ADHS und Autismus: Wenn das Gehirn anders tickt

FernUni-Forschung zeigt, wie neurodivergente Menschen in Schule und Beruf besser unterstützt werden können
Immer mehr Eltern und Erzieher*innen beschäftigen sich mit den Themen ADHS bei Kindern oder Autismus im Alltag. Noch immer gibt es viele Vorurteile: „Zappelphilipp“, „Modekrankheit“ oder „sozial schwierig“. Doch Fachleute betonen: Menschen mit Autismus oder ADHS sind nicht krank – sie sind neurodivergent. Ihr Gehirn arbeitet anders, und genau das kann eine große Stärke sein.
Forschung für mehr Inklusion
Die Psychologin Dr. Kerstin Erdal untersuchte in ihrer Promotion an der FernUniversität in Hagen, wie sich Menschen mit ADHS und Autismus auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden. Heute forscht sie in Göteborg und arbeitet therapeutisch mit autistischen Erwachsenen. Ihre Ergebnisse zeigen:
- Nur vier von zehn Menschen mit Autismus in Deutschland haben einen Arbeitsplatz.
- Erwachsene mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Stelle langfristig zu behalten.
- Arbeitslosigkeit wirkt sich stark negativ auf die seelische Gesundheit aus.
Diese Zahlen machen deutlich, dass mehr Inklusion in der Schule und im Arbeitsleben dringend notwendig ist – zum Wohle der Betroffenen und der gesamten Gesellschaft.
Individuelle Unterstützung macht den Unterschied
Ob in Schule, Ausbildung oder Beruf: Menschen mit ADHS oder Autismus profitieren von individuell zugeschnittenen Lösungen. Das können sein:
- ein ruhiges Arbeitsumfeld,
- klare Strukturen und verständliche Anweisungen,
- Rückzugsmöglichkeiten,
- technische Unterstützung oder
- die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.
Wenn Arbeitgeber*innen, Lehrkräfte oder Eltern die besonderen Bedürfnisse berücksichtigen, profitieren alle Seiten. Denn neurodivergente Menschen bringen häufig besondere Fähigkeiten mit: hohe Detailgenauigkeit, Kreativität oder die Fähigkeit, komplexe Prozesse neu zu strukturieren.
Stress wird intensiver erlebt
Erdals Forschung zeigt auch: Menschen mit ADHS und Autismus nehmen Stress stärker wahr. Neurowissenschaftliche Studien weisen auf Unterschiede in der Amygdala, der „Angstzentrale“ des Gehirns, hin. Diese machen Betroffene sensibler für Stress und emotionale Belastungen. Ohne Unterstützung drohen Einsamkeit oder psychische Erkrankungen.
Gleichzeitig gibt es Wege, Resilienz aufzubauen – etwa durch feste Routinen, klare Kommunikation, Bezugspersonen im Team oder gezielte Strategien zur Stressbewältigung.
Neurodivergente Stärken nutzen
Ob im Klassenzimmer oder am Arbeitsplatz: Neurodivergente Menschen haben viel zu geben. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, auf ihre Talente zu verzichten“, betont Erdal. „Was wir brauchen, sind passende Rahmenbedingungen – und mehr Bewusstsein für ihre besonderen Fähigkeiten.“

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