Bundesregierung investiert 3,8 Milliarden Euro in den Kita-Ausbau

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Anhaltend hoher Bedarf an Kindertagesbetreuung – trotz sinkender Geburtenzahlen

Trotz rückläufiger Geburtenzahlen bleibt die Nachfrage nach Kindertagesbetreuung in Deutschland hoch. Das belegen aktuelle Zahlen aus der neuen Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“. Der Betreuungsanteil steigt über alle Altersgruppen hinweg – insbesondere bei Kindern unter drei Jahren. Gleichzeitig zeigt sich: Das Angebot an Betreuungsplätzen reicht vielerorts nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Frühkindliche Bildung als Schlüssel für Chancengleichheit

Bundesbildungs- und Familienministerin Karin Prien betont die Bedeutung früher Bildung:

„Kitas geben Kindern frühe Bildungschancen und die Möglichkeit Gemeinschaft zu erleben – hier wird der Grundstein für den weiteren Erfolg in Schule und Beruf gelegt. Fast jedes Kind zwischen drei Jahren und Schuleintritt besucht eine Kita und auch bei den unter Dreijährigen steigt die Betreuungsquote stetig. Eltern brauchen Kitas als verlässliche Partner. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass wir die Kindertagesbetreuung weiter ausbauen, modernisieren und erhalten.“

Der Bund stellt aus dem Sondervermögen 6,5 Milliarden Euro für Bildung und Betreuung bereit. Rund 3,8 Milliarden Euro fließen direkt in ein neues Investitionsprogramm Kindertagesbetreuung. Ziel ist es, flächendeckend qualitativ hochwertige Betreuungsangebote sicherzustellen.

Zentrale Erkenntnisse der Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“

Die wichtigsten Daten im Überblick:

  • Anstieg der Betreuungsquote: 2024 besuchten 37,4 % der Kinder unter drei Jahren eine Kita – ein Plus von einem Prozentpunkt im Vergleich zu 2023.
  • Stabile Nachfrage trotz sinkender Geburtenzahlen: Besonders in Ostdeutschland liegt der Fokus auf dem Erhalt bestehender Plätze, während in Westdeutschland ein Ausbau notwendig bleibt.
  • Hohe elterliche Nachfrage: 98 % der Eltern wünschen sich Betreuung für Kinder ab drei Jahren – 91,6 % erhalten tatsächlich einen Platz.
  • Versorgungslücke bei U3-Betreuung: Bei Kindern unter drei Jahren beträgt die Differenz zwischen Bedarf und Angebot weiterhin 14,6 Prozentpunkte.

Qualität und Fachkräfte im Fokus

Zur Stärkung der frühkindlichen Bildung setzt der Bund auf ein ganzheitliches Förderkonzept:

  • Investitionen in Infrastruktur: Das Investitionsprogramm Kindertagesbetreuung wird mit 3,8 Milliarden Euro ausgestattet.
  • Kita-Qualitätsgesetz: Bis 2026 stellt der Bund jährlich rund 2 Milliarden Euro zur Qualitätsentwicklung bereit. Die Länder können diese Mittel unter anderem zur Fachkräftesicherung einsetzen.
  • Geplante Weiterentwicklung: Der Koalitionsvertrag sieht vor, das Kita-Qualitätsgesetz durch ein umfassendes Qualitätsentwicklungsgesetz abzulösen.

Fachkräfte als zentrale Ressource

Ein erfolgreicher Ausbau der Kindertagesbetreuung ist nur mit qualifiziertem Personal möglich. Insbesondere in Westdeutschland ist die Verfügbarkeit von pädagogischen Fachkräften der limitierende Faktor. In Ostdeutschland könnte durch mehr Personal die Stabilität der Betreuung verbessert werden – derzeit kommt es dort häufig zu kurzfristigen Schließungen.

Zur Fachkräftegewinnung setzt die Bundesregierung unter anderem auf digitale Angebote:

👉 Kompass Erziehungsberufe – Informationen rund um Ausbildung und Quereinstieg in pädagogische Berufe

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Die aktuelle Ausgabe von „Kindertagesbetreuung Kompakt“ finden Sie hier:

https://www.bmbfsfj.bund.de/Kindertagesbetreuung Kompakt




Sind humorvolle Kinder klüger? Neue Erkenntnisse aus der Türkei

Eine aktuelle Studie zeigt: Humor und Intelligenz hängen bei Kindern enger zusammen, als lange angenommen – mit Folgen für Schule und Pädagogik.

