Mit einem Lächeln erzieht es sich leichter

Ein Gespräch mit Dr. Charmaine Liebertz, Expertin für ganzheitliches LernenWarum Kindern Humor so gut tut – auch im Hinblick auf Aggressionen?

Ein humorvolles Umfeld in der Familie hat nachweislich viele Vorteile für die Entwicklung von Kindern. Studien zeigen, dass Kinder, die häufig lachen, nicht nur optimistischer und stressresistenter sind, sondern auch sozial kompetenter und weniger aggressiv. Lachen wirkt wie ein emotionales Ventil – es hilft, Spannungen abzubauen, fördert die Frustrationstoleranz und stärkt die Verbindung zu anderen Menschen.
Übrigens: Während Erwachsene im Schnitt etwa 15 Mal pro Tag lachen, bringen es Kinder auf bis zu 400 fröhliche Ausdrucksformen – vom Kichern bis zum Juchzen. Lachen scheint bei ihnen zur Grundausstattung zu gehören!

Kann man Humor überhaupt vermitteln oder lernen?

Humor ist kein Zufallsprodukt. Kinder übernehmen viel von dem, was Erwachsene ihnen vorleben. Wer also möchte, dass sein Kind einen lockeren, positiven Umgang mit Herausforderungen entwickelt, sollte selbst eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen. Kleine Scherze, liebevolles Augenzwinkern und das gemeinsame Lachen über Missgeschicke zeigen dem Kind: Fehler gehören dazu – und dürfen sogar Spaß machen. Wichtig dabei: Der Humor sollte nie auf Kosten des Kindes gehen, sondern verbindend wirken.

Alltagstaugliche Tipps für mehr Leichtigkeit in der Erziehung

Wer Erziehung mit Humor angehen möchte, braucht keinen Masterplan – kleine Veränderungen reichen oft aus, um den Familienalltag aufzulockern:

  1. Reagieren Sie auf kleine Ungezogenheiten nicht gleich mit Strenge – manchmal hilft ein Lächeln mehr.
  2. Ein freundlicher Ton erreicht oft mehr als eine scharfe Ansage.
  3. In angespannten Situationen kann ein witziger Kommentar Wunder wirken.
  4. Regeln lassen sich auch mit Nachsicht und Humor vermitteln.
  5. Staunen Sie mit Ihrem Kind über Alltägliches – das schärft die Sinne fürs Wesentliche.
  6. Gemeinsames Spielen, Kitzeln und Lachen fördert den familiären Zusammenhalt.
  7. Lassen Sie sich von der kindlichen Freude anstecken – das wirkt entspannend.
  8. Lachen unterstützt das Lernen – je lockerer die Atmosphäre, desto leichter fällt das Verstehen.
  9. Verzichten Sie auf Ironie – Kinder können sie oft nicht richtig einordnen.
  10. Denken Sie daran: Ihre gute Laune ist ansteckend!

Lachen macht schlau!

Humor ist ein echter Lernbooster – das wissen Kinder ganz intuitiv. In „Das Schatzbuch des Lachens zeigt Dr. Charmaine Liebertz, wie Lachen, Spielen und Sprachwitz Bildung lebendig machen. Mit einer charmanten Kulturgeschichte des Lachens und vielen fröhlichen Spielideen wird Lernen zum Vergnügen – und das Leben ein bisschen leichter. Ideal für alle, die mit Herz und Humor begleiten wollen!

Umfang 208 Seiten, Format 21,0 x 14,8 cm, ISBN 9783944548272, 20 €


Weiterbildung: Lachen als Lernmotor – ein Zertifikatskurs mit Dr. Charmaine Liebertz

Humor spielt nicht nur im Familienleben eine zentrale Rolle, sondern auch in Bildung und Pädagogik. Wer Kinder unterrichtet, betreut oder erzieht, profitiert enorm von einer humorvollen Grundhaltung – sie erleichtert das Lernen, stärkt soziale Beziehungen und schafft eine positive Atmosphäre.

