Mineralöl in veganem Käse: Fünf Produkte sind „ungenügend“

Auch wenn alle Produkte sehr gut schmecken, erhält keines der bei Öko-Test die Bestnote

Öko-Test hat zwölf vegane Käse in Scheiben getestet. Im Geschmackstest bewerten die Verbraucherschützer die Mehrzahl der Produkte mit „sehr gut“– im Gesamtergebnis erhält allerdings keines der Testprodukte die Bestnote.

Meist zu viel Salz

Mit Ausnahme eines Produkts steckt in allen getesteten veganen Käsescheiben aus Öko-Test-Sicht zu viel Salz. Zudem hat das beauftragte Labor in sieben veganen Käsen gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in einem Gehalt nachgewiesen, den Öko-Test abwertet. Die Stoffe können sich im menschlichen Körper anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch unklar.

Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe in vier Produkten

Was noch schwerer wiegt: Auch aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) hat das Labor in vier Produkten gefunden. MOAH gelten als besonders problematisch, da sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden können. Bei drei Produkten lag der gemessene Wert sogar über dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit höherem Fettanteil.

Hersteller müssen Verunreinigungen in den Griff bekommen

„MOAH haben aus unserer Sicht in Lebensmitteln nichts zu suchen. Die Hersteller müssen diese Verunreinigungen in den Griff bekommen – insbesondere, wenn die Gehalte so hoch sind, wie wir sie teilweise vorgefunden haben“, sagt Öko-Test-Lebensmittelchemikerin Jil Eichhorn.

5 x ungenügend

Die Verbraucherschützer bewerten fünf Testprodukte mit „ungenügend“ – darunter auch das teuerste Produkt im Test: die Veggi Filata Naturmild Scheiben von Axel Brinkhaus für 3,29 Euro pro 150 Gramm.

Edeka, Rewe und Vemondo schneiden gut ab

Drei von fünf Produkten, die „gut“ abschneiden, gibt es schon für 1,19 Euro pro 150 Gramm: die My Veggie Milder Geschmack-Scheiben von Edeka, die Rewe Beste Wahl Milde Genießerscheiben und die Vemondo-Vegane Genießer-Scheiben Mild von Lidl.

Der Test ist online erhältlich und erscheint in der Januarausgabe des Öko-Test-Magazins: oekotest.de/15109

Quelle: Pressemitteilung Öko-Test




Wenn aus Mitschüler*innen echte Feinde werden

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Mobbing in der Schule

Mobbing, ein Begriff, der sich vom englischen Wort „to mob“ ableitet, bedeutet anpöbeln, attackieren oder fertigmachen. Es beschreibt aggressives Verhalten, das von Einzelpersonen oder Gruppen gezielt gegen eine bestimmte Person gerichtet ist, um dieser zu schaden. Die Formen von Mobbing sind vielfältig.

Beim physischen Mobbing wird Gewalt oder Machtanwendung eingesetzt, wie zum Beispiel beim sogenannten „Happy Slapping“, bei dem Körperverletzungen gefilmt und in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, um das Opfer zu demütigen. Verbales Mobbing hingegen äußert sich durch extreme Beleidigungen, Beschimpfungen, Spott, Imitationen oder andere Arten von Schikanen. Soziales Mobbing erfolgt eher indirekt, etwa durch das Verbreiten von Lügen, einen Vertrauensmissbrauch, gezielte Ausgrenzung aus Gruppenaktivitäten oder das Streuen von Gerüchten und Verleumdungen. Eine besonders perfide Form ist das Cybermobbing, das digitale Medien nutzt, um anderen zu schaden und sie öffentlich bloßzustellen.

Das Ziel: eine Demütigung des Opfers

Kennzeichnend für diese Handlungen ist, dass sie auf eine Demütigung des Opfers abzielen. Dabei gibt es große Unterschiede:
• Jungen werden hauptsächlich von Jungen, Mädchen eher von anderen Mädchen, häufig aber auch von Jungen gemobbt.
• Mädchen sind signifikant häufiger Opfer von Mobbing als Jungen.
• Auch junge Menschen mit Behinderungen erleben häufiger Mobbing als Jugendliche ohne Behinderungen.
• Kinder aus finanziell benachteiligten Familien sind häufiger von Mobbing betroffen als Kinder ohne finanzielle Sorgen.

Auch die Familie leidet mit

Mobbing in der Schule ist ein ernsthaftes Problem, das nicht nur die Kinder, sondern oft auch ihre Familien vor große Herausforderungen stellt: Denn auch die Eltern leiden mit, wenn sie erfahren, dass ihr Kind von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt wird.

Mobbing in der Schule kann schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit und Lebensqualität der Opfer haben, betont Dr. Frank W. Paulus, Leitender Psychologe der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Homburg/Saar.

Dr. Paulus, Mitautor des aktuellen „Jugendgesundheitsberichts 2024“ der Stiftung Kindergesundheit, berichtet: „Viele Kinder entwickeln Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen, ziehen sich sozial zurück oder verweigern den Schulbesuch. In extremen Fällen kann die emotionale Belastung zu Selbstverletzungen oder sogar Suizidgedanken führen“.

