KinderVan W6 von WonderFold: 6-Sitzer für den Kita-Alltag

Stabil, komfortabel und mit großem Stauraum – so bewährte sich der Kinderwagen im Würzburger Praxistest

In Kindertagesstätten gehört es zum Alltag, mehrere Kinder gleichzeitig sicher und komfortabel zu transportieren. Für diesen Zweck gibt es spezielle Mehrsitzer-Kinderwagen, die den Anforderungen von Erzieherinnen und Erziehern gerecht werden. Einer der neuesten Vertreter ist der WonderFold W6 KinderVan, ein moderner 6-Sitzer-Kinder- und Transportwagen mit viel Stauraum, stabiler Bauweise und cleveren Sicherheitsfeatures.

Wir haben den WonderFold W6 vier Wochen lang in einer Würzburger Kita getestet und dabei geprüft, wie er sich im täglichen Einsatz mit den Kindern bewährt.

Viel Platz für Kinder – und für alles, was dazugehört

Der WonderFold W6 bietet Platz für bis zu sechs Kinder. Die Sitze sind herausnehmbar, weich gepolstert und mit 5-Punkt-Sicherheitsgurten ausgestattet. Besonders im Vergleich zu herkömmlichen Modellen fiel auf, dass die Kinder bequemer sitzen und auch längere Fahrten entspannt meistern. Eine Erzieherin aus der Kita Würzburg berichtete nach einer Fahrt: „Die Kinder hatten richtig Spaß und saßen entspannt im Wagen. Niemand hat gemeckert, das spricht schon für den Komfort.“ Auch ist der Wagen etwas schmaler als andere, was ein leichtes Durchkommen – vor allem durch Türen – ermöglicht.

Der tiefe Innenraum und die erhöhte Sitzposition ermöglichen es den Kindern, nach draußen zu schauen – ein entscheidender Pluspunkt für neugierige Kita-Kinder, die ihre Umwelt aktiv wahrnehmen möchten.

Handhabung im Alltag: leichtgängig mit kleinen Einschränkungen

Im täglichen Einsatz wurde der W6 mehrere Male pro Woche genutzt, etwa für Spaziergänge, Ausflüge oder Wege über das Kitagelände. Insgesamt ließ sich der Wagen gut fahren. Geradeaus war das Schieben angenehm und kraftsparend, bei Kurven musste jedoch etwas mehr gesteuert werden.

Ein pädagogischer Mitarbeiter fasste es so zusammen: „Wenn es geradeaus geht, fährt er super. Bei Kurven merkt man, dass die Räder unterschiedlich arbeiten. Zieht man den Wagen, wird es leichter – beim Schieben ist der Wendekreis recht groß.“

Das gilt vor allem dann, wenn der Wagen mit sechs Kindern und dem üblichen Gepäck für Ausflüge voll besetzt ist. Bei geringerer Zuladung ist eben alles leichter.

Besonders hilfreich sind die beiden Griffe, die es ermöglichen, den Wagen nicht nur zu schieben, sondern auch flexibel zu ziehen. Damit eignet sich der KinderVan auch für längere Ausflüge oder wenn das Gelände uneben ist.

Sicherheit und Schutz: Stabilität überzeugt

Ein entscheidendes Kriterium im Kita-Alltag ist die Sicherheit. Hier zeigte sich der WonderFold W6 zuverlässig. Der Wagen steht stabil – selbst dann, wenn Kinder sich daran hochziehen oder abstützen. In einem Testversuch kletterten Kinder am Rahmen, ohne dass der Wagen ins Wanken geriet.

Das große Sonnendach sorgt für wirksamen Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und Wind. Pädagogische Fachkräfte lobten die Lösung: „Das Dach ist super. Gerade bei Ausflügen im Sommer ist es wichtig, dass die Kinder nicht nur durch eine Mütze geschützt sind.“

Einziger Kritikpunkt war die Handhabung der Gurte, die in der Praxis etwas umständlich wirken. Hier wäre ein vereinfachtes System wünschenswert, damit Kinder schneller und stressfreier angeschnallt werden können. Andererseits sitzen die Kinder, nachdem sie mit den Fünfpunktguten angeschnallt wurden, supersicher.

Fahrkomfort auf unterschiedlichen Untergründen

Im Test fuhr der KinderVan nicht nur auf Asphalt, sondern auch über Kopfsteinpflaster, Schotterwege und sogar über Gartenschläuche. Das Ergebnis: Die Federung und die XL-Räder machten kleine Hindernisse problemlos mit.

Eine Erzieherin erklärte: Wir sind auch über Kopfsteinpflaster gefahren – das war kein Problem. Der Wagen ist robust und federt Unebenheiten gut ab.“

Für steilere Strecken im vollbeladenen Zustand wäre eine zusätzliche Handbremse sinnvoll. Hier bietet der Hersteller mittlerweile eine Lösung an: sogenannte E-Wheels (elektrische Räder), die nicht nur beim Schieben unterstützen, sondern auch aktives Bremsen ermöglichen. Diese Option macht den W6 besonders interessant für Kitas, die Ausflüge in hügeliges oder unwegsames Gelände planen.

Praktische Details: Stauraum und Klappfunktion

Neben den Sitzen überzeugt der W6 auch durch durchdachte Extras. Ein großzügiger Stauraum mit Taschen und ein abnehmbarer Korb mit Kühlfach sorgen dafür, dass Snacks, Getränke und Wechselkleidung problemlos Platz finden. Für den Kita-Alltag, in dem viel Material mitgenommen werden muss, ist das ein großer Vorteil.

Außerdem lässt sich der Wagen mit wenigen Handgriffen zusammenklappen und erstaunlich platzsparend verstauen. Im Gegensatz zu vielen sperrigen Konkurrenzmodellen passt er so auch in kleinere Lagerräume oder Fahrzeuge.