Dr. Charmaine Liebertz, erfahrene Pädagogin und Leiterin der Gesellschaft für ganzheitliches Lernen e.V., hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Martina Brausem einen besonderen Zertifikats-Lehrgang entwickelt, der Humor gezielt als pädagogisches Werkzeug vermittelt. Der Kurs richtet sich an pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Kita-Teams und alle, die mit Kindern arbeiten – und Humor dabei als professionelle Ressource einsetzen möchten.

Zertifikats-Lehrgang: „Lachen und Lernen – ein Traumpaar“

Was Sie erwartet:

Dieser praxisnahe Lehrgang bietet Ihnen fundiertes Wissen und konkrete Anregungen, wie Sie Humor gezielt in Bildungs- und Betreuungskontexten einsetzen können. Er basiert auf aktuellen Erkenntnissen aus Pädagogik, Soziologie, Gelotologie (Lachforschung) und der Hirnforschung.

Inhalte des Kurses:

  • Kultur- und Medizingeschichte des Lachens
  • Neueste Ergebnisse aus der Lachforschung und Neurowissenschaft
  • Pädagogische und soziologische Grundlagen des Humors
  • Der Zusammenhang zwischen Humor und erfolgreichem Lernen
  • Konkrete Methoden, Spiele und Übungen für die Praxis

Kursformat:

Der Lehrgang folgt einem dualen Konzept aus Theorie und Praxis:

🧠 10 Stunden Online-Theorie:
Individuell einteilbar, auch am Wochenende – ideal für Teams, die flexibel lernen möchten.

🎯 5 Stunden Praxis vor Ort:
Ein Tag voller Übungen, Spiele und direkter Anwendung in Ihrer Einrichtung – mit persönlicher Anleitung durch das Kurs-Team.

Leitung:
Dr. Charmaine Liebertz (Pädagogin, Autorin) und Martina Brausem (Trainerin und Fachreferentin)

Anmeldung & Kontakt:
📞 Telefon: 0221 / 9233103
✉️ E-Mail: c.liebertz@ganzheitlichlernen.de
🌐 Webseite: www.ganzheitlichlernen.de




Einsamkeit bei Kindern: Schon Fünfjährige fühlen sich häufig allein

Neue Daten des Deutschen Jugendinstituts weisen darauf hin, dass auch Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren Einsamkeit erleben

Einsamkeit beginnt oft früher, als viele denken. Laut aktuellen Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) fühlt sich mehr als jedes fünfte Kind im Kindergarten- oder Grundschulalter zumindest gelegentlich einsam. Die Daten stammen aus dem Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), der im Jahr 2023 über 2.100 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren befragte.

In persönlichen, kindgerecht gestalteten Interviews berichteten 17 Prozent der Kinder, dass sie sich in der Woche vor der Befragung manchmal allein gefühlt hätten. Weitere fünf Prozent gaben an, dieses Gefühl häufig oder ganz oft zu haben. Damit zeigt sich: Einsamkeit ist nicht nur ein Thema für Jugendliche oder ältere Erwachsene, sondern betrifft bereits viele Kinder in der Grundschule.

Familiäre Veränderungen erhöhen das Risiko

Die Auswertungen zeigen deutliche Unterschiede je nach familiärer Lebensform. Kinder aus Trennungs- oder Stieffamilien berichten besonders häufig von Einsamkeit. Während 22 Prozent der Kinder aus sogenannten Kernfamilien von Einsamkeitserfahrungen berichten, steigt dieser Anteil bei Kindern, die bei nur einem Elternteil leben, auf 28 Prozent. In Stieffamilien liegt er sogar bei 34 Prozent.

„Eine elterliche Trennung bedeutet für Kinder eine tiefgreifende Veränderung ihrer Lebenswelt“, erklärt Dr. Alexandra Langmeyer, die gemeinsam mit Dr. Christine Entleitner-Phleps die Daten analysiert hat. „Das kann sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken und Einsamkeit begünstigen.“

Materielle Belastung wirkt sich spürbar aus

Auch die wirtschaftliche Situation im Elternhaus spielt eine Rolle. Kinder, die in Haushalten mit materiellen Einschränkungen leben – also in jenen Familien, die sich notwendige und für den üblichen Lebensstandard charakteristische Ausgaben nicht oder kaum leisten können – berichten bis zu 29 Prozent über Einsamkeit. In Familien ohne solche Einschränkungen liegt der Anteil bei 21 Prozent.