Das Internet – ein Platz für Beleidigungen

Die zunehmende Verbreitung der digitalen Kommunikation hat die Möglichkeiten und Folgen des Mobbings deutlich erweitert und intensiviert, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. So entwickelt sich insbesondere das Cyber-Mobbing zu einer immer öfter auftretenden Form des Psychoterrors unter Schulkindern. Dabei werden die Opfer mithilfe des Internets (z.B. über soziale Plattformen wie Facebook, TikTok, Instagram und WhatsApp) beleidigt, belästigt oder beschämt.

Aktuelle Zahlen liefert dazu die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) 2024. Mit dieser Studie werden bereits seit 1998 die aktuellen Trends und Entwicklungen im Medienverhalten von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren untersucht. Im Rahmen der Studie gab zuletzt beinahe jede dritte teilnehmende Person an, dass über sie schon einmal beleidigende oder falsche Aussagen im Netz verbreitet worden sind.

Die Täter bleiben häufig anonym

Von beleidigenden Kommentaren im Netz berichten 57 Prozent der Befragten, von „Hate Speech“, also öffentlichen Äußerungen, die Hass gegenüber bestimmten Gruppen zum Ausdruck bringen oder zu Gewalt gegen bestimmte Gruppierungen aufrufen, berichten 40 Prozent der Jugendlichen. Jeder neunte Jugendliche beklagt sich, online auch persönlich beleidigt worden zu sein. Die Hemmschwelle ist dabei sehr gering, da die Täterinnen und Täter auf diese Weise oft anonym bleiben können.

Werden Kinder oder Jugendliche im Internet gemobbt, kann dies besonders belastend sein, weil sie sich den Angriffen kaum entziehen können, betont die Stiftung Kindergesundheit:

• Im Internet veröffentlichte Gerüchte, Bilder oder Beschimpfungen verbreiten sich schnell und sind kaum kontrollierbar.
• Weil Beleidigungen und Fotos online nahezu unbegrenzt lange abrufbar sind, wird es dem Opfer erschwert, über die Angriffe hinwegzukommen.
• Die Nutzung von gefälschten Konten (fake accounts) bietet den Täterinnen und Tätern die Möglichkeit, anonym zu agieren. Das kann die Verfolgung erschweren und Betroffene zusätzlich belasten.

Was Eltern gegen Mobbing tun können

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt: Reden Sie mit Ihrem Kind über Mobbing. Ermutigen Sie es, Vorfälle in der Klasse anzusprechen, das Opfer zu unterstützen und die Lehrkräfte zu informieren. Betonen Sie, dass dies kein Petzen ist! Geben Sie Ihrem Kind außerdem Strategien an die Hand, wie es mit Konfliktsituationen umgehen kann oder Unterstützung bei Vertrauenspersonen zu suchen.

Bleiben Sie im Austausch mit Lehrkräften und der Schule. Besuchen Sie Elternabende, Sprechtage und Sprechstunden – nicht nur, um nach Noten zu fragen, sondern auch, um das Sozialverhalten und die Integration Ihres Kindes in der Klasse zu thematisieren. Ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Mobbing ist, Kinder so zu stärken, dass sie weder Opfer noch Täter werden. Eltern tragen eine wichtige Verantwortung: Sie können helfen, Mobbing zu verhindern, indem sie ihr Kind zu einem respektvollen und mitfühlenden Umgang mit anderen erziehen. So können sie zum Beispiel

• Werte wie Empathie, Rücksicht und Toleranz vermitteln, indem Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und Kinder für die Gefühle anderer sensibilisieren. Fragen wie „Wie würdest du dich fühlen?“ können helfen.
• soziale Kompetenzen fördern, zum Beispiel durch Teamsport oder Gruppenaktivitäten, um Teamgeist, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft zu stärken.
• Konfliktlösungsstrategien lehren, etwa durch Zuhören, Verhandeln oder das Bitten um Hilfe, damit Kinder lernen, friedlich mit Konflikten umzugehen.
• eine gesunde Selbstwahrnehmung fördern, damit Unsicherheiten nicht durch Machtausübung über andere kompensiert werden.
• die eigene Vorbildfunktion wahrnehmen, indem Eltern in Stresssituationen ruhig und respektvoll reagieren, da Kinder dieses Verhalten übernehmen.
• den Umgang mit Gruppenzwang üben und Kinder ermutigen, sich solchen Dynamiken zu widersetzen und eigene Entscheidungen zu treffen.
• Medienkompetenz stärken, damit Kinder verantwortungsvoll mit sozialen Medien umgehen und die Auswirkungen ihres Handelns, wie das Teilen bloßstellender Fotos, verstehen.
• Konsequenzen von Mobbing verdeutlichen und klarmachen, dass Mobbing moralisch falsch ist und ernste Folgen haben kann.