Pro & Contra auf einen Blick

Vorteile:

  • Platz für bis zu sechs Kinder
  • Bequeme, gepolsterte Sitze
  • Sehr guter Sonnenschutz
  • Hohe Stabilität, auch bei Bewegung der Kinder
  • Viel Stauraum und praktisches Kühlfach
  • Klappbar und leicht zu verstauen
  • Geländegängig
  • Hoher Fahrkomfort auch auf unebenen Untergrund
  • Schmaler als andere, kommt deshalb durch Türen

Verbesserungspotenzial:

  • Wendekreis in Kurven relativ groß
  • Gurt-System etwas umständlich
  • Handbremse nur als Zubehör (E-Wheels) erhältlich

Fazit: Ein moderner Kinderwagen für den professionellen Einsatz

Der WonderFold W6 KinderVan hat sich im Würzburger Praxistest als stabiler, komfortabler und zuverlässiger 6-Sitzer Kinderwagen für Kitas erwiesen. Die Kinder fuhren sicher, bequem und mit sichtbarer Freude. Pädagogische Fachkräfte schätzten die hohe Stabilität, den Sonnenschutz und die gute Federung.

Kleinere Kritikpunkte wie das Gurt-System oder der Wendekreis schmälern den positiven Gesamteindruck kaum – zumal der Hersteller mit den optionalen E-Wheels bereits Lösungen anbietet. Damit ist der WonderFold W6 eine intelligente und moderne Transportlösung für Kindertagesstätten, die regelmäßig mit mehreren Kindern unterwegs sind und Wert auf Sicherheit, Komfort und Praxistauglichkeit legen.

Weitere Informationen finden Sie hier…

Gernot Körner




Mitbestimmung stärkt Demokratie und Motivation in Schule und Ganztag

Neue Studie: Wo Lernende mitentscheiden, wachsen Motivation, Selbstwirksamkeit und Demokratiekompetenzen – besonders im Ganztag

Schulen sind mehr als Lernorte – sie sind Erfahrungsräume für demokratisches Handeln. Das zeigt die aktuelle Meldung „Schulen können die Demokratie noch stärker machen – wenn sie richtig unterstützt werden“, die neue Daten zur Beteiligung von Schüler:innen zusammenfasst (zur Meldung). Dort, wo Lernende mitbestimmen, sind demokratische Kompetenzen und empfundene Selbstwirksamkeit stärker ausgeprägt – besonders in Ganztagsschulen.

„Unsere Demokratie braucht engagierte junge Menschen, die gelernt haben, ihre Stimme zu erheben, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und Kompromisse zu finden.“

(Brigitte Mohn)

Was die Daten zeigen

Die Studie „Demokratisierung des Lernens in Schule“ macht deutliche Lücken sichtbar: 63 % der Befragten können selten oder nie über Unterrichtsthemen mitbestimmen, 55 % haben kaum Einfluss auf Methoden und Materialien, 41 % geben an, Lehrkräften selten oder nie Feedback zum Unterricht mitteilen zu können. Nur etwa die Hälfte glaubt, Entscheidungen beeinflussen zu können, die die gesamte Schule betreffen. Besonders in Gymnasien ohne Ganztag erleben Jugendliche wenig Mitbestimmung (Studienhinweis in der Meldung).

Mitbestimmung wirkt – im Unterricht und darüber hinaus

Wissenschaftlich gut belegt ist: Beteiligung stärkt Motivation und Verantwortung. Wenn Lernende mitentscheiden dürfen, was und wie sie lernen, fühlen sie sich ernst genommen – Unterricht lässt sich passgenauer zuschneiden, was Bildungserfolg und Chancengleichheit erhöht.

„Eine zukunftsfähige Schule ist ohne Beteiligung nicht mehr vorstellbar.“

(Arne‑Christoph Halle)

„Den Auftrag, junge Menschen für das Leben in einer sich schnell verändernden Gesellschaft vorzubereiten, können Schulen nur erfüllen, wenn sie sich selbst verändern. Dafür brauchen sie die politische Rückendeckung, die Mittel und die nötigen Freiheiten.“

(Arne‑Christoph Halle)

Empfehlungen: Freiräume, Feedback, Beteiligungsrechte

Die Befunde sind mit klaren Empfehlungen verknüpft: Feedback von Schüler:innen verbindlich und regelmäßig einbeziehen – etwa durch digitale Befragungen, wie sie in kommunalen Monitorings erprobt sind (z. B. UWE – Umwelt, Wohlbefinden und Entwicklung). Dazu gehören mehr Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung und flexiblere Lehrpläne sowie eine Lern- und Prüfungskultur, in der Lernende mitbestimmen, was und wie sie lernen (Hintergründe und Materialien u. a. im Schulbereich von jungbewegt). Zentral ist die Qualifizierung von Schulleitungen und Lehrkräften, damit Beteiligung sinnvoll umgesetzt werden kann. Mitbestimmungsrechte der Schülervertretungen sollten gestärkt und enger in schulpolitische Diskussionen eingebunden werden. Für konkrete Situationen zeigt das multimediale Angebot Demokratiekosmos Schule (DEKOS), wie pädagogische Teams bei Antisemitismus und Rechtsextremismus sicher reagieren und demokratische Kultur im Alltag verankern können.

Gelebte Demokratie sichtbar machen

Wie Schulen Demokratie bereits sichtbar leben, illustrieren Auszeichnungen und Initiativen. Ein aktueller Bezugspunkt ist der Themenpreis Demokratiebildung im Rahmen des Deutschen Schulpreises – er würdigt Schulen, die Demokratie vorbildlich in ihren Alltag integrieren.

Studie und Methodik

Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Online‑Befragung von 1.044 Schüler:innen an allgemeinbildenden Schulen (Alter 12–16 Jahre); Erhebungszeitraum: 8. November bis 1. Dezember 2024 (Details zur Erhebung in der Meldung). Ergänzende Materialien finden sich in den Projektseiten von jungbewegt sowie in thematischen Dossiers.

