Videos, die sich an – mögliche – Täter wenden:
Mit einem eigenen Youtube-Kanal gehen die Männerberatung der AWO Werra-Meißner und das Institut NoMos neue Wege im Kampf gegen Häusliche Gewalt.
„Der ist doch noch so klein, der kriegt doch gar nichts mit“, „die haben doch geschlafen“, „die Kinder waren in einem anderen Zimmer“ – das sind typische Verharmlosungsstrategien, wenn es um Kinder geht, die in Familien leben, in denen Gewalt ausgeübt wird. Dabei geht es nicht immer um Schlagen, Treten, an den Haaren ziehen oder auf den Boden stoßen. Häusliche Gewalt äußert sich auch in schreien, beleidigen, demütigen, bedrohen.
„Die Kinder wissen genau, was passiert“, sagt Ralf Ruhl, Männerberater der AWO im Werra-Meißner-Kreis. „Sie erleben die Spannung zwischen den Eltern, die Aggression – und auch die Angst.“ Insbesondere die Angst eines Elternteils übertrage sich auch auf die Kinder. „Die wollen ja, dass ihre Familie ganz und heil bleibt“, so Robert Moos, TäterInnenberater beim Institut NoMos. Deshalb würden sie sich immer wieder zwischen das streitende Paar stellen und somit oft selbst zur Zielscheibe der Gewalt.
Verantwortung für Taten und Gefühle übernehmen
Moos und Ruhl wenden sich mit ihren Videos bewusst an – potentielle – Täter. Während der Corona-Pandemie konnte ihre Gruppe „Verantwortungstraining für Männer“ nicht stattfinden. „Da haben wir uns gedacht, die Männer sind sehr oft im Internet unterwegs. Aber ein Angebot für Täter gibt es da noch nicht“, so erklärt Ruhl den Beginn des Projekts. „Verantwortungstraining“ nennen sie ihr Angebot. Denn sie wollen, dass Männer – und die stellen immer noch 80 Prozent der Täter beim Delikt Häusliche Gewalt – Verantwortung für ihre Taten und ihre Gefühle übernehmen.
„Wir verurteilen die Tat, nicht den Täter“, sagt Ruhl. Und Moos ergänzt: „Wir wollen wissen, was einen Mann dazu bringt, seiner Frau und seinen Kindern Schaden zuzufügen. Und das, obwohl er behauptet, dass er sie liebt, dass sie für ihn das Wichtigste auf der Welt seien.“
Verhaltensänderung beginnt mit einem Entschluss – eben das Verhalten ändern zu wollen. Ruhl und Moos bieten in ihren Videos nützliche Tools, wie das Krisenthermometer und den Notfallplan. Sie erläutern, was passiert, wenn die Polizei kommt und wie eine Paardynamik entsteht, die Gewalt befördert. Wer es ernst meint damit, seine Kinder gewaltfrei erziehen zu wollen, aber Schwierigkeiten hat, seinen Zorn im Zaum zu halten, der findet in diesen Videos Anleitung und Unterstützung.
Heiner Wacker
Link zum Videokanal Täterberatung Häusliche Gewalt:
Link zum Video Kinder und Häusliche Gewalt:
Link zum Video mit dem Schulsozialarbeiter Manuel Schwab:
Weitere Infos zum Thema Gewalt häusliche Gewalt finden Sie in unserem Bericht über die Studie von UNICEF. In einem anderen Beitrag berichteten wir auch über das neue Video von UNICEF zum Thema Gewalt gegen Kinder.