Humor gilt seit Jahrhunderten als Zeichen von Klugheit. Dass zwischen Intelligenz und Humor eine enge Verbindung besteht, bestätigt nun eine aktuelle Studie aus der Türkei. Sie zeigt: Kinder, die besonders witzige Ideen entwickeln, verfügen auch über hohe intellektuelle Fähigkeiten.

Die Ergebnisse sind für Pädagogik und Schule relevant. Denn sie deuten darauf hin, dass Humor nicht nur ein soziales „Add-on“ ist, sondern eng mit kognitiver Leistungsfähigkeit, Sprachentwicklung und Kreativität verbunden ist. Gerade in Lernumgebungen kann Humor ein Indikator für verbales Denken und geistige Flexibilität sein.

Humor als Spiegel des Denkens

In der Untersuchung erklärten Intelligenzwerte ganze 68 Prozent der Unterschiede in der Humorfähigkeit – ein deutlich höherer Anteil als frühere Studien vermuten ließen. Besonders das verbale analogische Denken erwies sich als bester Prädiktor für Humor.

Das bedeutet: Kinder, die Widersprüche sprachlich schnell erfassen und in neue Bedeutungen übersetzen können, entwickeln auch leichter witzige Einfälle. Humor wird damit zum sichtbaren Ausdruck einer fortgeschrittenen Sprach- und Denkleistung.

Ein Fallbeispiel aus der türkischen Kultur

Die Studie wurde bewusst im türkischen Kulturkontext durchgeführt. Dort spielt Humor seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle in Volksgeschichten und Alltag. Legendäre Figuren wie Nasrettin Hoca zeigen Humor als Form rationaler Schlagfertigkeit: witzig, aber immer verbunden mit Verstand.

Vor diesem Hintergrund bewerteten Expertinnen und Experten die Witzigkeit und Passung von Kinderantworten auf Cartoons. Insgesamt kamen über 30.000 Einzelbewertungen zusammen. Das Ergebnis: Kinder mit hoher Intelligenz lieferten besonders kreative, zugleich aber auch zum Kontext passende humorvolle Beiträge.

Pädagogische Relevanz

Für Lehrkräfte und Fachkräfte bedeutet dies: Humor im Klassenzimmer oder in der Kita ist nicht nur Ausdruck von Lebensfreude, sondern auch ein Hinweis auf besondere Denkleistungen. Kinder, die auffallend witzige Kommentare machen oder originelle Pointen finden, könnten gleichzeitig über ein besonders starkes Sprach- und Abstraktionsvermögen verfügen.

Statt Humor im Unterricht nur als Ablenkung zu betrachten, kann er als Ressource genutzt werden – etwa in Diskussionen, beim kreativen Schreiben oder im szenischen Spiel. Humor fördert die Beziehungsebene, erleichtert das Lernen und stärkt die Selbstwirksamkeit von Kindern.

Methode der Studie

Die Untersuchung umfasste 217 Mittelschüler im Alter von rund elf Jahren. Ihre Intelligenz wurde mit der Anadolu-Sak-Intelligenzskala (ASIS) gemessen, die verbale, visuell-räumliche und Gedächtniskomponenten umfasst.

Parallel bewerteten die Kinder Cartoons: Sie sollten passende und möglichst witzige Bildunterschriften erfinden. Eine Expertengruppe aus sieben Fachleuten – darunter Karikaturisten und Pädagogen – beurteilte Witzigkeit und Relevanz.

Die Auswertung ergab deutliche Unterschiede zwischen den Intelligenzgruppen: Je höher der IQ, desto höher auch die Humorfähigkeit. Besonders hochintelligente Kinder fielen durch konsistent starke Ergebnisse auf.

Mehr zur Studie: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/humor-2021-0054/html?lang=en

Gernot Körner




Mit einem klugen Buch gegen lähmende Ängste bei Kindern

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„Mein ängstliches Kind“ – ein praxisnaher Ratgeber für Eltern und pädagogische Fachkräfte, der Ängste ernst nimmt und zeigt, wie Kinder sie überwinden können

Ängste bei Kindern sind weit verbreitet – und völlig normal. Angst schützt, warnt und mobilisiert. Doch wenn sie überhandnimmt, kann sie Kinder in ihrer Entwicklung hemmen und Familien stark belasten. Das Buch „Mein ängstliches Kind“ von Dr. Reid Wilson und Lynn Lyons ist ein wissenschaftlich fundierter und praxisorientierter Ratgeber, der zeigt, wie Eltern und Fachkräfte kindliche Ängste verstehen und wirksam begleiten können.

