Mathematik am Samstag: Spannendes Angebot für Grundschulkinder in Halle

Martin-Luther-Universität lädt Kinder zum Rätseln, Tüfteln und Staunen ein – parallel zur beliebten Physikvorlesung an der MLU

Wie viel Mathe steckt eigentlich in der Medizin? Und warum macht Rechnen plötzlich richtig Spaß, wenn es um spannende Rätsel und echte Alltagsfragen geht? Bei „Mathematik am Samstag“ können Grundschulkinder genau das herausfinden – in einem kindgerechten und spielerischen Angebot der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Während im Hörsaal nebenan ältere Kinder und Erwachsene lernen, wie Physik Leben retten kann, lösen die Jüngsten knifflige Aufgaben, tüfteln gemeinsam und entdecken, wie faszinierend Mathematik sein kann.

Mitmachen, knobeln, verstehen – Mathe für Grundschüler

Das Format richtet sich speziell an Grundschülerinnen und Grundschüler und findet am Samstag, 21. Juni 2025, von 10.15 bis 11.45 Uhr im Seminarraum neben dem Gustav-Mie-Hörsaal auf dem Weinberg Campus in Halle (Saale) statt. Unter dem Motto „Math meets Medicine!“ erleben die Kinder, wie Mathematik in der Medizin steckt – mit Rätseln, kleinen Experimenten und viel Spaß.

Parallel für ältere Kinder: Physik trifft Medizin

Für alle ab Klasse 5 und die interessierte Öffentlichkeit läuft zeitgleich die Vorlesung „Physik trifft Medizin: Von Röntgenstrahlen bis zur Protonentherapie“ im Rahmen der beliebten Reihe „Alles Physik – Physik für alle“. Hier erklärt Prof. Dr. Detlef Reichert, wie moderne physikalische Verfahren in der Medizin zum Einsatz kommen.

Ort und Anmeldung

📍 Theodor-Lieser-Straße 9, Gustav-Mie-Hörsaal & Seminarraum (1. OG), 06120 Halle (Saale)
📅 Samstag, 21. Juni 2025, 10.15 – 11.45 Uhr
🔗 Kostenfreie Teilnahme nach Anmeldung: https://www.physik.uni-halle.de/pas/anmeldung




Kurzvideos im Unterricht: Schnell geschaut – schlecht behalten

Zwei Studien der TU Braunschweig zeigen: TikTok & Co. erschweren tiefes Lernen und fördern oberflächliches Denken. Textbasierte Lernformen schneiden besser ab

Kurz, bunt und unterhaltsam – Kurzvideos auf TikTok, Instagram oder YouTube Shorts gehören für viele junge Menschen zum Alltag. Doch wenn es ums Lernen geht, zeigen sich klare Schwächen: Lerninhalte, die per Kurzvideo vermittelt werden, werden schlechter behalten. Wer häufig solche Clips konsumiert, denkt zudem weniger rational. Das zeigen zwei aktuelle Studien der Technischen Universität Braunschweig, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Computers & Education.

Das zentrale Ergebnis: Kurzvideos eignen sich weniger für nachhaltige Wissensvermittlung als klassische Textformate. Bereits wenige Minuten TikTok & Co. reichen aus, um Lernende in einen Modus oberflächlichen Lernens zu versetzen – mit spürbaren Auswirkungen auf die Leistung in anschließenden Wissenstests.

Schnelle Clips – seichtes Lernen

In der ersten Studie befragte Thorsten Otto, Doktorand am Institut für Pädagogische Psychologie, rund 170 Erwachsene im Alter von 18 bis 52 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten und überprüfte ihre Fähigkeit zum rationalen Denken. Das Ergebnis: Wer viele Kurzvideos konsumiert, schnitt beim Test für analytisches Denken signifikant schlechter ab.

