Kinder können das – Elterntaxi muss nicht sein!

zufuss-schule

Start der Anmeldephase zu den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“

Ab sofort ist die Anmeldung zu den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ unter www.zu-fuss-zur-schule.de möglich. Auch in diesem Jahr richten das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die Aktionstage wieder gemeinsam aus. Sie rufen Schulen und Kindertageseinrichtungen in ganz Deutschland zur Teilnahme auf. Die Aktionstage stehen dieses Jahr unter dem Motto „Kinder können das – Elterntaxi muss nicht sein!“ Vom 16. bis 27. September 2024 sollen möglichst viele Kinder eigenständig zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller zur Schule oder in die Kindertagesstätte kommen.

In den letzten Jahren hatten zehntausende Kinder in ganz Deutschland mitgemacht

Sie haben die Aktionstage zu einem großen Erfolg werden lassen. Wer in diesem Jahr teilnehmen will, sollte sich auf der Webseite www.zu-fuss-zur-schule.de eintragen. Um dann Informationen, Projektideen und Materialien zum Bewerben der Aktionstage im September zu erhalten. Zusätzlicher Anreiz: Unter allen bis 31. August eingereichten und bis 27. September umgesetzten Projektvorschlägen vergeben DKHW, VCD und VBE im Rahmen eines Ideenwettbewerbs tolle, bewegungsfördernde Sachpreise für die kreativsten Ideen. Außerdem werden weitere Preise für besonders gelungene Mitmachaktionen ausgelobt.

Gute Beispiele für Aktionen gibt es aus den vergangenen Jahren zur Genüge

Bei vielen steht das spielerische Lernen im Mittelpunkt: Das Sammeln von „Laufpunkten“ für jede zu Fuß zurückgelegte Strecke, auf den Boden gemalte Spiele oder selbstgemachte Aufkleber zur Kennzeichnung des Schul- und Kitawegs motivieren die Kinder, zu Fuß zu gehen. Oder die Schulen und Kitas organisieren sogenannte Lauf- oder Fahrradbusse. Hierbei vereinbaren sie verschiedene „Haltestellen“ , an denen sich die Kinder aus der Nachbarschaft treffen. Von dort aus können sie gemeinsam zur Schule oder in die Kita gehen bzw. radeln. Unter www.zu-fuss-zur-schule.de/mitmachen/aktionsideen finden Schulen und Eltern weitere Ideen wie etwa „Symbolische ‚Knöllchen‘ für Elterntaxis“ oder eine „Schulweg-Wette“.

Die Mitmachaktionen haben konkrete Veränderungen im Blick:

  • Ob durch eine Teilnahme an Fahrraddemos für eine kindgerechte Straßenverkehrsreform,
  • eine Demo für die Einrichtung einer Schulstraße,
  • eine Aufmerksamkeit erregende Plakataktion im Umfeld der Schule
  • oder eine Podiumsrunde mit den Verantwortlichen aus der Kommune.

An vielen Stellen kann aufgezeigt werden, was für einen sicheren und eigenständigen Schulweg benötigt wird.

Damit möglichst viele Kinder ihren Weg zur Schule oder zum Kindergarten zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad zurücklegen, fordern die Kooperationspartner eine Reihe von Maßnahmen in einem gemeinsamen Forderungspapier: Der Weg muss für alle Kinder so sicher werden, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können. Dazu gehört vor allem die Begrenzung des Straßenverkehrs rund um Schulen und Kindergärten. Auf allen Straßen, welche die Kinder laut Schulwegplänen nutzwn, muss Tempo 30 gelten – nicht nur im unmittelbaren Schulumfeld. Die Einhaltung ist regelmäßig und unangekündigt zu überprüfen. Zudem sollte die Straßenverkehrsordnung (StVO) so geändert werden, dass die Einrichtung von Schulstraßen erleichtert wird. Das soll auch die Kommunen von diesem Konzept überzeugen, die trotz des kürzlich veröffentlichten Rechtsgutachtens zum Thema Schulstraßen Bedenken haben.

Das Halten und Parken vor Schulen sollte generell verboten und konsequenter geahndet werden

Dafür sind sogenannte Elternhaltestellen als alternative Parkmöglichkeiten einzurichten – nahe genug, dass die Wege für Kinder und Begleitpersonen zumutbar bleiben, aber weit genug weg, um die Verkehrssituation im unmittelbaren Schulumfeld sicher zu gestalten. Wichtig ist außerdem, dass auf allen als Schulweg genutzten Straßen die Infrastruktur sicher gestaltet wird – beispielsweise durch angemessene Querungsmöglichkeiten oder breite, vom Autoverkehr getrennte Radwege. Wichtig ist dabei auch, dass die Kinder und Jugendlichen in die Planungsprozesse einbezogen werden. Eine forsa-Umfrage im Auftrag der drei Kooperationspartner hatte gezeigt, dass die Mehrheit der Befragten glauben, dass die Schulumgebung so sicherer gestaltet werden könnte.