Es richtet sich an Mütter, Väter, Erzieher*innen, Lehrer*innen und Therapeut*innen und überzeugt durch verständlich erklärte Psychologie, alltagsnahe Beispiele und konkrete Handlungsanleitungen.

Angst verstehen statt vermeiden – der Perspektivwechsel

Eine besondere Stärke dieses Buches ist der fundierte Blick auf die Ursachen von Angst. Die Autor*innen erklären, wie Ängste entstehen, wie sie sich körperlich äußern und warum sie oft nicht durch Vermeidung, sondern durch mutiges Handeln überwunden werden können.

Wilson und Lyons stützen sich dabei auf jahrzehntelange therapeutische Erfahrung und wissenschaftliche Forschung, um Eltern und pädagogischen Fachkräften eine handlungsorientierte und leicht umsetzbare Methode an die Hand zu geben. Dabei regen sie auch zur Selbstreflexion an – denn Ängste werden oft unbewusst vorgelebt.

Der Schlüssel: Eltern aktiv einbeziehen

Ein zentrales Merkmal von „Mein ängstliches Kind“ ist die konsequente Einbindung von Eltern und anderen Bezugspersonen. Die Autor*innen betonen, dass Ängstlichkeit teils genetisch veranlagt sein kann, ihr Verlauf aber entscheidend durch das Verhalten der Erwachsenen beeinflusst wird.

Zahlreiche Fallbeispiele zeigen, wie Eltern ihre eigenen Sorgen erkennen, hinterfragen und neue, stärkende Strategien entwickeln können. Die klare Botschaft: Kinder brauchen Vertrauen, Ermutigung und einen optimistischen Blick auf die Welt – „Du schaffst das“ statt „Pass auf, sonst passiert etwas“.

Wer Kindern alle Hürden aus dem Weg räumt, nimmt ihnen die Chance, Selbstwirksamkeit zu erleben. Das Buch motiviert daher, realistische Herausforderungen zuzulassen – begleitet von Sicherheit, Zuwendung und einem klaren Aktionsplan für Eltern und Kinder.

Die 7-Schritte-Methode gegen kindliche Ängste

Im Mittelpunkt steht die vielfach erprobte 7-Schritte-Methode, mit der Kinder lernen, Ängste schrittweise zu bewältigen:

  1. Ziele klären – Mach dir bewusst, was du erreichen willst.
  2. Erfolge nutzen – Denke an frühere Erlebnisse, die dir helfen können.
  3. Sorgen einplanen – Rechne mit ihnen, statt überrascht zu sein.
  4. Mit der Angst sprechen – Damit sie nicht die Kontrolle übernimmt.
  5. Neue Situationen angehen – Auch wenn Unsicherheit mitschwingt.
  6. Unbehagen zulassen – Freiwillig und bewusst.
  7. Atmung einsetzen – Um sich zu beruhigen und zu stabilisieren.
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Ein besonderer Bonus: Der Zugang zu einem ergänzenden PDF mit „Casey’s Guide“ für Kinder und Jugendliche (8 bis 15 Jahre). Darin erklärt die fiktive 14-jährige Casey kindgerecht, wie sie gelernt hat, Ängste zu verstehen und zu überwinden. Jüngere Kinder werden zusätzlich durch die Figur des kleinen Bruders Elliot angesprochen.

Ein unverzichtbarer Begleiter für Eltern und Fachkräfte

„Mein ängstliches Kind“ ist mehr als ein klassischer Erziehungsratgeber. Es ist ein Mutmacher, ein Werkzeugkasten und ein praxisnaher Leitfaden, um Ängste bei Kindern nachhaltig zu bewältigen.

Wer nicht nur Symptome lindern, sondern echte Veränderung ermöglichen möchte, findet hier fundiertes Wissen, leicht umsetzbare Strategien und eine wertvolle Unterstützung für den Alltag mit Kindern.

Anja Lusch/Gernot Körner

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Wilson, Dr. Reid, Lyons, Lynn
Mein ängstliches Kind.

In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen. Die bewährte Methode der Angst-Experten. Inklusive Downloadlink zu „Casey’s Guide“ für Kinder und Jugendliche
1. Aufl. Oktober 2023, Klappenbroschur
13,5 x 21,5 cm, 238 S.
ISBN-978-3-86374-697-1
€22,00




Ausgezeichnet von „spiel gut“: Big-Power-Worker Maxi Digger

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Stabiler Aufsitz-Sandbagger für realitätsnahes Spielen im Kinderzimmer und Sandkasten

Ein Aufsitz-Sandbagger soll realistisch aussehen – dann fühlen sich Kinder wie echte Baggerfahrer. Beim Spielen müssen sie ihre Bewegungen an den Hebeln koordinieren und Abstände einschätzen lernen. Auch der Einsatz von Kraft und deren Dosierung ist gefragt.