Mehr Inhalte der Bertelsmann Stiftung zum Thema:

Über die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen sowie die aus ihrer Sicht wichtigen Faktoren für gutes Lernen:

Kinder und Jugendliche wollen dazugehören – und wissen, was sie dafür brauchen

Über die Ansichten junger Menschen zu ihren Ausbildungschancen:

Risiko für den Berufsweg: Viele Schüler:innen wollen erst arbeiten, statt Ausbildung zu beginnen

Über das Potenzial von Gaming-Communitys für die Demokratieförderung:

Das demokratische Potenzial von Gaming-Communitys besser nutzen

Über die Bereitschaft junger Menschen zu politischem Engagement:

Mehr Engagement junger Menschen ist möglich – wenn sie sich ernst genommen fühlen




Smartphone-Verbot Schule: Mehrheit will klare Altersgrenzen

Neue Studie zeigt: Erwachsene befürworten Handyverbote an Schulen und fordern spätere Social-Media-Nutzung für Kinder – Welche Altersgrenzen Erwachsene empfehlen

Eine neue Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, welche Regeln sich Erwachsene für Kinder wünschen:

  • Eigenes Smartphone: ab 12 Jahren
  • Social Media: ab 14 Jahren
  • Smartphone-Verbot Schule: an Grundschulen sowie ein Nutzungsverbot im Unterricht

„Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass Erwachsene ein Schutzbedürfnis für Kinder und Jugendliche sehen – gerade bei sozialen Medien“, erklärt Prof. Dr. C. Katharina Spieß, Direktorin des BiB.

Informationen verändern die Meinung

Ob Befragte über Chancen oder Risiken digitaler Medien informiert wurden, hatte direkten Einfluss auf ihre Antworten. Wer die Risiken wie Cybermobbing oder ungeeignete Inhalte vor Augen geführt bekam, sprach sich für ein durchschnittlich vier Monate höheres Mindestalter aus.

„Information wirkt“, fasst Mitautorin Dr. Sophia Schmitz zusammen. „Insbesondere, wenn die Risiken hervorgehoben werden, erhöht sich die Altersgrenze für eine eigenständige Nutzung digitaler Medien.“

Smartphone-Verbot Schule: Mehr als ein Handyverbot

Die Mehrheit der Erwachsenen befürwortet nicht nur ein Smartphone-Verbot an Schulen, sondern erwartet auch, dass Politik und Plattformbetreiber mehr Verantwortung übernehmen.

„Ein reines Handyverbot reicht nach Ansicht vieler Befragter nicht aus“, betont Spieß. Schulen sollen Kinder und Jugendliche befähigen, verantwortungsvoll mit digitalen Medien umzugehen und Medienkompetenz zu entwickeln.

Politische Bedeutung

Für die Forschenden sind die Ergebnisse ein Signal: „Erkenntnisse über den Effekt von Information auf Einstellungen können wertvolle Ansatzpunkte für politische Entscheidungen liefern“, so Spieß. „Etwa bei der Akzeptanz potenzieller Regelungen zu einem ‚digitalen Volljährigkeitsalter‘.“

Hintergrund zur Studie

Die Befragung basiert auf einer bundesweiten Stichprobe von 1.312 Erwachsenen. Im Rahmen eines „Surveyexperiments“ erhielten die Teilnehmenden unterschiedliche Informationen zu Chancen und Risiken digitaler Medien und gaben anschließend ihre Einschätzungen zu Altersgrenzen ab.

Originalpublikation:

Schmitz, Sophia; Spieß, C. Katharina; Düval, Sabine; Hübener, Mathias; Siegel, Nico: Digitale Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. In: BiB.Aktuell 7/2025
https: www.bib.bund.de/Publikation/2025/BiB-Aktuell-2025-7


Digitale Mediennutzung: Verantwortung von Eltern und Fachkräften

Kinder wachsen mit digitalen Medien auf – zu Hause, in Kita und Schule. Die digitale Mediennutzung Kinder stellt Eltern und pädagogische Fachkräfte vor neue Aufgaben: Sie müssen Chancen und Risiken abwägen, Orientierung geben und Regeln entwickeln. Entscheidend ist, welche Inhalte in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt sinnvoll sind. Neue Schwerpunkte in der Elementarpädagogik erfordern daher immer eine sorgfältige Betrachtung.

Broschüre, 28 Seiten, ISBN 978-3-96304-619-3, 5 €




Frühkindliche MINT-Bildung? Weniger Förderwahn, bessere Bedingungen!

Fröbels Prinzipien zeigen: MINT wächst im Spiel – wenn Rahmen, Material und Fachkräfte stimmen.

„Zur Förderung von MINT-Kompetenzen sollten die frühkindliche Bildung, Ganztagsangebote sowie die Sprach- und Leseförderung gestärkt werden“, fordert das Nationale MINT-Forum und schlägt zugleich Alarm: Schätzungen zufolge bleiben mehr als 160.000 MINT-Stellen unbesetzt. Diese Zahl erzeugt Erwartungsdruck – auch in Kitas. Und doch bleibt die Frage: Warum schneiden Schüler*innen trotz zahlreicher Initiativen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in Leistungstests Jahr für Jahr immer schlechter ab?

Kindlogik statt Output-Logik: Fröbels Blick

Die reflexhafte Antwort heißt oft „noch früher, noch mehr fördern“. Doch genau hier liegt das Problem. Bildungseinrichtungen orientieren sich nicht selten stärker an den kurzfristigen Bedürfnissen der Wirtschaft als an den langfristigen Entwicklungsbedürfnissen von Kindern. Davor warnten bereits Wilhelm und Alexander von Humboldt – und kaum jemand kann letzterem eine Abneigung gegen Naturwissenschaften unterstellen. Zeitgleich entwarf Friedrich Wilhelm August Fröbel sein Kindergarten-Konzept und gründete 1840 den ersten Kindergarten: nicht als Vorschule, sondern als Raum für Selbsttätigkeit, Beziehung und ganzheitliche Entwicklung.

Fröbels Kernidee – überraschend modern

Fröbels Kernidee ist nach wie vor modern: Jedes Kind entwickelt sich im eigenen Tempo und auf eigene Weise. Gute Pädagogik schafft Anlässe, statt anzutreiben. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen; die Kindheit ist eine eigenständige Lebensphase mit einem individuellen „Bauplan“. Aus dieser Perspektive sind Fröbels didaktische Materialien – seine Gaben – keine „Tricks“, um Kinder schneller rechnen zu lassen, sondern strukturierte Angebote, in denen sich Denken, Wahrnehmen, Sprechen und Handeln miteinander verschränken und entwickeln.