In einem zweiten Experiment mit rund 120 Teilnehmenden wurde der Lerneffekt unmittelbar gemessen. Eine Gruppe konsumierte vorab unterhaltende Kurzvideos, danach wurden Inhalte entweder per Text oder Kurzvideo vermittelt – mit identischem Inhalt. Das Resultat war eindeutig: Die Gruppe mit Kurzvideo-Lernmaterial schnitt im anschließenden Quiz deutlich schlechter ab als jene, die mit Texten gearbeitet hatte. Außerdem zeigte sich: Wer vor dem Lernen Unterhaltungsclips geschaut hatte, neigte zu einem oberflächlicheren Lernstil – mit Fokus auf reines Auswendiglernen statt Verstehen.

Multimedialer Reiz – kognitive Überlastung

Kurzvideos entfalten ihre Sogwirkung durch eine Vielzahl gleichzeitiger Reize: schneller Schnitt, Musik, Untertitel, Emojis. Doch genau das birgt eine Gefahr: kognitive Überlastung. Laut der „Cognitive Theory of Multimedia Learning“ behindern zu viele gleichzeitige Reize die effektive Verarbeitung von Informationen – das Lernen wird ineffizient. „Kurzvideos sind kein Ersatz für tiefgehende Lernprozesse“, sagt Thorsten Otto. Ihr Vorteil liegt in der Aufmerksamkeitsbindung, nicht in der Tiefe der Wissensvermittlung. Wenn sie im Unterricht eingesetzt werden, dann gezielt – mit Bedacht auf Tempo, Gestaltung und Ablenkungselemente.

Mehr Medienkompetenz statt Medienverzicht

Trotz kritischer Ergebnisse sieht Otto Kurzvideos nicht grundsätzlich als bildungsfern. Vielmehr betont er: „Wenn es gelingt, soziale Medien verantwortungsvoll und punktuell in den Unterricht zu integrieren, können sie das Engagement junger Menschen fördern.“ Entscheidend sei, Lernende zugleich für die Grenzen dieser Formate zu sensibilisieren.

Sein Rat für alle, die lernen oder lehren:

  • Beim Lernen auf unterhaltende Kurzvideos verzichten.
  • Im Unterricht problematisieren, wie Social-Media-Formate wirken.
  • Kurzvideos didaktisch sinnvoll einsetzen – etwa als Einstieg, nicht als Ersatz für vertiefende Auseinandersetzung.
  • Push-Benachrichtigungen abschalten, Graustufenmodus aktivieren – um den Reiz des endlosen Scrollens zu brechen.

Kein TikTok-Bashing, aber klare Grenzen

Die Ergebnisse der TU Braunschweig zeigen: Wer effizient und nachhaltig lernen will, sollte Textformaten Vorrang geben – zumindest bei komplexen Inhalten. Kurzvideos können ergänzen, aber nicht ersetzen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Social Media muss deshalb Teil moderner Bildung sein – und das gilt für Lernende genauso wie für Lehrkräfte.

Originalstudien

Otto, T. (2025). Should educators be concerned? The impact of short videos on rational thinking and learning: A comparative analysis. In: Computers & Education, Volume 234.

Von Gernot Körner, nach einer Studie von Thorsten Otto, Technische Universität Braunschweig




GEW fordert mindestens 130 Milliarden Euro für Bildung

Gewerkschaft zur Einigung von CDU/CSU und SPD auf ein Sondervermögen Infrastruktur, das auch Mittel für Bildungs-, Betreuungs- und Wissenschaftsinfrastruktur enthalten soll

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), fordert mit Blick auf die Einigung von CDU/CSU und SPD, ein Sondervermögen Infrastruktur in Höhe von voraussichtlich 500 Milliarden Euro für zehn Jahre in den Bundestag einzubringen, klare finanzielle Zusagen für den Bildungsbereich. „Das deutsche Bildungssystem gleicht einer Großbaustelle. Die Aufgaben sind gewaltig“, mahnte Finnern. „Jetzt müssen Union und SPD mindestens 130 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Bildung fest zusichern, um unter anderem den massiven Investitionsstau im Bildungswesen wirksam zu bekämpfen“.