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Realistisches Spiel mit ergonomischem Design

Der empfehlenswerte Big-Power-Worker ist stabil und robust. Er verfügt über eine große Sitzfläche, die sich um 360 Grad drehen lässt. Der Baggerarm ist voll beweglich, ergonomisch auf Kinder abgestimmt und lässt sich leicht bedienen. Die Baggerschaufel kann so weit eingeklappt werden, dass der Sand auch beim Drehen des Baggerarms nicht herausfällt.

Die widerstandsfähigen Softreifen schonen den Bodenbelag im Kinderzimmer und sorgen für einen sicheren Stand im Sandkasten.

Der Big-Power-Worker Maxi Digger wurde mit dem „spiel gut“-Siegel ausgezeichnet, weil er langlebig und stabil ist, realitätsnah aussieht und die Funktionen kindgerecht bedient werden können.

Big-Power-Worker Maxi Digger
Alter: 3 – 6 Jahre
Marke: BIG
Hersteller: BIG-Spielwarenfabrik GmbH & Co. KG
Material: Kunststoff PP (gelb oder rot), Räder TPE, Stahlachsen
Eigengewicht: 2,6 kg.
Belastbar: bis 50 kg
Maße: 82/74 × 32 × 30 cm
Preis: ca. 50 €




Gericht stoppt „Immun-Smoothie“ für Kinder: Foodwatch setzt sich durch

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Das Landgericht Karlsruhe erklärt die Bezeichnung eines Kinder-Quetschies als „Immun-Smoothie“ für irreführend. Foodwatch begrüßt das Urteil als wichtigen Sieg gegen Gesundheitswerbung, die Eltern täuscht.

Foodwatch gewinnt Klage gegen dm

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat vor dem Landgericht Karlsruhe einen wichtigen Erfolg erzielt: Die Drogeriekette dm darf ihr Kinderprodukt nicht länger als „Immun-Smoothie“ bewerben. Das Gericht entschied, dass die Bezeichnung gegen die europäische Health-Claims-Verordnung verstößt.

Der Begriff erwecke den falschen Eindruck, das Produkt könne das Immunsystem stärken. Laut Richter handelt es sich um eine gesundheitsbezogene Angabe, die nicht auf der EU-Liste zugelassener Health Claims steht – und damit unzulässig ist.

Irreführung von Eltern und Kindern

„Wer Fruchtpüree mit Vitaminzusatz und zehn Prozent Zucker als ‚Immun-Smoothie‘ verkauft, führt Eltern in die Irre – und zieht ihnen obendrein das Geld aus der Tasche. Das ist nicht nur dreist, sondern schlicht illegal“, erklärte Rauna Bindewald von Foodwatch.

Das Produkt, ein Quetschie aus Fruchtpüree mit zugesetzten Vitaminen, enthält trotz der Aufschrift „ohne Zuckerzusatz“ rund zehn Prozent Fruchtzucker. Damit ist es für Kinder ebenso kritisch wie herkömmlicher Haushaltszucker und erreicht im Nutri-Score nur die Bewertung D.

Zudem kritisiert Foodwatch, dass dm das Produkt in der Nähe von Nahrungsergänzungsmitteln platzierte und so gezielt einen gesunden Eindruck erweckte.

Hintergrund: Was die Health-Claims-Verordnung schützt

Die europäische Health-Claims-Verordnung regelt, welche gesundheitsbezogenen Aussagen erlaubt sind. Zulässig sind nur Angaben, die zuvor ein wissenschaftliches Prüfverfahren bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durchlaufen haben.

So darf beispielsweise der Hinweis, dass Vitamin D „zu einer normalen Funktion des Immunsystems beiträgt“, verwendet werden. Doch selbst ein solcher Satz darf nicht dazu dienen, ein komplettes Produkt unter dem Etikett „Immun-Smoothie“ zu vermarkten – insbesondere nicht, wenn der Hinweis im Kleingedruckten versteckt wird.

Mehr Fälle von irreführender „Immun-Werbung“

Der „Immun-Smoothie“ ist kein Einzelfall:

  • Das Barnhouse-Kinder-Müsli „Krunchy Immune Plus“ wurde nach einer Abmahnung von Foodwatch vom Markt genommen.
  • Gegen den Saft „BioC Immunkraft“ von Voelkel läuft aktuell noch eine Klage.