„Wenn Teilhabechancen fehlen und die Stimmung in der Familie durch Geldsorgen belastet ist, kann sich das auf die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern auswirken“, so die Studienautorinnen.

Auffälliges Verhalten und Einsamkeit: ein wechselseitiger Zusammenhang?

Die Auswertung zeigt außerdem einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Verhaltensauffälligkeiten. Kinder, die von ihren Eltern im SDQ (Strengths and Difficulties Questionnaire) als auffällig eingeschätzt wurden, fühlen sich deutlich häufiger einsam als Kinder mit unauffälligem Verhalten. 25 Prozent der auffällig eingeschätzten Kinder berichten von gelegentlicher Einsamkeit, neun Prozent sogar von häufigem Alleinsein. Zum Vergleich: Bei Kindern mit unauffälligem Verhalten liegen die Werte bei 17 beziehungsweise fünf Prozent.

Ob Einsamkeit eher Folge oder Ursache von Verhaltensproblemen ist, bleibt offen. „Mit den vorliegenden Daten lassen sich keine eindeutigen Rückschlüsse ziehen“, erklärt Langmeyer. Sie und Entleitner-Phleps plädieren für längsschnittliche Studien, die den Lebensverlauf von Kindern über einen längeren Zeitraum begleiten, um solche Fragen klären zu können.

Hintergrund: AID:A-Survey und Aktionswoche gegen Einsamkeit

Die Daten stammen aus dem Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A), den das DJI regelmäßig durchführt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgte im Rahmen der Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert wurde. Sie zielt darauf ab, Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Thema sichtbar zu machen – auch in frühen Lebensphasen.

Kontakt:
Dr. Alexandra Langmeyer
Leitung der DJI-Fachgruppe „Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern“
E-Mail: langmeyer@dji.de

Gernot Körner




Wie Smartphones die frühkindliche Entwicklung stören können

Studie zeigt: Elterliche Handynutzung in Gegenwart von Kleinkindern kann deren Verhalten und Bindung beeinträchtigen

Eine aktuelle Metaanalyse zeigt: Wenn Eltern im Beisein ihres Kleinkindes regelmäßig digitale Medien nutzen, wirkt sich das negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Die sogenannte „Technoferenz“ – also die Ablenkung durch Smartphones oder Tablets – steht in Zusammenhang mit schwächeren kognitiven Fähigkeiten, häufigerem problematischem Verhalten, weniger prosozialem Handeln und einer geringeren emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind.

Digitale Ablenkung hat messbare Folgen

Analysiert wurden 21 Studien mit insgesamt fast 15.000 Familien aus zehn Ländern. Die Ergebnisse belegen, dass die elterliche Nutzung digitaler Geräte mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten bei Kindern unter fünf Jahren korreliert. Gleichzeitig verbringen diese Kinder selbst mehr Zeit vor Bildschirmen. Zwar sind die Effekte statistisch gesehen eher klein, doch angesichts der frühkindlichen Sensibilität können sie langfristig große Auswirkungen haben.

Handlungsbedarf in Familien und Kitas

Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Eltern sollten für die Auswirkungen ihrer eigenen Mediennutzung sensibilisiert werden. Frühkindliche Bildungsangebote können hier unterstützend wirken – durch Beratung, Aufklärung und praktische Anregungen für einen achtsamen Medienumgang im Familienalltag.

Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2833506

Medienkompetenz beginnt bei den Erwachsenen

Kinder kommen heute früh mit digitalen Medien in Kontakt – zu Hause, im Kindergarten und in der Freizeit. Diese Alltagspräsenz weckt Interesse und Neugier, stellt aber auch pädagogische Fragen. Medienkompetenz zählt heute zu den Schlüsselkompetenzen und sollte altersgerecht entwickelt werden.