Bildung ist der Schlüssel zu einer gerechten Gesellschaft

Diese Summe sei notwendig, um die bestehenden Missstände zu beheben und für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. „Wir stehen an einem Wendepunkt: Bildung ist der Schlüssel zu einer gerechten und inklusiven Gesellschaft. Wir müssen jetzt handeln“, so die GEW-Vorsitzende. „Um die Qualität und Ausstattung von Kitas, Schulen, Hochschulen und der Weiterbildung zu verbessern, fordert die GEW seit Jahren ein Sondervermögen. Es ist richtig und wichtig, dies jetzt politisch möglich zu machen,“ sagte Finnern.

Der Ungleichheit in der Gesellschaft endlich besser entgegenwirken

Damit das Bildungssystem der Ungleichheit in der Gesellschaft endlich besser entgegenwirken kann, schlug Finnern ein Bündel von Maßnahmen vor: „Der Ganztag muss im großen Stil ausgebaut, das Startchancenprogramm zur Unterstützung benachteiligter Schulen verstetigt und die Digitalisierung endlich konsequent vorangetrieben werden“, forderte Finnern. Zudem brauche es verbindliche Standards in einem echten Kita-Qualitätsgesetz sowie eine BAföG-Reform mit deutlicher Erhöhung und gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Auch der Pakt für berufsbildende Schulen müsse mit Geld hinterlegt werden. Das alles sei aber nur umsetzbar, wenn sich Bund und Länder endlich gemeinsam dem dramatischen Fachkräftemangel, vor allem in Kitas und Schulen, entgegenstellten.

Zum Hintergrund

CDU, CSU und SPD haben sich in Sondierungsgesprächen darauf geeinigt, noch vor der Konstituierung des 21. Bundestages ein „Sondervermögen Bund/Länder/Kommunen“ in Höhe von 500 Milliarden Euro zu schaffen, das auch Mittel für die „Bildungs-, Betreuungs- und Wissenschaftsinfrastruktur“ enthalten soll.

Quelle: Pressemitteilung GEW




Einladung zur Fortbildung „MINT ist überall“

Forschen mit Wasser_Christoph Wehrer_Stiftung Haus der kleinen Forscher

Die Stiftung Kinder forschen-Netzwerke bieten Fortbildungen zum Thema MINT an.

Der Alltag von Kindern steckt voller Situationen, in denen sie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) entdecken. Wie können daraus MINT-Lernsituationen entstehen? Und wie können die Mädchen und Jungen dabei begleitet werden?

Diese Fortbildung eignet sich für den Einstieg in Themen der MINT-Bildung und für deren Vertiefung. Sie thematisiert erstmals alle vier MINT-Disziplinen gemeinsam. In der Fortbildung schärfen Sie Ihren Blick dafür, wie viele Lerngelegenheiten für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in ganz alltäglichen Situationen stecken. Sie erhalten Ideen und Materialien, die Ihnen als Lernbegleitung dabei helfen, MINT-Lerngelegenheiten aufzugreifen bzw. anzustoßen. Sie erfahren außerdem, wie Sie die Kinder bereits in kurzen Momenten zum Vermuten, Begründen oder Überprüfen anregen können – Kompetenzen, die im gesamten MINT-Feld wichtig sind. Für Ihre Rolle als Lernbegleiterin bzw. -begleiter nehmen Sie mit, welche Fragen den Lernprozess der Kinder besonders gut unterstützen.