Im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ vom 16. bis 27. September 2024 können Kinder mit ihren Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern oder ihren Eltern eigene Projekte rund um das Thema zu Fuß zur Schule und zur Kita entwickeln. Die Aktionstage richten sich gezielt an Grundschulen und Kindertageseinrichtungen, aber auch Kommunen oder (Sport-)Vereine können die Initiative ergreifen. Viele Materialien wie kostenlose Aktionsposter, Infoflyer und Projektideen gibt es unter: www.zu-fuss-zur-schule.de.

Quelle: gemeinsame Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V. / Verkehrsclub Deutschland e.V. / Verband Bildung und Erziehung e.V.




KiKS: Erste Programm-Highlights des Kinder-Kultur-Sommers

wassser-murmeln

Kultur von, mit und für Kinder beim KiKS 2024 in München

Der Kinder-Kultur-Sommer 2024 wirft seine Schatten voraus: Erste Programm-Highlights von ‚KiKS unterwegs‘ und des ‚KiKS-Festivals‘ stehen fest. Die BesucherInnen können sich in diesem Jahr bereits zum 18. Mal auf gelebte Kinderkultur und ein buntes KiKS 2024 freuen.

Bis zum Stichtag im März wurden etwa 80 Beiträge für „KiKS unterwegs“ und ebenfalls wieder mehr als 60 Programmangebote für das KiKS-Festival eingereicht. Die Breite der kinderkulturellen Aktionen und Projekte, die während des Kinder-Kultur-Sommers eine öffentlichkeitswirksame Bühne in der Stadt bekommen, präsentiert damit wieder einen eindrucksvollen Querschnitt durch die Angebote in der Stadt München.

KiKS-Festival (21. bis 23. Juni – altes Messegelände)

Beim KiKS-Festival gehören u.a. die Roboterstadt des Kreisjugendring, das Bühnenprogramm von „Fast Fashion“ oder die „Kunterbunte Druckwerkstatt“ zu den Programmhighlights. Weitere Workshops und Mitmachangebote sind das „Biotopia Lab“, das Projekt „WasserMurmeln“ oder das „Klimaparlament“ (das eigens aus Hamburg anreist). Die beiden letztgenannten sind Teil eines Schwerpunkts von Programmen auf dem KiKS-Festival, die sich mittels Methoden aus der kulturellen Bildung und der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit widmen. Beide Projekte werden auch in der im Dezember erscheinenden dritten Ausgabe der KiKS-Blende behandelt. Alle Angebote des KiKS-Festivals sind kostenfrei und für alle zugänglich.

KiKS unterwegs (17. bis 20. Juni)

Bereits einige Tage zuvor startet KiKS unterwegs. Die Angebote finden in verschiedenen Einrichtungen statt und sollen die kinderkulturellen Angebote in allen Stadtteilen in ganz München sichtbar und erlebbar machen. So treffen sich beispielsweise die Lesefüchse in den Stadtbibliotheken. Das neue Kinder-Jugendrathaus stellt sich vor. In der ökologischen Backstube kann man selbst Teig kneten (Kindertreff Bogenhausen) oder im Feierwerk Dschungelpalast am Mini-Kaleidoskop seinen eigenen Sternenzauber gestalten. Auch diese Angebote sind in der Regel kostenfrei. Das vollständige Programm wird Anfang Mai veröffentlicht.

Colin Djukic, KiKS-Koordinierungsstelle: „Ich freue mich außerordentlich, dass sich wieder so viele Einrichtungen, Träger und Initiativen am Kinder-Kultur-Sommer beteiligen wollen, in den Stadtteilen bei KiKS unterwegs und auf der Alten Messe beim KiKS-Festival. Dass so viele Kinder und Jugendliche ihr Können auf unseren Bühnen präsentieren werden. Und dass wir gleich zwei Projekte aus der nächsten KiKS-Blende auf dem Festival haben werden. Insofern kann ich es kaum erwarten, Anfang Mai das Programmheft zum Kinder-Kultur-Sommer 2024 in Händen zu halten!“

KiKS – Kinder-Kultur-Sommer ist das Netzwerk für Kinderkultur und Kulturelle Bildung

KiKS arbeitet im Auftrag der für die Kulturelle Bildung zuständigen Referate (Sozialreferat, Referat für Bildung und Sport, Kulturreferat) und in Kooperation mit diesen. Im Netzwerk verbinden sich das Stadtjugendamt/Jugendkulturwerk, der Kreisjugendring München, Ökoprojekt MobilSpiel e.V., Culture Clouds e.V., Spiellandschaft Stadt e.V., Kultur & Spielraum e.V. sowie die Abteilung FreizeitSport des Referates für Bildung und Sport mit über 300 Partnerinnen und Partnern. Unterstützt werden sie dabei von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, dem Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) und den Stadtwerken München (SWM).

KiKS-Festival im Netz: https://www.kiks-festival.online/




Essen entdecken! Eine Lernreise für pädagogische Fachkräfte und Kita-Kinder

Essen entdecken! ist ein kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung für Kitas deutschlandweit. Es begleitet pädagogische Fachkräfte dabei, mit Kita-Kindern zu erkunden, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden.

Kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm

Essen entdecken! ist ein kostenfreies, interaktives Bildungsprogramm der Sarah Wiener Stiftung für Kitas deutschlandweit. Es begleitet pädagogische Fachkräfte dabei, mit Kita-Kindern zu erkunden, woher regionale Bio-Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden.

Die Entstehung und Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln wie Getreide, Milch, Eier, Honig, Obst- oder Gemüsesorten wird bei Essen entdecken! mit allen Sinnen erlebbar. Das Programm fördert einen Bezug zum Essen, weckt Neugier, Interesse und Wertschätzung für die ökologische Landwirtschaft, für Tiere und Pflanzen.

Sechswöchiger E-Mail-Kurse mit Impulsen und Materialien

Im Rahmen eines sechswöchigen E-Mail-Kurses erhalten die pädagogischen Fachkräfte Impulse und Materialien. Sie erfahren, wie sie gemeinsam mit ihrer Kita-Gruppe im Alltag, etwa beim Morgenkreis, den Mahlzeiten oder im Kitagarten, das jeweilige Lebensmittel näher kennenlernen können.

Zu den Inhalten und Formaten des Programms gehören digitale Info-Module, Videos, Hörbeiträge, Praxisbeispiele, Rezepte, interaktive Ideenpinnwände und Austauschrunden.

Erkunden eines Bio-Lebensmittels in der Kita und eine Exkursion

Neben dem Erkunden eines Bio-Lebensmittels in der Kita ist eine Exkursion Teil der Lernreise. Kitas können einen selbstorganisierten Erlebnisort oder einen Partnerbetrieb der Stiftung besuchen.

Die Sarah Wiener Stiftung bietet jährlich bis zu 150 qualitätsgesicherte Tagesexkursionen zu erzeugenden und verarbeitenden Bio-Betrieben in ganz Deutschland an und kooperiert mit rund 30 Betrieben. Termine für Kitagruppen zwischen 15 und 30 Kindern, die zwischen drei und sechs Jahre alt sind, finden sich auf der Essen entdecken!-Webseite.

Bei der Variante mit einer Exkursion zu einem selbstorganisierten Erlebnisort sind die Teilnehmen- den freier in der Termin- und Ortsplanung. Alles entlang der Wertschöpfungskette des jeweiligen Lebensmittels ist möglich (z.B. eine Bio-Bäckerei, ein Bio-Markt oder eine Streuobstwiese). Die Sarah Wiener Stiftung unterstützt mit Tipps und Hilfestellungen, um die Organisation so einfach wie möglich zu halten. Eventuell entstehende Exkursionskosten müssen von der Kita selbst getragen werden.

Essen entdecken! ist ein IN FORM-Projekt der Bundesregierung.  
Weitere Informationen finden Sie hier: https://sw-stiftung.de/mitmachen/essen-entdecken




Klimafreundliche Gerichte für Kita und Schule

klimafreundliche-rezepte

30 Rezepte für ein klimafreundliches und leckeres Essen

Das Kochbuch ist in Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten, Schulen und Jugendherbergen entstanden, die mit Unterstützung des MehrWert-Projekts der Verbraucherzentrale NRW erfolgreich eine klimafreundliche Verpflegung umsetzen.

Die Rezepte sind praxiserprobt und sollen bei Kindern und Jugendlichen gut ankommen.

Das Kochbuch „Klimafreundliche Rezepte. Einfach, gut und lecker“ wurde im Rahmen des Projektes MehrWertKonsum entwickelt. Das Projekt MehrWertKonsum wurde gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen.

Klimafreundliche Rezepte

Einfach, gut und lecker

Download als PDF

Weitere Informationen finden Sie hier: www.kita-schulverpflegung.nrw/klimafreundliche-rezepte

Quelle: Verbraucherzentrale NRW e. V.




Warum Bildung für Nachhaltige Entwicklung bereits im Kindergartenalter wichtig ist

Ein Interview mit Ingrid Dreier und Prof. Markus Rehm von der Forscherstation über Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Wie kann man das Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung in wenigen Sätzen erklären?

Dreier: Es geht um ein Bildungskonzept, das nachhaltige Entwicklung befördert. Das heißt, Menschen sollen durch Bildung, aber auch durch den Aufbau von Werten und Kompetenzen befähigt werden, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und ins Handeln zu kommen. Dabei richten wir in der Forscherstation das Augenmerk vor allem auf die vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung ökonomisch, ökologisch, sozial und kulturell.

Rehm: Eine Grundlage waren und sind die 17 „Sustainable Development Goals“ der UNESCO, also die Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Warum ist das Thema wichtig?

Rehm: Weil sich das Zeitfenster des nicht nachhaltigen Handelns schließt. Und weil Bildung die Kraft hat, Selbst- und Weltbilder zu verändern.