Hier gibt es Rat und Hilfe

Die Organisation „Nummer gegen Kummer e.V.“ berät Kinder, Jugendliche und Eltern anonym telefonisch und auch online. Die Anrufe an den Beratungstelefonen sind kostenlos.
Elterntelefon unter 0800 – 111 0 550

Mo. – Fr. von 9 – 17 Uhr
Di. und Do. von 17 bis 19 Uhr

Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111
Mo. – Sa. von 14 bis 20 Uhr
Online-Beratung für Kinder und Jugendliche per Mail und Chat unter

www.nummergegenkummer.de
https://krisenchat.de/de

Weitere Informationen:

Paulus, F.W., Möhler, E., Ohmann, S. & Popow, C. (2020). Digitale Missachtung der Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen: Cybermobbing. Kinder- und Jugendmedizin, 20, 238-246.

Giulia Roggenkamp, Stiftung Kindergesundheit




Metastudie zur Wirksamkeit und Akzeptanz von ADHS-Behandlungen

Bislang größte Netzwerk-Metaanalyse von Daten aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs)

Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat zusammen mit der University of Oxford, der University of Southampton und des Psychology Services London eine neue Studie herausgegeben. Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin am UKB und Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Dr. Marcel Schulze, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB, untersuchten mit ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen die Wirksamkeit und Akzeptanz pharmakologischer, psychologischer und neurostimulierender Interventionen bei ADHS bei Erwachsenen in einer Metastudie, die im Lancet Psychiatry veröffentlicht wurde.

2,5 Prozent der Erwachsenen und etwa 5 Prozent der Kinder von ADHS betroffen

Weltweit sind ca. 2,5 Prozent der Erwachsenen und etwa 5 Prozent der Kinder im Schulalter von ADHS betroffen. Oftmals ist ADHS mit weiteren Begleiterkrankungen, einer erhöhten Sterblichkeit und ungünstigen psychosozialen Folgen für die Betroffenen verbunden. Die Kosten für die Behandlung von ADHS sind mit durchschnittlich 18.000 Dollar pro Jahr sehr hoch. Weiterhin bestehen Unsicherheiten über die beste Behandlung für Erwachsene mit ADHS. In aktuellen Leitlinien spielt die pharmakologische Behandlung eine herausragende Rolle. Zu nicht-pharmakologischen Behandlungsmethoden gab es in den letzten Jahren immer mehr randomisierte kontrollierte Studien.

Netzwerkanalyse aus über 100 Studien

Deswegen wurde die bislang größte Netzwerk-Metaanalyse von Daten aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zum Vergleich einer breiten Palette verfügbarer Medikamente und nicht-pharmakologischer Behandlungen für Erwachsene mit ADHS anhand mehrerer Endpunkte durchgeführt. Dafür wurden 2416 Datensätze aus 113 einzigartigen RCTs (14887 Teilnehmer, 45,6 % Frauen) zu pharmakologischen Therapien, psychologischen Therapien und neurostimulierenden Therapien sowie Neurofeedback geprüft. In Bezug auf die Wirksamkeit wurde eine Verringerung der Schwere der ADHS-Symptome (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität) untersucht. Daneben wurden die Akzeptanz, die Verträglichkeit, die Emotionale Dysregulation, exekutive Funktionen und der Einfluss auf die Lebensqualität genauer analysiert. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass es keine universelle Lösung für die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter gibt. Neben der kurzfristigen Wirksamkeit pharmakologischer Ansätze ist es entscheidend, auch nicht-pharmakologische Methoden weiter zu untersuchen und individuell abgestimmte Behandlungsstrategien zu entwickeln“, sagt Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin des UKB und Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.


Dr. Elisabeth Aust-Claus, Dr. Dieter Claus, Dr. Petra-Marina Hammer

ADS – Das Erwachsenenbuch

Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom: Neue Konzentrations- und Organisationshilfen für Ihr Berufs- und Privatleben. ADS-Ursachen, Symptome und Therapie bei Erwachsenen.

Dieser ADS-Ratgeber bietet wichtige Hilfestellungen und praktische Tipps für Betroffene und klärt über Symptomatik und Umgang mit der Diagnose ADS im Erwachsenenalter auf.

Taschenbuch, zahlreiche Abbildungen, 352 Seiten
ISBN: 978-3-934333-06-2
22 €


Ergebnisse im Vergleich zu Placebo

Nur Stimulanzien und Atomoxetin als Therapien schnitten bei den Symptombewertungen durch Kliniker und bei der Selbstbewertung besser ab als die Placebo-Bedingungen und zeigten Anzeichen für positive Auswirkungen bei der kurzfristigen Reduzierung der ADHS-Kernsymptome. Kognitive Verhaltenstherapie, kognitives Training, Achtsamkeit, Psychoedukation und transkranielle Gleichstromstimulation schnitten nur bei Fremdbeurteilungen von Klinikern besser ab als Placebo. Außerdem fand man bezüglich der Akzeptanz heraus, dass fast alle Behandlungen ähnlich wie Placebo abgeschnitten haben. Die Medikamente waren weniger verträglich als Placebo. Auf die exekutive Dysfunktion und die Lebensqualität konnten keine Auswirkungen festgestellt werden, ADHS-Medikamente waren nicht wirksam bei der Verbesserung dieser Bereiche.

Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien, um die langfristige Wirksamkeit und Akzeptanz von ADHS-Behandlungen besser zu verstehen. Ein besonderer Fokus sollte auf der Kombination pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Strategien liegen, um sowohl Symptome zu lindern als auch die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. „Die Abwägung zwischen positiven Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten ist zentral, insbesondere da Langzeitbeweise für ADHS-Medikamente begrenzt sind. Es besteht ein klarer Bedarf an weiteren Studien, um sowohl alternative Medikamente als auch nicht-pharmakologische Strategien und deren Kombinationen langfristig besser bewerten zu können“, sagt Dr. Marcel Schulze, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB.

Originalpublikation: https://www.thelancet.com/journals/lanpsy/article/PIIS2215-0366(24)00360-2/fulltext

Jana Schäfer, Universitätsklinikum Bonn




Viermal mehr Kinder mit Scharlach in Deutschland

Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf

Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.

„Der starke Anstieg bei Scharlach-Erkrankungen zeigt einmal mehr, dass die Nachwirkungen der Corona-Pandemie für Kinder noch nicht vorbei sind“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten. Wichtig ist eine Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten wie Scharlach – und das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln.“

Vor allem junge Kinder leiden unter Scharlach

Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren, die aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um 308 Prozent. Wurden 2022 noch 9,6 Fälle je 1.000 Kinder von Ärztinnen und Ärzten dokumentiert, so waren es 2023 39,1 Fälle je 1.000 Kinder. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit 2023 den höchsten Stand seit fünf Jahren. Besonders betroffen waren 10- bis 14-jährige Schulkinder: In dieser Altersgruppe haben sich die Infektionen verfünffacht (plus 412 Prozent).

„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen. Das sehen wir am Beispiel Scharlach. Das kindliche Immunsystem braucht ‚physiologische‘ Infekte genau wie das ‚soziale Immunsystem‘. Von zentraler Bedeutung ist die Arzneimittelversorgung: Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin.“

Nachholeffekte nach der Pandemie

Die vom BVKJ thematisierten Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie sind in der DAK-Sonderanalyse sichtbar. Während der COVID-19-Pandemie gingen die Scharlach-Diagnosen von Ärztinnen und Ärzten stark zurück – mit dem niedrigsten Stand 2021. Ab 2022 nahmen die Scharlach-Infektionen aber merklich zu. So wurden 2023 mit einem Plus von 97 Prozent knapp doppelt so viele Scharlach-Diagnosen in deutschen Praxen gestellt wie im letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

Weitere Informationen zum Thema Scharlach gibt es unter: https://www.dak.de/scharlach

Quelle: Pressemitteilung DAK




Leere Aussagen untergraben das Vertrauen und wirken nicht

Umfrage in den Vereinigten Staaten: Viele Eltern drohen ihren Kindern

Viele Eltern in den USA greifen bei der Kindererziehung auf Drohungen zurück. Laut der „C.S. Mott Children’s Hospital National Poll on Children’s Health“ reicht die Bandbreite vom Wegnehmen von Spielzeug bis dahin, dass der Weihnachtsmann dieses Jahr nicht kommen wird. Eltern von Kindern zwischen drei und fünf Jahren setzen eigenen Angaben nach am ehesten Drohungen ein, um ein Fehlverhalten anzusprechen. Ein Viertel droht entweder mit der Abwesenheit des Weihnachtsmanns oder dem Verweigern von Geschenken.

Verstärkung und Disziplin

Der Erhebung nach haben viele Eltern zudem damit gedroht, eine Aktivität oder einen Ort zu verlassen, Spielzeug wegzunehmen oder, dass das Kind kein Dessert bekommt. Fast die Hälfte der Befragten will den eigenen Nachwuchs zudem bestochen haben. Laut Co-Direktorin Susan Woolford hilft Disziplin kleinen Kindern dabei zu lernen, welche Verhaltensweisen sicher und angemessen sind. Sie können, so die Expertin, eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass diese Kinder lernen, was richtig ist und was falsch.

„Leere Drohungen hingegen untergraben das Vertrauen und sind normalerweise nicht wirksam. Eine positive Verstärkung und die konsequente Disziplin formen das langfristige Verhalten viel eher.“ Die Hälfte der Befragten sehen sich beim Disziplinieren ihrer Kinder als sehr konsequent. Trotzdem geben viele an, dass sie gerade mit der Konsistenz ihre Probleme haben. Die Umfrage basiert auf 725 Antworten von Eltern mit mindestens einem Kind. Die Befragung wurde im August dieses Jahres in den USA durchgeführt.

Strategie besser vorausplanen

Zu den größten Herausforderungen gehören, dass das Kind zu klein ist, um zu verstehen, dass die eingesetzten Strategien nicht immer funktionieren und dass die Eltern versuchen, einen öffentlichen Wutanfall zu verhindern, heißt es. Fast ein Viertel der Eltern gibt zu, dass auch sie irritiert sind, wenn ihr Kind ungezogen ist und sie reagieren, bevor sie sich an ihre Strategien erinnern oder dass sie einfach zu müde sind, um sich stimmig zu verhalten.