Inhalte der Fortbildung

  • Potenzial von Alltagssituationen für MINT-Bildung
  • Methoden, um die Interessen der Kinder für MINT-Themen zu erkennen
  • Gemeinsamkeiten beim Vorgehen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
  • Methoden, um bei den Kindern Kompetenzen zu fördern, die in allen vier Bereichen relevant sind

Neben der Fortbildung vor Ort bietet die Stiftung Kinder forschen auf ihrer Lernplattform Campus Online-Kurse zum Thema MINT an:

Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie auf: www.stiftung-kinder-forschen.de




Bericht der Arbeitsgruppe „Frühe Bildung“ veröffentlicht

Bericht der Arbeitsgruppe „Frühe Bildung“

„Gutes Aufwachsen und Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland – Kompendium für hohe Qualität in der frühen Bildung“

Mit welchen Standards kann die Kindertagesbetreuung weiterentwickelt werden, damit sich die Qualität der Angebote bundesweit stärker angleicht? Wie können die Arbeitsbedingungen für frühpädagogische Fachkräfte verbessert werden? Wie können Kinder in Kitas und Kindertagespflege gut gefördert und in ihrer Entwicklung begleitet werden? Diesen Fragen widmete sich die Arbeitsgruppe (AG) Frühe Bildung. Mit dem Bericht „Gutes Aufwachsen und Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland – Kompendium für hohe Qualität in der frühen Bildung“ legte die AG Frühe Bildung Empfehlungen für bundesweite Qualitätsstandards in der Kindertagesbetreuung vor.

Zusammenarbeit von Bund und Ländern für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung

Begleitend zum Bericht verabschiedeten die für Kinder- und Jugendhilfe zuständigen MinisterInnen, SenatorInnen der Länder und des Bundes einen „Letter of Intent“, mit dem sie bekräftigen, den gemeinsam begonnenen Prozess zur Weiterentwicklung der Qualität in Kindertageseinrichtungen und in Kindertagespflege weiterzuführen.

„Die Qualität der Kinderbetreuung ist von zentraler Bedeutung. Zusammen mit den Ländern leistet der Bund einen entscheidenden Beitrag für deren Weiterentwicklung. Wir unterstützen die Länder und Kommunen bei ihrer wichtigen Aufgabe. Und wir bekräftigen mit dem ‚Letter of Intent‘, dass wir die KiTa-Qualität im ganzen Land stärker angleichen möchten. Unser gemeinsames Ziel ist ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards. Es ist mir ein zentrales Anliegen, dass der Bund die Länder auch über 2024 hinaus bei der KiTa-Qualität weiter unterstützt.“

Lisa Paus

„Wir müssen allen Kindern in Deutschland ein Angebot der Kindertagesbetreuung machen, um sie in ihrer frühkindlichen Entwicklung zu fördern. Nach wie vor sind es vor allem die Kinder, die besonders von frühkindlicher Bildung profitieren würden, die noch nicht versorgt sind. Für den Ausbau der Kindertageseinrichtungen braucht es auch weiter die Unterstützung des Bundes. Darauf aufsetzend bleibt die Weiterentwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung ein vorrangiges Ziel.“

Sascha Karolin Aulepp

Qualitätsentwicklungsgesetz soll bundesweite Standards setzen

Der Koalitionsvertrag auf Bundesebene sieht vor, das KiTa-Qualitätsgesetz in ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards zu überführen. Bundesfamilienministerin Lisa Paus und die Jugend- und FamilienministerInnen der Länder machen im „Letter of Intent“ deutlich, dass verbindliche und auf Dauer angelegte Qualitätsstandards nur mit einem ausreichenden und unbefristeten finanziellen Engagement des Bundes und mit ausreichendem Fachpersonal umsetzbar sind.

Auf Grundlage des Koalitionsvertrags und mit dem Beschluss der Jugend- und Familienministerkonferenz vom Mai 2022 sind der Bund und die Länder in einen strukturierten und ergebnisoffenen Prozess eingetreten. VertreterInnen des Bundesfamilienministeriums und der Fachministerien der Länder kamen dazu ab August 2022 in der Arbeitsgruppe (AG) Frühe Bildung zusammen, um Vorschläge für ein Qualitätsentwicklungsgesetz zu erarbeiten. Dabei wurden die Kommunalen Spitzenverbände eng einbezogen. Ein Expertinnen- und Expertendialog mit Verbänden und Organisationen aus der Praxis sowie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleitete die Arbeitsgruppe.