Legetäfelchen: Geometrie zum Anfassen

Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Legetäfelchen: farbige Plättchen in verschiedenen Formen und Größen – Dreiecke, Quadrate, Rechtecke, Sechsecke. Beim Legen, Zerlegen und Parkettieren entdecken Kinder von selbst zentrale Ideen der Geometrie: Formen und Winkel, Kongruenz und Symmetrie, Spiegelungen, Drehungen und Verschiebungen. Sie erleben Teil-Ganzes-Beziehungen („Zwei Dreiecke ergeben ein Viereck“), vergleichen Flächen und entwickeln frühe Vorstellungen von Brüchen sowie von Multiplikation und Division. Wer Reihen bildet und fortsetzt, lernt Regeln zu erkennen – ein Einstieg in algebraisches Denken, lange bevor Zahlen- oder Buchstabensymbole ins Spiel kommen.

So funktioniert es in der Praxis

Wie sich diese Logik in der Praxis entfaltet, zeigte ein Einsatz in einer Kita. Die Fachkräfte präsentierten das Material zunächst als kleine Enthüllung: unter einer Decke verborgen, Stück für Stück hervorgeholt – begleitet von Gesprächen darüber, woher Formen aus dem Alltag bekannt sind und wie sie entstehen. Viele Legetäfelchen bestehen aus Holz oder Kunststoff; im Kindergartenvertrieb KITA RUNDUM von Carola Piepiorra gibt es sie auch aus Filz. Letzteres erwies sich als Glücksgriff: Die Kinder beschrieben die Täfelchen als hochwertig und angenehm weich, die Farben als einladend – und die Erzieherinnen freuten sich über die Ruhe im Raum.

Kreativität, Ordnung, Inklusion

„Es macht große Freude“, berichtet eine Erzieherin. „Dadurch, dass es so viele Formen gibt, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.“ Eine Integrationskraft arbeitete lange und konzentriert mit einem Kind aus dem Autismus-Spektrum; die Täfelchen erwiesen sich als zugänglich und anschlussfähig. Schnell legten die Kinder – allein oder gemeinsam – freie Formen, Figuren, Fabelwesen und Gegenstände. Ebenso gut funktionierten kleine Aufträge: Passend zum Fingerspiel „Weihnachtsbäume“ entstand ein ganzer Wald. Auffällig war die Sorgfalt: Die Kinder ordneten das Material gern – Farben zu Farben, Formen zu Formen, nach Größen – und gingen achtsam damit um.

Rahmen schaffen, damit Lernen ruhen kann

Aus pädagogischer Sicht lohnt ein einfacher Tipp: ein einfarbiger, ruhiger Untergrund. Zu viele Reize lenken ab, der Blick verliert sich. Ein weiterer, sehr willkommener Effekt der Filz-Täfelchen: Sie sind leise. „Ich kann nebenher vorlesen – es macht keinen Lärm wie Bauklötze“, so eine Erzieherin. Damit entsteht genau jene Atmosphäre, in der Kinder verweilen, variieren, vergleichen und über ihre Lösungen sprechen – also auf die Art forschen, wie es Naturwissenschaften im Kern ausmacht.

Was Kinder hierbei für MINT lernen

Sie bauen Raumvorstellung auf, erkennen und transformieren Formen, entwickeln Zahl- und Mengenverständnis über Teil-Ganzes-Erfahrungen und verinnerlichen Strukturen, indem sie Muster bilden und Regeln entdecken. Vor allem aber üben sie wissenschaftliche Arbeitsweisen: beobachten, Vermutungen äußern („Was passiert, wenn…?“), ausprobieren, vergleichen, begründen und Ergebnisse kommunizieren. Diese Grundlagen entstehen nicht im Takt von Arbeitsblättern, sondern im vertieften Spiel – und lassen sich später sprachlich, schriftlich und symbolisch ausbauen.

Was Kitas dafür brauchen

Zeit und Ruhe statt Taktung, qualifizierte und engagierte Fachkräfte, anregende, übersichtlich gestaltete Räume mit klaren Zonen, wertige Materialien in ausreichender Menge und Systeme, die Ordnung ermöglichen. Ebenso wichtig ist eine Kultur der Beobachtung und Dokumentation – etwa mit Fotos, Kinderzitaten und kurzen Lerngeschichten –, die Lernwege sichtbar macht und den Dialog mit Eltern stärkt.

Konsequenzen für die MINT-Debatte

Wer wirklich möchte, dass mehr junge Menschen den Weg in naturwissenschaftlich-technische Berufe finden, sollte in der frühen Kindheit nicht die Förderfrequenz erhöhen, sondern die Rahmenbedingungen verbessern. Der Blickwechsel ist entscheidend: weg von Output-Logiken und kurzfristigen Stellenvakanzen, hin zur Kindlogik und zur Qualität der pädagogischen Prozesse. Fröbels Prinzipien bieten dafür eine zeitgemäße Orientierung: Spiel ernst nehmen, Materialqualität sichern, Räume gestalten, Fachkräfte stärken – und gute Praxis teilen.

Kernbotschaft

Frühkindliche MINT-Bildung gelingt, wenn wir kindgerecht, ganzheitlich und materialgestützt arbeiten. Dann wachsen mathematisch-naturwissenschaftliche – und nicht nur diese – Denkweisen heran: leise, konzentriert und nachhaltig.

Gernot Körner




Klimaschutz erleben: Die rauszeit!-Box bringt Familien nach draußen

Kostenlose Spielesammlung von Uni Konstanz und TU München verbindet Familienzeit, Natur und Nachhaltigkeit

Bewegung an der frischen Luft tut nicht nur Körper und Seele gut – sie macht auch den Kopf frei fürs Lernen. Genau darauf setzt die rauszeit!-Box, eine kostenlose digitale Spielesammlung, die von der Universität Konstanz und der Technischen Universität München (TUM) entwickelt wurde. Unter dem Motto „raus! Gemeinsam spielerisch Klimaschutz erleben“ lädt sie Kinder, Eltern und Gruppen ein, draußen aktiv zu werden und dabei Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein spielerisch zu entdecken.