Dabei geht es nicht nur um das Ob, sondern um das Wie: Welche Inhalte sind geeignet, wie lange ist die Nutzung sinnvoll, und welche Rolle spielen Alter und Kontext? Diese Überlegungen betreffen bereits die Jüngsten – vom Krippen- bis ins Grundschulalter.

Wenn digitale Medien zum Thema in der frühen Bildung werden, ist eine sorgfältige Auseinandersetzung nötig. Diese Streitschrift fordert dazu auf, Nutzung und Wirkung differenziert zu betrachten.

Broschüre, 28 Seiten, ISBN: 9783963046193, 5 €




Schnuller und Daumen: Wann Kinder sich entwöhnen sollten

Viele Eltern haben laut einer Umfrage das Gefühl, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben

Schnuller und Daumenlutschen können Babys beruhigen und ihnen helfen, besser einzuschlafen – das wissen viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, sich von diesen Gewohnheiten zu verabschieden? Eine landesweite Umfrage des C.S. Mott Children’s Hospital an der University of Michigan (USA) gibt Einblicke in die Erfahrungen und Unsicherheiten vieler US-amerikanischer Familien.

Häufiger als gedacht – und manchmal länger als gut ist

Fast jedes zweite Elternteil berichtet, dass das eigene Kind einen Schnuller genutzt hat oder nutzt. Ein Viertel der Kinder lutscht oder lutschte am Daumen oder an den Fingern. Dabei war das Verhalten vor allem mit Einschlafsituationen, Mittagsschlaf oder emotionalem Stress verbunden – einige Kinder griffen aber auch beim Fernsehen oder in anderen Alltagssituationen regelmäßig darauf zurück. Etwa jedes fünfte Kind nutzte den Schnuller nahezu durchgängig.

Viele Eltern gaben an, im Nachhinein das Gefühl gehabt zu haben, den richtigen Zeitpunkt zum Abgewöhnen verpasst zu haben. Und das kann Folgen haben: Ein zu langes Beibehalten der Gewohnheit kann die Zahnentwicklung stören – und möglicherweise auch die Sprachentwicklung.

Kuscheltier oder Handschuhe? Wie Eltern versuchen, das Verhalten zu beenden

Über die Hälfte der befragten Eltern ist der Meinung, dass Kinder spätestens vor dem zweiten Geburtstag mit dem Schnuller oder Daumenlutschen aufhören sollten. Manche Kinder hören von selbst damit auf, doch nicht immer geht der Abschied reibungslos. Eltern berichten von verschiedenen Strategien: Einige schnitten ein Loch in den Sauger, um ihn unattraktiver zu machen, andere setzten auf Ersatz wie ein Kuscheltier. In seltenen Fällen kamen sogar abschreckende Mittel wie scharfe Sauce oder Vaseline zum Einsatz, was sicher nicht zur Nachahmung empfohlen werden sollte. Die Eltern sind jedenfalls gefragt, ihr Kind achtsam und liebevoll beim Loslassen dieser frühen Trostspender zu begleiten.

Laut Susan Woolford, Co-Direktorin des Mott Polls, sind Schnuller und Daumenlutschen in der frühen Kindheit ein normales Beruhigungsverhalten. Wenn es aber über die Kleinkindzeit hinaus bestehen bleibt oder das tägliche Leben beeinträchtigt, könne es ein Hinweis darauf sein, dass dem Kind alternative Strategien zur Stressbewältigung fehlen.

Hier geht es zur Originalfassung des Berichts: https://mottpoll.org/

Quelle: Pressetext.com/Ann Arbor




Musikunterricht stärkt die Tonhöhenwahrnehmung und die Emotionssensibilität

US-Studie zeigt: Kinder mit musikalischer Förderung erkennen Tonhöhen und Emotionen in Stimmen besser – soziale Effekte bleiben begrenzt

Kinder, die regelmäßig Musikunterricht erhalten, entwickeln eine deutlich bessere Fähigkeit, Tonhöhen zu erkennen – das zeigt eine US-amerikanische Längsschnittstudie, die im Sommer 2024 von Jed Villanueva, Beatriz Ilari und Assal Habibi an der University of Southern California veröffentlicht wurde. Auch in der Erkennung von Emotionen – insbesondere in auditiven Reizen wie Filmszenen – schnitten musikalisch geschulte Kinder besser ab. Die Studie begleitete 83 Kinder über vier Jahre und untersuchte die Wirkung von Musikunterricht im Vergleich zu Sportprogrammen und einer Kontrollgruppe ohne strukturiertes Nachmittagsangebot.