Bericht der Arbeitsgruppe Frühe Bildung veröffentlicht

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Mit dem „Letter of Intent“ wird der Bericht „Gutes Aufwachsen und Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland – Kompendium für hohe Qualität in der frühen Bildung“ veröffentlicht. Er enthält unter anderem die von der AG Frühe Bildung entwickelten Handlungsziele mit Vorschlägen für bundesweite Standards in den Qualitätsbereichen Verbesserung der Betreuungsrelation, Sprachliche Bildung und Sprachförderung, Bedarfsgerechte (Ganztags-)Angebote sowie für die Steuerung im System und das Monitoring.

In der Anlage zum Bericht werden Umsetzungsaspekte wie der Personalbedarf oder die Kosten von Qualitätsstandards, mögliche rechtliche Ausgestaltungen oder Vorschläge für ein zeitlich gestaffeltes Vorgehen beleuchtet.

Bund und Länder gemeinsam für mehr Qualität in KiTas

Bereits im Jahr 2014 haben sich Bund und Länder darauf verständigt, die Qualität in der Kindertagesbetreuung bundesweit in einem gemeinsamen Prozess weiterzuentwickeln und die Finanzierung zu sichern. Die AG Frühe Bildung wurde erstmals damit beauftragt, gemeinsame Qualitätsziele für die Kindertagesbetreuung zu entwickeln. Diese bildeten eine Grundlage für das Gute-KiTa-Gesetz (2019 bis 2022).

Das wurde in der 20. Legislaturperiode mit dem KiTa-Qualitätsgesetz (2023 bis 2024) fortgesetzt und weiterentwickelt. Für die Umsetzung des KiTa-Qualitätsgesetzes stellt der Bund den Ländern insgesamt rund vier Milliarden Euro zur Verfügung.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend




Bildungsbericht 2024: Es reicht einfach noch lange nicht!

bildungsbericht

Noch nie gab es so viele Kindertageseinrichtungen und Kitapersonal wie heute – nur reicht es nicht.

Über 56.000 Kindertageseinrichtungen gibt es mittlerweile in Deutschland. Dies sind so viele wie noch nie. Zudem besuchen etwa 900.000 Kinder mehr als noch im Jahr 2006 ein Angebot der Frühen Bildung. Doch trotz dieses enormen Ausbaus können noch immer nicht alle Elternwünsche nach einem Platz erfüllt werden. Insbesondere bei den 1- und 2-Jährigen liegt der Elternbedarf noch deutlich über der Beteiligungsquote. Dies ist eines der Ergebnisse der Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Rahmen des Berichts „Bildung in Deutschland 2024“.

In Westdeutschland wird in den nächsten Jahren weiterhin ein Ausbaubedarf an Plätzen in der Kindertagesbetreuung bestehen. Zur Bedarfsdeckung müssten bis zum Jahr 2035 zwischen 374.500 und 505.000 Plätze zusätzlich geschaffen werden. In Ostdeutschland fällt aufgrund demografischer Rückgänge und einer im Vergleich zu Westdeutschland geringeren Lücke zwischen vorhandenen und gewünschten Plätzen insgesamt höchstens noch ein Mehrbedarf von bis zu knapp 12.000 Plätzen an.

Personalmangel trifft vor allem westdeutsche Bundesländer

Die unterschiedlichen Bedarfslagen in Ost- und Westdeutschland spiegeln sich auch in der Personalsituation wider. „In Ostdeutschland ist der Bedarf fast gedeckt. Dort kann mit zusätzlichem Personal die Qualität weiterentwickelt werden. In Westdeutschland dagegen werden in den kommenden zehn Jahren noch deutlich mehr Fachkräfte benötigt“, betont Prof. Dr. Susanne Kuger, Forschungsdirektorin und Leiterin der Nationalen Bildungsberichterstattung am DJI.

