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9 % des Kita-Personals fehlt eine entsprechende Ausbildung

Weniger Bildungsmöglichkeiten, mehr Betreuung durch Laien

Viele Eltern in Deutschland erleben gerade unmittelbar die Auswirkungen der fehlenden Fachkräfte: Immer mehr Kitas reduzieren die Betreuungszeiten oder bieten zeitweise nur eine Notbetreuung an. Vor dem Hintergrund fehlender pädagogischer Fachkräfte in Kitas werden die sogenannten Fachkräftekataloge in einigen Bundesländern deutlich erweitert. Diese setzen die Qualifikationsanforderungen für die pädagogische Arbeit fest. Ziel ist es, mehr personelle Ressourcen in die Kitas zu bringen.

In einigen Bundesländern dürfen nun beispielsweise auch Logopäden und Geburtshelfer ohne die spezifische, fachschulische Ausbildung für die Arbeit mit Kita-Kindern als pädagogische Fachkraft in einer Kita arbeiten. Der Indikator „Qualifikationsniveau des pädagogischen Personals in Kitas“ im Ländermonitor gibt Auskunft über das Ausbildungsniveau der Fachkräfte.

Die Aufweichung des Fachkräfteangebots steht dabei im Zusammenhang mit dem Personalmangel in Kitas und verhält sich doch konträr zum Anspruch, gute pädagogische Arbeit leisten zu wollen. Eine Studie, die ebenfalls in Kooperation zwischen Bertelsmann Stiftung und FernUni entstanden ist, zeigt die Auswirkungen des Personalmangels auf das pädagogische Handeln: Weniger Bildungsmöglichkeiten für die Kinder, mehr reine Betreuung – unter Aufsicht zunehmend pädagogischer Laien.

Abhängig von der Mitarbeit der Auszubildenden

Hatten 2012 noch 94,1 Prozent des pädagogischen Personals in Kitas (inklusive Horte) einen fachlichen Berufsabschluss (Ausbildung oder Studium), so sind dies zum 1. März 2022 nur noch 90,9 Prozent. Hingegen steigt im selben Zeitraum der Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung sowie von Personen, die sich aktuell noch in der Ausbildung befinden von 5,9 Prozent auf 9,1 Prozent. In Berlin ist dieser Anteil besonders stark von 6,5 Prozent (2012) auf 16,1 Prozent (2022) gestiegen. Die Anzahl der Personen in Kitas (inklusive Horten), die sich aktuell in Ausbildung befinden, hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Waren 2012 noch 3,4 Prozent der Beschäftigten Auszubildende, sind es 2022 6,8 Prozent. Das pädagogische Berufsfeld der frühen Bildung ist damit zunehmend von der Mitarbeit und Unterstützung ihrer Auszubildenden abhängig.

Das Hauptmotiv, sich für den anspruchsvollen Beruf Erzieherin oder Erzieher zu entscheiden, ist noch immer in erster Linie die Freude an der Arbeit mit Kindern. „Damit diese Motivation in der praktischen Arbeit nicht auf der Strecke bleibt, braucht es gute Arbeitsbedingungen und verlässliche Strukturen. Dazu gehören auch Kolleginnen und Kollegen, die die gleichen Fachkompetenzen vorweisen, so dass nicht zusätzliche Belastungen durch die Anleitung der fachfremd Tätigen entstehen“, sagt Prof. Dr. Julia Schütz, Leiterin des Lehrgebiets Empirische Bildungsforschung. „Hierfür braucht es einerseits eine gute Fachberatung sowie andererseits unbedingt Fort- und Weiterbildungsangebote.“

Weitere Informationen: https://www.laendermonitor.de/de/startseite

Carolin Annemüller, FernUniversität in Hagen

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