Wo Musikunterricht wirklich wirkt

Der stärkste Effekt zeigte sich bei der Tonhöhenwahrnehmung: Kinder im Musikprogramm konnten Melodien deutlich präziser nachsingen als ihre Altersgenossen aus den anderen Gruppen. Diese Fähigkeit wird durch den systematischen Unterricht gezielt gefördert – ein klassischer Fall von Nahtransfer. Auch die Fähigkeit, emotionale Stimmungen in Filmausschnitten zu erkennen, entwickelte sich bei den musikalisch geförderten Kindern stärker – ein möglicher Hinweis auf die feinere auditive Verarbeitung durch musikalisches Training.

Keine Vorteile beim Taktgefühl oder im Sozialverhalten

Anders bei der rhythmischen Synchronisation: Hier verbesserten sich alle Kinder im Laufe der Zeit, egal ob sie Musik- oder Sportunterricht erhielten. Der Musikunterricht brachte in diesem Bereich keinen zusätzlichen Effekt.

Auch bei den sozialen Fähigkeiten – wie Empathie, Perspektivübernahme oder dem Wunsch zu teilen – zeigte die Musikgruppe keinen deutlichen Vorsprung. Besonders das Teilungsverhalten entwickelte sich bei allen Gruppen mit dem Alter, wobei Kinder in der Sportgruppe sogar etwas großzügiger waren. Empathische Grundhaltungen blieben weitgehend stabil und wurden eher durch kognitive Fähigkeiten als durch Musik beeinflusst.

Fazit

Musikunterricht wirkt – aber vor allem dort, wo gezielt geübt wird. Die Studie der University of Southern California belegt: Kinder profitieren musikalisch und in ihrer Emotionswahrnehmung – vor allem im auditiven Bereich. Die Hoffnung, dass Musikunterricht automatisch auch soziale Kompetenzen wie Empathie oder Hilfsbereitschaft stärkt, erfüllt sich hingegen nicht flächendeckend. Für Schulen und Familien bedeutet das: Musik ist ein wertvoller Bildungsbaustein – aber kein Allheilmittel für die Persönlichkeitsentwicklung.

Hier geht es zur Studie.

Gernot Körner




Unangemessene Werbung auf Kinderwebseiten trotz gesetzlicher Verbote

Trotz gesetzlicher Verbote stoßen Kinder auf Lern- und Spieleseiten im Netz regelmäßig auf sexuelle, medizinische und kommerzielle Werbung

Von außen sehen sie harmlos aus: Lernplattformen, Spieleportale und Wissensseiten für Kinder unter 13 Jahren. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt dort Werbung, die alles andere als kindgerecht ist. Eine aktuelle Untersuchung von Forschenden der Radboud-Universität (Niederlande), der KU Leuven (Belgien) und der Ruhr-Universität Bochum bringt nun systematisch ans Licht, womit junge Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich konfrontiert werden. Die Ergebnisse sind erschreckend – und zeigen auch, dass gesetzliche Schutzvorgaben im digitalen Raum praktisch ins Leere laufen.

„Es war eine bunte Mischung mit einigen alarmierenden Inhalten“, sagt Informatik-Professorin Dr. Veelasha Moonsamy von der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam mit ihrem Team analysierte sie rund 2.000 Webseiten, die speziell auf Kinder ausgerichtet sind. Dabei wurden etwa 70.000 Werbeanzeigen gesammelt – eine enorme Datenmenge, die durch die dynamische Struktur vieler Webseiten zustande kam: „Die Werbeanzeigen ändern sich alle paar Minuten“, erklärt Moonsamy.