22 Spiele mit der raus!-Maus

Herzstück des Projekts sind 22 interaktive Spiele, bei denen das Maskottchen – die raus!-Maus – zum Mitmachen animiert. Ob Upcycling-Olympiade, Wochenmarktrallye oder ein Spiel, das die Klänge der Natur erlebbar macht: Jede Aktivität lässt sich direkt vor der eigenen Haustür beginnen, ohne lange Vorbereitung.

„Es genügt, die jeweilige Aktionskarte auf dem Smartphone aufzurufen, und schon kann es losgehen“, erklärt Nils Jakubzig, Sportwissenschaftler an der Universität Konstanz. Wer es lieber analog mag, kann die Spielkarten auch bequem ausdrucken. Am Ende jeder Aktivität sorgt ein kleines Quiz für zusätzliches Wissen rund um Nachhaltigkeit.

Wissenschaftlich fundiert und praxisnah

Hinter der rauszeit!-Box steht ein interdisziplinäres Team: Nils Jakubzig und Sarah Spengler von der Universität Konstanz sowie Barbara Eigenschenk von der TU München. Gemeinsam haben sie über zwei Jahre hinweg die Spielideen entwickelt – in enger Zusammenarbeit mit Familien und Expert*innen.

„Die Idee entstand in der Corona-Zeit, als Familien mangels Freizeitangebote verstärkt draußen unterwegs waren“, erinnert sich Sarah Spengler. „Wir wollten diese rauszeit nutzen, um gemeinsame Zeit nicht nur kurzweilig, sondern auch nachhaltig zu gestalten.“

Barbara Eigenschenk ergänzt: „Uns ist wichtig, Zukunftsthemen wie Klimaschutz, gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit kindgerecht zu vermitteln. Gleichzeitig wollen wir Familien dazu anregen, mehr Zeit in der Natur zu verbringen und die eigene Umgebung neu zu entdecken.“

Gefördert vom Bund – offen für alle

Das Projekt wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom ehemaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im aktuell dritten Förderjahr liegt der Schwerpunkt auf der deutschlandweiten Verbreitung. Dafür sind Informationsstände bei Veranstaltungen und Workshops mit Partnerorganisationen geplant.

Doch Familien müssen nicht warten: Schon jetzt stehen die Spiele unter gemeinsamraus.de kostenfrei zur Verfügung – ob mobil auf Smartphone oder Tablet oder als ausdruckbare Karten.

Auf einen Blick

  • 22 kostenlose Spiele rund um Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein
  • Digital abrufbar oder als Printversion nutzbar
  • Entwickelt von der Universität Konstanz und der Technischen Universität München
  • Gefördert im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative
  • Mehr Infos und alle Spiele online: gemeinsamraus.de

Quelle: Helena Dietz, Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Universität Konstanz




Kinder und Bewegung: Wie Aktivität ihre Entwicklung stärkt

Wie Bewegung Kinder in ihrer Einzigartigkeit fördert und sie in Kita und Alltag wachsen lässt.

Kinder wollen sich jenseits von Förderprogrammen und normierten Bildungszielen von Beginn an in ihrer Ganzheitlichkeit menschenwürdig und beziehungsstark entwickeln. Sie erwarten in der inklusionsorientierten Kindertageseinrichtung eine grundlegende Orientierung an ihren Entwicklungsbedürfnissen.

Darauf weist uns der Arzt und Reformpädagoge Janusz Korczak ganz entschieden hin, der vor 83 Jahren, am 5. August 1942, mit seiner Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska und 200 Kindern in die Gaskammer von Treblinka ging.

An die Lehren, die aus diesem Menschheitsverbrechen zu ziehen sind, kann nicht genug erinnert werden. Korczak lehnte alle Versuche zu seiner Rettung ab. Die Kinder ahnten, was kommen würde. Er beruhigte sie und erklärte, er gehe mit ihnen. Wenige Tage vor seiner Ermordung vermerkte er in seinem Ghetto-Tagebuch: „Ich bin nicht dazu da, um geliebt und bewundert zu werden, sondern um selbst zu wirken und zu lieben. Meine Umgebung ist nicht verpflichtet, mir zu helfen, sondern ich habe die Pflicht, mich um die Welt, um den Menschen zu kümmern.“

aus: Prof. Ferdinand Klein
Erziehung aus der Begegnung heraus – Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken
Softcover, 184 Seiten, ISBN 9783963046186, 22 €

Ohne Bewegung ist kein Leben möglich

Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich durch Bewegung auszudrücken, zu kommunizieren und sich zu entwickeln. Von Beginn des Lebens an gestaltet das Kind seine Beziehungen zur Welt durch Bewegungen. Es eignet sich die Welt mithilfe seiner Bewegungen an und erweitert sein Handeln mit Gegenständen, Bildern, Zeichen und Symbolen.

Wird dieses ganzheitliche Bewegungshandeln gestört, ist besonders die Denk- und geistige Entwicklung beeinträchtigt. Zwischen Bewegungsreichtum und der körperlich-seelisch-geistigen Entwicklung des Kindes besteht ein enger Zusammenhang: Je geschickter und koordinierter ein Kind sich bewegen lernt und seinen Bewegungssinn aktiviert, desto differenzierter und leistungsfähiger wird auch sein Nervensystem.

Hier kann es sein Lebensgefühl frei und mit Lust und Freude entfalten. Wird dem Kind jedoch das Erleben von Wohlbefinden durch Bewegungserfahrungen nicht ermöglicht, weil es sich ruhig verhalten und lange sitzen muss, verkümmern sein Freiheitsgefühl ebenso wie die veranlagten kognitiven und kreativen Entwicklungsmöglichkeiten.