Dreier: Die meisten Menschen wissen, was man tun kann, um Ressourcen zu sparen, und sie wissen, wie soziale Gerechtigkeit aussieht. Aber sie setzen es nicht um. Warum? Eine Antwort könnte sein, dass unser bisheriges Bildungskonzept nicht innovativ genug ist. Es geht dort eher darum, Inhalte wiederzugeben, und weniger darum, sie zu erneuern oder zu hinterfragen. BNE hingegen beinhaltet innovative Bildung. Und das brauchen wir.

Rehm: Das Konzept dazu kennt man schon relativ lange: die transformative Bildung. Die Forschung weiß heute, dass es dafür Irritationen braucht. Nun geht es darum, diese zu nutzen, ohne die Leute zu verformen. Im Moment fehlt aber oft noch der Anreiz.

Was für Vorteile habe ich, mich in Richtung nachhaltiges Handeln zu bewegen?

Dreier: Es geht darum, etwas zu ermöglichen, nicht darum, etwas vorgesetzt zu bekommen, mit der Ansage: „Das musst Du so tun“. Die Schlussfolgerung, was kann ich tun, muss jeder und jede für sich selbst finden.

Rehm: Entscheidend ist zu merken, dass es mir mit nachhaltigem Handeln besser geht als ohne. Dann ist auch die Erkenntnis nachhaltig.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das eine Haltung, die sich durchzieht, kein zusätzlicher Lernstoff?

Dreier: Genau. Es geht darum, Kindern zu ermöglichen, sich und andere zu motivieren. Sich zu beteiligen an Prozessen.

Rehm: Wir wissen aus vielen Studien, dass diese Bildungsprozesse über Irritationen ablaufen, die einschneidend sind. Nun kommt die spannende Frage, wie viel davon darf ich Kindern in der Kita oder Grundschule zumuten? Hier geht es um Widersprüche, die eine Fachkraft aufgreifen muss. Und am Ende gilt es, gemeinsam ins Handeln zu kommen. Der schützende Mantel, um diese Irritation verkraften zu können, ist vor allem bei kleinen Kindern die Neugier und das Staunen. Das könnten wir Großen uns öfter als Vorbild nehmen.

Markus Rehm, Sie haben mit Ihrer Forschungsgruppe einen „Donut mit Biss“ als Modell für die planetaren und sozialen Grenzen beschrieben. Was heißt das?

Rehm: Nachhaltigkeit vereint immer mehrere Aspekte in sich, Themen der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel der Klimawandel, Migration und Armut, Biodiversität, … sind immer gleichzeitig komplex und kontrovers, sowohl was die faktischen Inhalte als auch, was die ethischen Dimensionen dieser Themen anbelangt. Die 17 Ziele der UNESCO sind dafür das beste Beispiel. Wir wissen heute, dass es nicht möglich ist, diese bis zum Jahr 2030 alle zu erreichen. Dazu kam, dass unsere „Bezugswissenschaft“, die Nachhaltigkeitswissenschaft, bislang noch gar kein Modell der Grenzen hatte, in denen sich nachhaltiges Leben abspielt. Das Donut-Modell löst die Frage, wie sich Ökonomie, Ökologie und Soziales in ihren Widersprüchen arrangieren können. Unser „Donut mit Biss“ beschreibt im Ring des Donuts die planetaren und sozialen Grenzen als Ausgangspunkt für unser Handeln. Es geht also um den Bereich, in dem wir leben können. Die planetaren Grenzen wie fruchtbarer Boden oder Trinkwasser sind außerhalb des Donuts, die sozialen Grenzen wie Nahrung oder Gesundheit innerhalb. Der Biss zeigt auf, dass es bereits unwiederbringlich genutzte Ressourcen gibt. Für uns als Menschheit gilt es nun, innerhalb des Donuts den Handlungsspielraum auszuloten.

Dreier: Dabei wird klar: Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess. Ich übersetze das für die praktische Arbeit immer so: Heute nicht auf Kosten von morgen leben und hier nicht auf Kosten von woanders. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, zu verstehen und darauf aufbauend zu handeln.

Wie sieht das alles konkret in der Fortbildung für Fach- und Lehrkräfte aus?

Dreier: Da wir aus den Naturwissenschaften kommen, konzentrieren wir uns auf die Felder, in denen die ganz stark vertreten sind wie Energie, Boden, Wasser, Klima und Konsum.

Rehm: Und jedes dieser Felder ragt in unserem Donut-Modell sowohl in die planetaren wie auch in die sozialen Grenzen hinein.

Ein Beispiel?

Dreier: Die Kinder haben Kartoffeln in ihrem Hochbeet gepflanzt, und im Herbst ist Erntezeit. Das kann ich mir anschauen in der ökologischen Dimension: Was braucht die Pflanze zum Wachsen? Oder wo wächst die Kartoffel besonders gut? Die kulturelle Dimension sind Fragen wie: Wo kommt die Kartoffel her? Gab es die schon immer bei uns? Das ergibt einen Blick in andere Kulturen, und wir erfahren, dass es in Südamerika 2000 verschiedene Sorten davon gibt, oder wir lernen Mythen kennen, in denen die Knolle eine Rolle spielt. In der ökonomischen Dimension schauen wir uns an, welche Berufe es rund um die Kartoffel gibt und wer eigentlich wo wie viel Geld daran verdient. Die soziale Dimension wäre dann, ob sich eigentlich alle Menschen hier bei uns Kartoffeln leisten können. Es war mal ein Arme-Leute-Essen, ist das noch immer so? Und dann würden wir vielleicht erfahren, dass Kolumbus die Kartoffel als absolutes Luxusgut eingeführt hat und sich adlige Damen die Blüten als Schmuck ins Haar steckten. Wir betrachten das Thema also ganzheitlich, mit allen Sinnen.