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Wie Sie sprechen sollten, damit Ihr Kind Sie versteht

Ein Überlebenshandbuch für Eltern mit Kindern von 2 bis 7 Jahren. Richtig kommunizieren, Konflikte lösen: Hilfe bei der Kindererziehung

Der tägliche Kampf beim Anziehen, Gequengel am Mittagstisch, Trotzanfälle im Supermarkt: „Klassiker“, die alle Eltern schon erlebt haben. Wie lassen sich solche Alltagskonflikte lösen? Der Schlüssel liegt in der Art, wie wir zuhören und reden. Joanna Faber und Julie King haben einen Erziehungsratgeber entwickelt, in den sowohl eigene Erfahrungen mit ihren Kindern als auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft eingeflossen sind. Mit ihren erprobten „Erziehungs-Werkzeugen“ gelingt ihnen eine respektvolle Eltern-Kind-Beziehung ohne Streit und Drama!

Taschenbuch, 384 Seiten, zahlreiche Abbildungen
ISBN: 978-3-96304-026-9
24 €


Woolford nach kann es schwierig werden, beim Durchsetzen von Disziplin einen konsistenten Ansatz zu haben, wenn genaue Überlegungen und eine Planung fehlen. Sogar dann kann Beständigkeit schwierig sein. Das sei vor allem dann der Fall, wenn Eltern müde oder abgelenkt seien und sie sich überfordert fühlten. „Es ist wichtig, dass Eltern vorausplanen und bei Strategien auf der gleichen Seite stehen, um eine Grundlage für das Verstehen von Erwartungen zu liefern. Damit können auch gemischte Signale in Hinblick auf Grenzen vermieden werden.“

Viele Eltern sind unsicher

Eltern sind sich zudem nicht immer sicher, ob ihre Disziplinierungsstrategien funktionieren. Zwei Fünftel gehen davon aus, dass sie sehr wirksam sind. Drei von fünf Elternteilen glauben hingegen, dass diese Strategien einigermaßen effektiv sind. Die meisten Studienteilnehmer erhalten ihren Input zu Disziplinierungsstrategien von verschiedenen Quellen. Bei vielen ist es der andere Elternteil, das Reden mit der Familie oder Freunden sowie Erziehungsratgeber, Artikel oder Posts in den sozialen Medien.

Weniger als ein Fünftel der Eltern diskutiert das Thema Disziplin mit dem Gesundheitsdienstleister. Eines von acht Elternteilen sagt, dass er sich keine Gedanken über diese Disziplinierungsstrategien gemacht hat. Manche Teilnehmer geben auch zu, dass sie Strategien angewendet haben, die von Experten nicht empfohlen werden. Zwei von fünf Eltern schlagen ihre Kinder manchmal. Das kann, so die Experten, bei Vorschülern und Schülern zu Trotz und in weiterer Folge zu einer verstärkten Aggression führen.

Moritz Bergmann/pressetext.redaktion




Maßnahmen gegen ungesunde Lebensmittel dringend gefordert

DEGAM: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Großbritannien macht einen wichtigen Schritt, um insbesondere Kinder vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen. Ab Oktober 2025 wird Werbung für bestimmte Lebensmittel im Fernsehen tagsüber und im Internet rund um die Uhr verboten. Die britische Regierung hat eine Liste der Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt (zum Beispiel Muffins, Croissants, Waffeln, Kekse, Frühstücksflocken, Müsliriegel etc.) vorgelegt, die von dem Werbeverbot betroffen sind. Damit will Großbritannien jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit bei Kindern verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) begrüßt diesen Schritt nicht nur, sondern fordert ein ähnliches Vorgehen in Deutschland.

Die Briten machen Nägel mit Köpfen

„Während in Deutschland seit Jahren ergebnislos über die Einführung einer Zuckersteuer oder Werbeverbote für Süßigkeiten oder andere ungesunde Lebensmittel diskutiert wird, machen die Briten Nägel mit Köpfen“, kommentiert Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der DEGAM. „Als wissenschaftliche Fachgesellschaft weist die DEGAM seit Jahren darauf hin, dass es für breit ansetzende Elemente der Verhältnisprävention wie Werbeverbote oder erhöhte Steuern eine gute Evidenz gibt, um einen gesunden Lebensstil zu erleichtern. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland in der Verhältnisprävention endlich aufholt.“

Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen

Für die Wirksamkeit der Verhältnisprävention – also die Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen wie Kita, Schule, Nachbarschaft, Arbeitsplatz – liegen international gute wissenschaftliche Belege vor. Werbeverbote sind eine verhältnispräventive Maßnahme, von denen Kinder und Jugendliche auch über soziale Schranken hinweg profitieren können. „Die Evidenz ist in jedem Fall stark genug, um politische Reaktionen zu rechtfertigen. Es ist doch absurd, wirtschaftliche Interessen höher einzustufen als den Schutz vor gesundheitlichen Risiken bei Generationen von Kindern. Wir sollten Kindern und Jugendlichen Chancen eröffnen und nicht durch frühe Fehlernährung verschließen“, so Martin Scherer weiter.