Soziale Selektivität in Früher Bildung, Ganztag und bei außerschulischen Lernangeboten

Wo Plätze Mangelware sind, entsteht Wettbewerb – in Deutschland mit Nachteilen für Familien mit Einwanderungsgeschichte, niedrigerem Bildungsabschluss und dort, wo Mütter nicht erwerbstätig sind. Kinder mit Migrationshintergrund sind in beiden Altersgruppen – also bei den unter 3-Jährigen als auch bei den 3- bis unter 6-Jährigen – in der Kindertagesbetreuung weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Neben einer geringeren Teilhabe an Früher Bildung unterscheiden sich auch familiale Bildungsprozesse je nach Einwanderungsgeschichte und elterlichen Bildungsabschlüssen. Dies zeigt sich etwa daran, dass diesen Kindern zuhause weniger vorgelesen wird.

Eine ähnliche soziale Selektivität zeigt sich beim außerschulischen Lernen etwa in Sportvereinen, Musikschulen, Museen und Bibliotheken sowie bei der Nutzung von Angeboten der Frühen Hilfen. Auch dort werden universelle Angebote wie Eltern-Kind-Gruppen weniger stark von formal niedrig gebildeten und armutsgefährdeten Familien genutzt. Dennoch haben diese Angebote positive Auswirkungen. „Mit aufsuchenden Hilfen, also dort, wo man auf die Familien zugeht, werden durchaus Eltern und Kinder erreicht, die sonst unter dem Radar fliegen und vielleicht verloren gehen würden“, erklärt Susanne Kuger.

Ganztägige Bildung und Betreuung im Schulalter

Wie in der Kindertagesbetreuung, so gibt es auch bei der ganztägigen Betreuung von Grundschulkindern eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Auch wenn die Teilnahmequote an ganztägigen Angeboten im Grundschulalter auf 56 % im Schuljahr 2022/23 (2006/07: 21%) angestiegen ist, deckt das noch nicht den Bedarf der Eltern von Grundschulkindern an einem Platz in der ganztägigen Bildung und Betreuung. Dieser liegt 2023 deutschlandweit bei 64 %. Der Anteil der Eltern, deren Ganztagsbedarf nicht gedeckt werden konnte, lag 2022 im Westen höher (11 %) als im Osten (6 %).

Auch im Ganztag wird ein Fachkräftemangel beklagt. Einige Bundesländer entwickelten Qualifizierungs-, Weiter- oder Fortbildungsmaßnahmen für die Arbeit in diesem Bereich. Die Maßnahmen ersetzen laut Bildungsbericht jedoch keine vollqualifizierende Ausbildung. „Diese Entwicklung ist kritisch zu beobachten, da auch die Aufhebung des Fachkräftegebots erwogen wird“, mahnt Susanne Kuger. Gleichzeitig entstehe eine Konkurrenzsituation zwischen dem frühpädagogischen und schulischen Bereich um das Personal.

Schwerpunktthema des Bildungsberichts und Analysen des DJI

Der Nationale Bildungsbericht erscheint zum zehnten Mal. Er bietet alle zwei Jahre eine systematische Bestandsaufnahme des gesamten deutschen Bildungswesens. Darin fließen Daten der amtlichen Statistik sowie groß angelegter, repräsentativer sozialwissenschaftlicher Surveys, am DJI beispielsweise die der Studien „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A)“, der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) sowie „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung (ERiK)“, ein. Das DJI ist seit Beginn der nationalen Bildungsberichterstattung im Jahr 2006 mit umfangreichen Analysen beteiligt. Der aktuelle Bericht widmet sich im Schwerpunkt der beruflichen Bildung. Das DJI verantwortet seit jeher die Themen Frühe Bildung, Ganztagsbildung und -betreuung im Schulalter und non-formale Lernwelten neben der Schule.

Förderung und beteiligte wissenschaftliche Einrichtungen

Der Bildungsbericht wird von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Autorinnen und Autoren des Bildungsberichts gehören an verantwortlicher Stelle neben dem DJI den folgenden wissenschaftlichen Einrichtungen und Statistischen Ämtern an: dem Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen e. V. (DIE), dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), dem Soziologischen Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder (Destatis und StLÄ).