Was ist denn anders in der Kita oder in der Grundschule, wenn BNE der rote Faden ist?

Dreier: Ich als Fachkraft fühle mich in meinem pädagogischen Handeln gestärkt. Da ich über meine Haltung zu Nachhaltigkeit reflektiere, erlebe ich Aha-Effekte und Perspektivwechsel, die ich mit vielen Ideen und neuer Motivation vermitteln kann.

Rehm: Wenn es ein Konzept gibt, das gelebt und den Kindern vorgelebt wird, bringt das viel Selbstsicherheit für den pädagogischen Alltag. Insbesondere wenn ein wissenschaftlich fundiertes Modell dahintersteht.

Warum wurde BNE zum Jahresthema der Forscherstation?

Rehm: BNE ist nicht nur ein Jahres- sondern ein Lebensthema. Das war in der Forscherstation ein fruchtbarer Prozess, der in verschiedene Weiterbildungen und Arbeitsgemeinschaften eingeflossen ist. Und wir bleiben dran.

Dreier: Wir sind zuversichtlich, dass sich mehr und mehr Einrichtungen damit beschäftigen, weil auch die Orientierungspläne und Bildungspläne das in Zukunft fordern. Wir unterstützen da also jetzt schon nachhaltig im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Interviewten:

Ingrid Dreier: In der Forscherstation zuständig für die Fortbildung „Heute das Morgen gestalten“ und für frühe naturwissenschaftliche Bildung. Hintergrund: Erzieherinnenausbildung und Masterabschluss in Erziehungswissenschaft sowie von Umwelt und Bildung.

Prof. Markus Rehm: Fachliche Leitung in der Forscherstation, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er hat sich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) als Leuchtturmthema auf die Fahne geschrieben.

Die Klaus Tschira Stiftung

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de

Die Forscherstation

Die Forscherstation, Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung gGmbH mit Sitz in Heidelberg, wird von der Klaus Tschira Stiftung getragen. Ihr Ziel ist es, pädagogische Fachkräfte aus Krippe, Kita und Grundschule für Naturwissenschaften zu begeistern und zu befähigen, damit sie gemeinsam mit Kindern die Welt entdecken. Dafür setzt die Forscherstation auf berufsbegleitende Fortbildungen, die Bereitstellung geeigneter Experimentierideen, praxisbezogene Forschung sowie die Qualifizierung wissenschaftlichen Nachwuchses. Dabei arbeitet die Forscherstation eng mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zusammen. Weitere Informationen unter: www.forscherstation.info

Kirsten Baumbusch, Klaus Tschira Stiftung gGmbH




So bleiben Zähne fit – bei Kindern und Jugendlichen

zahngesundheit

70 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg

Wie lässt sich bei Kindern und Jugendlichen das Gebiss kariesfrei halten? Was genau ist zahngesunde Ernährung? Wie gelingt ein entspannter Zahnarztbesuch? Wie sieht eine Gesundheitserziehung durch Stärkung von Kompetenz und Selbstverantwortung aus? Und wie werden Erziehungsberechtigte rund um Mundhygiene, Fluoridierungsmaßnahmen und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen informiert und sensibilisiert? Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ). Die gemeinnützige Einrichtung feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. „Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ist unser Kernthema“, erklärt LAGZ-Vorstandsvorsitzender Dr. Torsten Tomppert.

Unter dem Dach der LAGZ sind heute 37 regionale Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen

Tomppert: „Wir alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Erhaltung und Förderung der Zahngesundheit und die Verhütung von Zahn- und Munderkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.“

Ob Karies- oder Parodontalprophylaxe, ob Ernährungsaufklärung oder -beratung, ob Früherkennung oder Zahnschmelzhärtung: Die qualifizierten und professionellen Prophylaxe-Fachkräfte sind täglich im gesamten Bundesland unterwegs. Die Aufgabe besteht darin, Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend durchzuführen, insbesondere in Kindertagesstätten, Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie an weiterführenden Schulen. 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 16 Jahren in etwa 7.000 Kindertagesstätten und rund 4.100 Schulen werden in Baden-Württemberg betreut. Hinzu kommt die frühkindliche Betreuung der unter Dreijährigen in Kindertagesstätten sowie die Betreuung von Menschen mit Behinderung.

Dafür sind mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte sowie Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Einsatz. Unterstützt werden sie von mehr als 700 niedergelassenen Zahnärzten, die als Patenzahnärzte die Regionalen Arbeitsgemeinschaften unterstützen sowie rund 50 Zahnärzte vom Land.