Limonadensteuer senkt Konsum durch Norm

Laut einer aktuellen Studie der UC Berkeley wird das Warnen vor den Gefahren des Trinkens zuckerhaltiger Getränke zu radikalen Veränderungen bei sozialen Normen und beim Konsum führen. Eine Limonadensteuer wurde in der Stadt Berkeley bereits vor zehn Jahren eingeführt. Gemeinsam mit der später erfolgten Erhöhung der Limonadensteuer in der kalifornischen Bay Area ist es nicht nur zum Rückgang der Umsätze gekommen. Es gibt laut der Seniorautorin Kristine A. Madsen in Hinblick auf die Gesundheit der zuckerhältigen Getränke auch deutliche Veränderungen bei sozialen Normen und Haltungen.

Informelle Regeln wichtig

Binnen weniger Jahren haben Steuern gemeinsam mit einer großen medialen Aufmerksamkeit die allgemeine Wahrnehmung von Getränken mit Zucker deutlich verändert – insbesondere bei Limonaden, manchen Fruchtsäften und Sportgetränken. Madsen zufolge hat eine Veränderung der informellen Regeln, wie Menschen denken und handeln, erhebliche Folgen auf die Bemühungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. „Soziale Normen sind wirklich mächtig. Die deutliche Veränderung, die wir beim Denken über Limonaden gesehen haben, zeigt auch, was sonst noch möglich sein sollte.“ Details sind in „BMC Public Health“ nachzulesen.

Gemeinsam mit Kollegen von der UC San Francisco und der UC Davis hat die Forscherin Umfrage-Ergebnisse von 9.128 Personen aus einkommensschwächeren Vierteln in Berkeley, Oakland, San Francisco und Richmond analysiert. Diese Daten sind zwischen 2016 bis 2019 und 2021 erhoben worden und Jahr für Jahr untersucht. Gefragt worden ist, wie oft die Teilnehmer vermuten, dass ihre Nachbarn Limonaden, Fruchtsäfte oder Sportgetränke konsumieren. Zudem wurde bewertet, wie gesund mehrere Getränke sind und wie die Teilnehmer ihr eigenes Verhalten beim Konsum dieser Getränke erkennbar werden ließen. Die Akzeptanz gegenüber dem Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken sank um 28 Prozent.

Umfeld entscheidet mit

In Oakland ging die positive Wahrnehmung des Konsums von Sportgetränken nach der Erhöhung der Steuern zurück. Auch in San Francisco haben die Forscher eine ähnliche Veränderung der Haltung bei gesüßten Fruchtgetränken festgestellt. Die Annahme, dass die Nachbarn nicht mehr so viele gesüßte Getränke konsumierten, beeinflusste auch das eigene Interesse am Konsum von Limonaden, Säften und Sportgetränken. Laut Madsen ist es damit zu einer erstaunlichen Veränderung in der Denkweise gekommen: „Wir trinken keine Limonaden, weder so viel noch die ganze Zeit. Die ,Penny-per-Ounce Tax‘ auf solche Getränke ist eine wichtige Möglichkeit der Kommunikation mit der Öffentlichkeit“, urteilt Madsen abschließend.

Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Die DEGAM hält fest: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Gleichzeitig ist bekannt, dass wichtige Weichen zum gesunden Verhalten in den frühen Jahren gestellt werden. „Werbung, die die Kinder zu übermäßigem Konsum ungesunder Nahrungsmittel verleitet, schadet ihnen langfristig,“ ergänzt Dr. Wolfgang Schneider-Rathert, Sprecher der DEGAM-Sektion Prävention und niedergelassener Hausarzt in Niedersachsen. „Zielgenaue Werbung, die Kinder früh im Leben mehrfach jeden Tag in ihren Zeitschriften, auf ihren Handys und Bildschirmen erreicht, prägt so stark, dass das daraus resultierende Übergewicht später nur noch teilweise erfolgreich behandelt werden kann. Deshalb plädieren wir aus wissenschaftlicher Sicht dafür, mit dem Werbeverbot für Junk-Food die Verhältnisse zu ändern, da das Verhalten bereits übergewichtiger Kinder und Jugendlicher später kaum noch zu ändern ist.“

Neue Studie: Zuckerhaltige Getränke als Herz-Kreislauf-Risiko

Erst eine am 9. Dezember veröffentlichte Studie über den Zusammenhang von zugesetztem Zucker und dem Auftreten von sieben verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 69.705 schwedischen Männern und Frauen bestätigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert deshalb ebenfalls Maßnahmen wie eine Herstellerabgabe auf zuckerhaltige Getränke und strikte Beschränkungen für Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, den Konsum dieser gesundheitsschädlichen Produkte zu reduzieren bzw. die Hersteller zu animieren, die Rezepturen gesünder zu gestalten. Die Gesundheit der Bevölkerung müsse oberste Priorität haben.