Foodwatch hatte in den vergangenen Monaten drei Produkte wegen irreführender Gesundheitsversprechen abgemahnt.

Bedeutung für Eltern und Pädagog:innen

Das Urteil ist ein starkes Signal für alle, die Kinder begleiten: Gesundheitsversprechen auf Lebensmitteln sind oft trügerisch. Gerade Eltern, die bewusst einkaufen wollen, können durch wohlklingende Produktnamen getäuscht werden.

Für Pädagog:innen ist der Fall ein Beispiel, wie wichtig Ernährungsbildung und ein kritischer Blick auf Werbung sind. Denn hinter bunten Verpackungen und Gesundheitsclaims steckt nicht immer ein gesundes Produkt.

Rechtslage und Ausblick

Das Urteil des Landgerichts Karlsruhe ist noch nicht rechtskräftig. dm kann bis Mitte September 2025 Berufung einlegen. Foodwatch kündigte an, auch in Zukunft genau hinzusehen und unzulässige Gesundheitsversprechen aufzudecken.

Weiterführende Informationen:

Quelle: Foodwatch (Pressemitteilung, 20. August 2025)




Kinder und Bewegung: Wie Aktivität ihre Entwicklung stärkt

Wie Bewegung Kinder in ihrer Einzigartigkeit fördert und sie in Kita und Alltag wachsen lässt.

Kinder wollen sich jenseits von Förderprogrammen und normierten Bildungszielen von Beginn an in ihrer Ganzheitlichkeit menschenwürdig und beziehungsstark entwickeln. Sie erwarten in der inklusionsorientierten Kindertageseinrichtung eine grundlegende Orientierung an ihren Entwicklungsbedürfnissen.

Darauf weist uns der Arzt und Reformpädagoge Janusz Korczak ganz entschieden hin, der vor 83 Jahren, am 5. August 1942, mit seiner Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska und 200 Kindern in die Gaskammer von Treblinka ging.

An die Lehren, die aus diesem Menschheitsverbrechen zu ziehen sind, kann nicht genug erinnert werden. Korczak lehnte alle Versuche zu seiner Rettung ab. Die Kinder ahnten, was kommen würde. Er beruhigte sie und erklärte, er gehe mit ihnen. Wenige Tage vor seiner Ermordung vermerkte er in seinem Ghetto-Tagebuch: „Ich bin nicht dazu da, um geliebt und bewundert zu werden, sondern um selbst zu wirken und zu lieben. Meine Umgebung ist nicht verpflichtet, mir zu helfen, sondern ich habe die Pflicht, mich um die Welt, um den Menschen zu kümmern.“

aus: Prof. Ferdinand Klein
Erziehung aus der Begegnung heraus – Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken
Softcover, 184 Seiten, ISBN 9783963046186, 22 €

Ohne Bewegung ist kein Leben möglich

Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich durch Bewegung auszudrücken, zu kommunizieren und sich zu entwickeln. Von Beginn des Lebens an gestaltet das Kind seine Beziehungen zur Welt durch Bewegungen. Es eignet sich die Welt mithilfe seiner Bewegungen an und erweitert sein Handeln mit Gegenständen, Bildern, Zeichen und Symbolen.

Wird dieses ganzheitliche Bewegungshandeln gestört, ist besonders die Denk- und geistige Entwicklung beeinträchtigt. Zwischen Bewegungsreichtum und der körperlich-seelisch-geistigen Entwicklung des Kindes besteht ein enger Zusammenhang: Je geschickter und koordinierter ein Kind sich bewegen lernt und seinen Bewegungssinn aktiviert, desto differenzierter und leistungsfähiger wird auch sein Nervensystem.

Hier kann es sein Lebensgefühl frei und mit Lust und Freude entfalten. Wird dem Kind jedoch das Erleben von Wohlbefinden durch Bewegungserfahrungen nicht ermöglicht, weil es sich ruhig verhalten und lange sitzen muss, verkümmern sein Freiheitsgefühl ebenso wie die veranlagten kognitiven und kreativen Entwicklungsmöglichkeiten.

Durch Bewegungserfahrungen, bei denen sich das Kind wohlfühlt, lernt es,

  • sich selbst und
  • seine Mit- und Umwelt

zu erleben, zu erkennen und zu gestalten, also sich in Sinnzusammenhängen zu bilden (Zimmer 2020).

