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Online-Veranstaltung „Systemsprenger*innen – Ein Hilfeschrei?!“

Zum sozialpädagogischen Fachtag 2020 in St. Pölten:

Eben hat online der sozialpädagogische Fachtag stattgefunden. Die gemeinsame Veranstaltung der Fachhochschule St. Pölten und des Sozialpädagogischen Betreuungszentrums Schauboden widmete sich den Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Feld der Sozialpädagogik.

Systeme nicht für alle geeignet

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen müssen sich immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen, dass Systeme offensichtlich nicht für alle Kinder und Jugendliche geeignet sind. Auswirkungen und massive Probleme in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben, sowie Betreuungsabbrüche und Exklusion sind die Folge. Häufig ist die Rede von sogenannten „Drehtür-Klient*innen“ oder „Systemsprenger*innen“. Wie wir mit diesem Thema umgehen können und wie die Betreuung von Kindern und Jugendlichen am besten sichergestellt werden kann, war Thema des sozialpädagogischen Fachtags 2020.

Ziel: Gewährleistung des Kindeswohls

„Die Herausforderungen und die Ressourcen, die diese Kinder und Jugendlichen aufzeigen, können aber von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung von Angeboten und Strukturen sein. Ziel ist die Gewährleistung des Kindeswohls in allen Facetten“, sagt Christine Schmid, Leiterin des Lehrgangs Sozialpädagogik an der FH St. Pölten.

„Im SBZ Schauboden haben wir oft mit Kindern und Jugendlichen zu tun, bei denen wir mit der Betreuung in sozialpädagogischen Wohngruppen an Grenzen stoßen. Neue kreative, individuell angepasste Betreuungsformen, die eine positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ermöglichen, zu finden, ist unsere tägliche Herausforderung. Ein fachlicher Austausch mit Kolleg*innen aus unseren und anderen Fachbereichen ist für eine qualitative Betreuung unumgänglich“, erläutert Sabine Sommerer, die Direktorin des SBZ Schauboden.

Eingehen auf Jugendliche, die Hilfe ablehnen

Eine Keynote zur Veranstaltung hielt Wolfgang Hagleitner vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck zum Thema „Systemsprenger*innen – Symptomträger der Kinder- und Jugendhilfe?“. Er stellte die Frage, wie das System der Kinder- und Jugendhilfe auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wirkt. Hagleitner präsentierte dazu Ergebnisse einer Untersuchung von SOS Kinderdorf und Pro Juventute zu Eintritts- und Austrittsalter sowie der Verweildauer in der stationären Erziehungshilfe. Davon leitete Hagleiter mögliche Folgen dieser Entwicklungen für die sozialpädagogische Arbeit und für das System der Kinder- und Jugendhilfe ab.

Damit wir hilfreich sein können

Beate Huter und Michael Nesler vom Kinderdorf Vorarlberg hielten die zweite Keynote zu „Was es braucht, damit wir hilfreich sein können. Kreative Settings und mentalisierende Haltung in der Arbeit mit Teams und komplexen professionellen Netzwerken rund um schwer zu erreichende Kinder und Jugendliche“.

Sie präsentierten, wie die Arbeit mit schwer zu erreichenden Klient*innen die Fachpersonen, Teams und Organisationen vor große Herausforderungen stellt. Huter und Nesler zeigten unter anderem, wie öffentliche und private Kinder- und Jugendhilfe variable, kreative und individuelle Rahmen schaffen kann, um Jugendliche zu erreichen, die Hilfe ablehnen, und wie auf deren Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Praxis, Forschung, Austausch

Der sozialpädagogische Fachtag bot neben den Inputs auch Austausch zum Thema und Kontakte ins zukünftige Forschungsfeld. So stellte er den Start eines Lehrforschungsprojektes vor: 26 Studierende des Masterlehrgangs Sozialpädagogik forschen bis 2022 zu Themen wie Best-Practice-Beispielen aus dem In- und Ausland, Umgang mit Extremsituationen im sozialpädagogischen Alltag sowie innovativen Ideen und Instrumenten rund um dieses Phänomen.

Mehr als 300 TeilnehmerInnen nahmen am sozialpädagogischen Fachtag teil, darunter unterschiedliche Berufsgruppen, VertreterInnen von Praxis-Einrichtungen, sozialpädagogischen Initiativen, verschiedenen Ausbildungseinrichtungen und EntscheidungsträgerInnen sowie FördergeberInnen. Damit erfüllt der Fachtag neben der inhaltlichen Auseinandersetzung auch eine wichtige Funktion für Sinne von Austausch und Vernetzung zum Thema.

Die Ergebnisse des Fachtags sollen Thema einer Folgeveranstaltung im Jahr 2022 sein.

Über die Fachhochschule St. Pölten

Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung zu den Themen Medien, Wirtschaft, Digitale Technologien, Informatik, Security, Bahntechnologie, Gesundheit und Soziales. 26 Studiengänge und zahlreiche Weiterbildungslehrgänge bieten ca. 3400 Studierenden eine zukunftsweisende Ausbildung. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt zu den oben genannten Themen sowie institutsübergreifend und interdisziplinär. Die Studiengänge stehen in stetigem Austausch mit den Instituten, die laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickeln und umsetzen.

Über das SBZ Schauboden

Das Sozialpädagogische Betreuungszentrum Schauboden ist eines von sechs Betreuungszentren des Landes Niederösterreich und bietet in der Region Scheibbs, Melk, Amstetten und St. Pölten eine Vielzahl an verschiedenen Betreuungsformen für Kinder/Jugendliche und Mütter bzw. Väter an. Das Angebot umfasst sozialpädagogisch-inklusive Wohngruppen, teilstationäre Gruppen (Betreuung von Mo. – Fr.), Mutter-Kind-Wohnen, die Brücke – ein Zentrum für Krisenintervention und Abklärung, sozialpädagogische Kleingruppen für vier oder auch sechs Kinder und eine Wohngruppe mit dem Schwerpunkt der tiergestützten Pädagogik. Insgesamt betreut das SBZ Schauboden derzeit 111 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren.

Quelle: Mark Hammer FH St. Pölten

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