Weitere Informationen:

Zum Umgang mit Übergewicht und Adipositas in der hausärztlichen Praxis hat die DEGAM letztes Jahr ein Positionspapier zu Prävention und Therapie von Adipositas vorgelegt: https://tinyurl.com/ycy9kxdz

Neue Studie: Frontiers | Added sugar intake and its associations with incidence of seven different cardiovascular diseases in 69,705 Swedish men and women: https://www.frontiersin.org/journals/public-health/articles/10.3389/fpubh.2024.1452085/full

Quellen: Pressemitteilung Natascha Hövener Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V., Moritz Bergmann, pressetext.redaktion, Christina Seddig, Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten




Lungenärzte fordern besseren Schutz vor Nikotin- und Feinstaubbelastung

Weil Passivrauchen überall gesundheitsschädlich ist, sollen Nichtraucher auch im Freien geschützt werden

„Nichtraucher und insbesondere Kinder müssen in Deutschland besser vor Nikotin- und Feinstaubbelastungen geschützt werden – vor allem im öffentlichen Raum, gerade auch im Freien!“ Das fordern führende Lungenärztinnen und -ärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschen Atemwegsliga (DAL) sowie der Deutschen Lungenstiftung (DLS). Hintergrund: In Deutschland erkranken jährlich rund 57.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Darüber hinaus versterben noch einmal rund 45.000 Menschen pro Jahr, da die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Tumorstadium festgestellt wird.

Schlusslicht in Europa

„Gerade beim Schutz von vulnerablen Gruppen, wie Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder auch Schwangeren und Heranwachsenden, dürfen wir nicht länger das Schlusslicht Europas sein. Andere EU-Länder sind fortschrittlicher, hierzulande ist der Einfluss der Tabaklobby deutlich zu spüren“, heißt es von den Verbänden. Ihr Aufruf an die Politik: „Setzen Sie ein Zeichen und schreiben Sie jetzt konkrete Nichtraucher-Schutzmaßnahmen in die Parteiprogramme zur nächsten Bundestagswahl!“

An vielen Plätzen übersteigen die Feinstaubwerte zulässige Höchstgrenzen

Was seit Jahren für Innenräume akzeptiert werde, müsse auch für öffentliche Räume gelten: „Passivrauchen ist unbestritten überall gesundheitsschädlich. Nichtraucher müssen auch im Freien geschützt werden“, erklärt Professor Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Immer wieder übersteigen an vielen Plätzen die Feinstaubwerte zulässige Höchstgrenzen um das Vielfache. Gefährlich hohe Konzentrationen an gesundheitsschädigenden Substanzen finden sich vor allem dort, wo mehreren Rauchenden zusammenkommen – insbesondere an Orten mit einer geringen Winddurchlässigkeit“, so der Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln und Inhaber des Lehrstuhls für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke. „Tabakqualm und E-Zigaretten-Dampf halten sich nicht an die Grenzen von gekennzeichneten Raucherbereichen.“

Passivrauchen: „Auch im Freien so weit wie möglich reduzieren“

„Rauchen an belebten öffentlichen Plätzen – zum Beispiel an Bahnhöfen, in Sportstätten oder Stadien sowie auf Open-Air-Konzert-Flächen – sollte verboten werden, um nichtrauchende Menschen vor Gesundheitsgefahren zu schützen“, erklärt Professor Marek Lommatzsch, Vorstandsmitglied der Deutschen Atemwegsliga. „Das Passivrauchen ist generell schädlich für die Gesundheit, daher muss Passivrauch-Exposition so weit wie möglich, auch im Freien, reduziert werden. Nur so können wir es schaffen, dass weniger Menschen unverschuldet einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind – beispielsweise durch das Einatmen von Feinstaub“, so der leitende Oberarzt der Abteilung Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock. Lommatzsch ist zudem Koordinator der deutschen fachärztlichen Asthma-Leitlinie. Seine Einschätzung: „Gerade Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden unter Passivrauch-Exposition. Diese Patienten müssen geschützt werden.“

Schutz auf dem Spielplatz: „Echte Vorbilder rauchen nicht vor Kindern!“

„Die deutsche Gesetzgebung entspricht aktuell eher einem Raucher-Schutz“, kritisiert Dr. Barbara Weckler, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Lungenstiftung. „Die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zu den Gefahren des Passivrauchens sollte aber zum Vorteil der Bevölkerung eingesetzt werden. Auch wenn das politischen Willen und natürlich auch Rücksicht von Rauchern erfordert“, so die Oberärztin und Leiterin der Hochschulambulanz für Atemwegsinfektionen am Universitätsklinikum Marburg. Was Raucher trotz besseren Wissens mit ihrer Gesundheit machen, liegt in der Eigenverantwortung des Individuums. „Um aber Menschen im unmittelbaren Umfeld vor den Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen, brauchen wir deutlich bessere Gesetze, die den Schutz der Menschen regeln.“ Barbara Weckler geht es dabei auch um den Schutz von Kindern, Jugendlichen und vom ungeborenen Leben in der Schwangerschaft. „Wir müssen zudem das generationenübergreifende Modelllernen verhindern. Schon den Kleinsten auf dem Spielplatz sollte nicht suggeriert werden, dass Rauchen zum Standardverhalten gehört. Echte Vorbilder rauchen nicht vor Kindern!“

Torben Brinkema, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)




Weihnachten ist viel besser und schöner als sein Ruf

Ergebnisse der Weihnachtsstudie 2024 der Universität der Bundeswehr München

Jedes Jahr führt die Universität der Bundeswehr München eine Weihnachtsstudie durch und beleuchtet Trends, Unerwartetes und Kurioses. Auch diesmal haben die Studienautoren wieder mehr als 1.200 Deutsche repräsentativ befragt – und zeigen, warum die Weichen für ein schönes Weihnachtsfest schon jetzt gestellt sind.