Werbung, die Kinder nicht sehen sollten

Insgesamt fanden die Forschenden 1.003 Anzeigen, die sie als unangemessen einstuften. Darunter Werbung für Verlobungsringe und Dessous, für Diätpillen und Partnerbörsen. Auch Anzeigen für Tests auf Depression oder Homosexualität sowie für Sexspielzeug und Chatangebote mit anzüglich gekleideten Frauen waren Teil des Materials.

Dabei ist die Rechtslage eigentlich klar: Werbung, die Kinder gefährden oder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen könnte, ist verboten. Doch die Realität im Netz sieht anders aus. „Eigentlich gibt es Gesetze, die regeln, mit welchen Anzeigen Kinder konfrontiert werden dürfen“, betont Moonsamy. „Aber sie werden nicht eingehalten.“

Gesetzlicher Schutz bleibt Theorie

Ein Kernproblem liegt in der technischen Infrastruktur des Internets: Werbeanzeigen werden häufig automatisch und zentral gesteuert, unabhängig davon, für wen die jeweilige Webseite gedacht ist. Es gibt keine technische Unterscheidung zwischen Seiten für Kinder und solche für Erwachsene – und somit auch keine Filterung im Anzeigennetzwerk.

„Das Internet gibt es seit Jahrzehnten. Es ist ein komplexes System, das seine bestimmte Funktionsweise hat, und man kann nicht einfach grundlegend etwas ändern. Das könnte alles zusammenbrechen lassen“, erklärt Moonsamy. Dennoch bleibt die Frage, warum bestehende Regeln nicht wirksam durchgesetzt werden – und warum es noch immer keinen flächendeckenden Schutz für Kinder im Netz gibt.

Was Eltern tun können

Eltern sind mit dieser Situation oft überfordert. Welche Tools helfen wirklich, um Kinder zu schützen? Wie funktioniert verhaltensbasierte Werbung? Und wie kann man als Familie digitale Kompetenz aufbauen? Antworten auf diese Fragen liefert der ausführliche Artikel von Veelasha Moonsamy im Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum. Darin gibt sie praxisnahe Tipps – und fordert eine konsequentere Regulierung auf politischer und technischer Ebene.

👉 Der vollständige Beitrag ist hier zu finden: Rubin-Magazin.

Quelle: Pressemitteilung von Dr. Julia Weiler, Dezernat Hochschulkommunikation, Ruhr-Universität Bochum




OECD-Bericht: So beeinflusst die digitale Welt das Leben von Kindern

Die internationale Wirtschaftsorganisation fordert mehr Schutz, bessere Daten und gemeinsame Verantwortung

Fast jedes Kind ist heute online – und das immer früher. Schon 93 Prozent der Zehnjährigen hatten laut internationalen Bildungsstudien 2021 Zugang zum Internet, 70 Prozent besitzen ein eigenes Smartphone. Bei den 15-Jährigen ist die digitale Welt längst Alltag: 98 Prozent haben ein internetfähiges Smartphone, 96 Prozent Zugriff auf einen Computer oder ein Tablet zu Hause. In manchen Ländern verbringen Jugendliche über 60 Stunden pro Woche online – fast ein Vollzeitjob.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht darin große Chancen – aber auch wachsende Risiken. In ihrem neuen Bericht „How’s Life for Children in the Digital Age?“ fordert sie ein umfassendes Umdenken: Kinder brauchen Schutz, Orientierung und Unterstützung – nicht nur online, sondern auch in ihrem realen Umfeld.

