationen geht. KiD 0-3 bekräftigt, dass Familien in Armutslagen den größten Unterstützungsbedarf haben. Bei ihnen kommen viele Belastungen zusammen und führen dazu, dass ihre Kinder von Anfang an viel geringere Chancen in allen Lebensbereichen haben. Mit diesen Daten können wir die Angebote noch bedarfsgerechter gestalten.“

Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und JugendärztInnen e.V. (BVKJ): „Familien mit Hilfebedarf sind gleichermaßen angewiesen auf ärztliche und sozialpädagogische Unterstützung. Je früher wir Familien in belasteten Lebenslagen passende Hilfsangebote machen können, desto besser sind die Chancen für ihre Kinder. Hier ist die gezielte Ansprache von Familien in unseren Praxen unverzichtbar. Dass Frühe Hilfen weiterhin verlässlich in zahlreichen kommunalen Netzwerken etabliert sind, dafür setzen wir uns mit vielen Partnern ein.“

Für die Studie wurden von April bis Dezember 2022 insgesamt 7.818 Mütter und Väter befragt. 258 Kinderärztinnen und Kinderärzte haben sich beteiligt. Die Erhebungen fanden im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen U3 bis U7a statt. Die Eltern gaben Auskünfte zu ihren Belastungen und vorhandenen Ressourcen sowie zur Inanspruchnahme und Bewertung von Unterstützungsangeboten. Parallel dazu füllten die Ärztinnen und Ärzte für jede teilnehmende Familie einen Dokumentationsbogen zur Gesundheit und Entwicklung des Kindes aus. Dieser Bogen wurde in enger Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und JugendärztInnen e.V. (BVKJ) entwickelt.

Die Daten der Befragungen bilden eine wichtige Grundlage, um sowohl aus Elternsicht als auch aus kinderärztlicher Einschätzung die Situation von Familien mit kleinen Kindern in Deutschland nachzuzeichnen und ihren Unterstützungsbedarf zu ermitteln.

Ergebnisse und Informationen zur Studie stehen unter:
https://www.fruehehilfen.de/forschung-im-nzfh/praevalenz-und-versorgungsforschung/kid-0-3-repraesentativbefragung-2022/ausgewaehlte-ergebnisse

Nationales Zentrum Frühe Hilfen

Träger des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI). Das NZFH wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es unterstützt seit 2007 die Fachpraxis dabei, familiäre Belastungen und Ressourcen frühzeitig zu erkennen, qualitätsgesicherte bedarfsgerechte Angebote bereitzustellen und die Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu fördern.

Quelle: Pressemitteilung NZFH




Zu wenige Schüler erhalten Informatikunterricht

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Informatik-Monitor 2023/24 der Gesellschaft für Informatik und dem Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung

Im vergangenen Schuljahr haben lediglich 24 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I in Deutschland Informatik als Pflichtfach besucht. Es offenbaren sich weiterhin große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Zwar steigt mit dem Schuljahr 2023/24 die Zahl der Bundesländer, die einen verpflichtenden Informatikunterricht anbieten, von fünf auf sieben. Aber in den übrigen Bundesländern findet verbindlicher Informatikunterricht nach wie vor nur an einzelnen Schulen oder als Wahlfach statt.

Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik: „Die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hat einen verbindlichen Informatikunterricht in der Sekundarstufe I im Umfang von zunächst vier und perspektivisch sechs Wochenstunden empfohlen. Das heißt: Beginnt die Sekundarstufe I in der 5. Klasse sollte bis zur 10. Klasse pro Schuljahr eine Wochenstunde Informatik unterrichtet werden. Der Informatik-Monitor zeigt: Dieses Ziel liegt noch in weiter Ferne. Während einige Bundesländer Fortschritte machen, durchlaufen Schülerinnen und Schüler in vielen anderen Bundesländern die Sekundarstufe I ohne verpflichtenden Informatikunterricht.“

Volker Meyer-Guckel, Generalssekretär des Stifterverbandes: „Es ist ermutigend zu sehen, dass die Bundesländer nach und nach dazu übergehen, Informatik als Allgemeinbildung zu begreifen. Durch eine stärkere Verankerung in den Lehrplänen der Sekundarstufe leisten sie einen wirksamen Beitrag zur Chancengleichheit. Dennoch gibt es in verschiedenen Bundesländern noch Lücken in den Lehrplänen. Die Schülerinnen und Schüler laufen Gefahr, die Schule ohne grundlegende digitale und informatische Kompetenzen zu verlassen. Erfolgschancen auf dem Arbeitsmarkt insbesondere bei Frauen sollten nicht davon abhängen, in welchem Bundesland man aufwächst.“

Horst Nasko, Vorstand der Heinz Nixdorf Stiftung: „Die jüngsten Entwicklungen im Bereich des verpflichtenden Informatikunterrichts zeigen, dass die Bundesländer zunehmend Wege finden, neue Unterrichtsinhalte in die Stundentafeln zu integrieren. Allerdings stellt der Mangel an Informatiklehrerinnen und -lehrern nach wie vor ein wesentliches Hindernis für die Umsetzung dieses Unterrichts dar. Die künftigen Lehramtsabsolventinnen und -absolventen werden den wachsenden Bedarf nicht decken können. Im Kampf gegen den Mangel an Informatiklehrkräften brauchen wir kreative Lösungen für die Weiterbildung vorhandener Lehrkräfte, zum Beispiel durch den Ausbau von ortsunabhängigen Weiterbildungskursen.” 

Die Bedeutung verpflichtenden Informatikunterrichts unterstreichen auch Analysen des Stifterverbandes, die zeigen, dass verbindlicher Informatikunterricht in der Sekundarstufe I eine zentrale Rolle spielt, um insbesondere Mädchen für die Informatik zu begeistern: Während in Bundesländern ohne Pflichtfach Informatik Mädchen Kompetenznachteile gegenüber Jungen zeigen, sind diese in Bundesländern mit Pflichtfach Informatik ausgeglichen. In Bundesländern mit einem umfangreichen Pflichtfach Informatik in der Sekundarstufe I (Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen) belegen auch deutlich mehr Frauen Informatik in der Oberstufe.

Empfehlungen von GI, Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung

Um den Ausbau des Pflichtfachs Informatik weiter voranzutreiben, muss vor allem Raum in den Stundentafeln für das Fach geschaffen werden. Um eine Überbelastung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden, kann eine Aufstockung der Gesamtstundenzahl nicht die einzige Lösung sein. Mit seiner Aufstellung der Stundentafeln der Gymnasien aller Bundesländer schafft der Informatik-Monitor Transparenz darüber, wie sich die Stundentafeln der Bundesländer unterscheiden und wie einzelne Bundesländer den Informatikunterricht integriert haben.

Zudem müssen auch andere Möglichkeiten zur Gewinnung von Informatiklehrkräften ausgeschöpft werden. Über www.informatiklehrerin.de bietet die Gesellschaft für Informatik einen Überblick über die unterschiedlichen Wege in den Beruf sowie Beratungsangebote zu Weiterbildungen für bestehende Lehrkräfte. Erfolgreiche Modelle einzelner Bundesländer können dabei als Blaupause dienen. Zusätzlich sollten angehenden Lehrkräften Möglichkeiten zu einer ortsunabhängigen Qualifizierung (sprich Onlinekurse) und Planungssicherheit (sprich Verpflichtung zur Einführung des Pflichtfachs Informatik) gegeben werden.

Alle Ergebnisse und detaillierte Informationen zu den einzelnen Bundesländern unter www.informatik-monitor.de.