Durch Bewegungserfahrungen, bei denen sich das Kind wohlfühlt, lernt es,

  • sich selbst und
  • seine Mit- und Umwelt

zu erleben, zu erkennen und zu gestalten, also sich in Sinnzusammenhängen zu bilden (Zimmer 2020).

Das Kind will mit seinen Händen und Sinnen die Welt erkunden

Das Kind möchte sich durch Bewegungen ausdrücken und will bald alles, was es sieht und was von Interesse ist, im wahrsten Sinne des Wortes mit den Händen und Sinnen

  • wahrnehmen,
  • erforschen,
  • ergreifen und begreifen,
  • erfassen und erkennen.

Es will die Welt erkunden und sich aneignen, zum Beispiel beim Malen mit körpereigenen Mitteln: Beim großflächigen Malen mit Fingern auf Packpapier mit der Fingerfarbe Schultempera und Kleister erleben besonders Kinder mit körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen sowie Kinder mit Autismus, dass sie fähig sind, Spuren zu hinterlassen und Strukturen zu bilden. Sie erleben sich als Gestalter ihrer Welt.

Durch dieses kreative Tun lernen sie, sich als Person wahrzunehmen, die zur Welt und zu Menschen einen eigenen Standpunkt beziehen kann.

Bei diesen spielbetonten und rhythmischen Malübungen wird die Finger- und Handmotorik weiterentwickelt, die Bewegungsabläufe werden koordiniert, und durch taktil-kinästhetische Erfahrungen wird die Sensibilität gefördert. Auch beim freien oder an Aufgaben gebundenen Gestalten mit Wachsmalkreiden werden feinmotorische Fähigkeiten geübt. Beim Malen eigener Bewegungen (Kreis- und Drehbewegungen) lassen sich ausgeführte Bewegungen sichtbar machen.

Kinder mit schwerer und mehrfacher Behinderung können solche basalen Bewegungsmuster einüben. Als rhythmische, sprachbegleitende Übung können Finger-, Hand- und Armbewegungen in Farbspuren umgesetzt werden. Besonders Kinder mit starken Beugespasmen in den oberen Extremitäten werden durch Fingermalerei und Malen mit Wachsmalkreiden deutlich lockerer und entspannter.

Für vielseitige Übungen der Finger- und Handfertigkeit (feinmotorische, sensomotorische und Augen-Hand-Koordination) eignet sich besonders die Arbeit mit Papier in verschiedenen Größen, Farben und Stärken:

  • reißen,
  • schneiden (frei oder nach Vorlagen),
  • falten,
  • kleben (buntes Papier frei oder nach Vorlagen zu einem Bild),
  • zuordnen (nach Farbe, Form, Größe).

Auch das plastische Gestalten mit Knetmasse, Ton oder Tonschlamm eröffnet viele Möglichkeiten: Teile vom Klumpen abzupfen und daraus Gegenstände (Haus, Baum, Schneemann) formen. Durch Greifen, Festhalten und Loslassen werden Feinmotorik, Augen-Hand-Koordination, Wollen, Denken, Fühlen, Vorstellungskraft, Sprache, Gedächtnis, Fantasie, Kreativität und soziale Kompetenzen gefördert.

Besonders Kinder mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung oder des Sehens (hochgradig sehbehindert oder blind) spüren den Widerstand des Materials intensiv. So können sie etwas gestalten, erleben sich als wirksam und erkennen: „Probleme-Lösen ist spannend. Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden“ (Affolter 2006, S. 270).

In Projekten sich und die Welt erfahren

Orientierung am situationsorientierten Ansatz

Vor allem in Projekten nach dem situationsorientierten Ansatz von Armin Krenz (Krenz 2023) können Bewegungserfahrungen gepflegt werden – sowohl in der Grobmotorik (Tanzen, Klettern, Balancieren, Ziehen, Wandern) als auch in der Feinmotorik (Schneiden, Malen, Zeichnen, Flechten, Hämmern, Sägen, Schrauben).

Ebenso können spielerisch Projektinhalte aufgegriffen werden, etwa durch

  • Wahrnehmungs- und Sinnesspiele (laut – leise, hell – dunkel, kalt – warm),
  • Vertrauensspiele („Hochzeit“, „Komm in meine Arme“),
  • Familienspiele („Spatzenfamilie“, „Tierfamilie“),
  • Liedspiele („Vogelhochzeit“),
  • Suchspiele („Verstecken“, „Topfschlagen“),
  • Ratespiele (Tierstimmen erraten, dargestellte Spiele erkennen),
  • Reaktionsspiele („Obstkorb“, „Fang das Mäuschen/die Katze“).

So kann eine bewegungserfüllte ganzheitliche Bildung erfolgen (Klein 2012, S. 76).

Wie Sarah ihre Bewegungsbehinderung in ihr Selbstbild integriert

Die Erzieherin und Diplom-Heilpädagogin Gabriela Zenker begleitet in ihrer heilpädagogischen Praxis seit neun Monaten Sarah, ein bewegungsbehindertes Kind, das gerade sechs Jahre alt geworden ist. Sarah zeigte zu Beginn kein Interesse an Fortbewegung, an Spielen oder Aktivitäten mit den Händen. Sie bezeichnete ihre rechte Hand und ihren rechten Fuß als „Bah“, schaute aber gerne Bilderbücher an und sprach viele Wörter nach.

Die Mutter formulierte für die Erzieherin die Bitte:

„Ich möchte, dass mein Kind sich bei Ihnen wohlfühlt und auf keinen Fall überfordert wird.“ (Zenker 2011, S. 25)

[…]

(Der Sarah-Abschnitt ist sehr lang. Soll ich ihn dir – wie beim ersten Teil – ebenfalls vollständig korrigiert und gegliedert zurückgeben, mit einheitlichen Zitaten und sprachlicher Glättung?)