Fakten auf einen Blick: So digital leben Kinder heute

  • 93 Prozent der Zehnjährigen hatten 2021 Internetzugang (2011: 85 Prozent)
  • 70 Prozent der Zehnjährigen besitzen ein eigenes Smartphone
  • 98 Prozent der 15-Jährigen in OECD-Ländern haben ein Smartphone mit Internet
  • Mindestens 50 Prozent der 15-Jährigen verbringen 30+ Stunden/Woche mit digitalen Geräten
  • In Ländern wie Lettland sind es bis zu 43 Prozent, die 60+ Stunden/Woche online sind

Chancen ja – aber nicht um jeden Preis

Digitale Technologien bieten Kindern viele Möglichkeiten: Sie fördern Lernen, Kreativität und soziale Kontakte. Doch die Risiken sind real:

  • Cybermobbing nimmt zu
  • Übermäßige Nutzung kann zu Stress, Schlafproblemen und Isolation führen
  • 17 Prozent der Jugendlichen fühlen sich nervös oder ängstlich ohne ihre Geräte
  • 27,6 Prozent geben an, in sozialen Netzwerken schon falsche Informationen geteilt zu haben

Besonders problematisch wird es, wenn Kinder den Umgang mit digitalen Medien nicht mehr steuern können: Wenn Online-Aktivitäten den Schlaf, die Schulleistungen oder das Selbstwertgefühl beeinträchtigen, sprechen Fachleute von problematischer oder sogar suchtähnlicher Nutzung.

Was Kinder besonders belastet – laut OECD-Bericht

  • Vergleich mit idealisierten Bildern auf Social Media
  • Cybermobbing und Online-Druck
  • Fehlende echte soziale Kontakte
  • Passive Mediennutzung ohne Interaktion
  • Familiäre Belastungen wie Konflikte oder wenig Unterstützung

Und was hilft? Ein gemeinsamer, ganzheitlicher Ansatz

Die OECD schlägt vor, auf vier Säulen zu setzen:

  1. Klare Regeln und kindgerechte Technik
    Digitale Dienste müssen sicher gestaltet werden – mit Schutzfunktionen und Altersgrenzen.
  2. Digitale Bildung für alle
    Kinder brauchen Medienkompetenz – aber auch Eltern, Lehrkräfte und Betreuer müssen mitziehen.
  3. Alltagstaugliche Hilfen für Familien
    Eltern brauchen Unterstützung, um Risiken zu erkennen und digitale Routinen gesund zu gestalten.
  4. Kinder mitentscheiden lassen
    Ihre Sichtweisen und Erfahrungen sind entscheidend, um gute Politik für sie zu machen.

Was noch fehlt: Bessere Daten, mehr Forschung

Ein großes Problem bleibt: Vieles wissen wir noch nicht genau. Die Forschung zur digitalen Kindheit ist oft korrelativ statt kausal, und in vielen Ländern fehlen belastbare Daten zur Bildschirmzeit, Art der Nutzung und den Auswirkungen.

Die OECD fordert daher:

  • Mehr und bessere Datenerhebung
  • Langzeitstudien zum digitalen Verhalten von Kindern
  • Einbindung von Fachwissen aus Gesundheit, Bildung und Sozialarbeit
  • Berücksichtigung vulnerabler Gruppen – etwa Kinder mit psychischen Belastungen

Neue Technologien, neue Herausforderungen

Künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) bringen neue Chancen – aber auch neue Risiken. KI kann beim Lernen helfen, aber auch Fehlinformationen und Datenschutzprobleme verursachen. VR kann in der Bildung oder Therapie helfen, birgt aber Gefahren wie Reizüberflutung oder Realitätsverlust, besonders für kleine Kinder.

Deshalb gilt: Neue Technik braucht kluge Regeln, sichere Gestaltung, Zeitlimits – und erwachsene Aufsicht.

Fazit: Kinder brauchen mehr als WLAN

Die digitale Welt ist für Kinder heute selbstverständlich – sie soll sie stärken, nicht überfordern. Dafür braucht es einen Schulterschluss von Politik, Bildung, Forschung, Familien und Unternehmen. Die OECD zeigt: Nur wenn wir die Offline- und Online-Welten zusammendenken, können wir das Wohlergehen der nächsten Generation sichern.

Zur Rolle der OECD

Die OECD spielt im Bereich Kinder und Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle, indem sie Daten sammelt, internationale Standards entwickelt und Regierungen bei der Ausarbeitung wirksamer Politikstrategien unterstützt. Ziel ist es, die Chancen der digitalen Welt für Kinder nutzbar zu machen – ohne dabei die Risiken für ihre Entwicklung, Gesundheit und Sicherheit zu übersehen.