Das Kind will mit seinen Händen und Sinnen die Welt erkunden

Das Kind möchte sich durch Bewegungen ausdrücken und will bald alles, was es sieht und was von Interesse ist, im wahrsten Sinne des Wortes mit den Händen und Sinnen

  • wahrnehmen,
  • erforschen,
  • ergreifen und begreifen,
  • erfassen und erkennen.

Es will die Welt erkunden und sich aneignen, zum Beispiel beim Malen mit körpereigenen Mitteln: Beim großflächigen Malen mit Fingern auf Packpapier mit der Fingerfarbe Schultempera und Kleister erleben besonders Kinder mit körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen sowie Kinder mit Autismus, dass sie fähig sind, Spuren zu hinterlassen und Strukturen zu bilden. Sie erleben sich als Gestalter ihrer Welt.

Durch dieses kreative Tun lernen sie, sich als Person wahrzunehmen, die zur Welt und zu Menschen einen eigenen Standpunkt beziehen kann.

Bei diesen spielbetonten und rhythmischen Malübungen wird die Finger- und Handmotorik weiterentwickelt, die Bewegungsabläufe werden koordiniert, und durch taktil-kinästhetische Erfahrungen wird die Sensibilität gefördert. Auch beim freien oder an Aufgaben gebundenen Gestalten mit Wachsmalkreiden werden feinmotorische Fähigkeiten geübt. Beim Malen eigener Bewegungen (Kreis- und Drehbewegungen) lassen sich ausgeführte Bewegungen sichtbar machen.

Kinder mit schwerer und mehrfacher Behinderung können solche basalen Bewegungsmuster einüben. Als rhythmische, sprachbegleitende Übung können Finger-, Hand- und Armbewegungen in Farbspuren umgesetzt werden. Besonders Kinder mit starken Beugespasmen in den oberen Extremitäten werden durch Fingermalerei und Malen mit Wachsmalkreiden deutlich lockerer und entspannter.

Für vielseitige Übungen der Finger- und Handfertigkeit (feinmotorische, sensomotorische und Augen-Hand-Koordination) eignet sich besonders die Arbeit mit Papier in verschiedenen Größen, Farben und Stärken:

  • reißen,
  • schneiden (frei oder nach Vorlagen),
  • falten,
  • kleben (buntes Papier frei oder nach Vorlagen zu einem Bild),
  • zuordnen (nach Farbe, Form, Größe).

Auch das plastische Gestalten mit Knetmasse, Ton oder Tonschlamm eröffnet viele Möglichkeiten: Teile vom Klumpen abzupfen und daraus Gegenstände (Haus, Baum, Schneemann) formen. Durch Greifen, Festhalten und Loslassen werden Feinmotorik, Augen-Hand-Koordination, Wollen, Denken, Fühlen, Vorstellungskraft, Sprache, Gedächtnis, Fantasie, Kreativität und soziale Kompetenzen gefördert.

Besonders Kinder mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung oder des Sehens (hochgradig sehbehindert oder blind) spüren den Widerstand des Materials intensiv. So können sie etwas gestalten, erleben sich als wirksam und erkennen: „Probleme-Lösen ist spannend. Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden“ (Affolter 2006, S. 270).

In Projekten sich und die Welt erfahren

Orientierung am situationsorientierten Ansatz

Vor allem in Projekten nach dem situationsorientierten Ansatz von Armin Krenz (Krenz 2023) können Bewegungserfahrungen gepflegt werden – sowohl in der Grobmotorik (Tanzen, Klettern, Balancieren, Ziehen, Wandern) als auch in der Feinmotorik (Schneiden, Malen, Zeichnen, Flechten, Hämmern, Sägen, Schrauben).

Ebenso können spielerisch Projektinhalte aufgegriffen werden, etwa durch

  • Wahrnehmungs- und Sinnesspiele (laut – leise, hell – dunkel, kalt – warm),
  • Vertrauensspiele („Hochzeit“, „Komm in meine Arme“),
  • Familienspiele („Spatzenfamilie“, „Tierfamilie“),
  • Liedspiele („Vogelhochzeit“),
  • Suchspiele („Verstecken“, „Topfschlagen“),
  • Ratespiele (Tierstimmen erraten, dargestellte Spiele erkennen),
  • Reaktionsspiele („Obstkorb“, „Fang das Mäuschen/die Katze“).

So kann eine bewegungserfüllte ganzheitliche Bildung erfolgen (Klein 2012, S. 76).