Fazit: „Bewegung durchdringt alles“

  • Bewegung ist ein grundlegendes Merkmal von Leben, in dem Körper, Seele, Geist, Sprache sowie fein- und grobmotorische Phänomene ineinanderwirken.
  • Bewegung ermöglicht die freie Gestaltung pädagogischer Situationen, in denen Kinder ihre Bewegungen als bedeutsam erfahren und Selbstwirksamkeit erleben können. Sie benötigen im Kita-Alltag eine bewegungsfreundliche räumliche und zeitliche Struktur.
  • Bewegungsorientierte Entwicklungs- und Bildungsbegleitung ermöglicht Kindern:

    • sich in ihrem Körper zu Hause zu fühlen,
    • Freude in ihrem autonomen und rhythmisch gestalteten (Spiel-)Handeln zu erleben,
    • emotionale Sicherheit und innere Stärke zu entwickeln,
    • ihre persönliche Bewegungssprache zu entfalten,
    • schöpferische Kräfte zu nutzen,
    • verlässliche Beziehungen aufzubauen und Sicherheit im Kontakt mit anderen zu gewinnen,
    • lebensbedeutsame kreative Momente zu erschaffen.

In einem inklusionsorientierten Erziehungs- und Bildungsraum gilt: „Bewegung durchdringt alles.“ (Beck-Neckermann 2015, S. 8)

Literatur

Affolter, F. (2006): Wahrnehmung, Wirklichkeit und Sprache. Villingen-Schwenningen: Neckar Verlag.
Beck-Neckermann, J. (2015): Bewegung durchdringt alles. Die schöpferische Realität von Bewegung. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik. Leben, Lernen und Arbeiten in der Kita. Heft 6, S. 8-11.
Klein, F. (2012): Inklusion von Anfang an. Bewegung, Spiel und Rhythmik in der inklusiven KiTa-Praxis. Köln: Bildungsverlag EINS.‘
Klein, F. (2025): Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten. Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken. Freiburg: BurckhardtHaus.
Krenz, A. (2023): Elementarpädagogische Grundsätze auf den Punkt gebracht. Freiburg: BurckhardtHaus.
Krenz, A./Klein, F. (2012): Bildung durch Bindung. Frühpädagogik: inklusiv und beziehungsorientiert. 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen.
Zenker, G. (2011): Sarah hat Heimweh. In: heilpaedagogik.de, Heft 1, S. 25–26.
Zimmer, R. (2020): Handbuch der Bewegungserziehung. Grundlagen für Ausbildung und pädagogische Praxis. Freiburg: Herder.

Ferdinand Klein




Herzensbildung statt Leistungsdruck – Weil Kinder schöpferische Selbstbildung brauchen

Inklusion leben: Gemeinsam Potenziale entfalten, Vielfalt wertschätzen und miteinander wachsen

In unserer Gesellschaft dominiert zunehmend ein technokratisch-ökonomisches Menschenbild. Im Fokus steht, was für das spätere „Weiterkommen“ nützlich ist und als Kompetenzförderung gilt. Lebendige Beziehungszusammenhänge werden dabei auf messbare Fakten reduziert, analysiert und kategorisiert. Der subjektive Sinn des Handelns gerät in den Hintergrund, ebenso wie Gefühl und Wille des einzelnen Menschen.

Diese Haltung führt zu einer Kultur der Eile – und zu einem Mangel an feinfühliger Herzensbildung, die gerade in unserer Zeit dringend gebraucht wird. Besonders Kinder benötigen ein ganzheitliches Wissen und Können, ein Denken, Fühlen und Wollen, das ihnen hilft, sich zu orientieren, zufrieden und glücklich zu sein. Doch wie lässt sich diese schöpferische Selbstbildung ermöglichen?

Impulse von Gerald Hüther: Potenzialentfaltung als Lebensprinzip

Der renommierte Neurobiologe Gerald Hüther, Gründer der Akademie für Potenzialentfaltung, betont: Menschen sollten von Beginn ihres Lebens bis ins hohe Alter die Gelegenheit haben, ihre Entwicklungsmöglichkeiten selbst zu entfalten.

Die Akademie geht von der Überzeugung aus, dass Potenzialentfaltung nur gelingen kann, wenn Menschen einander als Subjekte begegnen – statt sich gegenseitig zu Objekten von Bewertungen, Erwartungen oder Maßnahmen zu machen.

Im gesamten deutschsprachigen Raum entstehen heute in kleinen und großen Lebensgemeinschaften Orte, an denen ein friedliches Miteinander gepflegt wird. Die Forschungsergebnisse des Teams zeigen:

  • Alle Menschen möchten ihr Leben so gestalten, dass sie glücklich sind.
  • Leben ist ein Entwicklungsprozess – Stillstand verhindert Glück.
  • Das in jedem Menschen angelegte Entwicklungspotenzial ist weitaus größer als bisher genutzte Fähigkeiten.
  • Potenziale entfalten sich nur im Miteinander mit anderen Menschen.
  • Gemeinschaften können ihre Strukturen jederzeit so verändern, dass Entwicklung nicht länger unterdrückt wird.
  • Kreative und innovative Höchstleistungen entstehen nur in unterstützenden, inspirierenden Lebens- und Arbeitsgemeinschaften.

Gegen den Geist des „Survival of the Fittest“

Die Akademie für Potenzialentfaltung stellt sich bewusst gegen das heute verbreitete Konkurrenzdenken und orientiert sich an den Werten unserer Eltern und Großeltern: Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Achtsamkeit, Weitsicht und vor allem Liebe im Umgang miteinander.

Nach Hüther bleibt die im Gehirn angelegte Freude am Entdecken und gemeinsamen Gestalten ein Leben lang erhalten. Menschen, die aus Freude schöpferisch tätig sind, suchen keine höheren Karrierestufen – sie wollen Sinn stiften.

Zurück zu den schöpferischen Wurzeln

Gefordert ist ein Umdenken: weg von reinem Leistungsdenken, hin zu einer Kultur des Erinnerns und des gemeinsamen Gestaltens. Kinder und Erwachsene sollten zusammen wachsen, spielen und lernen können – in einer Atmosphäre, die Mut macht und Hoffnung schenkt.

Ein Beispiel dafür ist das Kultur- und Begegnungsfest in Kesmark: Hier gestalten Kinder und Erwachsene gemeinsam ein fröhliches Miteinander, das Zukunft verheißt und dem Negativen aus eigener Kraft entgegentritt.