Marion Horn, Deutsches Jugendinstitut e.V.

Originalpublikation und weitere Informationen:

https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/2024/06/bildungsbericht-2024.html

https://idw-online.de/de/news835432

Kompaktfassung zum Bildungsbericht 2024 (pdf)

Quelle: bildungsbericht.de




Family matters: Wie Herkunft und Bildung den Lebensweg beeinflussen

Startup-Gründer:innen kommen häufiger aus Akademikerhaushalten: Dabei ist neben der Bildung vor allem das Netzwerk der Eltern entscheidend

Startup-Gründer:innen kommen häufiger aus einem Akademikerhaushalt: Sechs von zehn haben mindestens einen Elternteil mit akademischem Abschluss. Insgesamt ist der Akademikeranteil bei Eltern von Gründer:innen zudem im Vergleich zur vergleichbaren Altersgruppe der Gesamtbevölkerung deutlich höher: 53 Prozent der Väter und 38 Prozent der Mütter von Gründer:innen haben einen akademischen Abschluss, wohingegen der Akademikeranteil in der Bevölkerung zwischen 55 und 74 Jahren lediglich bei 21 Prozent (Männer) und 15 Prozent (Frauen) liegt.  Unter den Gründer:innen selbst liegt der Akademikeranteil sogar bei 85 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf den Beruf der Eltern: Bei 38 Prozent der Gründer:innen war mindestens ein Elternteil selbstständig tätig – 24 Prozent haben sogar Unternehmen mit Angestellten geführt. „Ein familiärer unternehmerischer Hintergrund ist ein wichtiger Treiber für Startup-Unternehmer:innen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die Hürden für Innovator:innen ohne diesen Zugang ungleich höher sind. Das muss sich ändern“, sagt Julia Scheerer, Wirtschaftsexpertin der Bertelsmann Stiftung.

Schieflagen vorhanden – können aber ausgeglichen werden

Unternehmerisch tätige Eltern fungieren mit ihren Netzwerken häufig als Vorbilder und Türöffner. Zwei Drittel der Gründer:innen aus Unternehmerfamilien geben an, dass sie dank ihres familiären Umfeldes Kontakt zu anderen Unternehmer:innen erhalten haben. So erleben diese schon früh Vorbilder in ihrem Umfeld, während Gründer:innen mit anderem Hintergrund (Beamtentum oder Arbeiterschaft) diese Karriereoption seltener kennenlernen – hier hatten nur 14 Prozent der Befragten über das familiäre Umfeld Kontakt zu Unternehmer:innen. Zudem bestärken Akademiker- und Unternehmereltern ihre Kinder wesentlich häufiger mit Blick auf ihre Gründung. „Unsere Studie zeigt, wie wichtig Vorbilder, Netzwerke und persönliche Unterstützung für Startup-Gründer:innen sind. Ganz zentral sind unternehmerische role models – bisher inspirieren häufig die Eltern junge Menschen für eine unternehmerische Laufbahn. Das ist wichtig, aber um unser Potenzial auszuschöpfen, sollten wir Vorbilder in Schulen und Gesellschaft sichtbarer machen. Dann begeistern wir mehr junge Menschen fürs Gründen und schaffen erste Kontaktpunkte“, sagt Franziska Teubert, Geschäftsführerin beim Startup-Verband.

Potenziale heben – die Startup-Gründung als Chance

Ein weiterer relevanter Aspekt sind die wirtschaftlichen Ressourcen: 70 Prozent der befragten Gründer:innen, deren Eltern selbst Unternehmer:innen sind, geben an, dass sie sich in schwierigen Situationen auf finanzielle Unterstützung ihrer Eltern verlassen können. Das gleiche gilt immerhin für 57 Prozent der Gründer:innen mit Beamteneltern. Bei Kindern aus Arbeiterfamilien beträgt der Wert nur noch 14 Prozent.  Zudem haben Gründer:innen mit Unternehmereltern (63 Prozent) häufiger als ihre Pendants aus Arbeiterfamilien (46 Prozent) externes Kapital eingesammelt – und beschäftigen im Mittel etwa doppelt so viele Mitarbeitende.