„Die regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine zentrale Aufgabe der LAGZ“, unterstreicht Geschäftsführerin Möller-Scheib. Bereits seit 1977 werden Seminare in zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe für Erzieher in Kindergärten, seit 1984 dann auch für Betreuungs- und Pflegepersonal in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung absolviert. 2018 fand erstmalig die Ausbildung von Dozenten aus den Landesarbeitsgemeinschaften für den Unterricht im Rahmen der Hebammenausbildung statt. Im Zuge der Coronapandemie wurden 2020 auch Online-Seminare eingeführt. „Dieses Format haben wir beibehalten und bieten in diesem Jahr rund 30 Fortbildungen an“, sagt Möller-Scheib.

Abenteuer mit dem Backenzahn

Fussels Abenteuer mit dem Backenzahn oder Zähneputzen mit KAI, dentaler Malspaß mit Emma und Ben oder ein 3D-Popup-Gebiss zum Selberbasteln: Dass viel Ideenreichtum auch bei der Mundhygiene gefragt ist, beweist die LAGZ mit ihren Aktionen und Aktivitäten immer wieder. So wurde beispielsweise das Projekt „Mäusezähnchen“ für Betreuungseinrichtungen mit Kindern von null bis drei Jahren erfolgreich etabliert. Ein digitaler Zahnkalender wurde vor zwei Jahren eingeführt, es folgten je ein Hörspiel für Kinder im Kindergarten und in der Grundschule. Die Produktion von drei Lehrfilmen gelang 2023, das Material steht sowohl Eltern, pädagogischen Fachkräften als auch Kindern zur Verfügung. Möller-Scheib: „Wir entwickeln uns ständig weiter und nutzen auch die Digitalisierung zu unseren Zwecken. Anfangs waren unsere unermüdlichen Fachkräfte noch mit Gebiss und Zahnbürste unterwegs. Inzwischen nutzen sie nicht nur die Maskottchen in Form von Handpuppen, um die jungen Generationen zu erreichen, sondern eben auch ansprechende und zeitgemäße Videos.“

Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung in Politik und Gesellschaft verankern

„Die Dachorganisation trägt dazu bei, die Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung fest in Politik und Gesellschaft zu verankern“, weiß die Geschäftsführerin. So gab es beispielsweise Ende der 1970-er Jahren Anregungen an verschiedene Ministerien, dafür Sorge zu tragen, dass an den Schulen des Landes der Verkauf von Süßigkeiten unterbunden wird. Anfang der 1990er-Jahre konnte durch eine Resolution eine noch stärkere Gruppenprophylaxe in den Klassen 1 bis 6 umgesetzt werden. Auch die Ausstattung für Zahnreinigung in Grundschulen und Kindergärten und die Bereitstellung von Informationsmaterial und Prophylaxemitteln zählt zum Einsatzgebiet der LAGZ – entsprechend gibt es Flyer über gesunde Kinderzähne und zur Zahngesundheitsförderung im Kleinkindbereich inzwischen in zehn Sprachen. Ob Dokumentation zur Kariesprophylaxe oder Modellversuche für die Intensivbetreuung für Kinder mit hohem Kariesrisiko, ob landesweite epidemiologische Begleituntersuchungen oder Förderungsmaßnahmen zur Verbreitung der Speisesalzfluoridierung: Die Aufgabenfelder der LAGZ sind und bleiben vielfältig.

So untersuchen alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den „Regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit“ der Stadt- und Landkreise die Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Alle Kinder eines Einschulungsjahrgangs werden grundsätzlich flächendeckend im Verlauf der ersten beiden Schuljahre untersucht, jährlich alle Kinder in Kindertageseinrichtungen und an sonderpädagogischen Einrichtungen sowie Klassen in Schulen und Gruppen in Kindertageseinrichtungen, in denen Hinweise auf ein erhöhtes Kariesprofil vorliegen.

Die LAGZ wird getragen von den ordentlichen Mitgliedern

Dazu gehören das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, der Landkreis- und Städtetag, die Landeszahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Vereinigung und den gesetzlichen Krankenkassen wie die AOK BW, die IKK classic, die BKK Landesverband Süd, die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die KNAPPSCHAFT und der Verband der Ersatzkassen e. V. (Landesvertretung Baden-Württemberg).

Weitere Informationen finden Sie hier: www.lagz-bw.de

Informationsmaterial für Fachkräfte und Sorgeberechtigte

Hier finden Sie hilfreiche Vorlagen, Formulare und Informationen zum Download. Dieses Material soll allen Fachkräften, die mit der Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen betraut sind, bei ihrer wichtigen Arbeit helfen.




Das Kinderhilfswerk ruft zum Weltspieltag 2024 auf

kind-pflanze

Motto: Nachhaltigkeit spielerisch entdecken!