Weihnachtsgeschenke und -stimmung

Die beliebtesten Weihnachtswünsche der Deutschen sind nach wie vor Geld, gemeinsame Erlebnisse, Reisen und Bücher. Auch traditionelle Geschenke wie Selbstgebasteltes erfreuen sich großer Beliebtheit. Studienleiter Prof. Philipp A. Rauschnabel rät von Geldgeschenken ab: „Die Wirkung verpufft recht schnell“.

16 Prozent der Befragten haben bereits Geschenke zum Black Friday gekauft – im Vorjahr waren es vier Prozentpunkte weniger. Auch der stationäre Einzelhandel hat in diesem Jahr leicht an Attraktivität gewonnen: 32 Prozent kaufen überwiegend offline – im Vorjahr waren es nur 27 Prozent. Zu früh sollte der Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft nicht einläuten: Erst ab November befürwortet die Mehrheit der Befragten (75 Prozent) den Verkauf typischer Weihnachtsartikel. Frühere Starttermine finden hingegen nur bei rund jedem Fünften Zustimmung.

Dass in diesem Jahr wieder mehr Weihnachtsstimmung aufkommt, lässt sich ebenfalls belegen: Jeder Siebte (14 Prozent) erwartet ein überdurchschnittlich schönes Weihnachtsfest. Zum Vergleich: Während der COVID-Pandemie war es nur jeder Vierzehnte, und im vergangenen Jahr äußerte dies lediglich jeder Achte.

Weihnachtslieder: Geliebt und gehasst

Zur Weihnachtsstimmung gehört zweifelsfrei auch die entsprechende Musik. Aber auch hier kann die Wahl der Songs die Stimmung kippen lassen. Kaum ein Weihnachtslied polarisiert so stark wie der Klassiker „Last Christmas“ von Wham!: Während 39 Prozent, insbesondere Frauen, den Song gerne hören, empfinden ihn fast ebenso viele (38 Prozent) als überstrapaziert – allerdings überwiegend Männer. Unangefochten bleibt jedoch Chris Reas „Driving Home for Christmas“ als beliebtester Weihnachtssong.

Weihnachten ist schöner als sein Ruf

Die Ergebnisse zeigen, dass Weihnachten in vielerlei Hinsicht unterschätzt wird. So glauben 54 Prozent der Befragten, dass sich viele Menschen finanziell übernehmen, und 53 Prozent nehmen an, dass viele an Weihnachten einsam sind – jedoch beobachtet nur rund jeder Zehnte diese Phänomene bei sich selbst. 38 Prozent sind der Meinung, dass viele Menschen den Druck verspüren, eine festliche Stimmung zu erzeugen; nur 16 Prozent fühlen sich aber selbst dazu gedrängt. Ein gegenteiliges Bild ergibt sich beim Thema Solidarität: 29 Prozent glauben, dass viele Menschen an Weihnachten besonders solidarisch sind, sich selbst schätzen aber nur 14 Prozent so ein.

Religion und Traditionen

Religiöse Aspekte spielen für viele Menschen eine immer geringere Rolle, doch die Teilnahme an Weihnachtsgottesdiensten bleibt mit 16Prozent vergleichbar wie im Vorjahr (15 Prozent), wenngleich deutlich unter dem Vor-COVID Niveau (2019: 24 Prozent). Bei der Frage nach den Themen, die Menschen an Weihnachten an wichtigsten sind, landen kirchliche Themen auf dem letzten Platz (13 Prozent) – deutlich hinter Zeit mit den Liebsten (73 Prozent), Ruhe/Besinnlichkeit (64 Prozent) und gutem Essen/Plätzchen (60 Prozent).

Auch wenn viele christliche Aspekte für viele Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist das Wissen rund um das Weihnachtsfest dennoch beachtlich. In diesem Jahr haben die Autoren der Studie, gemeinsam mit einem Pfarrer, den Probanden Wissensfragen rund um das Fest gestellt. Dabei zeigte sich, dass grundlegende Begriffe und Geschichten durchaus bekannt sind. So wussten 60 Prozent der Befragten, dass das Wort Advent „Ankunft“ bedeutet, und 57 Prozent konnten König Herodes mit dem Kindermord von Bethlehem in Verbindung bringen. Weniger bekannt waren dagegen spezifische oder ungewöhnliche Details: Nur 27 Prozent hatten schon einmal von der Gurke als Weihnachtsbaumschmuck gehört und nur 57 Prozent wussten, dass der rot-weiße Weihnachtsmann von Coca-Cola erfunden wurde.

Michael Brauns, Universität der Bundeswehr München

Studienleitung & Anfrage von Ergebnissen
Prof. Dr. Philipp A. Rauschnabel
Professur für Digitales Marketing und Medieninnovation
Universität der Bundeswehr München
philipp.rauschnabel@unibw.de
Tel.: 089 6004 3374

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