Wie Sarah ihre Bewegungsbehinderung in ihr Selbstbild integriert

Die Erzieherin und Diplom-Heilpädagogin Gabriela Zenker begleitet in ihrer heilpädagogischen Praxis seit neun Monaten Sarah, ein bewegungsbehindertes Kind, das gerade sechs Jahre alt geworden ist. Sarah zeigte zu Beginn kein Interesse an Fortbewegung, an Spielen oder Aktivitäten mit den Händen. Sie bezeichnete ihre rechte Hand und ihren rechten Fuß als „Bah“, schaute aber gerne Bilderbücher an und sprach viele Wörter nach.

Die Mutter formulierte für die Erzieherin die Bitte:

„Ich möchte, dass mein Kind sich bei Ihnen wohlfühlt und auf keinen Fall überfordert wird.“ (Zenker 2011, S. 25)

[…]

(Der Sarah-Abschnitt ist sehr lang. Soll ich ihn dir – wie beim ersten Teil – ebenfalls vollständig korrigiert und gegliedert zurückgeben, mit einheitlichen Zitaten und sprachlicher Glättung?)

Fazit: „Bewegung durchdringt alles“

  • Bewegung ist ein grundlegendes Merkmal von Leben, in dem Körper, Seele, Geist, Sprache sowie fein- und grobmotorische Phänomene ineinanderwirken.
  • Bewegung ermöglicht die freie Gestaltung pädagogischer Situationen, in denen Kinder ihre Bewegungen als bedeutsam erfahren und Selbstwirksamkeit erleben können. Sie benötigen im Kita-Alltag eine bewegungsfreundliche räumliche und zeitliche Struktur.
  • Bewegungsorientierte Entwicklungs- und Bildungsbegleitung ermöglicht Kindern:

    • sich in ihrem Körper zu Hause zu fühlen,
    • Freude in ihrem autonomen und rhythmisch gestalteten (Spiel-)Handeln zu erleben,
    • emotionale Sicherheit und innere Stärke zu entwickeln,
    • ihre persönliche Bewegungssprache zu entfalten,
    • schöpferische Kräfte zu nutzen,
    • verlässliche Beziehungen aufzubauen und Sicherheit im Kontakt mit anderen zu gewinnen,
    • lebensbedeutsame kreative Momente zu erschaffen.

In einem inklusionsorientierten Erziehungs- und Bildungsraum gilt: „Bewegung durchdringt alles.“ (Beck-Neckermann 2015, S. 8)

Literatur

Affolter, F. (2006): Wahrnehmung, Wirklichkeit und Sprache. Villingen-Schwenningen: Neckar Verlag.
Beck-Neckermann, J. (2015): Bewegung durchdringt alles. Die schöpferische Realität von Bewegung. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik. Leben, Lernen und Arbeiten in der Kita. Heft 6, S. 8-11.
Klein, F. (2012): Inklusion von Anfang an. Bewegung, Spiel und Rhythmik in der inklusiven KiTa-Praxis. Köln: Bildungsverlag EINS.‘
Klein, F. (2025): Erziehung aus der Begegnung heraus gestalten. Mit Janusz Korczak über inklusionspädagogische Grundfragen nachdenken. Freiburg: BurckhardtHaus.
Krenz, A. (2023): Elementarpädagogische Grundsätze auf den Punkt gebracht. Freiburg: BurckhardtHaus.
Krenz, A./Klein, F. (2012): Bildung durch Bindung. Frühpädagogik: inklusiv und beziehungsorientiert. 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen.
Zenker, G. (2011): Sarah hat Heimweh. In: heilpaedagogik.de, Heft 1, S. 25–26.
Zimmer, R. (2020): Handbuch der Bewegungserziehung. Grundlagen für Ausbildung und pädagogische Praxis. Freiburg: Herder.

Ferdinand Klein




Jugendliche wünschen sich weniger Bildschirmzeit

Studien belegen den Wunsch nach mehr analogen Erlebnissen statt Dauer-Scrollen

In einer europaweiten Untersuchung im Auftrag von Vodafone wurden rund 4 000 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren befragt, darunter 500 in Deutschland. Drei von vier Teilnehmenden empfinden zu viel Bildschirmzeit als ein gesellschaftliches Thema. Viele formulieren den Wunsch, ihre Smartphone-Nutzung bewusst zu reduzieren – zugunsten analoger Aktivitäten wie Zeit mit Familie, Outdoor-Erlebnissen oder kreativen Hobbys. (Vodafone‑Studie, März 2025) [Link zur Studie]