Das Deutsche Kinderhilfswerk ruft Kinder und Erwachsene, Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen zur Beteiligung am Weltspieltag 2024 auf. Der Weltspieltag am 28. Mai steht in diesem Jahr unter dem Motto „Nachhaltigkeit spielerisch entdecken!“. Damit will die Kinderrechtsorganisation gemeinsam mit seinen Partnern im „Bündnis Recht auf Spiel“ auf die besondere Bedeutung der Themen gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Botschafter des Weltspieltags 2024 ist der Fernsehmoderator und Autor Ralph Caspers. Die Schirmherrschaft über den Weltspieltag hat die Kinderkommission des Deutschen Bundestages übernommen.

Einfach mal das Auto stehen lassen und den Weg zum Sportverein mit einem Wettrennen oder Hindernisparcours starten?

Oder wie wäre es zum Bespiel damit, gemeinsam Samenkugeln zu basteln, um damit eine Wildblumenwiese für Bienen entstehen zu lassen? Oder ein Upcycling-Projekt zum Bau eines Insektenhotels? Auch die naturnahe Umgestaltung des eigenen Schulhofes oder der Bau eines Schulgartens mit Hochbeeten und Kräuterschnecken oder die Schaffung eines grünen Klassenzimmers können einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz bieten. Und sie können als Gemeinschaftswerk richtig Spaß machen.

Wir gehen mit unserer Umwelt schon viel zu lange nicht gut um

„Wir sind auf dem besten Weg, unseren Planeten für uns unbewohnbar zu machen. Als Erwachsene sind wir dabei an vielen Stellen schlechte Vorbilder. Das sollte sich ändern: Wir müssten auch bei den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit ein Vorbild sein. Der Weltspieltag ist dafür ein wunderbarer Startpunkt. Alle können was tun. Denn unsere Erde für uns lebenswert zu erhalten, bedeutet nicht, dass wir auf jeden Spaß verzichten müssen. Im Gegenteil! Je spielerischer wir uns für Umweltschutz und nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen einsetzen, desto leichter wird es“, sagt Ralph Caspers, Botschafter des Weltspieltags 2024.

Spielend leicht erkunden Kinder in ihren ersten Lebensjahren die Schönheit unserer Welt

„Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Eltern und Erwachsene tagtäglich dafür einsetzen, ihr Umfeld – die Natur, Spielplätze, Straßen und Bildungseinrichtungen – sauber und nachhaltig zu gestalten und unsere Vorbildfunktion zu erfüllen. Denn jeder Schritt auf unserem Spielbrett der Nachhaltigkeit ist ein Gewinn für die Zukunft unserer Kinder. Schließlich haben auch sie das Recht, in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass ihr Spielraum immer geschützt und voller Möglichkeiten ist und bleibt“, erklärt Matthias Seestern-Pauly, Vorsitzender der Kinderkommission des Deutschen Bundestages.

Das DKHW setzt sich für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ein

„Dabei kommt dem Thema Nachhaltigkeit herausragende Bedeutung zu, das zum einen die Arbeit von Politik, Wissenschaft und Forschung, daneben aber auch das tägliche Handeln der Menschen leiten sollte. Für Kinder und Jugendliche bietet sich gerade in sehr jungen Jahren ein spielerischer Zugang zu diesem komplexen und weitreichenden Thema an. Dabei sollte neben den nationalen und internationalen Themen beispielsweise einer umfassenden Klimaschutzpolitik, der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen oder des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen wie dem Regenwald aufgezeigt werden, was lokales Handeln und eine konsequent am Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt ausgerichtete Politik in diesem Bereich bewirken kann.

Diese ist unerlässlich, um eine lebenswerte Umwelt zu erhalten bzw. zu schaffen, in der sich Kinder frei entfalten und ihrem natürlichen Spieldrang frei von Umweltgefahren nachkommen können. Hier kann Nachhaltigkeit zu einem Thema werden, dem sich auch Kinder und Jugendliche spielerisch nähern. So können sie sich wichtige Kompetenzen und Wissen aneignen, um sich für ihre Rechte einzusetzen. Denn eines ist ganz klar: Auch im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit ist unbedingt sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche aktiv mitwirken und ihre Ansichten berücksichtigt werden“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Die eigenen Ideen, Eindrücke und Erfahrungen zum Thema „Nachhaltigkeit spielerisch entdecken“ können bei der diesjährigen Mitmachaktion in den sozialen Medien unter den Hashtags #Weltspieltag sowie #NachhaltigkeitSpielerischEntdecken gepostet werden, um damit den Kindern eine Stimme zu geben.

Der Weltspieltag 2024 findet deutschlandweit zum 17. Mal statt

Zum Weltspieltag sind Schulen und Kindergärten, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen aufgerufen, in ihrer Stadt oder Gemeinde eine beispielgebende oder öffentlichkeitswirksame Aktion durchzuführen – egal ob Spiel-, Beteiligungs- oder Protestaktion. Denn der Aktionstag dient ebenso der Lobbyarbeit für das Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung gemäß UN-Kinderrechtskonvention. Die Partner sind vor Ort für die Durchführung ihrer Veranstaltung selbst verantwortlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt umfangreiche Aktionsmaterialien zum Bewerben des Weltspieltages zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.weltspieltag.de.