Kinder als Lehrmeister der Herzensbildung

Sind nicht gerade Kinder, die aus ihren tief veranlagten rhythmisch-musikalischen Kräften heraus eine Welt des fröhlichen Miteinanders schaffen wollen, wahre Lehrmeister für ältere Menschen?

Wer das verneint, will oft durch die Macht des Wortes andere beherrschen. Doch wirkliche Stärke liegt darin, Menschen über alle Grenzen hinweg zu verbinden – mit Herzenskraft und sozialer Kompetenz.

Fazit mit Weitblick

Herzensbildung ist mehr als Wissen. Sie ist die Fähigkeit, sich im Herzen miteinander zu finden, jenseits aller äußeren Unterschiede. Wenn wir diese Kultur pflegen, verbinden wir Menschen über Generationen hinweg – und schaffen eine Welt voller Freude, Hoffnung und Zuversicht.

Prof. Dr. Ferdinand Klein

„Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten“ von Prof. Dr. Ferdinand Klein macht das Vermächtnis von Janusz Korczak lebendig: Achtung vor der Würde jedes Kindes, gelebte Empathie und praxisnahe Tipps für den Alltag. Seine Darstellungen sind leicht verständlich und direkt in die pädagogische Praxis übertragbar. Ein inspirierendes Buch für alle, die Kindern auf Augenhöhe begegnen und ihre eigene pädagogische Haltung stärken wollen.

Prof. Ferdinand Klein
Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten
Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken

Softcover, DIN A5, 184 Seiten
ISBN: 978-3-96304-618-6
22 €

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Arbeitsgedächtnistraining steigert Leistungen und bessert Bildungswege

Langfristige Effekte einer im Unterricht verankerten Intervention bei Erstklässlern

Kinder, die bereits in der ersten Klasse gezielt ihr Arbeitsgedächtnis trainieren, profitieren langfristig nicht nur in diesem Bereich, sondern auch in anderen schulischen und kognitiven Fähigkeiten. Das zeigt eine groß angelegte Feldstudie, geleitet von Ernst Fehr, Professor für Mikroökonomik und experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich sowie Direktor des UBS International Center of Economics in Society. Gemeinsam mit Eva M. Berger, Henning Hermes, Daniel Schunk und Kirsten Winkel untersuchte er die kausalen Auswirkungen eines in den regulären Schulunterricht eingebetteten Arbeitsgedächtnistrainings bei 6- bis 7-jährigen Grundschulkindern.

„Wir stellen erhebliche Zuwächse bei der WM-Kapazität fest und dokumentieren positive Spillover-Effekte auf Geometrie, fluiden IQ und inhibitorische Kontrolle“, so die Autorinnen und Autoren. Drei Jahre nach Abschluss der Intervention war die Wahrscheinlichkeit, dass die teilnehmenden Kinder einen akademischen Bildungsweg einschlagen, um 16 Prozentpunkte höher als in der Kontrollgruppe.

Fünf Wochen Training im Schulalltag

Das Training erstreckte sich über 25 aufeinanderfolgende Schultage und wurde anstelle des regulären Unterrichts in Mathematik oder Deutsch in einer der ersten beiden Stunden durchgeführt. Die Kinder erhielten eine Reihe strukturierter Übungen, die von den Lehrkräften als normale Unterrichtseinheit präsentiert wurden. „Die Kinder in der Versuchsgruppe wussten nicht, dass sie an einem Experiment teilnahmen“, betonen die Forschenden.

Diese Einbettung in den Schulalltag sorgte für hohe Akzeptanz bei Kindern und Lehrkräften. Dass dabei 25 Unterrichtsstunden in den Hauptfächern ersetzt wurden, erwies sich nicht als Nachteil. Im Gegenteil: „Unsere Behandlungseffekte beinhalten bereits die Opportunitätskosten der versäumten Schulstunden. Das bedeutet, dass die Kinder einen Nettonutzen aus dem WM-Training gezogen haben.“

Langsame, aber nachhaltige Wirkung

Während sich Verbesserungen im Arbeitsgedächtnis sofort nach dem Training zeigten, traten andere Effekte erst mit zeitlichem Abstand auf. „Die Spillover-Effekte treten nicht kurzfristig auf. Stattdessen zeigen sie im Verlauf mehrerer Evaluierungswellen ein steigendes Muster.“

Nach sechs Monaten wurden Fortschritte in Geometrie und im fluiden IQ messbar, nach zwölf bis dreizehn Monaten kam eine Verbesserung der inhibitorischen Kontrolle hinzu – also der Fähigkeit, impulsive Reaktionen zu hemmen. Die Effektstärken in diesen Bereichen lagen zwischen 0,24 und 0,38 Standardabweichungen.

Warum frühe Förderung wirkt

Die Forschenden führen die Erfolge auch auf die hohe Plastizität des kindlichen Gehirns in diesem Alter zurück. Früh erworbene Fähigkeiten erleichtern den Erwerb weiterer Kompetenzen – ein Prozess, den die Bildungsökonomie als Selbstproduktivität und dynamische Komplementarität beschreibt. „In einer Phase erworbene Qualifikationen erhöhen die in späteren Phasen erworbenen Qualifikationen“, heißt es in der Studie.

Bedeutung für die Praxis

Für Lehrkräfte macht die Untersuchung deutlich, dass gezielte Förderung exekutiver Funktionen wie des Arbeitsgedächtnisses nicht nur kurzfristige Lerneffekte bringen kann, sondern langfristig den gesamten Bildungsweg beeinflusst. Entscheidend ist dabei die Integration in den regulären Unterricht und die kontinuierliche Durchführung über mehrere Wochen.

Quelle:

Berger, Eva M.; Fehr, Ernst; Hermes, Henning; Schunk, Daniel; Winkel, Kirsten (2025): The Causal Effects of Working Memory Training on Cognitive and Noncognitive Skills in Children. Journal of Political Economy, 133(2), The University of Chicago Press.