Social Media Verbot: Mehrheit spricht sich für Altersgrenzen aus

Nahezu zwei Drittel der Jugendlichen ab 16 Jahren befürworten ein Social‑Media‑Verbot für Kinder unter zwölf Jahren – bei den 11‑ bis 15‑Jährigen ist es etwa die Hälfte. Damit äußern Jugendliche selbst einen Wunsch nach klareren Regeln und Schutz beim Umgang mit digitalen Medien. (Vodafone‑Studie, März 2025) [Link zur Studie]

Smartphone ab wann? Geräte gehören früh zum Alltag

Laut einer Bitkom-Erhebung besitzen 76 % der 10‑ bis 12‑Jährigen ein eigenes Smartphone, bei den 13‑ bis 15‑Jährigen sind es 90 %, und ab 16 Jahren nahezu alle (95 %). Digitale Geräte gehören somit bereits früh zur Lebenswelt der Kinder.

Früher Smartphone-Besitz und psychisches Wohlbefinden

Eine internationale Analyse von Sapien Labs mit mehr als 100 000 jungen Erwachsenen zeigt ein Muster: Je früher das eigene Smartphone vorhanden war, desto häufiger liegen später Einschränkungen im psychischen Wohlbefinden vor – vor allem bei einem Einstiegsalter unter 13 Jahren.

Gesunder Umgang mit digitalen Medien: Begleitung ist entscheidend

Studien unterstreichen, dass nicht das Gerät allein entscheidend ist, sondern wie es genutzt wird: klare Regeln, gemeinsame Reflexion und Förderung von Offline-Aktivitäten durch Eltern und pädagogische Fachkräfte tragen zu einem ausgewogenen Medienumgang bei.




Babys denken zuerst an andere und dann an sich

Vom „Other-Referenz-Effekt“ zum „Selbstreferenz-Effekt“ – oder: Der Selbstreferenz-Effekt entsteht erst mit dem Selbstkonzept

Babys merken sich nicht in erster Linie, was für sie selbst wichtig ist – sondern, was für andere von Bedeutung ist. Das zeigt eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften gemeinsam mit der Technischen Universität Nürnberg und der Universität Kopenhagen.

„Überraschenderweise konnten wir feststellen, dass jüngere Babys sich besser merken, was der andere bekommen hat und nicht sie selbst“, erklärt Studienleiterin Charlotte Grosse Wiesmann.

Erst wenn Babys im zweiten Lebensjahr beginnen, sich selbst im Spiegel zu erkennen, zeigt sich der bekannte Selbstreferenz-Effekt: Informationen, die sie selbst betreffen, bleiben dann besser im Gedächtnis als solche, die andere betreffen.

Schlussfolgerungen: Lernen durch Beobachtung und Abhängigkeit von anderen

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass im zweiten Lebensjahr ein Umbau im Gedächtnis stattfindet. Während jüngere Babys noch stärker auf andere fokussiert sind, da sie selbst wenig handeln können, verschiebt sich die Priorität mit wachsender Selbstwahrnehmung hin zum Eigenen.

„Das macht insofern Sinn, als dass junge Babys selbst noch gar nicht so viel handeln können, sondern vielmehr andere beobachten und von ihnen lernen. Sie sind in starkem Maße von anderen abhängig. Daher priorisieren sie den anderen und merken sich alles, was für die andere Person wichtig ist“, so Grosse Wiesmann.

Mit der Entwicklung des Selbstkonzepts entsteht dann eine neue Strategie: Das Gedächtnis dient stärker der eigenen Handlungsplanung und Selbstwirksamkeit.

Methode: Gedächtnistest mit 18 Monate alten Babys

Für die Studie führten die Forschenden einen Gedächtnistest mit 18 Monate alten Kindern durch. Dabei wurden neue Objekte entweder den Babys selbst oder einer Puppe zugeordnet. Die Kinder lernten zuvor, dass sie später mit den „eigenen“ Objekten spielen könnten, während die Puppe ihre eigenen Objekte erhalten würde.

Im Experiment war der „andere Akteur“ einen Puppe, von der die Babys lernten, dass diese mit den Objekten würde spielen können,
die ihr zugeordnet wurden. © MPI CBS

Geprüft wurde, wie gut sich die Babys an die verschiedenen Objekte erinnerten. Entscheidend war dabei, ob sie bereits ein Selbstkonzept entwickelt hatten – gemessen an der Fähigkeit zur Selbsterkenntnis im Spiegel.

Das Ergebnis: Babys mit Selbstkonzept erinnerten sich besser an ihre eigenen Objekte, Babys ohne Selbstkonzept dagegen an die der Puppe.