Doch so unterschiedlich die Startpositionen sind, zeigt sich bei den Befragten auch eine klare Parallele: Unabhängig von der sozialen Herkunft wollen neun von zehn Gründer:innen nach der aktuellen Gründung wieder ein Startup aufbauen. Auch beim Thema Mindset und der Bereitschaft, groß zu denken, zeigen sich zwischen den Gruppen kaum Unterschiede. „Erfolgreiche Startups sind also ein Hebel, um mehr Chancengerechtigkeit in der Wirtschaft zu schaffen“, sagt Scheerer.

Zusatzinformationen:

Für die Studie „Startups und soziale Herkunft – Was Gründer:innen prägt und antreibt“ der Bertelsmann Stiftung und des Startup-Verbands wurden 1.800 Gründer:innen befragt. Der seit 2012 jährlich durchgeführte Start-up Monitor (DSM) wurde hierzu in der Befragungswelle 2023 um Fragen zur sozialen Herkunft ergänzt.

Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung




Klimawandel begreifen und gemeinsam handeln

StiftungKinderforschen_klimawandel

Fortbildung für Kinder und pädagogische Fachkräfte soll Kompetenz schaffen

Wenn Kinder fragen, wo im Winter der Schnee bleibt oder warum der See hinter der Kita fast ausgetrocknet ist, dann suchen Pädagoginnen und Pädagogen oft nach der richtigen Antwort. Wo sollen sie anfangen? Wie können sie mit Kindern über den Klimawandel sprechen, ohne sie zu überfordern? Hier setzt die Fortbildung der Stiftung Kinder forschen an. Sie soll Pädagoginnen und Pädagogen einen Einstieg ins Thema bieten und zeigen, dass Veränderungen im Kleinen und direkt in ihren Einrichtungen beginnen können.

Über den Klimawandel sprechen

Die Frage, wie pädagogische Fachkräfte mit Kindern über den Klimawandel sprechen können, greift die Fortbildung auf. Sie soll sich am Alltag der Kinder orientieren. Dies erklärt die Stiftung anhand eines Beispiels: „Wenn Kinder merken, dass es dem Hund im Sommer zu warm ist, Vögel kein Futter finden oder ihr Lieblingsbaum seine Blätter verliert, machen sie sich oft Sorgen und wollen helfen.“ Die Pädagoginnen und Pädagogen sollen lernen, die Gefühle der Kinder aufzugreifen und gemeinsam mit ihnen Klimaschutz zu gestalten. Sie erfahren auch, wie sie in ihren Einrichtungen besser mit Starkregen und Hitze umgehen können, und was sie für ihre pädagogische Arbeit aus der Tierwelt lernen können.

Kitas zu Lernorten für nachhaltiges Handeln machen

Die neue Fortbildung ist ein weiterer Schritt, mit dem die Stiftung Kinder forschen dazu beitragen will, dass Kitas, Horte und Grundschulen zu Orten werden, an denen Kinder Antworten auf ihre Fragen finden und auf künftige Herausforderungen vorbereitet werden. „Was macht der Schneehase ohne Schnee? Klimawandel begreifen, gemeinsam handeln“ ist im Rahmen des Projekts Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, Kitas, Horte und Grundschulen dabei zu unterstützen, zu Lernorten für nachhaltiges Handeln zu werden. Denn wo beginnt die Zukunft, wenn nicht in der Kita? Unter stkf.site/fortbildung-klimawandel finden Pädagoginnen und Pädagogen mehr Infos zur neuen Fortbildung und Buchung. 

Quelle: Mitteilung Stiftung Kinder forschen