Quelle: Pressemiitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V.




EGMR stärkt Kinderrecht auf gesunde Umwelt

kinderrechte-umwelt

Der Europäische Gerichtshof wirft Deutschland die Missachtung des Menschenrechts auf genügenden Klimaschutz vor

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat ein bedeutendes Urteil für den Klimaschutz gefällt. Die Richterinnen und Richter bestätigen, dass Staaten gegen Menschrechte verstoßen, wenn sie zu wenig für den Klimaschutz tun. Der Menschenrechtsbeschwerde der Schweizer Klimaseniorinnen wurde stattgegeben. Die Entscheidung des EGMR kann auch für Deutschland Konsequenzen haben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) unterstützt derzeit neun Jugendliche und junge Erwachsene, die vor dem EGMR auf ähnliche Weise gegen die Bundesregierung und für ambitionierteren Klimaschutz klagen. Der Gerichtshof hatte die Entscheidung in diesem Verfahren so lange ruhend gestellt bis über das Verfahren der Schweizer Klimaseniorinnen entschieden ist.

Dazu sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Der Erfolg der Schweizer Klimaseniorinnen ist ein wegweisender Durchbruch für den Klimaschutz. Und er zeigt, dass auch unsere im Oktober 2022 beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereichte Klage gegen die Bundesregierung Aussicht auf Erfolg hat. Denn nach wie vor gefährdet das ungenügende Klimaschutzgesetz die Freiheit und Lebensgrundlagen der jungen Beschwerdeführenden und zukünftiger Generationen.

Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt

Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht im Urteil des EGMR eine Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt. Auch wenn die Klage der sechs Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Portugal gegen 32 Staaten des Europarats aus formalen Gründen als nicht zulässig betrachtet wurde. Trotzdem wird das Urteil des Gerichts hinsichtlich der Schweizer „Klimaseniorinnen“ aus Sicht der Kinderrechtsorganisation positive Auswirkungen auf die Umwelt- und Klimapolitik der deutschen Bundesregierung haben müssen.

Das DKHW setzt sich für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ein

Dafür braucht es auch eine gesunde Umwelt. Dass die Klage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte verwiesen und dort verhandelt wurde, zeigt deutlich auf, dass die Richterinnen und Richter auch dieser Klage besondere Bedeutung beimaßen. Das unterstreicht noch einmal nachdrücklich, dass die deutsche Bundesregierung gemäß den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention das Recht der Kinder auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt wesentlich umfangreicher als bisher in die nationale Gesetzgebung und das politische Handeln aufnehmen sollte.

Das Bundesverfassungsgericht hat bereits vor zwei Jahren einen neuen Maßstab für Klima- und Grundrechtsschutz gesetzt

Es stellte fest, dass die heute unzureichende Klimaschutzpolitik Freiheits- und Grundrechte von morgen beeinträchtigt. Die verfassungsrechtlich notwendige Reduktion von Treibhausgasen darf nicht länger in die Zukunft und damit einseitig zu Lasten junger Generationen hinausgezögert werden. Kinder sind verletzlicher als Erwachsene, wenn sie Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Darauf muss die Politik insgesamt entschiedener als bisher reagieren. Und sie muss gemeinschaftlich agieren, trotz allem die Verantwortung in jedem Ressort anerkennen und den entsprechenden Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaziele leisten.

Ein Großteil der Bevölkerung spricht sich dafür aus, dass der Staat mehr Geld für einen stärkeren Schutz von Umwelt und Klima ausgeben sollte

Der Kinderreport 2022 zeigt auf, dass 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland und sogar 89 Prozent der Erwachsenen dieser Ansicht sind. Studien zeigen, dass Kinder aus armen Familien in Deutschland aufgrund ihrer Wohnverhältnisse beispielweise stärker von Umweltbelastungen betroffen sind als Kinder aus gut situierten Haushalten. Damit hat Umweltschutz auch eine starke armutspolitische Komponente, die in der Stadt-, Verkehrs- und Freiflächenplanung berücksichtigt werden muss.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat ein bedeutendes Urteil für den Klimaschutz gefällt. Die RichterInnen bestätigen, dass Staaten gegen Menschrechte verstoßen, wenn sie zu wenig für den Klimaschutz tun. Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht darin eine Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt.

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hatte im vergangenen Jahr mit dem General Comment Nr. 26 ein Dokument verfasst, das den Regierungen Orientierung über den Zusammenhang von Kinderrechten, Umwelt und Klimawandel gibt und konkrete Handlungsempfehlungen aufzeigt. Umweltzerstörung stellt demnach eine erhebliche Bedrohung der Kinderrechte dar. Deshalb ist es dem Deutschen Kinderhilfswerk ein besonderes Anliegen, junge Menschen in ihren Forderungen nach mehr Umweltschutz zu unterstützen.

(Eine Version für Kinder gibt es auf Englisch, Französisch und Spanisch)

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Umwelthilfe, Pressemitteilung Deutsches Kinderhilfswerk e.V