Quelle: „How’s Life for Children in the Digital Age?“

Gernot Körner




Mehr als Noten: Was Musik Kindern wirklich bringt

Warum Musikunterricht nicht klüger macht – aber trotzdem unverzichtbar ist

Musikunterricht wird oft als Wundermittel für die kindliche Entwicklung gepriesen. Die Hoffnung: Wer ein Instrument lernt, wird nicht nur musikalischer, sondern auch intelligenter, besser im Rechnen, Lesen und Denken. Doch eine umfassende Metaanalyse zeigt: Diese Erwartungen sind oft überzogen.

Große Studie – ernüchterndes Ergebnis

Bereits 2020 werteten Dr. Giovanni Sala (Fujita Health University, Japan) und Prof. Fernand Gobet (London School of Economics) 54 Studien mit rund 7.000 Kindern aus. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob Musikunterricht auch über das Musizieren hinaus kognitive Fähigkeiten wie logisches Denken, Sprachverständnis oder Mathematik verbessert.

Das Ergebnis: Bei sorgfältig durchgeführten Studien – mit klaren Kontrollgruppen und zufälliger Zuteilung – zeigte sich kein nachweisbarer Einfluss von Musikunterricht auf allgemeine Intelligenz oder schulische Leistungen. Kurz: Musik macht nicht automatisch klüger.

Warum dieser „kognitive Schub“ meist ausbleibt

Der sogenannte Transfer-Effekt erklärt, warum. Fähigkeiten lassen sich nur schwer auf völlig andere Bereiche übertragen. Wer Klavier spielt, verbessert seine musikalischen Fertigkeiten – aber diese übertragen sich nicht automatisch auf Mathematik oder Sprachtests.

Musik wirkt anders – und tiefgreifend

Doch das heißt nicht, dass Musikunterricht unwirksam ist. Im Gegenteil: Er wirkt auf anderen Ebenen – und diese sind für die kindliche Entwicklung mindestens ebenso wichtig.

Musik fördert nachweislich das Selbstbewusstsein von Kindern. Ein Instrument zu beherrschen, ein Musikstück zu lernen und aufzuführen – das gibt Erfolgserlebnisse, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und macht stolz. In einer Zeit, in der Kinder oft unter Leistungsdruck stehen, ist das ein unschätzbarer Wert.

Zudem bietet Musik einen Raum für Kreativität und freien Ausdruck. Anders als viele Schulfächer verlangt sie nicht nur korrektes Denken, sondern erlaubt Emotionen, Fantasie und Individualität. Kinder lernen, sich nonverbal auszudrücken – durch Klang, Rhythmus und Bewegung.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Freude, die Musik vermittelt: Singen, Musizieren oder gemeinsames Musikhören wecken Begeisterung, fördern soziale Bindungen und schaffen Momente echter Lebendigkeit – im Klassenzimmer wie im Alltag.

Auch sprachlich ein Gewinn

Darüber hinaus zeigen Forschungen des Max-Planck-Instituts für Neurowissenschaften, dass Musik und Sprache ähnliche Bereiche im Gehirn aktivieren. Das erklärt, warum Musikunterricht oder aktives Musikhören gerade die Sprachentwicklung unterstützen kann – ein bedeutender Aspekt für jüngere Kinder.

Fazit: Musikunterricht ist kein Intelligenz-Booster – aber ein Bildungsgewinn

Musik allein steigert vielleicht nicht die Intelligenz – doch sie leistet einen entscheidenden Beitrag zur emotionalen, kreativen und sozialen Entwicklung. Sie stärkt das Selbstwertgefühl, fördert Ausdruckskraft und lässt Kinder erleben, dass Lernen Spaß machen kann.

Musik ist kein Wundermittel für schulische Höchstleistungen – aber ein unverzichtbarer Teil ganzheitlicher Bildung.

https://link.springer.com/article/10.3758/s13421-020-01060-2

Gernot Körner